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Theologie

Bibelausgaben

LUTHER, MARTIN [Übers.]: (84) Die Bibel, oder die ganze Heilige Schrift des alten und neuen Testaments / nach der deutschen Uebersetzung D. Martin Luthers. - Die XCIII. Auflage. - Halle : Cansteinische Bibel-Anst., 1790. - 14 S., [1] Bl., 1079, 308 S., [2] Bl. ; 8°

EST: Biblia <dt.>. - Neues Testament mit eigenem Titelbl.:

Das Neue Testament unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi. - Neues Testament im Waisenhaus, Halle, erschienen

Signatur: 2111

Die vorliegende Bibel in der Luther- Übersetzung zeigt, dass es sich beim Wester- holt’schen Bestand religiöser Werke nicht um eine gewachsene theologisch-wissen- schaftliche Sammlung im engeren Sinne handelt. Das Werk ist ein Beispiel für ein Buch, das dem häuslichen Gebrauch dienen sollte. Sowohl Einband und Typografie als auch Seitengestaltung und fehlende Anmerkungen weisen auf einen einfachen Gebrauchsband hin, der dem wissenschaft- lichem Anspruch nicht genügte. Die dem Bibeltext vorangestellte Einführung schreibt dieser Ausgabe dann auch eindeutig eine die Frömmigkeit vertiefende, erbauliche Funktion zu.

M.M.

WEYL, BERTHULP [Übers.]: (85) Die Heilige Schrift des neuen Testamentes / aus den Grundsprachen und der Vulgata übersetzt, mit ...

Anmerkungen begleitet für Nichtgelehrte von Bertulph Weyl, Franziskaner und öffentlichen Lehrer der heil. Schrift und morgenländischen Sprachen auf der hohen Schule zu Mainz. - Mainz : Alef, 1789. - 8°

EST: Testamentum novum <dt.>. - Vorlageform des Erscheinungsvermerks: gedruckt und zu finden in der kurf.

priv. Hof- und Universitäts-Buchdruckerey, bey J. J. Alef, Häfners sel. Erben. - Erschienen: Bd. 1. - Mehr nicht erschienen

1. [1789]. - XVI, 240 [i.e. 640] S.

Signatur: 2102

In der Zeit der Aufklärung billigte man der Religion zunehmend eine ethisch-pädagogi- sche Funktion innerhalb der Gesellschaft zu.

Religiöse Unterweisung wurde verstanden als Teil der Erziehung des Bürgers. Entsprechend häufig begegnen aus dieser Zeit auch landes- sprachliche Übersetzungen der Heiligen Schrift oder Teile derselben, die als Grund- lage christlicher Bildung verstanden werden müssen. Der vorliegende erste Band einer Übersetzung des neuen Testamentes wurde von dem sachkundigen Franziskaner Bernulph Weyl speziell für eine Klientel angefertigt, die keine theologischen Vorkenntnisse besaß. Zahlreiche Anmerkungen und Rand- notizen sollten dem Leser zu einem besseren Verständnis der biblischen Welt verhelfen.

M.M.

74

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Theologie

Bibelausgaben

THE HOLY BIBLE, (86)

Containing the Old Testament, And The New : Newly translated out of the Original Tongues: and with the former translations diligently compared and revised: by his Majesties speciall command. Appointed to be read in churches. - London : Barker : Bill, 1648. - [464] Bl. ; 12° [i.e. groß-16°]

EST: Biblia <engl.>. - Neues Testament mit eigenem Titelbl.:

The New Testament Of Our Lord And Saviour Jesus Christ. - Vorlageform des Erscheinungsvermerks: By Robert Barker printer to the Kings most Excellent Majestie, and by the Assignes of John Bill ... 1648. - Auf dem Titelbl. des Neuen Testaments: Printed by Roger Daniel Printer to the Uni- versitie of Cambridge 1648

Signatur: 2095,1

Auch eine englischsprachige Ausgabe der Heiligen Schrift findet man in der Bibliothek der Westerholts, was die mehrsprachige Bildung der Familie spiegelt. Erste Überset- zungen der Heiligen Schrift in die englische Sprache gab es schon vor der Reformation im 14. Jahrhundert. Die vorliegende Ausgabe wurde von dem königlichen Buchdrucker Robert Barker in London als kleine Haus- bibel für den privaten Gebrauch hergestellt.

Um ein handliches Buch mit dem vollständi- gen Bibeltext im Sedez-Format zu erhalten, musste der Setzer eine sehr kleine Schrift- größe wählen. Die Anordnung in zwei Kolumnen dürfte das Lesen der Zeilen erheblich erleichtert haben.

M.M.

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Theologie

Patristik_

profane Autoren der Antike AUGUSTINUS, AURELIUS: (87)

Les Confessions De S. Augustin :Tradvction Novvelle, Sur L’Edition Latine Des Peres Benedictins de la Congre- gation de saint Maur. Avec Des Notes, & de nouveaux Sommaires des Chapitres / [Übers.: Philippe DuBois- Goibaud]. - Cinquième Edition, revûe, corrigée [et] aug- mentée par l’Auteur. - Paris : Coignard, 1705. - [2] Bl., XXI S., [1] Bl., 605 S., [25] Bl. : Ill. ; 12° [i.e. groß-16°]

EST: Confessiones <franz.>. - Übers. ermittelt. - Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Chez Jean Baptiste Coignard, Imprimeur du Roy ...

Signatur: 2046

Der Adel des Barockzeitalters liebte bekannt- lich die französische Sprache. Das zeigt sich vor allem in der belletristischen Literatur.

Aber auch Werke der Theologie begegnen zuweilen in dieser Sprache, v. a. wenn es sich um solche handelt, die im Rang der Weltliteratur stehen. Zu ihnen gehören gewiss auch die so genannten »Bekenntnisse«

des bedeutenden lateinischen Kirchenvaters Augustinus von Hippo. Mit dieser Schrift begründete Augustinus schon im vierten Jahrhundert eine eigene literarische Gattung, in der er einen tiefen Einblick in seine persönliche religiöse Entwicklung gibt. So nimmt es nicht Wunder, dass dieses für die Geschichte der Frömmigkeit so zentrale Werk in beinahe jeder Adelsbibliothek vertreten ist.

M.M.

LANG, JOSEPH: (88)

Anthologia sive Florilegium Rerum Et Materiarum Selectarum :Praecipuè Sententiarum, Apophthegmatum, Similitudinum, Exemplorum, Hieroglyphicorum : Ex sacris Literis: Patribus item: aliísq[ue] Linguae Graecae [et] Latinae Scriptoribus probatis collectum / Studio & opera Josephi Langii Caesaremontani. Additus Est Index Fabularum, Emblematum ac Symbolorum. - Editio postrema, prioribus omnibus longè correctior, & passim auctior. - Argentorati : Glaser, 1631. - [8], 639 Bl. : Ill. ; 8°

EST: Loci communes. - Kupfert.

