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Reduktion des Insektizideinsatzes in NRW durch Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes in Getreide und Raps - Mut zur Lücke!: IPSI (Integrierter Pflanzenschutz Insektizide)

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Academic year: 2022

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I

Forschungsberichte des

Fachbereichs Agrarwirtschaft Soest Nr. 53

„Reduktion des Insektizideinsatzes in NRW durch Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes in

Getreide und Raps - Mut zur Lücke!“

Kurztitel: IPSI (Integrierter Pflanzenschutz Insektizide)

Fachhochschule Südwestfalen Soest Fachbereich Agrarwirtschaft

Lukas Thiel

Marcus Mergenthaler Verena Haberlah-Korr

(2)

II Gefördert durch:

© 2021

Förderschwerpunkt:

Fachhochschule Südwestfalen Fachbereich Agrarwirtschaft Lübecker Ring 2

59494 Soest

www.fh-swf.de/FB/agrar Tel. 02921- 378 3169

ISBN: 978-3-940956-94-1 (elektr.)

Projektleitung: Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr Prof. Dr. Marcus Mergenthaler Projektbearbeitung: Lukas Thiel

Zitiervorschlag:

THIEL,L.,MERGENTAHLER,M., HABERLAH-KORR,V.(2021): Reduktion des Insektizideinsatzes in NRW durch Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes in Getreide und Raps - Mut zur Lücke! Forschungsberichte des Fachbereichs Agrarwirtschaft Soest, Nr. 53

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III

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IV Danksagung

Der Fachbereich Agrarwirtschaft bedankt sich bei allen externen Partnern, deren Unterstützung und Beratung das Projekt ermöglicht und vorangebracht haben, ins- besondere bei

 Den Projektlandwirten, welche über ganz Nordrhein-Westfalen Daten erho- ben haben und ehrliche Einblicke in ihre Betriebspraxis gegeben haben

 sowie beim Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) des Landes Nordrhein-Westfalen für die finanzielle, ideelle und fachliche Unterstützung des Projekts.

Soest, den 20. 05. 2021

Das IPSI-Projektteam der FH SWF

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V

Inhaltsverzeichnis

Alphabetisches Abkürzungsverzeichnis ... VII Abbildungsverzeichnis ... VIII Tabellenverzeichnis ... X

2.1 Interviews ... 14

2.2 Feldversuche ... 15

2.2.1 Boniturschema... 16

2.2.2 Datenerfassung und Aufbereitung ... 17

2.3 Vegetationsperiode 2018-2019 ... 18

2.3.1 Schädlingsaufkommen und Witterung ... 19

2.4 Vegetationsperiode 2019-2020 ... 19

2.4.1 Schädlingsaufkommen und Witterung ... 20

2.5 Abschlussbefragung ... 20

3.1 Ergebnisse der qualitativen Befragung ... 21

3.2 Vegetationsperiode 2018-2019 ... 22

3.2.1 Zeitaufwand der Felderhebungen ... 23

3.2.2 Insektizidapplikationen... 24

3.2.3 Ertragsergebnisse ... 25

3.3 Vegetationsperiode 2019-2020 ... 26

3.3.1 Zeitaufwand der Felderhebungen ... 26

3.3.2 Insektizidapplikationen... 27

3.3.3 Ertragsergebnisse ... 28

3.4 Mittelwerte 2018-2020 ... 29

ZUSAMMENFASSUNG ... 11

1.AUFGABENSTELLUNG ... 12

2.PLANUNG UND ABLAUF DER MAßNAHME ... 13

3.ERGEBNISSE ... 21

(6)

VI

3.5 Betreuungsaufwand ... 31

3.6 Schriftliche Befragung ... 32

3.7 Wirtschaftliche Betrachtung... 36

5.1 Übertragbarkeit auf weitere Kulturen ... 41

5.2 Übertragbarkeit auf weitere Schadorganismen ... 42

7.1 Vorträge ... 46

7.2 Veröffentlichungen ... 46

4.VORAUSSICHTLICHER NUTZEN ... 40

5.ÜBERTRAGBARKEIT DER ERGEBNISSE ... 41

6.FAZIT ... 43

7.VORTRÄGE &VERÖFFENTLICHUNGEN ... 46

8.QUELLENVERZEICHNIS ... 47

(7)

VII Alphabetisches Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft DESTATIS Statistisches Bundesamt

dt Dezitonne

FH-SWF Fachhochschule Südwestfalen IPS Integrierter Pflanzenschutz

LWK NRW Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Tab. Tabelle

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VIII Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verteilung der interviewten Betriebe in NRW (blaue Pfeile). Die Schattierung gibt

die Intensität des Rapsanbaus wieder. n=32 ... 14

Abbildung 2: Schematische Darstellung der Linienbonitur (Dissemond u. Möhl 2018) ... 16

Abbildung 3: Verteilung der teilnehmenden Betriebe in NRW 2018-2019 ... 18

Abbildung 4: Verteilung der teilnehmenden Betriebe in NRW 2019-2020 ... 20

Abbildung 5: Einflussfaktoren auf die Anwendung des IPS (Schadinsekten) in Getreide und Raps in zeitlicher Abfolge (Thiel et al. 2019). ... 22

Abbildung 6: Anzahl und Dauer der Herbstbonituren 2018 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung ... 23

Abbildung 7: Kenndaten der Frühjahrsbonituren 2019 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung... 24

Abbildung 8: Häufigkeit der Insektizidapplikationen 2018-2019 in den Kulturen Raps, Weizen und Gerste. Vergleich zwischen betriebsüblicher Variante und Schadschwellen. ... 24

Abbildung 9: Gemittelte Erträge der Kulturen Raps, Weizen und Gerste in der Vegetationsperiode 2018-2019, Vergleich betriebsüblich und nach Schadschwelle, ergänzt um Standardabweichung. ... 25

Abbildung 10: Anzahl und Dauer der Herbstbonituren 2019 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung ... 27

Abbildung 11: Kenndaten der Frühjahrsbonituren 2020 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung... 27

Abbildung 12: Häufigkeit der Insektizidapplikationen 2019-2020 in den Kulturen Raps, Weizen und Gerste. Vergleich zwischen betriebsüblicher Variante und Schadschwellen. ... 28

Abbildung 13: Gemittelte Erträge der Kulturen Raps, Weizen und Gerste in der Vegetationsperiode 2018-2019, vergleich betriebsüblich und nach Schadschwelle. Ergänzt um Standardabweichung. ... 28

Abbildung 14: Anzahl und Dauer der Schädlingsbonituren 2018-2020 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung ... 30

Abbildung 15: Behandlungshäufigkeit mit Insektiziden, gemittelt über den Zeitraum 2018-2020. Bundesdaten nach Ppapa JKI 2021 ... 30

Abbildung 16: Gemittelte Erträge der Kulturen Raps, Weizen und Gerste 2018-2020, Vergleich betriebsüblich und nach Schadschwelle, ergänzt um Standardabweichung. ... 31

Abbildung 17: Veränderung des Zeitaufwands für Feldkontrollen durch das Projekt IPSI ... 33

(9)

IX

Abbildung 18: Verbesserung der Einschätzung und des Erkennens von Schädlingen durch das

Projekt IPSI ... 33

Abbildung 19: wahrgenommene Methodensicherheit mit verwendeten Boniturmethoden im Rahmen des Projektes IPSI ... 33

Abbildung 20: Einschätzung der Sinnhaftigkeit des Ausfüllens von Erhebungsbögen direkt im Feld ... 34

Abbildung 21: Verteilung der Bereitschaft, die Dokumentationen im Feld nach Projektende fortzuführen. ... 34

Abbildung 22: Änderung der Sicht auf Schadinsekten durch das Projekt IPSI ... 35

Abbildung 23: Änderung der Beachtung von Nützlingen durch das Projekt IPSI ... 35

Abbildung 24: wahrgenommene Vertretbarkeit des Kontrollaufwands von Feldkontrollen... 35

