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Archiv "„Culture based medicine„: Landessitten und Therapierichtlinien" (12.11.1999)

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A-2848

S P E K T R U M AKUT

(4) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 45, 12. November 1999

„Culture based medicine“

Landessitten und Therapierichtlinien

T

herapierichtlinien sind ein Kind der „evidence based medicine“. Die Fachgesellschaften le- gen deshalb großen Wert darauf, daß ihre Empfehlungen streng wissenschaftlich begründet sind. Der Einfluß kultureller Faktoren auf den Inhalt der Richtlinien wird dabei leicht übersehen. Wie sehr Mentalität und Landessitten die Empfehlungen je- doch beeinflussen können, zeigt der Vergleich der of- fiziellen amerikanischen und französischen Empfeh- lungen für Trägerinnen der BRCA1- oder BRCA2- Allele, die ein erhöhtes Risiko auf ein Mamma-Ca haben (Lancet 1999; 353: 919–920). In den USA emp- fehlen die Experten den Frauen dringend regel- mäßige Selbstuntersuchungen der Brust. Die Franzo- sen halten dies dagegen nicht für wünschenswert.

A

bgesehen davon, daß französische Frauen der manuellen Untersuchung der Brust zurück- haltend gegenüberstehen, fördere die Selbst- untersuchung nur die Ängstlichkeit der Frau, so die Richtlinien. Für François Eisinger (Paoli-Calmettes Institute, Marseille) ist dieser Unterschied Folge der unterschiedlichen Kultur beider Länder. Die US-Ge- sellschaft fühle sich mehr für die eigene Gesundheit verantwortlich als in Frankreich. Daher werde ameri- kanischen Frauen mit BRCA1- oder BRCA2-Muta- tionen auch empfohlen, regelmäßig Sport zu treiben, sich fettarm zu ernähren und nicht zu rauchen. Diese Empfehlung fehlt in den französischen Richtlinien nicht zuletzt deshalb, weil sie mit dem landestypi- schen Savoir-vivre schwer vereinbar ist. Laut Eisinger hat die Brust für französische Frauen eine besonders hohe „symbolische und ästhetische Bedeutung“.

D

ies läßt französische Ärzte vor der Empfeh- lung einer „verstümmelnden“ prophylakti- schen Mastektomie zurückschrecken, zu de- nen jeder dritte US-Gynäkologe den Risikofrauen rät. In Frankreich würde sich ein Arzt durch die Ope- ration sogar strafbar machen. Selbst bei ausdrückli- chem Wunsch der Patientin raten die Richtlinien drin- gend davon ab. Dagegen steht in Frankreich seit lan- gem außer Frage, daß die Kassen eine postoperative Brustrekonstruktion bezahlen. In den USA mußten Frauen lange darum kämpfen. Erst im letzten Jahr wurden die Kassen per Gesetz dazu gezwungen. Die Untersuchung zeigt, daß es neben der „evidence based medicine“ auch eine „culture based medicine“

gibt. Ihr Einfluß ist besonders dann spürbar, wenn nicht alle therapeutischen Fragen durch Studien ge- klärt wurden, wie dies bei der Brustkrebsprävention und -früherkennung der Fall ist. Rüdiger Meyer

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