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2. Trends in den letzten 15 Jahren

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Academic year: 2022

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Selbstklettertechnik hohe Bauwerke

eine kostensparende Schalungsmethode für

Ernst PÜRRER, Oipl.-Ing., Jahrgang1944, Studium des Bau- ingenieurwesens an der TU Wien, Prokurist der Österreichi- schen OOKA Schalungs- u. Gerüstungstechnik Ges.m.b.H., Amstetten.

Seit 1973 im obigen Unternehmen tätig mit Schwerpunkt Anwendungstechnik, Entwicklung sowie statische Berech- nung von Schalungen und Gerüsten.

Die Herstellung hoher Betonbauwerke war von Anfang an durch nahezu gleichzeitig entstandene, völlig diametrale Schalungsmethoden ge- kennzeichnet. Es kann daher zum Verständnis des Themas Selbstkletter- schalung - Kosteneinsparung nicht auf eine Betrachtung der Gleitscha- lungsmethode verzichtet werden.

Somit führt die vorliegende Arbeit nach einem kurzen Vergleich beider Methoden zur modernen Selbstkletterschalung mit großflächigen Scha- lungselementen und zeigt mögliche wirtschaftliche Einsatzbereiche auf.

Besonderer Wert wird jedoch auf die genaue Arbeitsplanung beim Ein- satz sowie auf die richtige, konsequente Einschulung der Bedienungs- mannschaft gelegt.

1. Zwei gegensätzliche Schalungsmethoden:

Geschichte, Definition

Zur Herstellung hoher Betonbauwerke entstanden frühzeitig »moderne(~

Schalungsmethoden. So wurde das Gleitschalungsverfahren bereits 1903 [1] in Amerika eingesetzt.

Diese Gleitschalungsmethode ist ein kontinuierliches Herstellungsverfah- ren, bei dem die Schalung am erstarr- ten Beton vorbeigleitet.

Der Bewegungsvorgang erfolgte zu- nächst von Hand aus, wurde aber spä- ter durch hydraulische Antriebe we- sentlich modernisiert und in den frühen 50er-Jahren vor allem auch in Europa für die Herstellung von Silos, Türmen, Kaminen und anderen hohen Bauwer- ken eingesetzt. Mit einer Bauge- schwindigkeit von ca. 3-7 m in 24 Stunden können beliebig hohe Bau- werke praktisch fugenlos hergestellt werden.

Mit der Kletterschalungsmethode ent- stand fast gleichzeitig die Idee, das Bauwerk in Höhenabschnitten Stück für Stück herzustellen, wobei der Beton in der Schalung aushärtet [2]. Sie war damals schon mit einem selbstklettern- den Gerüst ausgestattet. Der Umbau 14 DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 17 (1985) 2

der Schalung erfolgte jedoch meist manuell auf den Arbeitsbühnen des Gerüstes.

2. Trends in den letzten 15 Jahren

Mitte der 60er-Jahre wurde durch den immer häufigeren Einsatz von großflä- chigen Schalungselementen der Kran zum Hochsetzen benötigt. Begriffe wie

»umsetzen«, aber auch »klettern«, wur- den für diesen Vorgang, der den Kran auf den Baustellen als wichtigstes He- bezeug unentbehrlich machte, ver- wendet. Diesem Trend folgend wurden schließlich zu Beginn der 70er-Jahre Kletterumsetzschalungen, . oder ein- fach Kletterschalungen genannt, ent- wickelt.

Eine Entlastung des KTanes mit Hilfe des Einsatzes der Selbstkletterschalung

er-

leichte" die Einhaltung der Bauzeit sowie der kalkulier- ten Kosten wesentlich.·

Wesentliches Ziel war es dabei, die Kranabhängigkeit auf ein Minimum, nämlich auf das reine Hochsetzen, zu reduzieren. Dies wurde durch Ausbil- dung einer Umsetzeinheit erzielt, in der neben dem Großflächenelement die Gerüstkonstruktionen für die Veranke- rung am Beton, die Arbeitsflächen für die Bedienung und alle Einrichtungen zum Bewegen und Justieren der Scha- lung integriert sind.

