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Anzeige von Zum Gedenken an Klaus Hortschansky (1935-2016)

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1 Alba Scotti / Michael Klaper: Redaktion und Liturgisierung

Anselm Gerhard (Bern)

Zum Gedenken an Klaus Hortschansky (1935–2016)

Die deutschsprachige Musikwissenschaft verliert mit Klaus Hortschansky einen Hochschul- lehrer, dessen Anregungen an vielen Orten weiterwirken werden. Geboren am 7. Mai 1935 in Weimar schrieb er sich nach dem Besuch der weiterbildenden Schulen an der Hochschule für Musik seiner Vaterstadt ein. Danach entschied er sich wie so viele seiner Generation für den Weg über die Berliner Sektorengrenze und setzte sein Studium an der Freien Universität Berlin und in Kiel fort.

Wesentlich geprägt wurde er dort von Anna Amalie Abert, die seine 1966 abgeschlos- sene Dissertation über Parodie und Entlehnung im Schaffen Christoph Willibald Glucks be- treute. Als Vizepräsident des Kölner Joseph Haydn-Instituts (1990–2009), als Editions- leiter der Hallischen Händel-Ausgabe (1993–1998) und als langjähriger Mitherausgeber der Gluck-Gesamtausgabe war er später maßgeblich an bedeutenden Editionsprojekten be- teiligt.

Noch wichtiger als ein musikphilologischer Ansatz war ihm freilich eine Forschung, die sich dem prekären Werkbegriff musiktheatralischer Kompositionen ohne normative Vorurteile näherte (was in den 1960er, aber auch noch in den 1980er Jahren alles andere als selbstverständlich war) und nicht zuletzt die fundamentale Bedeutung des Librettos erkannte. Innovative methodische Perspektivierungen lagen auch seinem – noch in den letz- ten Lebensjahren lebendigen – Interesse an sozialhistorischen Fragen und an der Entstehung des modernen Werkbegriffs zugrunde, dem er 1987 die erstmals in Münster (Westfalen) ausgerichtete Jahrestagung der Gesellschaft der Musikforschung widmete.

Nach drei Assistentenjahren in Kiel war er 1968 an die Johann Wolfgang Goethe-Uni- versität in Frankfurt am Main gegangen, wo er 1972 zum Professor ernannt wurde. Die Berufung zum Direktor des Musikwissenschaftlichen Seminars der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster im Jahre 1984 bedeutete für ihn persönlich wie institutionell fast so etwas wie eine Befreiung. Aus dem kleinen Seminar, damals noch im anmutigen Kavaliers- häuschen am Schlossplatz, machte er in kurzer Zeit ein pulsierendes Zentrum mannigfal- tiger Forschung. Als Betreuer gewichtiger Arbeiten zur Musik der Renaissance, mit zahl- reichen Initiativen zum Münsteraner Musikleben und mit der regelmäßigen Organisation von Tagungen wirkte er nicht nur in die Öffentlichkeit, sondern förderte auch eine große Zahl von Doktorandinnen, Doktoranden und Assistenten, von denen viele ihren Weg in die Wissenschaft und in die Musikvermittlung finden sollten.

Zu den zahlreichen Früchten seiner Aufbauarbeit in Münster gehörte die Wahl zum Präsidenten der Gesellschaft für Musikforschung (1992–1997). Dabei blieb er immer seiner thüringischen Heimat verbunden. Nicht nur als Präsident der Ständigen Konferenz Mit- teldeutsche Barockmusik (1998–2007) engagierte er sich in der Herkunftsregion, auch die fast gleichzeitige Wahl zum ordentlichen Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste sowie der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt im Jahre 2001 kann man als Erfüllung eines von der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands geprägten Lebenswegs begreifen. Am 16. Mai 2016 ist Klaus Hortschansky, kurz nach seinem 81. Geburtstag, in Münster nach langer, schwerer Krankheit verstorben.

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