Signatur: 1342

Wie in den meisten größeren historischen Bibliotheken findet sich auch im Bestand der Familie Westerholt eine Anthologie mit Sprüchen und Sentenzen der Kirchenväter und lateinischer bzw. griechischer Schrift- steller. Zu den verschiedensten Sachgebieten, Themen und philosophischen Begriffen sind in solchen Anthologien Aussprüche und Zitate antiker Schriftsteller zusammenge- stellt und Fundstellen nachgewiesen. Es han- delt sich also hierbei um Vorläufer heutiger Zitatenwörterbücher.

Bei dem vorliegenden Exemplar ist v. a. der Einband wegen des aufgeprägten Supra- libros beachtenswert. Außerdem ist es mit einem sehr schönen Nebentitelblatt ausge- stattet, das Portraits wichtiger antiker Denker zeigt.

M.M.

76

88 Anthologia sive Florilegium, Straßburg 1631

Kupfertitel mit Portraits christlicher und heidnischer Gelehrter der Antike

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Theologie

Liturgie_Gebet

CLEMENS <PAPA, VIII.>: (89) [Caerimoniale episcoporum] Caeremoniale Episcoporvm : Clementis VIII. Primvm Nvnc Denvo Innocentii Papae X.

Avctoritate Recognitvm. Omnibus Ecclesijs, praecipuè autem Patriarchalibus, Metropolitanis, Cathedralibus, & Collegiatis perutile, ac necessarium. - Romae : Camera Apostolica, 1651. - [8] Bl., 408 S. : zahlr. Ill., Notenbeisp. ; 8° [i.e. 4°]

Auch Kupfert. vorh.

Signatur: 2149

Im Jahre 1582 begann auf Betreiben des bekannten Bischofs Karl Borromäus eine Kommission, Vorbereitungen für die Erstel- lung eines Bischöflichen Zeremoniales zu treffen. Sie reagierte damit auf die Notwen- digkeit, im Kontext der katholischen Reform nach dem Konzil von Trient eine verbindliche Grundlage für das liturgische Handeln des Bischofs in Ausübung seiner pontifikalen Aufgaben zu erarbeiten. Borromäus, der sich im Anschluss an das Reformkonzil von Trient wegen seiner konsequenten Umsetzung der Konzilsbeschlüsse in die Praxis einen weit- reichenden Ruf als ernsthafter Seelsorger hatte erwerben können, hatte durch zahlreiche Visitationsreisen, auf denen er persönlich alle 800 Pfarreien seines Bistums besuchte, einen ausgezeichneten Überblick über die pastorale und gottesdienstliche Situation vor Ort. Sein Anliegen als Bischof war es, die seinerzeit oft vernachlässigte Seelsorge in den Pfarreien durch Befähigung seiner Priester zu einer wirkungsvollen Predigt und differenzierten Katechese zu verbessern. Da er als Bischof Vorbild für die Geistlichen seines Bistums war, sorgte sich Borromäus auch darum, dass die dem Bischof vorbehal- tenen liturgischen Aufgaben geregelt wur- den, indem er die Herausgabe des Zere- moniale vorantrieb. Da er bereits 1584 starb, konnte er jedoch selbst von den Bemühungen der Kommission nicht mehr profitieren. Erst 1600 erschien dann das durch die Liturgiker erarbeitete Werk als erste Ausgabe des

Caeremoniale Episcoporum, dem 1651 eine verbesserte und erweiterte Ausgabe folgte.

Schon seit dem Ende des 13. Jahrhunderts entstanden neben bereits existierenden päpst- lichen Zeremoniales verschiedene bischöf- liche Pendants, die überall auf eine beachtliche Resonanz stießen. Aber erst 1564, also kurz nach dem Tridentinum, wird eine schon 1507 in Paris verfasste Version gedruckt und für die bischöfliche Liturgie maßgeblich.

Gedruckt wurde die vorliegende Ausgabe aus dem Jahr 1651, wie zahlreiche andere theolo- gische Werke auch, in Rom von der Druckerei des Heiligen Stuhles. Obwohl das Caeremoniale Episcoporum zu den liturgischen Büchern der römisch-katholischen Kirche zählt, findet es, da es keine liturgischen Texte im engeren Sinne enthält, in den Gottes- diensten keine unmittelbare Anwendung.

Vielmehr handelt es sich um ein so genanntes Zeremonienbuch, das der Vorbereitung und Gestaltung der bischöflichen Liturgie dient.

Da die Liturgie den ganzen Menschen betrifft, werden z.B. neben den Handlungs- und Ausdrucksgebärden liturgischer Vollzüge ebenso die Gewänder, Kultgeräte und gottes- dienstlichen Orte bzw. Einrichtungen behan- delt. Und auch das liturgische Personal wie etwa assistierende Kleriker in der Bischofs- messe wird unter dem Gesichtspunkt der Dramaturgie des Gottesdienstes mit einbezo- gen. Die Geschichte der Zeremonienbücher ist aber mit dem vorliegenden Werk noch nicht zu Ende: So beabsichtigt z.B. das im Zuge der Liturgiereform erarbeitete, 1984 erschienene und derzeit noch gültige Zere- monienbuch, dass teilkirchliche Gebräuche respektiert werden und die bischöfliche Liturgie sowohl schlicht als auch edel und von pastoraler Wirksamkeit geprägt sein solle. Und im Unterschied zu den histori- schen Zeremonienbüchern, die ausschließ- lich in der amtlichen Kirchensprache Latein 77

89 Caeremoniale Episcoporum Clementis VIII., Rom 1651

Kupfertitel mit handschrift- lichem Vorbesitzereintrag

89 Caeremoniale Episcoporum Clementis VIII., Rom 1651 Titelblatt in Rot-Schwarz- Druck

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Theologie

Liturgie_Gebet

verfasst worden waren, gibt es heute mutter- sprachliche Übersetzungen. Schon die histo- rischen Ausgaben legten Wert darauf, die Anweisungen und liturgischen Rubriken mit Illustrationen zu veranschaulichen.

Das Caeremoniale Episcoporum aus der Biblio- thek der Sammlung Westerholt-Gysenberg hat offensichtlich eine längere Wanderung hinter sich. Dies läßt sich einem handschrift- lichen Vorbesitzervermerk auf dem Kupfer- titel entnehmen. Dort hat der Domherr Johannes von Stammen, der in Regensburg residierte, im Jahre 1677 einen Eigentums- vermerk gemacht und damit vermutlich den Zeitpunkt der Erwerbung dokumentieren wollen. Später scheint das Buch neu einge- bunden worden zu sein. Denn sowohl die Qualität als auch die handwerkliche Verarbei- tung des Buchblocks und der Titelblätter unterscheiden sich auffällig vom Vorsatz und von den ersten bzw. letzten, gänzlich unbe- druckten Buchseiten. Sie waren beim neuen Pergamenteinband wohl einfach hinzugefügt worden. Ein zusätzlicher Hinweis für einen Besitzerwechsel ist das auf dem Buchdeckel befindliche Supralibros, bei dem es sich um einen Stempelaufdruck des Wappens der Adelsfamilie von der Leyen handelt.

M.M.

