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Blattläuse in Pflaumen Strategie für 2021

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Academic year: 2022

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Blattläuse in Pflaumen Strategie für 2021

Ulrike Holz

Pflanzenschutzdienst – R 33

(2)

Befallssituation 2020

milder Winter 2019 zu 2020, kaum ein Tag unter 0 °C, damit keine Verluste an Blattlauseiern zeitiger Vegetationsbeginn und Schlupf der Stammmütter der Kleinen Pflaumenlaus

Befallskontrollen im April zeigten starke Population von Marienkäfern verschiedener Arten, auffällig in allen Pflaumenbeständen

kaum Hinweise auf höhere Besiedlung durch Pflaumenläuse, aus Gründen des IP- Gedankens Verzicht auf Behandlungsmaßnahmen

verbreitet beginnender Saugschaden Mitte April zur Vollblüte, massiver Saugschaden Anfang Mai sichtbar, Stammmütter zu diesem Zeitpunkt waren Große Pflaumenlaus

lokal sekundäre Fruchtschäden durch Frostnacht 11.05./ 12.05., durch Hagel 24.05. infolge fehlender Blattabschirmung

Nachblüher im Juni

vorzeitiges Abstoßen von Früchten mit Saugschäden

(3)

Befallssymptome

Kleine Pflaumenlaus

Überwinterungsstadium Blattlaus-Ei an Trieb/

Fruchtholz

Stammmutter der Kleinen Pflaumenlaus an austreibender Knospe Ende März

beginnende Blattdeformation zur Vollblüte Mitte April

Fruchtholzuntersuchung

Befallskontrolle ab Austrieb – Stammmütterentwicklung?

Prüfung auf beginnende Koloniebildung / Marienkäferbesatz vor Blühbeginn

ggf. Vorblüte-Behandlung bei Überschreiten der Schadschwelle

(4)

deutliche Blattrollungen zu BBCH 69-71 28.04.20

deformierte Blüten-/ Fruchtstiele 06.05.20 massive Koloniebildung 10.05.2020

Befallssymptome

Kleine Pflaumenlaus

(5)

Besiedlung von Unterlagenschossern

Myrobalane 28.04.2020

Befallskontrolle auch an Unterlagenschossern

möglichst rechtzeitige Beseitigung mechanisch oder chemisch

(6)

Fruchtdeformation und vorzeitiger Fruchtabwurf nach Saugschäden durch Kleine und Große Pflaumenlaus

massive Blattdeformationen in 1. Maidekade 08.05.2020

Befallssymptome

Kleine Pflaumenlaus

(7)

Sekundäre Schäden - Frost

selber Bestand: Früchte liegen durch ungeschädigte Blätter weniger frei und sind besser vor Frost geschützt

Früchte liegen durch Saugschäden von Läusen frei

und sind stärker durch Frost gefährdet (PM 14.05.20)

(8)

Sekundäre Schäden - Hagel

selber Bestand: mit schützendem Blattwerk = gesunde Früchte

infolge massiver Blattdeformationen durch Kl. / Gr. Pflaumenlaus bei nachfolgendem Hagel

(FF 24.05.20) starke Fruchtschäden

(9)

Befallssymptome an Pflaumen - weitere Arten

Hopfenlaus Beginn Koloniebildung 28.04.2020 Mehlige Pflaumenlaus Anfang Juni

Große Pflaumenlaus Anfang Mai

(10)

Wichtige Blattlausarten-Charakteristika

Art Habitus Entwicklung Schäden Bekämpfungsrichtwert/

Regulierung Kleine Pflaumenlaus

(Brachycaudus helichrysi)

ca. 1,5 – 2 mmm lang, Stammmütter braunrot, sonstige hellgrün, flach, Siphonen blass, kurz

Schlupf der Stammmütter zeitig im März/A April, Koloniebildung ggf.

noch vor Blüte, Mitte Mai Abwanderung auf Sommerwirte (Korbblütler, Rachenblütler u.a.), im September Rückflug auf Pflaume

Verkräuselungen von Blättern, Deformation von Blüten-/

Fruchtstielen, deformierte Früchte, Triebstauchungen, Überträger des Scharka-Virus

10-20 Eier/ m Fruchtholz, 2-3 % bef.

Austriebe in BBCH 53-69, 1 % bef.

Triebe im Mai/ Juni, im Sommer 1 Kolonie bei Neubefall > Behandlung ggf.

vor der Blüte, spätestens kurz nach der Blüte bis Juni, ggf. Regulierung im Herbst bei massivem Rückflug

Große Pflaumenlaus (Brachycaudus cardui)

2 bis 2,5mm lang, hell- bis rötlich grün, birnen- förmig und hochge- wölbt, Siphonen mittel- lang, braunschwarzes Rückenschild

Überwinterung meist als Ei (aber auch als Kolonie an Wurzel- schossern möglich), Stammmütter schlüpfen zeitig, Sommerwirte (Korbblütler und Borretsch- gewächse)

s.o. s.o.

