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Das Thema der Bildenden Kunst als Gestaltungsprinzip

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Verlag Otto Sagner München ∙ Berlin ∙ Washington D.C.

Digitalisiert im Rahmen der Kooperation mit dem DFG-Projekt „Digi20“

der Bayerischen Staatsbibliothek, München. OCR-Bearbeitung und Erstellung des eBooks durch den Verlag Otto Sagner:

Renate Reck

Das Thema der Bildenden Kunst als Gestaltungsprinzip

Ein Beitrag zum dichterischen Werk

Andrej A. Voznesenskijs

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S l a v i s t i c h e B e it r ä g e

BEGRÜNDET VON ALOIS SCHMAUS HERAUSGEGEBEN VON HEINRICH KUNSTMANN PETER REHDER ■ JOSEF SCHRENK

REDAKTION PETER REHDER

Band 287

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DAS THEMA DER BILDENDEN KUNST ALS GESTALTUNGSPRINZIP:

Ein Beitrag zum dichterischen Werk

Andrej A. Voznesenskijs

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D ie folgende A rb e it, zuerst eingereicht als D isseration an der Leopold-F ranzens U n iv e rs itä t Innsbruck, ist das E rgebnis eines m e h rjä h rig e n S tu d iu m s der S la w istik und der Vergleichenden L ite ra tu rw is s e n s c h a ft an der U n iv e rs itä t Innsbruck sowie eines zw eijährigen Forschungsaufenthaltcs an der Lom onosov U n ive r- s itä t in M oskau.

A n d re j A . Voznesenskij zählt zu den hervorragenden, wenn auch n ic h t u n u m s tritte n e n V e rtre te rn der zeitgenössischen rus- sischen D ich tu n g . Sein W erk fin d e t in der deutschsprachigen S la w is tik in allgem einen A rb e ite n zur zeitgenössischen russi- sehen L ite ra tu r zw ar im m er w ieder E rw ähnung, die R ezeption beschränkt sich je do ch a u f wenige frühe G edichte und Poeme un d läß t vo ra lle m den in der vorliegenden A rb e it d is k u tie r- ten w esentlichen A s p e k t im W erk Voznesenskijs außer B e tra c h t, n ä m lich die vie lse itig e n W echselw irkungen zwischen seiner D ich - t-uiig un d den bild e n d e n K ünsten.

Dieses T h e m a ve rla n g t nach einer in te rd is z ip lin ä re n A r- be itsm e th ode . D ie exem plarisch zur D iskussion herangezogenen W erke Voznesenskijs werden einerseits in ih rem in n e rlitc ra ri- sehen K o n te x t u n te rsu ch t, anderseits werden ih re verschiedenar- tig e n Beziehungen zu den bildenden K ün sten , der A rc h ite k tu r, d e r M a le re i und G ra p h ik und der P la s tik beleuchtet..

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M e in besonderer D a n k ge bü hrt U n iv .-P ro f. D r. Zoran K o n - s ta n tin o v i< \ der m ich in i V erlaufe der A rb e it m it Ratschlägen und H inweisen u n te rs tü tz te und so w esentlich zu ih re r E ntste- hung b e itru g . Sehr h e rzlich bedanken m öchte ich m ich auch bei U n iv .-P ro f. D r. H e rb e rt Schelesniker, der le id e r v ie l zu frü h ve rsta rb , bei U n iv .-D o z . D r. D a rin k a V o lici und D r. C h ris tin e E ngel, bei U n iv .-D o z . D r. F rid ru n R in n e r un d D r. K laus Z erin- schek, sowie b e im V erleger und H erausgeber dieses Buches.

F ü r aufm erksam es Lesen des M a n u s k rip ts bedanke ich m ich h e rzlich bei D r. H anne G a b rie le Reck, D r. A rd ia n K lo si und vo r a lle m bei M ich a e l Reck, der m ir m it großer G eduld und v ie l W issen im V erlaufe der A rb e it ein unersetzlicher P a rtn e r w ar. G roßer D<u1k g e b ü h rt m einer F a m ilie und allen anderen, die m ich in vie lfach er W eise u n te rs tü tz te n .

In n sb ru ck, A p ril 1992

D ie D ru c k le g u n g dieser A rb e it w u rd e von der U n iv e rs itä t Innsbruck g e fö rd e rt.

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1. E IN F Ü H R U N G ... 9 1.1. A n d re j A . Y ozncscnskij: ein kurzes P o rtra it ...17 2. A R C H IT E K T U R IX D E R D IC H T U N G ... 27 2.1. Z u r W echselw irkung zwischen

A rc h ite k tu r un d D ic h tu n g ... 27 2.2. A rch ite kto n isch e s Denken in О се н ь в С и гу л д е

und К р о н ы и к о р н и ... 31 2.3. A rc h ite k tu r un d D ic h tu n g ills erleb te G eschichte

am B eispiel А н д р е й П о л и с а д о в ... 42 2.4. A rc h ite k tu r un d D ich tu n g : Verschm elzung,

P arallele und Gegensatz am B eispiel П о э т а р х ...6G 3. M A L E R E I U N D G R A P H IK IN D E R D IC H T U N G ...89 3.1. Z u r W echselw irkung zwischen

M alerei, G ra p h ik und D ic h tu n g ...89 3.2. Voznesenskijs Synthese von D ic h tu n g und B ild :

И з о п и (А р х и с т и х и ) ... 96 3.2.1. B rücken un d W orte: visuelle und

lite ra risch e R e p rä s e n ta tio n ...99 3.2.2. Das U nsichtbare sich tb a r gestalten:

Х о ж д е н и е по водам . П л я ж ... 110 3.3. Beschreibung von W erken d e r bilde nd en K u n s t ...123 3.3.1. In d ire k te B eschreibung von K un stw e rke n : Г о й я ...1 2 3

(8)

3.3.2. W erk и ш і L c b c ii von K ü n s tle rn am Beispiel

Х у д о ж н и к Ф и л о н о в ч ш і В а с и л ь к и Ш а г а л а ...1 2 8

4. P L A S T IK IX D E R D IC H T U X G ... 143

4.1. Z u r W echselw irkung zw isclicn P la s tik un d D ic h tu n g ...143

4.2. A useinandersetzung m it M ichelangelo und seiner S k u lp tu r D e r kauernde K n a b e ...14G 4.3. L ite ra ris c h e und plastische G e sta ltu n g : З о д ч и е р е ч и ... 133

3. S C H L U S S B E T R A C H T U X G E X ... 173

3.1. Zu A rc h ite k tu r und D ic h tu n g ... 173

3.2. Zu M a le re i. G ra p h ik und D ic h tu n g ...178

3.3. Zu P la s tik und D ic h tu n g ... 181

3.4. Z u r D ic h tu n g und den bildenden K ü n ste n ... 183

L IT E R A T l'R V E R Z E IC H X IS ... 183

V erzeichnis der besprochenen G edichte und P o e m e ...203

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״ W er sich so in die Gesetze und U n g e re im th e ite n der Sprache v e rtie ft, stößt unw eigerlich a u f d ie K ü n ste nebenan‘' . 1 M it die- sen W orten verw eist F ritz M ie ra u a u f ein zentrales, aber höchst kom plexes P ro b le m fe ld b e i der A nalyse des dichterischen W er- kes von A n d re j A . Voznesenskij. Z e n tra l deshalb, w eil sich bei einer gesam tthem atischen S ichtung der W erke Voznesenskijs der le tzte n 30 Jahre h e ra u sste llt, daß der D ic h te r das T h em a d e r b il- denden K u n s t2 stets von neuem be h a n d e lt; ko m p le x, w eil er das Them a a u f un te rsch ie d lich ste W eise v a riie rt.

111 Voznesenskijs W e rk finden w ir Beschreibungen von W er- ken verschiedener K u n s tric h tu n g e n , die sich n ic h t in bloßer de- ta illie rte r S childerung eines K unstw erkes erschöpfen, sondern d a rü be r hinaus versuchen, einem solchen in einem um fassen- deren Sinne gerecht zu w erden un d das W esentliche an ih m zu erfassen. In der D ic h tu n g Voznesenskijs g ib t es Beschreibungen

1F ritz M ie ra u . ״ N achbem erkung*‘ in : A n d re j W osnessenski. S ch atten et- nes Lauts. G edichte, B e rlin . W e im a r: A u fb a u -V e rla g : 1976. 112. D ie N ach- bem erkung erschien auch als A r tik e l: ״ 'D ie dreieckige B ir n e 1. D ie V erw and- lungen des A n d re j W osnessenski“ , in : Was k a n n denn e in D ic h te r a u f E r- d e n ? B e tra ch tu n g e n über m od ern e so w je tische S c h rifts te lle r, H rsg. A n to n Hiersche, E d w a rd K o w a ls k i. B e rlin : 1982, 375-386.

