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Stofer, S. (2015). Merkblatt Flechten: Hildenbrands Gallertflechte Leptogium hildenbrandii (Garov.) Nyl. Birmensdorf: Eidg. Forschungsanstalt WSL.

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Academic year: 2022

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Beschreibung

Hildenbrands Gallertflechte bildet breitblättrige, graue, in feuchtem Zustand dunkelolive bis schwarze Lager (Ø bis 6 cm). Ihre graue, im feuchten Zustand dunkle Farbe rührt von der Vergesellschaftung mit Blaualgen (Nostoc) her. Auf der kahlen, aber feinrunzeligen Lager- oberfläche bilden sich viele Fruchtkörper in Form brau- ner, flacher Scheiben. Die Lagerunterseite ist dicht mit weissen Haaren überzogen.

Durch die scheibenförmigen, braunen Fruchtkörper auf der Lageroberseite in Kombination mit der dicht weisshaarigen Unterseite lässt sich Hildenbrands Gal- lertflechte schon im Feld einfach von ähnlichen Blau- algenflechten unterscheiden. Sterile Lager können mit der Filzigen Gallertflechte (L. saturninum) verwechselt werden.

Ökologie

Die Art benötigt lichtreiche Standorte jedoch ohne zu hohe direkte Sonneneinstrahlung. Lufttrockene, stark eutrophierte Standorte werden gemieden (Nimis und martellos 2008). In der Schweiz wird sie vorwiegend in milden, tieferen Lagen auf freistehenden Laubbäumen, vor allem Nussbäume, selten in lichten Laubmischwäl- dern beobachtet (stofer et al. 2008).

Situation weltweit

Hildenbrands Gallertflechte ist aus Europa, Nordame- rika, Asien und Afrika bekannt (smith et al. 2009). Ihr Verbreitungsschwerpunkt in Europa liegt im westlichen und südlichen Teil (Poelt 1969). In Mitteleuropa ebenso wie in Grossbritannien ist sie vom Aussterben bedroht oder schon ausgestorben (türk und hafellNer 1999;

Woods und CoPPiNs 2012; Wirth et al. 2011).

Situation in der Schweiz

Noch vor 150 Jahren war Hildenbrands Gallertflechte in milden Lagen der Schweiz (Region Genfersee, Jura- südfuss, Unterwallis, St. Galler und Churer Rheintal, Tessin) häufig anzutreffen (meresChkovski 1919;

stofer et al. 2008). Heute sind insgesamt nur noch ge- rade ein Dutzend Fundorte bekannt. Ein extrem starker Rückgang ist in der Westschweiz zu beklagen. Entlang des Jurasüdfusses und im Unterwallis sind keine aktu-

Aus der Nähe betrachtet werden feine Strukturen auf der Lager- oberfläche und die scheibenförmigen Fruchtkörper sichtbar.

Foto C. Scheidegger.

Freistehende Nussbäume: Lebensraum von Hildenbrands Gallert- flechte. Foto C. Scheidegger.

Merkblatt Flechten

Hildenbrands Gallertflechte

Leptogium hildenbrandii (Garov.) Nyl.

Eidg. Forschungsanstalt WSL Zürcherstrasse 111

CH-8903 Birmensdorf

Silvia Stofer www.wsl.ch

Aktuelle Fundorte GE, GR, SZ, TI und VS nach NHV geschützt Januar 2015

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ellen Fundorte mehr zu verzeichnen, in der Genfersee- region noch einer. Aus dem Churer Rheintal ist gegen- wärtig ebenfalls nur noch ein rezenter Fundort bekannt, aus dem benachbarten Kanton St. Gallen keiner mehr.

Obwohl die Hälfte aller aktuell bekannten Fundorte aus dem Tessin stammt, hat im Verlaufe des letzten Jahr- hunderts auch in dieser Region ein dramatischer Ver- lust an Vorkommen stattgefunden.

