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Archiv "Gesundheitskarte: Vor dem Rollout" (19.09.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 3819. September 2008 A1949

P O L I T I K

D

as Beste wäre, der Basisroll- out läuft, und keiner merkt, dass etwas passiert“, hofft Dr. med.

Leonhard Hansen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Sehr wahrscheinlich ist das nicht, denn auch dabei handelt es sich um einen logistischen Kraft- akt. Gleich zwei Veranstaltungen*, die sich nach dem Ende der Som- merpause mit dem Projektstand der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) befassten, lassen eher einen ereignisreichen Telematik-Herbst erwarten: Parallel zu den Vorberei- tungen für den sogenannten eGK- Basisrollout in der Region Nord- rhein gehen die Arbeiten in den Testregionen weiter. Außerdem gibt es immer wieder Änderungen in der Projektplanung.

Der Basisrollout sieht vor, dass die bisherige Krankenversicherten- karte bundesweit durch die eGK ab- gelöst wird. Die Region Nordrhein mit rund neun Millionen Einwoh- nern macht dabei den Anfang. Dort sollen 12 000 Arztpraxen, 6 000 Zahnarztpraxen und 200 Kranken- häuser mit eGK-fähigen Kartenlese- geräten ausgestattet werden, bevor dann in mehreren Staffeln nach dem Zwiebelschalenmodell auch die übrigen Bundesländer versorgt wer- den (Grafik). Die neue Mikropro- zessorchipkarte übernimmt dabei zunächst nur die Funktionen der al- ten Versichertenkarte und wird off- line, das heißt ohne Anschluss an die geplante Telematikinfrastruktur, eingesetzt. Gleichzeitig bereitet sie jedoch den Boden für den weiteren Ausbau der Telematikinfrastruktur vor.

Dieses schrittweise Vorgehen stößt auf große Zustimmung aller betei-

ligten Organisationen und Erleich- terung bei den Akteuren. „Die Ein- führung der vollen Funktionalität auf einen Schlag wäre gleichbedeu- tend mit einer kaum zu beherrschen- den Komplexität“, meinte etwa Pe- ter Bonerz, Geschäftsführer der zu- ständigen Betriebsorganisation Ge- matik. Auch der IT-Experte Gilbert Mohr von der Kassenärztlichen Ver- einigung Nordrhein hält den Basis- rollout „für einen vernünftigen An- satz, wie man das eGK-Projekt in die Fläche bringt“. Anschließend könnten anspruchsvollere Funktio- nen wie das elektronische Rezept oder der elektronische Arztbrief schrittweise hinzukommen.

Die Vorbereitungen in Nordrhein laufen daher auf Hochtouren: Die

Finanzierungsvereinbarungen für die KV-Mitglieder auf Bundesebene sowie für die Krankenhäuser seien abgeschlossen, berichtete Mohr (Kasten), die Umsetzung auf Lan- desebene werde derzeit ausgehan- delt. Für die Zahnärzte gebe es dage- gen noch kein verbindliches Finan- zierungsmodell. Erst wenn dieses vorliege und eine hinreichende Zahl von stationären und mobilen Lese- geräten zugelassen sei, werde der Rollout beginnen, sagte Mohr.

Engpass bei den Lesegeräten

Für die betroffenen niedergelasse- nen Ärzte ändert sich durch den Rollout zunächst nicht viel: Sie müssen sich neue Kartenlesegeräte anschaffen, die noch nicht an den Konnektor für die Onlineanbindung an die Telematikinfrastruktur, son- dern direkt an die Praxisverwal- tungssoftware angeschlossen wer- den. Gefördert werden nach der Finanzierungsvereinbarung nur on- linefähige sogenannte E-Health/

BCS-Geräte, die technisch erweiter- bar sind. Zwar soll noch im vierten Quartal 2008 mit dem Rollout der Lesegeräte begonnen werden, der

GESUNDHEITSKARTE

Vor dem Rollout

Parallel zur Fortführung der Feldtests in den sieben Testregionen soll die bundesweite Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte beginnen. Den Anfang macht die Region Nordrhein.

