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Warschau soll Besuche aus der Bundesrepublik einschränken

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O r g a n d e r L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n

D a s E n d e a l l e r S i c h e r h e i t

H i r o s h i m a ersichtlich war, nach den ersten e D i e Sowjets behaupten, eine Fernrakete ent-

wickelt z u haben, m i t d e r sie jeden P u n k t der Erde unter Feuer nehmen können. W i e üblich sparten sie auch diese waffentechnische Über- raschung b i s z u einem Zeitpunkt auf, w o sie politisch besonders gut i n die Landschaft paßte und — auf d e m H i n t e r g r u n d der m i t äußerster N e r v e n a n s p a n n u n g fortgeschleppten Abrüstungs- v e r h a n d l u n g e n — eine starke massenpsycholo- gische T i e f e n w i r k u n g auslöste. W i e d e r u m hat sich die v o n M o s k a u geübte totale A b s c h i r m u n g militärischer V o r b e r e i t u n g e n bezahlt gemacht.

Gleichzeitig wurde aber damit bewiesen, daß auch e i n theoretisch perfektestes Abrüstungs- a b k o m m e n nicht d e n B a u neuer gigantischer Zerstörungswaffen v e r h i n d e r n kann, w e n n nicht eine überstaatliche Behörde a u s der Luft u n d auf d e m Boden ständig u n d lückenlos das Staatsgebiet eines Vertragspartners k o n t r o l l i e - ren k a n n . Während es den Sowjets gelang, ihre Fortschritte a u f dem Gebiet der Raketentechnik wie auch b i s heute den Stand der E n t w i c k l u n g v o n A t o m - U - B o o t e n absolut geheimzuhalten, haben die auch i n militärischen Dingen überaus mitteilsamen A m e r i k a n e r die Weltöffentlichkeit das Mißlingen ihres jüngsten Raketenversuchs v o r z w e i M o n a t e n am Fernsehschirm und i n der Wochenschau miterleben lassen. D i e Sowjets bedurften also noch nicht einmal des H i l f s d i e n - stes ihrer Spionage.

Welche Bewandtnis es v o m Gesichtspunkt der tatsächlichen W a f f e n w i r k u n g mit der sowje- tischen Fernrakete hat, scheint fast schon eine Frage z w e i t e n Ranges zu sein, einmal w e i l Re- gierungen u n d Öffentlichkeit des Westens die angekündigte Gefahr meist schon als gegeben hinnehmen, z u m anderen w e i l k e i n Zweifel be- stehen k a n n , daß interkontinentale Waffen die- ser A r t heute oder morgen z u r Rüstung der

»Großen" gehören werden.

D i e Nachricht, daß die den ganzen E r d b a l l be- drohende Fernrakete z u m mindesten i n ersten einsatzfähigen E x e m p l a r e n vorhanden sein soll, läßt d i e Menschheit noch deutlicher jenen gna- denlosen Tatbestand erkennen, der schon nach

üste mit Gewehren gespickt

So sieht d i e Ostseeküste unter kommunistischer Herrschaft aus

„Przemiany", e i n Wochenblatt i n K a t t o w i t z - O p p e l n , schreibt i n N r . 33 v o m 18. A u g u s t 1957:

„Auf G r u n d des Potsdamer A b k o m m e n s h a - ben w i r 500 k m Küste erhalten. Das V o r k r i e g s - fenster z u r W e l t haben w i r i n e i n weit geöff- netes T o r z u r W e l t verwandelt. Einige J a h r e hindurch w e h t e hier frischer W i n d , später je- doch hat m a n plötzlich dieses T o r zugeschlagen, ja, m a n hat sogar das alte Fenster v o n G d i n - gen m i t G i t t e r n versehen. D i e Fischer, d i e seit J a h r h u n d e r t e n hier ansässig waren, hat m a n so w e i t w i e möglich v o m M e e r zurückgehalten.

D i e Küste w u r d e m i t G e w e h r e n gespickt, der Strand m i t Stacheldraht überzogen, immer we- niger Schiffe liefen d i e Häfen a n , die B a n k e n erhielten immer weniger Devisen, d i e a n der Küste liegenden K u r o r t e w a r e n immer weniger attraktiv, die Fischer haben aufgehört auf F a n g zu gehen, d i e M a t r o s e n haben unsere Schiffe i n fremden Häfen verlassen, u m sich abzusetzen, es herrschte Totenstille u n d Furcht; die Bür- ger aus dem Innern des Landes begannen daran zu zweifeln, ob d i e H e i m a t überhaupt noch Zutritt z u m M e e r besitzt.

D i e Dreistadt wartet: Gdingen, w i e gewohn- lich, auf das Einlaufen der Schiffe i n den H a - fen u n d auf das Eintreffen der M a t r o s e n , Z o p - pot auf d e n B e g i n n des v o l l e n Saisongeschäf- tes, D a n z i g dagegen auf das Leben, welches i n den n e u errichteten M a u e r n dieser Stadt noch nicht begonnen hat. D i e ganze Küste wartet auf d i e W i e d e r g e w i n n u n g ihrer Bedeutung, die sie v o r der Zurückdrängung Polens v o m M e e r hatte.

D i e lebendigste Stadt der Küste ist immer noch G d i n g e n . M a n spürt deutlich, daß hier Z p n t r a l p o l e n vertreten ist, doch k a u m z w a n z i g K i l o m e t e r weiter, — hier liegen die wiederge- w o n n e n e n Gebiete. Trotz der beguemen Bahn- v e r b i n d u n g ist die Integration der Dreistadt noch Z u k u n f t s m u s i k . A h n l i c h w i e i n G d i n g e n ist es auch i n Zoppot.

G a n z anders ist es i n Danzig. In den schonen Straßen pulst das Leben noch sehr schwach.

Zwischen diesen bunten Häusern ist es i m G r u n d e genommen grau und leer. Danzig fühlt sich w i e e i n A r m e r i m A b e n d a n z u g . Seine Be- w o h n e r sind die zugezogenen Menschen u n d die Repatrianten aus dem Osten u n d n u r ein geringer T e i l ist d i e altansässige Bevölkerung.

Diese G r u p p e n haben sich geseüschaftsmaßig nicht verschmelzen können, i m Gegenteil, es be- stehen w e i t e r h i n nicht ausgelöschte Gegen- sätze, immer noch besteht das Verhältnis der D i s k r i m i n i e r u n g z u den gebürtigen Danzigern, eine D i s k r i m i n i e r u n g , die i n der V e r w a l t u n g s - praxis der vergangenen J a h r e ihre Unterstüt- zung hatte. D i e Folge davon ist, daß die soge- nannten Autochthonen die Möglichkeit einer A u s r e i s e nach Deutslchand wahrnehmen."

Dies schreibt, w i e gesagt, die genannte p o l - nische Z e i t u n g .

H i r o s h i m a ersichtlich war, nach den ersten er- folgreichen H-Bombenversuchen aber noch k l a - rer wurde: w i r stehen am Ende aller Sicherheit!

K e i n A b k o m m e n , k e i n Pakt gleich welcher A r t , welcher ideologischen Richtung oder welchen Partnerkreises, k a n n der Menschheit absoluten Schutz geben, — jetzt noch weniger als jemals zuvor! D e n n die Zerstörungskraft der modernen Waffen ist so gewaltig, daß sie dem Angreifer einen unter Umständen nicht mehr wieder aus- zugleichenden V o r s p r u n g gibt. Dadurch droht jede M o r a l auf den Kopf gestellt z u werden.

W e l c h fürchterlicher Zwiespalt, entweder einen Angriff abzuwarten u n d schon dadurch unter Umständen vernichtend getroffen z u werden, oder anzugreifen aus Furcht, daß der andere eher angreifen könne! Diesem teuflischen Hexen-Einmaleins s'euert die Menschheit mit jedem Tage, mit jeder neuen Bombe oder R a - kete zu. Gewiß, es hat auch früher, z u keiner Zeit der Geschichte, völlige Sicherheit gegeben.

