.69 Jahrgang • Heft 29 • 20. Oktober 1993
itsch^ furiVlI^emeiiimedizm 29/93
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Interview:
Prof. Daschner über Antiseptik in der Praxis
Die psychische Krise im Jugendalter -
Definitionen und Behandlung Praktische Tips für
den Umgang mit jugendlichen Drogen
konsumenten Heranwachsende mit
Schizophrenie: ärzt
liches Einfühlungs
vermögen reicht nicht!
Epileptische Kinder haben häufig auch psychische Störungen!
Serie Ultraschall
phänomene:
der wandernde Reflex Therapiestudie mit
Acarbose bei Ty p JI - Diab e tiker n
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
Gelomyrtol forte wirkt
bei Bronchitis und Sinusitis
Die Wirkung von Gelomyrtol® forte durch in den Atemwe
gen putzende ätherische Geister zu symbolisieren wurde durch das Ergebnis von NEURATH angeregt, der die Bio
verfügbarkeit der ätherischen Komponente nicht nur im Blutplasma, sondern auch im Exhalat ermittelt.
ULMER und SCHOTT finden bei chronisch-obstruktiver Bronchitis eine Besserung der Parameter Husten und Aus
wurf.
DOROW et al. weisen lungenszintigraphisch die Steige
rung der mukoziliären Clearance nach.
WILDE stellt in drei Studien eine etwa auf die Hälfte ver
kürzte Krankheitsdauer bei Bronchitis, eine Verbesserung der Lungenparameter, eine lokal antibakterielle und sekretnormalisierende Wirkung fest.
DOBROWOLSKI berichtet in drei Veröffentlichungen über eine bessere Wirkung gegenüber zwei anderen Medi- kamententypen, einen hohen therapeutischen Erfolg bei guter Verträglichkeit in der Langzeitbehandlung chroni
scher Formen sowie eine parallel zu den verbesserten Meßwerten erreichte Hustendämpfung und Atmungser
leichterung.
GSTALTNER beschreibt als Ergebnis seiner Untersuchun
gen das breite Wirkungsspektrum mit antibakteriellen, fungiziden, abschwellenden, sekretolytischen und bron- chodilatatorischen Eigenschaften.
Literatur: DOBROWOLSKI, L. A., Fortschritte der Medizin, 83 (1965) 208- 211, Der informierte Arzt, 2 (1974) 153-167, Der deutsche Apotheker, 29 (1977) 438-440, DOROW, P. et al, Arzneim.-Forsch./Drug Res. 37 (II), 12 (1987), 1378-1381, GSTALTNER, H., Ärztliche Praxis, XX (1968) 3829- 3830, KREUTLE, O., Therapiewoche 30 (1980) 2109-2111, LASZIG, R., HESSE, G., LÜTGEBRUNE, T., Zeitschrift für Allgemeinmedizin 65, 1/2 (1989), 19-21, NEURATH, G. B., Gutachten, Hamburg, 22.06.1979, SIMM, K.-J., Zeitschrift für Allgemeinmedizin 64, 30 (1988), 959-964, STRAEH- LER-POHL, H. J. und BURMEISTER, G., Zeitschrift für Allgemeinmedi
zin, 54 (1978) 611-615, STUSSAK, G. und SCHUMANN, K., Zeitschrift für Allgemeinmedizin 63, 29 (1987), 869-871, ULMER, W. T. und SCHOTT, D., Fortschritte der Medizin, 109 (1991) 547-550, WILDE, W., Fortschritte der Medizin, 83 (1965) 865-867, Ärztliche Praxis, XXV (1973) 3101-3103, Gutachten Königsfeld, 11/1978
Gelomyrtol'/forte. Zus.: 1 Kapsel enthält 300 mg Myrtol standardisiert auf mindestens 75 mg Limorien, 75 mg Cineol und 20 mg a-Pinen. Anw.-Geb.: Bei akuter und chronischer Bronchitis und Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Gegenanz.: Bekannte Überempfindllchkeit gegenüber Myrtol standardisiert. Obwohl keine Hinweise auf eine fruchtschädigende Wirkung von Gelomyrtol® forte vorliegen, sollte aufgrund allgemeiner Sicherheitserwägungen das Arzneimittel insbesondere in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nur auf ausdrückliche Anweisung des Arztes eingenommen werden. Nebenw.: In Einzelfällen können Unverträgllchkeitser- scheinungen im Magen-Darm-Bereich hervorgerufen und vorhandene Nieren- und Gallensteine in Bewegung gesetzt werden. Wechselw.: Keine bekannt. Dos./Anw.:
Bei akuten entzündlichen Krankheitsbildern 3 bis 4 x täglich 1 Kapsel 1/2 Stunde vor dem Essen mit einem kalten Getränk, die letzte Dosis vor dem Schlafengehen zur Erleichterung der Nachtruhe einnehmen. Zur Weiter- bzw. Dauerbehandlung neh
me man 2x1 Kapsel täglich ein. Für Kinder empfehlen wir die Anwendung von Gelomyrtol'. Ältere Kinder können auch die _
Hälfte der Erwachsenen-Dosls von Gelomyrtol® forte einnehmen Handelst.: NI 20 Kapseln DM 8,75; N2 50 Kapseln DM l OHL JjOSKAMP 19,88; N3 100 Kapseln DM 35,35; Klinikpackungen. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co., 25551 Hohenlockstedt. (1.93/2972).
LASZIG et al. objektivieren die schnellere Besserung der Röntgenbefunde nach Behandlung mit Gelomyrtol® forte bei akuten Sinusitiden sowohl gegen Plazebo, als auch gegen Ambroxol.
SIMM faßt seine positiven Ergebnisse eines Jahres in bezug auf Schmerz, eitrigen Schnupfen, Kopfschmerz und Auswurf zusammen und weist auf die genutzte Unterstüt
zung der Regeneration nach operativen Eingriffen in den Nebenhöhlen hin.
STUSSAK und SCHUMANN zeigen systematisch, daß unter Gelomyrtol® forte 10 Tage nach entsprechenden Operationen in 90 % der Fälle eine Besserung zu verzeich
nen war, bei der Plazebogruppe trotz Operation in nur 30%.
KREUTLE registriert in 18 Monaten bei 546 Patienten eine Ausheilquote bei akuten Sinusitiden von 97,48 %, bei subchronischen von 99,1 % und bei chronischen von 70%.
STRAEHLER-POHL und BURMEISTER vergleichen die Behandlung von Gelomyrtol® forte mit Therapiekonzepten unter Anwendung eines Antibiotikums und beschreiben die Wirkung als so positiv, daß auf die Antibiotikagabe oft verzichtet werden kann.
Gelomyrtol® forte Videoservice
"Die Therapie der chronischen Sinusitis.'
Video und Literatur bitte anfordern unter:
t. 04826/59111
•-ass.jki
Der Film, der im Innern läuft
Was Du bist steht am Rand anatomischer Tafeln.
Mit diesen beiden Zeilen beginnt der Gedichtband von Durs Grün
bein »Schädelbasis-Lektion« (Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 1991).
