• Keine Ergebnisse gefunden

Brunhart, Andreas (2019): Liechtenstein trotzt internationaler Konjunktureintrübung. Gastkommentar. Wirtschaft Regional, 31. August 2019.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Brunhart, Andreas (2019): Liechtenstein trotzt internationaler Konjunktureintrübung. Gastkommentar. Wirtschaft Regional, 31. August 2019."

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

2 | Meinungen

Wirtschaftregional|31. August 2019

«Ich hab doch gar nichts zu verbergen»

An die Unbekümmertheit im Umgang mit persönlichen Daten habe ich mich im Zuge der fortschreitenden Selbstvermark- tung gewöhnt: Dank Instagram, Facebook, Snapchat, Whatsapp oder Cumulus-Karte alterte der Begriff Privatsphäre schlei- chend, aber immerhin noch selbstbe- stimmt. «Ich habe nichts zu verbergen», sagt sich die Mehrheit. Mit dem Unvermö- gen grosser Unternehmen, sensible perso- nenbezogene Daten kundengerecht zu verwalten, will ich mich nicht abfinden.

Vor wenigen Tagen musste die Swisscom schon wieder eine Datenpanne eingeste- hen: Emails an Privatkunden gingen an fremde Personen. Darin enthalten waren Rechnungen, Bestellbestätigungen und Marketingmaterialien. Am Dienstag mach- te die SRF-Sendung Espresso eine Daten- panne bei der Luzerner Krankenversiche- rung CSS publik, die dem Swisscom-Fehler ähnelt. Im Fall der Krankenkasse ging es aber nicht um Adressen, sondern um sen- sible Patientendaten. Eine CSS-Sprecherin sprach von einem «relativ geringen Fehler- anteil von 0,7 Promille». Espresso rechnete nach: Bei 17 Millionen Rechnungen, die die Kasse im Jahr verschickt, entspricht das fast 12 000 Fehlern pro Jahr.

In Liechtenstein ist ein Gesetz zum (freiwil- ligen) elektronischen Gesundheitsdossier (EGD) in Planung, heute endet offiziell die Vernehmlassungsfrist. Es ermöglicht Ge- sundheitsdienstleistern den Zugriff auf zen- tral oder dezentral gespeicherte Gesund- heitsdaten, dabei auch auf Gesundheitsda- ten, die nicht den aktuellen Behandlungs- fall betreffen. Der Systemanbieter steht seit 2016 übrigens fest: Swisscom Health AG.

Die zentralisierte Architektur eines elek- tronischen Gesundheitsdossiers birgt Ge- fahren: Durch Angriffe oder schlicht eige- nes technisches Ungeschick gelangen Pa- tientendaten leicht in fremde Hände. Und weg ist dann auch die Unbekümmertheit!

rmuendle@medienhaus.li

KOMMENTAR

Reto Mündle, Redakteur

Liechtenstein trotzt internationaler Konjunktureintrübung

hang interessant: Zwar waren die jüngsten rezessiven Einbrüche in Liechtenstein sehr einschneidend. Je- doch konnten auch die vielen

Schocks und Belastungen – wie schwache internationale Nachfrage durch Finanz-, Schulden sowie Euro- krise, Reformen am Finanzplatz oder Frankenaufwertungen – keine lang- fristigen Schäden anrichten. Die liechtensteinische Volkswirtschaft hat sich angesichts der Turbulenzen des letzten Jahrzehnts als erstaunlich ro- bust erwiesen.

Doch woher kommt diese Robust- heit? Einerseits liegt es sicher daran, dass die Unternehmen wegen der Kleinheit Liechtensteins schon immer einem hohen Anpassungsdruck aus- gesetzt waren. Eine gewisse Wider- standsfähigkeit ist den Unternehmen quasi «anerzogen», weil diese wegen der kleinen Binnenwirtschaft bereits früh dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind und nicht auf die Puf- ferfunktion des Heimmarktes zählen können. Zudem kann sich Liechten- steins Wirtschaft nicht auf staatliche Unterstützungsmassnahmen verlas- sen, weil Kleinstaaten üblicherweise über keine autonome Geldpolitik ver- fügen und der Hebel der Fiskalpolitik vergleichsweise schwach ist. Dies kann die Resilienz stärken. Die hohe Anpassungsfähigkeit – sprich Flexibi- lität und Handlungsschnelligkeit – führt auch dazu, dass tiefgreifende Strukturanpassungen besser verkraf- tet werden und tendenziell früher passieren als anderswo. Bei der Be- wältigung der letzten Krisen war schliesslich auch die hohe Eigenkapi- talisierung der Unternehmen ein Trumpf: Die Flughöhe war so hoch, dass die starken Turbulenzen nicht zum Bodenaufprall führten.

Die weltweit steigende wirtschaftli- che und rechtliche Unsicherheit ist zwar gerade für kleine, exportorien- tierte Staaten ohne nennenswerte Macht und ohne wesentlichen Ein- fluss ein Problem, die heimische Wirtschaft wird aber auch in Zukunft von ihrer Anpassungsfähigkeit und der damit verbundenen Innovations- kraft profitieren.

falls eine gute erste Jahreshälfte 2019 gemessen an Gewinnen oder Kun- denvermögen.

