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Eingeschränkte Transportkapazität

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ür den Transport des Sauerstoffs aus der Lunge zu den ver- schiedenen Geweben ist der rote Blutfarbstoff Hä- moglobin (Hb) in den Erythro- zyten (rote Blutkörperchen) ver- antwortlich. Eine Anämie oder Blutarmut ist durch eine zu ge- ringe Anzahl der Erythrozyten oder einen Mangel an Hämo- globin definiert, die aus den ver- schiedensten Ursachen entste- hen können. Wenn eine Anämie nachgewiesen ist, ist das noch keine Diagnose: Grundsätzlich muss zunächst die zugrunde lie- gende Ursache abgeklärt und wenn möglich beseitigt werden.

Der Lebenszyklus der Ery- throzyten Die roten Blutkör- perchen leben rund 120 Tage;

danach werden sie in Leber, Milz und Knochenmark abge- baut. Für Nachschub sorgt per- manent die Neubildung im Knochenmark (Erythropoese).

Abgesehen von so genannten Blutungsanämien, die durch hohen Blutverlust entstehen, kann die Balance aus Auf- und Abbau auf jeder der beiden Sei- ten gestört sein: Eine Anämie kann sich einerseits durch Um- stände entwickeln, welche die Synthese des Hämoglobins und/

oder die Bildung der Blutkör- perchen hemmen oder umge- kehrt dadurch zustande kom- men, dass die Erythrozyten vor- zeitig zugrunde gehen (hämo- lytische Anämie). Ein patho- logischer Abbau, der nicht durch die Neusynthese kom- pensierbar ist, kann beispiels- weise auf eine erbliche defekte Hämoglobinsynthese zurückge- hen (wie etwa bei der vor allem im Mittelmeerraum vorkom- menden Thalassämie); solche genetischen Fehler machen sich bereits früh in der Kindheit be- merkbar. Auch bei Erwachsenen kann sich eine hämolytische Anämie entwickeln: etwa durch Autoimmunprozesse, Infek- tionen (bei Malaria) oder auch als Reaktion auf Medikamente (z. B. nichtsteroidale Antirheu-

matika wie Diclofenac, Cepha- losporine, Tuberkulostatika).

Gestörte BlutbildungAnde- rerseits gibt es viele Gründe für eine unzureichende Blutbildung.

Wenn keine adäquaten Mengen an Erythrozyten produziert wer- den, kann dies beispielsweise an einer Schädigung oder Krankhei- ten des Knochenmarks liegen;

auch Tumore können verant- wortlich sein. Oder es liegt eine Nierenerkrankung vor: Ist die Niere nicht mehr imstande, den Botenstoff Erythropoetin in aus- reichender Menge auszuschüt- ten, der eine Schlüsselrolle bei der Reifung von Erythrozyten spielt, können die kernlosen Blutkörperchen ebenfalls nicht im normalen Umfang gebildet werden (renale Anämie).

Häufig liegen der erlahmten Produktion auch Mangelzustän- de zugrunde: Die Eisenmangel- anämie etwa ist die häufigste Form der Blutarmut überhaupt.

Eine Unterversorgung mit dem Spurenelement haben nicht nur viele Menschen in der Dritten Welt, sondern auch Teile der Bevölkerung hier zu Lande.

Vitamin-B12-Mangel Unter einer rein pflanzlichen Ernäh- rung kann es bisweilen zu einer Unterversorgung mit Vitamin B12 (Cobalamin) kommen. In den meisten Fällen liegt dem Mangel aber eine Resorptions- störung durch eine autoimmun bedingte Atrophie der Magen- schleimhaut zugrunde; dann spricht man von perniziöser Anämie. Der Begriff bedeutet so viel wie “Verderben brin- gende Blutarmut”. Diese drama- tische Bezeichnung wurde im 19. Jahrhundert geprägt, als man der sich schleichend ver- schlimmernden Krankheit noch nichts entgegensetzen konnte.

Vitamin B12 kann nur aus der Nahrung aufgenommen werden, wenn es mit einem speziellen Glykoprotein, das in der Magen- mukosa gebildet wird, dem In- trinsic Factor, einen Komplex eingeht. Liegt zu wenig von

u PRAXIS ANÄMIEN – TEIL I

Ermüdbarkeit, Schwäche, blasse Haut, Leistungsabfall,

Atemnot und Schwindel – die schlechte Versorgung der Organe mit Sauerstoff äußert sich in typischen Symptomen.