Abbildung 25: Zufriedenheit der Projektteilnehmer mit dem Projektverlauf ... 36

Abbildung 26: Insektizidkosten/ha nach Kulturen. Unterscheidung zwischen Testfläche (IPSI) und Betriebsüblich. ... 37

(10)

X Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Standorte der Feldversuche 2018-2020 mit Kulturen und Standortparametern ... 16

Tabelle 2: Verteilung der Projektbetriebe in der Vegetationsperiode 18/19 auf die Kulturen Winterraps, Winterweizen und Wintergerste ... 18

Tabelle 3: Verteilung der Projektbetriebe in der Vegetationsperiode 19/12 auf die Kulturen Winterraps, Winterweizen und Wintergerste ... 19

Tabelle 4: Ertragsergebnisse der Standorte 2018-2019 betriebsüblich und nach IPSI ... 26

Tabelle 5: Ertragsergebnisse der Standorte 2018-2019 betriebsüblich und nach IPSI ... 29

Tabelle 6: Anzahl Betriebsbesuche und Infomails 2018-2020 ... 32

Tabelle 7: vergleichende Kalkulation von betriebsüblicher Insektizidstrategie und der nach Schadschwellen (IPSI) ... 37

Tabelle 8: Grenzgewinn/ha bei Vergleich von Insektizidstrategie betriebsüblich und IPSI. Rot dargestellt sind negative Grenzgewinne bzw. Grenzverluste (rot umrandet =Annahmen aus Tabelle 7). ... 38

Tabelle 9: Grenzgewinn/ha bei Vergleich von Insektizidstrategie nach Plan (ohne Kontrollen) und IPSI. Rot dargestellt sind negative Grenzgewinne bzw. Grenzverluste (rot umrandet =Annahmen aus Tabelle 7). ... 39

Tabelle 10: Grenzgewinn/ha bei Vergleich von Insektizidstrategie nach Plan (ohne Kontrollen) und IPSI bei Ertragsgleichheit. Rot dargestellt sind negative Grenzgewinne bzw. Grenzverluste (rot umrandet = Lohnannahmen aus Tabelle 7.). ... 39

(11)

Zusammenfassung

Eines der wichtigsten Instrumente des integrierten Pflanzenschutzes zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schadinsekten ist die Anwendung von Schadschwellen in Kombi- nation mit regelmäßigen Feldkontrollen. Das Projekt „Reduktion des Insektizideinsatzes in NRW durch Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes in Getreide und Raps“

(Kurztitel: IPSI; integrierter Pflanzenschutz Insektizide) sollte u.a. den Aufwand für Feld- kontrollen auf Schadinsekten erfassen, Probleme und Hemmschwellen in der Praxis identifizieren und Lösungsansätze entwickeln. Gleichzeitig sollten der Aufwand und die wirtschaftlichen Effekte auf den Betrieben durch ihre Anwendung erfasst werden.

Das Projekt gliederte sich in seiner Laufzeit von 2018 bis 2020 in drei Phasen:

1. Erfassung von Problemen und aktueller Umsetzung von Feldkontrollen auf 32 landwirtschaftlichen Betrieben mittels leitfadengestützter qualitativer Befragun- gen zu Projektbeginn

2. Vergleichende On-Farm Versuche über 2 Vegetationsperioden (2018-2020), bei denen die Intensität der Feldkontrollen, Insektizideinsätze und Ertragsdaten zwi- schen betriebsüblich und streng integriert verglichen werden.

3. Abschließende Befragung zum Projektverlauf und den individuellen Erfahrungen mit der strengen Anwendung von Schadschwellen an Schadinsekten in Getreide und Raps.

In den Befragungen 2018 zeigte sich, dass besonders Zeit, arbeitswirtschaftliche wie auch arbeitsorganisatorische Aspekte und die geringen Kosten für Insektizide als aus- schlaggebende Hemmnisse auf die Anwendung von IPS-Methoden wirkten. Wahrge- nommene Risiken, der wahrgenommene Nutzen und die Benutzerfreundlichkeit in Kom- bination mit der eigenen Erfahrung prägen eine Einstellung zum IPS. Diese entscheidet letztlich über die Anwendung oder Ablehnung.

Die Datenerfassung auf 24 Betrieben in 2018-2019 und 17 Betrieben in 2019-2020 ergab, dass über die Vegetationsperiode hinweg ein Kontrollaufwand von elf Kontrollen zu 21 Minuten im Raps und jeweils fünf Kontrollen zu 18 bzw. 21 Minuten in Weizen und Gerste benötigt wurde, um die Schadinsekten strikt nach Schadschwellen zu erfassen.

Durch den Einsatz von Schadschwellen konnten die Insektizidapplikationen durch- schnittlich um 42 % im Raps und um 53 % bzw. 50 % in Weizen und Gerste gesenkt wer- den. Ein statistisch signifikanter Ertragsunterschied ergab sich durch die strenge Anwen- dung von Schadschwellen nicht. Er lag für Raps bei - 3,7 %, für Weizen bei – 0,6 % und für Gerste bei – 1,3 % im Verhältnis zur betriebsüblichen Variante. Die wirtschaftlichen Effekte sind abhängig von auftretenden Ertragsunterschieden und den Verkaufserlösen der Ernteprodukte sowie dem Lohnansatz.

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1. Aufgabenstellung

Der Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft steht im besonderen Spannungsfeld der öffentlichen Wahrnehmung. Als besonders problematisch wir der Bienenschutz so- wie der Rückgang von Insekten allgemein und die damit verbundene fehlende Nahrungs- grundlage für Vögel wahrgenommen (HALLMANN et al.2017). Gerade bei Einsatz breit wirksamer Insektizide, wie z.B. Pyrethroide, ist der Schaden bei Nichtzielorganismen, vor allem auch Nützlingen, beträchtlich. Zudem führten und führen zu häufige Insektizidein- sätze zu Resistenzentwicklung (Rapsglanzkäfer, Rapsstängelrüssler Rapserdfloh, Blatt- läuse). Auf der anderen Seite werden bei starkem Befall Insektizideinsätze zur Ertragssi- cherung als unerlässlich betrachtet (OERKE u.DEHNE 2004).

Nach Erhebungen des JKI im Rahmen des Projekts PAPA betrug die Behandlungshäufig- keit von Raps 2019 mit Insektiziden im Mittel 2,9 Insektizideinsätze (PAPA JKI2021a.). Die Überschreitung der Anwendungen im Weizen schwankte zwischen 18-38 %, in der Gerste zwischen 10-44 % und im Raps zwischen 11-24 % (DACHBRODT-SAAYDEH et al. 2018).

Existierende Schadensschwellen werden dabei selten genutzt. Oft kommt es zu einem vorbeugenden und frühen Einsatz, der weder wirkungsvoll noch produktionstechnisch notwendig ist. Hier fehlen Untersuchungen, warum Landwirte trotz anzunehmender ökonomischer und ökologischer Vorteile nicht auf den Einsatz verzichten und der sprich- wörtliche Mut zur Lücke fehlt.

Um notwendige Applikationen zu identifizieren, bietet der integrierte Pflanzenschutz (IPS) gerade bei Schadinsekten in Getreide und Raps eine Vielzahl von Hilfestellungen z.B. in Form von gut überprüften Schadenschwellen (SCHACHT 2017). Im Raps sind diverse praxistaugliche Prognosemodelle (z.B. ProPlant, ISIP) verfügbar. Getreide und Raps sind zudem gängige Fruchtfolgen, die demnach bei konsequentem Einsatz des IPS ein deutli- ches Reduktionspotential an Insektiziden insgesamt aufweisen.