2U n te r d e r B ezeichnung *b ild e n d e K ü n s te ’ sin d ״ B a u k u n s t, B ild h a u e r- k u n s t, M a le re i. G ra p h ik u n d das K u n s th a n d w e rk , im U n te rsch ie d z u r D ic h t- k u n s t und z u r M u s ik “ zusam m engefaß t. B rockhaus E n zyklo p ä d ie, 17. A u fl., B d. 2. W iesbaden: F .A . B ro ckh a u s. 1967, 716.

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von Bauw erken verschiedener S tilrich tu n g e n und Epochen, von B ild e rn aus d e r europäischen M alerei verschiedener Jahrhun- de rte . von Ikonen a lte r russischer M eister sow״ie von S ku lp tu re n .

N eben d e r Beschreibung bedient sich Voznesenskij in sei-

11er D ic h tu n g der N achalm iung von K unstw erken und K om p o- s itio n s p rin z ip ie n anderer K ünste. D abei verwendet er in seinen G edichten und Poemen gewisse Elem ente und Form en aus der bilde nd en K u n s t.3 E in solches M itte l der N achahm ung kann u.a.

d a rin bestehen, daß Voznesenskij bestim m te K o n s tru k tio n s p rin - zipien aus dem Bereich der A rc h ite k tu r a u f die K o m p o s itio n von G edichten und Poemen ü b e rträ g t.4

Voznesenskij ü b e rn im m t zur G e staltung seiner D ich tu n g aber auch M itte l aus anderen K u n stg a ttu n g e n . So bedient er sich u.a. des K u n stg riffe s der Collage5, eines Verfahrens aus der m odernen M a le re i, indem er scheinbar unzusainm euhängeude Fragm ente aneinanderreiht oder A rc h iv - und anderes dokum en- tarisches M a te ria l unverändert in seine G edichte und Poeme ein- b in d e t und es m it seinem ‘ V e rsm a te ria l' ve re in t.6 N ic h t w eniger bedeutsam sind M o tiv e aus der russischen Ikonenm alerei, die Voznesenskij in M etaphern e in b in d e t, w odurch sie eine Beden- tu n g sum w a ndlun g erfahren.

E ine w eitere Form der G e sta ltu n g des Them as der K u n st

3 In d e r russischen L ite r a tu r bezeichnet Poem ein episches G e d ich t im U n te rsch ie d zu L y r ik . D ie V erfasserin vorliegender A rb e it m ö ch te sich hier an d ie russische U ntersche id un g h a lte n , wozu der B e g riff 'P o e m ' auch im deutschen T e x t ü be rn o m m e n w ird .

4W ie e tw a im Poem М а с т е р а (D ie M e is te r), das u.a. von der E rric h - tu n g d e r B a s iliu s k a th e d ra le in M oskau h a n d e lt. Den sieben K u p p e ln der K a th e d ra le entsprechen d ie sieben Teile des Poems.

5Das Z usam m enfügen heterogener Elem ente.

6W ie z .B . in den Poem en Ю н о н а и А в о с ь (Junona u n d A vos’ ) oder В е ч н о е м я с о (E w ig e s F leisch), in denen T e x tfra g m e n te aus A rc h iv e n m it dem poetischen T e x t zu einem K u n s tw e rk verschm elzen.

10

L Einführung

(11)

alléién /w ischen den K ü n sten , bzw. zwischen einzelnen K u n s t- werken verschiedener K u n stg a ttu n g e n , seien diese sprach liche r, b ild lic h e r, graphischer oder plastischer A r t. Solche P arallelen können verschiedener N a tu r sein, in erster L in ie be tre ffen sie aber die S tru k tu r von K un stw e rke n 7 unterschiedlicher kü n stle - rischer M edien, w obei der B e g riff S tru k tu r umfassend zu verste- hen is t: als m u ltiva le n te s und vieldim ensionales Gefüge von Be- Ziehungen a u f den Ebenen von Sym bol. M o tiv . T hem a. K o m p o - s itio n . P erspektive, K u n s tg riff, stilistisch e n M itte ln , aber auch als Beziehungsgefüge m it einem konkreten, geistigen und sinn- liehen Bezugsfeld, einem W e ltb ild , das bedeutet und gedeu- te t w ird . A ls V a ria tio n dieser G e sta ltu n g des Them as finden sich auch Beispiele von P a ra lle litä t nicht n u r zwischen K ü n ste n und K unstw erken aus unterschiedlichem künstlerischen M a te - ria l, sondern auch zwischen K u n st und N a tu r oder W issenschaft.

Einen w eiteren S chw erpunkt im Them enkom plex der K u n st als G e sta ltu n g sp rin zip in Voznesenskijs dichterischem W erk b il- den die Them en K ü n s tle r und Schaffensprozeß. M ehrfach ver- faßte Voznesenskij kurze litera risch e P o rtra its -- sowohl in G edicht- als auch in Essavform — von K ü n s tle rn verschiede-« ner K u ltu rb e re ic h e , d a ru n te r von S ch riftste lle rn , A rc h ite k te n , M a le rn und B ild h a u e rn . So bem erkte N .P. Condee: ״ One is in - e v ita b ly stru ck by the p le th o ra o f painters w ho appear in his poems. Goya. G augain [sic], M iro , M o d ig lia n i, K lee, R u b le v, Rubens, M atisse, Neizvest n y j, M ichelangelo . . . u.8 Diese L is te

7René W cllek bezeichnet als ze ntrale M e th o d e fü r einen V ergle ich der K ü n s te d ie A nalyse d e r eigentlichen O b je k te der K u n s t u n d d a m it d e r V e rw a n d tsch a ft ih re r S tru k tu r. V g l. René W ellek. A u s tin W a rre n , T he orie d e r L ite r a tu r , Bad H o m b u rg v o r d e r Höhe: H e rm an n G e n tn e r \ erlag, 1959.

146.

8N a ncy P. Condee. The M eta po etry o f EvtuAenko, A x m a d u lin a , and

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von M a le rn , d ie in Voznesenskijs Essays un d G edichten vorkom - m en, kann um M a le r w ie Pavel F ilo n o v , M a rc C ha ga ll, Pica.sso oder um den englischen B ild h a u e r H e n ry M o ore , um die A rc h i- te k te n B arm a un d P o s tn ik , Le C orb u sie r, um D ic h te r, M u sike r u n d T ä nze r e rw e ite rt werden. Voznesenskij beschäftigte sich m it großem Interesse n ich t n u r m it dem Leben dieser Personen, son- de rn auch m it ih re r K u n s t, deren E in flu ß a u f sein W erk in u n te r- schiedlicher Weise und In te n s itä t sp ü rb a r is t. Condee schreibt dazu: ״ . . . fo r [th is influence] not o n ly plays a role in Voznesens- k i j ’s w ritin g style , b u t also s tro n g ly influences his conception o f p o e try as a whole.*9' ־ D er D ic h te r sucht n ich t n u r im Bereiche der L ite ra tu r, sondern im gesam ten K u n stb e re ich nach In s p ira tio n :

не д у м а ю , ч т о б ы п и с а т е л ю б ы ла полезна б л и з о с ть с л и тп р е д ш е с тв е н н и к а м и . ’ К р о в о см е ш е н и е ' ведет к вы - р о ж д е н и ю . Б о л ьш е чем Б а й р о н , м не д а л и Р у б л е в . Ж а н М и р о , п о зд н и й К о р б ю з ь е /'10

Jede K u n s ta rt b e s itz t ih r eigene Form en zu r ästhetischen V e rw irk lic h u n g der A b sich t fies K unstschaffenden. W ie dies im einzelnen geschieht das m öchte Voznesenskij in seinen A r- b e ite n ü b e r K ü n s tle r erkunden. D abei in te re ssie rt ih n auch der Schaffensprozeß, d e r fü r Voznesenskij m it d e r E rforschung des

« *

Bew ußtseins und der d in g lich e n W elt verbunden is t. U b e r den poetischen Schaff’ensprozeß schreibt er: .,И д е т пр оц е сс запе- ч а тл е в а н и я д е й с т в и т е л ь н о с т и . П о э т — та же зе р ка л ка . к о гд а м и р п р е л о м л я е тс я , попав ч е р е з н у т р о . О т с ю д а и

V oznesenskij. analyzed in the C o n te x t o f S o vie t A e s th e tic T h e o ry. D isser- ta tio n : Y ale U n iv . Press, 1978. 224.

9Condee. 223.

10«Ich glau be n ic h t, daß V e rw a n d ts c h a ft zu lite ra ris c h e n V o rg ä n g e rn ei- nem S c h rifts te lle r von N u tz e n is t. Inzest f ü h r t zu D e ge ne ratio n. R u b le v , Joan M iró , der späte L e C o rb u s ie r b ee influ ß te n m ic h m e h r als B yron*4.

