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Waldschadenbericht 1986

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Sanasilva-

Waldschadenbericht 1986

(2)

..

Bundesamt für Forstwesen und Landschaftsschutz, Bern Eidg. Anstalt für das forstliche Versuchswesen, Birmensdorf

Sanasilva-

Waldschadenbericht 1986

Bern und Birmensdorf, November 1986

Bezugsquelle: Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen, Bibliothek, 8903 Birmensdorf

(3)

Fachliche Verantwortung:

Ergebnisse der Waldschadeninventur 1986 Drei lokale Beispiele für die Entwick- 1 ung der l~a 1 dschäden - eine Beurtei - lung anhand von Infrarot-Luftbildern Borkenkäfer-Situation 1986

Die Luftverschmutzung überdüngt den Waldboden

Schadstoffe lagern sich in den Bäumen ab Waldsterben und Lawinengefahr

Okonomische Auswirkungen des Wald- sterbens

Satzherstellung (Manuskript) Satzherstellung (Tabellen) und Gestaltung

Grafiken und Deckblatt

Felix Mahrer

Bernhard Oester Erwin Jansen

Ni no Kuhn Jürg Bucher Martin Meyer-Grass FZ Solothurn, Abteilung Betriebs- wirtschaft

Margri th Heeb

Kurt Rauber Mi rek Sebek Doris Pichler

..

(4)

Inhaltsverzeichnis

1. Zusanmenfassung

2. Die Schadenentwicklung seit 1985 Ergebnisse der Waldschadeninventur 1986 Drei lokale Beispiele für die Entwicklung rler Waldschäden - eine Beurteilung anhanrl von

5

7 7

Infrarot-Luftbildern 16

Borkenkäfer-Situation 1986 18

3. Störungen des Dkosystems Wald als Folge

von l11111issionen 19

Die Luftverschmutzung überdüngt den Waldboden 19 Schadstoffe lagern sich in den Bäumen ab 22

4. Auswirkungen des Waldsterbens 24

Waldsterben und Lawinengefahr 24

Okonomische Auswirkungen des Waldsterbens 26

(5)

1. Zusannnenfassung

Der vorliegende Bericht hat in erster Linie den Zweck, den verantwortlichen politischen Behörden eine Entscheidungsgrundlage für Massnahmen gegen das Wa 1 dsterben zur Verfügung zu stellen. Im Vor- dergrund stehen Informationen zum Gesundheitszu- stand des Schweizer Waldes. Zusätzlich finden sich Bei träge zu den Themenkreisen "Störungen des Öko- systems Wald als Folge von Immissionen" sowie "Aus- wirkungen des Waldsterbens".

Die Schadenentwicklung seit 1985

Nachdem 1985 eine Stagnation in der Schadenentwick- lung festgestellt werden konnte, hat sich der Ge- sundheitszustand des Schweizer Waldes seither wie- der deutlich verschlechtert. Der Anteil geschädiq- ter Bäume nahm innert Jahresfrist von 36 auf 50 Prozent zu. Dieser Anteil ist bei den Laubbäumen stärker angestiegen als bei den Nadelbäumen (16 Prozent gegenüber 13 Prozent).

Die Schadenzunahme ist bei den Laubbäumen in der Stufe "schwach geschädigt" am grössten, die Schäden sind aber auch in den höheren Schadstufen angestiegen. ßei den Nadelbäumen entfällt die Scha- denzunahme hauptsächlich auf die schwach sowie mittelstark geschädigten. Auffallend ist hier der starke Anstieg in der Stufe "mittelstark geschä- digt", der mit 6 Prozent doppelt so hoch ist wie bei den Laubbäumen.

Die Schäden haben in allen Regionen zugenom- men, am stärksten in der Problemregion Alpen, wo sich die Situation erneut deutlich verschärft hat:

60 Prozent der Bäume wurden dieses Jahr als geschä- digt eingestuft, 17 Prozent mehr als letztes Jahr.

Den grössten Schadenanteil weist nach wie vor die Alpensüdseite auf.

Der Vergleich der wiederholt beobachteten Bäume zeigt, dass sich gegenüber 1985 der Gesund-

heitszustand bei rund 30 Prozent verschlechtert hat, bei rund 9 Prozent ist er besser geworden und bei rund 61 Prozent gleich geblieben.

In dieselbe Richtung wie die landesweite Stichprobeninventur weist auch eine Untersuchung anhand von Infrarot-Luftbildern in Wäldern bei Zofingen AG, Altdorf UR und Flims GR. Danach hat sich der Gesundheitszustand seit dem Sommer 1985 nochmals eindeutigt verschlechtert.

Der letztjährige Bericht "Ergebnisse der Sana- silva-Waldschadeninventur 1985" weist darauf hin, dass sieh der Gesundheitszustand der Wälder nicht gleichmässig, sondern schubweise verändert. Die beträchtl i ehe Schadenzunahme seit Sommer 1985 be- 1 egt diese Erfahrung.

Störungen des Ökosystems Wald als Folge von l11111is- sionen

Nach dem aktuellen Wissensstand ist die zivilisa- tionsbedi ngte Luftverschmutzung in all ihren Ein- wirkungsformen die Primärursache für die Waldschä- den. Neue Forschungsergebnisse erhärten diese Hypothese.

So zeigt ein Vergleich von Vegetationsanalysen in Wäldern der Nordschweiz aus den Jahren 1938 und 1984 starke Veränderungen in der Zusammensetzung der Pflanzenarten. Ursache dafür ist all er Wahr- schei nl i chkei t nach die Luftverschmutzung. Ver- schmutzungspartikel gelangen mit den tliederschlägen auf den Boden, was unter anderem zu einer Stick- stoffüberdüngung führt. Eine solche Dberdüngung ist geeignet, auch Ernährunq und Wasseraufnahme der Bäume empfindlich zu stören. Diese weitere Einwir- kungsform der Luftverschmutzung ist deshalb als Mitverursacherin des Waldsterbens ernsthaft in Betracht zu ziehen.

5

(6)

Auswirkungen des Waldsterbens

In diesem Bericht wird auch auf zwei Folgen des Waldsterbens hingewiesen, die sich besonders in der Alpenregion auswirken.

Die Kosten für die Holzernte und die Erlöse aus dem Holzverkauf werden von der Walderkrankung direkt beeinflusst. Als Folge der ungenügenden Erschliessung sind die Erntekosten in den Alpen bei Zwangsnutzungen (Nutzung kranker oder anderweitig geschädigter Bäume) etwa 25 Prozent höher als bei Normalnutzungen. Andererseits liegen die Erlöse etwa 15 Prozent tiefer als hei Normalnutzungen. Der so entstehende wirtschaftliche Druck führt dazu,

dass die Pflege- und Unterhaltsarbeiten im Wald von den Forstbetrieben allein nicht mehr getraqen wer- den können.

Lawinen können auch innerhalb des Waldes an- reissen. Jede Entwicklung, die im Gebirgswald zu einer Auflockerung oder gar Bl össenbi 1 dunq führt, erhöht cli ese Gefahr, so auch das Waldsterben. Die Schadenzunahme in den Alpen von 17 Prozent und der Schädi gungsgrad von 60 Prozent sind ausserordent- 1 ich beunruhigende Daten für eine Region, wo an den Wald ständig steigende Schutzansprüche gestellt werden.

(7)

2. Die Schadenentwicklung seit 1985

Ergebnisse der Waldschadeninventur 1986

Der Anteil geschädigter Bäume in der Schweiz hat innert Jahresfrist von 36 auf 50 Prozent zugenonnen. Bei den Laubbäumen ist der Anteil von 29 auf 45 Prozent gestiegen, bei den Nadelbäumen von 39 auf 52 Prozent.