Nach eigenen Untersuchungen sind in nicht-repräsentativen Stichproben bei Befra- gungsstudien mit freiwilliger Teilnahme den meisten Landwirten die Maßnahmen des IPS, wie z.B. Gelbschalen in Raps zur Schädlingsüberwachung bekannt (FELMY 2015, HAHN

et al. 2015, THIEL et al. 2021). In der verbreiteten Praxis scheint demgegenüber ein nicht ausreichend reflektierter und zu häufiger Einsatz der oft sehr kostengünstigen Insekti- zide vorzuherrschen. Bisherige Forschungsansätze in Deutschland konnten nicht klären, weshalb trotz durchaus bei Landwirten vorhandenen IPS-Kenntnissen die Umsetzungs- raten begrenzt bleiben (PETERS et al. 2015). Die Forschung fokussierte dabei bis dato hauptsächlich auf pflanzenbaulichen Fragestellungen und enge betriebswirtschaftliche Betrachtungen auf Grundlage von Schadschwellen (vgl. HOKKANEN 2015). Untersuchun- gen aus anderen Industriestaaten zeigen jedoch komplexere Wirkungszusammenhänge auf (BAUMGART-GETZ et al. 2012). Bisher wurden in Deutschland wenig sozio-ökonomisch ausgerichtete Adoptionsuntersuchungen durchgeführt, die Ursachen einer mangelnden Umsetzung fokussieren und Landwirte als zentrale Entscheider und Forschungsgegen- stand in den Mittelpunkt rücken. Selbst neuere Publikationen betrachten die Umsetzung von IPS-Maßnahmen eher als ein naturwissenschaftlich-technisch zu lösendes Problem und ignorieren dabei die Umsetzungsperspektive der Landwirte (z. B. STENBERG 2017).

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Andere Autoren erkennen dabei aber zunehmend die Bedeutung einer engen Koopera- tion zwischen Wissenschaft und praktischer Landwirtschaft an, um die Umsetzungsper- spektiven für IPS-Maßnahmen bei Landwirten zu verbessern (LEATHER 2017).

Daher besteht die Notwendigkeit, die Ursachen für die Diskrepanz zwischen Kenntnis- stand der Landwirte und Anwendung dieser Kenntnis in der Praxis genauer zu analysie- ren. Dabei sollen in einem trans- und interdisziplinären Ansatz durch die Kombination von sozio-ökonomischen mit pflanzenbaulichen Forschungsmethoden in enger Zusam- menarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben hemmende und fördernde Faktoren bei der Umsetzung von IPS-Maßnahmen bezüglich eines verringerten Einsatzes von Insekti- ziden analysiert werden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse sollen verbesserte Konzepte zur Optimierung der Beratung und zur besseren Umsetzung in die Praxis entwickelt wer- den um dadurch unnötige Insektizideinsätze zu reduzieren. Es wird damit ein Beitrag zum Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (BMEL2017) sowie zu den Zielen des Green Deal zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes geleistet. Damit wird ebenfalls ein Beitrag zum Gewässerschutz und zum Erhalt der biologischen Vielfalt inklusive dem Schutz von Insekten geleistet.

2. Planung und Ablauf der Maßnahme

Der Planung der Maßnahmen gingen mehrere Überlegungen voraus, welche Fragestel- lungen mit dem Projekt beantwortet werden sollen. Die sich ergebenden Fragen wurden dann in Arbeitspakete gefasst. Fragen, die das Projekt beantworten sollte waren:

1. Wie intensiv wird der IPS auf den teilnehmenden, landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt? (Ist-Zustand 2018)

2. Wie kommen Landwirte zu ihren Handlungsentscheidungen im Pflanzenschutz?

(Modellvorstellung)

3. Wie hoch ist das Reduktionspotential für Insektizide für die Kulturen Raps und Getreide in der Gruppe der Teilnehmenden?

4. Wie lange benötigen Landwirte für die Feldkontrolle auf Schadinsekten, wenn diese nach „Lehrbuch“ durchgeführt wird?

5. Wie hoch sind die Kosten bzw. Mehrerlöse der konsequenten Anwendung von Schadschwellen für Schadinsekten?

6. Wo treten zum Projektende weiterhin Hemmschwellen, aber auch Push-Fakto- ren in der Umsetzung des IPS aus?

Um diesen sechs Fragenkomplexen nachgehen zu können, stellten sich im wesentlichen drei Methoden heraus, welche die notwendigen Daten ermitteln sollten. Zur Erfassung der Fragekomplexe eins und zwei erschien es als ratsam, qualitative Experteninterviews durchzuführen. Um die Fragenkomplexe 3 bis 5 zu beantworten, stellten Feldversuche in Form einer On-Farm-Research einen geeigneten Weg dar. Die zuvor erfolgten Exper- teninterviews waren hier zugleich nützlich, geeignete Betriebe ausfindig zu machen. Zum

(14)

Projektende und der Beantwortung des sechsten Fragekomplexes sollte die Dynamik ei- ner Gruppendiskussion genutzt werden.

Um geeignete Betriebe zu finden, wurde über den rheinischen und westfälischen Land- wirtschaftsverband, sowie über die Kreisstellen der Landwirtschaftskammer und über das landwirtschaftliche Wochenblatt ein Projektaufruf gestartet, der zur freiwilligen Teil- nahme anregen sollte. Der Aufruf erfolgte im Juni/Juli 2018. Auf den Aufruf meldeten sich 32 konventionelle Betriebe aus NRW (vgl. Abb.1)

Abbildung 1: Verteilung der interviewten Betriebe in NRW (blaue Pfeile). Die Schattierung gibt die In- tensität des Rapsanbaus wieder. n=32

2.1 Interviews

Um den Ist-Stand der Umsetzung des IPS auf den teilnehmenden Betrieben zu erfas- sen, wurden qualitative, leitfadengestützte Interviews durchgeführt. Die Interviews wurden zwischen den Betriebsleitern (Anmerkung: es nahmen nur männliche Per- sonen teil) und einem Mitarbeiter der Fachhochschule Südwestfalen geführt. Sie fanden auf den Betrieben in für die Befragten gewohnter Atmosphäre, meist in Wohnzimmer oder Küche, statt. Sie behandelten dabei fünf Themenkomplexe zum Betrieb und der Betriebsleitung (Flächenausstattung, Fruchtfolge, Ausbildung), Ge- treide und Getreideschädlingen (Erfassung, Anbauprobleme, Erfahrungen mit Schädlingen), Raps und Rapsschädlingen (Erfassung, Anbauprobleme, Erfahrungen mit Schädlingen), Pflanzenschutz und IPS (Was wird unter IPS verstanden? Woher kommt Beratung?), sowie dem Thema Umwelt (Anlage von Blühstreifen etc.).

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Angelehnt sind diese Themenkomplexe an landwirtschaftliche Studien zu Metho- denadoption, die verschiedene beeinflussende Aspekte herausgestellt haben. So etwa die wirtschaftliche Betrachtung des Betriebes (LEFEBVRE et al. 2014), die Produk- tionsbedingungen auf dem Betrieb (BUURMA u. VAN DER VELEN 2017), das Umweltbe- wusstsein (STEIRO 2018), das Netzwerken und Austauschen (CRAE-DROESCH 2017) so- wie soziodemographische Faktoren wie Alter und Ausbildung (BAUMGART-GETZ et al.

2012).

Die Interviews wurden aufgezeichnet und hatten eine Dauer von 45 bis 120 Minuten.

Zur Auswertung wurden die Interviews vergleichend in Synthesematrizen einge- pflegt, um so die Daten besser gegenüber zu stellen und zu verdichten. Während der Interviews wurde auch ermittelt, ob die Betriebe für die Feldversuche geeignet wä- ren (siehe 2.2).

2.2 Feldversuche

Die Feldversuche fanden auf den teilnehmenden Betrieben als On-Farm-Research und nicht als klassische Exaktversuche statt. Dabei wurden die Rahmenbedingungen an die vorhandene Technik der Betriebe angepasst und unterschieden sich folglich zwischen den Betrieben. Voraussetzung für die Teilnahme an den Feldversuchen war der Anbau von Raps und / oder Getreide, die Möglichkeit, den Pflanzenschutz selbst kleinräumig zu steuern (Spritzfenster, differenzierte Applikation verschiedener Testflächen) sowie die Möglichkeit, den Ertrag für die Flächen getrennt zu ermitteln.