N i e m a l s w a r aber für die Masse der Mensch- heit die Unsicherheit so groß — und zwar allein schon v o n der Möglichkeit der W a f f e n w i r k u n g her —, daß die tödliche Sendung des Feindes heute, morgen, übermorgen, i n fünf oder i n sie- ben M i n u t e n i n das Wohnzimmer, die Schlaf- stube, die ArbeitsstäHe, das Krankenhaus oder die Kirche einschlagen kann, und zwar i n eini- gen M o n a t e n oder Jahren auf jedem Fleck der Erde, i n Manchester w i e i n C h a r k o w , i n Stutt- gart w i e i n Damaskus, i n Schanghai w i e i n Brüssel.

Hunderten M i l l i o n e n Menschen hat die W i s - senschaft das Leben gerettet oder gar erst er- möglicht. W a s die M e d i z i n so gut w i e v e r h i n - dert hat, die Massenvernichtung v o n Menschen durch Pest u n d Seuche, — die Waffentechnik hat neue W e g e gefunden, diesen Fortschritt z u

„korrigieren". W i r werden uns daran gewöh- nen müssen, „mit dem T o d z u Bett z u gehen"

und, falls der nächste M o r g e n uns wieder eine Frist des Friedens schenkt, getrost weiter z u schaffen. „Und wenn ich wüßte, daß morgen die W e l t unterginge, würde ich dennoch einen A p f e l b a u m pflanzen!"

W i r stehen am Ende aller Sicherheit, wenn nicht das W u n d e r geschehen sollte, daß die ge- samte Menschheit v o n einer W e l l e noch nie da- gewesener Brüderlichkeit jäh erfaßt u n d v o n G r u n d auf sinnverwandelt würde. Solange dies nicht der F a l l ist, wird es des ganzen Mutes bedürfen, die volle Wahrheit z u ertragen.

Die Politik, sowohl jene des Westens w i e die des Ostens, ist v o n der rasenden rüstungstech- nischen Entwicklung überrundet worden. Der ständige Kurzschluß der Argumente i n den Lon- doner Abrüstungsverhandlungen beweist es.

Für den Westen ist das Entweder-Oder noch wesentlich schwerer a l s für den Osten, denn der Westen hat außer dem Frieden auch noch die Freiheit z u verteidigen, die unverändert sein erklärtes höchstes G u t ist. Der k o m m u - nistische Osten hat es leichter. E r lebt ohnehin im ständigen Zustand der wahnwitzigen M o b i l i - sation. Seine Ideologie kennt weder echten Menschenfrieden noch echte Menschenfreiheit, sondern nur die Pflicht zum Kampf, zur A u s d e h - nung, zum Endsieg, zum „letzten Gefecht".

Solange keine allgemeine Abrüstung ausge- handelt werden kann — und zwar eine inter- national lückenlos kontrollierte —, w i r d der Westen, w i l l er Freiheit und Frieden bewahren, angesichts der ständig steigenden Rüstungs- kosten mehr Opfer bringen müssen als bisher, notfalls auch z u Lasten seines Lebensstandards.

Die Freiheit ist heute — auch materiell — e i n sehr teures G u t geworden. Es gibt für sie, an- gesichts der Vernichtungswaffen, die uns der

„Fortschritt" geschenkt hat, keinen W a l l selbst- verständlicher Sicherheit mehr. Freiheit heißt heute, mit dem T o d auf D u und D u z u stehen!

Aufnahme: Martin Kakies

W i e d e r E l c h e i n O s t p r e u ß e n

W i r waren bisher der Ansicht, daß die Elche in unserer ostpreußischen Heimat bei dem Zu- sammenbruch 1944/45 und in den ersten Monaten der Besetzung durch die sowjetrussischen Truppen ausgerottet worden sind. Tatsächlich sind die Elche in der Memelniederung, dem weit- aus am stärksten besetzten Elchrevier, bis aui das letzte Stück, erlegt worden, wie gerade auch von Landsleuten aus dieser Gegend in den vergangenen zwöli Jahren testgestellt werden mußte. Vor etwa zwei Jahren kam eine Nachricht, es sei damals in einem Bruch einmal ein Elch gesehen worden, aber etwas Genaues war nicht zu erfahren. Daß auf der Kurischen Neh- rung Elche nicht mehr leben, steht ebenfalls fest.

Jetzt aber liegen zuverlässige Nachrichten vor, daß Elche in anderen Teilen Ostpreußens leben, in denen sie bisher nicht vertreten waren, und zwar in den Wäldern des Stablack und in Masuren. Einzelheiten darüber bringen wir auf Seite 3 dieser Folge.

Diese Aufnahme, die früher in unserer Heimat gemacht worden ist, zeigt eine Elin mit ihrem Kalb. Sie ist damit wie ein Sinnbild: das Leben hat der Zerstörung getrotzt, es hat sich doch behauptet.

D i e W u n d e r m e n s c h e n a u s d e m W e s t e n

Warschau soll Besuche aus der Bundesrepublik einschränken

Polnische KP-Funktionäre und Mitglieder der

„Wojewodschafts-Nationalräte" i n den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten haben sich für eine „schärfere K o n t r o l l e " des Reiseverkehrs im Zuge der Verwandtenbesuche in den Oder- Neiße-Gebieten ausgesprochen. Die Erklärungen der polnischen Partei- und Regierungsfunktio- näre wurden kurz nach Veröffentlichung einer

„Warnung vor Besuchern aus der Bundesrepu- b l i k " in dem Kattowitzer K P - O r g a n „Trybuna Robotnicza" abgegeben. „Trybuna Robotnicza"

hatte die polnische Bevölkerung aufgefordert,

„ein wachsames A u g e auf Touristen und G e - schäftsreisende aus der Bundesrepublik" zu ha- ben, da sich unter ihnen Personen befänden, die „einen Umsturz in Polen herbeiführen"

wollten.

In der Erklärung der polnischen Partei- und Regierungsfunktionäre aus den Oder-Neiße- Gebieten w i r d darüber Klage geführt, daß

„Oberall, wo Besucher aus der Bundesrepublik hinkommen, die Menschen zusammenströmen und z u den Besuchern w i e z u einem W u n d e r -

menschen emporblicken". M a n neige dazu, den Berichten, der Besucher bedingungslos Glauben zu schenken und die „Lage Polens" heftig zu beklagen. Zahlreiche Besucher hätten den „fre- chen Standpunkt" vertreten, daß die Oder- Neiße-Gebiete niemals endgültig dem polni- schen Staat einverleibt werden, sondern z u einem wiedervereinigten Deutschland zurück- kehren würden. E i n T e i l der Besucher ver- breite „systematisch Unruhe, sae Zweifel an unseren Westgrenzen und lächele mitleidig über die sozialistische Gesellschaftsordnung".

Die Partei- und Regierungsfunktionäre, v o r a l - lem in den „Wojewodschaften" Breslau, O p - peln und Kattowitz (der deutsche Teil Ober- schlesiens in den Grenzen v o n 1937 zählt ge- genwärtig l i t t Kattowitzer „Wojewodschaft") erhoben die Forderung, die „kaum zu rechtfer- tigende Großzügigkeit" bei der Erteilung der E.nre'sevisa einzuschränken und wieder auf den Stand v o r M a i 1956 zu bringen, wo nur

„äußerst dringende Fälle" berücksichtigt wur- den. D i e Partei- und Regierungsfunktionäre w o l l e n sich mit einer entsprechenden „Petition"

an die Warschauer Regierung und das polnische Außenministerium wenden.

In letzter .Zeit w a r bereits verschiedentlich von polnischer Seite — auch öffentlich i n der Presse — gefordert worden, die Reisen v o n Touristen und Journalisten aus westlichen Län- dern einzuschränken, w e i l dadurch i m A u s - lande die wirklichen Zustände i n den Oder- Neiße-Gebieten bekannt würden.