А н д р е й В о з н е с е н с к и й , ״ М о л о д ы е о с е б е ” В о п р о с и л и т е р а т у р ы , 9 /1 9 6 2 . 122-123.

12 l. Einführung

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1. Einführung 13

тв о р ч е с тв о — в з гл я д в се б я, и з у ч е н и е в н у т р е н н е го м и р а . А з н а ч и т и в н е ш н е го ‘411

Voznesenskij g e s ta lte t das T h e m a der K u n s t in seiner D ich - tu n g aber auch, in dem er sich m it d e r B edeutung der K u n s t in der menschlichen Z iv ilis a tio n auseinandersetzt. K u n s t hat fü r Voznesenskij v o r allem vereinigende F u n k tio n ,12 indem er

11״ Es geht ein Prozeß d e r A b b ild u n g d e r W ir k lic h k e it v o r sich. D e r D ic h - te r is t e in Spiegel, in d em d ie W e lt, nachdem sie ins In n e re g e la n g t, ge- brochen w ird . U n d d a h e r k o m m t das Schöpferische — es ist e in B lic k in sich selbst, das E rforsch en d e r in n e re n W e lt. U n d das b e d e u te t auch der äußeren.“ A y В а н к у в е р , В з гл я д, 7 7 -7 8 .

12Im P ro sa fra g m e n t Э д у а р д о д е Ф и л и п п о (E d u a rd o de F ilip p o ) , einer d e r A bschw eifungen in 40 л и р и ч е с к и х о т с т у п л е н и й из п о э м ы * т р е у • голъная гр у ш а *, М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь . 19G2, 75. besch re ib t Voznesenskij eine k u rz e E p iso d e , d ie seine V o rs te llu n g von d e r vereinigen- den F u n k tio n der K u n s t d e u tlic h m a c h t. A n einem A b e n d , den d e r D ic h - te r gem einsam m it E d u a rd o d i F ilip p o in e inem A te lie r eines K ü n s tle rs in M oskau verbrachte, h a tte er folgendes E rle b n is : ״ О г р о м н а я т е н ь м о я , г и п е р б о л и ч е с к и у в е л и ч е н н а я , л е г л а , к а к н а п о л о т н о '-*крана, на с т е н у д о м а н а п р о т и в . О н а н а к р ы в а л а , о б ъ е д и н я л а с о б о й д е с я т к и о к о н . В н и х за п е р е г о р о д к а м и и п р о е м а м и в е р ш и л и с ь с у д ь б ы , л ю д и ж и л и , с п а л и , ц е л о в а л и с ь з а п р о к и н у в г о л о в у , д у м а л и о ч е м - т о сво е м . У н е к о т о р ы х о к н а б ы л и о т к р ы т ы . Т е н ь в п о л з а л а в н и х , к а к н о ч н о й з а п а х Т а б а к о в и с и р е н и . И х в се х о б ъ е д и н я л а т е н ь . Я с и н т е р е с о м и т р е в о г о й н а б л ю д а л за э т и м , о т д е л ь н ы м о т м еня гр о м а д н ы м т у м а н н ы м с у щ е с т в о м . П о д е го л о х м а т ы м в л а д ы ч е с т - вом о к а з а л и с ь с о т н и с у д е б . ‘ Н е т а к о в о л и и с к у с с т в о ? — д у м а л о с ь м не. — О н о о б ъ е д и н я е т л ю д е й '. “

״ M e in riesiger S c h a tte n , h y p e rb o lis c h ve rg rö ß e rt, le g te sich w ie a u f eine K in o le in w a n d a u f d ie W a n d des gegenüberliegenden Hauses. E r bedeckte, ve re in te u n te r sich d u tz e n d e Fenster.

H in te r den F enstern, den W ä n d e n u n d T ü rö ffn u n g e n entschieden sich Schicksale, le b te n M enschen, schliefen, w a rfe n den K o p f z u rü c k und kü ß te n sich, dachten an etw as, was sie b e rü h rte . M an che h a tte n d ie F enster geÖff- net. D e r S chatten k ro c h d u rc h sie h in e in , w ie d e r n ä c h tlic h e D u ft von T ab ak und F lie d e r. Sie a lle v e re in te d e r S ch atten . In te re s s ie rt u n d bew egt beob- achtete ich dieses, v o n m ir g e tre n n te große verschw om m ene Wesen. H u n - d e rte Schicksale befanden sich u n te r seiner z o ttig e n H e rrs c h a ft. *Ist n ic h t

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in ih r ein M itte l universeller K o m m u n ik a tio n sieht. Sie ist. ge- eignet, Grenzen zu überw inden, w odurch M enschen, aber auch das G edankengut verschiedener K u ltu re n un d Epochen einan- der näher gebracht, gegenübergestellt oder verbunden werden.

K unst steht schlechthin fü r Z iv ilis a tio n , der K ü n s tle r als deren Schöpfer, w odurch Voznesenskij gleichsam prog ram m atisch die B edeutung der K un st fü r die E rrungenschaften der M enschheit m a n ife stie rt.

Wo K un st an sich zum P rin z ip einer universellen M ethode der K o m m u n ika tio n erhoben w ird , e rü b rig t sich die Frage nach der R angordnung der K ünste. Voznesenskij, D ich te r. A rc h ite k t und M a le r in einer Person, dessen B e ka n n th e it vor allem a u f seinen litera risch en Schöj>fungen b e ru h t, läß t in seinem W erk keine eindeutige hierarchische O rdnung der K ü n ste erkennen.

Jede K u n stfo rm zeichnet sich fü r Voznesenskij durch be- stim m te C h a ra k te ris tik a aus, die von M a te ria l und K u n st- m edium abhängig sind. D ich tun g. A rc h ite k tu r, M a le re i, G ra p h ik und P la s tik werden fü r Voznesenskij M e d iu m zu r E rforschung und Transzendenz des menschlichen Bew ußtseins, ״ a k in d o f po- w erful cem ent, [th a t] holds together the so u l“ . 13 D ie K ün ste die- nen der Sichtbarm achung der W elt in der w ir leben, ih re r D inge und Erscheinungen.

A u fg ru n d dieser einleitenden Ü berlegungen ergeben sich fü r misere A rb e it die K a p ite l zur G e sta ltu n g von A rc h ite k tu r und D ichtung, M alerei, G raphik und D ichtung und P la stik und D ich - tung im W erke A n d re j Voznesenskijs. Jedes K a p ite l b rin g t einen allgem einen Teil über die W echselw irkungen zwischen den ent- sprechenden K ünsten und der D ich tun g, be vor eine eingehende A nalyse an ausgesuchten G edichten und Poemen Wechsel w ir־

kungen aufzeigt. Dabei w ird auch die K ü n s tle rp e rs ö n lic h k e it

14 t. Einfiihrting

d ie K u n st von dieser A rt? , dachte ich. Sie v e re in t d ie M enschen’**.

13O lga C a rlisle , z itie r t in Condee. *242.

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A n d re j Voznesenskij — wie bereits erw ähnt ist er D ichter. A r- c h ite k t und M a le r — in die B etrachtungen initem bezogen. 111 seiner K u n s t läß t sich ein besonderes Interesse fü r die Einbe- Ziehung von E lem enten einer K u n stfo rm in eine andere, bzw.

den M ö g lich ke ite n d e r R epräsentation eines Them as in unter- schiedlichen K u n stfo rm e n feststellen. D ie A usw ahl der G edichte und Poeme e rfo lg te ausschließlich nach them atischen Gesichts- p u n kte n ; w obei jene W erke aus den Them enparadigm en fü r die A nalyse herangezogen w urden, an denen unterschiedliche Ver- fahren der G e sta ltu n g — und d a m it verbunden - Wechsel- Wirkungen verschiedener A rt u n te r den K ünsten exem plarisch aufgezeigt werden können.

E inige der bekanntesten G edichte und Poeme Voznesenskijs zum T hem enkreis A rc h ite k tu r und D ich tu n g , die hauptsäch- lieh aus der frü h e n Schaffensperiode des D ichters stam m en, werden h ie r n u r am Rande behandelt, da sie großteils bereits m ehrfach u n te rsuch t w urden; u.a. sei hie r a u f die A rb e ite n V .N . B lagonravovs14 verwiesen, der die besondere Bedeutung der A rc h ite k tu r fü r die D ich tu n g Voznesenskijs hervorhebt. D ar- u n te r befindet das Poem М а с те р а , das von der E rric h tu n g und wechselvollen G eschichte der B asiliuskathedrale in Moskau han- d e lt — und davon ausgehend — vom Schicksal der B aum eister der K a th e d ra le , die nach der Legende im A u ftra g des Zaren geblendet w urden , dam it, sie kein zweites Bauw erk von solcher Schönheit, e rrich te te n . Das Los der A rc h ite k te n der K ath ed rale

— ih re V e rn ich tu n g durch B arbarei und A n tik u ltu r — steht s te llv e rtre te n d fü r a lle K ü n s tle r, denen ähnliches w id e rfä h rt.

