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(1)WISSENSCHAFTLICHE NACHRICHTEN BERICHT über die Mitgliederversammlung der DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT am 27

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WISSENSCHAFTLICHE NACHRICHTEN

BERICHT

über die Mitgliederversammlung der

DEUTSCHEN MORGENLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT

am 27. Juni 1954 in Köln

Die Sitzmig wird iun 14 Uhr 16 im Übungsraum des Orientalischen Semi¬

nars der Universität durch den Ersten Vorsitzenden, Herm Professor Dr.

Erkst WAiiDSOHMiDT, eröffnet. (Teilnehmerliste: Anlage 1).

Zu ProtokoUführem werden die Herren Dr. Anton Schall und Dr. Ewald

Wagner bestimmt.

Der erste Vorsitzende gedenkt des am 6. November 1953 in Wuppertal-

Barmen verstorbenen Mitglieds Dr. med. Franz van Schrick.

Hierauf erstatten der Erste Geschäftsführer, Privatdozent Dr. Hans R.

Roemer, und für den Schatzmeister Dr. Grebe den Bericht des Vorstandes

(s. Anlage 2) und den Kassenbericht (s. Anlage 3). Die Kassenbücher und

Rechnungsbelege sind von den Rechnungsprüfem, den Herren Professor

Dr. Eugen Ludwig Rapp und Dr. Heribert Horst geprüft und in Ord¬

nung befimden worden. Die Versammlung erteüt dem Vorstand einstünmig

die Entlastung.

Die Mitgliederversammlung beschließt emstimmig, den Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1955 auf DM 40.— festzusetzen.

Auf Veranlassung des Auswärtigen Amtes hat der Vorstand die Zusam¬

menstellung der deutschen Delegation für den in der Zeit vom 21. bis 28.

August 1954 bevorstehenden XXIII. Internationalen Orientalistenkongreß

in Cambridge übemommen. Professor Dr. Scheel berichtet über Verhand¬

lungen, die er als deutscher Delegierter der Union Internationale des Orienta¬

listes mit der Kongreßleitung üi Cambridge geführt hat.

Der auf das Jahr 1955 verschobene 13. Deutsche Orientalistentag wird

voraussichtlich vom 4. bis 6. August 1955 in Hamburg stattfinden. Als Leiter

der Fachgrappen werden nach Möglichkeit Hamburger Fachvertreter vor¬

geschlagen, im übrigen wird deren Wahl dem Vorstand anheimgestellt.

Der Vorstand hat an das Finanzamt Mamz den Antrag gesteht, der DMG

den Charakter einer gemeinnützigen Vereinigung zuzuerkennen. Um der zu¬

sagenden Antwort des Finanzamtes Wirkung zu verleihen, wird einstimmig

beschlossen, in § 7 den Absatz 2 der Satzung wie folgt neu zu fassen: „Bei

der Auflösung der Gesellschaft fällt das verbleibende Vermögen der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz zu".

Da sich mehrere Bestimmungen der Satzung als unpraktisch erwiesen

haben, empfiehlt der Vorstand die Bildimg einer Kommission zm Neufassung

der Satzung. Die Mitglieder der Kommission soUen dmch den Vorstand be¬

stimmt werden. Ein neuer Satzungsentwmf soll der Mitgliederversammlung 1955 zur Beschlußfassung vorgelegt werden.

Die Mitgliederversammlung 1955 wird im Zusammenhang mit dem Deut¬

schen Orientalistentag abgehalten werden. Das Datum setzt der Vorstand fest.

35 ZDMG 1Ü4/2

(2)

Herr Dr. Voigt berichtet über die Auswirkung der im vorigen Jahr be¬

züglich des Orientalischen Lesesaals gefaßten Entschließung. Die Versamm¬

lung beschließt, ihre Empfehlungen zu wiederholen.

Entsprechend dem Beschluß der vorjährigen Mitgliederversammlimg

sind dmch ein Rundschreiben Erhebungen über in Arbeit befindliche orienta¬

hstische Dissertationen angestellt worden. Die eingegangenen und noch ein¬

gehenden Meldungen werden in den nächsten Heften der Zeitschrift veröf¬

fentlicht werden. Es ist angeregt worden, auch solche Dissertationen in die Berichterstattung einzubeziehen, die bereits abgeschlossen aber noch nicht veröffentlicht sind. Die Mitgliederversammlung ist damit einverstanden, ermächtigt aber den Geschäftsführer, diese Bekanntgabe mit anderweitigen Veröffentlichimgen abzustimmen.

Der Geschäftsführer gibt bekannt, daß auch in diesem Jahre zwei Sti¬

pendien von Jahresdauer für das Studium an der Universität Teheran zur

Verfügung gestellt worden sind. Bewerbungen nimmt der Deutsche Akade¬

mische Austauschdienst in Bonn entgegen.

Herr Dr. Voigt fragt an, ob die Gesellschaft damit einverstanden sei, daß

die Bearbeitung wissenschaftlicher Nachlässe deutscher Orientalisten dmch

ausländische Gelehrte erfolge. Diese Frage soll von Fall zu Fall entschieden werden.

Professor Dr. Spies teilt mit, daß die Iran Society um die Mitarbeit deut¬

scher Gelehrter an einer von ihr geplanten Avicenna-Festschrift gebeten

habe. — Schluß der Versammlung 15 Uhr 45.

Anlage 1

Liste der Teilnehmer an der Mitgliederversammlung

Bonn: W. Caskbl, W. Hoenebbach, O. Kabow, M. Lappeb, O. Spies.

Frankfurt a. M.: H. Ritter. Göttingen: E. Waldschmidt. Hamburg: A.

Kxingenheben, W. Schubbino. Heidelberg: A. Falkenstein. Köln: H.

Kindebmann, E. Peitsch, E. Wagner. Mainz: E. Lüddeckens, H. Roe¬

mer, H. Scheel. Marburg: W. Voigt. Münster: F. Taeschner. Tübingen:

E. Kümmerer, A. Schall. Wiesbaden: W. Dorn, P. Grebe, F. Steineb.

Wuppertal: E. MIohel.

Anlage 2

Bericht des Vorstandes

Die Zahl der Mitglieder hat sich im Jahre 1953 nahezu auf der gleichen

Höhe wie im Vorjahre gehalten. Sieben Mitgheder sind verstorben, 2 aus¬

getreten und zehn neu hinzugekommen.

Der Absatz der Zeitschrift war auch 1953 befriedigend. Freilich haben

noch eine Reihe von Mitgliedern ihre Beiträge aus früheren Jahren zu ent¬

richten. Im Mai 1953 wurde das erste Heft des 103. Jahrganges der Zeitschrift

herausgegeben und im November das zweite. Das erste Heft des 104. Jahr¬

ganges ist im Mai versandt worden und das zweite wird im Herbst erscheinen können.

Leider war es nicht möglich, den erhofften Fortschritt bei den Abhand¬

lungen für die Kunde des Morgenlandes zu erzielen. Es wurden zwar mehrer©

(3)

Wissenschaftliche Nachrichten *7*

Anträge eingereicht, diese sind bis zur Stmide nooh nicht entschieden. Doch

ist nach Auskunft der Forschimgsgemeinschaft in den nächsten Wochen mit

einer Entscheidung zu rechnen.

