Belastung in der Pflege Selbsthilfe entlastet
Selbsthilfegruppen und
Selbsthilfekontaktstellen
in Bremen und Bremerhaven
Bei aller Liebe...
Belastung und Überlastung in der Pflege von Angehörigen - Und wo bleibe ich ?
Und wo bleibe ich – diese Frage wagen sich viele Menschen, die Angehörige pflegen, oft gar nicht zu stellen. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt der alten Mutter, dem kranken Schwiegervater oder einem anderen Menschen in der Verwandtschaft, der auf ihre Hilfe angewiesen ist. Diejenigen, die diese Hilfe leisten, stellen sich ganz auf die Bedürfnisse des an- deren ein, sie richten ihr Leben nach dessen Rhyth- mus aus, und das oftmals über Jahre!
Geht es Ihnen auch so? Vielleicht sagen Sie sich:
So schlimm ist das nicht. Ich schaff‘ das schon, ich will ja da sein für Menschen, die mir wichtig sind.
Aber wenn der Pflegealltag schwerer wird, Belastun- gen am Arbeitsplatz hinzukommen, Ärger mit den Kindern oder in der Beziehung zum Partner, zur Part- nerin, wenn die Kräfte aufgrund des eigenen Alters nachlassen, das Leben rund um die Uhr nur noch vom alltäglichen Pflegekreislauf bestimmt wird – dann werden die Belastungen leicht zur Überlastung.
Und Überlastung kann auf Dauer krank machen.
Wie groß die Belastung bei Ihnen ist, können Sie aus der häuslichen Pflege-Skala entnehmen.
1. Durch die Pflege hat die Zufriedenheit mit meinem Leben gelitten.
2. Ich fühle mich oft körperlich erschöpft.
3. Ich habe hin und wieder den Wunsch, aus meiner Situation „auszubrechen“.
4. Ich empfinde mich manchmal nicht mehr richtig als „ich selbst“.
5. Mein Lebensstandard hat sich durch die Pflege verringert.
6. Durch die Pflege wird meine Gesundheit angegriffen.
7. Die Pflege kostet viel von meiner eigenen Kraft.
8. Ich fühle mich „hin- und hergerissen“ zwischen den Anforderungen meiner Umgebung (z.B. Familie) und den Anforderungen durch die Pflege.
9. Ich sorge mich aufgrund der Pflege um meine Zukunft.
10. Wegen der Pflege leidet meine Beziehung zu Familienangehörigen, Verwandten, Freunden und Bekannten.
(Quelle: DEGAM 2005)
Wenn Sie sich bei mehr als 3 Punkten eingestehen müssen: Ja, so ist das bei mir, dann ist es Zeit für Verän- derungen in Ihrem Alltag.
Sorgen Sie auch für sich selbst und nehmen Sie sich Zeit dafür. Hilfreich sind feste „Stundenpläne“, in denen andere Familienmitglieder oder professionelle Dienste die Pflegearbeit und Betreuung übernehmen. Sie haben in diesen Stunden, vielleicht sogar auch an einem gan- zen Tag „frei“, um etwas für sich zu tun. Zum Beispiel Sport treiben, einen Stadtbummel machen, Freundin- nen und Freunde treffen... wann haben Sie das zuletzt getan?
Selbsthilfegruppen und Selbsthilfe- kontaktstellen
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen sind für viele Menschen eine wichtige Unterstützung. Persönliche Belastungen aufgrund schwieriger Lebensumstände wie auch Krankheiten Einzelner werden in Selbsthilfegruppen gemeinsam bewältigt. Erfahrungsaustausch und gegenseitige Information kennzeichnen das Mitein- ander in Selbsthilfegruppen. Das dabei entwickelte Vertrauen und Verständnis ist Grundlage für gegen- seitige Unterstützung, die von Geben und Nehmen geprägt wird.
Menschen, die Angehörige pflegen, sind besonde- ren, oft vielfachen Belastungen ausgesetzt. Sie be- finden sich häufig in schwierigen Lebenssituationen.
Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen bietet pflegen- den Angehörigen große Chancen, durch Rückhalt bei der Bewältigung von Problemen, gemeinsame Aktivität und Solidarität untereinander.