Hildenbrands Gallertflechte ist in der Schweiz durch die Verordnung über den Natur- und Heimatschutz NHV geschützt (Anhang 2: Liste der geschützten Pflanzen).

Aufgrund der kleinen Populationsgrössen sowie der beobachteten und erwartenden Reduktion wird sie in der Roten Liste (sCheidegger et al. 2002) als stark ge- fährdet (EN) eingestuft.

Priorität

Aufgrund ihrer Seltenheit in weiten Teilen Europas trägt die Schweiz eine hohe Verantwortung für den Erhalt der europäischen Populationen. Sie wird mit der Priorität 2 eingestuft (BAFU 2011).

Gefährdungsursachen

In der Regel reagieren Blaualgenflechten empfindlich ge- genüber sauren Immissionen. Vor diesem Hintergrund muss die Luftverschmutzung durch Verkehr und Indus- trie mit grosser Wahrscheinlichkeit als eine der Ursache für den im letzten Jahrhundert beobachteten Rückgang von Hildenbrands Gallertflechte angenommen werden.

Daneben dürfte der hohe Siedlungsdruck an bevorzug- ten Lagen und um Ballungszentren sowie die Intensivie- rung der Landwirtschaft dazu geführt haben, dass viele freistehende Nuss- und Laubbäume aus der Landschaft verschwunden sind. Für die rezenten, sehr kleinen und isolierten Populationen stellen heutzutage der Verlust

der Trägerbäume sowie das Fehlen von Nachwuchsbäu- men eine grosse Gefährdungsursache dar.

Erhaltungs- und Fördermassnahmen

Die Verbesserung der Luftqualität ist für den Erhalt der Hildenbrands Gallertflechte von grosser Wichtigkeit.

Durch den Schutz der bekannten Trägerbäume und das Bereitstellen von Nachwuchsbäumen in ihrer näheren Umgebung können die bestehenden Populationen un- terstützt werden. Zusätzlich kann die Überlebenschan- ce von kleinen Populationen durch Transplantationen auf geeignete Bäume in der näheren Umgebung erhöht werden. Mittels einer generellen Förderung von frei- stehenden Nussbäumen in milden Lagen des Tessins und der Westschweiz sowie in den Föhngebieten der Nordschweiz kann potentieller Lebensraum für Hilden- brands Gallertflechte bereitgestellt werden.

Gefährdungsursachen Massnahmen

Luftverschmutzung Einhaltung der Luftreinhalteverord- nung

Verlust von Trägerbäumen

Information der BesitzerIn / Bewirt- schafterIn

Bekannte Trägerbäume sichern Fehlen von Nachwuchs-

bäumen

Sicherstellen von Nachwuchs- bäumen um die aktuellen Fundorte Wenig potentieller

Lebensraum Förderung von freistehenden Nussbäumen in milden Lagen der kollinen Höhenstufe

Literatur

stofer, s.; sCheidegger, C.; ClerC, P.; dietriCh, m.; frei, m.;

groNer, U.; Jakob, P.; keller, C.; roth, i.; vUst, m.; Zimmer- maNN, e., 2008: SwissLichens – Nationales Daten- und In- formationszentrum der Schweizer Flechten / Modul Verbreitung (Version 2, 11. 08. 2014). www.swisslichens.ch.

Weitere zitierte Werke sind unter www.wsl.ch/merkblaetter_flech- ten aufgeführt.

Synonyme: Leptogium saturninum var. complicatum Anzi, Collema hildenbrandii Garov.

Zitierung

stofer, S., 2015: Merkblatt Flechten: Hildenbrands Gallertflechte.

Leptogium hildenbrandii (Garov.) Nyl. [published online January 2015]. Available from Internet <www.wsl.ch/merkblaetter_flech- ten> Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL. 2 S.

Kontakt

silvia.stofer@wsl.ch, www.swisslichens.ch

Herausgegeben mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)

Merkblatt Flechten Leptogium hildenbrandii – Hildenbrands Gallertflechte

Aktuelle Fundorte von Hildenbrands Gallertflechte in der Schweiz.

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