Im Anschluß wurden daraus kranun- abhängige Kletterschalungen ent- wickelt, die gegenüber den früheren Kletterschalungen generell großflächi- ge Schalungselemente mit einem ho- hen Grad an Mechanisierung aufwei- sen. Diese modernen Kletterschalun- gen werden heute zur klareren Unter- scheidung vielfach als Selbstkletter- schalungen bezeichnet.

Im gleichen Zeitraum ist ein Trend zum verstärkten Einsatz von Kletterschalun- gen festzustellen. Dies vor allem auch bei Bauwerken, die noch vor 10 Jahren das Einsatzgebiet von Gleitschalun- gen waren. So werd.en z. B. Fe.rnmel-

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detürme in Deutschland seit einigen Jahren ausnahmslos in Kletterscha- lung gebaut [2].

Im folgenden werden die Ursachen für diese Tendenz sowie weitere konkrete Eigenschaften der Selbstkletterscha- lung, die eine Kosteneinsparung er- möglichen, aufgezeigt.

3. Ursachen für zuneh- mende Verwendung der Klettermethode

Grundsätzlich müssen die Ursachen für diese Trendwende in Veränderun- gen der Anforderungen an die Bau- werke sowie in geänderten gesell- schaftlichen Bedingungen gesucht werden. Nachfolgend werden einige dieser Bedingungen, unter denen die Gleitschalungsmethode heute vorwie- gend im europäischen Raum arbeitet, angeführt:

. - Steigende Qualitätsanforderungen an Sichtbetonflächen und Genau- igkeit der Bauwerke.

- Gewährleistung der gewünschten Lebensdauer des Bauwerkes ge- gen Umwelteinflüsse.

- Nachtarbeit ist in Wohngebieten nicht erlaubt.

- Soziale Aspekte wie Freizeit und Wochenende erschweren eine per- manente Tätigkeit der Gleitscha- lung.

- Zusätzliche Kosten für Nacht- und Wochenendarbeit.

- Die hohe Baugeschwindigkeit steht oft im Widerspruch zur Bauge- schwindigkeit des gesamten Bau- werkes.

Letztlich führen natürlich alle diese Ur- sachen zu Mehrkosten und damit er- klärt sich die oben angeführte Trend- wende zur Kletterschalung. Gerade die Frage der Lebensdauer und Ober- flächenqualität von Bauwerken steht zunehmend im Mittelpunkt.

Die vermehrten Umweltbelastungen (Luft, Regen, Tausalz) führen zu einer Art Betonkorrosion, die derzeit Gegen- stand intensiver Forschungsarbeit ist.

Darüberhinaus gibt es Spezialbauwer- ke, z. B. Kühltürme, die besonders ag- gressiven Komponenten im Kühlwas- ser ausgesetzt sind. Diese Wirkung wird durch FrosHau-Wechsel im Win- terbetrieb noch verstärkt. So läuft beim Kühlturm Ibbenbühren erstmalig ein Forschungsverfahren , das diese Wir- kungen untersucht. Beim Bau dieses

Kühlturmes wurden jedoch bereits vor- beugende Maßnahmen zur Sicherung der Lebensdauer ergriffen. Neben be- sonderer Sorgfalt bei der Auswahl der Betonrezeptur wurde ein großflächi- ges Kletterschalungssystem zur Ver- meidung von Fugen und Absätzen ge- fordert. Die Baugenauigkeit, die damit erreicht wurde, liegt beim vorliegenden Beispiel unter

±

1 cm [3].

Die Kletterschalungsmethode löst die oben angeführten Probleme durch die Grundidee einer diskontinuierlichen Herstellung des Bauwerkes mit optimal angepaßter Baugeschwindigkeit. Na- türlich werden dabei die Geschwindig- keiten der Gleitscha,lung nicht erreicht, aber bei richtiger Organisation der Baustelle werden Tagestakte bis zu 4,0 m erzielt. Darüberhinaus ergeben sich positive Auswirkungen auf alle Teil- bereiche des Betonbaues:

- Einfache Vermessung einer stehen- den Schalung mit beliebiger Ge- nauigkeit.

