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B R E N N P U N K T

1 Physik Journal 11 (2012) Nr. 4 © 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

W

enn Autos oder Raumschiffe einfach unsichtbar werden, denkt wohl jeder an James Bond und Star Trek. Und doch ist es kürzlich gelungen, mithilfe von künstlich hergestellten Materialien Tarnkappen herzustellen, die Ob- jekte in bestimmten Frequenzbe- reichen verbergen können []. Etwas Ähnliches passiert auf der atomaren Skala bei einem der Schlüsseleffekte der Quantenoptik, der elektroma- gnetisch induzierten Transparenz (EIT) []. Darunter versteht man die Tatsache, dass Atome, die bei resonanter Anregung Licht norma- lerweise stark absorbieren, durch Interferenz mit einem zweiten Lichtfeld transparent werden kön- nen (Abb. 1a, b). Das zweite Lichtfeld koppelt dabei einen weiteren sta- bilen Grundzustand an den ange- regten Zustand. Dadurch ergeben sich von beiden Grundzuständen aus Pfade zum angeregten Zustand, die destruktiv interferieren, sodass das Atom in den Grundzuständen bleibt. Ralf Röhlsberger und Mit- arbeitern an der Synchrotronstrah- lungsquelle PETRA III am DESY in Hamburg ist es nun gelungen, EIT in der Wechselwirkung von harter Röntgenstrahlung mit Atomker-

nen zu beobachten []. Dies ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer Röntgen-Quantenoptik.

Die moderne Quantenoptik wäre nicht denkbar ohne den Laser, der es ermöglicht, die Dynamik der äußeren Elektronenschalen von Atomen weitreichend zu kontrol- lieren. Daher überrascht es nicht, dass inzwischen eine Vielzahl von Quellen entwickelt wurden, die über einen weiten Spektralbereich Strah- lung mit laserartigen Eigenschaften erzeugen. Vor allem bei harten Röntgenstrahlen gibt es derzeit große Fortschritte. Am bekanntes- ten sind sicherlich Freie-Elektronen- Laser (FEL), wie sie etwa in Stanford (USA) und Harima (Japan) bereits in Betrieb oder in Hamburg mit dem European XFEL in Bau sind.

Aber auch bei den seit Jahrzehnten genutzten Synchrotron-Strahlungs- quellen ist es durch kontinuierliche Weiterentwicklung gelungen, die Strahlqualität erheblich zu steigern.

Wie bei den optischen Lasern ist zu erwarten, dass die neuen Maschinen eine Vielzahl von Ideen, Methoden und Anwendungen im Röntgenbe- reich stimulieren.

Diese Fortschritte werfen insbe- sondere die Frage auf, ob sich quan-

tenoptische Methoden auch im Röntgenbereich realisieren lassen.

Solche Experimente sind derzeit je- doch herausfordernd – etwa, wenn verschiedene gegeneinander stabili- sierte Frequenzen zur gleichen Zeit nötig sind. Daher ist es in der Regel nicht möglich, Methoden aus der atomaren Quantenoptik direkt zu übertragen. Somit sind neue Ideen und Ansätze gefragt.

In ihrem Experiment haben die Hamburger Fo rscher nun die Wechselwirkung von Synchrotron- strahlung mit 57Fe-Atomkernen untersucht. Die Röntgenstrahlung koppelte dabei an die traditionelle Mößbauer-Resonanz in Eisen mit einer Anregungsenergie von 14,4 keV. Dies ist mehr als drei Größenordnungen höher als in typischen quantenoptischen Ex- perimenten. Allerdings stand nur eine monochromatische Lichtquelle zur Verfügung und nicht zwei ver- schiedenfarbige Felder wie beim optischen EIT. Zudem weisen die Atomkerne im Experiment nur zwei Niveaus auf und nicht drei.

Um diese Herausforderungen zu überwinden, haben die Physiker einen Wellenleiter verwendet, in dem das Röntgenlicht eine stehende

Abb. 1 Atome absorbieren monochro- matisches Licht normalerweise stark, wenn es resonant mit einem atomaren Übergang ist (a). Γ ist hier die Breite der Resonanz, Δ die Laserverstimmung. Bei der elektromagnetisch induzierten Transparenz (EIT) wird das Atom durch die Ankopplung eines zweiten Grundzu-

stands transparent (b). Das Experiment mit Atomkernen besteht aus zwei Eisen- schichten (braun) in einem Wellenleiter (gelb, c). Da die Kerne in den beiden Schichten unterschiedlich schnell zerfal- len, ergibt sich effektiv das EIT-Schema mit drei Quantenzuständen, obwohl die Kerne selbst nur zwei Zustände haben.

Abb. 2 Zwei durch die weißen Konturen erkennbare Glasplat- ten stehen für die beiden Schichten von Atomkernen aus Abb. 1c. Die Glasplatten befinden sich zwischen zwei Spiegeln, die den Wellenleiter simulieren. Ein grüner Laserstrahl symboli- siert das Röntgenlicht. Durch Reflexionen im Wellenleiter wechselwirkt das Röntgenlicht vielfach mit den Eisenschich- ten, was hier durch die Spiegelbilder angedeutet ist. Durch Interferenz der Reflexionen entsteht das Wellenleiterfeld, welches die Realisierung des EIT-Schemas ermöglicht.

n Wenn Eisen transparent wird

Moderne Röntgenquellen machen elektromagnetisch induzierte Transparenz in Atomkernen möglich.