Dagegen ist ein neuer Band der Bibliotheca Islamica, nämhch Teil 3 des

Biographischen Lexikons von a§-Safadi, herausgegeben von Sven DEDEaiNG,

fertiggeworden, und zwar dank einer Zuwendung des Schwedischen Huma¬

nistischen Fonds. Ein neuer Band, nämhch das Kitäb al-hikäyät al-'aglba wal- ahbär al-garlba, dessen Bearbeitung seinerzeit Alexander von Bulmerincq,

ein Schüler von Geheimrat Littmann, übemommen hatte, wurde von Pro¬

fessor Wehr für den Dmck vorbereitet und wird ebenso wie das vorgenannte

Werk zm Zeit in Damaskus gedruckt. Zu den Herstellungskosten hat die

Deutsche Forschungsgememschaftschaft emen Zuschuß gezahlt.

Der Generalindex zu Band 1—100 der ZDMG befindet sich ebenfalls ün

Dmck. Seme Drucklegung ist dmch eme namhafte Beihife der Kultmab-

teilimg des Bundesmmistoriums des Innem möglich geworden.

Der Erste Geschäftsführer berichtet über seine Verhandlungen über die

von der vorjährigen Mitgliederversammlung beschlossenen Anregimg, von

der Neuauflage der Enzyklopädie neben der französischen und der englischen auch eine polyglotte Ausgab© herzustellen. Im Protokoll der 3. Versammlung

des Direktionskomitees der Enzyklopädie des Islams, die am 24. und 25.

Sept©mber 1953 in Madrid stattgefunden hat, heißt es: ,.Le Comitö de

Direction d© l'Eucyclop6di© de ITslam, dans sa seance tenue ä Madrid le 25

septembre 1953,

Apres avoir pris connaissance de la correspondance 6chang6e entre le Prof.

Gibb et la Deutsche Morgenländische Gesellschaft (D.M.G.); apres avoir

entendu l'expos^ du Dr. Roemer, mandate ä cet effet par le Comit6 de

Direction de la D.M.G.;

Tout en appröciant les arguments avanc6s du seul point de vue scientifique au sujet du projet d'une Edition polyglotte de rEncyclop6die de l'Islam;

Considere :

1". Que la realisation d'un tel project soulöverait de graves difficultes du point de vue redactionel ;

2". Qu'elle apporterait un trouble certain dans le fontionnement finan¬

cier actuel de l'entreprise ;

3". Que recoulement d'une edition polyglotte, venant s'ajouter aux deux editions anglaise et fran9aise, serait fort difficile du point de vue editorial,

N'est pas d'avis en consequence d'accepter le projet de I'edition polyglotte propose par la D.M.G."

Wegen der Neuausgabe des AuFRECHTschen Rigveda-Textes sind Ver¬

handlungen angeknüpft worden. Auf eme Subskriptionsanfrage haben sich

aber nur 55 Interessenten gemeldet. Es soU versucht werden, durch eine neue Rundfrage weitere Subskribenten zu gewinnen.

In Cambridge wird die Lidzbarski-MedaiUe an einen verdienten Orientah¬

sten vergeben werden. Außerdem wird dann ein Thema für eine Preisauf¬

gabe bekanntgegeben werden, für die bei dem darauffolgenden Internatio¬

nalen Orientalistenkongreß die Lidzbarki-Medaille verliehen werden wird.

35*

(4)

Anlage 3

Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben 1953

EENNAHMEN DM Pf.

Stand vom 31. 12. 1952 6.844,42

Gesellschaftsfonds 1949—1952 3.146,—

In Rechnung gestellte Beiträge 9.029,40

Erlöse Buchverkauf üb. d. Sort.

ZDMG 10.743,70

Sonstige Veröffentlichungen 1.433,— 12.176,70

Zuwendungen Dritter für:

ZDMG 103/1 4.000,—

ZDMG 103/2 4.000,—

Neißer 1.550,—

von Grunebaum-Bericht 500,—

Karagöz 34.550,— 44.600,—

DM 75.796,52

AUSGABEN DM Pf.

Herstellungskosten

ZDMG 103/1 8.856,60

ZDMG 103/2 8.296,30

Neißer 2.643,10

von Gnmebaum-Bericht - 1.241,07

Karagöz .34.536,46 55.573,53

Porti 1.127,77

Reisespesen 224,74

AUgemeine Unkosten 1.218,85

Ankauf von Vorkriegsnmnmem der ZDMG 18,—

Rückzahlung an die DFG (für 1952) 355,—

Rückstellung für DFG (spätere Jahre) 6.581,50

Bestand 10.697,13

DM 75.796,52

(5)

BERICHT über den

XXIII. INTERNATIONALEN ORIENTALISTEN-KONGRESS

in Cambridge

Der XXIII. Intemationale Orientalistenkongreß, der vom 2L bis 28. Aug.

1954 unter dem Patronat I. M. Königm Elisabeths II. m Cambridge tagte,

vereinigte über 900 Teilnehmer aus etwa vierzig Ländem imd war nach Aus¬

führungen, die sein Präsident in der Eröffnungssitzung machte, seit 1928 die erste Tagung dieser Art, bei der wieder Gelehrte aus allen Kultmnationen des

Westens und des Ostens zu gemeüisamer Arbeit zusammen gekommen

waren.

Präsident des Kongresses war Sm Ralph Tuenbb, der Vorsitzende der

Royal Asiatic Society undDüektor der School of Oriental and African Studies Ln London. Das Organisationskomitee stand unter der Leitung des Cambridger

Indologen Professor H. W. Bailey. Generalsekretär war Professor D. Sinob.

An dem Kongreß nahm eine starke deutsche Delegation teil, an deren

Spitze die Professoren Ritteb (Frankfmt) und Falkenstein (Heidelberg)

standen. Diese beiden Herren und Professor Scheel wurden m das Konsul¬

tativkomitee gewählt.

Für die Abwicklung des wissenschaftlichen Progranuns waren die folgen¬

den Fachgruppen gebildet worden:

I. Ägyptologie (Leitung: S. R. K. Glanville), II. Semitistik (Leitung: D. Winton Thomas), III. Assyriologie (Leitung: C. J. Gadd),

IV. Iranistüc, Armenisch, Zentralasien (Leitung: W. B. Henning), V. -A.ltaistÜ5; (Leitung: Sm Gebabd Clauson),

VI. Tmkologie: Geschichte (Leitung: Bbbnabd Lewis),

VII. Indologie (Leitung: H. W. Bailey),

VIII. Femer Osten (Leitung: W. Simon),

IXa. Islamkunde: Sprachen, Literatur, Kunst (Leitung: A. J. Abbebby),

IXb. Islamkunde: Geschichte, Religion (Leitung: Sie Hamilton Gibb),

X. Orient — Okzident, Christlicher Orient (Leitung: D. Sinoe), XI. Afrüianistik (Leitung: M. Guthbde).

Gegenüber den angekündigten Vorträgen, nahezu vierhundert an der Zahl,

befand sich der einzehie Kongreßteihiehmer in emer schwierigen Lage. War

sein Fach etwa die Islamkunde, so wmde sein Interesse fast regelmäßig von

zwei gleichzeitig stattfindenden Vorträgen in Anspruch genommen. Da für

seine Arbeit aber auch Sprachen und Geschichte der türkischen und der

iranischen Völker sowie manches aus den Gebieten der Semitistik, des christ¬

lichen Orients und der Afrikanistik Bedeutung haben, war die Zahl der Kolli¬

sionen nahezu unübersehbar. Ohne Frage ging es den Vertretem anderer

Fachgebiete nicht viel besser. Da die gegebene Situation wenigstens teilweise

mit der Spezialisierung der Forschung zusammenhängt, ohne die in unseren

Tagen ein Fortschritt der Wissenschaft nicht möglich ist, besteht keine

Hoffnung auf eine in jeder Hinsicht befriedigende Lösung des Problems.