Eingeschränkte

Transportkapazität

MAKROZYTÄRE ANÄMIEN

Zu den Nährstoffen, die für die Bildung der roten Blut- körperchen unabdingbar sind, gehören auch Folsäure und Vitamin B12. Beide Vitamine spielen eine Rolle bei der DNS-Replikation, wie sie im Rahmen jeder Zellteilung stattfindet, und sind somit auch wichtig für die Zellneu- bildung. Da die Vorläuferzellen der Erythrozyten eine relativ hohe Teilungsrate haben, sind sie von einem Mangel dieser Vitamine betroffen: Es entstehen weniger und größere (makrozytäre) rote Blutkörperchen mit mehr Hämoglobin (hyperchrom) als normal; man spricht von einer makrozytären hyperchromen Anämie.

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2011 | www.pta-aktuell.de

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diesem Eiweißmolekül vor, etwa infolge einer Autoimmun- Gastritis (Typ-A-Gastritis) oder nach einer Magenresektion, wer- den, wenn überhaupt, zu gerin- ge Mengen des Vitamins resor- biert. Neben der Anämie kommt es zu weiteren Störungen wie neurologischen Symptomen.

Auch andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können hinter der Mangelsituation ste- cken, darunter eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms oder die Sprue(Zöliakie), eine Unverträglichkeit des Getreide- bestandteils Gluten, bei der die

Darmschleimhaut angegriffen wird, was letztlich zu einer ge- störten Nährstoffaufnahme führt.

Manchmal kann auch die über- mäßige Anwendung von Anta- zida oder Protonenpumpenhem- mern die Aufnahme von Vita- min B12 stören, weil für diese ein ausreichend saures Milieu nötig ist. Aus diesem Grund kann auch die mit zunehmen- dem Alter nachlassende Säure- produktion des Magens bei äl- teren Menschen die Versorgung mit Cobalamin gefährden.

Wenn der Vitaminmangel nach- gewiesen ist, ist zur weiteren Abklärung eine entsprechende Magen-Diagnostik einzuleiten.

Im Fall eines diätetisch beding- ten Mangels wird zur Ernäh- rungsumstellung geraten, wäh- rend die gestörte Resorption zu Beispiel bei Magen- oder Dünn- darmkrankheiten eine – häufig lebenslange – Substitution erfor- derlich macht. Dafür wird das synthetische Vitamin (Cyanoco- balamin) i.m. oder i.v. gegeben.

Unter hohen täglichen Dosen

normalisiert sich die Blutbil- dung binnen weniger Tage wie- der. Sind die Speicher aufgefüllt, reicht eine Erhaltungstherapie von beispielsweise 100 Mikro- gramm (μg) im Monat.

FolsäuremangelEbenfalls ein Vitamin der B-Gruppe ist Fol- säure. Hitzestabiles Folat kommt in grünem Gemüse vor. Ein Mangel kann bei sehr einseitiger Ernährung auftreten. Häufiger ist die Unterversorgung bei Menschen mit erhöhtem Bedarf, wie beispielsweise während der Schwangerschaft. Auch bei die-

sem Vitamin gibt es Resorpti- onsstörungen (Sprue). Außer- dem können verschiedene Me- dikamente unter Umständen die Wirkung der Folsäure antago- nisieren (z. B. Methotrexat, Tri- methoprim, Phenytoin).

Vor Eintritt und in den ersten Wochen einer Schwangerschaft ist die Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure täglich zur Prävention eines Neuralrohr- defekts beim Kind angezeigt, dagegen wird zur Therapie einer Anämie eine Tagesdosis von 5 mg empfohlen. Vor der Substi- tution sollte allerdings ausge- schlossen sein, dass zusätzlich ein Vitamin-B12-Mangel vor- liegt – was nicht selten ist. Wird in einem solchen Fall nämlich nur Folsäure gegeben, geht zwar die Anämie zurück. Damit kann aber der gleichzeitig bestehende Vitamin-B12-Mangel mit seinen weiteren möglichen Folgen ver- schleiert werden.

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Waldtraud Paukstadt, Medizinjournalistin

© Michail Loginov / www.iStockphoto.com

»Eine nachgewiesene Anämie ist keine Diagnose.«

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PRAXIS ANÄMIEN – TEIL I

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