*„IT-Trends in der Medizin“ in Essen und „eHealth Conference 2008“ in Kiel

GRAFIK

Zwiebelschalenmodell: Staffelung des regionalen Ablaufs beim eGK-Basisrollout

1. Staffel = Startregion:

I

INordrhein 2. Staffel:

I IBremen I

INiedersachsen I

IRheinland-Pfalz I

IWestfalen-Lippe 3. Staffel:

I

IBaden-Württemberg I

IHamburg I IHessen I

IMecklenburg-Vorpommern I

ISaarland I

ISachsen-Anhalt I

ISchleswig-Holstein I

IThüringen 3. Staffel:

I IBayern I IBerlin I

IBrandenburg I

ISachsen

Quelle:Gematik

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A1950 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 3819. September 2008

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genaue Ablauf des Beschaffungs- vorgangs für die Arztpraxis steht derzeit jedoch noch nicht fest. Der Hauptteil der Arztpraxen wird oh- nehin erst im ersten Quartal 2009 ausgestattet. Entsprechend wird die Ausgabe der Chipkarten an die Versicherten frühestens Ende des ersten Quartals 2009 beginnen können.

Die Haupthürde für den pünktli- chen Start ist derzeit allerdings der Engpass bei den Kartenlesegeräten:

Diese müssen sowohl von der Ge- matik, die die Funktionstüchtigkeit prüft, als auch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstech- nik, das die Sicherheit zertifiziert, zugelassen sein. Derzeit sind acht stationäre E-Health/BCS- und vier mobile Lesegeräte im Zulassungs- verfahren, jedoch ist noch keins da- von zugelassen.

Ein weiterer Flaschenhals ist die Anpassung der Praxisverwaltungs- systeme durch die Softwarehäuser:

Letztere sind mit der Umsetzung vieler neuer gesetzlicher Anforde- rungen anderweitig ausgelastet, so- dass bislang erst rund 15 Systeme (von rund 160) zur Prüfung ange- meldet sind, doch auch hier ist noch kein System zugelassen.

Prüfung der Versichertendaten als erste Onlineanwendung

Der Basisrollout der eGK mit Bild sei nur der notwendige erste Schritt, um die Komplexität des Telematik- projekts für die Nutzer zu begrenzen und Missbrauch zu reduzieren, sag- te Dr. Doris Pfeiffer, Vorstands- vorsitzende des Spitzenverbandes Bund. „Von den freiwilligen An- wendungen erhoffen wir uns weite- ren Nutzen.“ In Abänderung der ur- sprünglichen Planung, nach der zunächst das elektronische Rezept online umgesetzt werden sollte, ist jetzt als nächster Schritt die On- lineanbindung der Arztpraxen für den Versichertenstammdatendienst (VSD) der Krankenkassen vorgese- hen. Die Kassen haben ein großes Interesse daran, administrative Da- ten ihrer Versicherten per Online- update aktualisieren zu können, um dadurch Kosten für den Austausch von Versichertenkarten einzuspa- ren. Darüber hinaus soll möglichst

rasch die gesicherte Punkt-zu- Punkt-Kommunikation realisiert werden, um beispielsweise den elektronischen Arztbrief zu ermög- lichen. Damit entspreche man einer alten Forderung der Leistungser- bringer nach einer sicheren und mit Verschlüsselungsmechanismen ar- beitenden Infrastruktur für die ärzt- liche Kommunikation, erläuterte Norbert Paland, Leiter der Gruppe Telematik im Bundesgesundheits- ministerium.

Geringe Zahl von Testfällen

Parallel zu den Vorbereitungen für den Basisrollout erproben in den sieben Testregionen inzwischen 188 Ärzte, 115 Apotheken und elf Kran- kenhäuser weitere Anwendungen der eGK. Noch bis Januar 2009 ist man dort dabei, offline, jedoch mit Einsatz des Konnektors, verschie- dene Anwendungsszenarien und das Zusammenspiel von eGK und elek- tronischem Heilberufsausweis zu testen: das Einlesen der Versicher- tenstammdaten, das Erstellen, Trans- portieren und Einlösen des elektro- nischen Rezepts sowie das Anlegen, Speichern und Aktualisieren des Notfalldatensatzes. Auf diese Test- stufe (Release 1) soll im Juli 2009 der Release 2A folgen: der VSD im Onlinemodus. Der Feldtest des On- line-Verordnungsdatendienstes ist da- gegen jetzt erst für den Sommer 2010 vorgesehen.