Die Zunahme ist bei den Laubbäumen in der Stufe •schwach geschädigt0 am grössten. Bei den Nadelbäumen ent- fällt die Schadenzunahme hauptsächlich auf die schwach sowie auf die mittelstark geschädigten. Der Ver- gl eich der wiederholt beobachteten Bäumen zeigt, dass sich gegenüber 1985 der Gesundhei tzustand bei 30 Prozent verschlechtert hat, bei 9 Prozent ist er besser und bei 61 Prozent gleich geblieben. Die Alpensüd- seite weist nach wie vor den grössten Schadenanteil auf, während dfe Schadenzunahme in den Alpen am gröss- ten ist. Die Waldschadeninventur ist eine Stichprobenerhebung, die auf Schätzungen beruht und weist damit zufällige und systematisc~e Fehler auf, die bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen sind (siehe Kästchen •zufällige und systematische Einflüsse auf die Inventur•).

1986 haben Spezialisten der EAFV auf 766 Stichprobenflächen den Gesundheitszustand des Schweizer Wal des untersucht. Die Beurteilung von

über 8000 Bäumen zeigt, dass der Anteil geschädig- ter Bäume innert Jahresfrist um 14 Prozent zugenom- men hat.

7

(8)

Zufällige und systematische Einflüsse auf die

Die Waldschadeninventur ist eine Stichprobener- hebung, die den Schweizer Wald nur bis zu einem gewissen Grad repräsentieren kann. Die Inventur- ergebnisse sind daher mit einem zufälligen Feh- ler behaftet. Dieser kann berechnet werden, Die Tabellen in diesem Bericht enthalten jeweils Angaben Uber die Grösse der Schätzfehler. Die Angabe zum Beispie 1, dass 1986 50 Prozent der Bäume im Schweizer Wald geschädigt sind, ist mit einem zufälligen Fehler von 1 Prozent behaftet.

Dies bedeutet: der Anteil der geschädigten Bäume liegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Pro- zent zwischen 49 und 51 Prozent,

Weil die Stichprobenerhebung auf der Schät- zung des Nadel- oder Blattverlustes basiert, können auch systematische Einflüsse auf die

lnventurergebnisse wirken:

So zeigten zum Beispiel an über tausend Bäumen durchgeführte Kontrollaufnahmen, dass die Sanasilva-Aufnahmegruppen die Nadel-/Blattver- luste insgesamt tiefer eingeschätzt haben, als die Kontrollgruppe, und zwar im Mittel um 1,3 Prozent tiefer. Ein solcher Fehler hat bei der Berechnung der prozentualen Schadstufenanteile eine Veränderung im Anteil geschädigter Bäume von rund 5 Prozent zur Folge.

Ein wichtiges Hilfsmittel zur einheitlichen Abschätzung des Nadel-/Blattverlustes sind Fotos von Baumkronen. Für die diesjährige Waldschaden- inventur wurde die Kronenbi ldsammlung auf alle Hauptbaumarten ausgedehnt und ungeeignete Bilder

Inventur

wurden ersetzt. Diese unerlässliche Verbesserung der Inventurmethode kann ebenfalls systematische Fehler zur Folge haben. Eine vergleichende Stu- die der ETH in einem Forstrevier des Kantons Schaffhausen zeigte, dass mit den neuen Bild- serien die Nadel-/Blattverluste bei Fichte und Buche tendenziell höher eingeschätzt werden können. Die möglichen mittleren Abweichungen liegen in der Grössenordnung der Abweichungen, die auch bei der Kontrolle der Aufnahmegruppen festgestellt wurden,

Der Forstdienst ist bestrebt, geschädigte Bäume rechtzeitig zu fällen, um die Ausbreitung von Sekundärschäden zu verhindern. Aus diesem Grunde fällt der Gesundheitszustand im Inventur- ergebnis besser aus als er ist, besonders in den stark geschädigten Stufen. Der dadurch entste- hende systematische Einfluss ist relativ gering.

Diese drei systematischen Einflüsse bewir- ken eine Verfälschung des Inventurergebnisses in verschiedener Richtung. Während die Kontrollauf- nahmen auf eine Unterschätzung der Nadel-/Blatt- verluste hindeuten, weist der Einfluss der neuen Kronenbilder auf eine Uberschätzung hin. Von geringerer Bedeutung dürfte der Einfluss der Holznutzung sein, die jedoch mit Bestimmtheit zu einer Unterschätzung der Schadensituation führt.

Damit zeigen die drei Einflussfaktoren in ihrer Bilanz eine ausgleichende Tendenz. Die deutliche Schadenzunahme seit 1985 kann demzufolge nicht allein mit systematischen Einflüssen auf die Inventurergebnisse erklärt werden.

(9)

Mehr schwach geschädigte Laubbäume, mehr schwach- sowie mittelstark geschädigte Nadelbäume

Der Anteil geschädigter Laubbäume hat stärker zuge- nommen als derjenige der tJadel bäume. Bei den Laub- bäumen beträgt die Zunahme 16 Prozent, bei den Nadelbäumen 13 Prozent.

Bei den Laubbäumen fällt der grösste Teil der Schadenzunahme, nämlich 13 Prozent in die Stufe

"schwach geschädigt" (siehe Kästchen "Wie sinrl die Schadstufen definiert?"). 3 Prozent sind in höheren Schadstufen zu finden. Beim Nadelholz hingegen fallen lediglich 6 Prozent der Zunahme in die Stufe

"schwach geschädigt". Dafür hat die Stufe "mittel- stark geschädigt" bei den Nadelbäumen mit 6 Prozent wesentlich stärker zugenommen als bei den Laubbäu-

Wie sind die Schadstufen definiert?

Wichtigstes Merkmal zur Beurteilung des Gesund- heitszustandes der Bäume ist die Benadelungs- oder Belaubungsdichte. Die Aufnahmegruppen schätzen den Nadel- oder Blattverlust der Stich- probenbäume von 5 zu 5 Prozent. Die 5-Prozent- Klassen werden gemäss nebenstehender Tabelle zu Schadstufen zusammengefasst. Im vorliegenden Bericht wurden die Bäume bei jeder Anteilberech- nung entsprechend ihrem Durchmesser im Quadrat gewichtet, so dass die dicken Bäume stärker ins Gewicht fallen als die dUnnen.

Untenstehende Abbildung zeigt die prozen- tualen Anteile der 5-Prozent-Klassen 1985 und 1986. Sowohl bei den Nadel- wie bei den Laubbäu- men ist seit 1985 eine deutliche Zunahme der Anteile in fast allen Verlustklassen festzustel- len; die Zunahme beschränkt sich nicht nur auf die Klassen mit geringem Nadel-/Blattverlust.

Nadelbäume

Anteile geschädigter Bäume in Prozent

30 . . - - - ,

0 L-l...__L..l....__..l....ll:IL..J----""'...LIDL....J....11'"1....~L..L.J.ral...L.IUJ..._...=l..,_Lu,.o...J

0 5 10 15 20 25 30 35/40 45/50 55/60 ;;;;,: 65 5-Prozent-Nadelverlustklassen

Verteilung der Nadel- und der Laubbäume nach den 5-Prozent-Klassen der Nadel-/Blatt- verlustschätzung 1985 und 1986

men (plus 3 Prozent). Der Anteil in der Stufe

"stark geschädigt oder abgestorben" hat sich bei den Laubbäumen gegenüber 1985 nicht verändert

(1 Prozent), während bei den Hadelbäumen eine Zu- nahme von 2 auf 3 Prozent beobachtet wurde.