Hopfenblattlaus (Phorodon humili)

bis 3 mm, blass

gelbgrün mit dunklerem Rückenstreifen,

Siphonen lang

Überwinterung als Ei, Schlupf ab Blüte, Massenvermehrung im Mai, Wirtswechsel am Ende Mai zu Hopfen, im September Rückflug auf Pflaume

saugen an Blättern und Trieben, starke

Honigtaubildung, Achtung bei Anwendung weitere B1-Mittel (z.B. zur Pflaumenwickler- regulierung), Überträger des

5-10 % bef. Triebe im Mai/ Juni, im Sommer 1 Kolonie bei Neubefall, Nebenwirkung von Quassiaextrakt MD (falls als Notfallzulassung erneut in 2021 gegen Sägewespe)

(11)

Sekundäre Schäden –

Gefahr der Scharkaübertragung

Viele an Pflaumen relevante Blattlausarten können das Scharka-Virus übertragen, einmal infizierte Bäume gesunden nicht. Blattfleckungen sind

typische Anzeichen. Fruchtdeformationen, mitunter auch Harzaustritt, vorzeitiger

Fruchtfall und fader Geschmack sind typische Fruchtschäden. Unterschiedliche

Sortenanfälligkeit beachten und ggf. bei Rückwanderung der Läuse im Herbst

erneute Behandlung absichern, v.a. in Junganlagen. Befallene Einzelbäume

roden.

(12)

Marienkäferauftreten in Pflaumenanlagen 2020

ein häufiges Bild in Brandenburger Pflaumenanlagen im April 2020

22.04.20 FF

16.04.20 PM

(13)

Marienkäferauftreten in Pflaumenanlagen 2020

Vierfleckige Kugelmarienkäfer Fünfpunkt-Marienkäfer Siebenpunkt-Marienkäfer Zehnpunkt-Marienkäfer Vierzehnpunkt-Marienkäfer Asiatischer Marienkäfer Variabler Flachmarienkäfer Exochomus quadripustulatus Coccinella quincepunctata Coccinella septempunctata Adalia decempunctata Propylea quatuordecimpunctata Harmonia axyridis Hippodamia variegata

0 5 10 15 20 25

16.04.20 PM Dv (59-65)

16.04.20 PM Dh (59-63)

16.04.20 PM Karf (59-61)

22.04.20 FF Q 10 (67-69)

22.04.20 FF Q12 (69)

22.04.20 FF Q15 (65)

28.04.20 FF Q 10 (69)

28.04.20 FF Q15 (69-71)

06.05.20 PM Dh (71)

06.05.20 PM M (71)

08.05.20 FF Q7 (71)

08.05.20 FF Q8 (71) E.quadripustulatus C.quinquepunctata C.septempunctata A.decempunctata P.quartuordecempunctata H.axyridis H.variegata

Methodik: visuelle Bonitur im Bestand an 5 Punkten (Abstand mind. 10 m) 5 Marienkäfer-Adulte mit Art erfasst, gesamter Baum einbezogen, da häufig an Stamm,

x-Achse: Datum, Landkreis, Quartier, BBCH ( )

Artenspektrum : 82 % Siebenpunkt-Marienkäfer, 11 % Asiatischer Marienkäfer, 7 % andere!

n Käfer

(14)

Bekämpfungsstrategie

Winterwitterung berücksichtigen > milder Winter = kaum Eiverluste, zeitiger Schlupf Fruchtholzuntersuchung

Besiedlungsdruck von Unterlagenschossern und benachbarten Schlehenbeständen

berücksichtigen, Unterlagenschosser beseitigen, da diese bei auf Baumkronen eingestellten Düsen nicht mit behandelt werden

kontinuierliche Bestandsüberwachung

Effektivität der natürlichen Gegenspieler fortlaufend kontrollieren (2020 hat gezeigt, dass trotz hohem Marienkäferbesatz die Effekte nicht ausreichten)

bei Überschreiten der Schadschwellen Behandlung vornehmen; Maßnahmen absichern, bevor starke Blattdeformationen einsetzen und Tiere nicht mehr erreichbar sind

Wirksamkeit der PSM prüfen, ggf. Wiederholungsbehandlung einplanen

Abwanderungszeit der Läuse auf Sommerwirte beobachten

(15)

Zulassungssituation Pflaume

PSM Wirkstoff Öko-

Lis- tung

Bienen- Gefähr- dung

Anwen- dungs- häufigkeit

Warte- zeit (d)

Bemerkungen Nützlingschonung (JKI-

Nuetzlingsinfo)

Eradicoat Maltrodextrin x B2 20 x F Kontaktwirkung, nur befallsmindernd, bei warmem Wetter und geringer Luftfeuchte anwenden, Lösung muss schnell antrocknen, Läuse müssen direkt getroffen werden, rechtzeitig beginnen!, Wieder- holungsbehandlungen erforderlich, rückstandsfrei

unzureichende Daten

Mospilan SG Acetamiprid B4 (B1) 2 x 14 systemisch und translaminar, schnelle Anfangs- wirkung, temperaturunabhängig, in Tankmischung mit Sterolhemmern > B1

divers, nicht schädigend für Florfliege, schädigend für Marienkäfer, Brackwespen Neem Aazal