Ernüchternd sind die bisherigen Erfahrungen in den Testregionen.

Generell zeigt sich, dass die Versi- cherten die eGK, abgesehen vom Einleseprozess der Versichertenda- ten, sehr zurückhaltend einsetzen.

So werde nur rund die Hälfte der elektronisch ausgestellten Rezepte in der Apotheke tatsächlich auch elektronisch eingelöst, der Notfall- datensatz bislang nur vereinzelt ge- nutzt, berichtete Martin Hördt aus der Testregion Bochum/Essen.

Überdies sei der Aufwand für das manuelle Erstellen des Notfallda- tensatzes zu hoch, weil meist keine Datenübernahme aus bestehenden Systemen möglich sei. Aufgrund der geringen Zahl von „Fällen“ las- se sich die Praxistauglichkeit dieser Anwendungen somit noch nicht be- urteilen.

Jan Meincke, Projektleiter der Testregion Flensburg, verwies dar- auf, dass gerade die älteren Versi- cherten, die eigentlichen „Power- User“ der eGK, mit dem PIN-Ver- fahren Schwierigkeiten hätten. Ab- hilfe könnte hier eine Art „Treu- händerverfahren“ schaffen, bei dem zum Beispiel der Hausarzt die PIN seines Patienten auf dessen Wunsch hin verwaltet.

Ergonomische Mängel, fehlende Funktionalitäten und unzureichende Performance zählen ebenfalls zu den häufig geäußerten Kritikpunkten.

„Die Mängelbehebung beziehungs- weise die Qualitätsverbesserung der Systeme dauert zu lange“, monierte Dr. Jürgen Faltin, Testregion Trier.

Dies habe eine verminderte Testbe- reitschaft zur Folge. „Die Akzep- tanz steigt, wenn Systemverbesse- rungen zeitnah umgesetzt werden“, so Faltin. Er verwies darüber hinaus auf das Softwaretool „iEvaluate“, das in Rheinland-Pfalz statt manuel- ler Strichlisten eingesetzt wird, um die Zahl der Geschäftsprozesse und Fehler im laufenden Betrieb automa- tisiert zu erfassen und zu analysie- ren. Geplant ist, dieses Verfahren in allen Testregionen einzuführen. I Heike E. Krüger-Brand

FINANZIERUNG

Das Finanzierungsmodell für den eGK-Basisrollout, das die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Kran- kenkassen zum 1. Juli 2008 vereinbart haben, sieht vor:

>Für die stationären und mobilen Kartenterminals, die die SICCT-E-Health-Spezifikationen erfüllen (= E-Health/BCS- Terminals), wird jeweils eine Pauschale gezahlt.

>Für installationsbedingte Aufwendungen einschließlich der Anpassung der Praxisverwaltungssoftware erhalten die Praxen einen Zuschlag, und zwar 50 Prozent der Pauschale für das Kartenterminal.

>Die Regelung für stationäre Geräte gilt auch für Zweit- geräte, sofern sie in genehmigten Zweigpraxen und aus- gelagerten Praxisstätten eingesetzt werden. Faustregel:

für jede (Neben-)Betriebsstättennummer ein Gerät.

>Ärzte, die regelmäßig am Notfalldienst teilnehmen oder Hausbesuche machen, erhalten die Pauschale für mobi- le Lesegeräte.

Die Gematik ermittelt die Pauschalen anhand einer Marktpreiserhebung, die einen Monat vor dem Beginn des Rollouts der Lesegeräte abgeschlossen sein muss. Die Praxen müssen über einem DIN-A4-Meldebogen „Antrag zur Kostenerstattung“ ihren Bedarf anzeigen.

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