Schadstufenanteile 1985 und 1986 bei Nadel- und Laubbäumen (die Schatzfehler für die Anteile 1986 liegen zwischen 1 und 2 Prozent)

ohne Schaden schwach mittelstark geschädigt geschädigt 1985 1986 1985 1986 1985 1986 Nadelholz 61% 48% 30% 36% 7% 13%

Laubholz 71 % 55% 24% 37% 4% 7%

alle

64% 50% 28% 37% 6% 11 % Baumarten

Bildung von Schadstufen aus den 5-Prozent-Klassen der Nadel-/Blattverlustschätzung

Nadel-/Blattverlust in Prozent Schadstufen

0/5 / 10 ohne Schaden

stark geschä- digt oder abgestorben 1985 1986 2% 3%

1% 1%

2% 2%

15/20/25 schwach geschädigt

30/35/40/45/50/55/60 65 und mehr Prozent

Laubbäume

mittelstark geschädigt stark geschädigt oder abgestorben

Anteile geschädigter Bäume in Prozent

30 . . - - - ,

5-P rozent-B lattverl ustk lassen

c:::::J 198 5 IZZ31986

Q

(10)

Schadstufenanteile bei den wichtigsten Baumarten

Bei allen Baumarten ist eine deutl i ehe Zunahme der geschädigten Bäume, sowohl in der Stufe "schwach geschädigt" wie in der Stufe "mittelstark qeschä- digt" festzustellen.

Bei den Nadelbäumen zeigen Fichte und Tanne ein ähnliches Schadenmuster. Bei bei den Arten hat der Anteil geschädigter Bäume um 13 Pro- zent zugenommen. Die Zunahme der Schäden liegen in a 11 en Stufen in der gleichen Grössenordnung. Der Anteil an stark geschädigten oder abgestorbenen Fichten und Tannen hat sich seit 1985 nicht ver- ändert.

Ein unveränderter Anteil der Stufe "stark geschädigt oder abgestorben" weist jedoch nicht zwingend auf eine Stagnation der Entwicklung in dieser Schadstufe hin, ebensowenig wie ein abneh- mender Anteil (bei Föhre, Ahorn oder Esche) nicht einer Erholung entsprechen muss. Denn in dieser höchsten Schadstufe spiegelt sich die Holznutzung wider und auch die Entnahme von Dürrho 1 z oder die Zwangsnutzung stark geschädigter Bäume ergeben einen geringeren Anteil kranker Bäume in dieser Schadstufe.

47%

ohne Schaden

j::::::::::::::J schwach geschädigt

f;::::::::::::::j mittelstark geschädigt

- stark geschädigt, abgestorben

Vergleich der Schadstufenanteile 1985 und 1986 für Fichte und Tanne

(die Schätzfehler liegen zwischen 1 und 4 Prozent)

Die Föhre ist wie 1985 auch 1986 die am meisten betroffene Baumart. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Schätzunq der Nadel - verluste bei dieser Baumart besonders schwierig ist. Der Anteil der geschädigten Föhren hat sich insgesamt seit 1985 kaum verändert (p 1 us 1 Pro- zent), hingegen ist eine Verschiebung der schwach geschädigten (minus 4 Prozent) in die mittelstark geschädigten (plus 6 Prozent) festzustellen. Die Lärche zeigt mit 27 Prozent die massivste Zunah- me an geschädigten Bäumen.

19861

34%

Lärche

1985-1

- 6 - 6%

-1!!!...,..,.,...!fE.,...,.,....t:1•%

ohne Schaden

J::::::::::::::::j schwach geschädigt

fä::::::::::::~

mittelstark geschädigt

- stark geschädigt, abgestorben

Vergleich der Schadstufenanteile 1985 und 1986 für Föhre und Lärche

(die Schätzfehler liegen zwischen 1 und 5 Prozent)

(11)

Bei den Laubbäumen fällt bei allen Haupt- baumarten der starke Anstieg der Anteile in der Stufe "schwach geschädigt" auf. Auch der Anteil der mittelstark geschädigten Bäume ist mit Ausnahme des Ahorns bei allen Arten gestiegen, jedoch weniger deutlich als bei den Nadelbäumen. Der Anteil der stark geschädigten Laubbäume ist stationär oder zeigt eine Tendenz zur Abnahme.

· Annähernd die Hälfte der Buchen ( 48 Pro- zent) wurde 1986 als geschädigt eingestuft. Dies entspricht einem Anstieg von 17 Prozent gegenüber 1985. Der Anteil geschädigter Eichen wurde 1986 auf 63 Prozent geschätzt. Die Zunahme von 23 Pro- zent übertrifft die Schadenentwicklung bei allen anderen untersuchten Laubbaumarten. Da der Datenum- fang mit 125 Eichen klein ist, erqibt sich ein Schätzfehler von plus/minus 7 Prozent. Die Diffe- renzierung der geschädigten Eichen nach Schadstu- fenanteilen kann daher lediglich eine Tendenz wie- dergeben.

52%

37%

1

!

ohne Schaden

j:::::::::::::::::j schwach geschädigt

(:. .... :.:.:.:.:.) mittelstark geschädigt - stark geschädigt, abgestorben

Vergleich der Schadstufenanteile 1985 und 1986 für Buche und Eiche

(die Schätzfehler liegen bei der Buche zwischen 1 und 2 Prozent, bei der Eiche zwischen 1 und 7 Prozent)

Der Anteil geschädigter Ahorne und Eschen hat ebenfalls deutlich zugeno111111en (Ahorn 13 Prozent, Esche 20 Prozent). Bei beiden Baumarten wurde 1986 eine Abnahme in der Stufe "stark geschä- digt oder abgestorben" beobachtet.

Ahorn 1985

1

... ---8-6-%---,:...,.,}..,..,~:.,.,

1

:~- . m2%

73%

Esche

19851 ... _ _ _ _ _ 7_7_%---...

1-il'.-ia_}_{_ l:~-!,%

ohne Schaden

!::::;:::::::::;:!

schwach geschädigt

f:•:•:•:•:•:•:•:•I mittelstark geschädigt

- stark geschädigt, abgestorben

Vergleich der Schadstufenanteile 1985 und 1986 für Ahorn und Esche

(die Schätzfehler liegen zwischen 1 und 5 Prozent)

11

(12)

Schadenentwicklung am Einzelbaum: 9 Prozent verbes- sert, 30 Prozent verschlechtert

Die ~laldscliacleninventur 1986 wurde auf denselben Stichprobenpunkten unrl an clenselben Bäumen wie 1gs5 durchgeführt. Damit ergibt sich für den gesamten

~/ald erstmals die Möglichkeit, etwas über die Krankheitsqeschichte von Einzelbäumen auszusagen.

Diese Untersuchung belegt den schlechteren Gesund- heitszustand der beobachteten BäuMe cleutl i eh: bei 9 Prozent hat sich der Zustand verbessert, bei 61 Prozent ist er stationär und bei 30 Prozent schlechter.

Entwicklung der Nadel- und der Blattverluste am Einzelbaum

Anteil Bäume Anteil Bäume verbessert stationär 9 Prozent 61 Prozent Nadel-/8 lattverlust Nadel-/Blattverlust

1986 mindestens 1986 höchstens 10 Prozent geringer 5 Prozent höher

als 1985 oder geringer als 1985

Anteil Bäume verschlechtert

30 Prozent Nadel-/Blattverlust

1986 mindestens 10 Prozent höher

als 1985

Regionale Schadensituation und Schadenentwicklung:

in den Alpen haben die Schäden um 17 Prozent zuge- nommen

Den grössten Anteil qeschädiqter Bäume weist rnit o5 Prozent nach wie vor die Alpensüdseite auf. Die Zunahme der geschädigten Bäume ist hier jerloch am geringsten (9 Prozent). Der grösste Anstieg der Schäden wurde in der Region Alpen beobachtet. 1985 waren hier 43 Prozent cler Bäume qeschädi qt, 1986 sind es 60 Prozent, also eine Zunahme von 17 Pro- zent. Die Regionen Jura und Voralpen zeigen ein ähnliches Bild, im Mittelland ist der Anteil ge- schädigter Bäume deutlich geringer als in allen anderen Regionen. Doch auch hier ist eine Zunahme um 11 Prozent zu verzeichnen.