Flugplätze wieder sowjetisch

V o n gut unterrichteten westlichen Kreisen sind Beobachtungen der i n den Oder-Neiße- Gebieten ansässigen polnischen Bevölkerung bestätigt worden, wonach die sowjetische Luft- waffe mehrere Flugplätze i n Ostpreußen, Schlesien und Ostpommern, aber auch i n ver- schiedenen Teilen Polens erneut übernommen hat. Diese Flugplätze waren zu Anfang dieses Jahres auf Grund des sowjetisch-polnischen Truppenvertrages der polnischen Luftwaffe übergeben worden. W i e aus den Berichten übereinstimmend hervorgeht, blieben jedoch jeweils einige sowjetische Offiziere als A b - wicklungskommandos zurück. Nunmehr sind diese Kommandos mit der Durchführung der Rückgabe der Flugplätze an sowjetische E i n - heiten beauftragt worden.

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Die Bundesrepublik

»revisionistisch«

Der polnische Ministerpräsident spricht v o n Deutschland als einem „Unruheherd"

Der polnische Ministerpräsident C y r a n - k i e w i c z bezeichnete d i e Bundesrepublik.

Deutschland als einen „Unruheherd" i n Europa.

C y r a n k i e w i c z , der i n Breslau z u m Jahrestag des Kriegsbeginns sprach, warf der Bundes- republik v o r , daß ihre P o l i t i k die Einflüsse militaristischer u n d revisionistischer Kreise spiegele.

„Diesen K r e i s e n ist d i e Tatsache zu verdan- ken, daß die Westmächte bis heute die West- grenze Polens n o d i nicht anerkannt haben, ob- w o h l verantwortliche Politiker sich darüber i m k l a r e n sind, daß die Oder-NeißeGrenze eine unabwendbare Tatsache i s t " , meinte C y r a n - k i e w i c z . Er unterstrich erneut den Wunsch P o - lens, die Beziehungen z u r Bundesrepublik z u normalisieren und sagte: „Unser Verhältnis zur Bundesrepublik betrachten w i r nicht v o m Standpunkt des erlittenen Unrechts aus."

Die polnische Propaganda in den USA

Gegen d i e Deutsch-Amerikaneri hvp'. W i e die Zeitung der kommunistischen polnischen Gewerkschaften, „Glos P r a c y " , be- richtet, hat kürzlich i m Zentralbüro der „Polo- nia"-Organisation — der Warschauer Propa- gandaagentur, welche die V e r b i n d u n g z u d e n X u s l a n d s p o l e n pflegt — eine Konferenz statt- gefunden, auf der beschlossen wurde, die p o l - nische Propaganda i n den V e r e i n i g t e n Staaten zu verstärken u n d dabei insbesondere gegen die Deutsch-Amerikaner Stellung z u nehmen, die sich in Resolutionen gegen die Oder-Neiße- l i n i e ausgesprochen haben. D i e Konferenz, a n der zwei Redakteure amerika-polnischer Z e i - tungen teilnahmen, erörterte die Frage, auf welche W e i s e die zehn Abgeordneten p o l - nischer Herkunft i m amerikanischen Repräsen- tantenhaus „aktiviert" werden sollen. Dies soll in der W e i s e geschehen daß eine Denkschrift über die „Oder-Neiße-Friedensgrenze" vorbe- reitet wird, welche dann den Abgeordneten zugeleitet u n d v o n ihnen weiterverbreitet werden soll. Es wurde auf der Warschauer ,.Polonia"-Konferenz jedoch v o n d e n beiden Redakteuren aus den V e r e i n i g t e n Staaten dar- auf hingewiesen, daß „die Bekämpfung des Revisionismus i n den V e r e i n i g t e n Staaten" be- sonders schwierig sei, w e i l die A m e r i k a n e r deutscher Herkunft weit zahlreicher seien als die A m e r i k a - P o l e n . Zugleich wurde darüber Klage geführt, daß einflußreiche amerikanische Zeitungen — w i e zum Beispiel die „Chicago D a i l y Tribüne" — eingehende Berichte über die gegenwärtigen Zustände i n d e n Oder- Neiße-Gebieteri"~veröTfehtlichten. Diese Z e i t u n - gen hätten damit „die revisionistische A k t i o n ufltetstützt", w i e die Tagungsteilnehmer hierzu z^tti^Ausdruck brachten.

Schwere Ernteschäden jenseits der Oder

Infolge d e r anhaltenden Regenfälle i m J u l i u n d A u g u s t sind i n verschiedenen T e i l e n der Landwirtschaft i n d e n polnisch besetzten deutschen Ostgebieten schwere Ernteschäden aufgetreten, so daß der diesjährige „Ernteplan"

nicht erfüllt werden kann, zumal es an A r b e i t s - kräften mangelt. W i e d i e polnische Provinz- presse meldet, entstand der Hauptschaden beim sogenannten „gualifizierten Getreide", welches zur Bevölkerungsversorgung bestimmt ist. A u f zahlreichen polnischen Staatsgütern i n Nieder- schlesien seien bei etwa 70 Prozent des Getrei- des die Körner aus den H a l m e n gewachsen, so daß,es nicht mehr zur ersten Getreidekategorie gerechnet werden könne. Lediglich i n Ostpom- mern und M a s u r e n hätte die Ernte k e i n e n grö- ßeren Schaden erlitten.

W e i t e r e Schäden habe der Regen b e i d e n Schmetterlingsblütlern angerichtet; damit sei der Samenbedarf a n Getreide u n d Futterpflan- zen gefährdet. A u c h die diesjährige Kartoffel- ernte i n Niederschlesien werde schlechter als in d e n V o r j a h r e n ausfallen, da d i e Früchte k l e i n geblieben seien. Die polnischen Behörden hoffen jedoch, die V e r l u s t e i m Flachlandge- treide mit den Überschüssen aus anderen T e i - len d e r Oder-Neiße-Gebiete ausgleichen zu können. Gleichzeitig traten jedoch auch i n den zentralpolnischen' Landwirtschaftsgebieten i n - folge, des Regens schwere Ernteschäden auf.

H i e r mußte vielfach eine „Noterate" durchge- führt werden, was ebenfalls z u einem V e r l u s t an Guantität u n d Qualität geführt habe.

K e i n h ö h e r e r Z o l l

f ü r N a h r u n g u n d K l e i d u n g

Die polnischen Maßnahmen gegen die private Einfuhr

H e r a u s g e b e r : Landsmannschaft Ostpreußeo e. V .

C h e f r e d a k t e u r : Martin Kakies.Verantwort- lich für den politischen Teil: Eitel Kaper (in Urlaub).

Unverlangte Einsendungen unterliegen nicht der redak- tionellen Haftung, für die Rücksendung wird Porto erbeten.

Das Ostpreußenblatt Ist das Organ der Lands mannschaft Ostpreußen und erscheint wöchentlich zur Information der Mitglieder des Fördererkreises der Landsmannschaft Ostpreußen.

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Sendungen für Schriftleitung, Geschäftsführung nnd Anzeigenabteilung: (24 a) Hamburg 13, Park- allee 84/86, Telefon: 45 25 41/42. Postscheckkonto Nr. 907 00.

Druck: Gerhard Rautenberg, (23) Leer (OsUriesland). NordersUaße 29/31. Ruf:

Leer 24 11.

Auflage über 120 000 Zur Zeit Ist Preisliste 6 gültig.

Es leben noch Zehntausende unserer Lands- leute i n dem polnisch besetzten T e i l unserer Heimat, z u m Teil i n großer materieller Not. So hat d i e Nachricht, daß Polen die Zölle für eine Reihe v o n W a r e n erhöht hat, d i e auch i n G e - schenkpaketen geschickt werden, die Frage auf- geworfen, ob dadurch nun das Einlösen v o n G e - schenkpaketen durch unsere Landsleute i n der Heimat wieder erschwert und die Möglichkeit unserer Hilfe verringert w i r d . Genauere Nach- richten fehlten Ein anschaulisches Bild v o n dem Ausmaß der Zollerhöhungen u n d dem Hinter- grund, auf dem sie erfolgten, gibt i n der „Süd- deutschen Z e i t u n g " Joachim Steinmayr, der Warschauer Korrespondent des Blattes. E r schreibt unter der Überschrift „Gomulka hängt die Kaugummi-Pakete höher" u . a :

„Wer kann verstehen, daß e i n Paar N y l o n - strümpfe soviel wer! sind w i e 30 Stunden har- ter A r b e i t auf dem Bau?