In Bremen und Bremerhaven gibt es viele Selbsthil- fegruppen. Einige richten sich speziell an pflegende Angehörige.
Hilfe erhalten Selbsthilfegruppen besonders durch Selbsthilfekontaktstellen.
Der Gesetzgeber hat erkannt, dass Selbsthilfegrup- pen ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsver- sorgung sind. Er fordert zu Recht, dass Selbsthil- fegruppen wie auch andere Einrichtungen bei der Unterstützung Ratsuchender durch die – neuen – Pflegestützpunkte einbezogen werden (SGB XI,
§ 45 d). Diese Beteiligung wird nicht auf spezielle Krankheiten und Themen beschränkt.
Selbsthilfekontaktstellen
An Selbsthilfekontaktstellen können sich alle wen- den, die eine Selbsthilfegruppe suchen und daran teilnehmen möchten. Bestehende Selbsthilfegruppen erhalten durch Selbsthilfekontaktstellen vielfältige Hilfe: für ihre Organisation, finanzielle Ausstattung und bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit.
Neue Selbsthilfegruppen werden durch Selbsthilfe- kontaktstellen gegründet.
Für den Aufbau neuer und die Unterstützung bestehender Selbsthilfegruppen sind Selbsthilfekon- taktstellen die „erste Adresse“. Es gibt sie in allen Bundesländern.
Dort arbeiten sie mit den Einrichtungen der sozialen und gesundheitlichen Versorgung zusammen.
Im Land Bremen bestehen drei Selbsthilfekontakt- stellen. Ihr gemeinsames Anliegen und ihre Aufga- ben sind:
Beratung Ratsuchender und ihre Vermittlung in Gruppen
Gründung neuer Selbsthilfegruppen
Information für Personen und Einrichtungen über Selbsthilfe
Zusammenarbeit mit den Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitssystems
Fortbildungsangebote und Veranstaltungen zu Themen der Selbsthilfe
Selbsthilfekontaktstellen informieren die Selbst- hilfegruppen über Möglichkeiten der finanziellen Förderung und bei der Öffentlichkeitsarbeit. Zudem unterstützen sie den Erfahrungsaustausch der Grup- pen untereinander.
Jede Selbsthilfekontaktstelle hat aber auch ein ganz eigenes Profil und besondere Aufgaben:
Das Netzwerk Selbsthilfe
organisiert den Selbsthilfering Bremen, einen Zusammenschluss von Gruppen, Vereinen und Initiativen der Selbsthilfe in der Stadt Bremen veranstaltet alle 2 Jahre die Bremer Selbsthilfe- tage
unterstützt Selbsthilfegruppen bei Fragen zur Finanzierung, Verwaltung und Buchhaltung setzt sich öffentlich für die Interessen der Selbsthilfe ein
Der Bremerhavener Topf
organisiert den Zusammenschluss der Bremerhavener Gruppen und Organisationen der Selbsthilfe
veranstaltet jährlich einen Selbsthilfetag unterstützt auch Selbsthilfegruppen bei Ihrer Finanzierung und bei der Verwaltung und Buchhaltung
setzt sich ebenfalls in der Öffentlichkeit für die Interessen der Selbsthilfe ein
Die Selbsthilfe- und Gesundheitsförderung im Gesundheitsamt Bremen
ist verantwortlich für finanzielle Förderung der Selbsthilfegruppen in Bremen
Das Gesundheitsamt arbeitet dabei mit den Stellen, die auch Selbsthilfegruppen fördern, zusammen
und informiert die Gruppen über bestehende Angebote zur Unterstützung und Hilfe, die bei Bedarf vermittelt werden kann
Netzwerk Selbsthilfe
Bremen-Nordniedersachsen e.V.
Faulenstraße 31 28195 Bremen
Telefon: 0421 – 704581
Selbsthilfe Bremerhavener Topf e.V.
Hafenstraße 9 27576 Bremerhaven Telefon: 0471 – 45050
Gesundheitsamt Bremen
Selbsthilfe- und Gesundheitsförderung
Horner Straße 60/70 28203 Bremen
Telefon: 0421 – 361 15141
Selbsthilfe- und Gesundheitsförderung
G
Gesundheitsamt Bremen
Stand: 08/2010
Satz und Gestaltung: Harald Freytag / 2010