BETE, VERTRAUE, DEIN ERLÖSER LEBT :(90) ein Gebetbuch für katholische Christen ; nebst Anhang aller Kirchengesänge und Litaneyen / hrsg. von einem ihrer Seelsorger. - 3. Aufl. - Wien : Pfautsch, [1834]. - 284, XXIV S. : Ill., 1834

Signatur: 1307

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil galten Gebetbücher ausschließlich der privaten Frömmigkeit. Sie hatten ihren Sitz im Leben außerhalb der Gottesdienste. Im 19. Jahr- hundert kam den Gebetbüchern allerdings innerhalb der Gottesdienste deshalb eine hohe Bedeutung zu, weil die Messfeier auf den Klerus zentriert war und eine mitfei- ernde Gemeinde gar nicht voraussetzte. So verbrachte man die Zeit in der Messe oft mit persönlichen Gebeten.

Das vorliegende Büchlein ist mit schönen Kupferstichen ausgestattet, die die christli- chen Grundtugenden Glaube, Hoffnung und Liebe allegorisch darstellen. Den Einband ziert eine feine Goldprägung.

M.M.

78

91 Gertrudenbuch Oder:

Geistreiches Gebetbuch, Regensburg 1865 Titelblatt

91 Gertrudenbuch Oder:

Geistreiches Gebetbuch, Regensburg 1865

Nebentitel mit Kupferstich der Hl. Gertrud und Mechtild

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Theologie

Liturgie_Gebet

GERTRUDIS <DE HELFTA>: (91) Gertrudenbuch oder: geistreiches Gebetbuch : größtentheils aus den Offenbarungen der heiligen Gertrud und Mechtild gezogen ; nebst einem sehr nützlichen und trost- vollen Unterrichte über das Gebet ... ; mit Illustrationen.

- 11., durchaus verm. und verb. Aufl. - Regensburg : Manz, 1865. - 524 S. : Ill.

Nebent.: Gebetbuch der heiligen Schwestern Mechtildis und Gertrudis

Signatur: 2092

Das hier gezeigte, so genannte Gertruden- Gebetbuch aus dem Westerholt’schen Fami- lienbesitz ist ein Beispiel für ein im 19. Jahrhundert beliebtes, weit verbreitetes Andachtsbuch, das die private Frömmigkeit vieler Christen prägte und in zahlreichen Ausgaben zur Verfügung stand.

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein redaktionell überarbeitetes Konglo- merat von Gebetstexten aus Gertrud von Helftas Legatus divinae pietatis und ihren Exercitia spiritualis und dem Liber specialis gratiae von Mechtild von Hackeborn. Genau- genommen gehört es damit nicht zu den originären Werken von Gertrud von Helfta.

Dennoch hat es eine wirkungsgeschichtlich große Bedeutung erlangt, weil es den Bekannt- heitsgrad dieser großen deutschen Mystikerin deutlich erhöhten konnte.

Gertrud von Helfta kam um 1260 im Alter von fünf Jahren als Waise in das Zisterziense- rinnen-Kloster zu Helfta. Dort erhielt sie im Laufe der Zeit von der Äbtissin Gertrud von Hackeborn eine gediegene wissenschaftliche und spirituelle Ausbildung. Zusammen mit den Mystikerinnen und Mitschwestern Mechtild von Magdeburg und Mechtild von Hackeborn hatte Gertrud einen erheblichen Anteil an der Herausbildung der deutschen Frauenbildung und -mystik des Mittelalters.

In einer Zeit innerer Konflikte konnte Gertrud in einer Christusvision eine intensive Gottes- erfahrung machen, die für sie Anlass war, sich künftig ausschließlich mit der Heiligen Schrift und den Kirchenväterschriften zu beschäftigen. Ihre meditativ-ekstatischen Erfahrungen schrieb sie in insgesamt fünf Schriften nieder, in denen eine konzentrierte Brautmystik mit der besonderen Verehrung des Herzens Jesu zum Ausdruck kommt. Vor dem Hintergrund einer tiefen liturgischen Frömmigkeit will Gertrud die Menschenliebe Gottes, die durch das Herz Jesu symbolisiert ist, in ihrer eigenen Zuwendung zu den Menschen zur Darstellung bringen. Die wahre Christusnachfolge jedoch sieht sie im freiwillig angenommenen Leiden.Vorbild lei- dender Nachfolge ist für Gertrud die Gottes- mutter Maria, die sie als rosa mystica verehrt.

Sowohl ihre Marien- als auch ihre Herz Jesu-

Frömmigkeit übten Jahrhunderte lang einen Einfluss auf die katholische Frömmigkeit aus, wie die zahlreichen Neuauflagen des Gertru- denbüchleins zeigen.

Als das Proprium mittelalterlicher Frauen- mystik gelten heute weithin ekstatisches Erleben von Visionen und Erscheinungen sowie emotionales Fühlen der Gegenwart Gottes mit allen leiblichen und seelischen Kräften. Dabei wird oft übersehen, dass gerade die Verbindung von Vernunftdenken und Emotionalität eine wesentliche Eigen- schaft der Mystik von Gertrud von Helfta ist.

Damit wird das schablonenhafte Denken mancher Wissenschaftler, dass nämlich der Bereich der Emotionalität eher der weibli- chen Mystik zugehöre und der Bereich der Ratio der männlichen, in Frage gestellt.

Meistens treten beide Elemente weder bei Frauen noch bei Männern isoliert voneinan- der auf, so dass eine geschlechterspezifische Trennung der praktischen von der theoreti- schen Mystik nicht gerechtfertigt erscheint.

Die Frauen von Helfta haben in ihrer Mystik nach einer Antwort auf die ungelösten Rätsel des Lebens gesucht und wurden dabei mit der Heiligkeit der eigenen Existenz vor Gottes Angesicht konfrontiert. Hierbei han- delte es sich nicht um irgendein Geheim- wissen ohne Bezug zum Alltag, sondern viel- mehr um das Aufdecken von Irrwegen und Scheitern und das Suchen von Zielpunkten mit lebenspraktischer Bedeutung. Vor dem Hintergrund des eigenen Erlebens von Krankheit, Tod und Versagen waren die Frauen von Helfta verbunden mit den Menschen ihrer Umgebung und betrieben in der Auseinandersetzung mit Lebenskrisen aktive Seelsorge. Deshalb kann man von ihrem priesterlichen Dienst sprechen. Ihre Sprachkraft zeigte sich darin, dass sie zu Gebetsworten gefunden haben, die noch Jahrhunderte lang nachwirkten. In Not und Bedrängnis die Anliegen der Menschen vor Gott und Gottes Anliegen an die Menschen zur Sprache zu bringen, gelang den Mysti- kerinnen von Helfta so, dass ihr Weg der Gottsuche noch im 19. Jahrhundert Vorbild der Frömmigkeit sein konnte.

M.M.

79

(7)

Theologie

Katechese_Homiletik

HERMES, JOHANN A.: (92)

Handbuch der Religion / von Johann August Hermes, Konsistorialrath, Inspector des Fürstlichen Gymnasiums und Oberprediger zu St. Nicolai in Quedlinburg. - Dritte, von neuem revidirte Auflage. - Berlin : Himburg, 1783. - 8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Bey Christian Friedrich Himburg. - Erschienen: Bd. 1 - 2

1. - 1783. - [8] Bl., 782 S. : 1 Portr. (Kupferst.) Signatur: 2122

Im theologischen Bestand der Westerholts finden sich neben katholischen Werken auch zahlreiche Bücher protestantischer Herkunft.

