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Ruf nach Teilzeitarbeit und Eigenverantwortung hat Folgen – auch für KMU | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  6 / 2016 63

DOSSIER

Ruf nach Teilzeitarbeit und Eigenverant- wortung hat Folgen – auch für KMU

Die veränderten Bedürfnisse der Generation Y betreffen die Berufswelt. Auch KMU, die zuneh- mend um junge Nachwuchstalente kämpfen, müssen damit verbundene Forderungen nach Teilzeitarbeit und Wertschätzung ernst nehmen.   Hanspeter Fausch

I

n der Schweiz sind die heute 20- bis 35-Jährigen mit dem Internet gross ge- worden, technikaffin und grösstenteils materiell abgesichert aufgewachsen. Al- lerdings sind diese Zugehörigen der Ge- neration Y auch Krisenkinder – denken wir hier nur an die Klimaerwärmung mit ihren dramatischen Folgen, Amokläufe, Krie- ge fanatische Gruppierungen, 11. Septem- ber, leer gefischte Weltmeere, Umwelt- verschmutzung und Naturkatastrophen.

Diese Ereignisse haben die Ypsiloner, auch wegen der multimedialen Omnipräsenz, geprägt. Ihre Wertewelt unterscheidet sich dadurch deutlich von denen der Nach- kriegsgenerationen (Babyboomer und Ge- neration X).

Bei der Rekrutierung von jungen Nach- wuchstalenten tun Unternehmen gut dar- an, diese veränderten Bedürfnisse zu res-

pektieren. So fehlen in der Schweiz nicht nur Akademiker, sondern zunehmend auch Sanitäre, Elektriker, Lokführer, Pflegefach- leute und Mechatroniker. Für bestimm- te Fachrichtungen beginnen einige grosse Konzerne schon früh mit der Rekrutierung und holen sich ihre Fachkräfte bereits auf dem Campus der Hochschulen ab. Diese multinationalen Firmen bieten inzwischen ausserdem flexible Personalkonzepte für alle Lebensphasen ihrer Mitarbeitenden – egal ob es um den Familienzuwachs geht, den Hausbau, die Pflege von Angehörigen oder ein Sabbaticaljahr.

Nicht nur die Grossen, auch innovati- onsorientierte kleine und mittlere Unter- nehmen (KMU) brauchen ein fundiertes Wissen darüber, was die heutige Generati- on junger Arbeitskräfte von ihrem Arbeit- geber, der Karriere und der privaten Zu-

kunft erwartet. Eine Onlineumfrage der Unternehmensberatung Praxis-Brücke aus Rheinfelden und des Weiterbildungszent- rums Lenzburg bei Schweizer Firmen vom vergangenen Herbst (siehe Kasten) zeigt:

Die Generation Y legt – nach Meinung der befragten Unternehmer und Personalzu- ständigen – Wert darauf, Freizeit und Be- ruf im Gleichgewicht zu halten. Die Jun- gen wollen nicht nach einem sturen Plan durchs Leben gehen, sondern viele ver- schiedene Dinge ausprobieren und am liebsten viele Länder und Kulturen ken- nenlernen.

Wichtig sind den Ypsilonern im Be- rufsalltag neben der bereits erwähnten Work-Life-Balance und einem moder- nen Arbeitszeitmodell eine sinngebende Tätigkeit und eine freundliche Arbeits- atmosphäre (siehe Abbildung 1). Sicher

Abb. 1: Arbeitgeberwahl der Generation Y (Umfrage bei Unternehmen)

PRAXIS-BCKE (2015) / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

Die Frage an die Unternehmen lautete: Wie gewichtet die Generation Y folgende Faktoren bei der Arbeitgeberwahl? Was denken Sie? (Anzahl Befragte = 363) 150 Anzahl Antworten

100

50

0

  Weniger wichtig        Wichtig        Sehr wichtig Freundliche

Arbeitsatmo- sphäre und respektvoller

Umgang

Ausgeglichene Work-Life-

Balance

Gesundheits- fördernde Programme

Flache und wenig hierarchische Organisation

Sinngebende Tätigkeiten

Karriere- und Weiterbil- dungsmöglich-

keiten

Transparenz Wettbe- werbsfähige

Vergütung

Modernes Arbeitszeit- modell

Attraktive Zusatz- leistungen

(2)

GENERATION Y

64 Die Volkswirtschaft  6 / 2016

hätten die Babyboomer (1946 bis 1965) bei ihrem Berufseintritt noch deutlich anders abgestimmt. Das sieht man auch daran, dass der Lohn («wettbewerbsfähige Ver- gütung») von vielen der Generation Y nur mit «wichtig» und nicht mit «sehr wich- tig» angegeben wurde. Es gilt also nicht mehr die Prämisse: «Mein Haus, mein Auto, mein Boot», sondern eher das Mot- to: «Wir wollen nicht leben, nur um zu ar- beiten».

Gesundheit der Arbeiter schützen

Die Verträglichkeit von Arbeit und Familie wird in allen Berufs- und Gesellschafts- gruppen in den nächsten zehn Jahren somit stärker nachgefragt werden. So werden Teilzeitstellen auch im Gewerbe an Priorität zunehmen. Allerdings sind flexible Arbeitszeitmodelle – etwa in klei- nen Handwerksbetrieben, wo der Lehrling mit dem Meister auf die Baustelle geht – schwieriger umzusetzen als in kaufmänni- schen Berufen.