1. Einführung 15

14B .H . Б л а г о н р а в о в , ״ ‘ А р х и т е к т у р н о е ’ к а к в а ж н е й ш и й ч л е - м е н т с т р у к т у р ы Т р и д ц а т и о т с т у п л е н и й и з п о э м ы « т р е у г о л ь н а я г р у ш а » “ ; ״ С т р у к т у р а п о э м ы А н д р е я В о з н е с е н с к о го • М а с т е р а ’ .“

beide in : М а те р и а л ы , I I респуб л и кан ской н а у ч н о -т е х н и ч е с к о й конфе- р е н ц и и м о л о д ы х уч е н ы х и а с п и р а н т о в . С а м а р к а н д . 1969. 2 1 5 -2 2 9 .

(16)

ohne R eim e), in dem d ie Außenwände d e r G ebäude p lö tz lic h tra n sp a re n t w erden und die innere K o n s tru k tio n der G ebäude sich zeigt. D aneben sei a u f die A rb e it von B irg it V e it15 ver- wiesen, die a u f B esonderheiten in d e r M e ta p h o rik des G edieh- tes Н о ч н о й а э р о п о р т в Н ь ю -Й о р к е (N ä c h tlic h e r F lu g h a - fen in New Y o rk ) aus dem Z y k lu s 30 о т с т у п л е н и й из п о эм ы

« т р е у го л ь н а я г р у ш а » (30 Abschw eifungen vom Р о е т *D rei- eckige B irn e 1) aufm erksam m acht; sie beschreibt am B eispiel d e r A rc h ite k tu r das E in d rin g e n technischen G edankengutes in d ie D ic h tu n g Voznesenskijs.

Von Voznesenskijs G edichten und Poem en existie re n in m anchen F ä lle n m ehrere Versionen. D ie S tro p h e n e in te ilu n g der G edichte und Poeme v a riie rt ebenfalls von Ausgabe zu Ausgabe.

W o es no tw en dig is t, g ib t unsere A rb e it an den entsprechenden S tellen in den einzelnen K a p ite ln H inweise zu Textabw eichungen zwischen den V ersionen. O b der D ic h te r u n fre iw illig oder von sich aus die Ä nderungen vo rn a h m . kann h ie r n ich t fe stg e ste llt werden. F ü r a lle z itie rte n G edichte und Poeme d e r vorliegen- den A rb e it sind Ü bersetzungen vorhanden: wo n ich t ausdrück-

••

lie h eine U hersetzungsquelle angegeben is t, stam m en die In te r- linearübersetzungen von d e r A u to rin dieser A rb e it.

10B ir g it V e it. « D ie T r a d itio n des A n ie rik a b ild e s u n d dessen G e s ta ltu n g in Voznesenskijs *N o cn o j a é ro p o rt v N ju -J o rk e ' im V ergle ich zu M a ja k o v s k ijs

* B ru k lin s k ij M o s t' u n te r besonderer B e rü c k s ic h tig u n g d e r M e ta p h o rik ” , in : H a m b u rg e r B e iträ g e f ü r RitSsW chlehrer, 28/19 82 , 213-234.

(17)

1.1 A n d r e j A . V o zn e se n sk ij: e in k u r- zes P o r t r a i t

D ie B iog ra ph ie des 1933 in M oskau geborenen Voznesenskij zeigt die E n tw ic k lu n g verschiedener K ü n s tle r in einer Person. A n d re j A . Voznesenskij s tu d ie rte A rc h ite k tu r und M a le re i und fü h lte sich b e re its in seiner frü he n Jugend z u r Poesie hingezogen. Sein großes K unstinteresse m ag in der frü h e n B ekanntschaft m it ver- schiedenen K ü n ste n un d K ü n s tle rn begründet sein. Voznesens- k ijs E lte rn waren ku n stb eg e iste rte M enschen; die M u tte r lie b te M u s ik und D ich tu n g , und ü b e r seinen V a te r schrieb A . Vozne- senskij:

״ . . . П ро ф е ссией и делом ж и зн и о тц а м оего бы ло п р о е к ти р о в а н и е ги д р о с т а н ц и и , в н у тр е н н е й с т р а с т ь ю — л ю б о в ь к р у с с к о й и с т о р и и и и с к у с с т в у . О н ввел мое д е тс тв о в м и р В р у б е л я , Р е р и х а , Ю о н а , в м и р с т а р ы х м а сте р о в , к н е б е л о в ски х м о н о гр а ф и и к о т о р ы х с о б и р а л . [ . . . ] О н л ю б и л осенние с у м е р к и Ч е - хо в а , Ч а й к о в с к о го , Л е в и та н а .*416

16״ П у т ь к э т о й к н и г е 44, Д уб о в ы й л и с т в и о л о н ч е л ь н ы й . V o rw o rt von A . Voznesenskij zu seinem B uch. •5. ״ B e ru f u n d Lebensaufgabe m eines Va- te rs w a r d ie P la n u n g v o n W a sse rkra ftw e rke n , seine in n e re L e id e n sch a ft d ie L ie b e z u r russischen G eschichte und K u n s t. E r fü h r te m ic h als K in d ein in d ie W e lt V ru b e l’s, R erichs u n d Juons. d ie W e lt d e r a lte n M e is te r, der M o n o g ra p h ie n von K n e b e l, die er sam m elte. [ . . . ] E r lie b te d ie h e rb s tlic h e D ä m m e ru n g von Č echov, Č a jk o v s k ij, L e v ita n .*׳ M ic h a il A le x a n d ro v ic V ru - b e l\ russischer M a le r (1856-1910); N ik o ła j K o n s ta n tin o v ič R e rich . le ttis c h e r M a le r d t. A b s ta m m u n g (1874-1947); K o n s ta n tin F edorovič Juon. russischer M a le r, (1875-1958); Io s if N ik o la e v ic K n e b e l' (1854-1926), d e r seit 1895 in M oskau illu s tr ie r te K u n s tb ä n d e ü b e r d ie russischen K la s s ik e r herausgab.

V g l. С о в е т с к и й эн ц и кл о п е д и ч е ски й словарь. 592.

1.1. Andrej A. Voznesenskij: ein kurzes Portrait 17

(18)

S om it h a tte Voznesenskij schon als K in d Zugang zu D ich - tu ng , M a lerei und M u s ik , aber auch zum n a tu rw isse n sch a ftlich - technischen Bereich. D er noch sehr ju n g e Voznesenskij begann bald selbst kü n stle risch tä tig zu werden. B ere its w ährend sei- ner Schulzeit verfaßte er G edicht(*, die er als V ie rz e h n jä h rig e r erstm als seinem großen V o rb ild , dem D ic h te r B o ris L. P aster- пак. seinem ersten poetischen L e h rm e iste r, zeigte und dessen zustim m endes U rte il Voznesenskij b e stä rkte , w e ite rh in G edichte zu schreiben. D er E in flu ß d e r K u n s t P asternaks a u f Voznesens- k ijs frü he G edichte is t denn auch n ich t zu übersehen.17 Das erste Zusam m entreffen der beiden D ic h te r w ar der A n fa n g einer bis zum Tode P asternaks dauernden fre un d sch a ftlich e n Beziehung, von der Voznesenskij im Prosaw erk М н е ч е ты р н а д ц а т ь лет (Ich b in vie rzehn) e rz ä h lt. Voznesenskij n e ig t a lle rd in g s dazu, die Treffen m it P asternak, allen voran sein erstes Zusam m en- tre ffe n m it dem D ic h te r, zu einer Legende auszuschm ücken.

Es da ue rte n ic h t lange, bis Voznesenskijs künstlerisches 111- teresse auch fü r die M a le re i geweckt w urde. E r besuchte M a l- klassen bei dem A q u a re llis te n Bechseev und bei D e jn e ka .18 O b- w ohl Voznesenskij die M a le re i n ich t zu seinem B e ru f e rw ä h lte , g ilt ih r doch bis zum heutigen Tag seine A u fm e rksa m ke it. Ü be r Voznesenskijs Beziehungen zu r M a lerei und deren A u s w irk u n g und G e sta ltu n g in seiner D ic h tu n g h a n d e lt das d r itte K a p ite l dieser A rb e it.

Voznesenskijs Um w eg zu r D ic h tu n g fü h rte jedoch zunächst üb er d ie M oskauer Hochschule fü r A rc h ite k tu r. A ls, w ie es scheint, n a tü rlic h e Konsequenz seines Bestrebens, eine Synthese

18 1. Einführung

1 . . . th e o ld e r p o e t’s [P asternaks] in flu e n ce is o fte n d is tin c tly , even de- lib e ra te lv v is ib le in th e y o u n g e r p o e t's [Voznesenskijs] w o rk , as i f to re m in d th e reader o f Voznesenskij*s le g itim a te c la im to in c lu s io n in th a t h is to ric a l tr a d itio n ." Coudee. 211.

