Entlassungen
Freitag ist der kritische Tag
Gmünder Ersatzkasse wertete 900 000 Kranken- hausfälle aus.
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reitag ist der Tag, an dem die meisten Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden. Mehr als ein Fünftel aller Entlassungen fallen auf diesen Wochentag. Die Wahr- scheinlichkeit, innerhalb von 30 Tagen nach Verlassen der Klinik erneut stationär auf- genommen zu werden, ist gleichzeitig am höchsten, wenn der Patient an einem Freitag nach Hause gegangen ist. Das ergab eine Auswer- tung der Gmünder Ersatzkas- se von mehr als 900 000 Kran-kenhausfällen aus den Jahren 1997 bis 2002. Priv.-Doz. Dr.
Natascha Nüssler aus der Klinik für Abdominal-, Visze- ral- und Transplantations- medizin der Charité stellte die Untersuchung auf dem 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin vor.
Die Unterschiede sind Nüsslers Interpretation nach darauf zurückzuführen, dass
das versorgungsfreie Intervall vom Freitag bis zum nächsten Montag oder Dienstag, an dem der Patient den nieder-
gelassenen Arzt kontaktiert, für einen Teil der Entlassenen zu lang ist. Nüssler regte an, die Entlassung wesentlich stärker nach medizinischen Kriterien auszurichten. Dies würde vermutlich eine gleich- mäßigere Verteilung der Ent- lassungen auf alle Wochen- tage herbeiführen, allerdings auch mehr Arbeit für die Chirurgen bedeuten. „Lang- fristig ist es daher besser, die Vernetzung der stationären Versorgung mit der am- bulanten Nachbehandlung durch niedergelassene Ärzte zu intensivieren“, erklärte
Nüssler. hil
A K T U E L L
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A1852 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2625. Juni 2004
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as Nachrichtenmagazin„Der Spiegel“ meldet, dass die CDU ihr Gesund- heitsprämien-Konzept zur Finanzierung der Gesetz- lichen Krankenversicherung in wesentlichen Punkten überarbeiten will. Demnach soll es zwar dabei bleiben, dass alle Versicherten die gleiche Prämie zahlen und der Sozialausgleich über Steuergelder erfolgt (damit sollen die Krankheits- von den Lohnkosten entkoppelt werden). Die Kopfpauscha- le soll jedoch nun 180 Euro statt wie bisher vorgesehen 200 Euro monatlich betra- gen. Der bisher vorgesehene Aufbau eines Kapitalstocks durch die zusätzliche Ein- zahlung von 20 Euro im Monat (mit dem das System demographieresistenter wer- den sollte) entfalle.
Angela Merkel demen- tierte entsprechende Gedan- kenspiele nicht. Dabei han- dele es sich jedoch lediglich um Modellrechnungen und nicht um die Rücknahme von Beschlüssen des Leipzi- ger Parteitages vom Dezem- ber 2003, sagte die CDU-
Vorsitzende. JF
Gesundheitsprämien
Änderungen am CDU-Konzept?
Die CDU scheut offenbar den Einstieg in ein kapitalgedecktes System.
Spricht von Modellrechnungen:
Angela Merkel
Foto:phalanx
Mehr als ein Fünftel aller Patienten werden an einem Freitag aus dem Krankenhaus entlassen.
Adulte Stammzellen
Forschung verstärken
Delphi-Studie zur Zukunft der Stammzellforschung
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ie Forschung mit adulten Stammzellen sollte nach Ansicht der Mehrheit von 49 Wissenschaftlern und Kli- nikern aus Deutschland ver- stärkt werden. Die embryo- nale Stammzellforschung be- urteilen die Experten zu- rückhaltender. Sie wird als„risikoreicher, vor allem für Patienten“ eingeschätzt. Dies sind die Ergebnisse einer Delphi-Umfrage zur Zukunft der Stammzellforschung in Deutschland, die bereits vor dem von der Lübecker Uni- versität vermeldeten Durch- bruch (DÄ, Heft 24/2004) in der adulten Stammzellfor- schung vorgestellt wurde.
„Die deutschen Stamm- zellforscher gehen davon aus, dass in zehn bis 20 Jahren grundlegende Fragen der Forschung so weit gelöst sind, dass sich die Wissenschaft auf
die Entwicklung der medi- zinisch-therapeutischen An- wendungen konzentrieren kann“, sagte Prof. Dr. Peter Wiedemann, Forschungszen- trum Jülich, bei der Vorstel- lung der Studie in Berlin.
Gleichzeitig befürchteten die Wissenschaftler die Abwan- derung von Stammzellfor- schern aufgrund restriktiver Forschungsbedingungen, be- richtete Dr. Christof Tannert, Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin (MDC).
Die Hälfte der Befragten ge- he sogar davon aus, dass sich dieser Prozess in den kom- menden fünf Jahren voll- zogen haben wird.
Für die Delphi-Studie be- fragten das MDC und das Jülicher Forschungszentrum Grundlagenforscher, philo- sophisch-ethische Begleitfor- scher und Kliniker. Die Studie ergänzt das Bürger- votum der ersten Bürger- konferenz zur Stammzellfor- schung in Deutschland. Dabei hatten sich zwölf, durch Zu- fallsprinzip ausgewählte Bür- ger mehrheitlich für die Verstärkung der Forschung mit adulten Stammzellen aus-
gesprochen. ER
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