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Internationale Erfahrungen zur Inselzelltransplantation

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Academic year: 2022

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Typ-1-Diabetes

Internationale Erfahrungen zur Inselzelltransplantation

Wie viele allogene Inselzelltransplantationen wurden in den vergangenen 20 Jahren internatio- nal vorgenommen? Wie war das Vorgehen? Und wie wurde es von der Pandemie beeinflusst?

Antworten liefern die Ergebnisse einer Umfrage, an der mehr als 50 Transplantationszentren weltweit teilnahmen.

Allogene Inseltransplantationen sind eine etablierte Methode, um Betazellen im Zuge der Behandlung bei Typ-1-Diabetes zu ersetzen. Eine Indikation besteht u. a. im Fall einer fehlenden Hypoglykämie-Wahrnehmung mit schweren hypoglykämi- schen Ereignissen und/oder einer glykämischen Labilität [1].

Prof. Thierry Berney von der Universität Genf stellte bei der vir- tuellen Jahrestagung der Amerikanischen Diabetesgesellschaft (ADA) das Ergebnis einer aktuellen Umfrage vor, die darauf ab- zielte, internationale Daten zur allogenen Transplantation zu- sammenzutragen. Die Forscher führten die Befragung zwischen den Jahren 2000 und 2020 an 65 Zentren durch (26 europäische, 20 nordamerikanische und 15 weitere weltweit), in denen allo- gene Inseltransplantationen vorgenommen werden. Sie erhiel- ten umfassende Daten von 52 Institutionen sowie von 69 Zent- ren zumindest Aktivitätsangaben, also Informationen, welche Zentren wann Transplantationen realisiert hatten. Daten aus China lagen nicht vor.

Netzwerke senken die Kosten

Die Einführung des Edmonton-Protokolls [2] führte zu einer Multiplikation von allogenen Inseltransplantationsprogram- men. Allerdings wurden viele davon in den Folgejahren been- det, berichtete Berney. Die Transplantationen nahmen in Euro- pa und Australien weniger stark ab als in Nordamerika. Zwi- schen 2000 und 2020 wurden in Nordamerika 1.475 Transplan- tationen bei 778 Rezipienten vorgenommen, in Europa waren es 2001 Transplantationen bei 1.020 Patienten. Nur drei Zentren in Nordamerika transplantierten innerhalb von 20 Jahren mehr als einhundertmal, in einigen waren es zwischen 50 und 100 Transplantationen und in vielen sogar nur zwischen 10 und 50 bzw. weniger als 10. In Europa wiederum hatten 11 Zentren mehr als 100 Transplantationen innerhalb von 20 Jahren vorge- nommen. Die Aktivitäten in Europa, Kanada und Australien fanden meist innerhalb von Netzwerken statt. Als Beispiel nann- te der Experte das GRAGIL-Netzwerk in Frankreich. Hier wer- den in einem Zentrum in Genf die Inseln isoliert und von dort in die anderen Kliniken geschickt. Die Vorteile eines solchen Vorgehens: Die Zahl der Inselisolationen ist hoch genug, um die Aktivitäten aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig verringern sich die Kosten und das technische Know-how kann stets optimiert werden. In den USA sind diese Netzwerke bisher nicht etabliert.

Die meisten Zentren in Nordamerika führten eine Inseltrans- plantation entweder allein oder nach einer Nierentransplanta- tion durch. In nur einem wurde in den vergangenen 20 Jahren eine gleichzeitige Insel-Nieren-Transplantation vorgenommen.

Die Situation in Europa ist eine andere: Hier führen die meis- ten Zentren eine gleichzeitige Transplantation von Inseln und Niere durch und weniger eine Insel- nach einer Nierenverpflan- zung. In den meisten Ländern wird die Inseltransplantation von den Krankenkassen erstattet. Nicht der Fall ist dies in den USA, Korea, Brasilien und Argentinien. Die Niederlande und Italien prüfen zurzeit die Kostenübernahme.

Die Coronavirus-Pandemie beeinflusste die allogene In- seltransplantation in den teilnehmenden Zentren, so Berney.

Von den 28 Zentren, die im Jahr 2020 aktiv waren, unterbra- chen 15 ihre Aktivitäten. Bei zehn war die Aktivität einge- schränkt und bei drei veränderte sich der Status nicht.

Knapp 60 % sind nach einem Jahr insulinunabhängig

Inwiefern profitieren Diabetespatienten von einer Inseltrans- plantation? Dazu stellte Berney die Daten der Phase-3-Studie TRIMECO vor, in der die Inseltransplantation versus Insulin- therapie bei Patienten mit Typ-1-Diabetes und schwerer Hypo- glykämie bzw. einer schlecht kontrollierten Glykämie nach ei- ner Nierenverpflanzung untersucht wurde [3]. Insgesamt nah- men 50 Erkrankte aus 15 Zentren an der Studie teil. Die Ran- domisierung erfolgte 1:1 zu einer direkten oder einer verspäteten Transplantation – in letzterem Fall erhielten die Patienten eine intensive Insulintherapie. 64 % der Teilnehmer aus der Gruppe mit direkter Transplantation hatten nach sechs Monaten einen medianen Betascore von 6. Der Betascore ist ein Instrument zur Bestimmung der Funktion der transplantierten Betazellen [4].

Bei den mit Insulin behandelten Patienten erreichte keiner die- ses Ergebnis. Im Prüfarm verringerte sich außerdem der medi- ane HbA1c-Wert auf unter 6 %, während er in der Kontrollgrup- pe nahezu unverändert blieb. Nach einem Jahr waren 59 % der Transplantationspatienten insulinunabhängig.

Dr. Miriam Sonnet Literatur

1. Rickels MR, Robertson RP. Endocr Rev. 2019 Apr 1;40(2):631-68 2. Shapiro J et al. N Engl J Med 2000; 343:230-8. DOI: 10.1056/

NEJM200007273430401

3. Lablanche S, Vantyghem MC, Kessler L C et al. Lancet Diabetes Endocri- nol. 2018 Jul;6(7):527-37.

4. Ryan EA, Paty BW, Senior PA et al. Beta-score: an assessment of beta-cell function after islet transplantation. Diabetes Care. 2005;28(2):343-7

Quelle: 81. Scientific Sessions (virtuell) American Diabetes Association (ADA);

Session: Clinical and Regulatory Hurdles Facing Islet Transplantation, 5.6.2021

aktuell

48

In|Fo|Diabetologie 2021; 15 (4)

Referenzen

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