J8V g l. J I. С к о р и н о . ״ П о с л е с л о в и е ־* в: А х и л л е с о в о сердце. 258.

(19)

Bereiches zu finden, entschloß sich Voznesenskij zum S tu d iu m der A rc h ite k tu r.

״ Я не ж а л е ю л е т. о тд а н н ы х а р х и т е к т у р е . M v - ж е ств е н н а я м уза а р х и т е к т у р ы п о л н а и о н и ч е с - к о го л и р и з м а , она не т е р п и т б е с х р е б е тн о с ти , ам орф ного гр а ф о м а н с тв а и б о л то в н и , цели ее ч е с тн ы , п р о п о р ц и и ее ч е л о в е ч н ы , она созд ает вещ ь о д н о вр е м е н н о д л я п о все д н е вн о го б ы та и д л я В е ч н о с т и .4‘ 19

D ie Jahre, in denen sich Voznesenskij m it der A rc h ite k tu r beschäftigte, stellen fü r ih n eine künstlerische B ereicherung dar, die in seiner gesam ten D ic h tu n g ih re n N iederschlag fin d e t. B la- gonravov sch re ib t dazu:

״ A . В о зн е се н ски й , как н е м н о ги е из п о э т о в , с п о л н ы м п р а в о м м о ж е т б ы ть назван м а сте р о м с т и х о т в о р н о й а р х и т е к т о н и к и , ко м п о зи ц и и . К а к едины е и в н у т р е н н и е ц е л о стн ы е п р о и зве д е н и я п р е д с т а ю т пе ре д н а м и и ; М а с т е р а \ и Ч Іа р а - б о л а 1 и ьМ о з а и к а \ и п о эм а об А м е р и к е . . . 20״

19״ Ich bereue d ie Jahre, d ie ich d e r A r c h ite k tu r g e w id m e t habe, n ic h t.

D ie m u tig e M use d e r A r c h ite k tu r is t v o ll io n isch e r L y r iz itä t, sie d u ld e t keine R ü c k g ra tlo s ig k e it, a m o rp h e S c h re ib w u t u n d G e sch w ä tzig ke it, ih re Z iele sind rechtschaffen, ih re P ro p o rtio n e n m enschlich, sie sch a fft D ing e zugleich fü r den A llta g u n d fü r d ie E w ig k e it.“ ״ П у т ь к э т о й к н и г е " . Д уб о в ы й л и с т в и о л о н ч е л ь н ы й. 4 -5 .

20״ A . Voznesenskij kann, w ie w enige D ic h te r, m it v o lle m Recht ein M e i- ste r der d ichte rische n A r c h ite k to n ik u n d d e r K o m p o s itio n g enannt w erden.

A ls e in z ig a rtig e u n d in n e rlic h abgeschlossene W erke erscheinen sow ohl ‘ M a - с т е р а \ ‘ П а р а б о л а 1, "М о з а и к а * u n d das Poem ü b e r A m e rik a v o r uns . . . “ B .H . Б л а г о н р а в о в . А в т о р е ф е р а т д и с с е р т а ц и и н а со и ска н и е уч ен о й с т е п е н и к а н д и д а т а ф и л о л о ги че ски х н а у к . С а м а р к а н д . 1 9 7 2 , 7.

(20)

1•

Den Ü b e r tr itt von d e r A rc h ite k tu r z u r L ite ra tu r hat Voz- nesenskij selbst in seinem G edicht П о ж а р в а р х и т е к т у р н о м 21 (B ra n d im A rc h ite k tu rin s titu t) z ìi einer poetischen Legende aus- g e sta lte t. A n d e r M oskauer H ochschule fü r A rc h ite k tu r brach ku rz vo r Voznesenskijs S tudienabschluß ein Feuer aus, bei dem die P rü fun gsun terlag en un d B ew ertungen zusam m en m it den M o de llen d e r D ip lo m a n d e n , noch ehe sie eingereicht werden konnten, ve rb ra n n te n . Im G edicht w ird der B ra n d zu r M e ta - pher fü r die im Leben des A n d re j Voznesenskij zu Ende gehende P eriode d e r Jugend und der a k tiv e n B eschäftigung m it. d e r A r- c h ite k tu r; aus dem A rc h ite k tu rs tu d e n te n geht w ie ein P hoenix aus der Asche ein D ic h te r hervor.

‘20 1. Einführung

[6]

П р о щ а й , а р х и т е к т у р а ! П ы л а й те ш и р о к о ,

к о р о в н и к и в а м у р а х , р а й к л ѵ б ы в р о ко ко ! т

О ю н о с т ь , ф еникс, д у р о ч к а , весь в п л а м е н и д и пл ом !

Т ы м аш еш ь к р а с н о й ю б о ч к о й и д р а зн и ш ь язы чком .

[10]

. . . В се в ы го р е л о н а ч и с т о . В з д ы х а ю щ и х п о л н о .22

2140 о т с т у п л е н и й из п о э м ы * т р е у г о л ь н а я гр у ш а » , М о с к в а : С о - н е т с к и й п и с а т е л ь , 1 9 6 2 . 6 9-71.

22In d e r V a ria n te aus С обрание с о ч и н е н и й T l . 22. la u te t d ie zw e ite Zeile d e r le tz te n S tro p h e М и л и ц и и п о л н о / . A ls E n ts te h u n g s ja h r des G edichtes w ir d d o rt 1957 angegeben, d ie oben z itie r te V a ria n te is t 1962 v e rö ffe n tlic h t w orden.

(21)

B re — ко н ч е н о !

В се н а ч а т о !23

♦ • •

Voznesenskijs erste selbständige P u b lik a tio n e n — zuerst er- schienen 1958 einzelne G edichte in der Л и т е р а т у р н а я га з е та (L ite ra tu m a ja G a ze ta ), 1960 fo lg te n die G edichtbände М о ж п ѵ а (M o s a ik ) und Парабола (D ie P a ra b e l)24— erregten so fo rt A u f- m e rksa in ke it in lite ra ris c h e n K reisen. A . M ic h a jlo v beschrieb den E in tr itt Voznesenskijs in d ie L ite ra tu r folgenderm aßen:

״ А н д р е й В о зн е се н ски й в п е р в ы х ж е с т и х а х о б н а р у ж и л т а к у ю т в о р ч е с к у ю п о те н ц и ю , ко - т о р у ю нельзя б ы л о не за м е ти ть . У н е го не бы ло п е р и о д а у ч е н и ч е с т в а . (П р а в д а , сам п о э т х р а н и т т е т р а д к у р а н н и х с т и х о в , к о т о р ы е он не х о ч е т п о к а з ы в а т ь .) П р и ш е л п о э т /* 25

23 40 о т с т у п л е н и й и з поэмы, * т р е у г о л ь н а я г р у ѵ і а М о с к в а : С о -

« »

в е т с к и й п и с а т е л ь , 1 9 6 2 , 7 0 -7 1 . Ü b e rs e tz u n g von H u go H u p p e rt: ״ A rc h i- te k tu r , leb w o h l! / L o d e rt a u f. / K u h s tä lle m it am ourösen P u tte n , / Spar- kassen im R o k o k o s til! [B e z irk s k lu b s im R o k o k o s til] / / О Jugend. P h ö n ix , M o n d k ä lb c h e n [D u m m k o p f] . . . / D ip lo m — eine lohende Fackel! / D u w in k s t m it d em ro te n R o ck. / zeigst keck d ie ro te Zunge! / / . . . Ausge- b ra n n t, alles to ta l. / Seufzende fü lle n d ie W e l t . . . / A lle s zu Ende? — A lle s b e g in n t! . . . ** aus: A n d re j W osnessenski, B a h n d e r P a ra b e i F ra n k fu rt: F i- scher, 1963, 9.

24 М озаика, В л а д и м и р с к о е к н и ж н о е и з д а т е л ь с т в о . 1960; Пара- бо л а. М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь , 1960. G e d ic h te aus d em B a n d Парабола w u rd e n von H u go H u p p e rt ins D eutsche ü b e rs e tz t. V g l. dazu o p .c it.

25.,A n d re j Voznesenskij ließ b e re its in seinen e rsten G e d ich te n e in sol- ches schöpferisches P o te n tia l erkennen, das u n m ö g lic h u n b e m e rk t b le ib e n ko n n te . B e i ih m gab es ke in e L e h rja h re . (FYeilich, d e r D ic h te r b e w a h rt e in kleines H e ftch e n m it seinen frü h e n G e d ic h te n a u f, d ie er n ie m a n d e n zei- gen m ö ch te .) E r kam als D ic h te r.“ А л . М и х а й л о в . Э т ю д ы. М о с к в а : Х у д о ж е с т в е н н а я л и т е р а т у р а , 1 9 7 0 , 8.