Trotzdem sollten die Veranstalter künftiger Orientalistentage sorgfältig nach

(6)

Möglichlceiten sinnen, den üblichen embarras de richesse in sinnvollere

Bahnen zu lenken. Vielleicht kormten die Cambridger Diskussionsabende zu

den Themen Die Rolle der Bibliothek in der Orientalistik (Leitung: J. D.

Pearson) sowie Oeschichte und Orientalistik (Leitimg: C. H. PmLiPs) als

Ausgangspunkte dafür dienen.

Bei Gelegenheit des Kongresses fanden zwei Sitzungen der Union Inter¬

nationale des Orientalistes statt. Als Nachfolger des verstorbenen Präsidenten

Duyvendak wurde Professor K. Gr0nbech (Kopenhagen) gewählt. Die

Versammlung nahm die Berichte über den Fortgang der von der Union unter¬

stützten Unternehmungen entgegen. Leider mußte bekaimt gegeben werden,

daß die Subventionen aus Mitteln der unesco zum Teü beträchtlich hinter

den Ansätzen zurückbleiben, die auf der letzten, im September 1953 in Paris

abgehaltenen Sitzung gemacht wurden. Die Kommission für Arabische Lexi¬

kographie, die zu diesen Unternehmungen gehört, hatte in Cambridge eine

Sitzung ihrer Mitglieder anberaumt und faßte Beschlüsse über die künftige

Arbeit. Einzelheiten darüber werden in einem Bericht von Dr. Jörg Krae¬

mer enthalten sein, der im nächsten Bande dieser Zeitschrift erscheinen soll.

Auch die Kommission für den Grundriß der Türkischen Philologie (Philolo-

giae Turcicae Fundamenta), ein weiteres Unternehmen der Union, trat zu¬

sammen und nahm einen Bericht über den Stand der Arbeiten entgegen, der

gedruckt vorliegt, inzwischen an interessierte Fachgenossen versandt worden ist und auch noch bei der Geschäftsstelle der DMG angefordert werden kann.

Aus diesem Bericht ergibt sich, daß mit der Drucklegung des ersten, die

türkischen Sprachen betreffenden Bandes des auf drei Teile berechneten

Werkes in absehbarer Zeit wird begonnen werden können.

Von den Entschließungen, die in der Schlußsitzung des Kongresses ange¬

nommen wurden, galt eine der Unterstützung eines von M. Plessner

(Jerusalem) empfohlenen Vorhabens zm Katalogisierung der arabischen Hand¬

schriften medizinischen und naturwissenschaftlichen Inhaltes, eine andere der von F. Gabbieli (Rom) beantragten Förderung einer Idrisi-Oesamtausgabe,

deren Plan zm Zeit den zuständigen Behörden von Sizilien vorliegt. Die von

Professor Dbiveb (Oxford) gemachte Mitteilung, daß die Lidzbarski-Medaille

1954 dem Nestor der Semitistik Carl Brockelmann (Halle) verliehen und

für den nächsten Internationalen Orientalistenkongreß eine Preisaufgabe

ausgeschrieben werde, fand den Beifall des versammelten Plenums (vgl. im

übrigen die unten folgende Ausschreibung). Die Einladung der Deutschen

Morgenländischen Gesellschaft, den XXIV. Internationalen Orientalisten¬

kongreß 1957 in Deutschland, und zwar in einer der drei Städte Frankfurt,

Hamburg oder München, abzuhalten, wurde einstimmig angenommen.

Aus Anlaß des Kongresses hatten die Universitätsbibliothek orientalische

Handschriften, das Fitzwilliam-Museum chinesische Gemälde und das Public

Records Office zu London Dokumente in orientalischen Sprachen ausgestellt.

In der Examination Hall der Arts Schools, die die Büros des Kongresses auf¬

genommen hatte, war eine umfangreiche Ausstellung orientalistischer Ver¬

öffentlichungen englischer und ausländischer, darunter auch deutscher, Ver¬

lage zu sehen, die einen lebhaften Eindruck von dem Aufschwung vermittelte, den das orientalistische Publikationswesen in den letzten Jahren genommen

hat. Die Kongreßleitung hatte den Teilnehmern eine Broschüre mit dem

Titel Orientalism and History, herausgegeben von D. Sinob, sowie eine hoch-

wülkommene Zusammenstellung Oriental Manuscript Collections in the

Libraries of Great Britain and Ireland von J. D. Pearson gewidmet. Der Ver-

(7)

Wissenschaftliche Nachrichten

lag Fbanz Steineb (Wiesbaden) überreichte eine mit seinem neuesten orien¬

tahstischen Verlagskatalog verbundene Festgabe, in der unter dem Titel

Serta Cantabrigiensia eine Anzahl wissenschaftlicher Aufsätze zusammen¬

gefaßt sind.

Bei zahlreichen Empfängen, von denen wir nur diejenigen der König¬

lichen Regierung, des Bürgermeisters von Cambridge, der Orientalischen

Fakultät und der Royal Oriental Society erwähnen, war auch außerhalb der

wissenschaftlichen Veranstaltungen für lebhaften Kontakt unter den an¬

wesenden Gelehrten gesorgt. Der Dank an die Gastgeber für die freundliche Aufnahme und die große Mühe, die sie auf die Vorbereitung des Kongresses

verwandt haben, wird ebenso lebhaft sein wie die Erinnerung an die unver¬

gleichlichen Colleges, in denen die meisten Kongreßteilnehmer Unterkunft

gefunden hatten und die das einzigartige Wahrzeichen der Kongreßstadt

bilden. Hans Robeet Roemee, Mainz

DIE LIDZBARSKI-STIFTUNG ( Preisausschreiben)

Bei der Schlußsitzimg des XXIII. Internationalen Orientalistenkongresses

in Cambridge am 28. August 1954 machte Professor Dbiveb eine Mitteilung

folgenden Inhalts :

Die Lidzbarski-Stiftung hat der Göttinger Semitist Maek Lidzbabski

1928 dmch eine letztwillige Verfügung errichtet, und zwar mit der Zweck¬

bestimmung, daß aus den Zinsen bei den Internationalen Orientalistentagen

das eine Mal eine Goldmedaille an einen verdienten Orientahsten und das

andere Mal eine Geldsumme als Preis für eine zuvor ausgeschriebene wissen¬

schaftliche Arbeit aus dem Gebiet der Semitistik, insbesondere der Religions¬

wissenschaft und Altertumskunde, verliehen werden solle (vgl. ZDMG 89,

S. *9*f.).

Ein Komitee, dem die Verleihung dieser Preise obliegt, wird gebildet aus

je einem Vertreter der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, der So¬

ciety Asiatique, der Royal Asiatic Society und der American Oriental Society.

Es besteht zm Zeit aus den Herren Littmann (DMG), Dhobmb (SA), Dbivbb

(RAS) und Rosenthal (AOS).

