• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Forum im Internet" (04.05.2001)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Forum im Internet" (04.05.2001)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ten beschnitten, opponiert, wird gerügt und behauptet nun, sie würde gemobbt.“

❃ „Ein junger Kollege ist langsam, kann Wichtiges nicht vom Unwichtigen unterscheiden und gewinnt nicht den richtigen Kontakt zu den Schwestern.

Ein anderer, besser geeigneter Kollege wird ihm vorgezogen. Er sieht das als Mobbing.“

❃ „Eine Fachärztin kommt neu in die Klinik mit der Option, Oberärztin zu werden. Zum anvisierten Zeitpunkt wird sie es nicht. Unter anderem, weil ein Krankenschein erst nach Ende der Erkrankung eintrifft und zuvor auch keine telefonische Benachrichtigung erfolgte (das sei an ihrer vorherigen Arbeitsstelle nicht üblich gewesen).

Außerdem gibt es mehrere fachliche Differenzen mit dem Chefarzt bis hin zu einer gravierenden Fehldiagnose.

Die Verschiebung des Zeitpunktes der Oberarzt-Ernennung sieht sie – auch im Zusammenhang damit, dass sie mit den neuen Kollegen nicht richtig warm ge- worden ist – als Mobbing der Neuen ge- genüber an.“

„Was kann man auf diese Behaup- tungen, gemobbt zu werden, entgeg- nen?“ fragt der Arzt – wohl zu Recht.

Auf Spurensuche, warum das Mob- bing gerade in Krankenhäusern so ver- breitet ist, geht der ärztlicher Direktor eines akademischen Lehrkrankenhau- ses. Dass ausgerechnet dort, wo hohe kommunikative Kompetenz zu fordern ist – im Krankenhaus –, erhebliche zwi- schenmenschliche Probleme an der Ta- gesordnung seien und ständiges Kri- senmanagement gefordert sei, überra- sche Kenner menschlichen Sozialverhal- tens nicht. „Das Problem wird schon bei den rein technisch angesiedelten Ein- gangskriterien für das medizinische Stu- dium platziert: Solange nicht in Rech- nung gestellt wird, dass der Ehrgeiz, Me- dizin zu studieren und als Arzt in vorge-

setzte Funktion zu gelangen, Ausdruck persönlichen Führungswillensund nicht unbedingt Zeichen geistiger Reife oder hoher Führungskompetenz sind, wird sich wenig ändern.“ Erst wenn soziale Kompetenz im gleichen Maße wie fach- liches Renommee gefordert werde und dies auch als Messlatte für die Besetzung von Vorgesetztenfunktionen angelegt werde, sei eine gewisse Änderung mög- lich. „Mit Sicherheit ist eine Schulung in Kommunikation und Selbsterkenntnis vor Übernahme einer vorgesetzten Posi- tion unabdingbar. Schon im Studium müssten Tutorials die Probleme, Gesetz- mäßigkeiten und Entwicklungsmöglich- keiten von zwischenmenschlichen Be- ziehungen aufzeigen“, fordert der ärztli- che Direktor. „Mobbing ist Führungs- schwäche des Chefs. Ein Chefarzt und Professor muss soziale Kompetenz ha- ben. Aber hierfür gibt es ja keinen Ti- tel!“ ergänzt ein Arzt.

Einen Schritt weiter geht ein Kollege, der die fachliche Kompetenz vieler Führungskräfte infrage stellt: „Neu ist, dass viele der in der letzten Zeit Berufe- nen das eigene Fach den Assistenten nicht lehren können, weil sie es fachlich nicht können – was selbst für Anfänger offensichtlich wird und die Glaubwür-

digkeit sehr stark kompromittiert.“ Die Personalberatungsfirmen erklärten im- mer, dass vorauszusetzen sei, dass derje- nige, der sich als Flieger bewerbe, auch fliegen könne. Das stimme für viele neu berufene Ordinarien und Chefärzte in den letzten Jahren ganz offensichtlich nicht mehr. Das derzeitige Berufungs- system hinterfrage die fachliche Quali- fikation nicht ausreichend.