Umfang der Umfrage

Von August bis Oktober 2015 hat die Unter- nehmensberatung Praxis-Brücke zusammen mit dem Weiterbildungszentrum Lenzburg 363 Mitarbeitende von Schweizer Unternehmen befragt. Davon waren 82 in der Geschäfts- leitung, 71 in der Bereichsleitung, 39 in der Personalleitung und 171 als Mitarbeitende tätig.

Die Befragten bestanden aus 1% Veteranen (Jahrgänge 1900 bis 1945), 47% Babyboomern (1946 bis 1965), 37% Generation X (1966 bis 1980) und 15% Generation Y (1981 bis 1995). Die Umfrage wurde online durchgeführt. Mehr auf Praxis-bruecke.ch unter dem Stichwort Generation Y.

Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, setzen immer mehr Un- ternehmen auf ein in der Firmenstrategie verankertes betriebliches Gesundheits- management. Denn die Firmen profitieren von motivierten und gesunden Mitarbei- tern.1 Kleine Handwerksbetriebe machen zudem seit Längerem gute Erfahrungen mit der Loyalität ihrer Mitarbeitenden, wenn sie in einen modernen Maschinen- park investieren, um einseitige körperliche Belastungen so zu minimieren, dass die Gesundheit von Rücken und Bewegungs- apparat der Mitarbeitenden bis zum Ren- tenalter erhalten bleibt.

Moderner Führungsstil

Burn-out und andere Stresserkrankungen werden generell seltener werden, da die Generation Y nicht mehr so lange wartet, bis sie «ausgebrannt» ist. Jahresarbeits- zeit ist hier ein Zauberwort – ein anderes ist Teilzeit. Sich für ein Unternehmen auf-

1 Vgl. Stress-Befragungsinstrument «S-Tool» auf der In- ternetseite der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz.

zuopfern, wie es für die Babyboomer noch selbstverständlich war, ist out. Es gilt also nicht mehr: «Karriere um jeden Preis». Ein Grossteil der Generation Y setzt da ganz andere Prioritäten. Das neue Statussymbol ist: «Herr seiner eigenen Zeit zu sein».

Die Führungskräfte, die Personen der Generation Y im Team haben, sollten ein Augenmerk sowohl auf Management als auch auf Leadership haben, denn Ypsilo- ner brauchen beides: die anleitende eben- so wie die inspirierende Seite der Führung.

Limmat oder Büro? Die Generation Y will über die Arbeitszeit frei bestimmen können.

KEYSTONE

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Die Volkswirtschaft  6 / 2016 65

DOSSIER

Wer es also schafft, regelmässig einfühl- sames und wertschätzendes Feedback zu geben, der kann die Jungen mit relativ ge- ringem Aufwand zu mehr Leistungsbereit- schaft bewegen, sie gar zu Höchstleistun- gen animieren. Bei der Umfrage stachen folgende Attribute mit Abstand am deut- lichsten heraus: Offenheit, gegenseitiger Austausch und Authentizität. (siehe Abbil- dung 2).

Demografischer Wandel

Gemäss dem Bundesamt für Statistik wird im Jahr 2020 der Anteil der über 50-Jähri- gen ein Drittel der Belegschaft ausmachen.

Für das Personalerhaltungsmanagement steht daher eine effiziente und genera- tionsübergreifende Zusammenarbeit im Vordergrund. Spätestens dann, wenn die Babyboomer nach und nach den Arbeits-

Hanspeter Fausch

Geschäftsführer Unternehmensberatung Praxis-Brücke, Rheinfelden

markt in den wohlverdienten Ruhestand verlassen, wird der Mangel an qualifizier- tem Personal und Nachwuchskräften deut- lich werden.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Betriebe – und insbesondere die KMU – ihr Augenmerk zukünftig auf die syste- matische Mitarbeiterförderung von bei- den Altersgruppen legen. Das ist der Schlüssel für den Erhalt der Motivation der Älteren und die Festigung der Loyali- tät zum Unternehmen bei den Jüngeren.

Investitionen in die altersgerechte Weiter- bildung beider Generationen lohnen sich, denn sie helfen einerseits die Fluktuation tief zu halten und andererseits die Produk- tivität zu erhöhen.

Es gilt ausserdem ein Klima zu schaffen, in dem Arbeitnehmer aus den verschiede- nen Generationen bereit sind, voneinander zu lernen. Durch diesen kollegialen Aus- Abb. 2: Bevorzugter Führungsstil der Generation Y (Umfrage bei Unternehmen)

PRAXIS-BCKE (2015) / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

tausch von Wissen werden vor allem inter- generatives Verständnis, Einfühlungsver- mögen und Toleranz für die Unterschiede gefördert. Denn Talente haben Arbeitneh- mer aller Alterskategorien. Um diese zu fördern, braucht es vor allem eine wert- schätzende und transparente Unterneh- menskultur.

Die Frage an die Unternehmen lautete: Welcher Führungsstil, denken Sie, animiert die Generation Y zu Höchstleistungen? (Anzahl Befragte = 363) Unparteiischer Führungsstil

Klare Anweisungen

Kontinuierliche Weiterbildungsangebote

Regelmässiges einfühlsames und wertschätzendes Feedback

Einsatz moderner Medien in der Kommunikation

Offenheit, gegenseitiger Austausch und Authentizität

Anleitendes und inspirierendes Führungsverhalten

0 50 100 150

Anzahl positive Antworten

200 250 300

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Careers with International Financial Institutions

Information and Networking Event

With representatives from: International Finance Corporation, European Bank for Reconstruction and Development,

Asian Infrastructure Investment Bank

Friday, 3 June 2016 Zurich, 08.00 – 11.00 AM, Geneva, 16.00 – 19.00 PM

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