Zuletzt ist der Preis auf dem Internationalen Orientalistenkongreß in

Brüssel 19,38 verliehen worden, und zwar Herrn Fbanz Rosenthal für die

Arbeit ,,Die aramaistische Forschung seit Nöldeke". Die Zeitumstände haben

die Auszahlung des Preises an Herm Rosenthal verhindert, obwohl sich

nioht nur Professor Dr. Kahle darum nachdrücklich bemüht hat, sondem

auch später sein Nachfolger in der Geschäftsführung der Deutschen Morgen¬

ländischen Gesellschaft, Professor Dr. Scheel, dieser im Zusammenwirken

mit dem verstorbenen Vizepräsidenten der Preußischen Akademie der

Wissenschaften, Geheimrat Heymann, der in einem längeren Rechtsgut¬

achten dargetan hat, daß der Preis in jedem Falle hätte ausgezahlt werden

müssen. Da die Auszahlung aber nicht erfolgt ist und der dafür bereit ge¬

stellte Geldbetrag durch die Geldentwertung in Deutschland seinen Wert

verloren hat, wurde Herrn Rosenthal mit dessen Einverständnis auf Be¬

schluß des Komitees eine goldene Lidzbarski-Medaille übergeben, die die

Deutsche Morgenländiscbe Gesellschaft beschafft hatte.

(8)

Erst 1946 wurde festgestellt, daß das Kapital insofem einer Änderung unterworfen worden ist, als es sich nicht mehr auf einer Schweizer Bank be¬

findet, sondem durch eine Verwaltungsmaßnahme des Stiftungsvorstandes

in deutschen Wertpapieren angelegt worden ist. Vor kurzem konnte fest¬

gestellt werden, daß der Nominalwert in den Papieren noch vorhanden ist.

Es muß aber noch geprüft werden, ob, in welcher Weise, in welcher Höhe und

zu welchem Zeitpunkt diese Werte wieder realisiert werden können. Bis zur

Klärung dieser Frage wird das Lidzbarski-Komitee bei jedem Internationalen Orientalistenkongreß eine von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

zu beschaffende Goldmedaille verleihen, die in Übereinstimmung mit dem

Stiftimgsstatut das eine Mal einem verdienten Orientalisten und das andere Mal als Preis für eine Preisaufgabe vergeben wird.

Das Lidzbarski-Komitee hat beschlossen, als Preisaufgabe folgendes

Thema bekanntzugeben: Die Sprache und die Literatur der alphabetischen

Texte von Ras Schamra-Ugarit".

Gelehrte, die sich an diesem Wettbewerb beteiligen wollen, werden gebeten,

ihre Arbeiten spätestens drei Monate vor dem nächsten Intemationalen

Orientalistenkongreß an die Geschäftsstelle der Deutschen Morgenländi¬

schen Gesellschaft einzusenden. Die Arbeiten müssen auf einseitig beschriebe¬

nen Blättern mit Schreibmaschine geschrieben sein und dürfen den Namen-

des Verfassers an keiner Stelle enthalten. Sie sind mit einem Kennwort zu

versehen. Dasselbe Kennwort ist auf einem versiegelten Briefumschlag zu

wiederholen, der ein Blatt mit Namen und Anschrift des Verfassers enthält.

Das Lidzbarski-Komitee wird unter Ausschluß des Rechtsweges unter den

eingegangenen Arbeiten diejenige auswählen, deren Verfasser die nächste

goldene Lidzbarski-Medaille verliehen werden soll. An Hand des versiegelten Umschlages wird es feststellen, wer der Preisträger ist und dessen Namen auf

dem XXIV. Intemationalen Orientalistenkongreß bekanntgeben.

In diesem Jahre steht eine Goldmedaille zur Verfügung, die nach den Be¬

stimmungen einem besonders verdienten Orientalisten verliehen werden

kann. Das Komitee hat einstimmig beschlossen, diese Medaille Herrn Ge¬

heimrat Professor Dr. Carl Brockelmann zu verleihen.

Hans R. Roemer, Mainz

DIE PERSISCHE AVICENNA-TAUSENDJAHRFEIER

Abü 'Ah b. Sinä, der Avicenna des Abendlandes, wurde im Monat Safar

370 H., also im Jahre 980 D., geboren und ist 428 H. = 1037 D. gestorben.

Je nachdem, welchen Kalenders man sich bedient, konnte also 1937 sein

900ster Todestag oder 1370 H. = 1950 sein tausendster Gebmtstag begangen

werden. Beide Daten haben den Anlaß zu Gedächtnisfeiern gebildet'. Da der

von Muslimen und Christen, im Abend- und im Morgenland, gleichermaßen

hochgeschätzte Gelehrte und Dichter in Afsana bei Bohärä, dem Heimatort

seiner Mutter, geboren wmde, sein Vater aber aus Balh im Gebiet des heu¬

tigen Afghanistans stammt, da femer seine Werke in arabischer und zum Teil

1 Künftige MögUchkeiten ergeben sich in den Jahren 1980 D. und 1428 H.

= 2007 D.

(9)

Wissenschaftliche Nachrichten *13*

in persischer Sprache geschrieben sind, ergeben sich für seine Würdigung

vielerlei Gesichtspunkte, denen luunittelbarer Zusammenhang mit seinen

geistigen Leistungen nicht ohne weiteres zugebUligt werden kann. Tatsäch¬

lich sind aber manche davon bei den zahlreichen Gedenkfeiern, die in letzter Zeit stattfanden, in den Vordergrund gestellt worden. Zieht man die geistige Welt, der Avicenna angehört, in Betracht, so hat kamn einer davon wirkhche Berechtigung. Avicenna selbst wird sich wohl nicht als Afghane oder Türke, als Araber oder Perser, geschweige denn als Türkmene gefühlt haben.

Die Teheraner Veremigung für die nationalen Altertümer {Angoman-e

äsär-e melli) und das von ihr bestellte Organisationskomi tee imter der tat¬

kräftigen Leitung 'Ali Asqab Hekmats, des derzeitigen persischen Bot¬

schafters in Indien, haben Avicenna Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem sie der persischen Millenarfeier, der jahrelange Vorbereitungen vorausgegangen

waren, den Rahmen einer intemationalen Veranstaltung gaben. Dieser Kon¬

greß, der in der Zeit vom 21. bis 30. AprU 1950 abgehalten wmde, stand unter

der Schirmherrschaft des Staatsoberhauptes, S. M. Mohammad Rezä Schah,

der sich nicht nm in höchsteigener Person an den Veranstaltungen beteUigte,

sondem den Festteihiehmern auch mehrfach den Vorzug persönlicher Unter¬

redung gewährte. Etwa achtzig Gelehrte aus verschiedenen Ländem, dar¬

unter der Sowjetunion, waren zu den Festlichkeiten erschienen und für die

Zeit ihres Verlaufs Gäste der persischen Regierung. Die deutsche Wissen¬

schaft war durch Professor Ritteb (Frankfurt), Professor Aetelt (Frank¬

fmt), den Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für die Geschichte der

Medizm, Professor Rempis (Tübingen) und den unterzeichneten Bericht¬

erstatter vertreten'.

Der Kongreß tagte in der Avicenna-HaUe (Tälär-e Ehn-e Sinä), einem

modernen Gebäude auf dem Üniversitätsgelände. Dort fand auch die Er¬

öffnungsfeier am Nachmittag des 21. April statt, bei der der Ministerpräsi¬

dent, Marschall Fazlolläh Zähbdi, und andere hochgestellte Persönlichkeiten sowie Vertreter der ausländischen Delegation Begrüßungsansprachen hielten.