Der evangelische Theologe Johann August Hermes legte mit seinem bekannten »Hand- buch der Religion« ein Werk vor, das eine weite Verbreitung und vielfache Übersetzung in andere Sprachen erfuhr. Gemäß dem Anliegen der Aufklärung beabsichtigte Hermes, einer gebildeten Leserschaft eine klare Anschauung der christlichen Glaubens- inhalte zu vermitteln.

Besondere Beachtung verdienen das schöne Frontispiz, das den Verfasser selbst portraitiert sowie das Titelkupfer, das eine Verbindung zwischen dem mosaischen Dekalog und dem Evangelium Jesu Christi thematisiert. Damit ist der allgemeine Religionsbegriff des Titels näher erläutert.

M.M.

OVERBERG, BERNHARD HEINRICH: (93) Die Geschichte des alten und neuen Testaments : Zur Belehrung und Erbauung besonders für Lehrer, größere Schüler und Hausväter / Aus der h. Schrift gezogen und mit einigen Anmerkungen begleitet von Bernard Overberg, Lehrer der Normalschule. - Münster : Aschendorff, 1800 - 8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: bey Anton Wilhelm Aschendorff. - Erschienen: Theil 1 - 2

Signatur: 2089

Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, erhielt Bernhard Overberg (1754-1826) seinen ersten Lateinunterricht bei einem Geist- lichen. Erst im Alter von sechszehn Jahren besuchte er dann das Gymnasium der Franziskaner in Rheine, woran sich ein zwei- jähriger Besuch des Gymnasiums in Münster anschloss. Im Herbst 1776 begann er in Münster mit seinen theologischen Studien, die 1779 mit der Weihe zum Priester abge- schlossen waren. Auf eigenen Wunsch schlug er eine reiche Pfründe aus und ging lieber in die Pfarrseelsorge. Als er schon etwa zwei Jahre Kaplan in Everswinkel bei Münster war, besuchte der damalige Generalvikar Franz von Fürstenberg inkognito die Sonn- tagskatechese Overbergs. Beeindruckt von dessen pädagogischen Fähigkeiten ernannte der Generalvikar ihn umgehend zum Leiter der Normalschule, in der die damaligen Volksschullehrer ausgebildet wurden. Die pädagogische Arbeit an dieser Schule bean- spruchte Overberg bis zu seinem Lebens- ende. Daneben erteilte er Unterricht in einem Mädchenpensionat und hielt auch von vielen Erwachsenen gern besuchte Kateche- sen in der zugehörigen Kirche. Overbergs Biografie bliebe weniger bemerkenswert, gäbe es da nicht die intensiven Kontakte zur Fürstin Gallitzin, deren Beichtvater und geistlicher Begleiter er war. Durch die weltoffene, gebildete Adelige aus Münster hatte er Bekanntschaft mit zahlreichen her- vorragenden Gelehrten seiner Zeit. Der Austausch mit ihnen war im Blick auf seine

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92 Johann August Hermes:

Handbuch der Religion, Bd. 1, 3. Aufl., Berlin 1783

Titelblatt mit Vignette und Frontispiz mit Portrait des Verfassers

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Theologie

Katechese_Homiletik

pädagogischen Schriften so fruchtbar, dass man Overberg zu Recht als Reformer des katholischen Volksschulwesens und als Initiator der Lehrerinnenausbildung in Deutschland bezeichnet. Einer der angese- henen Gelehrten war der spätere Bischof von Regensburg, Johann Michael Sailer, der die folgende Schrift aus dem Bestand der Familie Westerholt herausgegeben hat.

M.M.

THOMAS <A KEMPIS>: (94) Das Buch von der Nachfolgung Christi / [Thomas a Kempis]. Neu übers., und mit einer Einl. und kurzen Anm. für nachdenkende Christen, hrsg. von J. M. Sailer. - 3., durchaus verb. und verm. Aufl.. - München : Lentner, 1803. - LIV, 450 S.

EST: De imitatione Christi <dt.>

Signatur: 2071

Ebenso wie Overberg stammte auch Johann Michael Sailer (1751 - 1832) aus armen Verhält- nissen. Sein Vater war Schuhmacher und musste zum Studium seines Sohnes erst überredet werden. Sailer trat nach dem Besuch des Gymnasiums in München in den Jesuitenorden ein und studierte in Ingolstadt Philosophie. Noch bevor er seine Studien beenden konnte, wurde der Jesuitenorden aufgehoben, was später dazu führte, dass Sailer trotz Promotion und Professur als so genannter Obskurant seinen Lehrstuhl in Ingolstadt verlor. Mit einer kleinen Pension ausgestattet, konnte er sich gerade einmal zusammen mit einem Freund eine kleine Zweizimmerwohnung leisten. Erst 1784 ereilte ihn der Ruf auf den Lehrstuhl für Ethik und Pastoraltheologie an der neu gegründeten Universität zu Dillingen. Dort konnte er sich mit philosophischen und moraltheologischen Schriften profilieren. Sailers Lehre war geprägt von einer bemerkenswerten Aufge- schlossenheit für ökumenische Fragen.

Seine Bestrebungen, die theologische Ausbil- dung im Bistum Augsburg auf Dillingen zu konzentrieren, stießen jedoch auf den Widerstand der Augsburger Exjesuiten. Sie beschuldigten ihn als einen Illuministen und verderblichen Reformer mit der Folge, dass er seinen Lehrstuhl abermals verlor und ihm durch den päpstlichen Nuntius die Predigt- befugnis entzogen wurde. Es folgten fünf unfreiwillige Jahre der Untätigkeit in Lehre und Ausbildung junger Theologen, nicht aber schriftstellerischer Aktivitäten. Als Betei- ligter der Allgäuer Erweckungsbewegung jener Jahre stand er der Beschäftigung mit 81

93 Bernhard Overberg:

Die Geschichte des alten und neuen Testaments, Münster 1800

Frontispiz mit Darstellung der Errichtung der ehernen Schlange (4. Mose 21,8.9 u. Joh. 3,14)

94 Thomas <a Kempis>:

Das Buch von der Nachfolgung Christi, Münster 1803 Titelblatt

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Theologie

Katechese_Homiletik

spirituellen Fragen offen gegenüber. Das zeigt auch die von ihm erstmals 1796 vorge- legte neue, mit einer Einleitung versehene Übersetzung der berühmten Imitatio Christi des Mystikers Thomas von Kempen. Im Wester- holt’schen Besitz findet sich die verbesserte und erweiterte dritte Auflage dieser für die Frömmigkeit so zentralen Schrift.

Durch das Bayerische Konkordat gelang es 1819, Sailer in das Domkapitel zu Regens- burg zu berufen, durch das er gegen manchen Widerstand 1822 zum Weihbischof und 1829 zum Bischof von Regensburg gewählt wurde.

Sailers theologische Bedeutung besteht darin, dass er sich schon früh von der jesuitisch geprägten neuscholastischen Denkrichtung hatte lösen können, um wichtige Impulse der Aufklärung und Romantik in die Theologie konstruktiv zu integrieren. In seiner christo- zentrischen Sichtweise gelang es ihm, unter Rückbezug auf die Quellen des christlichen Glaubens und die gesamte theologische Tra- dition ein Kirchenbild zu prägen, das konfes- sionelle Grenzen aufzubrechen imstande war.