Wir lesen von »Nervenbahn«, »Schädelnaht«, vom »Gesumm der Hirnmaschine«, unserem Denken, von dem am Ende nur die Realität Gehirn übrigbleibt. Doch bis dahin leben wir mit unseren Problemen, Fragen im Bewußtsein:
»Wie gut nur, daß man meiner Stirn von außen den Film nicht ansieht, der im Innern läuft.
Rätselhaft im Verhalten - schon krankhaft? Wo beginnt dies?
Wann?
Meist stehen wir vor einer Fülle größerer Hinweise und sind gefordert, zielgerecht zu handeln, zu behandeln. Die Ursachen
forschung? Vielleicht gelingt es ja der EG, im Rahmen des 4.
Forschungsrahmenplans für die Jahre 1994 bis 1998 ein eigenes Programm für die Hirnforschung aufzustellen und zu fördern. Ein Expertengespräch hatte unlängst ergeben, daß die Ausgaben für die Behandlung der Schizophreniepatienten 2% der Gesamtaus
gaben für die Gesundheitsvorsorge ausmachen. Mit eine Ursache für diese hohen Kosten ist die fehlende oder ungenügende Be
handlung der Schizophreniekranken, die dazu führt, daß sehr große indirekte Ausgaben entstehen. Das ist nur ein Beispiel.
Man kann nur hoffen, daß die drückenden Kosten die Einsicht fördern, daß weitergehende Forschungen drigend geboten sind, denn nocht immer stützen wir uns hier auf ein breit gefächertes sogenanntes »Vulnerabelitätskonzept«. Um so wichtiger scheinen mir die Hinweise aus den folgenden Arbeiten zu Problemen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit denen wir angeleitet werden, vielleicht doch ein Stück »des Films« zu lesen und entschlüsseln zu lernen.
Ihr
Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42
73728 Esslingen
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Vertigo-Vomex N retard Kapseln - und Onna schwindelt nicht.
V6rtigo-Vom6X N rotard _ _ _ _ _ befreit schnell von den Symptomen_ _ _ wirkt zentral und '' " von der Genese des Schwindels _ _ _ ist patientenfreundlich dosierbar
und gut verträglich.
Brocades Pharma GmbH, Hertzstr. 2-4, 6900 Heidelberg. Vertigo-Vomex N retard Kapseln.
Zusammensetzung: 1 Retard-Kapsel enthält: 120 mg Dimenhydrinat, 30 mg Pyridoxinhydrochlorid. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung bei Schwindel als Symptom folgender Erkrankungen: Zerebralsklerose,vestibuläre Erkrankungen undVasoneurosen. Gegenanzeigen: Nichtanwenden beiVerdacht auf raumbeengende intrakranielle Prozesse (Erschwe
rung der Diagnose), akuten Vergiftungen, Epilepsie und Eklampsie. Vertigo-Vomex N retard Kapseln sollten nicht bei Kindern unter 10 Jahren angewendet werden. Nebenwirkungen:
Gelegentlich zu Beginn der Behandlung auftretende Müdigkeitserscheinungen lassen sich durch Herabsetzung der Dosis beseitigen,falls dies erwünscht ist,bzw. verschwinden nach längerer Behandlungsdauer. Dosierung und Art der Anwendung: Morgens eine und gegebenenfalls am späten Nachmittag eine weitere Kapsel. Innerhalb von 24 Stunden können - möglichst im 8-Stunden-Abstand - bis zu 3 Kapseln eingenommen werden. Wirkungsweise: Dimenhydrinat ist ein Antihistaminikum (Hi- Blocker), welches durch Angriff an Labyrinth und Gleichgewichtsregulationszentrum antivertiginös wirkt. Ferner dämpft es selektiv das Brechzentrum. Kreislauf und Atemregulation werden nicht beeinflußt. Vitamin Bg unter
streicht die Wirkung von Dimenhydrinat synergistisch. WechsejwhJ^geiHniianderenJIdittelm Bei gleichzeitigem Alkoholgenuß ist eine gegenseitige Wirkungsverstärkung möglich.
Da die ototoxischeWirkung von Aminoglykosid-Antibiotika maskiert werden kann,solltenVertigo-Vomex N und Aminoglykosid-Antibiotika nicht zusammen gegeben werden.Hinweis:
Vertigo-Vomex N kann auch bei bestimmungs
gemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, daß die Fähigkeit zur akti
ven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.
Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammen
wirken mit Alkohol. Darreichungsform und
Vertigo-BnXl retard
und man steht auf festen Beinen.
Preise: A.V. P. einschl. ges. MwSt. 20 Retard- Kapseln (NI) DM 21,90; 50 Retard-Kapseln (N2) DM46,01;
100 Retard- Kapseln DM 77,59. Stand
1.1.1993. Brocades nanna
Yätnanouchi Gruppe
298438
INHALT *** INHALT ***
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 69. Jahrgang, Heft 29
Gastkommentar
Neue Behandlungsmethoden für psychisch kranke Kinder und Jugendliche 789 G. Nissen
Schwerpunkt
Die psychische Krise im Jugendalter 791 D. Bürgin
Kinder und Jugendliche mit Drogen
problemen 797
D. Ladewig und U. v. Bardeleben
Schizophrene und affektive Erkrankungen
bei Adoleszenten 801
F. Resch
Psychische Störungen bei epileptischen
Kindern 806
W. V. Suchodoletz
Service Box 810
Therapiestudie
Therapie von Typ-II-Diabetikern R. G. Englert
817
Serie
Ultraschaüphänomene (22)
Phänomen des wandernden Reflexes 825 H. D. Bundschu
Aktuelles Interview
Sinnvolle Desinfektion und Antiseptik Ein Interview mit F. Daschner und U. Frank
826
Magazin 811
Pharma-News 814
Kongreß Extra 823
Kongreßberichte 815
Buchbesprechungen 790, 831
Leserbrief: Okkultes Blut im Stuhl 830
Medizinische Raritäten -19-
Online -7-
Impressum -7-
-5-
PROSTAMED
Prostatasyndrom mit Harnver
haltung, Miktionsbeschwerden und Restharn, Reizblase,
auch bei Frauen
Zusammensetzung: 1 Tablette Prostamed enthält: Kürbisglobulin 0,1 g, Kürbismehl 0,2 g, Kakao 0,05 g, Extr. fl. Herb. Solidag. 0,04 g, Extr. fl. Fol. Popul. trem. 0,06 g. Sacch. lact.
ad. 0,5 g.
Anwendungsgebiete: Prostata-Adenom Stadium I und beginnendes Stadium II mit Miktionsbeschwerden, Reizblase.
Dosierung: 3x täglich 2-4 Tabletten ein
nehmen.
Handelsformen und Preise:
Prostamed-Tabletten. 60 St. DM 8,89;
120 St. DM 15,35; 360 St. DM 36,67
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 77736 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
-
6
- InhaltKrisen bei Kindern und Jugendlichen zeigen üblicherweise einen phasenhaften Ablauf: jedem Spannungsanstieg folgt der Versuch, neue Ressourcen zu mobilisie
ren, neue Lösungen zu finden.