W e r k a n n begreifen, daß e i n abgetragener ausländischer A n z u g dreimal so teuer ist w i e ein neuer aus der einheimischen Produktion?

Solche erstaunlichen Wirtschaftserscheinun- gen trifft man i n Polen, das nach zwölf J a h r e n kommunistischer Herrschaft u n d nach einem Jahr ebenfalls kommunistisch gelenkter .Libe- ralisierung' m i t einem einzigartigen M a r k t - Chaos fertig werden muß. D i e jüngsten Maß- regeln verwirren noch den Eindruck: Der Z o l l für Gummisohlen w i r d u m 80 Prozent erhöht, für Pfeffer um 50, tür Rasierklingen um 80, für A u t o s und Modeschmuck um 500, für N y l o n s u m 800 u n d für K a u g u m m i gar u m 1400 Prozent.

Diese .gezielten' Zollerhöhungen sind ein dra- stischer Eingriff i n den .Privatimport' nach Po- len. 27 M i l l i o n e n Polen empfangen v o n 9 M i l - lionen polnischen Emigranten i m westlichen A u s l a n d Geschenkpakete. Nach den großen Veränderungen im Regime erleichterten erheb- liche Zollsenkungen den Empfang solcher Sen- dungen; der Inhalt wurde v o n den Empfängern dann großenteils z u Schwarzmarktpreisen ver- kauft.

Mit etwa zehn Prozent des gesamten K o n s u m - angebotes k a n n der polnische Staat den Strom der Pakete sogar als festen Versorgungsposten einkalkulieren. Bis zum Oktober 1956 trat der polnische Staat soqar mit seinen Kommissions- geschäften als größter, dabei erheblichen G e - w i n n machender Wiederverkäufer der A u s - landsware z u Schwarzmarktpreisen auf. Nach dem Oktober bemächtigte sich mehr und mehr der wieder zugelassene, jedoch ohne amtlichen Nachweis v o n Einkaufsguellen sich selbst über- lassene Privathandel des karitativen W a r e n - angebots aus dem Westen. Es gibt inzwischen wieder rund 24 000 Privatgeschäfte gegenüber etwa 12 000 im Jahre 1956.'

Die polnische Sprache hat ein neues W o r t für den ausgedehnten Handel mit Auslandsgeschen- ken geprägt: Ciuchy. D i e Bedeutung des unüber- setzbaren Wortes ist ungefähr: H a n d e l mit v o n Herrschaften abgelegten Kleidungsstücken.

M i t staatlicher Erlaubnis gibt es den Ciuchy- V e r k a u f i n allen Städten Polens. Besonders be- rühmt geworden ist das Dorf N o v y Targ i n der

Tatra, aus d e m über die Hälfte der E i n w o h n e r in d e n zwanziger J a h r e n nach A m e r i k a aus- wanderte, weshalb der wöchentlich abgehaltene C i u c h y - M a r k t v o n N o v y T a r g wegen großen Angebots u n d relativ geringer Nachfrage a l s besonders günstig gilt. Polnische Hausfrauen reisen Hunderte v o n K i l o m e t e r n , u m i n N o v y Targ gebrauchte amerikanische Schuhe, Cock- tailkleider, Unterröcke, Babywäsche, aber eben- so Zigaretten, Zahnpasta oder K a u g u m m i z u kaufen.

Die polnischen Paketeempfänger sind b a l d da- hinter gekommen, daß sie je nach Inhalt der Sendung unterschiedliche G e w i n n e erzielen kön- nen. Pakete gefüllt mit Pfeffer oder R a s i e r k l i n - gen bringen beim V e r k a u f einen Umrechnungs- kurs v o n 300 Zloty für jeden v o m ausländischen Absender angelegten Dollar, während e t w a Unterwäsche oder Lebensmittel geringeren Er- trag abwerfen. Die Folge ist, daß i m letzten hal- ben Jahr mit Hilfe der Gornulka-Erleichterungen zum Beispiel 10 M i l l i o n e n R a s i e r k l i n g e n privat nach Polen importier» wurden, doppelt soviel wie im ganzen vergangenen Jahr.

Die neuen polnischen Zollbestimmungen sol- len n u n den Privathandel mit Westerzeugnissen einschränken. 19 v o n insgesamt 408 zollpflich- tigen A r t i k e l n sollen so verteuert werden, daß die Absender v o n Geschenkpaketen wieder z u m V e r s a n d spekulativ weniger profitbringender, jedoch i n Polen dringend benötigter u n d des- halb auch weiterhin zollbegünstigter W a r e n a n - gehalten werden: Nahrungsmittel, Unterwäsche, Kleider und Schuhe kosten weiter nur geringen Z o l l .

Politische M o t i v e werden d e n polnischen Wirtschaftslenkern nachnesagt. überempfindlich geworden, wittert m a n Gefahr für die polnische Liberalisierung, für Privathandel u n d Privat- handwerk, welch letzteres ebenfalls aus G e - schenkpaketen seinen Rohstoffmangel z u be- heben sucht.

Unversehens w i r d so aus dem C i u c h y - H a n d e l und der neuen Zollpression eine politische Frage, nämlich: soll vielleicht die nach d e m Oktober 1956 v o n G o m u l k a i n gewissen G r e n - zen wieder zugelassene private Regsamkeit, die zweifellos, wenn auch z u Wucherpreisen, d e n bedrängten Konsumenten hilft, wieder ins K o l - lektiv starrer Sozialisierung zurückgestoßen werden?"

USA erleichtert Ausfuhr nach Polen

Die V e r e i n i g t e n Staaten haben die K o n t r o l l e der A u s f u h r amerikanischer Güter nach Polen gelockert. W i e das amerikanische H a n d e l s m i n i - sterium mitteilt, soll die Lockerung dazu die- nen, d i e A u s f u h r v o n landwirtschaftlichen W a - ren und Industriegütern zur Stärkung der p o l n i - schen Volkswirtschaft z u erleichtern. Künftig können amerikanische Exporteure einen großen T e i l nichtstrategischer W a r e n nach P o l e n lie- fern, ohne zuvor beim Außenhandelsbüro des Außenministeriums Exportlizenzen beantragen zu müssen.

K l i n g e n d e P a r o l e n , g l ä n z e n d e F a s s a d e n

Theorie und Wirklichkeit der »Gesellschaft zur Entwicklung der Westgebiete«

A

Seit dem Frühjahre 1957 gibt es i n den p o l - nisch besetzten deutschen Ostgebieten eine

„Gesellschaft z u r Entwicklung der Westge- biete". Es ist bereits die dritte organisatorische Maßnahme dieser A r t , die seit dem Herbst ver- gangenen Jahres ergriffen wurde. Nach der Begründung v o n Sonder-Kommissionen des pol- nischen Parlamentes und der Polnischen A r b e i - terpartei, denen die Aufgabe gestellt war, für eine Beseitigung der großen Mißstände i n den

„wiedergewonnenen Westgebieten", das heißt in den deutschen Ostprovinzen unter polnischer V e r w a l t u n g , und insbesondere des ständigen Abzuges der nach 1945 und später angesetzten polnischen und ukrainischen Neusiedler zu sor- gen, wurde nunmehr diese „Gesellschaft" ins Leben gerufen, um unter Verkündung der Pa- role: „Das V o l k hilft sich selbst" eine A r t

„Massenbewegung" i n Szene zu setzen.