M.M.

STRUENSEE, ADAM: (95)

Heilsame Wahrheiten in Sechs und zwantzig Predigten über Einige Kernsprüche der heiligen Schrift / vorgetragen von Adam Struensee, Past. zu St. Ulrich und des Gymnasii Scholarcha. - Halle : Gebauer, 1750. - [8] Bl., 1058 S., [16] Bl. : 1 Portr. ; 8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: bey Johann Justinus Gebauer

Signatur: 2128

Wie sehr man sich in der protestantischen Theologie schon der Aufklärungszeit darauf konzentrierte, die Predigt als Mittel der Schrifterklärung zu sehen, verdeutlicht dieses Werk von Adam Struensee. Neben seinem Predigt- und Pastorenamt an St. Ulrich zu Halle bekleidete er zugleich eine theologische Professur. Nachweislich hielt er viele Vorle- sungen über exegetische und homiletische Themen, die er für seine praktische Arbeit als Prediger fruchtbar machen konnte.

Der einzige Schmuck des einfachen Papp- einbandes sind das Frontispiz mit einem Verfasserportrait und einige Vignetten.

M.M.

82

95 Adam Struensee:

Heilsame Wahrheiten in Sechs und Zwanzig Predigten, Halle 1750 Titelblatt und Frontispiz mit Portrait des Verfassers

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Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

EWALD, JOHANN LUDWIG: (96) Biblische Erzählungen des alten und neuen Testaments :... mit ... Kupfern / [von L. Ewald]. - Freiburg : Herder

Kein Gesamtt. nachgewiesen. - Erschienen: Bd. 1 = AT - 2 = NT [1]. Altes Testament. - 2. Ausg. - [ca. 1818]. - 491 S., 99 Bl. : zahlr. Ill.

Signatur: 2105-2

In diesem ursprünglich in Einzelheften peri- odisch erschienen, später gebundenen Werk erzählt der Verfasser sukzessive die Inhalte der Bibel nach. Die bekanntesten solcher Nacherzählungen sind die so genannten Evangelienharmonien, die schon seit dem späten 2. Jahrhundert entstanden. Dabei handelt es sich um eine literarische Gattung, bei der die Inhalte der vier kanonischen Evangelien harmonisierend, d. h. zusammen- fassend nacherzählt bzw. auch ausgelegt wer- den. Zwar hatten solche Auslegungen unter erbaulichen Gesichtspunkten immer ihre Berechtigung und erfreuten sich auch gro- ßer Beliebtheit. Einem wissenschaftlichem Anspruch konnten sie jedoch nie gerecht werden, da sie die literarischen Eigenheiten der Evangelien zu sehr einebneten.

M.M.

BIJBELSCHE VROUWEN (97) Bijbelsche vrouwen : dichterlijk album. - Haarlem : Kruseman

Erschienen: Bd. [1] - [2]

[1]. Vrouwen des ouden verbonds, [1847]. - Getr. Zählung : 10 Portr.

Signatur: 2222-1

In Album »Bijbelsche Vrouwen« werden Frauengestalten des Alten und Neuen Testa- ments in abgeschlossenen, ausführlichen Lobeshymnen beschrieben. Jedem Gedicht ist ein Stahlstich vorangestellt, der einen Eindruck davon vermittelt, wie die bibli- schen Gestalten im 19. Jahrhundert gesehen und welche Hauptmerkmale ihnen zugeschrie- ben wurden.

Eröffnet wird das Werk mit einer Darstellung von Eva als Urmutter der Menschen. Das ihr zugeordnete Gedicht des niederländischen Schriftstellers Nicolaas Beets (1814 - 1903) beschreibt die Vertreibung aus dem Paradies, geht jedoch auch auf die Geschichte um Kain und Abel ein.

Das Bildnis zeigt Eva als unbekleidete junge Frau mit einem Kind auf ihrem Schoß. Ihr Blick ist gen Himmel gerichtet; der Sohn ruht sicher gebettet auf einer weichen Unterlage. Eva ist bereits aus dem Paradies ausgeschlossen: Pflanzen, die an das Paradies erinnern könnten, finden sich nur zu ihrer Rechten und in unmittelbarer Nähe des Kindes. Hinter ihr öffnet sich eine kahle Landschaft in eine unendliche Weite hinein.

Eva tritt hier vor allem als Mutter in Erscheinung.

J.H.

83

96 Johann Ludwig Ewald:

Biblische Erzählungen des alten und neuen Testaments, Freiburg 1818

Kupferstich Taf. 54

»David erlegt den Goliath«

(1 Sam. 17,48 - 52)

97 Bijbelische Vrouwen, Haarlem 1847 Eva mit Kind

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Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

PFANNER, TOBIAS: (98)

Christlicher Buß- und Lebens-Weg :Aus denen alten Kirchen-Lehrern und andern erbaulichen Schrifften gezeiget / von T. Pfannern, Fürstlichen S. gesamten Hof-Rath. - Leipzig : Gleditsch, 1711. - [16] Bl., 768, 571 S., [26] Bl. : Ill. ; groß-8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Bey Joh. Friedrich Gleditsch und Sohn. - Erschienen: Theil 1 - 2 in einem Bd.

Signatur: 2081

Das schöne Frontispiz dieses Werkes gibt anschaulich die dem Buch zugrundeliegende Einsicht wieder: In Übereinstimmung mit der unten angegebenen Bibelstelle handelt Christus in der Vollmacht Gottes an der ihm zu Füßen knienden Sünderin. Er vergibt ihr die Sünden, fordert sie zur Veränderung ihres Handelns auf und weist ihr so den Weg zum Leben. Seine ausgestreckte Hand zeigt dabei auf den im Hintergrund zu sehenden Weg und die weit entfernte, enge Pforte, die zum Licht führt. Für den Verfasser ist damit der Kern seiner erbaulichen Schrift deutlich umrissen: Umkehr, Buße und Nachfolge auf dem Weg Christi sind unabdingbare Voraus- setzungen, um dem Willen Gottes gemäß zum Heil, zum eigentlichen Leben zu gelangen.

M.M.

EHRENBERG, FRIEDRICH: (99) Für Frohe und Trauernde / von Friedrich Ehrenberg. - Leipzig : Fleischer

Erschienen: Theil 1 - 2

1. 1818. - VIII, 355 S. : Ill.

Signatur: 2042

Der reformierte Theologe und Erbauungs- schriftsteller Friedrich Ehrenberg lebte von 1776 bis 1852. Nach Abschluss des Studiums der Theologie übte er das Amt eines Predigers aus. 1817 wurde er ins Kultusministerium berufen und trug wesentlich zur Reorgani- sation der preussischen Landeskirche bei.

Ehrenberg wurde trotz seiner reformierten Positionen, die denen von Friedrich Wilhelm III. widersprachen, weithin anerkannt.

Mehrere Auszeichnungen und Beförde- rungen würdigten seine Tätigkeit: 1821 wurde er zum Ritter des Roten Adlerordens ernannt, 1822 avancierte er zum Hofprediger, 1834 übernahm er das Amt eines Wirklichen Oberkonsistorialrats und 1850 wurde er zum Ehrenmitglied des neugegründeten Evange- lischen Oberkirchenrats in Berlin ernannt.