Zunahme 1985- 1986 und Anteil der geschädigten Bäume 1986 in den Regionen Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen und Alpensüdseite

(die Schatzfehler für den Anteil 1986 liegen zwischen 2 und 3 Prozent)

(13)

Inventurergebnisse für das Berggebiet

Die Region Berggebiet umfasst nach Definition der Waldschadeninventur alle Probeflächen in einer Höhenlage über 900 m oder einer Geländeneigung über 40 Prozent. Die folgende Abbildung zeigt die Ab- grenzung der Region Berggebiet vom Nicht-Berggebiet sowie die Schadenzunahme seit 1985 und die Schaden- situation 1986.

Gesamthaft haben die geschädigten Bäume im Berggebi et von 42 auf 56 Prozent zugenommen, im Nicht-Berggebiet von 27 auf 39 Prozent. DaMit un- terscheidet sieh die Schadenzunahme in den hei den

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plus 12 %

-❖-,. 39%

Regionen nur wenig (Berggebiet plus 14 Prozent, Nicht-Berggebiet plus 12 Prozent).

Im Berggebiet beträgt die Zunahme der geschä- digten Nadel bäume 15 Prozent und verteilt sieh zu 8 beziehungsweise 7 Prozent auf die Stufen "schwach geschädigt" und "mittelstark geschädigt". Der An- teil der stark geschädigten oder abgestorbenen Bäume ist seit 1985 unverändert (3 Prozent).

Der Antei 1 der geschädigten Laubbäume ist im Berggebiet von 37 auf 48 um 11 Prozent angestiegen.

10 Prozent der Schadenzunahme fallen in die Stufe

"schwach geschädigt", 1 Prozent in die Stufe "mit- tel stark geschädigt".

~i.

Zunahme 1985-1986 und Anteil der geschädigten Bäume 1986 im Berggebiet und im Nicht-Berggebiet

(die Schätzfehler für den Anteil 1986 liegen zwischen 1 und 2 Prozent)

13

(14)

Vergleich der Schadstufenanteile 1985 und 1986 für Nadel- und Laubbäume im Berggebiet

(die Schatzfehler für die Anteile 1986 liegen zwischen 1 und 3 Prozent) ohne Schaden schwach mittel stark stark geschä-

geschädigt geschädigt digt oder abgestorben 1985 1986 1985 1986 1985 1986 1985 1986 Nadelholz 57% 42% 32% 40% 8% 15% 3% 3%

Laubholz 63% 52% 29% 39% 6% 7% 2% 2%

alle

Baumarten 58% 44% 31% 39% 8% 14% 3% 3%

Im Nicht-Berggebiet hat der Anteil geschädig- ter Laubbäume (plus 18 Prozent) stärker zugenommen als der Anteil geschädigter Nadelbäume (plus 7 Pro- zent). Die schwach geschädigten Laubbäume haben um 15 Prozent zugenommen, die schwach geschädigten Laubbäume um 5 Prozent. Die Zunahme der mittelstark

Wie wird die Waldschadeninventur durchgef«hrt?

Die Waldschadeninventur ist eine Stichproben- erhebung. Sie wird auf dem Netz des Landesforst- inventars (LFI) durchgeführt, wobei jede sech- zehnte Probefläche des LFI verwendet wird.

Diese Stichprobendichte erlaubt gesicherte Aussagen über Schadensituation und Schadenent- wicklung in den Regionen Jura, Mittelland, Vor- alpen, Alpen und Alpensüdseite und ebenso über die wichtigsten Baumarten. Zuverlässige Angaben über die Waldschäden auf kantonaler Ebene sind nur m6glich, wenn das Stichprobennetz verdichtet wird. 1986 haben die Kantone ZR, BE, FR, SH, GR, TG, TI, VD, NE eigene Waldschadeninventuren durchgeführt, die über das Stichprobennetz des LFI mit der landesweiten Inventur koordiniert sind.

Zur Feststellung lokaler Waldschäden dienen Infrarot-Luftbilder (siehe den Beitrag "Drei lokale Beispiele für die Entwicklung des Wald- sterbens - eine Beurteilung anhand von Infrarot- Luftbildern").

Die Stichprobenflächen sind kreisf6rmig und messen 500 m2 • Jeder Baum auf dieser Fläche wurde genau eingemessen, so dass die Schadenent- wicklung am Einzelbaum verfolgt werden kann. Die Stichprobenaufnahmen der Waldschadeninventur wurden Anfang Juli bis Mitte August durchge- führt.

Wichtigstes Merkmal zur Beurteilung des Gesundheitszustandes ist der Benadelungs- re- spektive Belaubungszustand. Die fünf Zweier- teams, die die Bundesinventur durchführen und die kantonalen Aufnahmeteams (die Spezialisten des Bundes und der Kantone werden in gemeinsamen

Vergleich der Schadstufenanteile 1985 und 1986 für Nadel- und Laubbäume im Nicht-Berggebiet

(die Schätzfehler für die Anteile 1986 liegen zwischen 1 und 3 Prozent) ohne Schaden schwach mittelstark stark geschä-

geschädigt geschädigt digt oder abgestorben 1985 1986 1985 1986 1985 1986 1985 1986 Nadelholz 70% 63% 24% 29% 4% 6% 2% 2%

Laubholz 77% 59% 20% 35% 2% 5% 1% 1%

alle 73% 61% 23% 32% 3% 6% 1% 1%

Baumarten

geschädi gen Laubbäume beträgt 3 Prozent, die der Nadelbäume 2 Prozent. In der Schadstufe "stark geschädigt oder abgestorben" zeigt sieh weder bei den Laub- noch bei den Nadel bäumen eine Verände- rung.

Kursen ausgebildet) schätzen die Nadel-/Blatt- verluste an Hand von Fotoserien als Vergleichs- massstab und mit Hilfe von Feldstechern für jeden einzelnen Baum der Probeflächen ab.

Testparcours dienen zur periodischen Uber- prüfung der Nadel-/Blattverlustschätzungen der Aufnahmegruppen. Zusätzlich wurden rund 14 Pro- zent aller Probeflächen unabhängig von der Erst- aufnahme als Kontrollaufnahmen ein zweites Mal erfasst. Damit kann die Gr6ssenordnung der zu- fälligen und systematischen Einflüsse auf die Nadel-/ Blattverlustschätzung festgestellt wer- den (siehe Kästchen "Zufällige und systematische Einflüsse auf die Inventur").

Nebst dem Benadelungs-/Belaubungszustand erfassen die Spezialisten auch verschiedene andere Merkmale. Kenngr6ssen zur Beschreibung des Bestandesaufbaus und der Wuchsbedingungen erlauben eine vertiefte Interpretation des Ge- sundheitszustandes in Spezialauswertungen. Eben- so berücksichtigt die Inventur Schadenbilcer, die auf spezifische, erkennbare Ursachen zurück- zuführen sind (zum Beispiel tierische oder pflanzliche Schädlinge oder Schneedruck, Blitz- schlag, Schäden durch den Holzschlag usw.).

Solche spezifischen Schäden mit erkennbarer Ursache wurden übrigens an 32 Prozent der Bäume festgestellt, dieser Anteil liegt nur unbedeu- tend über demjenigen von 1985 (30 Prozent). Doch wie schon 1985 konnte auch dieses Jahr kein signifikanter Zusammenhang dieser Schadenbilder mit den Nadel-/Blattverlusten festgestellt wer- den.

(15)

Die Vergleichbarkeit der Inventurergebnisse der Jahre 1983 bis 1986

1983 wurde die Waldschadensituation erstmals mittels einer Umfrage bei den Revierförstern erhoben. Seit 1984 wird die Waldschadensituation und seit 1985 auch die Waldschadenentwicklung mit einer systematischen Stichprobeninventur erhoben.

1985 wurden zwei verschiedene Stichproben- inventuren durchgeführt. Die eine bezog sich auf den öffentlichen und erschlossenen Wald (wie diejenige von 1984), die andere auf den gesamten Wald (wie diejenige von 1986).