1.1. Andrej A. Voznesenskij: ein kurzes Portrait 21

(22)

D ie in М озаика erschienen G edichte un d das Poem М а с те р а w urden auch in spätere B ände im m e r w ieder aufgenommen.

Nach einer A m erikareise, bei d e r Voznesenskij als Dich- te r des T a uw e tters gefeiert w urde, fo lg te 1962 der Band 40 о т с т у п л е н и й из поэм ы « т р е у го л ь н а я груш а» (V ie rz ig Abschw eifungen vom Poem *D reieckige B irn e ’ ),26 in dem er seine E rfa h ru n g e n in der neuen W e lt poetisch einbrachte. Im R ü c k b lic k gelten die ersten G e dichtbände Voznesenskijs als jene W erke, die seinen R u h m als D ic h te r auch außerhalb der Sowjet- un io n begründeten.

А н т и м и р ы (A n tiw e lte n )2' w ar Voznesenskijs v ie rte r Ge- d ich tb a n d . D ie verschiedensten Them en u n ti w eltw eiten Hand- lu ng so rte der G edichte v e rb in d e t das M o tiv der ,.S ichtbarm a- chung der W e lt als E in h e it d e r W id e rs p rü c h e *.28 1966 erschien d e r G e dich tba nd А хиллесово сердце (A ch ille sh e rz)29 m it ei- nein N achw ort von L. S ta rin o , in dem dieser die Besonder- he ite n der künstle risch en W ahrnehm ung des D ichters aufzeigt.

Condee w eist d a ra u f h in , daß nach Erscheinen des G edicht- bandos sow jetische L ite ra tu rk ritik e r zum erstenm al den T ext selbst b e u rte ilte n , a n s ta tt eine K ontroverse um die Ansichten der B e fü rw o rte r und K r itik e r der D ic h tu n g Voznesenskijs zu fü h re n .0*־ Тень звука (S chatten eines L a u ts )31 erschien 1970 m it einem V o rw o rt von V a le n tin Kat.aev. Dieser G edichtband

26E in e A u s w a h l von G e d ic h t on aus diesem B a n d w u rde von E ckh a rt S c h m id t u n d A le x a n d e r K ä m p fe ins D eutsche ü b e rtra g e n und v e rö ffe n tlic h t u n te r: A n d re j W osnessenskij. D reieckige B irn e . D re iß ig lyrisch e Abschw ei- Jungen. F ra n k fu rt a. M a in : S u h rk a m p , 1963.

2 'М о с к в а : М о л о д а я г в а р д и и . 1964.

28L o th a r S tre b lo w , ..A n ti-W e lte n und and ere “ , in : Deutsche Volkszeitung N r. 28. 12.7.1968.

29М о с к в а : Х у д о ж е с т в е н н а я л и т е р а т у р а . 1966.

30V g l. Condee. 216.

‘,1 М о с к в а : М о л о д а я г в а р д и я . 1970.

22 1. Einführung

(23)

andere K ün ste, was auch in deutschen Rezensionen, u.a. in einer Buchbesprechung in d e r F ra n k fu rte r A llgem einen Z e itu n g vom 11,7.1970 zu r Sprache kam . 1972 fo lg te der B and Взгляд. С т и х и и поэм ы (B lic k . G edichte und P oem e).32 D ie d a rin veröffent- lich te n Poeme Ю н о н а и А в о с ь (.lim o n a und A vos") und Л е д 69 (E is 69). lyrische n R eportagen und G edichte w erden a lle von einem T h em a zusam m engehalten: ,.*Den A u g e n b lick m it einem B lic k a n h a lte n \ das Wesen eines Geschehens, eines G egenstan- des durch seine äußere F o rm , D in g lic h k e it, H ü lle , zu sehen.“ 33 В ы п у с т и п т и ц у ! С т и х и и поэм ы (Laß den Vogel fre i! Ge- d ich te und Poem e)34 erschien 1974. D a rin ist u.a. der Z yklu s Н ебом едины м ж и в че л о ве к (D e r M ensch le b t vom H im - m el a lle in ) e n th a lte n , dessen Bezeichnung ein L e itm o tiv fü r d ie G edichte dieses Z y k lu s is t. 1976 fo lg te der Sam m elband Д убовы й л и с т виолончельны й. Избранные с т и х о т в о р е н и я и поэмы. (V io lo n c e llo E ic h e n b la tt. A usgew ählte G edichte und P oem e),35 d e r eine R e tro sp e ktive der bis d a h in vorliegenden D ic h tu n g Voznesenskijs d a rs te llt. D er A u to r selbst beschrieb im V o rw o rt seinen kü n stle risch e n Weg un d e rlä u te rte einige seiner Ideen. N och im gleichen J a h r erschien d e r B and В и т р а ж н ы х дел м а с т е р . С т и х и (M e is te r der G la sb ild e r. G e dich te)36, fü r den Voznesenskij 1978 der S taatspreis fü r L ite ra tu r3' verliehen

32М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь , 1972.

33״ ‘ о с т а н о в и т ь в з г л я д о м м г н о в е н и е ’ , у в и д е т ь с у щ н о с т ь с о б ы т и я и п р е д м е т а ч е р е з и х в н е ш н ю ю ф о р м у, в е щ н о с т ь , о б о л о ч к у .“

Взгляд. С т и х и и п о э м ы , 6.

34М о с к в а : С о в р е м е н н и к , 1974.

35М о с к в а : Х у д о ж е с т в е н н а я л и т е р а т у р а , 1975.

36М о с к в а : М о л о д а я г в а р д и я , 1976.

37״ П о с т а н о в л е н и е м Ц е н т р а л ь н о г о К о м и т е т а К П С С и С о в е т а М и н и с т р о в С С С Р п о э т у В о з н е с е н с к о м у А н д р е ю А н д р е е в и ч у за к н и г у с т и х о в В и т р а ж н ы х дел м а с т е р п р и с у ж д е н а Г о с у д а р с т ­

(24)

w urde; dieser B and w urde — als einziger bisher - 1980 in einer zw eiten A iifla g e v e rö ffe n tlic h t. D ie G edichte und Poeme dieses Bandes ve rb in d e t das gem einsam e T h e m a K u n s t und K iin s t- 1er, das in a lle n w eiteren V oznesenskij-V eröffentlichungen im - m er stä rk e r in den V o rd e rg ru n d t r i t t . 1979 erschien die Ge- d ich tsa m m lu n g Соблазн. С т и х и (Versuchung. G e dich te)38, die einige bis d a h in u n ve rö ffe n tlich te G edichte sowie das Poem Be- чное м ясо (E w iges F leisch) e n th ä lt. Im selben J a h r noch gab der V erlag Д е т с к а я л и т е р а т у р а einen kurzen Sam m elband, Избранная лирика (A u sg ew ä hlte L y r ik ) ,39 heraus, fü r den A . M ic h a jlo v eine E in fü h ru n g verfaßte. Б е з о т ч е т н о е (O hne Rechenschaft ),4° erschienen 1981, e n th ie lt G edichte, das Poem А н д р е й П о л и с а д о в (A n d re j P olisadov) sowie die lyrischen Re- m iniszenzen üb er P asternak М н е ч е т ы р н а д ц а т ь л е т, W erke, die bis d a h in in verschiedenen P e rio d ika erschienen w aren.41 T h e m a tisch schließen die W erke des Bandes an jene von B u - т р а ж н ы х дел м а с т е р und Соблазн an. 1983-84 erschien die erste umfassende W erkausgabc in d re i B änden Собрание cova- нений (G esam m elte W erke)42, in der alle bis d a h in veröffe ntlich- ten w ich tig e n G edichte. Poeme sowie Prosa m it .Jahresangabe z u r E n tste h u n g der W erke zu finden sind. E b e n fa lls 1984 er- schien in Tbili.ssi der S am m elband И верский свепк С т и х и и

поэм ы (Iberisches L ic h t. G edichte un d P oem e).43 D a rin wendet

24 1. Einführung

в е н н а я п р е м и я С С С Р 1978 г о л а “ . A us: В и т р а ж н ы х дел м а с т е р . М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь . 1980.

38М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь , 1979.

39М о с к в а : Д е т с к а я л и т е р а т у р а . 1979.

40М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь . 1981.

41V g l. A n m e rk u n g in Б е з о т ч е т н о е , G.

42С обрание с о ч и н е н и й . в т р е х т о м а х , в с т у п и т е л ь н а я с т а т ь я Л ь в а О з е р о в а . М о с к в а : Х у д о ж е с т в е н н а я л и т е р а т у р а . Т 1 , 1983, T 2 - 3 ,

1984.

4*, Т б и л и с и : М о р а н и , 1984.