Ehrenbergs Erbauungsschriften wandten sich vorwiegend an ein weibliches Publikum und erzielten im 19. Jahrhundert eine hohe Auf- lage. In ihnen beschränkte er den Wirkungs- bereich der Frau auf die häusliche Sphäre, die er als naturgemäß ansah. Eine Besonder- heit der vorliegenden Erbauungsschrift »Für Frohe und Trauernde« besteht darin, dass Ehrenberg sie nach dem Tod seiner Frau verfasste und damit zunächst selbst dieses traumatische Ereignis verarbeitete. So zeigt auch das Frontispiz zwei Trost suchende Menschen, die von einer engelsgleichen Frauengestalt Rat und Hilfe erhalten.

J.H.

84

98 Tobias Pfanner:

Christlicher Buß- und Lebens-Weg, Leipzig 1711

Christus und die Sünderin (Frontispiz)

99 Friedrich Ehrenberg:

Für Frohe und Trauernde, Bd. 1, Leipzig 1818 Frontispiz

(12)

Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

FELLON, THOMAS BERNHARD: (100) Traité De L’Amour De Dieu :Divisé En XII. Livres.

Avec Un Discours Préliminaire à la tête de chaque Livre ... un Recueil de Maximes spirituelles ... Selon la Doctrine, l’Esprit, [et] la Méthode de S. Francois De Sales / [... Fellon, de la Compagnie de Jesus.]. – Nanci : Cusson, 1761 ; 12° [i.e. groß- 16°]

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Chez Jean-Baptiste Cusson. – Erschienen: T. 1 – 2

Bd. 2. - 1761. - VII., 566 S.

Signatur: 2203-2

Der »Traité de l’amour de Dieu« bildet neben der »Introduction à la vie dévote« (1609) das Hauptwerk des französischen Theologen und heiliggesprochenen Ordensgründers François de Sales (dt. Franz von Sales; * 21. 8. 1567 Schloß Sales bei Annecy, † 28. 12. 1622 in Lyon).

F. de Sales studierte zunächst Jura, dann Theologie in Paris und Padua. 1602 wurde er Bischof von Genf. 1610 gründete er gemein- sam mit Jeanne Françoise Frémyot de Chantal den Orden von der Heimsuchung Mariae – später auch kurz »Salesianerinnen«

genannt.

Die 1616 veröffentlichte »Abhandlung von der Gottesliebe«, nach dem fiktiven Dialog- partner auch kurz »Theotimus« betitelt, bietet in 12 Büchern eine religiös-pädagogische Analyse zur irdischen und geistlichen Liebe.

Gott befähigt den Menschen zur »heiligen Liebe« und eröffnet ihm damit den Weg zur Vollkommenheit und Glückseligkeit. Heilig- keit ist dabei nicht das Privileg weltflüchtiger Asketen, sondern Aufgabe und Heraus- forderung für alle Christen.

Franz von Sales nahm mit seiner an Montaigne angelehnten Prosa bedeutenden Einfluß auf das religiöse Leben des 17. Jahr- hunderts. Übersetzungen des »Theotimus« ins Englische, Italienische, Spanische, Polnische und Deutsche zeugen von seiner europäi- schen Wirkung. Sein brillanter, bildreicher Stil beeinflußte noch die Dichtung der

Romantik (Lamartine, Sainte-Beuve). Im Jahr 1923 wurde der bereits 1665 heiligge- sprochene und 1877 in den Rang eines Kirchenlehrers erhobene »Gentleman-Saint«

(Leigh Hunt) deshalb auch zum Schutz- patron der französischen Schriftsteller bestimmt.

Knapp 150 Jahre nach der ersten Ausgabe leistete der Jesuit Thomas Bernard Fellon im Jahr 1761 mit dem vorliegenden zweibändi- gen Werk eine zeitgemäße Neuinterpretation der Unterweisungen über die »Gottesliebe«.

Die Bände stammen aus dem Besitz des Freiherrn Franz von Fürstenberg (* 7. 8. 1729 in Herdingen bei Arnsberg, † 16. 9. 1810 in Münster), der in seiner Amtszeit als General- vikar des Erzbischofs von Köln im Bistum Münster die Verwaltung und das Schulwesen reorganisierte und 1773 die münstersche Uni- versität gründete. Fürstenberg gehörte zur

»familia sacra«, dem Kreis um die Fürstin Gallitzin, von dem wichtige Impulse für die katholische Erneuerungsbewegung in West- falen ausgingen.

V.D.

85

100 Thomas Bernard Fellon:

Traité De L’Amour De Dieu, Bd. 2, Nanci 1761 Titelblatt

(13)

Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

FÜHRICH, JOSEPH VON: (101) Die geistliche Rose :enthaltend: die fünfzehn Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes ; mit sechszehn [!] Kupfertafeln / erfunden und gezeichnet von Joseph Führich ... Mit Text von Wilhelm Reischl. - Regensburg : Manz, 1859. - XV, [16] Bl. : zahlr. Ill.

Parallelsacht.: Rosa Mystica

Signatur: 2241

Trotz z. T. heftiger innerkirchlicher Kritik ist der Leben-Jesu-Rosenkranz bis heute das am meisten verbreitete Volksgebet. Im restaurativen 19. Jahrhundert jedoch kam dem Rosenkranz darüberhinaus die beson- dere Bedeutung zu, als Erkennungszeichen katholischer Orthodoxie zu gelten, nachdem die Aufklärung des ausgehenden 18. Jahrhun- derts das Rosenkranzgebet als magieverdächtig eingestuft hatte. Die Marienerscheinung in Lourdes (1858) bewirkte nochmals einen enormen Aufschwung des Rosenkranzes. So entstanden kurz danach schon prächtig aus- gestattete Erbauungsbücher, z. T. als Alben mit bildlichen Darstellungen und Dich- tungen zu jedem Geheimnis aus dem Leben Jesu, dessen Inhalt die Menschwerdung, Passion und Erhöhung des Gottessohnes ist.

Der vorliegende Band ist von dem öster- reichischen Maler und Zeichner Josef von Führich gestaltet, der von 1800 bis 1876 lebte und als bedeutendster Vertreter der Spät- nazarener gilt. Führichs klarer Linienfluß verhalf der religös-christlichen Kunst in Österreich zu einer neuen Anerkennung, die bis in die neueste Zeit hinein reicht. Seine zeichnerischen Kompositionen brachten ihm den Titel »der Theologe mit dem Stifte«

ein. Das aufgeschlagene 1. Geheimnis zeigt Gabriels Verkündung der Geburt Jesu.

M.M. u. J.H.

GOFFINÉ, LEONHARD: (102) [Christkatholische Handpostille oder Unter- richts- und Erbauungsbuch, das ist: kurze Auslegung aller sonn- und festtäglichen Episteln und Evangelien] Des ehrw. P. Leonhard Goffine ... christkatho- lische Handpostille oder Unterrichts- und Erbauungsbuch, das ist: kurze Auslegung aller sonn- und festtäglichen Episteln und Evangelien : sammt daraus gezogenen Glaubens- und Sittenlehren. - 5. Aufl., mit Meß-Erklärung, Gebeten, einer Beschreibung von Jerusalem und Anh. von Alban Stolz, neue ill. Prachtausg., mit Titelbild und Farbent. - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder, 1882. - XII, 644 S. : Ill.