Wenn das nicht gelingt, wird schließlich ein Punkt des Durchbruchs erreicht, an welchem eine ausgeprägte Des
organisation zutage tritt.
Die psychische Krise im Juqendalter Seite 791
Jugendliche sind neugierig, sind auf der Suche nach vielfältigen Reizen. Dabei stößt heute jeder vierte junge Mensch auch auf Drogen - aber nicht jeder,
der gelegentlich Drogen nimmt, ist deshalb behand
lungsbedürftig!
Kinder und Jugendliche mit Drogenproblemen Seite 797
Die Entwicklungschancen epileptischer Kinder hängen nicht nur davon ab, wie häufig ihre Anfälle auftreten. Eine gar nicht so seltene beglei
tende psychopathologische Symptomatik kann die soziale Problematik entscheidend beeinflussen.
Psychische Störungen hei epileptischen Kindern Seite 806
Abbildungen: Titelbild und Seite -6-: H.-J. Kleemann
h
„ __ nnung
l^ensgefahr
*** online *** online *** online *** online -7-
Früh-menopausale Osteo
porose: Schutz durch trans- dermal appliziertes Östrogen
Durch die Gabe von 0,05 mg transdermal appliziertem Estradiol (Estraderm® TTS), sowie an 14 Tagen pro Monat täglich 5 mg Medroxyprogesteronacetat kann sowohl das Risiko von Wirbelfrakturen als auch das der proximalen Femurfraktur redu
ziert werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung an 40 gesunden Frauen im Alter von 40-54 Jahren, die am Städti
schen Krankenhaus Leverkusen unter
sucht und behandelt wurden. Eine Kon- trollgruppe erhielt täglich 500 mg Kalzium oral. Eine Knochendichtemessung am Ra
diusschaft und am distalen Radius erfolgte zu Beginn, sowie nach 6 und 12 Mona
ten durch Single-Photonen-Absorptions- Densitometrie. Neben einer guten Beein
flussung der klimakterischen Symptome konnte in der mit Hormonen behandelten Gruppe ein osteoprotektiver Effekt dieses Therapieregimes nachgewisen werden.
Die Knochendichtewerte waren hier nach 6-12 Monaten Behandlung — je nach Meßort - um 1,1% bzw .5,3% angestiegen.
In der Kalziumgruppe dagegen um bis zu
5,57% verringert. Die Anwendung trans
dermaler Systeme zur Prävention der Osteoporose wird daher von den Autoren
empfohlen. (aw)
Ringe, D.: Vermeidung früh-postme- nopausaler Knochensubstanzverluste durch transdermale Östrogensubstitu
tion. DMW1993; 118: 769-774.
Ein neuer Risikofaktor für den Myokardinfarkt:
das erschöpfte Erwachen
Verschiedene Studien in den letzten zehn Jahren haben auf den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und dem Ri
siko einer KHK aufmerksam gemacht. In den Niederlanden wurden von Professor Ad Appels aus Maastricht in einer pro
spektiven Untersuchung 3877 Männer dahingehend untersucht, ob sie unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen lit
ten oder das Gefühl hätten, erschöpft auf
zuwachen. Überprüft werden sollte da
bei, ob Personen, die erschöpft aufwa- chen, ein höheres Risiko haben, einen Myokardinfarkt zu erleiden.
Die Ergebnisse dieser Studie belegen ein
deutig, daß das Gefühl der Energielosig
keit oder der übermäßigen Müdigkeit als kurzfristiger Risikofaktor für das Erlei
den eines plötzlichen Herztodes bedeut
sam ist. Möglicherweise sind die bei die
sen Patienten vermehrt beobachteten Phasen der Schlafapnoe das Bindeglied zwischen erschöpftem Erwachen und er
höhtem Myokardinfarktrisiko. (aw) Appels, A., Scheuten, E.: Erschöpftes Er
wachen als Risikofaktor der koronaren Herzkrankheit. Psychother. Psychosom.
med. Psychol. 1993, 43: 166-170.
Verschreibung von Levo
methadon zur Substitution
Wiederholte Anfragen zur Substitution mit Levomethadon gaben dem BGA An
laß, erneut darauf hinzuweisen, daß die Verschreibung von Levomethadon zur Substitution seit dem 31. Januar 1993 unter Beachtung des neuen § 2 a Betäu
bungsmittel-Verschreibungsverordnung zu erfolgen hat. Der neue Paragraph 2 a der Betäubungsmittel-Verschreibungs
verordnung stellt klar, daß Levometha
don nur im Rahmen einer Therapie ver
schrieben werden sollte, die darauf hin
zielt, den Drogenabhängigen von seiner
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allge
meinmedizin).
Schriftleitung (V i-S.d.P.): Dr. med. Heinz Harald Ab
holz, Ceciliengärten 1, 12159 Berlin • Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St. Raphael, 49179 Ostercappeln. AG Gesund
heitswissenschaften Universität 49069 Osnabrück • Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allge
meinmedizin der Georg-August-Univ., Robert-Koch-Str.
40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 73728 Esslingen • Priv.-Doz. Dr, med.
U, Marsch-Ziegler, St. Gertrauden-Krankenhaus, Paret- zerstr. 12, 10713 Berlin • Dr. med. Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 300504, 70445 Stuttgart, Tel.
(0711) 8931-0, Telefax (0711) 8931-453,
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Die Zeitschrift erscheint dreimal monatlich.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif
ten des In- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen ent
halten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig.
14. Jahrgang 1993.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Filiale Stuttgart, Nr. 9014731. - Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Nr, 1004527600. - Zahlungs- und Erfül
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fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
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DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
■ A _ Mitglied der Arbeitsgemein- Schaft Leseranalyse medizinischer Zeitschriften e. V.
online *** online *** online *** online *** online
Abhängigkeit zu befreien. Bloß als Ersatz eines Rauschmittels darf Levomethadon nicht an den Drogenabhängigen abgege
ben werden. Folglich hat der Arzt im Interesse des Behandlungszieles darauf hinzuwirken, daß der Abhängige auch an einer Psycho- oder Sozialtherapie teil
nimmt.
Für die Indikation gilt nach wie vor die in der Rechtsprechung bestätigte Ultima- Ratio-Regel: Der Arzt darf Levomethadon nur verschreiben, wenn es nach seiner Überzeugung und bei Anwendung der Re
geln der ärztlichen Kunst das einzige Mit
tel ist, die zweckentsprechende Behand
lung eines Betäubungsmittelabhängigen durchzuführen. Im übrigen wird auf den Indikationskatalog der Bundesärztekam
mer sowie die NUB-Richtlinien des Bun
desausschusses der Ärzte und Kranken
kassen hingewiesen. Letztere gelten, so
weit die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden sollten.
