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Reflexion. Definition. Ziel und Bedeutung. GLT_NPO3_Reflexion_1

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Academic year: 2022

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Reflexion

GLT_NPO3_Reflexion_1

Definition

Reflexion als ein wichtiges Element in der Gruppenarbeit meint, das eigene Verhalten, einzelne Gruppensituationen und Ereignisse im Nachhinein kritisch zu betrachten, auszuwerten und Perspektiven für die nächsten Schritte aufzuzeigen.

Der Unterschied zu einem Feedback besteht darin, dass die Reflexion ein ganzer Prozess ist. Das Feedback jedoch nur ein Teil innerhalb dieses Prozesses. Das Einholen von Feedback ist eine Methode, um Selbstreflexion zu betreiben. Die Reflexion ist immer auf die Person selbst bezogen. Ich bewerte für mich  das Erlebte, um mein Verhalten einzuschätzen und es gegebenenfalls ändern zu können. Ein Feedback hingegen findet statt, wenn eine Person einer anderen sagt, wie sie diese wahrgenommen hat.

Die Reflexion ist ein wesentlicher Bestandteil, um den Transfer in der

Erlebnispädagogik zu vollziehen. Dieser Transfer ist ein entscheidender Faktor des Lernens aus erlebnispädagogischen Aktivitäten. Er besteht aus der

Übertragung von Erfahrungen in Lebenszusammenhänge und Alltagssituationen der Teilnehmer.

Reflexionen müssen nicht geplant sein, sondern können etwa spontan am

Lagerfeuer stattfinden, indem man einfach erzählt, was man erlebt hat. Oftmals ist es jedoch empfehlenswert, im Anschluss an ein Erlebnis oder ein Projekt eine Abschlussreflexion einzuplanen. Bei längerfristig vorbereiteten Aktionen ist es sinnvoll, sich zwischendurch einmal mit der Gruppe zusammenzusetzen und eine Zwischenreflexion zu machen. Um über den „Stand der Dinge“ zu sprechen und festzustellen, ob sich Bedingungen verändert haben oder neue Entscheidungen notwendig sind.

Ziel und Bedeutung

Wir wollen jungen Menschen die Chance eröffnen, ihr Leben zu entdecken und bewusst in die Hand zu nehmen, sich zu eigenverantwortlichen, kritischen Menschen zu entwickeln. Dabei vertrauen wir nicht nur auf das Vermitteln von

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Kenntnissen und Fertigkeiten, sondern setzt vielmehr auf die Fähigkeit des Menschen, aus Erfahrungen zu lernen. Das Bewusstmachen von Lernvorgängen und Entwickeln von Perspektiven ist das Ziel von Reflexion. Reflexion ist also die notwendige Voraussetzung, um aus Erfahrung zu lernen, um zu erkennen,

welche Fähigkeiten, Stärken und Schwächen die Gruppe und der Einzelne haben.

Es geht dabei darum, deutlich zu machen, was in bestimmten Situationen die Gruppe oder den Einzelnen weiter gebracht oder gehindert hat und wo dafür die Ursachen liegen. Wenn diese klar sind, kann daraufhin die weitere

Vorgehensweise gezielt verändert oder bewusst beibehalten und die Entwicklung so gefördert werden.

In der Reflexion ist es wichtig, Perspektiven nach vorne zu entwickeln.

Reflexionen müssen das Gefühl wecken, dass es weitergeht und dürfen nicht in der „Selbstbeweihräucherung“ oder im „Selbstbemitleiden“ stecken bleiben.

Chancen

Reflexion bietet zahlreiche Chancen:

Verhaltensweisen Einzelner können deutlich werden und die Beziehungen innerhalb der Gruppe können geklärt werden.

Das eigene Verhalten und die Wirkung auf andere Gruppenmitglieder können bewusst gemacht werden, um so gegebenenfalls das eigene Handeln zu verändern.

Das Handeln der Gruppe kann kritisch hinterfragt werden, um neue Perspektiven zu entwickeln.

Es kann deutlich werden, zu welcher Leistung der Einzelne und die Gesamtgruppe fähig sind.

Die Gruppe und der Einzelne können sich neue Massstäbe und Ziele setzen.

Die drei Schritte der Reflexion

Grundsätzlich läuft die Reflexion in drei Schritten ab, die auch ineinander übergehen können:

Der Rückblick

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Hier geht es darum, was ist gewesen. Das heisst um das Bewusstwerden von Situationen, die für die Gruppe von Bedeutung waren beziehungsweise sind.