Nicht nur die momentan unklare Konjunkturlage weltweit macht einen genaueren Blick auf Liechtenstein in- teressant und notwendig, sondern auch die Tatsache, dass Liechten- steins Volkswirtschaft nicht nur – wie für Kleinstaaten üblich – stärker rea- giert, sondern überraschenderweise auch tendenziell früher. Leider konn- te eine Liechtenstein-spezifische Analyse bis anhin nur bruchstückhaft erfolgen, weil in Liechtenstein viele wichtige Kennzahlen (z.B. das BIP) erst spät oder nur auf Jahresbasis pu- bliziert werden. Der neue Konjunk- turindex KonSens, welcher nächste Woche zum ersten Mal publiziert wird, bringt hier Licht ins Dunkel.

Er stellt ein neues Instrument zur zeitnahen, vierteljährlichen Konjunk- turbeobachtung Liechtensteins dar.

Der KonSens zeigt für das 2. Quartal eine leichte Erholung an, die Kon - trak tionstendenzen scheinen hierzu- lande also tatsächlich vorerst durch- brochen.

Eine weitere volkswirtschaftliche Be- obachtung ist in diesem Zusammen-

«Liechtensteins Volkswirtschaft hat sich angesichts der Turbulenzen des letzten Jahrzehnts als erstaunlich robust erwiesen.»

Andreas Brunhart, Forschungsleiter Wirtschaft am Liechtenstein-Institut

N

ach fast drei Jahren

konjunkturellen Auf- schwungs ging der weltwirtschaftlichen Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2018 immer mehr die Puste aus, auch weil die wirtschaftspolitische Unsi- cherheit angesichts eines drohenden weltweiten Handelskrieges anstieg.

Diese Stimmung setzte sich auch 2019 fort. Die Resultate der aktuellen Konjunkturumfragen für die Schweiz (KOF) und Österreich (WIFO) für die letzten Quartale haben sich deutlich verschlechtert und zeigen auch jüngst noch keine Umkehr an. Von einer Rezession kann aber eigentlich noch nicht gesprochen werden, die weltweiten Konjunktursignale sind dafür immer noch zu widersprüch- lich. Dies gilt auch für Liechtenstein:

Auch wenn die Exporte hierzulande nur sehr verhalten in dieses Jahr ge- startet sind, meldeten die Unterneh- men aus Industrie, warenproduzie- rendem Gewerbe und Bau bei stabi- ler Anlagenauslastung jüngst wieder leicht steigende Erträge und Aufträge.

Auch die allgemeine Lage wird von den Unternehmen als gut einge- schätzt. Die grossen drei liechtenstei- nischen Banken verzeichneten eben-

IMPRESSUM:

Herausgeber: Vaduzer Medienhaus AG Geschäftsführer: Daniel Bargetze

Chefredaktor: Stephan Agnolazza-Hoop (ags)

Redaktion: Dorothea Alber (dal), Reto Philipp Mündle (rpm), Jeremias Büchel (jeb)

Redaktionsassistenz: Sandro Widrig

Fotojournalisten: Daniel Schwendener, Tatjana Schnalzger Marketing/Verkauf: Patrick Flammer (Leiter), German Beck, Tristan Gabathuler; Sereina Kobler (Innendienst)

Abonnentendienst: Susanne Hehli Druck: Somedia Partner AG, 9469 Haag

Adressen: Vaduzer Medienhaus AG, Lova Center, Postfach 884, 9490 Vaduz, Tel. +423 236 16 16, Fax +423 236 16 17. Redaktion:

Tel. +423 236 16 35; E-Mail: redaktion@wirtschaftregional.li;

Inserate: Tel. +423 236 16 63, Fax +423 236 16 69, E-Mail: Inserate@

wirtschaftregional.li; Abonnentendienst: Tel. +423 236 16 61, E-Mail: abo@wirtschaftregional.li, www.wirtschaftregional.li Schweinefleisch Geflügel Rindfleisch Kalbfleisch

Infografik: Stefan Aebi, Quelle: proviande

2014 2015 2016 2017 2018

Kumulierte Prozente

0 30000 60000 90000 120000 150000 180000 210000

CHART DER WOCHE

Fleischverzehr in der Schweiz Konsumentwicklung (2014 bis 2018)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

 Quarterly, coincident composite indicator for Liechtenstein's business cycle consisting of 16 individual economic indicators..  Goal of KonSens: Focus on state of

„Indikator“ bezieht sich auf Variablen, welche Rückschlüsse zulassen (hier auf die Konjunktur) und für die Analyse sowie statistische Modellierung und Prognose verwendet werden

Liechtenstein hat durch die Kleinheit, den hohen volkswirtschaftlichen Entwicklungsstand und die wettbewerbsfähige Industrie eine sehr hohe Exportquote:

• Mit synthetischem Doppelgänger wollen wir die systematische Entwicklung abbilden, was durch (für Exporte typische) unsystematische Fluktuationen jedoch erschwert wird.

Thus, the high and until 2010 increas- ing volatility in gross operating surplus in financial services combined with the increasing share of finan- cial services in overall

Voraussetzungen für das Gelingen solcher Projekte sind: das Interesse liechtensteinischer Akteure (Histo- rischer Verein, Liechtenstein-Insti- tut, Historisches Lexikon, Regie-

Die Schweiz tritt 1960 der EFTA bei, wodurch das Abkom- men auch für Liechtenstein Relevanz hat..

Auch Liechtensteins Wirtschaft war davon betroffen und verzeichnete Mitte des Jahrzehnts im internationalen Vergleich noch stärkere Einbrüche (wie die Schweiz auch), von denen sie