Anteil geschädigter Bäume in Prozent

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1983 1984 1985 1986

c:::::J Umfrage über den Gesundheitszustand im öffentlichen und erschlossenen Wald

j::::,:,:,:,:,:,:,: ·.j Inventur im öffentlichen und

erschlossenen Wald

llli'III Inventur im gesamten Wald

Anteil der geschädigten Bäume

nach den Waldschadenerhebungen 1983 bis 1986

Methoden und Vergleichbarkeit der Inventurergebnisse 1983 bis 1986

Jahr Erhebungsmethode Datenumfang Inventurergebnisse Vervlelchbarkeit

1983 Umfrage bei den Revierförstern 1429 Fragebogen 14% der Bäume einmalige Umfrage; nicht kränkelnd, krank, vergleichbar mit den absterbend oder tot Waldschadeninventuren

1984 bis 1986 1984 Traktinventur im öffentlichen und 371 Trakte, 26 927 Bäume 34% aller Bäume vergleichbar mit der

erschlossenen Wald (=48% der Wald- geschädigt Traktinventur 1985 fläche der Schweiz)

1985 Wiederholung der Traktinventur von 361 Trakte, 25 467 Bäume 34% aller Bäume vergleichbar mit der 1984 im öffentlichen und erschlossenen geschädigt Traktinventur 1984 Wald

1985 LF 1-Einzelstichproben; erste lnventu r 766 Probeflächen, 36% aller Bäume vergleichbar mit der im gesamten Schweizer Wald 8065 Bäume; davon: geschädigt Waldschadeninventur

5211 Nadelbäume, 1986

2854 Laubbäume

1986 LF 1-Einzelstichproben; zweite Inventur 766 Probeflächen, 50% aller Bäume vergleichbar mit der im gesamten Schweizer Wald; erste Aus- 8059 Bäume; davon: geschädigt Waldschadeninventur sage über Entwicklung im gesamten Wald 5179 Nadelbäume, 1985

2880 Laubbäume

15

(16)

Drei lokale Beispiele für die Entwicklung der Waldschäden - eine Beurteilung anhand von Infrarot-Luftbildern

Seit 1984 wird die Schadenentwicklung in Waldgebieten bei Zofingen, Altdorf und Flims mit Hilfe von Infra- rot-Luftbildern verfolgt. Der Gesundheitszustand hat sich seit S011111er 1985 nochmals eindeutig verschlech- tert, allerdings etwas weniger stark als in der vorangegangenen Beobachtungsperiode. Die markanteste Ver- schlechterung zeigen wiederum die Laubbäume im Gebiet Zofingen (Zunahme: 21 Prozent).

Infrarot-Luftbilder im Massstab 1:3000 ermöglichen eine detaillierte Beurteilung von einzelnen Bäumen.

Durch Vergleich von Luftbildserien verschiedener Jahrgänge lässt sich die Entwicklung des Gesund- heitszustandes verfolgen. Solche vergleichenden Untersuchungen 1 i egen für Zofi ngen AG, A 1 tdorf UR und Fl i ms GR für die Jahre 1984/85 und 1985/86 vor.

Die wichtigsten Ergebnisse sind in untenste- hender Darstellung veranschaulicht. Der Zustand hat sich seit dem Sommer 1985 in den drei untersuchten Waldgebieten nochmals eindeutig verschlechtert, allerdings weniger stark als in der vorangeqangenen Beobachtungsperiode. Die auffallendste Verschlech- terung zeigen wiederum die Laubbäume im Gebiet Zofingen (21 Prozent der Bäume waren im Hochsommer 1986, als der Infrarotflug erfolgte, in einem schlechteren Zustand als ein Jahr zuvor).

Die drei Beispiele zeigen, dass die Waldschä- den und deren Entwicklung regional sehr unter- schiedlich sein können und daher nicht mit den Durchschnittswerten grosser Waldschadeninventuren auf Bundes- oder Kantonsebene übereinstimmen müs- sen.

1984/85

Anteil der Einzelbäume in Prozent

40 30 20 10 0

1985/86

Zofingen 40%

Anteil der Einzelbäume in Prozent

40 30 20 10 0

Zofingen

21%

1% 1%

Nadelbäume

~ schlechter

besser

Altdorf

Altdorf

0% 0%

Flims

Flims

t schlechter +besser

t schlechter 1% ,l.besser

Laubbäume

~ schlechter

EJ

besser

restliche Bäume: gleich geblieben oder gefällt

Schadenentwicklung in Waldgebieten bei Zofingen, Altdorf und Flims.

1 n Zofingen haben sich von 1984 auf 1985 40 Prozent der Laubbäume verschlechtert. Eine Verbesserung konnte bei keinem Baum festgestellt werden. Von 1985 auf 1986 ist der Zustand bei 21 Prozent der Bäume schlechter und bei einem Prozent besser geworden. Allgemein hat sich der Gesundheitszustand in allen drei Gebieten seit Sommer 1985 nochmals verschlechtert und lediglich bei wenigen Bäumen verbessert.

(17)

Die Waldschadenerfassung ait Infrarot-Luftbildern

Nebst der Einzelbaumkartierung auf Infrarot- Luftbildern im Massstab 1:3000 werden die Wald- schäden in der Schweiz auch flächenhaft mit Infrarot-Luftbildern im Massstab 1:9000 erfasst, Solche bestehen heute für rund einen Drittel des Schweizer Waldes, Untenstehende Karte zeigt die beflogenen Gebiete, Bereits sind mehr als 100'000 ha Wald durch die Kantone beurteilt und die Ergebnisse in Form von Schadenkarten darge- stellt worden, Während die grossräumigen Stich-

Flugübersicht Infrarotbilder 1: 9000

probenerhebungen vorab Entscheidungsgrundlagen für die politischen Beh6rden darstellen, helfen die Schadenkarten einerseits dem Forstdienst bei der Planung waldbaulicher Massnahmen (der F6r- ster erkennt darauf zum Beispiel stark geschä- digte Waldpartien, die besondere Massnahmen ver- langen), andererseits dienen sie der Information von Gemeinden und Bev6lkerung über den Gesund- heitszustand ihrer Wälder,

Fluglinien 1984/85 - - - 1986

17

(18)

Borkenkäfer-Situation 1986

Im Mittelland sind dieses Jahr wesentlich weniger Buchdrucker (Fichtenborkenkäfer) in die Fallen gegangen als 1984. Die Fangzahlen sind etwa gleich gross wie letztes Jahr. Im Gebirge hingegen muss damit gerechnet werden, dass ein nach wie vor hoher Buchdruckerbestand überwintern wird. Die Borkenkäferbekämpfung muss daher vor allem im Berggebiet aber auch im Mittelland fortgesetzt werden.

Um die Borkenkäfer-Situation frühzeitig ab- schätzen zu können, wurden anfangs August in zwei Mittelland- und acht Gebirgsforstkreisen Erhebungen über den Fangerfolg beim Buchdrucker (Fichtenbor- kenkäfer) durchgeführt.

Die Aufsummierung der bisherigen Fangzahlen erlaubt eine Abschätzung des voraussichtlichen Fangerfolges sowie des Bestandes beim Buchdrucker.

Trendmässig liegen die Buchdrucker-Populationen im

Anzahl gefangene Käfer pro Falle 12000

Mittelland 8000

4000

, , ,- -- --- --

---1984 ,,' .---·-·-·-·· 1985 ___ , ---·-·1986

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April Mai Aug. Sept. Okt.

Gefangene Borkenkäfer in den Jahren 1984, 1985 und 1986 in 2 Mittellandforstkreisen

(Summenkurve pro Falle).

Die Kurven geben an, wieviele Käfer pro Falle jeweils bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gefangen worden sind.