Signatur: 2069

Beinahe zur Standardlektüre vieler frommer Christen des 19. und beginnenden 20. Jahr- hunderts gehörte eine Hand- oder Haus- postille. Dies ist ein Buch, in dem die Lesungs- und Evangelientexte der Sonn- und Feiertage sowie ergänzende erbauliche Auslegungen in Predigtform enthalten sind.

Bei der vorliegenden Ausgabe der Christka- tholischen Handpostille des Prämonstratensers Leonhard Goffiné (1648 - 1719) handelt es sich um eine Prachtausgabe des 19. Jahr- hunderts, deren grüne Gewebeeinbandeckel mit einer schönen Goldprägung, Unterle- gungen und mit weiteren Prägungen verse- hen ist. Der mit Leder eingebundene Buchrücken ist ebenso mit einer schönen Goldprägung und Prägedrucken ausgestattet.

Goffiné, der 1667 in Steinfeld / Eifel in den Prämonstratenserorden eingetreten war, hatte sich einen guten Ruf als geistlicher Schriftsteller bzw. religiöser Volksschrift- steller erworben. Seine theologischen Studien hat er im »Collegium Norbertinum« in Köln absolviert, bevor er 1675 die Priesterweihe empfing. Danach folgten Seelsorgeeinsätze bei Prämonstratenserinnen in Dünnwald und Ellen und anschließend in einigen Pfarren des Fürstbistums Münster. Nachdem er für einige Zeit im Prämonstratenserstift zu Clarholz gewirkt hatte, ging er von 1685 - 1691

86

101 Joseph von Führich:

Die geistliche Rose, Regensburg 1859 1. Geheimnis:

Gabriels Verkündigung

(14)

Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

nach Coesfeld, um in der dortigen Pfarrei St. Lamberti das Amt des Vizekurators zu übernehmen. Sowohl in Clarholz als auch in Coesfeld konnte Goffiné feststellen, dass das religiös-sittliche Leben der Bevölkerung eher mangelhaft war, obwohl die beiden Orte zum Gebiet des münsterischen Fürstbistums gehörten, also nicht etwa von weltlicher Herrschaft bestimmt wurden. Goffiné rügt in seinen Briefen und Predigten viele Gewohn- heiten der Landbevölkerung, die sich offen- sichtlich ausschließlich am Brauchtum orientierte und Begriffe wie Sittlichkeit und christliches Gewissen kaum kannte. Erstaun- lich aktuell mutet dieser Umstand an: Man ging in den sonntäglichen Gottesdienst, weil man eben immer dorthin gegangen war und nicht etwa deshalb, weil dort eine Ausein- andersetzung mit christlichen Glaubens- inhalten und dadurch eine Intensivierung des christlichen Lebens hätte erfolgen können.

Goffinés Haltung zu diesem zeittypischen Missstand war geprägt von einem augustini- schen Pessimismus, der durch die eher trübe Stimmung des 17. Jahrhunderts vielleicht noch verschärft wurde. Theologisch stand Goffiné ganz hinter den Lehren des für das katholische Leben so wichtigen Reform- konzils von Trient, das er in seiner Hand- postille dann auch häufig zitiert. Es stand in Goffinés Absicht, mit diesem Buch einen Beitrag zur religiösen Bildung der Bevölke- rung zu leisten, indem er einen liturgischen Leitfaden für die Sonn- und Festtage vorlegte.

Dabei griff er auf den schon seit vielen Jahren bewährten Typus der Postille zurück, die den Anfang bei der Übersetzung der Evangelientexte in die Muttersprache nimmt.

Zu den deutschen Texten treten dann predigtartige Glossen hinzu, die gegenüber den liturgischen Erklärungen den breiteren Raum einnehmen. Bedenkt man aber, dass selbst die theologische Bildung des Klerus im 17. Jahrhundert z. T. äußerst defizitär war,

konnte Goffiné kaum erwarten, dass seine Handpostille die beabsichtigte Wirkung hatte, zumal die Landbevölkerung selten des Lesens mächtig war. Dennoch setzte er ganz auf den Bereich der Familienseelsorge, wenn er die Erwartung zum Ausdruck brachte, die Hausväter mögen für die religiöse Unterwei- sung innerhalb der Familie sorgen, indem sie die sonntäglichen Evangelien gewissermaßen am Mittagstisch abfragten. Zieht man die Forderung Goffinés hinzu, die Christgläu- bigen sollten das, was sie im Gottesdienst feiern, auch verstehen, so verweist die Handpostille bereits auf eine Entwicklung, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Namen »Liturgische Bewegung«

einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt hat.

So erstaunt es vielleicht nicht mehr, dass die Handpostille eine außerordentlich große Popularität erfahren sollte, zumal es ihr Vorzug war, die Menschen mit einfachen, allgemein verständlichen Worten und Inte- gration volkstümlicher Ideen zu erreichen.

Zu diesem Goffiné zuzurechnenden Erfolg tritt im 18. und 19. Jahrhundert, in denen seine Handpostille oftmals wieder neu aufge- legt wurde, der allgemeine Bedeutungs- zuwachs katholischer Bücher in der vom inzwischen theologisch gebildeteren Klerus durchgeführten Seelsorge in den Gemeinden hinzu. Dabei zeigen die späteren Ausgaben des 19. Jahrhunderts, dass sich die Bearbeiter trotz einiger Abweichungen noch stark an der Spiritualität Goffinés orientieren und seine Terminologie übernehmen. Lediglich die inzwischen die Geistesgeschichte verän- dernde Aufklärung hat in den späteren Ausgaben begriffliche Spuren hinterlassen.

M.M.

87

102 Goffiné, Leonhard:

Christkatholische Hand- postille, 5. Aufl., Freiburg i.Br. 1882

Prachtausgabe der so genannten »Goffiné«

(Schmucktitelblatt)

102 Goffiné, Leonhard:

Christkatholische Hand- postille, 5. Aufl., Freiburg i.Br. 1882 Frontispiz

(15)

Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

HANSSEN, PETER: (103)

[Heilige Betrachtungen über die Sonn- und Fest- Tags Episteln durchs gantze Jahr] Peter Hanßens ...

Schleswig-Holsteinischen Consistorial-Raths, Superintendenten und Hof-Predigers Heilige Betrachtungen über die Sonn- und Fest-Tags Episteln durchs gantze Jahr. - Leipzig ; Rostock : Koppe, 1748. - [8] Bl., 1210 S., [15] Bl. : Portr. ; 4°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: verlegts Johann Christian Koppe

Signatur: 2066

Religiöse Erbauungsliteratur gab es in der Barockzeit in nahezu jeder Bibliothek. Vor allem im Pietismus ist die Erbauung auf den einzelnen Menschen und auf Kleingruppen beschränkt und die persönliche und häus- liche Frömmigkeit verfeinert und intensiviert worden. Der vorliegende Band ist ein Beispiel für diese pietistisch orientierte Literatur. Mit Hilfe der geistlichen Auslegung neutestamentlicher Briefliteratur will der Verfasser zum »Wachsthum der Erkenntnis zur Gottseeligkeit unter den Christen«

beitragen.