- Vorfabrizierte Bewehrungskörbe bis zu ganzen Querschnitten kön- nen in einem Stück eingebaut wer- den.

- Einbauteile und Aussparungen können exakt eingebaut werden.

- Überwachung und Abnahme ist auf einmal für einen ganzen Ab- schnitt möglich.

- Die Kapazität von Kran und Beton- pumpe wird voll genutzt.

Diese kostensparenden Faktoren sind natürlich für die Selbstkletterschalung voll gültig. Jedoch werden sie durch weitere wesentliche Punkte ergänzt, wie nachfolgend gezeigt wird.

4. Kosteneinsparung durch Selbstkletter- schalung

Die Entscheidung über den Einsatz ei- ner Selbstkletterschalung an einem Bauwerk kann grundsätzlich erst nach einem Vergleich der Mehrkosten für das Schalungsgerät und der durch sei- nen Einsatz entstehenden Kostenein- sparungen getroffen werden. Nachfol- gend werden die Möglichkeiten zur Kosteneinsparung aufgezeigt, wobei versucht wird, die teilweise komplex vernetzten Zusammenhänge zu erläu- tern.

Die entscheidenden Unterschiede in der Arbeitsweise der Selbstkletterscha- lung zur Umsetzschalung

- kranloses Klettern und

- permanente Führung an dem Bau- werk

zeigen die wesentlichen Möglichkeiten zur Kosteneinsparung auf:

- Kranunabhängigkeit

Mangel an Krankapazität durch zu- nehmend kürzere Zykluszeiten. Der Kostenfaktor Kran oder überhaupt die fehlende Möglichkeit, zusätzli- che Kräne zu plazieren, führt auf vielen Baustellen zu einem Mangel an Krankapazität. Die Folgen sind Behinderungen, Wartezeiten und Bauverzögerungen, d. h. Mehrko- sten.

Eine Entlastung des Kranes mit Hil- fe des Einsatzes der Selbstkletter- schalung erleichtert die Einhaltung der Bauzeit sowie der kalkulierten Kosten wesentlich.

- permanente Führung an dem Bauwerk

Verzögerungen der Bauzeit durch klimatische Einflüsse wie Wind wer- den vermieden.

Durch die permanente Verbindung mit dem Bauwerk auch während des Kletterns kann auch bei Wind- angriff bis ca. 70 km/h Windge- schwindigkeit problemlos geklettert werden. Dies sichert die Einhaltung der Bauzeit und vermeidet Kosten aus Wartezeiten besonders bei ho- hen Bauwerken.

Die Kosteneinsparung aus beiden Punkten ist wegen der Einarbeitungs- zeit wesentlich von der Bauwerkshöhe bzw. von der Anzahl der Einsätze ab- hängig.

Aufgrund von Erfahrungen bei bisher ausgeführten Bauwerken kann festge- halten werden, daß ab Bauwerkshö- hen von 70 - 100 m bei EinzeIbauwer- ken bzw. bei mindestens 40 - 50 Ein- sätzen an mehreren, niedrigeren Bau-

DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 17 (1985) 2 15

(3)

EINSÄTZE

CD "I

der Schalungstechnik spielen diese Dienstleistungen eine ähnlich große Rolle wie die Software in der Datenver- arbeitung.

KOCHERT ALBRÜCKE PFEILERHERSTELLUNG EINARBEITUNGSKURVE PFEILER

(SCHALUNG MIT KLETTERAUTOMA TEN)

PFEILER Nr.

\

\ \

ZElT

Abb. 1: Kochertalbrücke Pfeilerherstellung, Einarbeitungskure Pfeiler (Schlaung mit Kletterauto- maten).

sieht man, daß rasches Erkennen und Eingreifen in der Beginnphase eines Bauwerkes wesentliche Probleme be- seitigen kann und damit Kosten für die werken an der gleichen Baustelle,

Selbstklettern eine Kostenersparnis bringt. Diese Grenzwerte sind natürlich grobe Richtwerte, die im Einzelfall, wie vorhin angeführt, durch eine Kosten- gegenüberstellung verifiziert werden müssen.