Supervision

Ein Koblenzer Sozialmediziner schlägt die Etablierung von „Mental-Health“- Mitarbeitern vor, die als unparteiliche Ansprechpartner an der Konfliktlösung arbeiten und auf Kosten des Arbeitge- bers von professionellen Mental- Health-Beratern fallbezogen supervi- sioniert werden. Diese Praxis habe sich in der amerikanischen Armee bewährt und dürfte auch in deutschen Kliniken und Behörden im Interesse des Betrof- fenen und des Teams sein: „Bereit- schaft zu einem psychiatrischen Ausbil- dungsprogramm mit Vermittlung von Beratungstechniken und Vertrauens- würdigkeit sind Voraussetzungen, wo- bei meines Erachtens nicht nur in kon- fessionellen Einrichtungen Theologen einbezogen werden sollten.“ Abzu- grenzen seien im Einzelfall pathogene Strukturen beim Betroffenen gegen an- tisoziale Verhaltensstörungen einzelner oder mehrerer Mitarbeiter.

Ein anderer Arzt appelliert an seine Kollegen, sich solidarischer zu verhal- ten: „Verhinderung von Ausbeutung und Demotivierung wird nur ermög- licht durch Solidarität der Mitarbeiter untereinander, direkte Inpflichtnahme von Vorgesetzten und Klinikleitung so- wie betriebsökonomisch klangvolle Be- gleitmusik.“ Die arbeitsrechtliche Be- urteilung von über Jahre erfolgten, strukturimmanenten und durch nichts ausgeglichenen Überstunden dürfte seiner Auffassung nach sehr leicht fal- len. „Man kann diesen Auswüchsen nur begegnen, indem man sie in den Medi- en und am Arbeitsplatz publik macht.

Hierdurch kann ein Klima der political correctness geschaffen werden, sodass dem widersprechendes Verhalten sozial nicht mehr akzeptiert wird“, schreibt ein Bielefelder Arzt. Jens Flintrop T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 18½½4. Mai 2001 AA1171

Hippokrates dreht sich im Grabe um

Mehrere Ärzte verweisen auf das Berufsethos: „Die Mobber schei- nen nicht zu wissen, dass sie eine Berufsordnung missachten, einen Versorgungsauftrag gefährden und einen hippokratischen Eid geleistet haben.“

„Meinen Lehrer in dieser (Heil-) Kunst werde ich wie meine Eltern achten, mit ihm den Lebensun- terhalt teilen und ihn, wenn er Not leidet, mit- versorgen. Seine Nachkommen werde ich mei- nen Brüdern gleichstellen und sie, wenn sie es wünschen, in dieser (Heil-)Kunst unterweisen ohne Bezahlung und schriftliche Verpflichtung.

Unterweisung und mündlichen Unterricht und alle übrige Belehrung werde ich meinen Söhnen und denen meines Lehrers erteilen wie auch den Schülern, die nach ärztlichem Grundsatz sich mit der schriftlichen Verpflichtung gebunden und Eid geleistet haben, sonst aber niemanden.“

(Hippokratischer Eid, § 2)

Forum im Internet

Aufgrund der großen Resonanz hat das Deutsche Ärzteblatt ein Inter- net-Forum zum Thema „Mobbing im Krankenhaus“ eingerichtet.

Dieses finden Sie unter der Adresse www.aerzteblatt.de.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Ob und wie stark Jugendliche spezifisch in Planungsprozesse einbezogen werden oder ihre diesbezüglichen Bedürfnisse deponieren können, ist im wesentlichen geprägt

Um ein einheitliches fachli- ches Grundwissen als Dis- kussionsbasis zu schaffen, stellt das Forum – unterglie- dert nach verschie- denen Bereichen – Volltextdokumen- te zum

Gradel: Sehen Sie, wir sind eine stark frequentierte Praxis und unsere Patienten wissen, dass wir uns für sie ganz sicher mehr als die nun geforderten 25 Stunden in der

Dies ist deshalb für Sie interessant, weil in diesem Bereich noch mögliche Res- sourcen für eine Optimierung Ihrer Ar- beitseffizienz liegen.. Bitte geben Sie bei den Aussagen

auch ein anderer für mich erledigen kann.. Ich kümmere mich auch um

Dabei muß berücksichtigt werden, daß zu den offiziell gemeldeten Zahlen der arbeitslosen Ärztinnen und Ärzte noch kurzfristig oder dauerhaft Arbeitslose hin- zukommen, die sich bei

Dass für unsere Branche selbst in dieser techni- schen Frage nicht dieselbe Lösung möglich ist wie für die gesamte restliche Wirtschaft, dürfte agrarpolitische Gründe haben..

[r]