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Syrische Miscellen.
Von siegmund Fraeukel.
I. Zum Chronikfragment ZDMG. 54, 195 flF.
S. 199 1. 15 ist die Ergänzung des ]l unnötig, wenn man den
folgenden Satz fragend . fasst : .Sollen wir etc.?" Das nicht ganz
passende oxi^O möchte ich als Verschreibung eines ursprünglichen
qsoCl^O »nnd sie murrten' ansehen; dann können wir auch die
Einschiebung, die in Note 7 vorgeschlagen ist, entbehren. Hinter
ist vielleicht )juVlO zu lesen; docb ist dies in der Bedeutung
»erfahren, geübt' noch nicht belegt (wie jti^)-
S. 202 I. 8 ist JjOjtVy wohl in Ordnung, wenn es auch in
unseren Lexicis noch fehlt. Es kann hier kaum etwas Anderes
o -
bedeuten als arab. »Amt, Punktion' (Dozy, Supplement I,
528, 7), aus dem es auch erst entlehnt sein wird. Vorher ist
wohl ^iojkO zu lesen und zu übersetzen: »und bis zum Wieder¬
beginn der Punktion, mit der Gott den . . . Georg begnadet hatte.'
S. 216 1. 12. Mit der Lesung, die der Herausgeber zweifelnd
in den Text setzt, ist allerdings nichts anzufangen. Vielmehr sind die
hier getrennten Wörter J .^^ f> oj^O zusammenzufassen und statt
des JD ist, wie nach dem Cod. ebenfalls möglich (Note 7), ^ zu
lesen. Wir erhalten so: ^oO( |k^OPO)\o »und sie waren Räuber',
was zu dem Vorhergehenden (»Plündern, Brennen und Morden')
gut passt. (Die Schreibung mit O) ist zwar für dies Wort noch
nicht belegt, aber nicht unerhört.)
S. 218 1. 7 ist }xiao nicht richtig mit »mantie' wiedergegeben.
Es bedeutet .Ranzen' (knapsack) und )jO»»^ ist ein kleines Pack¬
chen oder Täschchen.
S. 225 1. 32. Zu seiner Übersetzung , straw' hat der Heraus¬
geber selbst schon ein Fragezeichen gesetzt. Mit Recht; er hat
Framkel, Syrisch» MisceUen. 661
übersehen, dass jJ^kJUD auch den Bogen bezeichnet, der natiirlich
hier allein passt.
S. 226 1. 3 (Text S. 210 1. 11) ist m. E. zwischen iov^und
jj^p, nichts einzuschieben. 1«^V>^ ti®*" nicht ,the northem
region", sondern „der Nordwind". In der verstümmelten Stelle
war gewiss berichtet, dass ein heftiger Nordwind zehn Tage lang
wehte und alle Saaten vernichtete.
II. jb^v^ waLqo.
In der Eede des Melito (S. ojO 1- 12) heisst es:
o;2=^ ^aJ? J^;=^ wOLodS. ^fOM )^ wa::) ^/ °t>^^
w.o)Q:^\bL:ä ^ ^oiioji i^ö^/
Diese merkwürdige Nachricht hat kürzlich Clermont-Ganneau
(Bev. archöol. 35 (1899) S. 330) in eigenartiger Weise zu deuten ver¬
sucht. wjaLoo (zur Wurzel ,3fco) sei durch ein MissverstÄndnis aus
einem ursprünglichen Abstraktum „Schriftstück" zu einer Person
geworden. Gemeint sei damit die als Amulett verwendete nnTtt
(Levy, Neuhebr. Wörterb. III, 63). So erklare sich das Beiwort
Jp>. -'( ^N. ■ Zugleich sei dabei noch eine Verwechslung mit dem als Talisman der Stadt geltenden Abgarbriefe eingetreten.
Da diese Erklärung wohl keine Aussicht hat , allgemein an¬
genommen zu werden, so sei hier eine andere vorgeschlagen.