Die hauptamtlichen Funktionäre der „Gesell- schaft z u r Entwicklung der Westgebiete" be- haupten, die Neugründung habe lebhafte Z u - stimmung u n d A n t e i l n a h m e b e i der Bevölke- rung gefunden. So erklärte kürzlich der stell- vertretende Vorsitzende der Gesellschaft, der Abgeordnete Izydorczyk, einstmals Botschafter Warschaus i n Pankow, daß i n den „Westgebie- ten" eine „bisher nicht anzutreffende A k t i v i - tät" z u beobachten sei. Lokale V e r e i n i g u n g e n und gesellschaftliche Organisationen würden sich „wie Pilze nach einem Regen" bilden.

W o h l sind inzwischen i n allen größeren Städten der Oder-Neiße-Gebiete sogenannte

„Vollzugs-Komitees" gegründet worden. Die polnische Presse und der polnische Rundfunk veröffentlichen laufend Aufrufe u n d A p p e l l e zur Beteiligung und Zusammenarbeit. A b e r die dringend benötigten Mitarbeiter stellten sich aus den Kreisen der Neusiedler nicht ein. So sah man sich nunmehr gezwungen, an die be- reits bestehenden örtlichen Komitees der „Na- tionalen Einheitsfront" und an die Funktionäre der Nationalräte heranzutreten, u m sie z u r Organisierung einer „Versammlungswelle"

einzusetzen.

Sehr befriedigend scheinen derart zustande- gekommene V e r s a m m l u n g e n nicht abzulaufen.

Die polnische Presse berichtet wenigstens nur mit V o r b e h a l t e n v o n dieser „Großaktion". So

schreibt Isabella T r o j a n o w s k a i n d e r Posener Wochenzeitung „Tygodnik Z a c h o d n i " über ihre Eindrücke: „Nichts gegen die Gründung d e r Gesellschaft, nichts gegen ihre V o r h a b e n u n d ihre gewaltigen Ziele . . . Verdächtig u n d be- denklich aber stimmt die Eile, mit der d i e Be- ratungen durchgeführt w u r d e n u n d d i e Ober- flächlichkeit mancher Referate. Für d i e D i s k u s - sion fehlte jedes Konzept, v o n 23 D i s k u s s i o n s - rednern sprach jeder v o n etwas anderem, obendrein behandelten d i e meisten — mit er- heblichem Pathos — belanglose A n g e l e g e n h e i - ten." M i t Empörung verzeichnet d i e A u t o r i n den A n t r a g eines Warschauer Delegierten auf der Gründungsversammlung, den i n die „West- gebiete" abreisenden N e u s i e d l e r n das Recht auf Rückkehr und Beibehaltung ihrer W o h n u n g in den Herkunftsgebieten ausdrücklich z u ver- briefen! („Wir brauchen i n den Westgebieten keine Gäste — davon hatten w i r i n den ver- gangenen J a h r e n schon v i e l z u viele —, son- dern bewußte Bürger.")

Noch deutlicher werden andere kritische Stimmen, w i e zum Beispiel „Glos W y b r z e z a " , Danzig, welche verlangte, „über d e n groß- tönenden V o r h a b e n und klingenden Parolen den harten A l l t a g und die durch ihn gezogenen Grenzen nicht zu vergessen." Das angesehene Blatt „Przemiany" mahnte, „die Errichtung glänzender Fassaden zu vermeiden, d i e sich i n der Vergangenheit als so brüchig erwiesen haben". U n d die wegen ihrer offenen Sprache bekanntgewordene Zeitschrift „Po p r o s t u "

meinte, m a n solle doch „die vordringlichen, brennenden Wirtschaftsprobleme des Landes nicht aus den A u g e n verlieren, die bisher noch jede gesellschaftliche Initiative gelähmt h a b e n " . Es klafft also doch noch e i n erheblicher A b - grund zwischen der Theorie und W i r k l i c h k e i t der A r b e i t dieser „Gesellschaft zur E n t w i c k l u n g der W e s t g e b i e t e " ! •

Frau Roosevelt, d i e W i t w e des verstorbenen Präsidenten Roosevelt, ist nach M o s k a u ge- reist. Sie wird sich fünfundzwanzig Tage i n der Sowjetunion aufhalten.

Die „verbotene Stadt" Riga zu besuchen ist jetzt nach einer M i t t e i l u n g des K r e m l aus- ländischen Reisenden gestattet.

V o n W o c h e z u W o c h e

Der Regierende Bürgermeister v o n B e r l i n D r . Otto Suhr ist nach langer schwerer K r a n k h e i t Im A l t e r v o n 63 J a h r e n i n B e r l i n gestorben.

A m 19 J u l i -war er z u m Präsidenten des Bundesrats gewählt" w o r d e n , a m 7 Septem- ber sollte er dieses hohe A m t antreten. 1945 w u r d e Otto Suhr Präsident des ersten ge- meinsamen B e r l i n e r Stadtparlaments; er hat als solcher d e n diktatorischen Forderungen der Russen mannhaft W i d e r s t a n d geleistet.

Seit 1951 Präsident des Abgeordnetenhauses, wurde er 1955 als Nachfolger v o n Ernst Reu- ter Regierender Bürgermeister. In einem fest- lichen Staatsakt, b e i d e m Bundespräsident Heuss die G e d e n k r e d e hielt, w u r d e Otto Suhr auf dem W a l d f r i e d h o f v o n Zehlendorf beige- setzt.

*

Die Vorschläge des W e s t e n s zur Abrüstung bei den V e r h a n d l u n g e n i n L o n d o n hat der sowje- tische Chefdelegierte S o r i n i n einer scharten Erklärung abgelehnt. „Der Abrüstungsaus- schuß arbeitet i m Leerlauf, das Wettrüsten geht weiter!", sagte er. Besonders wandte sich S o r i n gegen d i e Bemühungen d e r West- mächte, d i e E i n s t e l l u n g d e i Ätomwaffenver- suche mit anderen Abrüstungsmaßnahmen zu verknüpfen. E r sagte, d i e amerikanischen Pläne zur Luftüberwachung bezweckten nichts anderes, als Nachrichtenrpaterial zu er- halten und einen A n g r i f f s k r i e g vorzubereiten.

D i e sowjetrussische i n t e r k o n t i n e n t a l e Rakete habe eine G e s c h w i n d i g k e i t v o n sechs K i l o - metern i n d e r S e k u n d e (21 600 S t u n d e n k i l o - meter), erklärte der sowjetrussische Raketen- sachverständige P o k r o w s k i j . Es blieben selbst dann nur fünfzig S e k u n d e n W a r n z e i t , wenn sie durch R a d a r e i n r i c h t u n g e n schon dreihun- dert K i l o m e t e r v o r d e m Z i e l g e b i e t ausge- macht würde. D i e mögliche A b w e i c h u n g v o m Zielgebiet liege zwischen zehn u n d z w a n z i g K i l o m e t e r n ; das bedeute bei e i n e m genügend starken Sprengkopf, daß d i e Rakete absolut treffsicher sei.

In d e r E n t w i c k l u n g v o n Langstreckenraketen liegen d i e V e r e i n i g t e n Staaten auch weiter- hin v o r der S o w j e t u n i o n , w u r d e v o m V e r t e i - d i g u n g s m i n i s t e r i u m i n W a s h i n g t o n erklärt.

Besonders w e r d e d i e V e r v o l l k o m m n u n g der i n t e r k o n t i n e n t a l e n R a k e t e v o m T y p „Atlas*

mit V o r r a n g betrieben. D i e E n t w i c k l u n g die- ser Rakete s e i d i e „größte V e r t e l d i g u n g s b e - mühung" der V e r e i n i g t e n Staaten. D e r a m e r i - kanische A r m e e m i n i s t e r B r u c k e r erklärte, d i e Rakete „Jupiter", e i n ballistisches Geschoß mit einer m i t t l e r e n Reichweite v o n 2500 K i l o - metern, habe außergewöhnliche „Erfolge" e r - zielt.

D i e M e n s c h e n i m W e s t e n hätten k e i n e n G r u n d , sich durch d i e R a k e t e n m e l d u n g d e r Sowjets beunruhigen z u lassen, erklärte NATQ-Ob/er- befehlshä'ber' 'GeateTal N o r s t a d . Es. daüer»

lange, b i s aus einer Versüchsrakete e i n » w i r k l i c h einsatzfähige'Waffe w e r d e . A m e r i k a und seine NATO-Verbündeten besäßerV'd^ch ihre bemannten A t o m b o m b e n - F l u g z e u g e ' M a i w i e v o r d i e Luftüberlegenheit.