Im Rahmen der Feldversuche wurden auf den Schlägen der teilnehmenden Betriebe Testparzellen angelegt, in welchen der Schädlingsbefall, der Zeitaufwand je Kontrolle, Insektizideinsätze sowie abschließend der Ertrag ermittelt wurde. Die Testflächen lagen dabei innerhalb eines Schlages und hatten betriebsindividuelle Abmessungen. Eine Par- zelle entsprach in etwa einer Schlaglänge, sowie der Breite der betriebsüblichen Pflan- zenschutzspritze. Die Fläche um die Testparzelle wurde als betriebsübliche Referenzflä- che für den direkten Vergleich genutzt. Der Insetkizideinsatz auf den Referenzflächen wurde betriebsüblich geführt, die Testparzelle streng nach Schadschwelle bezogen auf auftretende Schadinsekten. Als Schadschwelle wurden die durch die Landwirtschafts- kammer NRW herausgegebenen Werte genutzt und entsprechend auf allen Betrieben einheitlich verwendet (FURTH 2018-2020). Auf den Testflächen kamen Insektizide erst dann zum Einsatz, wenn diese offizielle Schadschwelle erreicht / überschritten wurde.

Die Feldversuche wurden 2018-2019 von 24 Betrieben, 2019-2020 von 17 Betrieben an unterschiedlichen Standorten durchgeführt (vgl. Tabelle 1, Abbildung 3 und Abbildung 4).

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Tabelle 1: Standorte der Feldversuche 2018-2020 mit Kulturen und Standortparametern

Teilnahme Kultur

Bodenart nach VD LUFA

Ø Temperatur in °C

Ø Niederschlag in mm '18-'20 Ort 18/19 19/20 Raps Weizen Gerste

1. Anröchte x x x x schluffiger Lehm 10,9 604

2.

Bad Sassen-

dorf x x

x

(19/20) x x schluffiger Lehm 10,9 604

3.

Bad Sassen-

dorf x x x schluffiger Lehm/ Ton 10,9 604

4. Beckum x x x x Ton/ stark sandiger Lehm 10,5 644

5. Beckum x x

x

(18/19) x

x

(18/19) Ton/ stark sandiger Lehm 10,5 644

6. Brilon x x schluffiger Lehm 9,0 756

7. Brilon x x x x x schluffiger Lehm 9,0 756

8. Büren x x x x x Ton/ schluffiger Lehm 9,3 604

9. Coesfeld x x stark sandiger Lehm 10,3 699

10. Euskirchen x x x x lehmiger Schluff 11,3 522

11. Fürstenberg x x x x schluffiger Lehm 9,1 756

12. Gronau x x x Sand/ lehmiger Sand 10,9 704

13. Hamm x x x x schluffiger Lehm 11,1 621

14.

Hille/ Bad

Oeynhausen x x x

(19/20) x x

stark sandiger Lehm/ lehmi- ger Sand / Lehm schluffiger Lehm/ lehmiger Schluff

10,7/10,5 595/721

15. Hüllhorst x x x lehmiger Schluff 10,5 721

16. Kamen x x x x x schluffiger Lehm 11,1 621

17. Laer x x x x x

stark sandiger Lehm/ lehmi-

ger Sand/ Ton 10,2 638

18. Menden x x x x x schluffiger Lehm 10,2 710

19. Petershagen x x x x

stark sandiger Lehm/ lehmi-

ger Sand / Lehm 10,7 595

20. Soest x x x x x schluffiger Lehm 9,8 710

21. Steinheim x x schluffiger Lehm 9,7 753

22. Unna x x

x

(18/19) x

schluffiger Lehm/ sandiger

Lehm 11,1 621

23. Werl x x x x

schluffiger Lehm/ lehmiger

Schluff 11,1 621

24. Wülfrath x x x x x

schluffiger Lehm/ lehmiger

Schluff 9,9 951

2.2.1 Boniturschema

Um einen vergleichbaren Ablauf der Feldkontrollen zu gewährleisten, erfolgte die Boni- tur auf allen Betrieben nach einem einheitlichen Schema. Unterstützt wurden die Be- triebe dabei durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der FH-SWF, um eine qualitativ gleichbleibende Bonitur zu gewährleisten. Das Boniturschema erfolgte als Linienbonitur (vgl. Abb. 2) mit jeweils fünf Positionen. An diesen Positionen wurden je Kultur und Bo- niturtermin fünf Pflanzen ausgezählt. Die Bonituren nach diesem Schema fanden nur auf den Testparzellen statt. Die Referenzfläche wurde betriebsüblich bonitiert.

(17)

Abbildung 2: Schematische Darstellung der Linienbonitur (DISSEMOND u. MÖHL 2018)

Als Bonitur wurde die gleichzeitige Erfassung aller zum Zeitpunkt der Bonitur relevanten Schädlinge nach dem oben beschriebenen Schema definiert. Die Dauer dieses Vorgehens wurde dabei als Zeitraum definiert, den der Bonitierende auf der Fläche verbrachte. Die Bonitur wurde folglich um Wegezeiten bereinigt.

Auf den Rapsflächen wurde neben der Einzelpflanzenbonitur auch die Überwachung der Schädlingsaktivitäten durch Gelbschalen vorgenommen. Diese wurden während des re- levanten Zeitraums von den Betrieben je nach Witterung im dreitägigen bis wöchentli- chen Rhythmus kontrolliert.

2.2.2 Datenerfassung und Aufbereitung

Die Boniturdaten wurden durch die Teilnehmer in vorbereitete, einheitliche Erhebungs- bögen direkt im Feld eingetragen. So konnte gewährleistet werden, dass die Zahlen nicht in Vergessenheit gerieten und gleichzeitig für den Teilnehmer vor Ort eine feste Zahl und damit eine Handlungsanweisung vorlag. Die Wegzeiten zu den Schlägen wurden dabei nicht erfasst, stellen aber je nach Entfernung zum Betriebsstandort einen weiteren, teils erheblichen, Zeitaufwand dar.

Die Ertragsdaten wurden durch die betriebsübliche Technik (Mähdrescher mit Wiege- einheit oder separates Dreschen, Verwiegen und auf Hektar umrechnen) ermittelt. Die beerntete Fläche variierte dabei stark zwischen den Betrieben, da sie sowohl von der Schlaglänge als auch der Pflanzenschutzspritze abhängig war. Sie hatte Ausdehnungen von (B x L) 21-30m x 100-150 m.

Die Daten wurden in Excel übertragen und für eine statistische Auswertung mit SPSS vorbereitet. In Excel wurden Mittelwerte und Standardabweichungen, in SPSS die ver- schiedenen Werte betreffend T-Tests durchgeführt.

(18)

2.3 Vegetationsperiode 2018-2019

In der Vegetationsperiode 2018-2019 wurden die Feldversuche auf 24 landwirt- schaftlichen Betrieben in NRW durchgeführt. Die Verteilung der untersuchten Kul- turen auf diesen Betrieben ist in Tabelle 2 ersichtlich.

Tabelle 2: Verteilung der Projektbetriebe in der Vegetationsperiode 18/19 auf die Kulturen Winter- raps, Winterweizen und Wintergerste

In der nachfolgenden Abbildung ist die Verteilung der Betriebe für die Vegetations- periode 2018-2019 in NRW näherungsweise dargestellt. Die Nummerierung ist auf Tabelle 1 zurück zu führen.

Abbildung 3: Verteilung der teilnehmenden Betriebe in NRW 2018-2019

In dieser ersten Vegetationsperiode wurde besonders die korrekte Bonitur sowie das Erkennen diverser Schadinsekten an den Pflanzen mit den Teilnehmern geübt, um verlässliche und nachvollziehbare Daten zu gewinnen.