Nach § 2 a der Betäubungsmittel-Ver
schreibungsverordnung darf Levometha
don dem Patienten nur streng kontrol
liert für den täglichen Bedarf gegeben werden. Allerdings ist es unter bestimm
ten Bedingungen möglich, dem Patienten einmal pro Woche ein Rezept mit Verord
nung des Tagesbedarfs in Einzeldosen für maximal drei Tage auszuhändigen, das er dann selbst in der Apotheke ein
lösen darf. Voraussetzung für eine solche Erleichterung ist, daß der Drogenabhän
gige seit mindestens zwölf Monaten an einer erfolgreichen Substitution teil
nimmt und ihm über einen ausreichend langen Zeitraum weder ein erneuter Mißbrauch von Betäubungsmitteln nach
gewiesen noch der Gebrauch von ande
ren Stoffen festgegestellt wurde, die das Ziel der Therapie gefährden. Die zustän
dige Landesbehörde muß dieser Art der Abgabe von Levomethadon schriftlich
zustimmen. (BGA)
Diphtherieimpfung bei Reisen in die GUS-Staaten
In einer persönlichen Mitteilung an den Herausgeber des »Lancet«, berichten Lu- mio und Mitarbeiter aus Tampere (Finn
land) , von einem finnischen Touristen, der sich während eines Kurztrips nach St. Pe
tersburg eine Diphtherie zugezogen hatte.
Der Tourist hatte sich offenbar während einer Party angesteckt, wo unter ande
rem gemeinsam aus ungewaschenen Glä
sern getrunken wurde. Nach Finnland zurückgekehrt, erkrankte er schwer, und es fanden sich bei ihm die typischen Zei
chen einer Infektion mit Corynebacte- rium diphthheriae var. gravis. Dieser Be
fund war für die finnischen Mediziner insofern überraschend, weil nach 1961 durch Impfkampagnen das endemische Vorkommen einer Diphtherie nahezu ausgeschlossen war.
In St. Petersburg jedoch wurden allein im Jahre 1992 845 Fälle beobachtet. In der Zeit von Januar bis April 1993 regi
strierte man 498 Erkrankte.
Obwohl das Risiko, während einer Reise in die Staaten der GUS eine Diphtherie zu akquirieren als nicht sehr hoch einge
schätzt wird, empfehlen die finnischen Mediziner, vor einer Reise in die GUS in jedem Falle eine Auffrischimpfung durch
führen zu lassen. (aw)
Lumio, J. et al: Diphtheria after visit to Russia. The Lancet 1993, Vol. 342;
53-54.
Atopiker: große Anziehungs
kraft auf stechende Insekten?
Offensichtlich haben Atopiker eine große Anziehungskraft auf stechende Insekten, so die Ergebnisse einer Studie, die au
stralische Ärzte an 496 Patienten durch
führten. Auch Patienten, die eine Dispo
sition zur Atopie haben, werden öfter gestochen. Auch sind Ekzematiker häu
fig zurückhaltender im Umgang mit in
sektenabweisenden Repellentien, da sie kontaktallergische Reaktionen befürch
ten. Der Gebrauch externer Steroide scheint jedenfalls keinen Einfluß zu ha
ben.
Von insgesamt 93 Patienten mit einem chronischen Ekzem gaben 65% an, häu
fig Insektenstiche zu erleiden, verglichen mit nur 17% von 403 Patienten mit einer Chornischen Dermatose. Auch Patienten mit einer positiven Familienanamnese hinsichtlich atopischer Erkrankungen bejahten diesen Umstand signifikant häufiger als nicht vorbelastete Patienten.
Der Rat der australischen Experten lau
tet deshalb: Betroffene, die in Gebiete mit hoher Mückendichte reisen, sollten ihr Ekzem möglichst vorher zum Abteilen gebracht haben und Vorkehrungen tref
fen, um Insektenbisse zu vermeiden.
Harford-Cross, M.: Tendency to being bitten by insects among patients with eczema and with other dermatoses. Bri
tisch Journal of General Practice 1993;
43: 339-340.
1992 weniger Geburten
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden 1992 in Deutschland rund 809100 Kinder lebend geboren, 21000 weniger (-2,5%) als 1991. Von diesen Kindern hatten 709000 die deutsche und 100100 (12,4%) eine andere Staatsange
hörigkeit. Gegenüber 1991 nahm die Zahl der deutschen Lebendgeborenen um 4,1% ab, während die der ausländischen Lebendgeborenen um 10,3% zunahm.
Diese Entwicklung war sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern fest
zustellen, allerdings mit unterschiedli
chem Ausmaß.
ln den neuen Ländern und Berlin-Ost hat sich der drastische Geburtenrückgang des Jahres 1991 (- 39,6%) verlangsamt.
1992 wurden insgesamt 88 300 Kinder lebendgeboren gegenüber 107 800 im- Jahr 1991 (- 18,1%). Die Zahl der deut
schen Kinder nahm um 19,1% auf jetzt noch 86200 ab, die der ausländischen stieg um 70 Prozent auf 2100.
Den insgesamt 809100 Lebendgebore
nen in Deutschland standen 885400 Sterbefälle gegenüber, so daß sich 1992 ein »Sterbefallüberschuß« von 76400 er
gab (1991 waren 911200 Personen ge
storben, das waren 81200 mehr, als ge
hören worden waren). 1992 wurden für die deutsche Bevölkerung 165 200 mehr Sterbefälle als Geburten registriert, für die ausländische dagegen 88800 mehr Geburten als Sterbefälle.
(Statistisches Bundesamt)
Vitamin-K-Prophylaxe und Krebs: widersprüchliche Studienergebnisse
Eine im letzten Jahr veröffentlichte briti
sche Studie ergab einen deutlichen Zu
sammenhang zwischen der intramusku
lären Vitamin-K-Prophylaxe Neugebore
ner und dem Auftreten von Krebs, insbe
sondere Leukämie, im Kindesalter (rel.
Risiko 1,97, verglichen mit oraler Vit- amin-K-Gabe). Diesem Zusammenhang wurde erneut in einer schwedischen Un
tersuchung anhand der Daten der natio
nalen Geburten- und Krebsregister nach
gegangen. Durch die Identitätsnummer, die jeder Schwede bei Geburt erhält, kön
nen entsprechende Verbindungen herge
stellt werden. Zwischen 1973 und 89 er
hielten von gut 1,38 Mio. reifen, kompli
kationslos entbundenen Neugeborenen 78,4% eine intramuskuläre und 19,7 eine orale Vitamin-K-Prophylaxe. Bis Ende 1991 erkrankten von diesen Kindern 2354 an einem Krebsleiden. Das Krebs
risiko nach intramuskulärer Vitamin-K- Gabe war nicht höher als das nach oraler Verabreichung (rel. Risiko 1,01 für alle Krebsarten, 0,90 für Leukämie). In Schweden wie in der britischen Studie wurde dasselbe Präparat (Vitamin Kf Konakion®) angewandt, gewöhnlich in 1-mg-Dosen. Die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen beider Studien kann vorerst nicht erklärt werden. (Ch. R.) Ekelund, H., et al.: Administration of vi
tamin K to newborn infants and child- hodd cancer. Brit. Med. J. 1993; 307- 89-91.
