• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Rückfrage beim Nierenstein: Schreiben an Versicherungen" (12.02.1999)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Rückfrage beim Nierenstein: Schreiben an Versicherungen" (12.02.1999)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

E

s war kurz hinter Trier, als ein Neusser Autofahrer von einem netten Zöllner angehalten wurde. Nein, er habe nichts zu verzollen, lach- te der fröhliche Rheinländer den Beamten durchs Wagen- fenster an, kein Kaffee, keinen Schnaps und – haha! – auch kein Bargeld dabei.

Der Unbefangenheit stur trotzend, ließ sich der Zöllner trotzdem den Kofferraum öffnen und fand dort in einem Umschlag einen Stapel Bank- belege. Die Papierchen wie- sen auf ein sattes Wertpapier- depot mit einem Volumen von rund einer viertel Million Mark hin – Grund genug zur Frage, ob denn der deutsche Fiskus davon wisse.

Egal, wie die Antwort aus- fiel, der arme reiche Rhein- länder hatte schon verloren.

Und wie ihm, so ging es in den vergangenen Monaten et- lichen deutschen Autofahrern

im Großraum Trier. Denn auf diese oder ähnliche Weise gingen der „Mobilen Kontroll- gruppe (MKG)“ alleine in den letzten fünf Monaten Anleger ins Netz, die zusammenge- rechnet über 50 Millionen Mark in Luxemburg steuer- schonend unterbrachten.

Aber auch Bares fiel den MKG-Fahndern in die Hän- de, mehr als fünf Millionen Mark. „Wenn man sich vor- stellt, daß die Gruppe nur Schwerpunktkontrollen macht, kann man erahnen, was für enorme Geldmengen hier über die Grenze gehen“, kommentierte Michael Deut- schen, Sprecher des Haupt- zollamtes Trier, die Szenerie.

Das Kuriose dabei ist, daß es im Kern eigentlich gar nicht um Steuerschwindler geht, die Zöllner haben vielmehr – zu- mindest offiziell – Geldwä- scher im Visier. Denn erst seit dem Mitte des Jahres gelten- den Gesetz sind die Grenzer ermächtigt (und verpflichtet), Bargeldströme zu überwa- chen. Bei Verdacht auf Geld- wäsche können die aufgefun- denen Moneten bis zu zwei Ta- gen beschlagnahmt werden.

Obwohl Steuersachen nur ein „Abfallprodukt“ sind, räumt der Leiter der Mobi- len Kontrollgruppe, Werner Thier, ein, daß die ertappten Steuersünder nahezu 98 Pro- zent der kontrollierten Fälle

ausmachen. In jedem Fall werden bei aufgefundenen Belegen an Ort und Stelle Kopien angefertigt, die dann den deutschen Finanzbehör- den weitergereicht werden.

Es bleibt juristisch sehr bedenklich, daß ein Gesetz, das für eine bestimmte Gaunergruppe gedacht war, andere Missetäter in die Pfan- ne haut. Genauer gesagt, nicht das Gesetz macht das, sondern ausführende Organe des deutschen Rechtsstaates.

Und da sich hier eine munter sprudelnde Geldquelle auf- tut, wird sich die Scham dar- über wohl in Grenzen halten.

Befriedigend sind solche Zustände keineswegs. Wer Steuerflüchtigen wirklich am Zeug flicken will, soll wenig- stens ehrliche Gesetze ma- chen, erst recht bei der Ver- folgung von Schwarzgeld- sündern. Wenn schon, denn

schon. Börsebius

[52] Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 6, 12. Februar 1999

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

Ich stieß mit meinem Auto gegen einen Later- nenpfahl, den ein mensch- liches Wesen verdeckte.

Beim Einfahren der Ernte wurde ein Förder- band gemeinsam mit dem Ehemann mit der Hand an- stelle der Zugmaschine wei- terbefördert . . .

Der bedauerlicherweise tödlich verunglückte Herr F. hat selbst Ansprüche bis- her nicht geltend gemacht.

Der Versicherungsneh- mer verletzte die Vorfahrt und kurz darauf den von rechts kommenden Rad- fahrer . . .

Ich stelle immer wieder fest, daß meine Frau we-

sentlich leistungfähi- ger ist als ich. Sie kann viele Stunden bei grellem Sonnen- schein im Garten arbeiten und auf der Rei- se schwere Koffer tragen.

Das kann ich alles nicht.

Ich kann mich an nichts mehr erinnern etwa ab 18 Uhr.

Zwischenzeitlich wur- de der Gehgips am rechten Arm entfernt.

. . . ich möchte Sie bit- ten, meinen Sohn zu stor- nieren. Für sein Alter ist er zu dumm.

Die Unfallzeugen sind der Schadensmeldung bei- geheftet.

Als das Auto die Polizei erblickte, erschrak es und fuhr zurück.

. . . da ich nie mehr den Fehler einer Heirat zu ma- chen gedenke, entfallen bei mir jegliche Überlegungen, an Erben zu denken.

Der Arzt sollte sein Honorar vernünftiger be- rechnen. Schließlich hängt vom Willen des Kranken die ganze Leistung des Arztes ab.

Herr Dr. Müller hat mir operativ einen Nierenstein geholt, bei dem Sie jederzeit Rückfrage halten können.

Meine Gattin macht mit Erfolg eine Entfettungs- kur. Da muß doch der erhöhte Betrag wegen dem Übergewicht zu- rückgenommen werden.

Aus: „Die Unfallzeugen sind der Schadensmeldung beigeheftet“, Stilblüten aus Schreiben an Versicherun- gen, Wilhelm Heyne Verlag, München

Rückfrage beim Nierenstein

Schreiben an Versicherungen

Börsebius zur Zollfahndung

Mit Argusaugen

Bei dem Zusammenstoß wurde ich im hinteren Teil so beschädigt, daß ich abgeschleppt werden mußte.

Illustration: Ernst Hürlimann

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die immunsuppressive Therapie, beste- hend aus Thymoglobulin, Prograf, Cellcept, Cortison sowie Protopic- Salbe, kombiniert daher die Stan- dards der medikamentösen Behand- lung

Kohler war keineswegs politisch neutral: Seine Popularität unter den ehemaligen Kriegsgefangenen be- ruhte nicht allein auf seinem überra- genden chirurgischen Können und

Also Ihre Rechnung, die muss ich mir noch mal gründlich durch den Kopf gehen lassen!“ Ich weise sie darauf hin, dass die Rechnung streng nach den Vorschriften der GOÄ erstellt

Nach Konzerten in Deutschland, Italien, Belgien, Frankreich und Polen laufen nun die Planungen auf vollen Touren für unser neues Benefizkonzertprojekt im September 2021.. Wir

Salopp gesagt: „Der kranke Kopf kann nicht über den kranken Kopf nachden- ken.“ Besondere Bedeutung kommt initial, aber auch für den weiteren Verlauf der Erkrankung, den engsten

Indem auf eine detail- lierte Darstellung wissenschaftlicher Theorien und empirischer Befunde weitgehend verzichtet wird, soll Lesen kann man lernen auch Leserinnen und

Wenn aber der Arbeitgeber den Arbeitneh- mer dazu auffordert, die Apotheke komplett zu reinigen, also zum Beispiel die Fenster oder gar die Toilette zu putzen, dann kann man die

Wir haben Minou Hansen (ADEXA) und Bettina Schwarz (BVpta) für Sie gefragt.. Die Berufsvertretungen beraten und unterstützen ihre Mitglieder bei Problemen am