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Mirtazapin

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Academic year: 2022

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84 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

I

n dieser Reihe wurden bereits trizyklische Antidepressiva und selektive Noradrenalin- und Serotonin-Wiederaufnah- mehemmer vorgestellt. Mirtazapin wirkt zwar ebenso verstärkend auf die beiden Botenstoffe, allerdings ist der Wirkungsmechanismus etwas anders. Es hemmt nicht die Wieder- aufnahme der Transmitter aus dem synaptischen Spalt, sondern blo- ckiert regulierende alpha-Autore- zeptoren und erhöht darüber die Ausschüttung von Serotonin und Noradrenalin. Zudem blockiert Mirtazapin selektiv 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren. Die Konzentra- tion von Serotonin an 5-HT1-Rezep- toren ist dadurch erhöht. Die sedie- renden Effekte werden der Blockade von Histamin-H1-Rezeptoren zuge- sprochen.

Mirtazapin wird zur Behandlung und Rezidivprophylaxe von unipola- ren depressiven Episoden verordnet.

Off-label kommt Mirtazapin auch gegen Schlaf-, Angst- und Panik- störungen zum Einsatz. Es stehen Schmelztabletten, eine Lösung und Filmtabletten zur Verfügung. Mirta- zapin wirkt mit einer gewissen Wir- kungslatenz von etwa zwei bis vier Wochen stimmungsaufhellend und eher dämpfend. Aufgrund des Wirk- profils eignet sich Mirtazapin beson- ders gut für depressive Patienten mit Symptomen der Agitiertheit und Unruhe. Mirtazapin hat eine Halb- wertzeit von 20 bis 40 Stunden und wird einmal täglich – bevorzugt am Abend – eingenommen. Die wirk- same Tagesdosis liegt zwischen 15

und 45 Milligramm. In der Regel wird langsam bis zur therapeu- tischen Dosis eintitriert. Es spielt keine Rolle, ob die Einnahme vor, mit oder nach dem Essen erfolgt. Die Metabolisierung findet in der Leber über CYP1A2, 2D6 und 3A4 zum pharmakologisch aktiven Desme- thyl-Metaboliten statt. Wechselwir- kungen mit Substraten, Induktoren und Inhibitoren der Isoenzyme sind zu beachten. Patienten mit einer Leukopenie oder einer erhöhten Krampfbereitschaft, beispielsweise bei Epilepsie, sollten Mirtazapin nicht einnehmen. Eine gleichzeitige Gabe von irreversiblen MAO-Hem- mern ist wegen der Gefahr eines Serotonin-Syndroms kontraindi- ziert. Nach Absetzen eines MAO- Hemmers sollte eine Karenzzeit von vierzehn Tagen vor Einführung von Mirtazapin eingehalten werden. Die Kombination mit anderen Substan- zen, die die Serotoninkonzentratio- nen erhöhen, zum Beispiel Johannis- kraut, Triptane, Bupropion und SSRI sollte mit Augenmaß vorgenommen werden, weil auch diese als pharma- kodynamische Wechselwirkung das Risiko für ein Serotoninsyndrom steigern. Patienten sollten informiert werden, dass Alkohol und andere zentral wirkenden Beruhigungs- mittel die sedierenden Effekte von Mirtazapin verstärken und deshalb möglichst nicht gemeinsam einge- nommen werden sollten. Zu Beginn der Therapie kann es zu einem Blut- druckabfall kommen, sodass Kont- rollen der Blutdruckwerte sinnvoll sind.

Mirtazapin wird über die Nieren eli- miniert, so sollte beachtet werden, dass die Ausscheidung bei fortge- schrittener Niereninsuffizienz 30 bis 50 Prozent reduziert sein kann. Auch unter Mirtazapin können Absetz- phänomene wie Schwindel, Übelkeit oder Schlafstörungen auftreten, so- dass das Medikament vor dem Ab- setzen langsam ausgeschlichen wer- den sollte.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Mirtazapin sind Müdigkeit, Mund- trockenheit, Gewichtszunahme, Ap- petitsteigerung und Schwindel. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Mirtazapin nur verordnet werden, wenn bessere Alternativen wie Ser- tralin und Citalopram nicht zum Einsatz kommen können. Der Erfah- rungsumfang ist sehr gering, aller- dings gab es im Tierversuch keine fruchtschädigenden Effekte.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Das stimmungsaufhellende und beruhigende Antidepressivum erhöht die

Neurotransmission von Noradrenalin und Serotonin. Es wird zur Akutbehandlung und Erhaltungstherapie bei Depressionen eingesetzt

Mirtazapin

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2019 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Mirtazapin

Wirkung

Blockade von alpha2-Autorezeptoren und Verstärkung der Neurotransmission von Noradrenalin und Serotonin, Blockade von 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren, antidepressive Wirkung

Hauptindikationen

Zur Behandlung depressiver Erkrankungen (Episoden einer major Depression)

Einnahme/ Anwendung

Einnahme bevorzugt abends vor dem Schlafengehen unabhängig von der Mahlzeit, langsam ein- und ausschleichen

Nebenwirkungen

Sedierung, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Verlängerung der QT-Zeit möglich, Schwindel, or- thostatische Störungen

Kontraindikationen

Kombination mit Monoaminooxidase-Hemmern, Leukopenie, erhöhte Krampfneigung

Wechselwirkungen

Mit serotonergen Wirkstoffen (MAO-Hemmer, Johanniskraut, SSRI, Bupropion, Sibutramin, Tramadol) Gefahr des Serotoninsyndroms, Wechselwirkungen mit Wirkstoffen, die über CYP 2D6, 3A4 und 1A2

metabolisiert werden, möglich, verstärkte Wirkung mit Alkohol und zentral wirkenden Substanzen Mirtazapin

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