T/S

Azadirachtin x B4 3 x 7 systemisch, innerhalb weniger Stunden werden

Insekten inaktiv, Entwicklungshemmung und

Verminderung der Fertilität, Anfangsbefall behandeln

divers, schädigend für Schwebfliege, Florfliege

Neudosan Neu Blattlausfrei

Kaliseife x B4 5 x F Kontaktwirkung, Spritzbrühe sollte möglichst lange

anhaften, bei hoher Luftfeuchte anwenden, rück- standsfrei

nicht schädigend bis schwach schädigend

Pirimor Granulat

Pirimicarb B4 2 x 14 schnelle Wirkung über Dampfphase, ab 18°C u.

möglichst windstill, nicht gegen Hopfenlaus und Mehlige Pflaumenlaus, Aufbrauch Restmengen bis 30.04.2022

nicht schädigend für Raubmilbe, Marienkäfer, Florfliege,

Brackwespe, schädigend für Schwebfliege

Teppeki Flonicamid B2 2 x 14 systemisch und translaminar, Netzmittel erhöht die

Aufnahme, Wirkung durch Kontakt und Saugen, temperaturunabhängig, lange Dauerwirkung, B2 – blühende Unkräuter im Baumstreifen beachten!

unzureichende Daten

(16)

Positionierung von Insektiziden - Pflaume

ggf. als Nachblütebeh. In Kombi Sägewespe

Hopfenlaus/ Mehlige Pflaumenlaus

Kl./ Gr.

Pflaumen- laus

Blattläuse als Virus-

Vektoren

Austriebs- spritzung

Teppeki

Pirimor Granulat Mospilan SG Neem Azal T/S

Schosserbeseitigung

mechanisch Schosserbeseitigung mechanisch oder chemisch

Strategie IP: bei Auffinden von Stammmüttern, Beginn Koloniebildung bei warmem (> 18°C), windstillen Wetter vor der Blüte 1 Anwendung Pirimor Granulat,

alternativ bei ungünstigem Wetter Teppeki, nach der Blüte Kombimaßnahme Sägewespe / Blattläuse bevorzugt mit Mospilan SG

Strategie Öko: Neem-Azal T/S in Vorblüte bei beginnender Koloniebildung, ggf. Wiederholungsbehandlung, nach der Blüte bei Befall weiterer Läusearten

Neudosan Neu oder Eradicoat, bei Bedarf Wiederholungsbehandlung

Nebenwirkung Paraffinöl:

Para Sommer, Promanal

Mospilan SG

Pirimor Granulat (verursacht Rückstand) Teppeki (Rückstand bei < 60 Tage bis Ernte) Neem Azal T/S

Mospilan SG

Teppeki (Rückstand bei < 60 Tage bis Ernte) Neem Azal T/S

(17)

Zusammenfassung

2020 massiver Befall durch frühzeitig auftretende Kleine + Große Pflaumenlaus, sowohl in Erwerbsanlagen IP/Öko/ freier Landschaft/

Hausgärten

trotz hoher Besatzdichten mit Prädatoren, v.a. Marienkäfern, war natürliche Befallsregulierung nicht ausreichend, genaue Kontrollen erforderlich

zukünftig noch intensivere Bestandeskontrollen und Planung rechtzeitiger Maßnahmen

Einsatzstrategien mit zugelassenen PSM unter Berücksichtigung von Schadschwellen, Witterung, PSM-Eigenschaften und weiterem

Regulierungsbedarf (andere Läusearten, Spanner, Sägewespe, Wickler, Kirschessigfliege) zusammenstellen

bei Nachblütebehandlungen auf mögliche Rückstände achten!

(18)

Literaturquellen:

Alford, D.V.: Farbatlas der Obstschädlinge, Enke Verlag (1992) Autorenkollektiv: Einheitliche Codierung der phänologischen

Entwicklungsstadien mono- und dikotyler Pflanzen, Frühjahr 1994 BVL-Pflanzenschutzmittelverzeichnis

Frankenhuyzen, A.v.; Stigter, H.: Schädliche und nützliche Insekten und Milben an Kern- und Steinobst, Ulmer Verlag (1988)

https://nuetzlingsinfo.julius-kuehn.de

Produktinformationen der PSM-Hersteller

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Haben Sie Fragen oder Anmerkungen?

Bitte senden Sie Ihre Fragen oder Anmerkungen bis zum 16.02.2021 per e-mail an:

pflanzenschutzdienst@lelf.brandenburg.de mit der Angabe des Kennwortes: Obstbau

Für die Beantwortung von Fragen findet zusätzlich ein Online - Meeting am Donnerstag, den 18.02.2021 um 14:00 Uhr statt.

Die Anmeldung bitte mit Angabe des Kennwortes bis zum 16.02.2021 per e-mail an : pflanzenschutzdienst@lelf.brandenburg.de

Sie erhalten dann rechtzeitig die Zugangsdaten für das Online - Meeting.

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