Kultur Winterraps Winterweizen Wintergerste

Betriebe (n) 14 18 16

(19)

2.3.1 Schädlingsaufkommen und Witterung

Da sich die Betriebe über ganz NRW in verschiedenen Naturräumen verteilt befanden, wird an dieser Stelle nicht auf die exakten Witterungsverläufe an jedem Standort einge- gangen, sondern ein übergreifendes, verallgemeinerndes Bild gegeben. Ebenso wird es mit den Schädlingen verfahren, um einen Eindruck der Gesamtlage zu erhalten.

Der Herbst 2018 zeichnete sich durch warme, trockene Witterung im September und Oktober aus. Dabei wurden in beiden Monaten örtlich Temperaturen um 30°C erreicht (WETTERKONTRO 2021). Bedingt durch dieses Witterungsgeschehen traten auf allen Betrie- ben relevante Individuenzahlen von Rapserdflöhen auf. Gerade in den Niederungsregio- nen der Börde kamen auch schwarze Kohltriebrüssler hinzu. Trotz der auch für Blattläuse passenden Witterung zeigte sich bis zum Ende der Vegetation in 2018 nur auf wenigen Betrieben ein bekämpfungswürdiger Befall mit Blattläusen.

Das Frühjahr 2019 startete mitunter bereits sehr früh bereits im Februar. Für Soest wur- den hier am 18.02.2020 Temperaturen bis zu 18°C ausgewiesen (WETTERKONTOR 2021).

Der Zuflug der Schädlinge im Raps startete entsprechend früh. Regional traten bis zu 1200 gefleckte Kohltriebrüssler und bis zu 600 große Rapsstängelrüssler je Gelbschale in drei Tagen auf. Der Zuflug der Ceutorhynchus-Arten hielt an manchen Standorten über drei Wochen an. Eine zusätzliche, verstärkte Belastung durch Rapsglanzkäfer konnte nicht festgestellt werden. Das Aufkommen von Blattläusen als Saugschädlinge, sowie den Larven des Getreidehähnchens war regional unterschiedlich. Insektizideinsätze wa- ren jedoch nur in wenigen Fällen erforderlich.

2.4 Vegetationsperiode 2019-2020

In der Vegetationsperiode 2019-2020 wurden die Feldversuche auf 17 landwirt- schaftlichen Betrieben in NRW durchgeführt. Die Verteilung der untersuchten Kul- turen auf diesen Betrieben ist in Tabelle 3 ersichtlich.

Tabelle 3: Verteilung der Projektbetriebe in der Vegetationsperiode 19/12 auf die Kulturen Winter- raps, Winterweizen und Wintergerste

Kultur Winterraps Winterweizen Wintergerste

Betriebe (n) 10 14 13

Die Verteilung der Betriebe ist auf der nachfolgenden Karte näherungsweise zu betrach- ten. Die Nummerierungen sind aus Tabelle 1 abzuleiten.

(20)

Abbildung 4: Verteilung der teilnehmenden Betriebe in NRW 2019-2020

2.4.1 Schädlingsaufkommen und Witterung

Wie bereits unter 2.3.1 wird an dieser Stelle nur ein kurzer Gesamtüberblick des Witte- rungsverlaufes 2019-2020 gegeben.

Der Herbst 2019 verlief bezüglich der Witterung sehr ähnlich dem Herbst 2018. Die Tem- peraturen lagen gerade im September und Oktober häufig um 20°C, die Niederschlags- mengen vielen insgesamt gering aus (WETTERKONTOR 2021). Trotz der Ähnlichkeiten zum Vorjahr war auf den Projektbetrieben nur geringfügig die Aktivität von Herbstschädlin- gen im Raps festzustellen. Der Besatz an Blattläusen in der Gerste war insgesamt höher und führte zu vermehrten Insektizidbehandlungen. Das Frühjahr verlief ebenfalls mild und trocken, es zeigten sich weder im Raps noch im Getreide nennenswerte Schäd- lingspopulationen, wie dies gerade im Raps im Vorjahr der Fall gewesen war.

2.5 Abschlussbefragung

Bedingt durch die Corona-Pandemie konnte die Gruppendiskussion nicht wie ursprüng- lich geplant zum Projektende im Herbst/Winter 2020 durchgeführt werden. Zum Zeit- punkt der angedachten Diskussion wurde eine fragebogengestützte schriftliche Befra- gung mittels Postversand zum Verlauf des Projektes durchgeführt und ausgewertet. Die- ses Vorgehen ermöglicht einen Einblick in den durch die Betriebe wahrgenommenen Verlauf des Projektes, kann aber den dynamischen Charakter einer Diskussionsrunde nicht ersetzen.

(21)

3. Ergebnisse

Die Ergebnisse werden nachfolgend in der Reihenfolge dargestellt, wie sie erhoben wur- den.

3.1 Ergebnisse der qualitativen Befragung

Die Ergebnisse der qualitativen Experteninterviews auf den landwirtschaftlichen Betrie- ben ergaben, dass der integrierte Pflanzenschutz (IPS) im Bereich der Bekämpfung von Insekten in den untersuchten Betrieben noch nicht in der breiten landwirtschaftlichen Praxis umgesetzt wird. In der Literatur werden verschiedene Einflussfaktoren diskutiert.

Offen ist dabei, welche Rolle sie bei der Umsetzung des IPS spielen. Die Adoptionsfor- schung zum IPS hat bisher kaum die Frage adressiert, wie auf landwirtschaftlichen Be- trieben die Praktikabilität und Umsetzbarkeit konkreter IPS-Maßnahmen bewertet und gehandhabt wird.

2018 wurden 32 Betriebsleiter in NRW in einem qualitativen Forschungsansatz leitfaden- gestützten Interviews befragt. Es zeigte sich, dass besonders Zeit, arbeitswirtschaftliche wie auch arbeitsorganisatorische Aspekte und der geringe Kostenfaktor von Insektiziden als ausschlaggebende Hemmnisse auf die Anwendung von IPS-Methoden wirkten. Wahr- genommene Risiken, der wahrgenommene Nutzen und die Benutzerfreundlichkeit in Kombination mit der eigenen Erfahrung prägen eine Einstellung zum IPS. Diese entschei- det letztlich über die Anwendung oder Ablehnung. Dabei können die von Landwirten wahrgenommenen und in Versuchen ermittelten Risiken unterschiedlich sein. Über wei- terentwickelte Methoden und angepasste Beratung könnte die wahrgenommene Benut- zerfreundlichkeit und damit die Adoption von IPS-Methoden erhöht werden. Dabei soll- ten mögliche Risiken und Nutzen des IPS besser wahrgenommen werden (THIEL et al.

2019).

Eine detaillierte Darstellung findet sich bei THIEL et al 2019.

https://www.buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/251

Aus den Ergebnissen wurde ein modellhafter Weg entwickelt, wie die Landwirte zu ihrer Entscheidung kommen, Methoden des IPS zu nutzen oder abzulehnen (vgl. Abb. 5). Da- bei spielen wahrgenommene Risiken, wahrgenommener Nutzen (der Methode), Benut- zerfreundlichkeit und die eigenen Erfahrungen wesentliche Rollen.

(22)

Abbildung 5: Einflussfaktoren auf die Anwendung des IPS (Schadinsekten) in Getreide und Raps in zeit- licher Abfolge (THIEL et al. 2019).

3.2 Vegetationsperiode 2018-2019

Die erste Vegetationsperiode war, wie bereits unter 2.3.1 aufgeführt, gerade im Raps durch eine Vielzahl und Menge an Rapsschädlingen gekennzeichnet. Einzelne Standorte (z.B. Büren) erreichten im Frühjahr 2019 einen Zuflug von über 1000 gefleckten Kohltrie- brüsslern pro Gelbschale in drei Tagen. Standorte mit Zuflug des großen Rapsstängel- rüsslers (z.B. Soest) mussten aufgrund zeitlich verzettelter Zuflüge teilweise eine zweite Applikation aufgrund desselben Schädlings durchführen. Durch diese Umstände konnten sowohl die Schädlinge als auch die Methoden zu ihrer Erfassung sehr gut und anschaulich auf den Betrieben demonstriert werden. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer sich nicht scheuten, aktiv bei Problemen und Fragen an den Ansprechpartner der FH-SWF heran- zutreten. Gerade bei Bestimmungsproblemen wurde gerne auf WhatsApp zurückgegrif- fen, um Bilder von vorgefundenen Insekten bei der Feldkontrolle weiterzuleiten. So konnten lange Wartezeiten vermieden werden, und die Maßnahmen gut in die teils zeit- lich eng aufeinander abgestimmten Betriebsabläufe integriert werden.