Mittelland dieses Jahr im Rahmen von 1985 ( aber wesentlich tiefer als 1984). Im Gebirge ist Ende dieses Jahres nach wie vor mit einem hohen Buch- drucker-Bestand zu rechnen.

Eine vollständige Obersicht über die Schäd- lingssituation erfolgt im laufe dieses Winters, nach Auswertung der an den Phytosanitären Beobach- tungs- und Meldedienst (PBMD) gegangenen Meldungen.

Anzahl gefangene Käfer pro Falle 12 000

8000

4000

Gebirge /

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April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.

Gefangene Borkenkäfer in den Jahren 1984, 1985 und 1986 in 8 Gebirgsforstkreisen

(Summenkurve pro Falle).

Die Kurven geben an, wieviele Käfer pro Falle jeweils b:s zu einem bestimmten Zeitpunkt gefangen worden sind.

(19)

3. Störungen des Ökosystems Wald als Folge von Immissionen

Die Luftverschmutzung überdüngt den Waldboden

Der Vergleich von Vegetationsanalysen in Wäldern der Nordschweiz aus den Jahren 1938 und 1984 zeigt starke Veränderungen fn der Artenzusanmensetzung. Die ökologische Interpretation dieser Veränderungen deutet auf erhebliche Nährstoffanreicherungen hin. Ursache dafür ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Luftverschmut- zung. Verschmutzungspartikel gelangen mit den Niederschlägen auf den Boden zurück, was unter anderem zu einer Stickstoffüberdüngung führt. Eine solche Überdüngung ist durchaus in der Lage, Ernährung und Wasser- aufnahme der Waldbäume empfindlich zu stören. Diese weitere Einwirkungsform der Luftverschmutzung ist des- halb als Mitverursacher des Waldsterbens ernsthaft in Betracht zu ziehen.

In den vergangenen beiden Sommerhalbjahren haben Vegetationsspezialisten ausführliche Vegeta- tionsaufnahmen (siehe Kästchen) aus dem Jahre 1938 exakt am gleichen Ort wiederholt.

Die Auswertung von zehn ökologisch vergl ei eh- baren Waldbeständen zwi sehen Lägern und Rhein hat folgendes ergeben:

• In den 1 etzten fönfzi g Jahren verschwand eine grosse Anzahl der Pflanzenarten, nämlich 61 Prozent in der Strauch- und 33 Prozent in der Krautschicht (Kräuter, Gräser, Farne). Andere Arten haben in ihrem Bestand deutl i eh abgenommen. Unter den ver- schwundenen ebenso wie unter den seltener werdenden Arten befinden sich viele, die auf nährstoff- und basenarmen ("sauren") Böden gedeihen;

auf der anderen Seite treten neue Arten auf, unter denen die nährstoff- beziehungsweise stick- stoffl i ebenden in auffallender Weise überwiegen.

Bereits vorhandene Arten mit höheren Ansprüchen an die Nährstoffversorgung nehmen in ihrem Bestand zu.

Veränderungen des Artenspektrums sind im Zeit- raum von 50 Jahren zu erwarten - aber nicht in diesem Ausmass. Normalerweise sind Holzschläge der Hauptgrund für grössere Verschiebungen in der Ar- tenzusammensetzung: als Folge davon breitet sich in der Regel für einige Jahre eine licht- und nähr- stoffliebende Flora aus (durch den Holzschlag ge- langt mehr Licht und Feuchtigkeit auf den Boden, so dass Blätter und Äste beschleunigt abgebaut werden und sich das Nährstoffangebot vorübergehend er- höht). In den untersuchten Beständen jedoch haben sich bei zurückhaltenden, gelegentlichen Durchfor- stungen Waldaufbau und Lichtverhältnisse seit 1938 wenig verändert.

Dass nicht mehr, sondern eher weniger Licht ins Waldesinnere eindringt, bestätigt auch ein Vergl ei eh der Lichtwerte der Strauch- und Krautar- ten (siehe Kästchen), die in allen zehn Aufnahmen tiefer liegen als 1938. Zugleich zeigt die verän- derte Pflanzengarnitur heute einen höheren Stick- stoffwert als 1938, aller Wahrscheinlichkeit nach die Folge eines Stickstoffeintrags in das Ökosystem von ausserhalb.

19

(20)

gesamthaft 47 Arten

Kräuter, Gräser, Farne usw. Moose

6 3 16 6

19840t}rw~~

31Arten

Anzahl Pflanzenarten im Mittel über zehn Wald- bestände zwischen Lägern und Rhein.

In allen Schichten des Waldes ist ein Rückgang an Pflanzen- arten zu beklagen.

Da im Wald nicht gedüngt wird, müssen die Nährstoffe auf dem Luftweg hineingelangt sein.

Tatsächlich werden Wälder und Felder heute als Folge der Luftverschmutzung mit grossen Mengen von Stoffen versorgt, die Regen, Nebel und Schnee aus der Luft auswaschen und wieder zu Boden bringen.

Neben Schwefel und verschiedenen Schwermetallen gelangen auf diese Weise auch beträchtliche Mengen Stickstoff in den Boden. Dieser stammt aus Stick- oxiden (NOx) und Ammoniak.

Die Stickoxide entstehen in der Schweiz zum grössten Teil beim Betrieb von Verbrennungsmotoren mit Benzin und Dieselöl. Ammoniak gelangt in be- trächtlichen Mengen aus Viehwirtschaft und Indu- strie in unsere Böden, wie Untersuchungen der Eid- genössichen Forschungsanstalt für Agrikulturchemie und U111t1elthygiene Liebefeld-Bern zeigen.

Der Stickstoffeintrag in den Wald liegt in der Schweiz bei 20 bis 30 Kilogramm pro Hektar und

Was ist eine Vegetationsanalyse?

Pflanzenarten zeigen bestimmte Umweltbedingungen an. Für die meisten Arten sind die Zeigerwerte (zum Beispiel für den Licht- oder Stickstoffbe- darf) bekannt: es gibt Pflanzenarten, die unter nährstoffarmen Bedingungen zu gedeihen vermögen (und auf stickstoffreichen Böden verschwinden), und solche, deren Stickstoffbedarf sehr hoch ist (und auf nährstoffarmen Bl>den nicht leben kön- nen).

Zeigerarten, respektive verschiedene Kombi- nationen von Zeigerartengruppen werden seit einigen Jahrzehnten zur Typisierung und Kartie- rung von Waldbeständen gebraucht. Die Typisie-

Jahr. Auf diese Weise gelangen im laufe von fünf bis zehn Jahren Stickstoffmengen in den Waldboden, die einer landwirtschaftlichen Volldüngung entspre- chen. In der Landwirtschaft werden pro Hektar und Jahr 120 bis 200 Kilogramm Stickstoff gedüngt, um die Verluste durch Ernte und Auswaschung zu kompen- sieren.

Ein Waldökosystem, in dem sich die Nährstoffe in ständigem Umlauf befinden (der herbstliche Blattfall schliesst den Kreis), verliert im Gegen- satz zu Garten, Fe 1 d und Wiese kaum Nährstoffe.

Nicht einmal bei der Holzernte werden dem Wald viel Nährstoffe entzogen, denn diese befinden sieh vor allem in den Blättern und Zweigen und weniger im geernteten Stamm.

Zusätzlich ins Waldökosystem eingetragene Nährstoffe müssen daher zu Veränderungen führen.

Nachgewiesen sind vorderhand die Vegetationsverän- derungen in den zehn Wäldern der Hordschwei z. Dass Düngerei ntrag in den Wald die Flora tiefgreifend beeinflusst, ist auch aus einem zehn Jahre dauern- den Versuch in Sati gny bekannt. Dort führten Klär- schlammgaben in einem standörtlich mit den Nord- schweizer Untersuchungsflächen vergleichbaren Wald zu einem gewaltigen Artenverlust in der Strauch- und Krautschicht.

