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Archiv "Gesundheitsreform: Plädoyer gegen Kopfpauschalen" (25.07.2003)

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A K T U E L L

A

A1972 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3025. Juli 2003

D

er Rohbau steht. In unmit- telbarer Nähe zum Berli- ner Regierungsviertel nimmt das gemeinsame Verbände- haus von Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlicher Bun- desvereinigung (KBV) und Deutscher Krankenhausge- sellschaft (DKG) Gestalt an.

Bis Mitte nächsten Jahres soll das Gebäude bezugsfertig sein. Am 16. Juli wurde Richt- fest gefeiert.

Gerade in diesen stürmi- schen Zeiten könne man beob- achten, wie wichtig die direkte Nähe zum politischen Gesche- hen sei, sagte BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe. Ebenso wie DKG-Prä- sident Dr. jur. Burghard Rocke sprach sich Hoppe dafür aus, das neue Domizil zu einem Ort konstruktiver Gespräche wer- den zu lassen. Dadurch würde einmal mehr deutlich, dass die Selbstverwaltung die Interes- sen der Ärzte, aber auch die der Patienten wahrnehme.

Der KBV-Vorsitzende Dr.

med. Manfred Richter-Reich- helm betonte, dass die KBV

zunächst nur Mieter des Hau- ses sein werde, weil die Zu- stimmung des Bundesgesund- heitsministeriums für einen Umzug der KBV weiter aus- stehe. Hier sei eine schnelle Entscheidung nötig. Zugleich machte sich Richter-Reich- helm dafür stark, den Platz zwischen den beiden zentralen Bauten des Verbändehauses nach dem im Dritten Reich verfolgten jüdischen Arzt Her- bert Lewin zu benennen.

Gesundheitsreform

Plädoyer gegen Kopfpauschalen

Hans-Böckler-Stiftung:

Effekte auf den Arbeits- markt unklar

O

b die Gesetzliche Kran- kenversicherung (GKV) künftig als Bürgerversiche- rung oder über Kopfpauscha- len finanziert wird, bleibt auch nach Beendigung der Konsensgespräche zwischen Regierung und Opposition zur Gesundheitsreform offen.

Über das System der Kopf- pauschalen, an dessen Ein- führung der hessische Mini- sterpräsident Roland Koch (CDU) seine Zustimmung zur Gesundheitsreform im Bundesrat knüpft, hat die ge- werkschaftsnahe Hans-Böck- ler-Stiftung zwei Studien er- stellen lassen.

Nennenswerte Vorteile, so das Ergebnis der Expertisen, ergeben sich aus dem Kopfprä- mien-System nicht. „Die Be- schäftigung wird durch die

Einführung von Kopfprämien nicht steigen“, erklärte Prof.

Dr. rer. pol. Jürgen Wasem bei der Vorstellung der Studien in Berlin. Wasem war feder- führend an einer der Studien beteiligt. Denn der bisherige Arbeitgeberbeitrag würde ja dann an die Versicherten aus- gezahlt. Im Gegenzug müssten diese allein den Versicherungs- schutz über lohnunabhängige Prämien finanzieren. Außer- dem würden Haushalte mit niedrigem Einkommen durch das System der Kopfpauscha- len benachteiligt.

„Kopfpauschalen passen weder zu einer Politik, die ver- sucht, die Lohnnebenkosten für gering Verdienende zu senken, noch zu einer Politik, die soziale Gerechtigkeit ver- folgt“, erklärt Prof. Dr. Anita Pfaff vom Internationalen In- stitut für Empirische Sozial- ökonomie. Bei einer Umstel- lung auf die Kopfprämien müssten Geringverdienende derzeit mit 29 Milliarden Eu- ro aus Steuermitteln unter- stützt werden. Pfaff warnte, dass die sozial notwendigen Subventionen dann „je nach Kassenlage“ des Finanzmini- sters erfolgen würden.

Richtfest

BÄK und KBV bald in Berlin

Verbändehaus Mitte 2004 bezugsfertig

D

ie Kassenärztliche Bun- desvereinigung (KBV), die Deutsche Krankenhaus- gesellschaft (DKG) und die Spitzenverbände der Kran- kenkassen haben sich auf ei- nen neuen Vertrag zum ambu- lanten Operieren verständigt.