Exzellenz 'Ali Asgab Hbkmat wurde zum Präsidenten des Kongresses ge¬

wählt und leitete die Arbeitssitzungen, in denen wissenschaftliche Vorträge

über Avicenna oder mit seinem Werk zusammenhängende Themen gehalten

wmden. Die große Zahl dieser Mitteilungen erlaubt ein näheres Eingehen

an dieser Stelle nicht, und es muß auf die geplante Veröffentlichung der

Kongreßakten verwiesen werden. Neben den Vorträgen sah das Programm

zahlreiche Empfänge sowie andere gesellschaftliche und wissensohaftliche Veranstaltungen vor, darunter eine bemerkenswerte Theatheraufführung,

Besuche im Archäologischen Museum, in verschiedenen Bibliotheken, in der

Akademie (Farhangestän) und im Parlament. Die auswärtigen Gäste hatten

auf diese Weise willkommene Gelegenheit, kultmelle Eimichtungen und

Vertreter des persischen Geisteslebens kennen zu lemen und sich über die sie interessierenden Verhältnisse zu unterrichten.

Am 28. April begaben sich die Kongreßteilnehmer im Flugzeug nach

Hamadän, um an der Enthüllung einer Avicenna-Statue, an der Einweihung

eines Avicenna-Mausoleiuns, die der Hofminister Hosbin 'Alä vornahm, und

Besichtigungen historischer Denkmäler teilzunehmen. Am Nachmittag des

' Die beiden zuerst genannten Herren hatten sich eigens wegen des Jubi-

läums nach Persien begeben, während die beiden andern schon seit einiger

Zeit vorher im Lande weilten.

(10)

folgenden Tages fand in Teheran die feierliche Schlußsitzung statt, der abends ein Empfang beim Kultusminister folgte.

Im Zusammenhang mit dem Jubiläum sind teils von der Vereinigimg für

die nationalen Altertümer, teils von anderen Institutionen oder Privatper¬

sonen zahlreiche Bücher über Avicenna, seine Werke und verwandte Themen

herausgegeben worden. Die wichtigsten Titel sind in dem vorzüglichen Be¬

richt aufgeführt, den Ettore Rossi im Oriente Moderno (XXIV [1954], S.

214—224) gegeben hat und der auch noch eine Fülle weiterer Einzelheiten enthält. Eine Reihe dieser Veröffentlichungen wurde den Kongreßteihieh-

mem zum Geschenk gemacht. Dafür, besonders aber für den herzlichen

Empfang, für die großzügige Gastfreundschaft, die unvergleichliche Für¬

sorge und die unvergeßlichen Eindrücke aus einem liebenswerten Land des

Orients sind sie den Veranstaltern und ihrem Volk zu tiefem Dank ver¬

pflichtet. Hans Robert Roemer, Mainz

DIE 17. SITZUNG DER ALL-INDIA ORIENTAL

CONFERENCE IN AHMEDABAD

Die 17. Sitzung der All-India Oriental Conference, die vom 30. Oktober

bis zum 1. November 1953 in Ahmedabad (Gujarat) stattfand, stand unter

der Schirmherrschaft der Universität von Gujarat und anderer wissenschaft¬

licher Institutionen. Präsident war Professor Dr. Suniti Kumar Chatterji,

Sekretäre die Herren Dr. R. N. Dandekar und Dr. V. Raghavan. Mehr als

450 Delegierte aus allen Teilen Indiens nahmen an dem Kongreß teil, außer¬

dem besuchten Gelehrte aus U.S.A., U.K., Deutschland, Japan, Ceylon und

China die Sitzungen.

Der Sprecher des indischen Parlaments Öri G. V. Malavankar eröffnete

die Tagung. Daran anschließend gab der Präsident einen Überblick über die

Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten der Orientalistik in- und außer¬

halb Indiens während der letzten zwei Jahre. In seiner offiziellen Ansprache

behandelte er das Thema The Indian Synthesis, and Racial and Cultural

Inter-mixture in India.

Nach den Eröffnungsreden der Fachgruppenleiter begannen am 31. Ok¬

tober die Vorträge der Teilnehmer in den 15 Sektionen der Konferenz,

nämlich: I. Vedisch, II. Iranisch, III. Klassisches Sanskrit, IV. Islamkunde, V. Arabisch und Persisch, VI. Pali und Buddismus, VII. Prakrit und Jainis¬

mus, VIII. Geschichte, IX. Archäologie, X. Indische Sprachwissenschaft,

XI. Drawidische Sprachen und Kultm, XII. Religion und Philosophie,

XIII. Angewandte Wissenschaften und schöne Kimste, XIV. Geschichte imd

Kultur Rajasthans, XV. Geschichte und Kultur Gujarats. Das Organisations -

komitee brachte einen Sammelband heraus, der kmze Inhaltsangaben sämt¬

hcher Vorträge (mehr als 300) enthält. Die im Laufe eines Jahres zu veröf¬

fentlichenden Kongreßakten sollen die Vorträge im vollen Wortlaut bringen.

Von den deutschen Teilnehmern sprachen Dr. Fischer über Bengalische

Ziegeltempel mit gekrümmtem Dach, Dr. F. R. Hamm über Die Oeschichte des

König Vasu in der indischen Literatur und Dr. G. Roth über Mohanagrha in

Malli-jriätaxmd ia Kautilyas Arthaäästra. — Professor F. Edgerton (U.S.A.)

(11)

Wissenschaftliche Nachrichten *15*

hielt einon öffentlichen Vortrag über Buddhist Hybrid Sanskrit und Professor

P. Sambamootry einen weiteren über die Kundimiyala Music Inscription.

Das Präsidiiun der Konferenz faßte zwei Resolutionen, in deren erster die

mdisehe Regierung aufgefordert wird, eui Zentralmstitut für indische Stu¬

dien zu errichten. Die zweite empfiehlt, die Stehen der Kultmattaches bei den

indischen Missionen im Auslande mit Indologen zu besetzen. Das Exekutiv¬

komitee befaßte sich m einer Resolution mit dem Projekt emer alle zwei Jahre herauszugebenden indologischen Bibliographie.

Für die 18. Sitzung der Konferenz, die gegen Ende des Jahres 1955 ab¬

gehalten werden soll, wählte man Annamalainagar (Südindien) als Tagungs¬

ort. Ihr Präsident wird Dr. S. Radhakrishnan sein, Sekretäre wieder die

Herren Dr. B. N. Dandekar und Dr. V. Raghavan.

Die Gujarat Vidya Sabha veranstaltete anläßlich der Konferenz eine

reichhaltige Handschriftenausstellung, die größtenteils alte Sanskritkodices aus Rajasthan zeigte.

