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531 AAR14
Großräumige Folgewirkungen auf die Fließgewässerbiozöno- sen lassen sich daher derzeit nicht ableiten. In bestimmten Einzugsgebieten wurde aber in den letzten Jahrzehnten bereits eine signifikante Zunahme der sommerlichen Niederwasser- perioden nachgewiesen, was zu verringerter Habitatverfügbar- keit führen kann (Hauer et al., 2012).
Anders als bei der Hydrologie verhält es sich mit der Was- sertemperatur, die eng an die Lufttemperatur gekoppelt ist.
Bereits in den letzten 100 Jahren ist eine Zunahme der Was- sertemperatur in den Fließgewässern zu verzeichnen, wie dies anhand von Langzeitmessungen an der Donau ersichtlich wird (Abbildung 3.15). Die Jahresmitteltemperatur der Do- nau nahm in den letzten 100 Jahren um ca. 2 °C zu. Besonders stark war die Zunahme in den letzten 20 Jahren. Als Folge der Wassertemperaturveränderungen ist eine Verschiebung von kaltwasserliebenden hin zu warmwasserliebenden Arten und folglich eine Verschiebung der Fischregionen zu erwarten (sie- he Abschnitt 3.2.10).
Die Erwärmung wird für die meisten kälteliebenden Fisch- arten eine Verschiebung ihrer Lebensräume gegen höhere Breiten und in größere Seehöhen bedeuten (Hari et al., 2006;
Schmutz, 2008). Zugleich können kälteliebende durch wär- meliebende Arten verdrängt werden. Das bedeutet auch ein Zurückdrängen der Salmoniden. Einzelne Arten, wie z. B. die Äsche (Thymallus thymallus), sind lokal infolge anthropogener Eingriffe in ihrem Bestand schon derzeit so stark gefährdet, dass zusätzliche, klimabedingte Beeinträchtigungen sie an den Rand des Aussterbens bringen könnten. Es sind jedoch nicht nur einzelne Arten, sondern die gesamte Lebensgemein- schaft betroffen (Melcher et al., 2010; Schmutz und Mielach, 2011).
Stillgewässer
Die oberflächennahe Wassertemperatur von Seen in Öster- reich steigt derzeit um etwa 0,4–0,6 °C pro Dekade an (Do- kulil, 2014). Im Tiefenwasser der Seen beträgt die Erwärmung etwa 0,1–0,2 °C pro Dekade (Dokulil et al. 2006; Abbildung 3.16; vergleiche auch Band 2, Kapitel 2). Diese Änderungen beeinflussen den trophischen Status von Seen ebenso wie de- ren Nahrungsketten und -netzwerke.
Im Hinblick auf die Biologie ermöglichen die höheren Temperaturen im Frühjahr einen früheren Wachstumsbeginn des Phytoplanktons. Gerten und Adrian (2000) konnten be- reits eine Vorverlegung des Maximums im Frühjahr um einen Monat nachweisen. Die wichtigen Zooplankton Arten (Kera- tella, Bosmin und Daphnia) entwickelten sich ebenfalls zwei Wochen früher, was zu einem früheren Eintritt der sogenann- ten Klarwasserphase führte.
Tabelle 3.6 Fischregionen in Österreich Table 3.6 Fish regions in Austria
>&=$7.1($.2&? Fischregion
1 Quellregion
2 Untere Quellregion
3 Obere Forellenregion
4 Untere Forellenregion
5 Äschenregion
6 Barbenregion
7 Brachsenregion
8,0 8,5 9,0 9,5 10,0 10,5 11,0 11,5
Wassertemperatur (°C)
Jahr Jahresmittel
10-Jahres-Mittel Linear (Jahresmittel 1975-2005) Linear (Jahresmittel 1900-2005)
y = 0,016x - 21,535 R2 = 0,543 y = 0,0167x - 23,026
R2 = 0,8545 Abbildung 3.15 Langzeitmessung der Wassertem- peratur der Donau. Datenquelle: Hydrographisches Zentralbüro
Figure 3.15 Longterm observations of water tempera- ture in the River Danube in Austria. Source: Central Hydrographic Office