Die Vegetationsperiode 2018-2019 wurde auf 24 Betrieben begleitet (vgl. Tabelle 1).

(23)

3.2.1 Zeitaufwand der Felderhebungen

Die Bonituren im Feld erfolgten jahreszeitlich auf die auftretenden Schädlinge ange- passt. Daher werden die Ergebnisse auch differenziert zwischen Herbst und Frühjahr dargestellt. Bei der Herbstbetrachtung 2018 fällt die Häufigkeit von fast sechs Kon- trollen im Raps gegenüber den etwa zwei Kontrollen im Getreide auf. Der zeitliche Aufwand, besonders für Raps und Gerste, kann als ähnlich betrachtet werden. Die benötigte Zeitspanne in der Gerste ist laut Standardabweichung jedoch geringer (vgl.

Abb. 6).

Abbildung 6: Anzahl und Dauer der Herbstbonituren 2018 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung

Im Vergleich zu den Herbstdaten zeigt sich im Frühjahr, dass die Dauer der Kontrol- len gerade im Weizen geringer ausfällt. Ebenso zeigen sich deutlich mehr Projektbe- triebe bereit im Weizen Bonituren durchzuführen, als dies im Herbst der Fall war.

Bei der Gerste zeigt sich diese Entwicklung umgekehrt.

Mit einem leicht höheren Zeitaufwand gegenüber den Herbstbonituren stellte sich der Raps dar. Die Anzahl der Kontrollen änderte sich nur beim Weizen nachhaltig mit einer Verdoppelung gegenüber dem Herbst. Die Zeitspanne, welche durch die Land- wirte zur Bonitur angegeben wurde, reduzierte sich leicht (Abb. 7).

5,8

1,6 2,4

23 21

24

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0

Raps (n=17) Weizen (n=12) Gerste (17)

Anzahl bzw. Dauer

Ø Anzahl Ø Dauer (min.)

(24)

Abbildung 7: Kenndaten der Frühjahrsbonituren 2019 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung

3.2.2 Insektizidapplikationen

Die Anwendungsintensität von Insektiziden wurde anhand der Behandlungshäufigkeit bestimmt. Dabei gaben die Landwirte ihre Handlungsentscheidung für die betriebsübli- che Fläche sowie die Testfläche an den Mitarbeiter der FH-SWF weiter. Es wurden Häu- figkeiten und eingesetzte Produkte / Wirkstoffe ermittelt. Die Methode wurde gewählt, da auf den Testflächen aufgrund der Größe keine Teilflächenbehandlung möglich gewe- sen ist, und so eine bessere Vergleichbarkeit als bei der Ermittlung des Behandlungsin- dexes gewährleistet war.

In der ersten Vegetationsperiode konnten bei stringenter Anwendung der Schadschwel- len im Getreide die Insektizideinsätze gegenüber der betriebsüblichen Variante um 44 % (Weizen) bzw. 45 % (Gerste) gesenkt werden. Im Raps konnte der Einsatz um 33 % redu- ziert werden (vgl. Abb. 8).

Abbildung 8: Häufigkeit der Insektizidapplikationen 2018-2019 in den Kulturen Raps, Weizen und Gerste. Vergleich zwischen betriebsüblicher Variante und Schadschwellen.

6,2

3,0 2,7

26

15

20

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0

Raps (n=13) Weizen (n=21) Gerste (n=6)

Anzahl bzw. Dauer

Ø Anzahl Ø Dauer (min.)

3,3

0,6 0,6

2,2

0,4 0,3

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

Raps Weizen Gerste

Anzahl Behandlungen

Betriebsüblich (18/19) nach Schadschwelle (18/19)

(25)

3.2.3 Ertragsergebnisse

Die Ertragsunterschiede in den Kulturen fielen unterschiedlich aus. Sowohl für Gerste als auch für Raps war eine Reduktion des Ertrags von etwa 2 dt/ha im Schnitt aller Betriebe zu verzeichnen. Im Weizen konnte gemittelt kein Unterschied festgestellt (vgl. Abb. 9).

werden. Die Ertragsdifferenzen sind nicht signifikant. Während im Getreide eine leicht höhere Spanne der Erträge der Testflächen auffällt, scheint im Raps die Ertragsstabilität durch die Schadschwellenanwendung geringfügig gefestigter (Abb. 9).

Abbildung 9: Gemittelte Erträge der Kulturen Raps, Weizen und Gerste in der Vegetationsperiode 2018- 2019, Vergleich betriebsüblich und nach Schadschwelle, ergänzt um Standardabweichung.

Tabelle 4 zeigt die Ertragsdaten für die jeweiligen Betriebsstandorte. Die Nummerierung ist fortlaufend nach Tabelle 1 durchgeführt.

37

88,7

80,5

35

88,7

78,7

-2

0 -5 -1,8

15 35 55 75 95 115

Raps Weizen Gerste

dt/ha

Ertrag betriebsüblich (dt/ha) Ertrag IPSi (dt/ha) Differenz (dt/ha)

(26)

Tabelle 4: Ertragsergebnisse der Standorte 2018-2019 betriebsüblich und nach IPSI

Ertrag dt/ha

Ort

Raps

(b.übl.) Raps (IPSI)

Weizen (b.übl.)

Weizen (IPSI)

Gerste (b.übl.)

Gerste (IPSI)

1. Anröchte 36,4 36,7 82,5 82,5

2. Bad Sassendorf 110,0 110,0 105,5 105,5

3. Bad Sassendorf 87,5 87,5

4. Beckum 63,0 60,0 70,0 70,0

5. Beckum 34,0 34,0 83,0 83,0 78,0 78,0

6. Brilon

7. Brilon 45,4 45,4 106,8 105,3 81,0 99,4

8. Büren 36,0 36,0 96,2 96,2 89,8 89,8

9. Coesfeld 41,0 41,0

10. Euskirchen 45,0 45,0 75,0 66,0

11. Fürstenberg 25,0 25,0 97,0 97,0

12. Gronau 65,0 65,0 64,0 64,0

13. Hamm 39,0 39,0 114,0 114,0 99,0 99,0

14. Hille/ Bad Oeynhausen 85,0 85,0 66,0 66,0

15. Hüllhorst

16. Kamen 30,0 30,0 100,0 100,0 93,0 93,0

17. Laer 37,0 37,0 89,5 89,5 74,0 74,0

18. Menden 38,0 38,0 92,0 92,0 70,0 70,0

19. Petershagen - - 70,0 75,0 74,0 74,0

20. Soest 36,5 36,5 90,0 90,0 85,0 85,0

21. Steinheim

22. Unna 37,0 37,0

23. Werl 90,0 90,0

24. Wülfrath 32,4 38,9 75,0 75,0 95,8 95,8

3.3 Vegetationsperiode 2019-2020

Wie unter 2.4.1 bereit aufgeführt, traten in der zweiten Vegetationsperiode des Projek- tes deutlich weniger Rapsschädlinge auf. Im Herbst traten in der Gerste regional ver- stärkt Blattläuse auf. Das größte Problem der zweiten Vegetationsperiode stellte jedoch die Corona-Pandemie dar, welche Betriebsbesuche auf ein Minimum reduzierte. Gerade während des Hauptzuflugs der Rapsschädlinge waren Betriebsbesuche durch den Mitar- beiter der FH-SWF nicht möglich. Umso wichtiger waren die bereits aufgebauten, ver- trauten Wege über beispielsweise Whatsapp. Folglich wurde der Großteil der Beratung und Analyse per Ferndiagnose erstellt.