Pbter Gaeffke, Kalkutta

DER AUFBAU DER OSTASIATISCHEN STUDIEN

IN HAMBURG

I. Sinologie

Das im Jahre 1910 — zunächst als Ostasiatisohes Seminar — am Kolonial¬

institut zu Hamburg ins Leben gerufene, dann von der 1919 gegründeten

Universität übernommene Seminar für Sprache und Kultm Chinas mit der

dazu gehörigen ordentlichen Professur für Smologie ist trotz seiner Jugend die älteste Institution dieser Art in Deutschland. Die entscheidenden Gesichts¬

punkte bei der Errichtung der Professur charakterisiert am besten der Be¬

richt des Professoremates am damaligen Kolonialinstitut: Es darf als all¬

gemein bekannt vorausgesetzt werden, daß Ostasien ein Faktor von immer größe¬

rer Bedeutung in der Weltpolitik wird. Auf politischem wie wirtschaftlichem Oebiet erweist es sich als immer wichtiger, die Kräfte zu erkennen, welche die

alten Kulturvölker des femen Ostens bewegen. Das Studium Chinas, der Wiege

der ganzen ostasiatischen Kultur, hört in der Oegenwart auf, eine Domäne welt¬

fremder Philologie zu sein. Es ist eine der großen Aufgaben der Oegenwart, die politische und soziale Entwicklung Ostasiens verstehen zu lernen. Das kann aber nur geschehen durch ein vertieftes Eindringen in das Oeistesleben der ostasiati¬

schen Völker, in ihre religiösen, sittlichen, politischen, philosophischen An¬

schauungen. Der Weg hierzu führt durch das Studium der älteren chinesischen Literatur, welche das Geistesleben auch des modernsten Chinesen beherrscht.

Diese Literatur ist auch für die Erforschung der Geschichte und Kultur anderer Teile Asiens von großer Bedeutung. — Für das Studium der Sinologie handelt es sich in der Oegenwart darum, über die eigentümlichen Schwierigkeiten, welche Schrift und Sprache bieten, hinauszukommen zu einer vertieften, kritischen Er¬

forschung der Kultur und Oeschichte mit den Methoden europäischer Wissen¬

schaft. . . Demgemäß wird die Aufgabe der Professur nicht nur in der Erteilung chinesischen Sprachunterrichts liegen, sondern vor allem in der Erforschung der Literatur und Oeschichte Ostasiens zu suchen sein. Für den zu ernennenden In¬

haber des neuen Lehrstuhls wird das Schwergeuncht zu legen sein, neben der selbst¬

verständlichen Voraussetzung der vollen Beherrschung des klassischen wie des

(12)

modernen Chinesischen, auf die Vereinigung von historischer Forschung mit lebendigem Verständnis für die Vorgänge der Gegenwart^.

Hiermit erhielten die sinologischen Studien in Hambmg von Anbeginn an

eine bestimmte Grundidee ; sie hat sich inzwischen zu einer festen Tradition entwickelt, der alle Inhaber des Lehrstuhles treu geblieben sind, als erster

Otto Franke (1910—1923), daim Alfred Forke (1923—1935), Fritz Jäger

(1935—1948) und schließlich der Berichterstatter seit 1950. Im Unterricht wie in der Forschung sollen das modeme wie das klassische China in gleicher

Weise zu ihrem Rechte kommen. Das moderne China und die Forschungen

modemer chinesischer Gelehrter helfen uns, die Vergangenheit zu begreifen ;

ohne Kenntnis der klassischen Sprache und Kultur ist ein tieferes Verständ¬

nis des heutigen China nicht möglich. Sinologie darf nicht mit klassischer chinesischer Philologie verwechselt werden. Sinologie oder wissenschaftliche

Chinakunde ist aus einer auf China bezüglichen Universalwissenschaft — der

man etwa eine „Europakunde" zm Seite setzen könnte ■— zu einem Sammel¬

begriff geworden, der grundsätzlich Philologie, Geschichte, Geographie, Philosophie, Literatur, Religionswissenschaft, Kunstgeschichte, Archäologie, Rechts- und Staatswissenschaft, Medizin usw., also die meisten Fächer aller Fakultäten vereinigt, soweit sie sich ausschließlich auf China beziehen, das auf eine bis zm Gegenwart kontinuierliche, rund dreitausend Jahre umfassen¬

de kultmelle Entwicklung zmückblickt. Die einzige gemeinsame Grundlage

aller wissenschaftlichen Arbeit auf den zahlreichen Gebieten der Sinologie ist

die Kenntnis der chinesischen Sprache und Schrift. Ihre Erlemung bildet

Grundlage und Hauptbestandteil des sinologischen Studimns^.

Man beginnt natürlicherweise mit der modemen lebenden Sprache, was

heute um so mehr das Gegebene ist, als die bis in die zwanziger Jahre noch

allgemein geschriebene klassische Literatursprache seitdem mehr imd mehr

der geschriebenen Umgangssprache hat weichen müssen, nicht nur in Presse

und Belletristik, sondem auch in der modemen wissenschaftlichen Literatur.

So ist auch bei wissenschaftlicher Arbeit über das China der Vergangenheit

Kenntnis der modemen Umgangssprache für den Sinologen ebenso unerlä߬

lich wie die des Englischen, Französischen und Japanischen. Heute spielt in

China die klassische Schriftsprache nur noch eine dem Lateinischen im Abend¬

lande vergleichbare Rolle. Freilich handelt es sich hier nicht um verschiedene Sprachen, sondern um die gleiche Sprache mit den gleichen Schriftzeichen, aber in einem weitgehend unterschiedlichen Stil. Die Methode, das Studium

mit der modemen Umgangssprache zu beginnen, ist nicht nur in Hamburg

angewandt worden, sondem auch später mit Erfolg in Berlin, wie folgende

Äußerung Otto Frankes zeigt: . . .ich hatte allmählich ein Dutzend ernst¬

hafter Hörer beisammen, mit denen ich auch schwierigere Texte zu beiderseitigem Nutzen lesen konnte. Anfänger pflegte ich für die ersten beiden Semester an das Seminar für Orientalische Sprachen zu verweisen. Sie erhielten dort eine gute Grundlage in dem gesprochenen modernen Chinesisch mit richtiger Aussprache

und leidlichem Wortschatz und konnten sich rasch in Orammatik und Stil der

' W. VON Melle, Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft 1891 1921.

2 Bde., Hamburg 1923/24, 1, 611—612. Cf. auch O. Franke: Die sinologi¬

schen Studien in Deutschland (in Ostasiatische Neubildungen, Hamburg 1911), pp. 369/370.

2 Cf. Herbert Franke: Sinologie (Wissenschaftliche Forschungsberichte, Orientalistik I. Teil), Bem 1953, p. 9.

(13)

Wissenschaftliche Nachrichten *17*

Literatursprache alter und neuer Zeit einarbeiten. Ich halte diesen Weg des

Studiums für natürlicher und zweckmäßiger als den umgekehrten, der mit der

Literatursprache des Altertums beginnt. Ich vermag keine Veranlassung zu

sehen, das Chinesische anders zu betrachten als jede andere lebende Sprache;

niemand wird aber die Erlernung des Englischen und Französischen mit dem

Beowulf und den altfranzösischen Epen beginnen.^

Trotzdem wird zuweilen auch heute noch der Weg, die Erlemung des

Chinesischen mit der Umgangssprache zu beginnen, als unwissenschaftlich bezeichnet.2 Solchen Einwänden dürfte wohl die Anschauvmg zugrunde liegen, daß niu die Beschäftigung mit der toten Vergangenheit wahre Wissenschaft sei, und daß die lebendige Gegenwart keinen Gegenstand wissenschaftlicher Forschung darstellen könne. Eine solche Betrachtungsweise dürfte die Kluft

zwischen Wissenschaft und Leben noch weiter vertiefen und würde zumal

dem Geist widersprechen, in dem die Universität Hambmg gegründet wmde.'