Damit soll ab dem 1. Januar 2004 in Praxen und Kranken- häusern zu gleichen Preisen operiert werden. Die Vergü- tung richtet sich zunächst nach dem Einheitlichen Be- wertungsmaßstab der Ver- tragsärzte. Der Katalog bein- haltet 307 Leistungen, die ri- sikolos ambulant erbracht werden können. Novum des Übereinkommens ist die Ein-

führung von Fallpauschalen ab dem 1. Januar 2005. „Da- mit sorgen wir für Transpa- renz. Leistungen und Preise werden vergleichbar“, sagte der Erste Vorsitzende der KBV, Dr. med. Manfred Rich- ter-Reichhelm, bei der Vor- stellung des Vertrages in Berlin. Die Lösung zeuge von der Handlungsfähigkeit der gemeinsamen Selbstverwal- tung. „Wir haben damit ge- meinsam der Politik beweisen können, dass diese Organisa- tionsform nicht nur hand- lungsfähig ist, sondern die gewünschten Ziele bestmög- lich erreichen kann“, sagte der KBV-Chef.

„Alle Maßnahmen sind qualitätsgesichert, ineffizien- te Dokumentationen werden durch kompaktere Fragebö- gen ersetzt.“ Darauf verwies Jörg Robbers, Hauptge- schäftsführer der DKG. Künf- tig muss jeder Leistungsan- bieter genau definierte Krite- rien erfüllen, um zugelassen zu werden. Dr. Werner Ger- delmann, Vorstandsmitglied der Ersatzkassenverbände VdAK/AEV, wies darauf hin, dass der in der „Vergangen- heit durchaus üblichen Praxis, aus einem ambulanten Fall im Krankenhaus einen sta- tionären zu machen“, nun ein Riegel vorgeschoben werde.

Falls das Krankenhaus Lei- stungen stationär erbringen wolle, müsse es die Notwen- digkeit erst nachweisen, er- läuterte Gerdelmann das neue Prinzip der „Beweislast- umkehr“.

Ambulantes Operieren

Einigung gelungen

Ab 2005 Vergütung nach Fallpauschalen

Jörg-Dietrich Hoppe (l.) und Manfred Rich- ter-Reichhelm (2. v. l.) zeigen ihre Büros.

Fotos:KBV

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A K T U E L L

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3025. Juli 2003 AA1973

D

er Marburger Bund hat der Bundesregierung ei- nen Stufenplan zur Verbesse- rung der Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern vor- gelegt. Kernpunkt des Vor- schlags ist die jährliche Ein- stellung von 5 000 Kranken- hausärzten und deren Finan- zierung in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro. Dabei sollen nur solche Kranken- häuser vom zusätzlichen Geld profitieren können, die Ärzte auf der Grundlage moderner Dienstmodelle und eines an- gepassten Arbeitszeitgeset- zes, das den ärztlichen Bereit- schaftsdienst im Sinne des EuGH-Urteils vom Oktober 2000 als Arbeitszeit einstuft, einstellen.

Dem Marburger Bund sei bewusst, dass die defizitäre Gesetzliche Krankenversi- cherung die Folgen einer Ar-

beitszeitgesetzänderung, die einen Personalmehrbedarf von 15 000 Klinikärzten und eine Budgeterhöhung um rund eine Milliarde Euro ver- ursache, kaum bewerkstelli- gen könne, heißt es in dem Schreiben von Dr. Frank Ul- rich Montgomery, Vorsitzen- dem des Marburger Bundes, an Bundesgesundheitsmini- sterin Ulla Schmidt. Erschwe- rend komme hinzu, dass für die notwendige Besetzung der zusätzlichen Stellen in den Krankenhäusern zurzeit nicht ausreichend Bewerber zur Verfügung stehen. Des- halb biete der Marburger Bund einen über drei Jahre laufenden Stufenplan an, der die finanziellen und personel- len Auswirkungen der Ar- beitszeitgesetzänderung „bei- trags- und lohnnebenverträg- lich“ auffange.

E

in Ort zum Leben und zum Abschiednehmen, vorwie- gend für Menschen mit Aids, ist das Lebenshaus-Hos- piz in Köln-Longerich.Am 14.