Doch die zivilisationsbedingte Überdüngung aus der Luft bewirkt mit grosser Wahrscheinlichkeit auch andere tiefgreifende Veränderungen. So wird eine Störung des Zusammenlebens von Pilzen und Bäumen vermutet, für letztere eine lebenswichtige Symbiose.

Die Feinwurzeln der meisten Bäume werden von Pilzen mit zartem Fadengeflecht (Mycel) umhüllt.

Ober den Mycelmantel nimmt der Pilz wichtige Nähr- salze sowie Wasser auf und stellt bei des dem Baum zur Verfügung. Im Austausch für seine Ammendienste

rung erfolgt durch Vegetationsanalysen: auf einer einheitlichen und repräsentativen Waldflä- che von ein bis zwei Aren werden sämtliche Pflanzenarten - Bäume, Sträucher, Kräuter, Moo- se - nach Art und Menge aufgelistet.

Von zwei Pflanzensoziologen sind uns solche Listen, exakte und ausführliche Originalfeld- notizen mit Karteneinträgen aus den Jahren 1938 bis 1960, erhalten geblieben, so dass die Be- stände zum grossen Teil ohne Mühe wiedergefunden und vorderhand zehn davon erneut analysiert werden konnten.

(21)

erhält der Pilz vom Baum Zuckerverbindungen, von denen er lebt. Stickstoff in verschiedener Form - dies ist experimentell nachgewiesen - stört diese Symbiose. Für den Baum hat dies eine verschlechter- te Nährstoff- und Wasserversorgung und damit eine Schwächung zur Folge.

Vermutlich wird das Verhältnis Baum-Pilz erst nach Erreichen einer bestimmten Stickstoffdosis gestört. Dies würde auch erklären, warum die Bäume in Sati gny auf die Klärschlammgabe - wenigstens vorderhand - mit einer Zuwachserhöhung reagiert haben.

Als weitere Reaktion von Bäumen auf Stick- stoffdüngung ist beobachtet worden, dass das Wachs- tum im Herbst nicht früh genug abgeschlossen, mit- unter der Verholzungsprozess verzögert wird und als Folge davon die Frostempfindlichkeit stark zunimmt.

Stickstoff.

wert

6

, . . 2 4•

in jedem Wald- bestand ist es seit 1938 dunkler geworden

5 in jedem

Waldbestand ist es

4

100

seit 1938 stickstoff- reicher geworden

os

o9

3 - i - - - r - - - r - - - ,

3 4 5 6

Lichtwert

@

Schwerpunkt der Licht- und Stickstoffwerte 1938

@

Schwerpunkt der Licht- und Stickstoffwerte 1984 0 Bestände 1938

Bestände 1984

ökologische Veränderungen in 10 Waldbeständen der Nordwestschweiz.

Die Analyse der Stickstoffwerte zeigt in allen Beständen eine starke Zunahme. Wenn wesentlich mehr Licht (und Feuchtigkeit) auf den Waldboden gelangt - zum Beispiel nach einem Holzschlag - wird der biologische Abbau von Blättern und Ästen beschleunigt und das Stickstoffangebot als Folge davon vorübergehend vergrößert. Bedeutende Holzschläge haben jedoch keine stattgefunden. Die Analyse des Lichtwertes macht im Gegenteil deutlich, daß es seit

1938 in allen Beständen dunkler geworden ist. Daraus ist zu folgern, daß die Stickstoffquelle sich außerhalb des Waldes befindet.

21

(22)

Schadstoffe lagern sich in den Bäumen ab

Viele zivilisationsbed1ngte Schadstoffe (Blei, Schwefel, Chlor, Fluor und andere) lagern sich nicht nur im Boden. sondern auch in den Bäumen ab. Analysen von Fichtennadeln zeigen vor allem in Jenen Regionen über- durchschnittliche Werte, in denen Bevölkerungs-. Verkehrs- und Industriedichte besonders hoch sind. In der Blei-Verteilungskarte zum Beispiel spiegelt sich die Autobahn Zürich-Bern deutlich wider.

1983 sind in der ganzen Schweiz Fichtennadeln gesammelt und analysiert worden, und zwar auf die Elemente Schwefel, Chlor und Fluor. Diese gelten als Leitkomponenten der Luftverschmutzung. Aufgrund dieser Analysen und der Schadenme 1 dun gen aus den Forstämtern konnte damals ein namhafter Einfluss der Luftverschmutzung auf die Waldschäden nicht ausgeschlossen werden.

Nadelanalysen Sanasi lva Element: Blei

An den aufbewahrten 83er Nadelproben sind die Untersuchungen nun mit neuen Analyseapparaten wie- derholt worden. Zusätzlich erfolgte auch die Unter- suchung der Nadeln auf Schwermetalle (Blei, Cadmi- um, Kobalt, Molybdän usw.) und weitere Elemente.

Die neuen Analysen bestätigen die Fo 1 gerungen aus der Untersuchung 1983.

,;;;; 1,45 ppm

• 1,45-2,23 ppm

o 2,23- 3,31 ppm O 3,31-14,50 ppm

Bleiverteilungskarte.

Auf der Bleiverteilungskarte zeichnet sich die Autobahn Bern-Zürich deutlich ab (große runde Punkte: Stichproben mit hohem Bleigehalt).

(23)

Die verschiedenen Karten mit den Elementgehal- ten - es werden nur die Orte hervorgehoben, wo diese über dem gesamtschweizerischen Mittel liegen - spiegeln in der Regel weniger einzelne Ouellen oder Quellenarten wider, sondern die Gesamtheit der vielen und verschiedenartigen Verschmutzungsquel- len. Die Elementgehalte der Fichtennadeln zeigen vorab in Regionen mit hoher Bevölkerungs-, Ver- kehrs- und Industriedichte überdurchschnittliche Werte.

Beim Blei allerdings erscheinen die zusammen- hänge zwischen Quelle und Verteilung klarer. Blei, das im Benzinmotor traditioneller Bauart die Klopf- festigkeit erhöht und mit den Abgasen ausgestossen wird, stammt hauptsächlich aus dem Strassenverkehr.

Die Verteilungskarte spiegelt denn auch deutlich

Nadelanalysen Sanasilva Element: Cadmium

stark befahrene Verkehrsachsen wie die N 1 Züri eh- Bern wider.

Dass sich die Gotthardautobahn in dieser Karte nicht abzeichnet, lässt sich erklären. Mit zwei Ausnahmen fielen die Probepunkte im starr ausgeleg- ten Probenahmenetz an Orte, die mehrere hundert Meter über der Autobahn und in mehr als einem Kilo- meter horizontaler Entfernung davon laqen.

Wie stark die verschiedenen Schadstoffe im Einzelfall einen Baum belasten, ist schwer zu be- urteilen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass im dicht besiedelten Mittelland viele verschiedenarti- ge Schadstoffe auf die Vegetation einwirken. Schad- stoffe werden im übrigen nicht nur von Bäumen, sondern auch von Kulturpflanzen aufgenommen.

~

}

~

0,05 ppm o 0,05-0,09 ppm

O 0,09-0,86 ppm

Cadmiumverteilungskarte.

Cadmium dient unter anderem zum Einfärben von Kunststoffen. Ein großer Teil des Cadmiums wird bei deren Verbrennung in Kehrichtverbrennungsanlagen frei (große runde Punkte: Stichproben mit großem Cadmiumgehalt).

23

(24)

4. Auswirkungen des Waldsterbens

Waldsterben und Lawinengefahr

Lawinen können auch innerhalb des Waldes anreissen. Jede Entwicklung, die im Gebirgswald zu einer Auflocke- rung oder gar Blössenbildung führt, erhöht diese Gefahr, so auch das Waldsterben.

