Ökonomie
Zu dem Kommentar: „Unter dem Diktat der Ökonomie – Auf gefähr- lichen Pfaden“ von Dr. med. Alfred Möhrle in Heft 5/2003:
Opfer verhöhnt
Möhrle verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus wenn er deren Tötung mit der in Zukunft vielleicht not- wendigen Einschränkung des Leistungskatalogs in Zusam- menhang bringt. In unserem Papier hatten wir ausdrück- lich abgelehnt, dass dies auf der Grundlage ökonomischer Überlegungen erfolgen dür- fe, sondern demokratisch le- gitimierter Verfahren bedür- fe. Möhrles Demokratiever- ständnis wird deutlich, wenn er bedauert, dass „gesell- schaftlich relevante Gruppen aller Art glauben, ihren Senf zu einer Reform des Systems dazugeben zu müssen“. Soll-
ten Autoritäten wie Möhrle für die Gesellschaft entschei- den dürfen? Ein Albtraum!
Prof. Dr. med. Dr. sc. Karl W.
Lauterbach,Institut für Gesundheits- ökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Gleueler Straße 176–178, 50935 Köln
Rahmenbedingungen übersehen
Herr Möhrle kritisiert mit ge- spielter (?) Empörung, dass die Rationierung medizini- scher Leistungen zur Realität wird. Dabei ist dies für drei Viertel aller deutschen Ärzte schon klinischer Alltag. Dass nicht mehr alle Patienten opti- mal behandelt werden kön- nen, ist bei einer Rationierung per definitionem der Fall. Nur noch 10 % der deutschen Me- diziner glauben an das Ideal- bild einer optimalen Versor- gung, das Herr Möhrle hier
tapfer weiter propagiert. Der dritte Schritt ist schließlich die Auswahl von Patienten für medizinische Leistungen, und wer wollte es den Kollegen Gandjour und Lauterbach ver- denken, dass sie hierfür ethi- sche und medizinische Werte und Regeln fordern. Der Ver- such Möhrles, hier eine gefähr- liche Nähe zu rechtem Gedan- kengut auch nur anzudeuten, ist absurd. Seine Kritik einer scheinbar realitätsfernen Ge- sundheitsökonomie zeigt nur auf, dass er selbst die ökono- mischen Rahmenbedingungen nicht sehen kann oder will.
Wir Ärzte wären doch froh, wenn nicht wir dem Patienten mitteilen müssen, dass seine Therapie nicht mehr erstattet wird, sondern wenn die Ra- tionierung bereits auf politi- scher Ebene unter direkter Beteiligung der Bevölkerung geschieht. Nur so können das Solidarprinzip und der GKV-
Beitragssatz stabil gehalten werden.
Dr. med. Stefan Sauerland, Denklinger Straße 8, 51109 Köln
Eidesformel
Zu dem Leserbrief „Frage: In wel- chem Geist“ von Dr. Patricia Aden in Heft 5/2003:
Energischer Protest
Ich protestiere energisch da- gegen, dass das DÄ Raum gibt für kirchliche Propagan- da. Ohne Frau Kollegin Aden in ihren religiösen Auffassun- gen zu nahe treten zu wollen, so hat sie sicher die Möglich- keit, diese an geeigneterer Stelle kundzutun – in eine bekenntnisneutrale Fachzeit- schrift gehören sie jedenfalls nicht!
Prof. Dr. med. habil. G. Jäschke, Jägerstraße 63 A, 10117 Berlin B R I E F E