Das sinologische Studium in Hamburg beginnt mit einer zweisemestrigen

Einführung in die moderne chinesische Sprache zu sieben Wochenstunden —

davon drei beim chinesischen Lektor. Im dritten und vierten Semester schließt daran an die Einführung in die klassische Schriftsprache mit zwei Wochen¬

stunden ; daneben geht die AusbUdung in der Umgangssprache weiter (zwei

Wochenstunden und drei Wochenstunden Sprechübungen beim Lektor). Die

Einführungskurse gibt der wissenschaftliche Assistent, z. Zt. Dr. Tilemann

Grimm. Vom vierten, zuweilen auch schon vom dritten Semester ab bis zum

Abschluß der Studien nehmen die Studenten dann an den Übungen in der

Lektüre klassischer, historischer, philosophischer, literarischer und zuweilen auch buddhistischer usw. Text teü. Zm WeiterbUdung in der Umgangssprache sind regelmäßig Lektorenkurse wie auch gelegentlich Übungen in der Lektüre

chinesischer Tageszeitungen, Zeitschriften, zeitgenössischer Dokumente und

Autoren vorgesehen. In jedem Semester werden überdies eine, bisweilen auch

mehrere Vorlesungen oder Übungen über bibliographische, landeskundliche,

historische oder kunstgeschichtliche Themen abgehalten. Die Vorlesungen

und Übungen für die fortgeschrittenen Studenten werden in erster Linie von

dem Lehrstuhlinhaber bestritten, daneben auch vom Assistenten und vom

Lektor. Buddhistische Themen behandelt Frau Professor Dr. von Gabain,

kunstgeschichtliche Dr. W. Meister vom Museum für Kunst und Gewerbe.

Der Promotionsordnimg der Philosophischen Fakultät entsprechend beträgt

die Mindestdauer des Studiums bis zm Promotion acht Semester, praktisch

können neun bis zehn Semester als die Regel gelten. Ziel der Ausbildung ist, den Studenten dahin zu bringen, daß er einmal in der Lage ist, mit Hilfe der vorhandenen westlichen und chinesischen Hilfsmittel moderne und klassische

chinesische Texte richtig zu verstehen, und zum anderen, daß er nach Ein¬

arbeitung in ein bestimmtes Gebiet hier selbständig Quellen auszuwerten und wissenschaftliche Literatm, zumal solche in chinesischer und japanischer Sprache, mit Erfolg zu benutzen versteht. Den Nachweis dieser Fähigkeiten hat die Dissertation zu erbringen. Darin werden einige Text-Übersetzungen enthalten sein müssen ; die bloße Übersetzung eines längeren Textes genügt

aber nicht. Die Promotion ist z. Zt. die einzige Abschlußmöglichkeit eines

' Otto Franke : Erinnerungen aus zwei Welten, Berlin 1954, pp. 159—160.

2 Z. B. in ZDMG 103, [1953], p. •47».

3 Cf. die Universitätsdenkschrift von 1911 und die Berichte über die fol¬

genden Universitätsverhandlungen bei Melle l. c. Bd. II.

(14)

sinologischen Studiums. Die Einführung einer anderen Form der Prüfung nach dem achten Semester, die in erster Linie die Legitimation vorhandener

Keimtnisse in Sprache und Realien zu erbringen hätte, käme praktischen

Bedürfnissen entgegen. Dann köimte die Promotion den an selbständiger

•wissenschaftlicher Arbeit Interessierten vorbehalten bleiben. Seit Gründung

der Universität im Jahre 1919 fanden zehn Promotionen mit Sinologie als

Hauptfach statt; davon zwei seit der Amtsübernahme durch den Bericht¬

erstatter im Jahre 1950.' Für Promovenden mit Japanologie als Hauptfach

ist Sinologie obligatorisches Nebenfach.

In personeller Hinsicht gehören zum Seminar außer dem Inhaber der Pro¬

fessur, der zugleich Direktor ist, ein wissenschaftlicher Assistent und ein chinesischer Lektor. Alle drei Stellungen sind, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, stets besetzt gewesen. Als ersten Lektor gelang es im Jahre 1912 imter Bewilligung einer Vergütung, die nicht weit hinter einem Professoren¬

gehalt zurückstand, Herrn Shang Yen-liu, ^ ^ff einen hervorragenden

Gelehrten zu gewinnen. Er war Han-lin, d.h. Inhaber des höchsten akade-

mischenGrades im kaiserlichen China^, und infolge der Revolution von 1911

seines Amtes verlustig gegangen. Er blieb bis 1916 in Hamburg. Nach ihm war es nm noch einmal 1951/52 möglich, für zwei Semester eine hervorragende chinesische Persönlichkeit als Mitarbeiter zu gewinnen in Gestalt von Profes¬

sor Dr. Li Shu-hua, ^ ^ zeitweilig chinesischer Unterrichtsminister

imd bis 1948 geschäftsführender Präsident der National Academy of Peiping, einer großen wissenschaftlichen Organisation mit zahlreichen Forschungs¬

instituten. Sonst wmde der Lektorposten von jüngeren chinesischen Aka¬

demikern oder Studenten ausgefüllt, die meist keinerlei wissenschafthche

Beziehungen zur Sinologie hatten und mit mehr oder weniger Geschick

Sprachmiterricht erteilten und andere Aufgaben ausführten. Es wäre aber

von der allergrößten Bedeutung, einen Mitarbeiter zu gewinnen, der auf

Grund seiner Persönlichkei t etwas von traditioneller chinesischer Kultur und

Atmosphäre zu vermitteln in der Lage ist und gleichzeitig ein Exponent mo¬

demer chinesischer wissenschaftlicher Forschung ist. Dem stehen leider er¬

hebliche Schwierigkeiten entgegen. Sie liegen einmal an den sehr festen Re¬

geln für die akademische Lehrtätigkeit an deutschen Universitäten, die die

Eingliederung einer solchen Persönlichkeit ihrer Qualifikation entsprechend

in den Lehrkörper nahezu unmöglich machen. Und zum anderen ist ein Lek¬

torengehalt nicht so reichlich, daß es eine solche Stellung auch ohne akade¬

mischen Titel für einen chinesischen Gelehrten besonders anziehend macht.

In den Vereinigten Staaten ist man in jeder Hinsicht beweglicher und hat

sich so die Mitarbeit hervorragender chinesischer Gelehrter als Professoren zum großen Vorteil der sinologischen Studien in den USA gesichert.

Da in Hamburg keine andere Bibliothek über nennenswerte Bestände an

sinologischer Literatur verfügt, sind sinologische Forschung und Lehre so gut wie ausschließlich auf die Seminarbibliothek angewiesen. Dank der großzügi¬

gen Bewilligung einer Summe von zwanzigtausend Mark konnte kurz vor

Beginn des Ersten Weltkrieges der sehr gute Grundstock für eine chinesische 1 In zeitlicher Reihenfolge promovierten mit Sinologie als Hauptfach:

Wilhelm Seufert, Theodor Bröring, Hans Wist, Victoria Contag, Wolfgang

Franke, Heimich Eggert, Alfred Hoffmann, Herbert Pohl, Tilemann Grimm,

Annerose Wendhut.

2 Melle II, 152

(15)

Wissenschaftliche Nachrichten *19*

Bibliothek plaiunäßig in China angekaiift werden'. Leider ging ein Teil davon

auf dem Transport dmch Kriegseinwirkung verloren. Danach ist die Biblio¬

thek laufend erheblich erweitert worden. Während des Zweiten Weltkrieges

bheb sie glücklicherweise von nennenswerten Verlusten verschont. In den

letzten zwei Jahrzehnten standen jedoch leider nicht mehr genügend Mittel

zm Verfügung, vun ihren Ausbau in dem ursprünglichen Rahmen fortzusetzen.