Beispiele:

Was gab es an inhaltlichen Aktionen?

Wo hat es Schwierigkeiten gegeben?

Hat das Zusammenleben funktioniert?

Hat es Krach gegeben?

Die Bewertung

Hier geht es darum, wie die Situation erlebt wurde und wo mögliche Ursachen liegen. Es geht um Gefühle, Eindrücke und Einschätzungen von jedem Einzelnen.

Bei der Frage nach den Ursachen ist es wichtig, dass es um die Suche nach Gründen und nicht nach Schuldigen geht.

Beispiele:

Welche Auswirkungen hatten die mangelnden Absprachen in der Essensorganisation?

Wie haben sich die einzelnen Gruppenmitglieder bei dem Konflikt am Vormittag gefühlt?

Wie ist die Motivation zur Arbeit am Projekt nach der misslungenen Planung am Vormittag?

Die Konsequenz

Hier geht es schliesslich um die Frage, wie es weiter geht und was mit den Erkenntnissen gemacht wird. Es geht um den entscheidenden Schritt, der die Entwicklung des Einzelnen und der Gruppe nach vorne bringt.

Beispiele:

Welche Veränderung zur Essensorganisation treffen wir, damit es nicht wie heute endet?

Lasst uns morgen noch mal zusammensetzen, um die Planung unseres Projekts neu zu strukturieren!

Was können wir tun, damit es morgen nicht wieder kracht? 

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Die Reflexionsebenen

Im Leben und Arbeiten mit Gruppen gibt es drei Ebenen, die das gesamte

Gruppenleben ausmachen und auf denen sich Reflexion anbietet. Die persönliche Ebene (Ich), die Beziehungsebene (Gruppe) und die Sachebene (Thema). Oft kann es sinnvoll sein, Reflexionen unter Berücksichtigung dieser drei

Gesichtspunkte zu strukturieren oder Reflexionen auf eine konkrete Ebene zu beschränken.

Die Persönliche Ebene (Ich)

Hier geht es um das einzelne Gruppenmitglied, um den Rückblick auf eigenen Verhaltensweisen, Gefühlen, Stärken und Schwächen und Entwicklungen, die jeder bei sich selbst in bestimmten Situationen feststellt. Nach einer

durchgeführten Aktion können auf dieser Ebene folgende Fragen im Vordergrund stehen:

Wie habe ich mich bei der Aktion gefühlt?

War mir wohl/unwohl? Warum?

Was habe ich für mich Neues gelernt?

Welche Fähigkeiten / Schwächen habe ich entdeckt?

Die Beziehungsebene (Wir)

Hier geht es um das Zusammenleben als Gruppe, um die Beziehungen der einzelnen Gruppenmitglieder zueinander. Gruppenmitglieder können

Rückmeldungen dazu geben wie sie das Zusammenleben erleben. Aspekte, wie Gruppenklima, Zusammenarbeit, Rückhalt, Offenheit, Vertrauen usw. stehen im Vordergrund.

Die Sachebene (Thema)

Hier geht es um die Rückmeldungen bezüglich sachbezogener Schritte,

Situationen und Erfahrungen. Im Mittelpunkt des Zurückblickens und Bewertens stehen Ziele und Inhalte von Aktivitäten und Aktionen, Handlungsschritte,

Arbeitsweisen und Arbeitsmethoden usw.

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Die typische Reflexion auf dieser Ebene ist die Auswertung eines Projekts oder einer Aktion. Es geht um Fragen wie:

Wie war die Vorbereitung?

Wie ist die Zusammenarbeit gelaufen?

Entsprach der Ablauf der Aktion unseren Erwartungen? Warum?

Haben wir das Ziel erreicht?

Wie geht es jetzt weiter? 

Regeln zur Durchführung von Reflexionen

Reflexion ist immer ein Gespräch. Es gibt viele spielerisch-kreative Methoden zur Reflexion. Die sind jedoch oft erst der Einstieg in ein auswertendes Gespräch. Um solche Gespräche mit möglichst grossem Erfolg und zur Zufriedenheit aller

Beteiligten durchzuführen, ist es sinnvoll, bestimmte Gesprächsregeln zu

vereinbaren. Reflexion ist ausserdem oft mit Unsicherheiten verbunden (Was darf ich sagen? Wie reagieren die anderen?) Deshalb ist es sinnvoll, gewisse Regeln zu haben, die Sicherheit geben und zur Beteiligung an Reflexionen ermutigen.