Gesunder und normal besteckter Wald kann Lawi- nen, die oberhalb der Waldgrenze anrei ssen, nicht aufhalten - aber er vermag die Lawinenbildung in- nerhalb seiner Grenzen zu verhindern. Entwickelt sieh der Gebi rgswa 1 d jedoch zu einem 1 ockeren Be- stand (Verlichtung) oder weist er zu grosse Lücken und Löcher auf, können auch innerhalb des Wa 1 des Lawinen anbrechen, insbesondere an steilen Hängen.

Auch diese sogenannten Waldlawinen können Menschen, Siedlungen und Infrastruktur gefährden.

Mit Waldlawinen befassen sich gegenwärtig mehrere Projekte des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung. Unter anderem wurden auch 184 Waldlawinenereignisse der letzten 20 Jahre ausgewertet.

Die meisten dieser Ereignisse (rund 80 Pro- zent) wurden in Nadelwäldern beobachtet, der Rest in Laub- und Mischwäldern. Dies entspricht recht gut den Flächenanteilen im Alpenraum. In den hoch- gelegenen Lärchen- und Lärchen-Arvenwäldern sind beinahe gleich viele Ereignisse wie in den Fichten- wäldern erfolgt, obwohl der Flächenanteil der l är- chenrei chen Wälder viel kleiner ist. Daraus ist zu folgern, dass sich in Lärchenwäldern Waldlawinen besonders leicht bilden.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Hangnei- gung. 80 Prozent der Waldlawinen bildeten sich an Hängen zwi sehen 31 und 45 Grad Neigung. In den 1 ärchenrei chen Wäldern traten einige Lawinen auch unterhalb von 31 Grad Hangneigung auf.

Die Ursachen für die Bildung der Waldlawinen wurden gutachtlich erhoben. Am meisten genannt wird

"stark verl i chteter Wald" ( 30 Prozent), besonders häufig im Lärchenwald. 22 Prozent reissen in schma- len Lawinenzügen an, die bereits heute im Wald bestehen, bei 13 Prozent liegt die Anrissstelle in einer Blösse oder in felsigen Waldpartien (siehe Grafik "Ursachen von Waldlawinen").

Aus den bisher vorliegenden Analysen der Wald- lawinenereignisse zeichnen sich folgende Bestände als besonders gefährdet ab:

•Lärchen-und Lärchen-Arvenwälder;

• Wälder an Hängen mit 39 bis 45 Grad Hangneigung und in Zonen über 1950 Höhenmetern;

• verlichtete Wälder (die Baumkronen decken ledig- lich 20 bis 60 Prozent des Bodens);

• Wälder mit Blössen.

Die vorangegangenen Dberlegungen dürfen nur als erste Hinweise zur Waldlawinensituation im Alpenraum angesehen werden. Die Frage, ob Waldlawi- nen in den letzten Jahren vermehrt auftraten, kann nicht beantwortet werden.

Aus den Überlegungen zum Einfluss von Verlich- tungen auf die Bildung von Waldlawinen folgt zwin- gend, dass mit zunehmenden Waldschäden die Gefahr der Bildung von Waldlawinen wächst.

(25)

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30%

verlichtet

~ Laubwald

~ Mischwald

~ Fichtenwald

Föhrenwald

IIIl]

Lärchenwald

22% 14% 13% 9% 7% 5%

züge

vermutete Ursache der Waldlawinen

Anteil verschiedener Waldlawinenursachen, bezogen auf 184 Waldlawinenereignisse der letzten 20 Jahre.

Warum steigt im verlichteten Wald die Lawinengefahr?

Bäume verhindern, dass sich eine gleichmässige Schneedecke aufbauen kann: der Schnee wird von den Kronen teilweise zurückgehalten, so dass sich eine unterschiedlich mächtige Schneedecke bildet. Diese wird zusätzlich gestört, wenn Schneepakete von den Ästen hinuntergleiten. Eine solcherart inhomogene Schneedecke ist weniger anrissgefährdet als eine gleichmässig aufgebau- te, wie sie sich unter Freilandbedingunge~ bil- det.

Die Störwirkung eines Baumes bleibt auf einen relativ kleinen Umkreis beschränkt. Ver- lichtet der Wald, weil einzelne Bäume absterben, gleicht sich die normalerweise inhomogene Wald- schneedecke der homogeneren Freilandschneedecke an. Die lawinenhemmende Wirkung des Waldes geht damit verloren.

25

(26)

Okonomische Auswirkungen des Waldsterbens

Die Kosten für die Holzernte und die Erlöse aus dem Holzverkauf werden von der Walderkrankung direkt beein- flusst. Wegen der ungenügenden Erschliessung liegen die Erntekosten in den Alpen bei Zwangsnutzungen (Nut- zung kranker oder anderweitig geschädigter Bäume) etwa 25 Prozent höher als bei Normalnutzungen. Im Mittel- land sind noch keine eindeutigen Tendenzen erkennbar. Die Erlöse liegen etwa 15 Prozent tiefer als sonst, wobei die Tendenz im Mittelland nicht eindeutig ist. Der wirtschaftliche Druck auf die ohnehin schwachen Forstbetriebe führt gesamtschweizerisch dazu, dass die Pflege- und Unterhaltsarbeiten im Wald von den Be- trieben allein nicht mehr getragen werden können. Besonders gefährdet ist der Privatwald, der rund ein Viertel der Waldfläche der Schweiz ausmacht.

Der gestörte gesundheitliche Zustand des Wal- des hat schwere Auswirkungen auf die Forstbetriebe.

Sie können das Holz in vielen Fällen nicht mehr dort schlagen, wo es die auf dauernd gleichbleiben- de Leistung ausgerichtete waldbauliche Planung ge- bietet, sondern sehen sich gezwungen, die Holzernte kurzfristig auf den gesundheitlichen Zustand des Waldes auszurichten. Dies bedeutet, dass das Holz nicht mehr vorab um die Verjüngungszentren geschla- gen wird, sondern einzelstammweise oder in kleinen Gruppen im ganzen Wald herum verstreut.

Nur auf diese Weise können Epidemien durch Sekundärschädlinge (zum Beispiel Borkenkäfer) ein- gedämmt und das Ho 1 z geschädigter Bäume der best- möglichen Verwertung zugeführt werden. Oft sind solche Gesundheitsmassnahmen nicht ohne Übernutzung des Waldes möglich: es muss mehr Holz geschlagen werden a 1 s der Wi rtscha ftsp 1 an des Betriebes vor- sieht.

Eine Untersuchung der Betriebsabrechnungen einiger Forstbetriebe - sie alle benützen das EDV- Abrechnungssystem der Forstwirtschaftlichen Zen- tralstelle - zeigt, dass die direkten wirtschaftli- chen Folgen sich in drei Hauptkategorien einteilen 1 assen.

• Erhöhter Aufwand:

Die Zwangsnutzung verstreut anfallender Einzel- bäume beziehungsweise Baumgruppen ist teuer.

Vermehrte Schutzmassnahmen geqen Sekundärschäd- 1 i nge sind notwendig. Ab einer gewissen Grösse des Holzschlages kann sich der Aufwand wieder verringern.

• Leistungsabbau:

Weil die Arbeitskräfte - qualifizierte Forstwarte sind ohnehin knapp - mit Zwangsnutzungen belastet sind, können wichtige Unterhalts- und Pflegear- beiten in den jüngeren Beständen nicht oder nicht rechtzeitig durchgeführt werden.

• Erlösminderung:

Das Holz zu spät genutzter kranker Bäume ist häufig insekten- oder pilzbefallen und erzielt einen tieferen Preis. Zahlreiche Übernutzungen können auf dem Holzmarkt zu Überangebot und Preiszerfall führen.

Die Quantifizierung dieser drei Hauptkate!'.jo- ri en ist ausserordentl i eh schwierig. Zwar können gegenwärtig wohl Kostenerhöhungen und Preiszerfälle beobachtet werden, der kausale Zusammenhang mit den Waldschäden muss aber in jedem Fall überprüft wer- den. Vorläufig lassen sich deshalb lediglich allge- meine Tendenzen zeigen.

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