(25)

sich Voznesenskij an seine georgischen Leser, m it denen ih n seine Fam iliengeschichte v e rb in d e t, denn seine V orfa h re n m ü tte rli- cherseits sta m m te n aus G eorgien. 1984 w urde auch der B and Прорабы духа (V o ra rb e ite r des G eistes)44 v e rö ffe n tlic h t, der ne- ben G edichten und dem Poem З о д ч и е р е ч и (B a u m e iste r der Sprache) vo r allem Prosa e n th ä lt, d a ru n te r d ie E rzä h lu n g ״ O "

und m ehrere lite ra ris c h e K ü n s tle rp o rtra its . Schließlich erschien 1987 Poe (D e r G ra b e n )45, eine bem erkensw erte S am m lung von bekannten und neuen G edichten und Poem en, vo r a lle m aber von Prosa. V ie le d e r d a rin en th a lte n e n k u ltu rk ritis c h e n Essays waren b e re its in Z e its c h rifte n w ie О гонек (O g o n jo k) erschienen.

Dieser B and zeugt davon, daß sich Voznesenskij im m e r einge- hender dem T h em a d e r K u n s t zuw endet. und sich fü r die Re- s ta u rie ru n g a lte r K u n s td e n k m ä le r, fü r d ie E rh a ltu n g des Be- stehenden, fü r die Herausgabe von B üchern großer S c h rifts te l- 1er, fü r die R e h a b ilitie ru n g ve rb a n n te r oder totgeschw iegener K ü n s tle r a lle r K u n s tric h tu n g e n einse tzt. In zahlreichen A rtik e ln b e te ilig t er sich an ö ffe n tlich e n D iskussionen u m den schlech- ten Z ustand der A rc h ite k tu r un d v ie le r K u n s td e n k m ä le r in der S ow je tun io n. Voznesenskij be schä ftig t sich zudem im m e r w ie- der m it A rc h ite k tu r und B ild h a u e re i, w ovon eine P la s tik , die er gem einsam m it dem georgischen B ild h a u e r Z u ra b C e re te li in

M oskau e rrich te te , zeugt.

Voznesenskijs W erke erregen sowohl bei heim ischen als auch ausländischen, vo r a lle m nordam erikanischen L ite ra tu rk ritik e rn große A u fm e rk s a m k e it, die beginnend m it den ersten P u b lika - tio n e n bis h e ilte a n h ä lt, u n d wovon unzählige Rezensionen und A rtik e l zeugen. Im deutschen S prachraum bestand in den 60er Jahren großes Interesse an der Poesie Voznesenskijs. 1967 re i- ste Voznesenskij zu ersten D ichterlesungen in d ie B undesrepu-

44М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь . 1984.

45М о с к в а : С о в е т с к и й п и с а т е л ь . 1987.

1.1. Andrej A. Voznesenskij: ein kurzes Portrait '25

(26)

b lik D eutschland und nach B e rlin , denen im Laufe der Jahre noch m ehrere folgen s o llte n . Z u le tz t las Voznesenskij im Fe- b ru a r 1988 in M ünchen. 19G3 erschienen in der B undesrepu- b lik D eutschland die G e d ich tsa m m lu n g A n d re j W osnessenskij, Dreieckige B irn e . D reiß ig lyrische Abschweifungen, 4 6 und im selben Jah r der G e dich tba nd Bahn der Parabel.47 E benfalls in deutscher Ü bersetzung erschienen A n t.iw e lte n *H Schatten eines Lauts49 und die P rosaausw ahl A n d re j W osnessenski, Begegnung m it P asternak.י°

Voznesenskij u n te rn a h m m ehrere Reisen u.a. in die U S A . nach F rankreich . Ita lie n , nach E n g la n d und A u s tra lie n . D ie Erlebnisse un d E rfa h ru n g e n fanden auch in seiner D ich tu n g A u s d ru c k .*1 A u f seinen Reisen besuchte er viele K ü n s tle r, d a r- u n te r den M a le r M a rc C h a g a ll in S ü d fra nkre ich un d den am eri- kanischen P o p k ü n s tle r Rauschenberg, in dessen A te lie r in Long Island Voznesenskij L ito g ra p h ie n h e rste llte , die er in den Z yklu s kon kre ter Poesie А р х и с т и х и (A rch ig e d ich te ) 52 aufnahm .

2G 1. Einführung

46A us dom Russischen ü b e rtra g e n von E c k h a rt S c h m id t u n d A le x a n d e r K aem pfe. der auch das N a c h w o rt ve rfa ß te, F ra n k fu rt a. M a in : E d itio n S u h r- kam p. 1963.

4 *• **

41Ü b ersetzung H ugo H u p p e rt. F ra n k fu rt a. M a in : F ischer. 1963.

48N achgedichtet von Jens G e rla c h . N a c h w o rt H e rb e rt K re m p ie u . B e rlin : V erlag K u lt u r u n d F o r ts c h r itt. 1967.

49Hrsg. F r itz M ie ra u . N a c h d ic h tu n g e n H e in z C zechow ski et al., B e rlin : A u fb a u -V e rla g , 1976.

50N achw ort F r itz M ie ra u . Ü b e rse tzu n g : M a rg it B ra u e r et .al.. B e rlin : A u fb a u -V e rla g , 1984.

r>lSie veranlaß ten zu d e r K r it ik , w onach V oznesenskij seinen persönlichen S til, wozu d ie gew ohnten k o s m o p o litis c h e n T h e m e n , d ie sich in ly risc h e n Reiserem iniszenzen, ly ris c h e n P o rtra its . W id m u n g s g e d ic h te n an D ic h te r- kollegen a u f d e r ganzen W e lt a u s d rü c k te n , zählen, bis z u m ״ E ig e n p la g ia t strapaziere“ . V g l. F elix P h ih p p In g o ld . ״ Neues von A n d re i W osnessenski“ , in : Neue Z ü rc h e r Z e itu n g N r. 159, 9 . / 10.7.1977.

52 Собрание с о ч и н е н и й . Т З , 228-236.

(27)

״ The a m b itio n o f the old Babel builders utas w ell d ire r- ted f o r this w o rld : there are but two strong conquerors o f the forgetfulness o f men. P oetry and A rc h ite c tu re , and the la tte r in some so rt includes the fo rm e r. and is m ig h tie r in its re a lity ; i t is w e ll to have. n o t on ly w hat men have thought and f e l t but. w hat th e ir hands have handled. and th e ir strength w ro u g h t. and th e ir eyes beheld. a ll the days o f th e ir life . ul

2.1 Z u r W e c h s e lw irk u n g zw isch en A r c h i t e k t u r u n d D ic h tu n g

111 vergleichenden B e tra ch tu n g e n der L ite ra tu r un d anderen K ü n ste n b le ib t die A rc h ite k tu r m eist u n b e rü c k s ic h tig t.2 Dies

1John R u s k in . The Seven Lam ps o f A rc h ite c tu re״ W o rks V i l i . 224. zi- t ie r t in : E lle n E . F ra n k . L ite r a r y A rc h ite c tu re. B e rkele y: U n iv . o f C a lifo rn ia Press, 219.

2V g l. dazu E r w in K o p p e n . ״ Z u r R o lle u n d F u n k tio n in te rd is z ip lin ä re r B e trachtungsw eise in d e r H is to ire C o m pa rée des L itté r a tu r e s “ , in : Neohe- lic o n, 2 /8 1 , 285-286.

(28)

28 2. A rc h ite k tu r in der D ichtung m ag u.a. an der Tatsache liegen, daß die A rc h ite k tu r im U n te r- schied zur D ich tu n g als statische und räum liche K unst g ilt,3 wo- gegen die L ite ra tu r zu den dynam ischen, in der Z e it w ahrgenoin- menen K ünsten zä h lt. Eine andere E rk lä ru n g kann sein, daß die ko m m un ikative F u n k tio n der A rc h ite k tu r nicht b e tra chte t w ird und deshalb die L ite ra tu rw issen scha ft eine Analyse der Bezie-« hungen zwischen A rc h ite k tu r und D ich tu n g , die als Sprachkunst vo r allem ko m m un ikative F u n k tio n b e sitzt, außer B etracht läß t.

U m b erto Eco unterscheidet in seinem sem iotischen M o d e ll der A rc h ite k tu r u tilitä re und ko m m u n ika tive F u n ktio n . E ine sol- che B e tra ch tu n g erm öglicht es, neue F unktionen der A rc h ite k - tu r aufzuzeigen, die w ir a u f den ersten B lic k nicht w ahm ehm en, oder w ie Eco es fo rm u lie rt: ״ fü r die aber die n u r fu n k tio n a li stische B etrachtung b lin d m a c h t."4 F ü r Eco lie g t der kom m u- n ik a tiv e A spekt der A rc h ite k tu r d a rin , daß das Vorhandensein eines beliebigen architektonischen O b jekte s eine gewisse H and- lu n g fö rd e rt und eine m ögliche F u n ktio n m itte ilt:5

... das, was m ir den G ebrauch der A rc h ite k tu r erm öglicht (durchgehen, hineingehen, stehenbleiben, hinaufgehen, sich ausstrecken, ans Fenster tre te n , sich anlehnen, in die H and nehmen e tc.). sind nicht n u r die m öglichen F u nktion en, sondern vor allem die d a m it verbundenen Bedeutungen, die m ich fü r den fu n ktio n a le n G ebrauch disponieren. Auch wenn es sich um Formen von tro m p e -ГоеіІ handelt, bin ich fü r den G ebrauch d isp o n ie rt, auch wenn die Funk-

*, O b w o h l w ir auch A r c h ite k tu r in der Z e it w ahrnehm en.