Juli wurde ein „Sinnesgarten“

für die sechs Bewohner einge- weiht. Die Deutsche Kran-

kenversicherung (DKV) hat- te dafür 25 000 Euro zur Ver- fügung gestellt. Für Patienten in den letzten Lebenswochen seien Hospizaufenthalte bes- ser geeignet als das Kranken- haus, betonte der DKV-Vor- sitzende Dr. Jan Boetius. Bei hoher Versorgungsqualität würden die knappen Res- sourcen im Gesundheitswe- sen effizient verwendet. Die Unterbringung in einer Hos- pizeinrichtung kostet 225 Eu- ro am Tag, die Unterbringung auf einer Intensivstation im Krankenhaus im Durch- schnitt 1 200 Euro. Das Le- benshaus ist auf Spenden an- gewiesen.

Die Bankverbindung: Le- benshaus Netzwerk Aids Köln e.V., Bank für Sozial- wirtschaft, BLZ: 370 205 00, Konto: 7 092 400.

Adipositas

Nur die Minderheit hat Normalgewicht

Ü

bergewicht und Adipositas werden das Gesundheitssystem in den kom- menden Jahren zunehmend belasten.

Davon ist der Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Dr. Alfred Wirth (Bad Rothenfelde), überzeugt.

Bereits jetzt bringe nur noch ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland ein Gewicht auf die Waage, das als gesund- heitlich unbedenklich gilt. Zwei Drittel seien übergewichtig, jeder Fünfte da- von habe einen Body Mass Index (BMI) von größer 30 kg/m². Tendenz:

zunehmend. Denn auch bei Kindern und Jugendlichen steige die Prävalenz der Adipositas. Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche seien bereits übergewichtig, berichtet Wirth. Mit der Adipositas seien einige Krankheiten

assoziiert, die jede für sich mit hohen Behandlungskosten verbunden ist, sag- te Wirth in München. So seien der Dia- betes bei Adipösen zehnmal, Hyper- tonie und Herzinfarkt viermal und Krebserkrankungen doppelt so häufig wie bei Normalgewichtigen. „Die Adi- positas kostet das Gesundheitssystem mehr als der Herzinfarkt und ebenso viel wie der Diabetes und das Zigaret- tenrauchen“, sagte Wirth.

D

en Anlass für die Pressekonferenz gab der Abschluss einer landeswei- ten Abnehmaktion „BayernLight – Leichter leben in Bayern“. Jeder der insgesamt 30 180 Teilnehmer hätte in- nerhalb von vier Monaten im Durch- schnitt sein Körpergewicht um 5,21 Ki- logramm reduziert, berichtete der Straubinger Apotheker Hans Gerlach.

Der Fettverlust pro Teilnehmer liege im Durchschnitt bei 3,92 Kilogramm.

Rein rechnerisch, so Gerlach, haben al- le Teilnehmer zusammen mehr als 111 Tonnen abgespeckt.An der viermonati-

gen Abnehmaktion waren 75 Apothe- ken in 52 Städten und Gemeinden so- wie 1 835 Bäcker, Metzger, Konditoren, Gaststätten, Kantinen, Sportvereine und Sportstudios beteiligt. In den Apo- theken habe man 150 000-mal das Ge- wicht gemessen und das Körperfett be- stimmt, teilte Gerlach mit.

V

ielfach sei bei den Übergewichti- gen mit der simplen Empfehlung, weniger zu essen und mehr Kalorien zu verbrauchen, nichts zu erreichen, erinnerte der Münchner Endokrino- loge Prof. Armin Heufelder. Ohne eine konsequente Umstellung der Er- nährung, die Änderung falscher Le- bensgewohnheiten sowie eine Steige- rung der körperlichen Aktivitäten ge- he gar nichts. Bei Patienten mit einem BMI von größer 27 kg/m² reichten diese Maßnahmen allein erfahrungs- gemäß jedoch nicht aus. Hier könne eine unterstützende, medikamentöse Therapie die Motivation und die Er- folgsaussichten steigern. Jürgen Stoschek Akut

Die zwischen Regierung und Opposition verein- barten Eckpunkte zur Gesundheitsreform tref- fen vor allem die Versicherten. Das DÄ hat ein Diskussionsforum dazu eröffnet. Zudem gibt es unter www.aerzteblatt/foren.de das neue Forum „Der Nachwuchs geht“ zum Forschungsstandort Deutschland.

www.aerzteblatt.de

Marburger Bund

Schrittweise mehr Ärzte einstellen

Die Kosten des EuGH-Urteils zum Bereitschaftsdienst sollen auf drei Jahre verteilt werden.

Lebenshaus Köln

Hospiz für Aidskranke

„Sinnesgarten“ gestiftet

Foto:DKV

Referenzen

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