Wolfgang Franke, Hambmg

II. Japanologie

Eine ständige „Professur für Sprache imd Kultur Japans" und kurz darauf das dazu gehörige Seminar sind im Jahre 1914 innerhalb des Kolonialinstituts

errichtet und 1919 von der neu gegründeten Universität übemommen worden.

Da die beiden bisherigen Inhaber des heute unbesetzten Lehrstuhls (Karl

Florenz 1914—1936, Wilhelm Gundert 1936—1945) vor der Übernahme ihres

Amtes jahrzehntelang in Japan tätig waren, wurde dmch sie für dieses Se¬

minar eine Tradition geschaffen, welche sich nicht nur die wissenschaftliche

Erforschung der Vergangenheit sondem auch den lebendigen Kontakt mit

dem heutigen Japan angelegen sein läßt.

Der Unterricht beginnt mit der Umgangssprache, wendet sich aber dann

nach einer Einfühmng in die Schriftsprache dem Studium älterer literarischer und historischer Schriften zu, welche einen Einblick in die Entwicklung der

japanischen Sprache und Kultm gleichzeitig zu geben vermögen. Im allge¬

meinen werden diese Schriften in der geschichtlichen Reihenfolge ihrer Ab¬

fassung gelesen, um ein möglichst natürlich gewachsenes Bild der japanischen Kultur zu vermitteln. Ebenso wie aber zm Beschäftigung mit der allerälte¬

sten und sprachlich ganz besonders schwierigen Literatur dmch alle Semester

hindurch angehalten wird, soll dmch Lektüre von modemen SchriftsteUem,

wissenschaftlichen Essays und auch Zeitungen der Umgang mit der Gegen¬

wart gepflegt werden, sodaß das ganz Alte und das Zeitgenössische die beiden Pfeiler des japanologischen Studiums bilden.

Eine umfangreiche Bibliothek von 7 500 japanischen und emopäischen

Büchern steht dem zur Verfügung, der sein acht- bis zehnsemestriges Studium

durch eine Promotion abzuschheßen wünscht. Sinologie ist angesichts der

engen Zusammenhänge mit der chinesischen Kultur obligatorisches Neben¬

fach für die Promotion^. Wünschenswert, aber noch nicht verwirklicht, ist die

Einführung einer Diplomprüfung für ausschließlich an der Sprache und Kul¬

tm des gegenwärtigen Japan Interessierte.

Zum Lehrkörper gehören im Augenblick außer dem Berichterstatter als

Leiter des Seminars, ein Assistent (Privatdozent Dr. Wenck) und ein japani¬

scher Lektor (Professor Dr. Harada, Tokyo).

Oscar Benl

III. Sonstiges

Mongolisch wird von Frau Professor Dr. von Gabain und Dr. Pritsak,

Siamesisch, das kurz nach dem ersten Weltkrieg vorübergehend von Dr.

Frankfmter vertreten wmde, von Dr. Benl imterrichtet. Das Tibetische war

1 Melle II, 333—339; Otto Franke pp. 131, 137f.

2 Es promovierten seit 1919: Alexander Chanoch, Wilhelm Gundert,

Herbert Zachert, Alfred Lorenzen, Eduard Florenz, Oscar Benl, Karl Zahl,

Annelotte Schnitzer.

(16)

von 1946—1949 durch Professor Dr. Hellmut Hoffmann, jetzt in München,

vertreten. Einer seiner Hamburger Schüler, Dr. Hamm, der z. Zt. in Indien

weilt, arbeitet nicht nm auf indologischem sondern auch auf tibetologischem Gebiet. Es ist zu erwarten, daß er nach seiner Rückkehr seine Lehrtätigkeit

auch auf das Tibetische ausdehnen wird. In den erwähnten Fächern gibt ea

bisher keine Promotionsmöglichkeit ; doch besteht das Ziel, sie ao auszubauen, daß sie Prüfungsfächer werden können. Siamesiache und tibetiache Abteilim¬

gen, von bisher allerdings nur kleinem Umfange, sind der Bibliothek des

Seminars für Sprache und Kultur Chinas angegliedert. Das Mongolische wird

im Rahmen des Seminars für Geschichte und Kultm dea Vorderen Orients

betrieben. Woltgano Fbanke, Hambmg

ÄGYPTISCHE KUNST IN BASEL

Vom 27. Juni bis zum 13. September 1953 zeigte die Kunsthalle in Basel

eine Auaatellung ägyptischer Kunst. Der Plan zu dieaer Ausstellung wurde

zwei Jahre früher von einer für ägyptische Kunst begeisterten Baslerin, Frau E. O. Mayer, gefaßt. Sie konnte den Präsidenten der Kunsthalle Dr. Schiess und die damals in Basel neu habilitierte Ägyptologin Frl. Dr. Schweitzer

gewinnen und besuchte nun unermüdlich europäiache Museen und Samm¬

lungen. Die Direktoren dea Pelizäusmuseums in Hildesheim Dr. H. Kayser

imd des Kestnermuseums in Hannover damals Dr. KüTHMAmsr gaben die

ersten Zusagen. Die Verwaltung von Restbeständen aus der Äg3rptischen Ab¬

teilung der Berliner Staatlichen Museen in Wiesbaden folgte mit einigen Re¬

serven, die später angesichts weiterer Zusagen fielen. Unvermeidliche Ab¬

sagen erzwangen eine Verschiebung dea eraten für 1952 vorgesehenen Termins

spornten jedoch die Beteiligten an, weiter zu suchen, bis Zusagen eine für

sieben Räume und Säle ausreichende Zahl von Denkmälem sicherten. Zur

Beteiligung an der Ausstellung konnten weiterhin die äg5rptische Staats¬

sammlung und die Glyptothek in München, das Ägyptologische Institut der

Heidelberger Universität, das Kunsthistorische Museum Wien, Sammlungen

und Museen in Amsterdam, Brüssel, Turin, Florenz, Genf, Neuchätel und

Basel, Sammler in Paris, Basel, Genf, Riehen, Villeret und Solothurn ge¬

wonnen werden, ein Zeichen der Energie, die hinter dem Zustandekommen der Ausstellung stand. Die Ausstellung entsprach nicht vollständig der ersten

Wunschliste der Veranstalter. Große Sammlungen wie die des Louvre, des

British Museum und dea Reichamuseum von Leiden mußten ihre Teilnahme

versagen. Doch hat daa Suchen nach achönen Stücken mit viel Erfolg auch

an entlegenen Stellen beste Kunst aufgeapürt. An die Stelle der aus Hand-

büchem, Kunstgeschichten und Mappen bekannten Sammlungen von Mei¬

sterwerken altägyptiacher Kunst trat ein eigenartiges Gesamtbild, an das sich

die Besucher der Ausstellung dankbar erinnern. Bin Denkmal der schönen

Austtellung bleibt der von Ursula Schweitzer bearbeitete, reich aus¬

gestattete Katalog mit einem Geleitwort des Konservators der Kunathalle

Dr. R. Th. Stoll und einem Beitrag dea Schweizer Ägyptologen Charles

Maystbe (78 S. und 32 Tafehi).

Siegfried Schott, Göttüigen

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