Für e i n Raketengeschoß, d a s 3200 K i l o m e t e r weit fliegen k a n n , h a b e n die Engländer, w i e sie bekannt geben, bereits d i e Abschußbasis gebaut.

Der Bundestag, d e r a m D o n n e r s t a g v o r i g e r W o c h e seine letzte S i t z u n g abhielt, hat i n den v i e r J a h r e n seines Bestehens insgesamt 505 Gesetze verabschiedet. E r hat 227 V o l l s i t z u n - gen abgehalten, d a z u k a m e n 4400 Ausschuß- sitzungen, 85 A b g e o r d n e t e h a b e n i n d e n v i e r J a h r e n ihre F r a k t i o n gewechselt, 17 A b g e o r d - nete sind gestorben.

Die U n t e r s u c h u n g der Vorwürfe gegen B u n d t s - tagsabgeordnete i m Z u s a m m e n h a n g m i t Rü- stungslieferungen i s t v o m V e r t e i d i g u n g s a u s - schuß des Bundestages auf die Zeit nach den W a h l e n vertagt w o r d e n .

Zehntausende v o n k o m m u n i s t i s c h e n A g e n t e n sind nach M i t t e i l u n g v o n amtlicher Seite In Bonn v o n d e r S E D - Z e n t r a l e i n O s t b e r l i n a n - gesetzt w o r d e n , u m i n der B u n d e s r e p u b l i k i n den W a h l k a m p f einzugreifen.

Die zweihundert wissenschaftlichen Gesellschaf- ten i n Deutschland, d i e bisher noch über die Zonengrenze h i n w e g zusammenarbeiten, sei- len gespalten werden, w e n n sie nicht ihren v o r s t a n d gleichmäßig m i t M i t g l i e d e r n aus der B u n d e s r e p u b l i k u n d d e r Sowjetzone zu- sammensetzen. Diese D r o h u n g sprach der Staatssekretär für das Hochschulwesen in der Sowjetzone, W i l h e l m G i r n u s , aus. ' 1274 M e n s c h e n sind i m J u l i i m Bundesgebiet

bei Verkehrsunfällen getötet u n d 41 110 M e n - schen verletzt w o r d e n

s i h r w 1 S t P,r a k t i S* i n die V e r b a n n u n n ge- schickt w o r d e n . E r wurde z u m Botscl- „ r e n n S w J U n i°n f Ü r die mongolische W &'*

s e n db l 1* e r n a"n t' d e re n Hauptstadt fünftau- Dräsffim ' d e> ne b e n f ä l , s aus de m Partei- P asid um ausgestoßen w o r d e n w a r , wurde Tannt SPr' fr- ?i n e r D Z e m e n t f a b r i k ^ U r a l er-

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^ t schon seit einiger Zeit D i r e k t o r eines K r a f t w e r k e s a m Rande S i b i r i e n s

Az ^ h u n d e r tl ? e SowJetunlon " " t e r anderem d a ? u t i r L n Z 6Vi n ( i S i e b z i9 Düsenjäger,

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Informationen ten d i e W Ä , W R u s s e n " n t e r r i d i - i « T . V m Gebrau* dieser Waffen.

D e l e g a t i o n " z T H J ^ T ^ « S 0 W J ^ « Zur gleichen tot^^f***»***« • T Deleoatinn i „ » 7 ,v e r n a n« e l t eine syrische D e l a t i o n;i n M o s k a u ü b e , H i l f e l e i s L g e .

(3)

Jahrgang 8 / Folge 36

Das Ostpreußenblatt 7. September 1957 / Seite 3

Bericht eines D e u t s c h e n , d e r z w ö l f Jahre dls Lehrer au der Dernesrk^Jtions.

Ii'm'e Im K r e i s P r . E y l j u TJ'+Tg w ^ r . VON A D O L F H U B E R T O S T H A U 6

3. F o r t s e t z u n g

In meinem letzten Bericht habe ich geschil- dert, w i e die Grenzbefestigung an der Demar- kationslinie zwischen d e m sowjetisch u n d d e m polnisch besetzten T e i l unserer Heimat aus- sieht. Heute möchte ich Sie n u n bitten, mit m i r zusammen einen G a n g entlang des Stacheldrah- tes z u unternehmen, a n dem T e i l der Demar- kationslinie, d e n ich aus eigener Anschauung in den letzten zwölf J a h r e n kennengelernt habe. A l l e r d i n g s müssen w i r uns für diese W a n d e r u n g hohe Stiefel anziehen, denn die W e g e u n d Pfade i n dieser einstmals reichen und fruchtbaren Gegend sind verschlammt u n d v e r w i l d e r t . D a z u kommt, daß diese willkürlich gezogene Grenze unser ostpreußisches L a n d mitten durchschneidet, noch v i e l schärfer u n d trennender als der Eiserne V o r h a n g , d e r heute noch die sowjetisch besetzte Zone v o n W e s t - deutschland trennt. A l l e W e g e u n d Straßen, die unsere V o r f a h r e n i n den vergangenen J a h r - zehnten angelegt haben u n d die v o n N o r d nach Süd durch unser L a n d gingen, enden heute i m Nichts, i m N i e m a n d s l a n d .

„ F ü r w e l c h e n T e u f e l s o l l e n w i r a r b e i t e n ? "

In v i e l e n k l e i n e n O r t e n längs der D e m a r k a - tionslinie leben d i e Menschen w i e auf ein- samen Inseln, abgeschnitten v o n allem V e r - k e h r . A m stärksten w a r dieser Eindruck i n M o l l w i t t e n , das i n der Nähe der sowjetischen Eisenbahnlinie zwischen P r . - E y l a u u n d Barten- stein liegt, v o n der ich i n meinem letzten B e - richt erzählte. Dieses Dorf ist der trostloseste O r t , d e n ich i n d e n letzten zwölf J a h r e n i n Ostpreußen kennengelernt habe. O b w o h l die Häuser v o n K r i e g s e i n w i r k u n g e n verschont blie- ben, s i n d sie i n einem unbeschreiblich ver- w a h r l o s t e n Zustand. W i e überall i n Ostpreu- ßen, so s i n d auch hier i n d e n ersten J a h r e n nach d e m K r i e g e Türen, Fensterrahmen, j a so- gar d i e Kachelöfen herausgerissen worden. Sie w u r d e n a n anderer Stelle als Baumaterial ver- wendet oder unter der H a n d verkauft oder es w u r d e für sie F u s e l eingehandelt. N o c h heute ist jeder froh, w e n n er i n einem verlassenen H a u s etwa noch eine vergessene Ofentür u n - tief, denn A r t i k e l dieser A r t sind i m freien H a n d e l praktisch überhaupt nicht z u haben.

In d e n w e n i g e n Häusern, d i e noch bewohn- bar sind, leben arme ukrainische Bauern, denen in dieser verlassenen Gegend e i n Stückchen L a n d zugeteilt wurde. A b e r auch diese be- w o h n t e n Häuser machen einen traurigen E i n - druck. A n d e n b l i n d e n Fensterscheiben, d i e meist aus zusammengesuchten Scherben u n d Pappstücken zusammengesetzt sind, hängen k e i n e G a r d i n e n . Vorgärten, w i e z u unserer Zeit, gibt es nicht mehr. D i e Gartenzäune wur- d e n herausgerissen u n d verheizt. Blumen gel- ten a l s überflüssiger L u x u s . N u r U n k r a u t , D i - steln u n d D o r n e n wuchern dort, w o früher ge- pflegte Gärten d e n V o r b e i g e h e n d e n grüßten.