Gastkommentar 2aBA 789
G. Nissen
Neue Behandlungsmethoden für psychisch kranke Kinder
und Jugendliche
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Würzburg
Psychische Störungen bei Kindern und Jugend
lichen wurden bis vor wenigen Jahrzehnten entweder als erziehungsbedingt oder als erb
lich eingestuft. Strafen statt Heilen und Resi
gnation statt Zuversicht waren der natürliche Ausdruck der therapeutischen Hilflosigkeit. Ein erster Wandel trat mit der Einführung entwick
lungspsychiatrischer Konzepte und den daraus resultierenden alters- und entwicklungsspezi
fischen Behandlungsmethoden ein. Aber erst seitdem eine der mehrdimensionalen Pathoge
nese fast aller psychischen Störungen entspre
chende multifokale Therapie eingeführt wurde, entspricht die Besserungs- und Heilungsrate der der Allgemeinmedizin. Dafür stehen heil
pädagogische, verhaltenstherapeutische, psy
chotherapeutische, psychopharmakologische und zahlreiche andere Behandlungskonzepte zur Verfügung, die in unterschiedlichen Kom
binationen eingesetzt werden können. Die Aus
wahl bestimmter Behandlungsverfahren sollte dabei weniger von der jeweiligen therapeuti
schen Einstellung des Arztes als von der indi
viduellen Eigenart des Kindes und seiner Stö
rung bestimmt sein.
Zu Zeiten Rousseaus, Pestalozzis und Eröbels wurden selbst schwere psychische Störungen bei Kindern mit Schwererziehbarkeit gleichge
setzt. Immerhin, im Gegensatz zu den als un
heilbar geltenden »Besessenen«, tatsächlich je
doch psychisch schwerkranken und psycho
tischen Erwachsenen räumte man psychisch kranken Kindern mit einer sich allmählich ent
wickelnden Heilpädagogik doch Besserungs
und Heilungschancen ein. Ärzte wandten sich leider erst spät und nur zögernd der Aufgabe zu, sich mit »schul- und erziehungsschwieri
gen Kindern« zu beschäftigen. Mit der sich entwickelnden Kinder- und Jugendpsychiatrie wuchs die Einsicht, daß schwierige Kinder und nicht selten auch ihre ebenfalls schwierigen Eltern nur selten als solitäre Erziehungsarte
fakte anzusehen sind. Psychische Störungen weisen selbst bei identischer Symptomatik eine sehr differente, oft vielschichtige »multifokale«
Pathogenese auf. Neben der medizinischen Heilpädagogik, die sich speziell der Behand
lung primärer mentaler Defekte und emotiona
ler Defizite zuwandte, entwickelte sich aus der Psychoanalyse eine alters- und entwicklungs
bezogene Psychotherapie unterschiedlicher Störungsformen. Aus der Erfahrung, daß die Psychotherapie von Kindern und auch noch von Jugendlichen naturgemäß immer auch pä-
Prof. Dr. med. Gerhardt Nis
sen. em. Lehrstuhlinhaber an der Julius-Maximilians- Universität in Würzburg, Prof. h. c. und Mitglied der spanischen »Königlichen Nationalen Akademie für Medizin«. 1953-1963 Wei
terbildung zum Arzt für Psychiatrie und Neu
rologie und für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse. 1953 bis 1978 Leiter der Klinik für Psychiatrie und Neu
rologie des Kindes- und Jugendalter Wiesen
grund und Ärztlicher Direktor 1975-1978 des Humboldt-Krankenhauses in Berlin-West.
1976-1977 Rufe auf die Lehrstühle in Essen und Würzburg. 1968-1988 Dekan der Medizi
nischen Fakultät der Universität. Autor und Herausgeber von über 20 Büchern, u. a. »De
pressive Syndrome im Kindes- und Jugendal
ter«. »Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter« (3. Aufl.), Mitautor des Lehrbu
ches »Kinder- und Jugendpsychiatrie« (6.
Aufl.) und Verfasser von über 450 wissen
schaftlichen Arbeiten in deutschen und aus
ländischen Zeitschriften. Seit 1989 Vorsitzen
der des »Psychotherapeutischen Kollegs Würz
burg«.
»Strafen statt Heilen« - ein natürlicher Ausdruck der therapeuti
schen Hilflosig
keit
Zur Person
Z. Allg. Med. 1993; 69: 789-790. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
dKiehi.:
Persönlich- keitsstörungen und endogene Psychosen sind keineswegs therapie- resistent
Alle seelischen Vorgänge sind an hioelektri- sche und bio
chemische Ab
läufe gebunden
dagogische Elemente impliziert, entstand nach dem letzten Weltkrieg in Berlin-West das Be
rufsbild des Psychagogen. Neben den delegati
onsberechtigten Kinder- und Jugendpsychia
tern, für die eine psychotherapeutische Weiter
bildung obligat ist, sind Kinder- und Jugendli- chen-Psychotherapeuten und Diplom-Psycho
logen, soweit sie über eine anerkannte psycho
therapeutische Ausbildung verfügen, für die Behandlung zuständig.
Wir müssen von drei sich apodiktisch behaup
tenden Vorurteilen Abschied nehmen, die teil
weise heute noch die therapeutische Atmo
sphäre beeinträchtigen:
• Daß genetisch bedingte psychische Störun
gen und Erkrankungen, insbesondere Per
sönlichkeitsstörungen und endogene Psycho
sen, therapieresistent seien und schicksal
haft verlaufen. Durch kombinierte psycho
pharmakologisch-psychotherapeutische Be
handlungstechniken lassen sich teilweise dramatische Besserungen vollziehen.
• Daß zerebrale Läsionen, die mit sensori
schen oder geistigen Störungen einhergehen, als irreparabel gelten. In der Therapie kommt es vielmehr darauf an, definitiv ge
schädigte Hirnsubstanz zu aktivieren und die fast immer unvergleichlich größeren Hirn
areale ersatzweise zur Übernahme neuer Funktionen zu trainieren.
• Daß milieureaktive, neurotische und psycho
somatische Erkrankungen ausschließlich durch eine Veränderung des Milieus und ausschließlich durch psychotherapeutische Techniken erfolgreich behandelt werden können.
Das weitverbreitete Vorurteil, daß man Kin
dern und Jugendlichen niemals Psychophar
maka geben sollte, ist so nicht zutreffend. Für bestimmte Indikationen weisen sie besonders dann, wenn sie symptomorieptiert eingesetzt werden können, konkurrenzlos hohe Besse
rungsraten auf. Das wundert uns nicht, weil wir wissen, daß alle seelischen Vorgänge an bioelektrische und biochemische Abläufe im ZNS gebunden sind. Das heißt auch, daß nicht nur Medikamente, sondern auch Gespräche und »Einbildungen« einen ständigen bioche
mischen und biophysikalischen Funktionswan
del bewirken. Weshalb indes einige psychische Erkrankungen mit überwiegend psychothera
peutischen Behandlungen rasch gebessert wer
den, während eine Medikation erfolglos ist, ist ebenso ungeklärt wie die Tatsache, daß es Symptome gibt, die prompt auf Medikamente ansprechen, während sie selbst einer intensi
ven Psychotherapie trotzen.
Anschrift des Verfassers;
Prof. Dr. med. G. Nissen
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Fuchsleinstr. 15
97080 Würzhurg
Buchbesprechung
Gilbert Charette
Homöopathische Arzneimittellehre für die Praxis
Hippokrates Verlag, Stutt
gart, 1991. 6., unveränderte Auflage, 492 Seiten, 144,- DM.
