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Provokation mit der Nebelkerze „Nullrunde“

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Academic year: 2022

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Bayerisches Ärzteblatt 2/2003 63

Leitartikel

Zum Zeitpunkt, da wir diese Zeilen verfas- sen, beschäftigt ein Thema die Nation: Wird es wegen der von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt verordneten „Nullrunde“ bei den Honoraren zu flächendeckenden Praxisschlie- ßungen kommen? Unsere klare Antwort:

Nein! Eine Praxisschließung an bestimmten Wochentagen oder auch der so genannte

„Dienst nach Vorschrift“ können und dürfen nicht unsere Antwort auf die politischen Pro- vokationen der Gesundheitsministerin und ih- rer Einflüsterer sein.

Um eines vorab klarzustellen: Auch wir halten die „Nullrunde“, die ja wegen steigender Pra- xiskosten de facto eine „Minusrunde“ ist und die zu Einbußen bei unserem verfügbaren Einkommen von bis zu zehn Prozent führt, für eine politische Zumutung. Es zeugt nicht gerade von politischer Weitsicht, wenn man hofft, dass man ausgerechnet aus dem ambu- lanten Bereich, der bei den Ausgaben der ge- setzlichen Krankenversicherung den gerings- ten Kostentreiber darstellt, die entscheidenden Euro zur künstlichen Wiederbelebung eines maroden Finanzsystems quetschen kann.

Vor diesem Hintergrund halten wir die „Null- runde“ eben auch nicht für die größte Frech- heit, die uns die Regierung im Zuge der ange- kündigten Gesetzesvorlage für einen umfas- senden Systemwandel im Gesundheitswesen zumuten wird. Die „Nullrunde“ dient nur als Nebelkerze, um das zu verschleiern, was wirk- lich auf uns zukommt:

- Unsere Freiberuflichkeit wird weiter einge- schränkt. Die Vertragshoheit soll künftig bei den Krankenkassen liegen, die sich Ärztin- nen und Ärzte herauspicken, die bereit

sind, als verkappte Angestellte der Kassen unter Beibehaltung des eigenen wirtschaft- lichen Risikos zu arbeiten.

- Die ärztlichen Standesvertretungen wer- den konsequent geschwächt und auf die Rolle staatlicher Erfüllungsgehilfen zurecht gestutzt. Eine echte Vertretung unserer Interessen ist weder gewünscht noch beab- sichtigt und soll im Zweifelsfall wohl auch durch die Krankenkassen wahrgenommen werden.

- Verbal werden die Hausärzte von den Poli- tikern zwar schon seit langem gestärkt, konkret passiert ist bislang wenig. Es steht sogar zu befürchten, dass die Hausärzte zu

„Barfuß-Doktoren“ gemacht werden sollen, deren Hauptaufgabe darin liegt, Überwei- sungen auszustellen und im Rahmen der Chroniker-Programme Patienten bei den Krankenkassen anzuschwärzen.

- Für die niedergelassenen Fachärzte sieht die Zukunft noch düsterer aus. Sie haben die Wahl, ob sie künftig als Angestellte ei- ner Klinik oder eines Schwerpunktzen- trums tätig werden oder sich nach einer an- deren Beschäftigung umsehen wollen.

- Die Verlierer dieses Systemwandels werden auch wir sein, liebe Kolleginnen und Kolle- gen. Aber besonders unsere Patienten haben nichts Gutes zu erwarten, wenn künftig Warte- und Checklisten die medizinische Versorgung bestimmen.

Wer glaubt, dass dies nur ein Horror-Szenario ist, das wir hier zeichnen, der sollte einmal seinen Fernseher einschalten oder die Zeitung aufmerksam lesen. Meldungen über betrügeri- sche Ärzte und über Qualitätsmängel in der ambulanten Medizin sind inzwischen an der

Tagesordnung. Hier wird ganz bewusst der Nährboden bereitet, um unserem, in vielen anderen Ländern bewunderten, Gesundheits- wesen den Todesstoß zu verabreichen. Die Diffamierungskampagne, die sich leider durch sehr viele Medien zieht, schwächt unsere Stel- lung bei den Patienten und gefährdet das für unsere Arbeit so wichtige Vertrauensverhält- nis.

Die Politik hofft, dass wir nach dem Köder

„Nullrunde“ schnappen und dann nicht mehr in der Lage sind, bei den eigentlichen, elemen- taren Umwälzungen des Systems Widerstand zu leisten. Darauf dürfen wir uns nicht ein- lassen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wenn wir in den Medien schlecht geredet werden, dann müssen wir in den Praxen die Wahrheit sagen. Dafür haben wir eine Plakatserie vor- bereitet, die in diesen Tagen beginnt und die ständig fortgesetzt wird. Mit den Plakaten wollen wir die Patienten über unsere Tätig- keit informieren und ihnen unsere Sicht auf das Gesundheitswesen vermitteln.

Wenn erst einmal die von der Bundesgesund- heitsministerin angekündigte Gesetzesvorlage da ist, dann werden wir die relevanten Ände- rungen genau analysieren und weitere Schritte ergreifen. Niemand kann es uns verdenken, wenn wir alle Mittel des zivilen Ungehorsams ergreifen, wie zum Beispiel das Lahmlegen des gesamten bürokratischen Apparats, wenn un- sere Existenz bedroht ist. Wir werden wach- sam bleiben und Sie auf dem Laufenden hal- ten.

Provokation mit der Nebelkerze „Nullrunde“

Dr. Axel Munte, Vorsitzender des Vorstandes der KVB

Dr. Wolfgang Hoppenthaller, stellv.

Vorsitzender des Vorstandes der KVB

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