A u c h d i e Obstgärten hinter d e n Häusern sind völlig v e r w i l d e r t . D i e Grasflächen zwischen den Bäumen sind sauer, w e i l die früheren A b - flußrohre verschlammt sind u n d das Wasser oft auf d e n W i e s e n steht. A l s ich einmal fragte, ob sich denn die Drainage nicht wieder i n O r d - n u n g b r i n g e n ließe, b e k a m ich z u r A n t w o r t , daß die Katasterpläne i n der ehemaligen K r e i s - stadt P r . - E y l a u lägen u n d für die polnischen Behörden unerreichbar wären. In dem über- säuerten Boden s i n d daher die meisten Obst- bäume verdorrt oder m i t Schorf u n d Krebs- wucherungen bedeckt. W o e i n Baum noch trägt, da w i r d d a s Obst schon i n unreifem Zustand v o n d e n immer hungrigen K i n d e r n v o n den Bäumen gerissen.

Das Schulhaus i n M o l l w i t t e n w a r so zerfal- len, daß sich eine Wiederherstellung nicht lohnte. Deshalb wurde i n dem ehemaligen Gasthaus e i n Zimmer hergerichtet, i n dem die Schulkinder abwechselnd unterrichtet werden.

Die ukrainischen Bauern, die ihren Aufent- halt i n diesem O r t als eine V e r b a n n u n g emp- finden, haben es sehr schwer. D a i h r Dorf zu dem jetzigen K r e i s Landsberg — dem früheren K r e i s P r . - E y l a u — gehört, müssen sie ihre E r - zeugnisse m i t ihren k l a p p r i g e n Panjewagen über verwilderte Feldwege hügelauf und hügel- ab, oft guer über den Acker, nach Landsberg bringen. Nach Bartenstein, das sie j a über die Chaussee v i e l bequemer erreichen könnten, dürfen sie nicht liefern, und der kürzere W e g nach Pr.-Eylau ist ihnen durch den Stacheldraht versperrt. So kommt es, daß auf den stunden- langen Fahrten querfeldein oft das klapprige Wägelchen auf der Fahrt zusammenbricht oder auch das magere Panjepferdchen. W e n n man die U k r a i n e r anspricht, daß sie etwas für die W e g e tun müßten, dann bekommt man regel- mäßig zur A n t w o r t : »Es ist j a kein Hausvater d a " oder „Für welchen Teufel sollen w i r arbei- ten?" Sie fühlen sich als Fremde i n Ostpreu- ßen, und sie glauben alle, daß i h r Aufenthalt dort nicht v o n langer Dauer sein wird. Deshalb tun sie nur gerade soviel, daß sie in für uns unvorstellbarer A r m u t ihr Leben fristen kön- nen. Eine Flasche Schnaps dann und wann ist für sie der höchste aller erreichbaren Genüsse A l t e B r i e f e

i n e i n e m z e r f a l l e n e n H e r r e n h a u s A u f dem G u t Perscheln steht — als einzige;

Herrenhaus weit u n d breit an der Demarka- tionslinie — das Schlößchen, i n dem die frühe-

ren Gutsherren wohnten. W e n n m a n über die verfallene Freitreppe hinaufsteigt, dann sieht man über der Tür noch i n vergoldeten Buch- staben die Inschrift: „Ich u n d mein Haus w o l - len d e m H e r r n dienen." A u f dem Dachboden, den ich einmal zusammen mit meinem Sohn auf der Suche nach deutschen Büchern durch- stöberte, fand ich noch e i n Päckchen mit alten Briefen aus der M i t t e des vorigen Jahrhun- derts, i n deren Kopf e i n W a p p e n eingepreßt war. Diese Briefe hatte der Gutsherr v o n Per- schein aus B e r l i n an seine junge Frau ge- schrieben. E r wurde später Landrat i n Pr.- E y l a u , w i e ebenfalls aus den Briefen hervor- ging. Es w a r e i n unheimliches Gefühl, i n die- sem verfallenen Herrenhaus, dessen ehemalige Schönheit m a n n u r ahnen konnte, die Briefe aus einer vergangenen Zeit des Glanzes u n d des Reichtums zu finden. A l s w i r die brüchigen Treppen, deren Geländer herausgerissen waren, wieder hinabstiegen, wateten w i r i n der H a l l e mit den Füßen durch dicken Staub. Das Parkett hatten die Polen u n d U k r a i n e r herausgerissen und wahrscheinlich i n ihre Öfen gesteckt. Der Gutshof ist völlig verlassen. Für die u k r a i - nischen Bauern, die j a ohne Personal n u r e i n kleines Stück Land bearbeiten können, würde sich das W o h n e n i n einem solchen verlassenen Herrenhaus nicht lohnen; allein das Heizmate- rial für die großen Räume wäre einfach nicht zu beschaffen.

M a g e r e K ü h e a u f d e m Ö d l a n d W e n n w i r jetzt den Feldweg nach Warsch- keiten z u gehen, den die Bauern mit ihren Panjewagen ausgefahren haben, dann kommen w i r durch unwegsames Land, i n dem nur wenig A c k e r liegen. D i e ukrainischen Bauern haben j a i n d e n J a h r e n nach dem K r i e g immer nur so v i e l v o n dem ihnen zugeteilten Land be- arbeitet, w i e sie unbedingt mußten. W e n n sie mehr Land dazugenommen hätten, dann hätten sie so v i e l Steuern und A b g a b e n mehr leisten müssen, daß sich die A r b e i t nicht gelohnt hätte.

Deshalb sieht man heute i n jener Gegend weite Strecken v o n Ödland u n d verkrauteten W i e -

sen, auf denen nur ein paar magere Kühe sich ihr Futter suchen.

A u c h i n dem O r t Warschkeiten ist nur die Hälfte der Häuser bewohnt. In den noch eini- germaßen erhaltenen Gebäuden drängen sich die Familien zusammen. V i e l e wohnen in der ehemaligen Arbeitersiedlung; die alten Bauern- höfe stehen leer und verfallen. In den Ställen des ehemaligen Gutshofes haben die Bauern das wenige V i e h untergebracht, das sie be- sitzen. A u f einer Anhöhe über dem Dorf liegt die verlassene Kolchose; sie wurde i m vergan- genen Jahr aufgelöst. Sie w a r berüchtigt da- durch, daß sie über und über verschuldet war.

Gerade über Warschkeiten schrieben schon v o r dem Umsturz in Polen die polnischen Zeitun- gen, daß es ein Schmutznest und e i n Schand- fleck an der Demarkationslinie sei. Der Leiter dieser Kolchose hatte die ukrainischen Bauern in der Umgebung überredet, i n die Kolchose einzutreten; er hatte ihnen ein Leben „in F r e i - heit u n d Würde" versprochen. Diese Freiheit bestand v o r allem darin, daß sie bei ihm kaum zu arbeiten brauchten Der Staat mußte immer wieder G e l d i n dieses Unternehmen hinein- stecken, ohne etwas herausholen z u können.

A u f dieser Kolchose w a r das schlechteste V i e h i m ganzen Kreis zu finden. D i e Arbeiter liefen in Lumpen herum u n d waren oft am hellen Tag betrunken. Nachts brüllten die Kühe hung- rig an ihren leeren Futterkrippen u n d tags auf den öden, mit meterhohem Unkraut be- wachsenen Äckern. D a die Kolchose so stark verschuldet war, pfändete der Geldgeber, der Staat, die Ernte bereits auf dem H a l m , und die Mitglieder der Kolchose hatten das Nachsehen.

Die polnischen Zeitungen schrieben damals:

„Schluß mit den Darlehen der ausgepumpten Steuerzahler an die berühmteste Schnapsgenos- senschaft bei Pr.-Eylau. Schluß endlich mit den Faulpelzen auf der Kolchose i n Warschkeiten."

