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Xeroderma pigmentosa

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98 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2017 | www.diepta.de

Xeroderma pigmentosa

PRAXIS SELTENE ERKRANKUNGEN A BIS Z

Weil DNA-Reparatur-Mechanismen nicht funktionieren, sind bereits geringe Mengen UV-Strahlung für die Betroffenen extrem gefährlich.

Verantwortlich sind Mutationen in bestimmten Genen.

© Mopic / fotolia.com

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ormalerweise werden Schäden in der DNA, die etwa durch UV- Strahlung oder chemi- sche Substanzen entstehen, mithilfe der Nukleotidexzisionsreparatur (NER) sofort behoben. Dabei han- delt es sich um einen Mechanismus mit acht verschiedenen Enzymen.

Bei Patienten mit Xeroderma pig- mentosa verhindern ererbte Mutati- onen, dass diese Enzyme reibungslos funktionieren. Die Folge: Es häufen sich schnell zahlreiche Veränderun- gen in der DNA an. Sind Gene be- troffen, die die Zellteilung steuern, entsteht Krebs. Um dies zu verhin- dern oder zumindest zu verzögern, müssen Betroffene das Sonnenlicht meiden.

Die Xerdoderma pigmentosa gehört damit zu den sekundären Licht- beziehungsweise Fotodermatosen.

Weil sie eine genetische Ursache hat, wird sie auch den Genodermatosen zugeordnet. Mit einer Prävalenz von etwa 1:1 000 000 Einwohner ist sie in Europa und Nordamerika extrem selten. Etwas häufiger kommt sie in Japan und Afrika vor. Erstmals be- schrieben wurde die Erkrankung im 19. Jahrhundert von dem Wiener Dermatologen Moriz Kaposi. Wegen der sehr trockenen und pigmentier- ten Haut der Patienten, wurde sie Xeroderma (xeros = griechisch für trocken) pigmentosa genannt. Ge- bräuchlich ist auch die Abkürzung XP.

Klinisches Bild Der Beginn der Krankheit liegt in den ersten Lebens- jahren. Je nachdem, welches der En- zyme betroffen ist, kann sie bereits in den Tagen beziehungsweise Wochen nach der Geburt auftreten. Mehr als die Hälfte der Babys entwickelt einen schweren Sonnenbrand, der Wochen braucht, um wieder abzuheilen. An- dere bekommen keinen Sonnen- brand, im Laufe der ersten beiden Lebensjahre aber immer mehr som- mersprossenartige lentiginöse Ver- änderungen der Haut. Sie wird extrem trocken, es entwickeln sich hypo- und hyperpigmentierte Läsio-

nen. Oftmals zeigen die Kinder eine Fotophobie. Im Vergleich zu Gesun- den haben Patienten mit Xeroderma pigmentosa ein 2000-fach erhöhtes Risiko, an einem Melanom zu er- kranken, bevor sie 20 Jahre alt wer- den. Für nicht-melanozytären Haut- krebs ist das Risiko sogar 10 000-fach erhöht. Je nach zugrunde liegender Mutation entwickeln sich bevorzugt spinozelluläre Karzinome, maligne Melanome, Basalzellkarzinome oder Sarkome. Auch das Risiko für Krebs- erkrankungen, die nicht die Haut be- treffen, ist bei Patienten mit XP deut- lich erhöht.

Neben der Haut sind sehr häufig auch die Augen beteiligt. Die Horn- haut entzündet sich und trübt sich ein; es können sich Plattenepithel- zellkarzinome und Melanome sowie nicht-kanzeröse Zellwucherungen bilden.

Etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten mit XP zeigen neurologische Symp- tome, die sich vermutlich aufgrund einer Degeneration von Nervenzel- len entwickeln: Typisch sind eine fortschreitende Schallempfindungs- schwerhörigkeit, verminderte oder fehlende tiefe Sehnenreflexe, Sprech-, Gang- und Gleichgewichtsstörun- gen, Mikrozephalie und kognitive Störungen.

Mutationen Die Nukleotidexzisi- onsreparatur erkennt bei Gesun- den Schäden in der DNA, entwin- det an diesen Stellen die DNA- Doppelhelix, schneidet die fehler- hafte Stelle heraus und füllt sie mit der korrekten Sequenz auf. Dafür verantwortlich sind die Enzyme XP- A, XP-C und XP-E (Schadenserken- nung), XP-B und XP-D (Helicase;

Entwindung der DNA), XP-G und XP-F (Schneiden der DNA). Mutati- onen in allen diesen Genen führen zu einem Funktionsverlust und in der Folge zu Xeroderma pigmentosa.

Eine Sonderstellung nimmt die Poly- merase POLH ein, bei der ebenfalls ein Fehlen zur Erkrankung führt. Sie ist aber nicht an der Nukleotidexzisi- onsreparatur beteiligt.

Behandlung und Management Die Diagnose erfolgt anhand der kli- nischen Symptome. Zusätzlich kom- men zytologische Tests zum Einsatz.

Xeroderma pigmentosa ist nicht heilbar. Patienten müssen Sonnen- lichtexposition meiden. Dafür soll- ten alle Fenster im Haus, Auto und sonstigen Gebäuden/Räumen, in de- nen sich Patienten regelmäßig auf- halten, mit einem UV-abschirmen- den Film beklebt werden. Falls Pati- enten bei Tageslicht das Haus verlas- sen, benötigen sie starke Sonnen- creme und Lippenschutz, UV-pro- tektive, lange Kleidung und eine UV-undurchlässige Gesichtsmaske.

Alternativ können eine breite, der Gesichtsform angepasste Sonnen- brille, ein breitkrempiger Hut und/

oder ein Hoodie getragen werden.

Essentiell sind regelmäßige Untersu- chungen beim Dermatologen, sodass entstehende kanzeröse Läsionen frühzeitig erkannt und entfernt wer- den können. Dies gilt genauso für Augenärzte. Wenn durch die konse- quente Sonnenvermeidung ein Vita- min-D-Mangel auftritt, muss dieser supplementiert werden. Zigaretten- rauch und andere Kanzerogene in der Umwelt sind zu vermeiden.

Wenn alle diese Maßnahmen streng eingehalten werden, haben Pateinten ohne neurologische Störungen eine gute Prognose. Allerdings schränken sie die Lebensqualität deutlich ein.

Unterstützung kann eine Selbsthilfe- gruppe bieten. ■

Dr. rer. nat. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2017 | www.diepta.de

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