Inhalt
• Einführung in die Homöo
pathie mit Erklärung der Grundprinzipien
• 121 Arzneimittel in alpha
betischer Reihenfolge
• Beschreibung des Arznei
mittels (botanisch, zoolo
gisch, chemisch)
• physiologische Wirkung des Mittels auf den Gesun
den
• Typenbild des Kranken (Konstitution)
• Modalitäten
• Leitsymptome
• hauptsächliche Indikatio
nen
• beispielhafte Krankenge
schichten und Kommentar
• Erklärungen zu den von Charette angegebenen Arz
neipotenzen
Kommentar
Durch den didaktisch sehr gelungenen Aufbau bei der Besprechung der einzelnen Arzneiformen ist vorliegende Arzneimittellehre auch für den Anfänger sehr gut geeig
net, um sich in die Materie gründlich einzuarbeiten. Vor allem die am Ende jedes Ka
pitels aufgeführten Kranken
geschichten belegen in impo
santer Weise, welch hervor
ragende Wirkung ein unter Beachtung der Konstitution und Modalitäten richtig ein
gesetztes Homöopathikum erzeugen kann.
Besonders erwähnenswert sind auch die vergleichenden Gegenüberstellungen indika
tionsgleicher Mittel. Hierbei wird deutlich herausgear
beitet, daß es eben nicht
»das homöopathische Kopf
schmerz- oder Hustenmittel«
gibt, sondern jede noch so unbedeutend erscheinende Begleiterscheinung für die Bestimmung des richtigen Mittels wichtig ist. Unter die
ser Prämisse kann denn auch der Abschnitt »hauptsächli
che Indikationen« durchaus als eine Verstehens- und Lernhilfe akzeptiert werden, zumal der Autor selbst in sei
ner Einführung »Indikation«
nicht im allopathischen Sinne verstanden haben will und stets vorrangig eine Überein
stimmung der Symptome des Patienten mit denen des Arz
neimittelbildes fordert.
E. Anwärter
Fortbildung
D. Bürgin
Die psychische Krise im Jugendaiter
Definition und Behandiung
’ZSFA
Kinder- und ju
gendpsychiatrische Universitätsklinik und Poliklinik
Eine Krise ist ein Nachfolgeereignis schmerzli
cher Art auf eine mehr oder weniger zufällige, zeitlich begrenzte Störung der Homöostase eines Individuums oder menschlichen Systems.
Sie ist meistens mit einer psychischen oder sozialen Dekompensation bestimmten Ausma
ßes verbunden. Der Terminus Krise ist viel
schichtig und unklar definiert, er wird von ver
schiedenen Personen und Fachrichtungen un
terschiedlich gebraucht. Dieses Defmitionspro- blem scheint beim heutigen Kenntnisstand unüberwindbar. Der wissenschaftliche Wert dieses für die Praxis zwar außerordentlich re
levanten, da leicht zu gebrauchenden und ein
leuchtenden Begriffes bleibt somit offen. Dies zum Teil auch deshalb, weil es Kinder, Jugend
liche und auch Erwachsene gibt, die unter wid
rigsten Umständen seelisch stabil bleiben (z. B.
»invulnerable children«). Der Begriff der »psy
chischen Kompetenz« - ebensoschwer defi
nierbar wie derjenige der Krise - dürfte bei diesem Phänomen eine wichtige Rolle spielen.
Eine Krise hat meist appellativen Charakter, mobilisiert Hilfe, d. h. das Bedürfnis der Um
gebung, den Betroffenen Erleichterung zu ver
schaffen und ihnen zu verhelfen, zum Gleich
gewichtszustand, der vor der Krise bestand, zurückzukehren. Krise ist auch ein Wende
punkt, entweder für Verschlimmerung oder für Veränderung zum Besseren, ist Möglichkeit für psychisches Wachstum oder Gefahr psycho
sozialen Zerfalls. Verschlimmerung erfolgt ins
besondere dann, wenn ungünstige Anpas- sungs- und Bewältigungsmechanismen einge
setzt werden oder die äußere Belastung anhält.
Krisen dauern Stunden oder Wochen. Sie ent
halten, infolge der möglichen positiven oder negativen Entwicklung, zumeist einen Selbst
limitierungsmechanismus.
Individuen, insbesondere Kinder und Jugend
liche, sind Organismen in dynamischer Ent-
Krise - psychiatrischer Notfall
Krise ist gegenüber dem psychiatrischen Notfall abzugrenzen, Krisenintervention unterscheidet sich von der Kurzpsychotherapie .Der psychiatri
sche Notfall ist gegenüber der Krise durch eine viel ausgeprägtere Gefährdung, ein Betroffen
sein vor allem von Einzelpersonen, eine hohe Prozeßgeschwindigkeit und damit unmittelba
ren Handlungszwang unter Zeitdruck gekenn
zeichnet.
Wicklung, mit spezifischer genetischer Ausstat
tung und mehr oder weniger ausgeformter Per
sönlichkeit, die in einen spezifischen sozio-kul- turellen Kontext eingebettet sind. Dementspre
chend spielen biologische, psychologische, in
dividuelle, familiale, soziale und kulturell-hi
storische Faktoren zusammen - in wechseln
dem Ausmaß - eine pathogenetische Rolle. Um nicht im wörtlichen Sinne »verrückt« zu wer
den, bedarf ein Individuum anhaltender Infor
mation (d. h. einer Art nährender Zufuhr) aus seiner sozio-kulturellen Matrix. Diese Informa
tion hat üblicherweise einen stabilisierenden Charakter, kann aber unter bestimmten Bedin
gungen auch destabilisierend wirken.
Krise als zeitlich begrenzte Störung einer Ho
möostase zeigt üblicherweise einen phasischen Verlauf. Es ist zu unterscheiden zwischen exi
stentiellen. normativen und pathologischen Krisen psychiatrischer oder sozialer Art. Je nach Art der Krise stehen therapeutische Maß
nahmen zur Angstreduktion und Stützung oder solche zur Angstverarbeitung mittels psycho
dynamischer Techniken im Vordergrund. An Hand eines Fallbeispiels (Notaufnahme eines 15jährigen Mädchens) wird die Abgrenzung zum psychischen Notfall diskutiert. Zudem werden Zielgruppen für präventive Interven
tionsprogramme genannt.
Eine Krise hat meist appellati
ven Charakter
Zum Inhalt
Z. Allg. Med. 1993; 69: 791-796. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993
Psychische krise im Jugendalter Fortbildung
Das Individuum geht gleichsam auf »Reserve«
Der Ausgang der Krise hängt davon ah, oh das gestörte Gleichgewicht wiederherge
stellt werden kann
Ursachen und Erscheinungsformen
Es bleibt somit eine offene Frage, ob es die Umge
bung ist, die mit ihren sozialen Belastungen das Individuum überfordert und damit eine Krise auslöst oder ob in erster Linie die Anpassungs
mechanismen des Individuums oder der Gruppe ungenügend oder zu wenig flexibel sind für eine angemessene Bewältigung eines Geschehens.
