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Menopause und
koronare Herzerkrankung
Mehrere neuere epidemiologische Studien belegen eine Zunahme der lnzidenz kardiovaskulärer Erkran- kungen, insbesondere der korona- ren Herzerkrankung bei Frauen in der Menopause. Dennoch waren die Ergebnisse verschiedener Autoren bislang kontrovers. Es erfolgte des- halb jetzt erneut eine sorgfältige Re- analyse aller in der Framingham- Studie erfaßten Frauen. Insgesamt wurden 2873 Frauen über einen Zeitraum von 24 Jahren beobachtet.
Die Analyse ergab, daß keine einzige Frau vor der Menopause einen Herz- infarkt erlitt beziehungsweise an ei- ner koronaren Herzerkrankung ver- starb. Infarkte beziehungsweise To- desfälle waren in der Menopause selbst bei der jüngsten Patienten- gruppe (40 bis 44 Jahre) nicht unge- wöhnlich. Es zeigte sich auch deut- lich, daß hinsichtlich des Risikos kein Unterschied bestand bei Pa- tientinnen, die auf Grund einer chir- urgischen Intervention oder natür- lich in die Menopause kamen.
Bemerkenswert ist, daß für Frauen, die in der Menopause östrogensub- stituiert waren, das Risiko, an einer koronaren Herzerkrankung zu er- kranken, doppelt so hoch war, wo- bei sich die Mortalitätsrate aller- dings nicht erhöhte. Ferner bestätig- te sich wieder deutlich, daß Frauen, die Zigaretten rauchten, früher in die Menopause kamen.
Die Ursache für die frühere Risiko- rate in der Menopause ist unklar.
Man nimmt an, daß Veränderungen im Lipidstoffwechselbereich dafür verantwortlich gemacht werden müssen. Bekanntlich erhöht sich im Klimakterium das Serum-Gesamt- cholesterin abrupt. Diese Erhöhung ist Folge einer Zunahme sämtlicher Lipoproteinfraktionen, einschließ- lich der HDL-Fraktion, also des Al- pha-Cholesterins. Allerdings ver- schiebt sich das Verhältnis Alpha- Cholesterin/Beta-Cholesterin zuun- gunsten der HDL-Fraktion. Dies könnte eine mögliche Erklärung die-
ser epidemiologischen Befunde sein, zumal man nahezu als gesi- chert annehmen darf, das HDL eine protektive Wirkung hinsichtlich der Pathogenese der Atherosklerose ausübt. Dem
Gordon, T.; Kannel, W. B.; Hjortland, M. C. und McNamara, P. M.: Menopause and Coronary Heart Disease; The Framingham Study; Annals of Internal Medicine, Volume 89, Nr. 2 (1978);
From the Biometrics Research Branch, Nation- al Heart, Lung, and Blood Institute, National Institutes of Health, Bethesda, Maryland and the Framingham Heart Disease Epidemiology Study, Framingham, Massachusetts.
Verkalkte Tumoren des Verdauungstrakts
Eine Abdomenleeraufnahme läßt aufgrund unterschiedlicher Vertei- lung von Kalkansammlungen bei ei- ner Reihe von Tumoren eine relativ präzise Voraussage des histologi- schen Korrelats treffen. Ein retrokar- dialer Tumor mit amorphen Verkal- kungen ist typisch für ein Leiomyom der Speiseröhre. Kalkablagerung ähnlich denen von Uterusmyomen weisen auf ein Leiomyom des Ma- gens oder ein intestinales Leiomyo- sarkom hin. Sandförmige Kalksprit- zer in der Wandung von Magen oder Dickdarm sind charakteristische Hinweise auf ein verschleimendes Adenokarzinom. Eine Ansammlung von Phlebolithen in der Wand des Verdauungstrakts machen ein Häm- angiom wahrscheinlich, vor allem wenn sich anamnestisch rezidivie- rende Blutungsepisoden finden und gleichzeitig Hautangiome vorliegen.
Verkalkungen, die an eine Sonnen- eruption erinnern, werden als ty- pisch für ein Zystadenom oder ein Zystadenokarzinom der Bauchspei- cheldrüse angesehen. Ansammlun- gen von granulären Verkalkungen in der Leber sind diagnostisch bewei- send für ein metastasierendes Ade- nokarzinom des Kolons, werden je- doch gelegentlich auch bei einem primären Leberzellkarzinom gese- hen.
Ghahremani, G. G.; Meyers, M. A.; Port, R. B.:
Calcified primary tumors of the gastrointestinal tract; Gastroint. Radiol. 2 (1978) 331-339; De- partment of Radiology, Evanston Hospital- Northwestern University, 2650 Ridge Avenue, Evanston, III. 60201 USA
Zigarettenrauchen und Ulcera duodeni
Es ist bekannt, daß Zigarettenrau- chen sowohl für die Pathogenese als auch für die Heilung von Duode- nalulzera von Bedeutung ist. Der ne- gative Wirkungsmechanismus ist al- lerdings unklar. Kontrovers ist auch das Konzept, daß die Magenentlee- rung bei Patienten mit Zwölffinger- darmgeschwüren schneller vonstat- ten geht als bei Gesunden. Viele Au- toren sehen eine schnelle Magen- entleerung als Hauptursache für die Entstehung von Duodenalulzera an.
Welchen Effekt hat dabei das Ziga- rettenrauchen? Eine englische Ar- beitsgruppe konnte zeigen, daß Zi- garettenrauchen die Magenentlee- rung stark beschleunigt. Bei 17 Frei- willigen konnte durch Anreicherung sowohl der flüssigen als auch der festen Bestandteile einer Testmahl- zeit mit verschiedenen radioaktiven Marker-Substanzen demonstriert werden, daß nach Ratichen von zwei Zigaretten die flüssige Nahrungs- komponente wesentlich schneller vom Magen ins Duodenum übertritt als bei nichtrauchenden Kontroll- personen. Man muß davon ausge- hen, daß es dadurch zu einer schnel- leren Anflutung von Magensäure ins Duodenum kommt. Es zeigte sich auch, daß für einen gegebenen Pylo- rustonus Zigarettenrauchen die Ma- genmotilität stimuliert. Andere Un- tersucher fanden, daß es durch die Abnahme des Pylorustonus infolge von Rauchen zu einem Reflux von Flüssigkeit in den Magen kommt und somit Magenulzera erzeugt wer- den können. Auch gastroösophaga- le Rückflüsse wurden beobachtet.
Bemerkenswerterweise ist der Effekt von Zigarettenrauchen auf die Ma- genentleerung nahezu identisch mit den Folgen einer diätetischen Um- stellung von Vollkornbrot auf Weiß- brot. Letzteres wird für die Pathoge- nese von Duodenalulzera mitverant- wortlich gemacht. Dem
Grimes, D. S.; Goddard, J.: Effect of cigarette smoking an gastric emptying, British Medical Journal 2 (1978) 460-461, Royal Infirmary, Blackburn, Lancashire BB2 3 LR, David S Grimes
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2980 Heft 49 vom 7. Dezember 1978