Priv.-Doz. Dr. Jörg Evers, Max-Planck- Institut für Kernphy- sik, Saupfercheck- weg 1, 11 Heidel- berg

a

b

c

Laser

Laser 1 Laser 2

g2

g1

Imin Imax

Wellenleiter Röntgen- licht langsamer Zerfall

schneller Zerfall

e

g

e

Δ Δ

–4 –2 0 2 4

–4 –2 0 2 4

Δ/Γ

Δ/Γ

aus []

DESY

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B R E N N P U N K T

© 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 11 (2012) Nr. 4 19 Welle bildet (Abb. 1c, Abb. 2). In dem

Intensitätsminimum bzw. -maxi- mum der stehenden Welle sind zwei dünne Eisenschichten mit vielen Atomkernen platziert.

Dieser Aufbau hat zwei entschei- dende Konsequenzen: Zum einen tritt eine kollektive Beschleunigung des spontanen Zerfalls vom ange- regten Zustand des Eisenatoms in den Grundzustand auf – die sog.

Superradianz. Ursache hierfür ist, dass in dem Experiment kohärent gestreute Photonen untersucht werden und somit nicht bekannt ist, welcher der Atomkerne an dem Streuprozess beteiligt ist. Zum an- deren koppeln die Atomkerne in einem Intensitätsmaximum stärker an das Wellenleiterfeld als die im Minimum. Dieser Purcell-Effekt führt gemeinsam mit der Superra- dianz dazu, dass Anregung und Ab- regung für die Atomkerne im Inten- sitätsmaximum stark beschleunigt ablaufen. Der Zerfall der Kerne im Minimum bleibt hingegen praktisch unverändert, sodass diese Kerne auf der neuen Zeitskala stabil sind.

Mit diesem Trick sind in dem System aus einem Photon, dem Wellenleiter und den beiden Schichten drei mögliche Quan- tenzustände realisiert: (1) Photon im Wellenleiterfeld, alle Kerne im Grundzustand; (2) Schicht im Mi- nimum hat Photon absorbiert, und (3) Schicht im Maximum hat Pho- ton absorbiert. Die ersten beiden Zustände können nun die beiden Grundzustände für EIT bilden, da sie auf der beschleunigten Zeitskala des dritten Zustands stabil sind.

Somit entsteht mithilfe des Wellen-

leiters effektiv das Drei-Niveau-Sys- tem für EIT. Die Messdaten belegen eindrucksvoll, dass dieser Effekt tat- sächlich auftritt, in guter Überein- stimmung mit theoretischen Vor- hersagen. Analytische Rechnungen zeigen dabei auch die Analogie zur atomaren Quanten optik.

Mit ihrem Ansatz legen Röhls- berger und seine Kollegen den Grundstein für weitere Unter- suchungen von quantenmecha- nischen und nichtlinearen Effek- ten mit Atomkernen. Hierdurch könnten sich eine Vielzahl von Anwendungen z. B. in der nicht- linearen Spektroskopie, der Quan- teninformationstheorie oder der Quantenmetrologie ergeben. Auch ein Rücktransfer von Ideen zur ato- maren Quantenoptik ist denkbar, wo z. B. EIT ebenfalls mit einzelnen Photonen erforscht wird [4]. Eine interessante Zukunftsperspektive ist die Verwendung von Freie-Elektro- nen-Lasern als Lichtquelle. Diese lassen sich derart erweitern, dass sie eine große Zahl von resonanten Photonen in einem kohärenten Puls erzeugen [5]. Damit würden sich weitere quantenoptische Methoden für den Röntgenbereich eröffnen.

Jörg Evers [1] M. Wegener et al., Physics Today 63

(10), 32 (2010)

[2] M. Fleischhauer et al., Rev. Mod. Phys.

77, 633 (2005)

[3] R. Röhlsberger et al., Nature 482, 199 (2012)

[4] H. Tanji-Suzuki et al., Science 333, 1266 (2011)

[5] J. Feldhaus et al., Opt. Commun. 140, 341 (1997)

n Antiwasserstoff hyperfein vermessen Eines der großen Rätsel der Physik ist die Frage, warum Materie im Univer- sum überwiegt. Aufschluss darüber könnte z. B. die sehr genaue Untersu- chung von Antiwasserstoff geben. Der Alpha-Kollaboration am CERN ist es nun gelungen, die Hyperfeinstruktur- aufspaltung von Antiwasserstoff zu messen. Im Rahmen der noch recht geringen Messgenauigkeit von 4 · 10–3 stimmt sie mit der Hyperfeinstruktur- aufspaltung von Wasserstoff überein.

C. Amole et al. (ALPHA Collaboration), Nature, DOI: 10.1038/nature10942 (2012)

n Magnetisieren braucht seine Zeit Die Computerindustrie benötigt Mate- rialien, die sich möglichst schnell ma- gnetisieren lassen. Eisen-Rhodium ist für neue Datenspeicher im Gespräch.

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S. O. Mariager et al., Phys. Rev. Lett.

108, 087201 (2012)

K U R Z G E FA S S T

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