Die Kosteneinsparung kann durch ge- zielte Planung des Arbeitsablaufes

we-

sentlich erhöht werden. Voraussetzung dazu ist ein Einschulungsprogramm, um die Einarbeitungszeit niöglichst kurz zu halten. Bei optimaler Einarbei- tung ist zu erwarten, daß nach 10-15 Wiederholungen der Endwert der Schalzeit1m2bei Selbstkletterschalung erreicht wird.

Künstner zeigte in seiner Studie über den Bau der Pfeiler der Kochertal- brücke (8 Pfeiler in Höhen zwischen 40 und 180 m) in eindrucksvoller Weise die Größenordnungen auf, die durch rich- tige Einarbeitung der Schalungs- mannschaften erzielt werden können (Abb. 1). Im konkreten Fall waren es 3.000 Arbeitsstunden [4].

TAKT ABLAUFSCHEMA PRO ARBEITSTAG KREISUMFANG

ELEMENT Nr.

18 20 UHR

14 16

10 12 6 8

18 36

6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 UHR

ARBEITSABLAUF 5. RING KREISUMFANG

ELEMENT Nr.

18 36

Abb. 2: Arbeitsablauf 5. Ring.

Daß es trotz konsequenter Unterwei- sung und Einschulung Probleme ge- ben kann, zeigt das Beispiel des Kühl- turmes Voitsberg. Dort wurde die Mannschaft im Herstellerwerk der Selbstkletterschalung trainiert. Trotz- dem ergaben sich nach dem Trocken- training in der Praxis gewisse Einarbei- tungsprobleme beim Klettern und Ein- schalen, die das nachfolgende Beto- nieren behinderten (Abb. 2). Die durch das Vortraining sehr kurze Einarbei- tung innerhalb von 5 Einsätzen und ge- ringfügige Verschiebungen des Ar- beitsbeginnes der einzelnen Tätigkei- ten ergaben sehr rasch einen optima- len Arbeitsablauf [5] (Abb. 3). Daraus

Abb. 3: Taktablaufschema pro Arbeitstag.

ganze Baudauer spart. LITERATUR:

Stellt man die Effizienz der Schalungs- (1)HOFFMANN, F.: Schalung und Rüstung technik in den Vordergrund, zeigt es 5.1.3.2.in Hütte Bautechnik, Band 111,29.Auf- sieh, daß die kostengünstigste Ausfüh- lage, Springer-Verlag.

rung nicht nur vom Einsatz der richti- (2) LINONER, H.: Gleiten und Klettern. Beton 10/1984.Seite397-404

gen Geräte abhängt. Vielmehr sind ei- [3] BÖSCH,J. 1.: Maßnahmen zur Qualitätssi·

ne Reihe organisatorischer Maßnah- cherung gegen Beanspruchung aus der At- men von großem Einfluß, wie z. B. ein- mosphäre beim Bau eines Naturzugkühltur- g earbeitete Mitarbeiter, optimale mes, Tiefbau -Ingenieurbau - Straßenbau

Heft6/1983,Seite369-376

Mannschaftsstärke, zweckmäßige (4) KÜNSTNER: Arbeitskalkulation, Kostenkon- Größe der Bauabschnitte, optimierter trolle und Steuerung des Bauablaufes am Kraneinsatz, prompter Ersatzteildienst Beispiel der Kochertalbrücke Geislingen,

Sch I Referat Lindauer Bauseminar1983 USW.Bei Einsatz moderner a ungs- (5) REinERER.

w.,

CICHOCKI. B.: Arbeitsvor- geräte können diese Anforderungen bereitung am BeislUiel Kühlturm Voitsberg bei nur durch eine enge Kooperation zwi- Graz. Referat Lindauer Bauseminar1983 schen Baufirma und Schalungsliefe-

rant wirkungsvoll erbracht werden. In

'W---

16 DER WIRTSCHAFTSINGENIEUR 17 (1985) 2

Referenzen

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