In der Vegetationsperiode 2019-2020 wurden 17 Betriebe betreut.

3.3.1 Zeitaufwand der Felderhebungen

Im Vergleich zur Herbsterhebungen der ersten Vegetationsperiode zeigte sich sowohl eine Reduktion der Anzahl, als auch der Dauer der Rapsbonituren. Im Getreide fielen sowohl Dauer und Anzahl der Kontrollen vergleichbar aus. Der Anteil an Landwirten, die

(27)

im Weizen Kontrollen auf Blattläuse als Virusvektoren durchführte, hat deutlich abge- nommen (vgl. Abb. 10).

Abbildung 10: Anzahl und Dauer der Herbstbonituren 2019 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung

Die Anzahl der Frühjahrsbonituren im Raps hat sich trotz geringeren Schädlingsaufkom- mens nicht geändert. Hingegen haben sich die Frühjahrskontrollen im Getreide erhöht, im Weizen wie schon im Vorjahr verdoppelt. Der Zeitaufwand der Getreidekontrollen sinkt im Frühjahr im Verhältnis zu den Herbstbonituren ab. Ebenso sinkt die Anzahl der Teilnehmer, welche Gerste im Frühjahr kontrollieren. Umgekehrt ist die Anzahl der Be- triebe, welche den Weizen im Frühjahr bonitieren, gegenüber der Herbstanzahl wie auch schon im Vorjahr gestiegen (vgl. Abb. 11).

Abbildung 11: Kenndaten der Frühjahrsbonituren 2020 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung

3.3.2 Insektizidapplikationen

Werden nun die Zahlen aus der Vegetationsperiode 2019-2020 verglichen, konnte hier wie auch im Vorjahr eine Reduktion zwischen den Varianten erzielt werden. Im Raps er- folgte eine Reduktion um 66 %, im Weizen um 66 % und in der Gerste um 61 % (vgl. Abb.

12).

3,9 1,5 2,2

18 20 20

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

Raps (n=10) Weizen (n=7) Gerste (n=12)

Anzahl bzw. Dauer

Ø Anzahl Ø Dauer (min.)

6,1

3,5 2,9

16 16

19

0 5 10 15 20 25 30

Raps (n=12) Weizen (n=16) Gerste (n=7)

Anzahl bzw. Dauer

Ø Anzahl Ø Dauer (min.)

(28)

Abbildung 12: Häufigkeit der Insektizidapplikationen 2019-2020 in den Kulturen Raps, Weizen und Gerste. Vergleich zwischen betriebsüblicher Variante und Schadschwellen.

3.3.3 Ertragsergebnisse

In der Vegetationsperiode 2019-2020 konnten Ertragsrückgänge beim Weizen festge- stellt werden. Die Streuung des Ertrags war in den nach Schadschwelle behandelten Testflächen wieder geringfügig höher. Eine Signifikanz der Ertragsunterschiede war nicht gegeben (vgl. Abb. 13).

Abbildung 13: Gemittelte Erträge der Kulturen Raps, Weizen und Gerste in der Vegetationsperiode 2018- 2019, vergleich betriebsüblich und nach Schadschwelle. Ergänzt um Standardabweichung.

Tabelle 5 zeigt die Ertragsdaten für die jeweiligen Betriebsstandorte. Die Nummerierung ist fortlaufend nach Tabelle 1 durchgeführt.

1,8

0,4 0,4

0,6

0,1 0,1

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

Raps Weizen Gerste

Anzahl Behandlungen

Betriebsüblich (19/20) nach Schadschwelle (19/20)

37,4

88,9 83,3

37

87,8 82,7

-0,4 -1,1 -0,6

-5 15 35 55 75 95 115

Raps Weizen Gerste

dt/ha

Ertrag betriebsüblich (dt/ha) Ertrag IPSi (dt/ha) Differenz (dt/ha)

(29)

Tabelle 5: Ertragsergebnisse der Standorte 2018-2019 betriebsüblich und nach IPSI

Ertrag dt/ha

Ort

Raps (b.übl.)

Raps (IPSI)

Weizen (b.übl.)

Weizen (IPSI)

Gerste (b.übl.)

Gerste (IPSI)

1. Anröchte 38,0 38,0 93,0 93,0 91,0 91,0

2. Bad Sassendorf - - 110,0 110,0 105,0 105,0

3. Bad Sassendorf 98,0 98,0

4. Beckum 80,0 80,0 70,0 70,0

5. Beckum 82,0 82,0

7. Brilon 50,0 50,0 110,0 110,0 97,0 97,0

8. Büren 47,4 47,4 98,1 98,1 95,7 95,7

10. Euskirchen 31,0 31,0 68,0 54,0 59,0 51,0

12. Gronau 71,0 71,0 57,0 57,0

14. Hille/ Bad Oeynhausen - - - - - -

16. Kamen 41,0 39,0 100,3 100,3 97,0 97,0

17. Laer 36,5 36,5 91,0 91,0 78,0 78,0

18. Menden 45,0 45,0 80,0 80,0 70,0 70,0

19. Petershagen 18,0 16,0 80,0 77,0 77,0 78,0

20. Soest 35,0 35,0 105,0 105,0 98,0 98,0

(22.) Unna - -

23. Werl 92,0 92,0 96,0 96,0

24. Wülfrath 32,0 32,0 85,0 85,0 75,0 75,0

3.4 Mittelwerte 2018-2020

Um die Ergebnisse der zweijährigen Untersuchungen zusammen zu bringen, werden die Ergebnisse nun noch einmal als gemittelte Werte dargestellt. Durch das im Raps sehr unterschiedlich ausgeprägte Auftreten relevanter Schädlinge war es jedoch nicht sinn- voll, einen alleinigen Blick auf die Zusammenfassung zu werfen. Hier wird nun auch nicht mehr zwischen Frühjahr und Herbst differenziert, sondern ein Durchschnittsbild über die Kulturen und Vegetationsperioden gegeben.

Abbildung 14 zeigt, dass die Boniturhäufigkeiten im Raps doppelt so hoch liegt wie bei den untersuchten Getreidekulturen. Der Zeitaufwand je Bonitur hingegen ist bei den Kul- turen vergleichbar. Insgesamt ist die Standardabweichung des Zeitaufwandes je Bonitur der Kontrollen als hoch zu werten. Im Raps ist sie tendenziell höher als im Getreide. Dies steht in Zusammenhang mit dem individuellen Zeitbedürfnis. Einige der Teilnehmer brauchten über den gesamten Projektzeitraum länger als andere. Gleichzeitig wird die Standardabweichung durch Kontrollen, in denen besonders viele Individuenzahlen der Schädlinge zu erfassen waren, erhöht.

(30)

Abbildung 14: Anzahl und Dauer der Schädlingsbonituren 2018-2020 für die Kulturen Raps, Weizen und Gerste mit Standardabweichung

Wie aus Abbildung 15 zu erkennen ist, konnten die Behandlungshäufigkeit über den Pro- jektzeitraum in allen Kulturen gesenkt werden. Sie erreichte in den Testflächen ein Ni- veau, welches ebenso den Bundesdurchschnitt (PAPA 2021) unterschritt. Eine signifi- kante Senkung konnte nur für den Raps erzielt werden (T-Test, sign. 0,016). Die Reduk- tion an Insektizideinsätzen im Mittel der Vegetationsperioden 2018-2020 ergaben für Raps eine Reduktion um 42 %, für Weizen 53 % und für Gerste 50 %.

Abbildung 15: Behandlungshäufigkeit mit Insektiziden, gemittelt über den Zeitraum 2018-2020. Bundes- daten nach PPAPA JKI2021

11

5 5

21

18

21

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Raps (n = 52) Weizen (n = 55) Gerste (n = 42)

Anzahl bzw. Minuten

Ø Anzahl Ø Dauer (min.)