Die „Hebräerin" jK. . ^^^x. kann sehr leicht aus einer „Araberin"
J\OV^ entstanden sein, die bei der Erwähnung Edessas und seines
arabischen Dynasten natürlich viel besser passt. Diese Verschreibung aber wäre um so leichter zu erklären, als in der Zeile vorher J -'i-nn.
vorkommt. Nun hat Melito vorher und nachher nur bekannte
Götter und Göttinnen aufgezählt, die nach seiner Meinung ursprüng¬
lich Könige u. s. w. waren und dann wie die römischen Kaiser
göttlich verehrt wurden. Man darf also auch in sOLoD m. E.
nur einen auch sonst bekannten Namen suchen. Formell ist er deutlich - ö J
als j_yijis ; aber natürlich ist mit der Schreibung ^»31.00 nichts an¬
zufangen. Wäre hier eine Lücke in der Handschrift oder etwa nur
das schliessende Jod erhalten, so würde wohl Niemand ein Bedenken
tragen, hior den Namen einzusetzen, der am Nächsten liegt, nämlich
»<)Q.^- It^li meine, dass wir thatsächlich so zu lesen habeu. Denn
auch graphisch ist die Veränderung nicht so bedeutend, wie es zu-
562 Fraenkel, Syrische Miscellen.
nächst wohl scheint. Sowohl i,. und , als auch ) und I. können
in gewissen Formen leicht mit einander vertauscht werden und
ebenso konnte manche Form des Jod am Schlüsse als Beth gelesen
werden. — Dass ein fremder und nicht allzuhäufiger Name ver¬
schrieben und verlesen werden konnte, ist wohl nicht auffällig
In jedem Falle glaube ich, dass diese innerliche Behandlung des
Melito-Textes sich mit den geschichtlichen und religionsgeschicht¬
lichen Möglichkeiten besser vereinbaren lässt, als die geistreiche
Deutung Clermont-Ganneau's.
III. Zu dem syrischen Berichte über Nestorius. (ZDMG. 54, 378fi".)
S. 380 1. 1 hat der Herausgeber (S. 389 1. 9) angen¬
scheinlich für ein Nomen gentilicium gehalten {kömälrkäyä). Es
ist aber syrische Umbildung eines gi-iech. Wortes, nämlich netfiri-
ktaQxrjg (Ducange 628 ,qui cimeliis ecclesiasticis praeest"). Das
syrische Wort ist meines Wissens noch nicht belegt.
S. 382 1. 3 lies Jb«Xj* JJj »der Unwissenheit".
S. 387 1. 4 lies oiöpa^ »zn schädigen".
S. 387 1. 9 lies mit dem Cod. )r.on.. und übersetze: „ward
der Satan auf einen neidisch". (Vgl. )>r>r»rr» .". als Name des Satans PSm. 661 s. V. Jo^^Ende.)
1) Vgl. auch 1. 2: iLoa lies VJCO Kivvgag. S. »3 1. 24 ,gp2L,fc^iJJ, 'Egex^evg.
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On Pashai, Laghmani, or Dehgani.
By
G. A. Grierson, C. I. E., Ph. D.
Nearly all that has hitherto been known about this language,
the most westem outpost of the Indo-Aryan forms of speech, is
contained in two short vocabularies of Laghmänl and Pashai by
Leech, on page 731 and page 780 of Vol. VII, 1838, of the
Journal of the Asiatic Society of Bengal. Regarding the latter,
he says;
The language is spoken by the people called Pashais who inhabit the districts of Mandäl, Chitelä, Parenä, Kündi, Seva and Külmän.
and regarding the former:
LajÄmkn is a provinee (mahäl) of the principality of Cabül, situated opposite to Jaldldbad; it is sometimes written Lam^Aän
Thq inhabitants of LapAmdn are Tajaks or FarsiwAns.
Leech considered the two as distinct languages; it will be
seen, however, from what follows that the two names really con¬
note one and the same form of speech.
A few very insignificant specimens of this language are also
given in Sir Alexander Burnes' work on Kabul, where the name
is spelt 'Pushye'. Lassen (IA. Vol. I, p. 440, 2°'^ ed., p. 522) has
not seen that it is the same as Leech's 'Pashai', and accordingly
considers 'Pushye' and 'Pashai' as two distinct dialects. ^)
I am indebted to Mr. J. G. Lorimer, I. C. S., Political Officer
of the Khaibar, for the specimens given below, and for the follow¬
ing account of the language and of the people who speak it:
The following are examples of the Pashai language, which is also called LiaghmCini because it is spoken in the tract known as LaghmSn, and Dehgäni because most of the persons who speak it belong to the Dehgän tribe Pashai in fact appears to be the proper name of tbe language spoken by the Dehgans of LaghmSn and the country to the east of it. The boundaries of this language are said to be, roughly, on the west the Laghmän river, on the north the boundary of the KSfirs, on the east the Kunar river and on the south the
1) I am indebted to Dr. E. Kuhn for kindly drawing my attention to this
Bd. LIV. 37
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