4*F u n k tio n a lis tis c h ' is t h ie r im Sinne von * u t ilit ä r ’ gem eint. V g l. dazu U m b e rto Eco. E in fü h ru n g in die S e m iotik, a u to ris ie rte deutsche Ausgabe von Jürgen T ra b a n t. U T B Taschenbuch 105, M ünchen: W ilh e lm F in k . 1968, 296.

5V g l. Eco. 298.

(29)

2.1. Z u r W echselwirkung 29 tio n gar n ic h t m öglich ist. Bei einigen a rc h ite k to n i-

sehen F u n ktio n e n , die ich nicht als Reize wahrnehm e [ . . . ] , bem erke ich m öglicherweise nicht ih re Funk- tio n a litä t (sie w ird quasi im H in te rg ru n d , gewöhn- heitsm äßig b e n u tz t), w ährend ich die kom m unika- tiv e W irk s a m k e it erfasse. Schutzgefühl, R aum gefühl e tc .“ 0

D ie ko m m u n ika tive B e tra ch tu n g der A rc h ite k tu r — die U n te r- scheidung verschiedener Bedeutungen, die ein architektonisches O b je k t ko n n o tie re n ka n n ,7 sowie das bewußte Erfassen der kom - m u n ik a tiv e n W irk s a m k e it von architektonischen O b je kte n — s te llt also eine geeignete M ethode dar, A rc h ite k tu r in eine ge- m einsam e A nalyse m it D ich tu n g einzubinden, um W echselwir- kungen zwischen A rc h ite k tu r und D ich tu n g aufzuzeigen. Eine M e th o d e , die den ko m m u n ika tive n A spe kt von A rc h ite k tu r be- tra c h te t , eignet sich umso m ehr fü r eine solche A nalyse, als ge- rade Voznesenskij in der K u n s t, w ie bereits in der E in fü h ru n g k u rz v e rm e rk t, ein universelles M itte l der K o m m u n ik a tio n sieht.

Von allen K ü n ste n h a t gerade die A rc h ite k tu r fü r Voz- nesenskij außerordentliche Bedeutung. Neben den zahlreichen

6 Eco, 300.

1 K u rz zusam m engefaßt kann m an sagen, daß nach Eco d e r a rch ite k- ton isch e G egenstand eine u tilitä r e F u n k tio n ‘d e n o tie re n ' und b e s tim m te 's y m b o lis c h e 1 F u n k tio n e n 4k o n n o tie re n ' kann. Z u r D e m o n s tra tio n sei h ie r »

sein Sessel — T h ro n B e ispiel a n g e fü h rt: ״ E in S tu h l sagt m ir v o r allem , daß ich m ic h d a ra u f setzen kann. [Das w äre d ie d e n o ta tiv e F u n k tio n des Sessels.] A b e r w enn d e r S tu h l ein T h ro n is t, d ie n t er m ir n ic h t n u r zum S itzen; er is t dazu da. sich m it einer gewissen W ü rd e a u f ih n zu setzen u n d b e k rä ftig t den A k t des ‘ M it W u rd e S itzens’ m itte ls eine r Reihe von N ebenzeichen, die M a je s tä t ko n n o tie re n . Diese K o n n o ta tio n e n sind in dem M aße fu n k tio n e ll, daß - wenn ü b e rh a u p t vorhanden — m an d ie F u n k tio n des ‘ B equem S itze ns' vernachlässigen kann. V ie lm e h r ve rla n g t der T h ro n o ft, u m m a je s tä tis c h e W ü rd e zu k o n n o tie re n . daß m an s ta rr u n d unbequem s itz t [ . . . ]**. E co, 311.

(30)

beschäftigt, äußerte sich Voznesenskij auch in m ehreren K o m - m entaren über G em einsam keiten und W echselw irkung der bei- den K ünste, w ie z.B . im V o rw o rt zu seinem G e d ich tzyklu s A p - х и с т и х и . der späteren Zvklusbezeichnung zu И з о п ы :8

,.Т о ч к а пересечения осей н е сущ и х о п о р а р х и - те к тѵ р ы н а х о д и тс я вне здания, как бы п а р я над ним . О на невидим а д л я непроф ессиона- лов, но им енно она в л и я е т на с т р о й а р х и те к - т у р ы . . . М а гн и т н а я то ч к а п о эзи и ч а с т о н а х о - д и тс я вне те кста с т и х о т в о р е н и я , как бы п а р я над ним . К ней устр е м л е н о н а п р яж е н и е с т и х а , к ней т я н у т с я в е тки и ле пе стки с т р о к и риф м.

Е сл и та ко й то ч к и нет и л и она осл аб ева ет, ле- пе стки п а д а ю т ."9

H ie r spricht ein K ü n s tle r, der als A rc h ite k t und D ic h te r sein H andw erk kennt und sich der ästhetischen W irk u n g von K u n s t- werken der A rc h ite k tu r und D ich tu n g bewußt ist.

8 E ino Z usam m enstellung m ehrerer Aussagen Voznesenskijs zu D ic h tu n g und A r c h ite k tu r fin d e t sich in Condee. ‘223*228.

9..D er P u n k t, an dom sich die Achsen der tragenden Säulen d e r A rc h i- te k tu r kreuzen, befindet sich außerhalb des Gebäudes, sozusagen d a rü b e r schwebend. E r is t fü r Laien u n s ic h tb a r, doch beeinfluß t gerade er d ie ar- ch ite kto n isch e S tr u k tu r . . . D e r m agnetische P u n k t d e r Poesie lie g t h äufig außerhalb des Textes eines G edichtes, sozusagen d a rü b e r schwebend. A u f ih n ric h te t sich die Spannung eines G edichtes, a u f ih n ric h te n sich d ie A s te und B liite u b lä tte r d e r S trop he n u n d Reim e. W enn dieser P u n k t fe h lt oder zu schwach is t. fa lle n d ie B liite n b lä tte r ab.“ Собрание со чи н ен ий . ТЗ, 228-220.

(31)

О сен ь в С и г у л д е u n d К р о н ы и к о р н и

A rch ite kto n isch e G ebilde dienen dem Schutze des Menschen vor W e tte r un d G efahren, sie waren und sind ihm Zuhause und A rb e its s tä tte . O rt der Ruhe, der Z u flu ch t, der Begegnung und des Abschiedes. Gebäude sind aber auch Gefängnisse und O rt d e r V erzw eiflung. A rc h ite k tu r u m g ib t und begleitet den M en- sehen a u f seinem Lebensweg: der Mensch w ird in einen R aum hineingeboren, einen großen T e il seines Lehens ve rb rin g t er in G ebäuden, in deren Räum en. Sie sind ih m O rt künstlerischer In s p ira tio n und O b je k t der Muse, wenn sie des Menschen K rea- tiv itä t und K önnen fordern bei ih re r P lanung und K o n s tru k - tio n . W ir können daher sagen, daß der Mensch in ständiger B e rü h ru n g m it der A rc h ite k tu r le b t. Sogar der Tod bedeutet n ich t im m e r Abschied von der A rc h ite k tu r, denken w ir m ir an G rabkam m ern. K ap ellen u.dgl. oder an die M etapher vom G rab als dem le tz te n Zu-H ause. Diese unauflösbare V erkn üpfun g von A rc h ite k tu r10 und m enschlicher Z iv ilis a tio n und K u ltu r in spi- rie rte D ic h te r schon sehr frü h und ließ alle genannten A spekte der V e rkn ü p fu n g zwischen A rc h ite k tu r und m enschlicher Z iv ili- sat ion zum Them a der D ich tu n g werden.

Das a rchite kto nisch e O b je k t te ilt den offenen R aum in ein Außen und Innen, grenzt aus. ein und ab. W ir be tre te n das Innere von außen, verlassen es nach außen. Jedes B etreten und

• •

Verlassen bedeutet eine O rtsveränderung, ein Ü berschreiten von Schwellen un d B rücken im konkreten, gegenständlichen und im

10D er B e g riff A r c h ite k tu r soll im folgenden P lanung. Design u n d E rric h - tu n g von G ebäuden je d e r A r t sowie d ie G ebäude selbst im w eitesten Sinne umfassen.

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