Hier die wichtigsten Regeln auf einen Blick:

Jedes Gruppenmitglied sollte an der Reflexion teilnehmen.

An der Reflexion nehmen nur die teil, die es betrifft.

Die sinnvollste Sitzordnung für die Reflexion ist der Kreis.

Jeder Teilnehmer muss ausreichend Zeit zum Nachdenken haben, bevor er sich äussert.

Keiner wird gezwungen, irgendetwas sagen zu müssen.

Es redet immer nur einer. Jeder hat das Recht auszureden.

Die Äusserungen jedes einzelnen Teilnehmers sind ernst zu nehmen.

Immer so konkret wie möglich reden und Meinungen oder Behauptungen begründen.

„Ich-Aussagen“ benutzen (immer von sich selbst reden).

Gefühle, die andere äussern, dürfen nicht bewertet werden.

Die Reflexion ist dann beendet, wenn jeder die Möglichkeit hatte sich einzubringen.

Beachte auch die Feedbackregeln aus dem LST!

Tipps zur Leitung einer Reflexion

Wenn du Spannungen in der Gruppe spürst, dann ermutige die

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entsprechenden Personen, diese Gefühle zu äussern und eine Reflexion einzufordern. Je jünger die Gruppenmitglieder sind, desto mehr stehst du in der Verantwortung, an solchen Stellen eine Reflexion einzufordern.

Wenn ihr in der Gruppe eine Reflexion einberuft, benennt die Ursache für die Reflexion und welches Ziel ihr verfolgt.

Lieber klein anfangen mit einfachen Reflexionsfragen wie „Was hat mich heute gefreut oder geärgert?“, „Was kann nächstes Mal besser laufen?“

Eine gute Reflexion stellt einige Ansprüche an alle Beteiligten und muss gelernt werden. (anderen zuhören, ausreden lassen, Kritik üben und annehmen)

Eine gute und gemütliche Atmosphäre kann der Gruppe schon vor Beginn der Reflexion ein Gefühl von Sicherheit und Schutz geben und die Reflexion erleichtern.

Das Arbeiten mit unterschiedlichen Methoden macht neugierig und kann die Motivation der ganzen Gruppe (und auch des Leitungsteams) heben. Traut euch ruhig auch einmal Methoden auszuwählen, die ihr noch nicht kennt, oder ganz neue Methoden zu erfinden.

Vor allem am Anfang ist es hilfreich, wenn du die wichtigsten Regeln zu Beginn jeder Reflexion noch einmal deutlich machst und darauf hinweist, dass alle auf die Einhaltung achten sollten.

Als Leiter bist du zuständig für die Einhaltung der Regeln und hast das Recht einzugreifen und deutlich zu machen, dass jede einzelne Aussage für eine Reflexion von Bedeutung ist und ernst zu nehmen ist. Es muss deutlich werden, dass Zuhören etwas mit dem Ernstnehmen des anderen zu tun hat.

Gerade bei Beziehungsreflexionen wird oft der Ärger zwischen zwei oder mehreren Teilnehmern deutlich. Es besteht die Gefahr, dass

Rückmeldungen in persönliche Beleidigungen oder Angriffe abgleiten. An solchen Stellen musst du als Leiter eingreifen und die betreffenden

Teilnehmer unterbrechen. Weise sie darauf hin, dass sie in dem Moment dabei sind, einen anderen aus der Gruppe anzugreifen oder zu beleidigen.

Fordere sie auf, ihre eigenen Gefühle zu benennen, zu sagen, wie sie das Verhalten einzelner Teilnehmer erlebt haben.

Häufig kommt es vor, dass in Reflexionen immer die Gleichen etwas sagen und andere schweigen. Ermuntere unsichere Teilnehmer sich einzubringen, aber zwinge sie nicht. Deine Hilfe kann hin und wieder das Nachfragen sein im Sinne von „Kennst du das auch?“, „Wie siehst du das denn?“, „Geht es dir genauso?“

Gerade, wenn es in der Reflexion um den „Schritt nach vorne“ geht, kannst du als Leiter, durch vorsichtiges Zusammenfassen und Nachfragen, mit der Gruppe klären, welche Schlussfolgerungen sie zieht, was sie verändern oder

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beibehalten möchte. Die Gruppe soll die weitere Vorgehensweise selbst bestimmen.

Quellennachweis

Lit.: © Avanti – Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg Diözesenverband Aachen 3/2005, http://www.dvacserver.de/50.0.html

Referenzen

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