A l s diese Kolchose i m vergangenen Jahr auf- gelöst wurde, blieben viele Tausende v o n Zloty Schulden an den Staat zurück. „Wer deckt diese Schulden? W e r zahlt sie zurück?", fragte wieder die polnische Zeitung. „Wieder der bettelarme polnische Steuerzahler? Der

ausgeplünderte, hungernde und zerlumpte F a - milienvater in der Großstadt? Oder diejenigen Bauern, die zu Spottpreisen ihre Milch, ihre Schweine, ihre Kartoffeln abliefern müssen u n d diese Produkte um das Zehnfache des V e r - kaufspreises wieder einkaufen dürfen? Gibt es keine Zuchthäuser in Polen für Faulpelze u n d unverbesserliche Gewohnheitssäufer i m Grenz- dorf Warschkeiten?"

E i n B l i c k

v o n d e r N a p o 1 e o n s k i e f e r

Hinter der Schule in Warschkeiten windet sich die unbenutzte Landstraße in die Ebene von Pr.-Eylau hinunter. A u f der letzten Anhöhe vor dem Grenzstreifen steht heute noch die bekannte Napoleonskiefer. Der Uberlieferung nach hat Napoleon v o n dieser Höhe aus einen Teil der Winterschlacht bei Pr.-Eylau geleitet.

V o n hier aus hat man einen weiten Blick über die Ebene, die heute v o n Unkraut und Dornen überwuchert ist. Unterhalb der Höhe sind i m H a n g die Wasserspeicher eingebaut, die das Trinkwasser nach dem sowjetisch besetzten Pr.- Eylau liefern. Quer durch die W i l d n i s zieht sich der Stacheldraht, der dann mitten durch den Warschkeiter See verläuft und die M o l e der ehemaligen Badeanstalt schneidet. Die ver- fallenen Badekabinen stehen schon auf der so- wjetischen Seite.

Bis zum vergangenen Jahr war das Betreten der Ufer und das Baden und A n g e l n im See auf der polnischen Seite strengstens verboten. D i e Kinder aus der Gegend gingen zum Baden südlich v o n Warschkeiten zum Schwarzen See, den die Ukrainer „Oczko" (Äuglein) nennen.

Er liegt tief in einem Kessel; das stille, dunkle Wasser hat tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Auge. A u c h für A n g l e r war dieser See ein be- liebtes Z i e l ; er birgt viele Fische, darunter große Karpfen. W e n n diese Karpfen während der Laichzeit i m Frühjahr i m Wasser stehen, dann werden sie v o n den Kindern und den Bauern mit Heugabeln v o m Lande oder v o n einem morschen Boot aus aufgespießt.

A u f einer Anhöhe über dem See stehen die M a u e r n eines früheren großen Bauernhofes m i t

E l c h e l e b e n

a u c n jetzt in unserer H e i m a t

Abgesehen v o n ganz kleinen Beständen an Elchen, die es i n Mecklenburg und Brandenburg gab und die durch Aussetzen v o n Elchen erst künstlich geschaffen worden waren, hatte i n Deutschland n u r unsere ostpreußische Heimat Elche aufzuweisen, u n d zwar betrug der Be- stand etwa 1400 Stück; weit über tausend da- von lebten i n der Memelniederung. Nach allen vorliegenden Nachrichten w a r man der Ansicht, daß während des Zusammenbruchs und kurz nachher sämtliche Elche i n Ostpreußen ausge- rottet worden sind. W i e sich jetzt herausstellt, ist das doch nicht ganz der Fall gewesen. Z w a r gab es nach 1945 i n der Memelniederung und auf der Kurischen N e h r u n g keine Elche mehr, aber dafür sind einzelne Stücke i n anderen Teilen Ostpreußens beobachtet worden, u n d

zwar i n Gegenden, i n denen Elche i n den letz- ten Jahrzehnten v o r dem Krieg, j a zum T e i l schon seit Hunderten v o n Jahren nicht mehr vorgekommen sind.

A d o l f Hubert Osthaus, der uns v o n den Zuständen berichtet, w i e sie sich im Kreis Pr.- Eylau an der Demarkationslinie entwickelt ha- ben, erzählt uns, daß er in den Wäldern des Stablack Elche gesehen hat. Sein Sohn hat dort mehrmals Elche angetroffen. Z u m erstenmal sah er an einem A b e n d im Oktober 1947 einen Elchhirsch mit einem geringen Geweih und eine E l i n mit einem K a l b ; es w a r i n den Wäldern, die sich südlich v o n Pr.-Eylau auf der „polni- schen" Seite zwischen Warschkeiten und W o - rienen erstrecken. A u c h später konnte er mehr- fach Elche beobachten und auch andere E i n -

Aufnahme: Martin Kakies Ruhender Elchschauiler in einem Bruch

wohner erzählten v o n Begegnungen mit Elchen.

Eine Verwechslung etwa mit Rotwild, das auch- dort vorkommt, liegt nicht vor, dafür waren die Unterschiede zu bekannt. A u c h als die Familie Osthaus nach Landsberg kam, hörte sie davon, daß Elche i n den Wäldern gesehen worden sind. A b e r auch i n M a s u r e n leben jetzt Elche.

Die i n A l l e n s t e i n erscheinende polnische Z e i - tung hat mehrmals davon geschrieben, so soll von ihr einmal die Z a h l der i m Kreis J o h a n - nisburg festgestellten Elche mit neunzehn a n - gegeben worden sein.

Es gibt heute also einen Elchbestand i n Ost- preußen, und zwar i n dem polnisch besetzten Teil, nicht mehr i n der Elchniederung und auf der Kurischen Nehrung, und er ist auch zahlen- mäßig sehr gering. Daß er vorhanden ist, verdanken w i r zweifellos zunächst e i n - mal dem Versagen der Polen bei der B e - wirtschaftung der Wälder. A u s mangelndem Interesse und w e i l nicht genügend M i t t e l u n d Arbeitskräfte vorhanden waren, dachten sie g a r nicht daran, die großen Waldbestände i n O r d - nung z u halten. Natürlich versuchten sie, aus den Wäldern große Mengen v o n H o l z heraus- zuholen, aber sie fällten die Bäume an d e n Waldrändern und dort, wo ein Abtransport ver- hältnismäßig leicht war. V o n einem planmäßig geregelten Holzeinschlag kann keine Rede sein.

Die Wälder verwilderten und versumpften, es bildeten sich oft undurchdringliche Dickichte, die zu einem wahren Paradies für so manch eine W i l d a r t wurden. Besonders prächtig ge- deihen Wildschweine; sie nahmen und nehmen weiterhin so zu, daß sie für die Bauern z u einer schweren Plage geworden sind. U n d i n dieser W i l d n i s , die teilweise einen urwaldarti- gen Charakter hat — w i r brachten seinerzeit von Polen aufgenommene Fotos, die das zeig- ten —, leben nun auch Elche; sie finden hier die besten Bedingungen. W o h e r die ersten Elche gekommen sind, läßt sich natürlich nicht feststellen, jedenfalls waren sie eines Tages da.

Hinzu kommt noch, daß das polnische J a g d - gesetz viel strenger ist als das, welches die So- wjetrussen im nördlichen — v o n ihnen besetz- ten — T e i l unserer Heimat anwenden. Es ist nicht so, daß praktisch jeder auf Jagd gehen kann, der Lust dazu hat, und W i l d d i e b e r e i e n werden streng bestraft. Es gibt Schonzeiten;

der Abschuß ist geregelt. U n d da die Wälder in großen Teilen in ihren Urzustand zurück- fallen und unwegsam werden und brachliegen- des Land zur Buschwildnis wird, findet eben W i l d jeder A r t gute Bedingungen für sein Fort- kommen. In verstärktem Maße gilt das für Teile, die besonders abgelegen sind oder — etwa weil noch Minengefahr besteht w i e in ein- zelnen Wäldern des Stablack — v o n den E i n - wohnern gemieden werden.

So dunkel auch das Bild ist, das unsere H e i - mat jetzt bietet, — es ist etwas heller, w a s den Wildbestand anbetrifft, und wenn es auch nur eine kleine Einzelheit ist: w i r freuen uns doch, daß die Elche, deren Schaufel w i r uns als das Zeichen unserer Landsmannschaft gegeben haben, i n unserer Heimat auch jetzt ihre Fährte ziehen.

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