Üblicherweise zeigt eine Krise einen phasen- haften Ablauf (s. Abh. 1):
1. Zuerst kommt es zu einem Spannungsan
stieg. Dieser bewirkt eine Mobilisation der üblichen Problemlösungsmechanismen, mit dem Ziel der Wiederherstellung der Homöo
stase.
2. Reichen die verwendeten Maßnahmen nicht aus, so bleibt der Reiz weiterhin bestehen und hat einen weiteren Spannungsanstieg zur Folge. Ärger, Unlust und Unmut breiten sich aus, ebenso ein Gefühl der Hilflosigkeit infolge der Unwirksamkeit der getroffenen intrapsychischen Abwehrversuche, der mißlungenen Anpassung oder der ungenü
genden Bewältigung.
3. Da somit die Spannung weiter ansteigt, kommt es zum Versuch, weitere innere und/
oder äußere Ressourcen zu mobilisieren.
Das Individuum lebt gleichsam »auf Re
serve« und unter Gebrauch von notfallmä
ßigen Problemlösungsmechanismen. Es un
ternimmt den Versuch, neue Lösungen zu finden, das Problem umzudefinieren, zu ei
ner Umwertung der Werte zu gelangen. Re
signation und das mögliche Aufgeben von Zielsetzungen mögen sich einstellen. Das weitere Vorgehen hat nicht selten die Form von Versuch und Irrtum.
4. Hält das Problem weiter an und kann es nicht gelöst, aber auch nicht vermieden oder umgangen werden, so steigt die Spannung weiterhin an bis zum Punkt eines Durchbru
ches, an welchem eine ausgeprägte Desor
ganisation des Individuums zutage tritt.
Aus jeder Phase kann der Weg hinaus in Lö
sung und Stärkung, aber auch hinein in intra
psychische, interpersonale oder umweltbezo
gene Pathologie münden. Der Ausgang des Ge
schehens ist immer abhängig davon, ob das gestörte Gleichgewicht wiederhergestellt wer
den kann oder nicht.
Spannungsabfall Angstreduktion
Resignation Aufgeben von Zielsetzungen
Problem unlösbar und unvermeidbar
Homöo-
Ressourcen (intrapsychisch interpersonal intergenerational)
Zunehmende Hilflosigkeit
Angst steigt an Spannung steigt an Leben »auf Reserve«
Versuch einer Um- definierung der Probleme
Krisenhafte Störung Durchbruch mit psychi
scher Des
organisation Störung der
Homöostase (innerseelisch oder im Funktionieren nach außen)
Verstärkung der Stabilität, der Ressourcen, der Ich-Funktionen und damit der Homöostase
Innere Belastung (situativ, exi
stentiell, normativ, psycho- pathologisch) Äußere Belastung
Abwehr-, = übliche Anpassungs- Problem- u. Bewälti- lösungs- gungsmecha- mecha- nismen nismen
unwirksam
wirksam
Abbildung 1: Schema der Krisenentwicklung
FortbUdimg
Bei der Mobilisation von äußeren Hilfen kommt es nicht selten zu Kompetenzkonflikten zwi
schen nichtprofessionellen, professionellen und institutionellen Hilfsangeboten, da psych
iatrische und soziale Krisen häufig nicht scharf getrennt, sondern ineinander übergehend in Erscheinung treten. Dennoch hat es für den
Häufige Krisensituationen im Jugendalter bei:
• schwerem Leistungsabfall (Schule, Lehre usw.)
• schweren psychosomatischen Störungen
• schwerer körperlicher Krankheit
• Suizidalität
• narzißtischem Zusammenbruch
• psychotischem Zusammenbruch (Schizophrenie, Depression)
• Suchtstoffabusus
• Dissozialität/Delinquenz
• Inzest, sexuellen Übergriffen
praktischen Gebrauch Sinn, zwischen psychia
trischen und psychosozialen Krisen zu unter
scheiden. Grundsätzlich kann von drei Krisen
formen ausgegangen werden:
1. Situative oder existentielle Krisen: z. B.
Traumata; Verluste durch Tod, Unglück oder Krankheit, von Arbeit oder Beschäftigung;
Naturkatastrophen; Krieg. Solche Krisen sind nicht oder nur schlecht antizipierbar.
2. Entwicklungs- oder normative Krisen:
z. B. Geburt, Schuleintritt, -austritt, Adoles
Zielgruppen möglicher psychiatrischer Interventionsprogramme:
• Kinder, die (schweren) Belastungen ausge
setzt sind (z. B. Hospitalisation, chirurgische Eingriffe, Mißhandlungen, Amputationen usw.)
• Kinder mit chronischen Krankheiten (z.B.
Diabetes, zystische Fibrose, Herz-/Kreislauf- störungen, onkologische und orthopädische Patienten)
• Familien mit mehr Kindern, als für sie zu bewältigen sind (z.B. Mehrlingsschwanger
schaften)
• Familien mit behinderten Kindern (z.B. gei
stig, physisch oder sensorisch Behinderte;
Kinder mit Teilleistungsschwächen)
• schwangere Adoleszente
• Frauen mit Risikoschwangerschaften (vor al
lem solche aus unteren sozialen Schichten oder solche mit vorgängigen Psychosen im Wochenbett)
• Individuen mit hereditären Krankheiten oder Risiken.
zenz, Heirat, Geburt eines eigenen Kindes etc. Hierbei handelt es sich zumeist um eine Art kritische Ereignisse im Leben eines Menschen. Manchmal stellt eine Gesellschaft bestimmte Rituale zur Verfügung, um den Übergang zu erleichtern. In diesem Bereich sind präventive Programme, die gesund- heits- und nicht krankheitsorientiert sind, wahrscheinlich am wirksamsten. Diese Kri
sen stellen im allgemeinen eher eine Chance und weniger eine grundsätzliche Gefahr dar.
3. Pathologische Krisen psychiatrischer oder sozialer Art: Hier ist zwischen zwei Gruppen von Betroffenen zu unterscheiden.
Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer biolo
gischen, psychologischen, entwicklungsmä
ßigen oder sozialen Situation/Ausstattung nie ein Funktionsniveau erreicht haben, das sie in den Stand gesetzt hat, mit den Bela
stungen des Alltages richtig fertigzuwerden.
Solche Menschen haben chaotische zwi
schenmenschliche Beziehungen, eine au
ßerordentlich verletzliche und zerbrechliche Persönlichkeitsstruktur und im allgemeinen wenig Ressourcen, auf die sie sich abstützen können. Therapeutisch sind hier in erster Linie angstunterdrückende und stützende Verfahren angezeigt.
Zielgruppen möglicher psychosozialer Interventionsprogramme:
• Elternschaft in der Adoleszenz
• Familien mit Armut
• Familien mit schwierigen Rollenaufteilungen (z.B. Adoption, Stiefeltern, Alleinerziehende, a priori oder nach Scheidung oder Trennung)
• Familien mit Mißhandlungen
• Familien mit schweren Konflikten (Gewalt, Suchtstoffabusus, Trennung, Scheidung usw.)