2,6

0,5 0,5

1,5

0,2 0,2

2,4

0,5 0,4

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5

Raps Weizen Gerste

Anzahl Behandlungen

Mittel betriebsüblich Mittel nach Schadschwelle Bundesschnitt

(31)

Die gemittelten Ertragsdaten zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Va- rianten (T-Test, Raps: 0,67; Weizen: 0,15; Gerste:0,23). Dennoch sind aus den Daten die Tendenzen zu leicht geringeren Erträgen festzustellen. Sie lagen für Raps bei - 3,7 %, für Weizen bei – 0,6 % und für Gerste bei – 1,3 % im Verhältnis zur betriebsüblichen Vari- ante (vgl. Abb. 16).

Abbildung 16: Gemittelte Relativerträge der Kulturen Raps, Weizen und Gerste 2018-2020, Vergleich betriebsüblich und nach Schadschwelle, ergänzt um Standardabweichung.

3.5 Betreuungsaufwand

Die Betriebe wurden über beide Vegetationsperioden eng durch einen Projektmitarbei- ter der FH-SWF betreut. Dabei wurde der Kontakt und Austausch neben Terminen vor Ort auch maßgeblich über Info-Rundmails, Telefon und Whatsapp getätigt. Besonders letzteres war hilfreich, wenn Fragen zur Bestimmung von Nützlingen, Schädlingen oder zur Befallseinschätzung insgesamt vorlagen. Gleichzeitig wurden auf diesem Wege von einigen Teilnehmern auch die Dokumentationsbögen in ausgefüllter Form zur Verfügung gestellt.

Angestrebt war, dass die Kulturen zu verschiedenen Terminen gemeinsam besichtigt wurden, insbesondere dann, wenn durch den Betrieb Unsicherheiten auftraten. So wur- den Termine und auch die Notwendigkeit der Termine meist kurzfristig abgestimmt. Ge- rade in der ersten Vegetationsperiode waren diese Termine wichtig, um eine Umsetzung und Erlernung der Methoden zur Bonitur sicher zu stellen, aber auch, um ein notwendi- ges gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Über Info-Mails wurde das aktuelle Gesche- hen, Handlungsempfehlungen und Erinnerungen an Methoden und Schadschwellen zur Verfügung gestellt. So wurde auch regelmäßig zur Bestandeskontrolle aufgerufen. In Ta- belle 4 ist eine Übersicht zu den Infomails und Betriebsbesuchen gegeben.

100 96,3 100 99,4 100 98,7

-3,7 -0,6 -1,3

-10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120

Raps Weizen Gerste

Relativwert

Ertrag betriebsüblich (dt/ha) Ertrag IPSi Differenz

(32)

Tabelle 6: Anzahl Betriebsbesuche und Infomails 2018-2020

2018/2019 2019/2020

Betriebsbesuche

Gesamt 81 54

Durchschnittliche

Betriebsbesuche 3,4 3,1

Versendete Info-

Mails 15 25

Tabelle 6 zeigt, dass in der zweiten Vegetationsperiode mehr Infomails verfasst wurden.

Hintergrund sind Gespräche mit den Teilnehmern, die diesen Informationsweg gerne in- tensiver in Anspruch nahmen. Die Reduktion an Betriebsbesuchen 2019/2020 ist auf die Dienstreisebeschränkung während der Corona-Pandemie zurück zu führen. Reisen wäh- rend des Zuflugs der Rapsschädlinge war durch diese Einschränkungen nicht möglich.

3.6 Schriftliche Befragung

Bedingt durch die anhaltenden Beschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie wurde keine Gruppendiskussion durchgeführt. Eine Durchführung als Online-Format wurde zunächst in Erwägung gezogen. Durch die unterschiedliche Ausstattung mit Tech- nik der Betriebe und den besseren Diskussionscharakter einer Präsenzveranstaltung wurde die Durchführung zunächst vom Herbst 2020 auf das Frühjahr 2021 vertagt. Eine Durchführung wurde hier jedoch auch nicht ermöglicht.

Bereits im Herbst 2020 wurde daher ein Fragebogen an die Projektlandwirte übermittelt, der einige Fragen der geplanten Gruppendiskussion aufgreifen sollte. Über neun Fragen würden dabei schwerpunktmäßig die Erfahrungen mit Schädlingen, Nützlingen und dem methodischen Umgang erfasst. Nachfolgend wird eine Kurzfassung der Antworten in zu- sammengefasster Weise gegeben. Ähnlich wie unter 3.1 wurde eine Synthesematrize verwendet und die Aussagen in Tendenzen zusammengefasst. Eine detailliertere Aus- wertung befindet sich im Anhang. Befragt wurden die Teilnehmer, die das Projekt über zwei Vegetationsperioden begleitet haben. Von 17 Betrieben kamen 15 Fragebögen zu- rück, die Rücklaufquote beträgt damit 88 %.

Durch das Projekt IPSI verwendeten 67 % der befragten Betriebe mehr Zeit damit, Feld- kontrollen durchzuführen. 20 % waren bereits zuvor intensiv in ihren Beständen unter- wegs (vgl. Abb. 17). Alleine dieser Wert zeigt, dass es sich bereits vor Projektbeginn um eine Gruppe von Landwirten handelte, welche tendenziell zu den IPS-motivierten Land- wirten zu zählen ist.

(33)

Abbildung 17: Veränderung des Zeitaufwands für Feldkontrollen durch das Projekt IPSI

80 % der Betriebe gaben an, dass sie die für sie und ihre Kulturen relevanten Schädlinge besser erkennen und hinsichtlich ihrer Schadwirkung einschätzen können. 13 % gaben diese Einschätzung zumindest für einzelne Schädlinge (vgl. Abb. 18).

Abbildung 18: Verbesserung der Einschätzung und des Erkennens von Schädlingen durch das Projekt IPSI

Die wahrgenommene Methodensicherheit zeigt sich besonders bei der Bonitur von Pflanzen im Rahmen der Linienbonitur. Fast 90 % der Betriebe fühlen sich mit dieser Me- thode vertraut und sicher. 60 % der Befragten gaben dies auch für die Verwendung der Gelbschalen an, das waren neun Betriebe. 13 der befragten Betriebe verwenden Gelb- schalen, sodass hier die nötige Methodenvertrautheit noch nicht bei allen Betrieben er- reicht werden konnte (vgl. Abb. 19).

Abbildung 19: wahrgenommene Methodensicherheit mit verwendeten Boniturmethoden im Rahmen des Projektes IPSI

0 20 40 60 80

Ja (n=10) Nein (n=2) Vorher bereits intensiv

angewand (n=3)

%

Verbringen Sie seit IPSI mehr Zeit mit Feldkontrollen?

0 20 40 60 80

Ja (n=12) Nein (n=1) Einzenlne Schädlinge nicht (n=2)

%

Erkennen Sie durch IPSI die Schädlinge besser? Können Sie sie besser einschätzen?

0 20 40 60 80 100

Pflanzenbonitur (n=13) Gelbschale (n=9)

%

Mit welchen Erhebungsmethoden fühlen Sie sich vertraut?

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konventionell konventionell Bandsaat (Getreide) Bandsaat (Getreide) ordnungsgemäß 50 % reduziert 20-40 % reduziert keine N-Düngung Herbizid (SSW) Herbizid mech.

Endungen werden immer wieder verschluckt, wodurch Wörter für den Zuhörer nicht richtig zu hören sind4. ⮕ Wir sprechen alle Wörter bis zu ihrem Ende

Unsere Sprechstücke lassen sich sowohl mit der gesamten Klasse als auch mit einzelnen Schülern oder Schülerkleingruppen einüben.. Diese können Sie während der Übungsphase

Anschließend setzen alle vier Gruppen gemeinsam ein und sprechen ihre Wörter, bis durch ein Zeichen das Ende signalisiert wird4. Schule Schule Schule Schule Pausenhof

Unsere Sprechstücke lassen sich sowohl mit der gesamten Klasse als auch mit einzelnen Schülern oder Schülerkleingruppen einüben.. Diese können Sie während der Übungsphase