• Familien in normativen Konflikten (z.B. Ge
burt des ersten Kindes, Kindergarten-ZSchul- eintritt, Adoleszenz, Klimakterium, Pensio
nierung)
• Familien mit einem oder zwei schwerkran
ken Eltern (körperlich oder psychisch)
• Familien mit Verlust eines Mitglieds (z. B. Un
fall, Krankheitstod).
Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die eine angemessene Entwicklung ihrer Persön
lichkeit durchgemacht haben und zeitweilig an umschriebenen, mehr oder weniger schweren neurotischen Symptomen leiden, die ihnen Einschränkungen auferlegen. In diesen Fällen sollten angstbearbeitende, psychodynamische Verfahren eingesetzt werden.
Psychiatrische und soziale Krisen treten häufig ineinan- dergehend in Erscheinung.
Entwicklungs- Krisen - meist eher eine Chance und weniger eine Gefahr
Die Krisen
intervention muß rasch einsetzen, die Belastungs
situation genau geklärt werden
Beim Abschluß ist auf eine an
gemessene Nachbetreuung zu achten
Therapeutische und präventive Interventionsmögiichkeiten
Angstreduktion und Stützung
Diese Maßnahmen sind vor allem in den ersten Tagen und Wochen des Geschehens sinnvoll.
Sie sind in erster Linie dann nötig, wenn die Patienten von Ängsten überwältigt werden und sich dadurch - im Hinblick auf eine Beendi
gung der Krise - zunehmend inadäquater ver
halten. Angstreduktion und Stützung können erfolgen durch medikamentöse Sedation, Ein
flußnahme auf die Umgebung und Bestätigung/
Gratifikation im narzißtischen Bereich für ent
sprechende Schritte. Das detaillierte Verständ
nis der Psychopathologie steht hier scheinbar im Hintergrund, denn es dient nicht primär der direkten Interpretation. Es ist hingegen außer
ordentlich wichtig für die Strukturierung und die Vorgehensqualität der gesamten Interven
tion. Ein rasches Einsetzen der Kriseninterven
tion und die genaue Klärung der Belastungssi
tuation (Art, Intensität, Dauer, Auswirkungen), der auslösenden Faktoren, der maladaptati- ven, ungünstigen Reaktionsformen der Patien
ten und ihrer Familien, der Regressionsnei
gung, der Ressourcen jeglicher Art sowie der optimalen Ansatzpunkte für Interventionen sind vor erstrangiger Bedeutung.
Angstbearbeitung mittels psycho
dynamischer Techniken
Dieses Vorgehen ist um so geeigneter, je psy
chisch gesünder die Beteiligten sind. Es ist vor allem bei psychologisch-psychiatrischen Kri
sen angebracht. Neugierde und das Bedürfnis, sich selbst und die anderen zu verstehen, d. h.
eine ziemlich hohe Motivation für Veränderung und damit Krisenarbeit sollten als Vorausset
zungen vorhanden sein. Ebenso sollte eine ge
wisse Einsicht in die Tatsache bestehen, daß die Schwierigkeiten einen psychogenen Ur
sprung haben. Auch sollten die entsprechen
den Patienten verhältnismäßig leicht ein Ar
beitsbündnis, eine milde positive Übertragung und ein tragendes Vertrauen zum Therapeuten aufbauen können. Diese Interventionsform kann fließend übergehen in eine Kurzpsycho
therapie. Manchmal bedarf ein solches Vorge
hen einer psychopharmakologischen Unter
stützung oder/und auch einer Kurzhospitalisa- tion. Ziel davon ist - nach dem erarbeiteten Verständnis der maladaptativen Reaktionen - der Erwerb und das Einüben neuer intrapsy
chischer und interpersoneller Konfliktlösungs
strategien, die eine flexiblere Anpassung und
damit das Aussteigen aus einem Circulus vitio- sus ermöglichen. Solche neuen Vorgehenswei
sen sollten, in einem präventiven Sinne, eine gewisse Immunisierung gegenüber ähnlichen Situationen zur Folge haben.
Bei diesem Prozedere können vier Phasen un
terschieden werden;
• Aufbau einer akuten Vertrauens- und Ar
beitsbeziehung (hierzu besteht im Krisen
moment oft eine hohe Motivation).
• Kurz dauernde therapeutische Interven
tionen unter Einschluß und Benennung von Übertragungsgefühlen.
• Ausrichtung der Interventionen auf objek- tale, trianguläre Beziehungskonstellatio
nen mit ihren entsprechenden Affekten und Abwehren und damit auch auf transgenera
tionale Aspekte. Dies gilt sowohl für den in
trapsychischen als auch für den interperso
nalen Bereich.
• Werden Veränderungen innerseelischer, in
terpersonaler, innerfamilialer oder intra- gruppaler Art deutlich und kommt es somit zur Angstreduktion und Wiederherstellung einer innerseelischen oder zwischenmensch
lichen Homöostase, so ist beim Abschluß auf die Sicherung des Erreichten durch eine an
gemessene Nachbetreuung zu achten.
Sämtliche Interventionsarten können individu- ums- oder familienbezogen sein. Zu Beginn ist immer darauf zu achten, daß nach einer even
tuell nötigen somatischen Behandlung mit den Hauptbetroffenen zusammen Maßnahmen ge
troffen werden, die ihnen Sicherheit vor ihren selbstdestruktiven Tendenzen und Schutz vor pathologischen Regressionen gewähren.
Fallbeispiel
Notaufnahme: Ein 15y2jähriges Mädchen wird auf die medizinische Notfallstation gebracht.
Sie habe 15 Tabletten eines gerinnungshem
menden Mittels geschluckt. Die Patientin ist leicht adipös, wirkt depressiv und etwas ver
wahrlost. Medizinisch finden sich, außer ei
nem gestörten Gerinnungsstatus, keine Auffäl
ligkeiten, insbesondere keine Blutungen. Es ist zu erfahren, daß sie eine 14jährige Schwester hat und zu Hause seit Jahren heftige pubertäre Auseinandersetzungen stattfmden. Insbeson
dere zum Vater bestehe ein gespanntes Ver
hältnis (er ist wegen eines Status nach Myo-
■llllllllililMI
Ivel® Sch laf-Draaees
rflanz6n6xtrdkt6 zur B6hdrid!un9 von Schlafstörungen
® Schlaf-Dragees
Natürlich ■ Hochdosiert
Zusammensetzung; 1 Filmtablette enthält: Extr. valerianae offic. sicc. (5:1) 250mg; Extr. humuli lupuli sicc. (6:1) 60mg. Anwendungs
gebiete; Nervös bedingte Einschlafstörungen, Unruhezustände. Gegenanzeigen; Keine bekannt. Nebenwirkungen; Keine bekannt.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln; Keine bekannt. Dosierungsanleitung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders ver
ordnet, 1-2 Filmtabletten 1 Stunde vor dem Schlafengehen einnehmen. Darreichungsform und Packungsgrößen; 20 Filmtabletten NI DM 13,31; so Filmtabletten N2 DM 28,36; 100 Filmtabletten N3 DM 49,98. Stand: 3/93
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Minden Pharma GmbH 32419 Minden