Das Portrait auf dem Frontispiz zeigt den Verfasser in der Pose eines selbstbewußten Honoratioren des Barockzeitalters.

M.M.

MARPERGER, BERNHARD WALTER: (104) [Neues Communion Büchlein für die Liebhaber des rechtschaffenen Wesens in Christo Jesu] B. W.

Marpergers neues Communion Buechlein für die Liebhaber des rechtschaffenen Wesens in Christo Jesu : auf Allerley Seelen- und Gewissens-Zustände gerichtet. Nebst einer Anleitung zur wahren Busse und Vereinigung mit Christo. - Nürnberg ; Leipzig : Raspe, 1757. - [13] Bl., 336 S., [2] Bl., S. 339 - 576, [1] Bl., S. 577 - 744, 141 S., [1] Bl. : 5 Ill. ; 12°

[i.e. klein-8°]

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: bey Gabriel Nicolaus Raspe

Enth. Werk:

Geistreiche alt- und neue Gesänge welche zur Buß-Andacht vornehmlich aber bey andächtiger Handlung der Beichte und des H. Abandmahls zum Nutzen frommer Seelen, zusammen getragen worden, [1757]. - 141 S., [1] Bl.

In: B. W. Marpergers neues Communion Buechlein für die Liebhaber des rechtschaffenen Wesens in Christo Jesu ... - Nürnberg ; Leipzig, 1757. - Arab. Zählung 2

Signatur: 2296

Der lutherische Theologe Bernhard Walter Marperger hatte in den pietistischen Ausein- andersetzungen zu Beginn des 18. Jahrhun- derts mehrfach mit Streitschriften auf sich aufmerksam gemacht. Bekannter allerdings ist er durch seine erbauliche Literatur gewor- den, zu der auch sein »Neues Communion Büchlein« zu zählen ist. Die beiden Kupfer- stiche ganz zu Beginn dieses Buches geben die Aussageabsicht Marpergers anschaulich wieder: Es geht ihm darum, seinem Leser zu verdeutlichen, dass Heiligung der eigenen Seele nur durch bewusste Abkehr von der Verehrung falscher Götter zu erreichen ist.

M.M.

88

103 Peter Hanßens ... Heilige Betrachtungen über die Sonn- und Fest-Tags Episteln durchs gantze Jahr, Leipzig und Rostok, 1748

Portrait des Verfassers auf dem Frontispiz

104 B. W. Marpergers neues Communion Büchlein für die Liebhaber des rechtschaffe- nen Wesens in Christo Jesu, Nürnberg u. Leipzig 1757 Baalsdienst und Manna- speisung (Kupferstiche)

(16)

Theologie

Andachts-_Erbauungsliteratur

WERNER, FRIEDRICH: (105) Der richtige und unbetrügliche Himmels-Weg eines Christen :welcher einem jedweden klärlich zeiget, Wie er der ewigen Verdammniß entgehen, und die Seeligkeit ohnfehlbar überkommen könne, auch darneben eröffnet/ ob er vor Gott ein thätiges und eyferiges oder ein laulichtes und heuchlerisches Christenthum führe ... / Christlichen Hertzen ... deutlich vor Augen gestellet von M. Friedrich Wernern, der H. Schrifft Baccal. und Diac. bey der Kirche zu St. Nicolai in Leipzig. - Gedruckt zum zwölfftenmahl. - Leipzig : Weidmann, 1723. - [16] Bl., 1034 S., [35] Bl. : Ill. ; 8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: verlegts M. G.

Weidmann ...

Signatur: 2037

Der Theologe Friedrich Werner verfasste v. a.

exegetische und asketische Schriften. Das vorliegende Werk entstand in seiner Zeit als Diakon an der Nicolaikirche zu Leipzig, wo er seit 1721 in der praktischen Seelsorge tätig war. Der Kupferstich zu Beginn des Werkes zeigt eindrucksvoll das Motto:

Gemäß der biblischen Vorstellung von der engen Himmelspforte stellt der Kupferstich zwei alternative Lebenskonzepte vor. Wäh- rend nur wenige auf dem Weg des Glaubens wirklich in das Reich Gottes gelangen, scheint der Verfasser die pessimistische und heute wenig populäre Sicht zu vertreten, dass die meisten Menschen sich auf dem Weg der Verdammnis befinden.

M.M.

89

105 Friedrich Werner:

Der richtige und unbetrügliche Himmels-Weg eines Christen

Leipzig, 1723 Kupferstich

(17)

Theologie

Moral-_Kontroverstheologie

VOIT, EDMUND: (106)

Theologia Moralis : Ex Solidis Probatorum Authorum Principiis, & Variorum Casuum Fictorum & Factorum Resolutionibus Usitato in Scholis ... Ad Commodiorem Usum In Alma Universitate Herbipolensi Concinnata / à P. Edmundo Voit, Societatis Jesu, Ss. Theol. Doctore, Ejusdémque Professore ... - Editio Tertia Cum Augmento. - Wirceburgi : Stahel : Engmann & Kleyer, 1757. - 8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: Impensis Joan. Jac.

Stahel, Bibliop. Wirceb Typis Engmannianis & Kleyerianis. - Erschienen: Ps. 1 - 2

2. De Sacramentis in genere, & in specie; Item de Censuris Ecclesiaticis, & irregularitatibus, 1757. - 928 S., [1] Bl., S. 929 - 1136 S., [12] Bl. : Ill.

Signatur: 2186-2

Unter den theologischen Werken des Bestan- des Westerholt befinden sich nur wenige Werke der Systematischen Theologie, die Ergebnisse aller theologischen Disziplinen bündelt und die christlichen Glaubens- inhalte und Dogmen in den jeweiligen geistesgeschichtlichen Horizont übersetzt und verstehbar machen möchte. Der Moral- theologie kommt dabei die Aufgabe zu, aus christlicher Sicht zu reflektieren, was eine sittlich richtige oder falsche Handlungs- weise ist.

M.M

CYPRIANUS, ERNST SALOMON: (107) Ueberzeugende Belehrung vom Ursprung und Wachsthum des Pabstthums :nebst einer Schutzschrift vor die Reformation / aus authentiquen Urkunden abgefasset von Ernst Salomon Cyprian, D. Kirchen- und Consistorialrath zu Gotha. - Die sechste und verbesserte Auflage. - Hof : Vierling, 1769. - [1] Bl., 50, 763 S., [18] Bl. : 1 Portr. ; 8°

Vorlageform des Erscheinungsvermerks: bey Johann Gottlieb Vierling

Signatur: 2264

Ernst Salomon Cyprian, ein überaus gelehrter Theologe und Kirchenhistoriker des 18. Jahr- hunderts, war Verfechter einer strengen luthe- rischen Orthodoxie. In seinen vielen Werken, die zum großen Teil auf sehr genauen, inten- siven Studien basieren, begegnet eine religiöse Strenge, die bisweilen unbeugsame Hartnä- ckigkeit und Herrschsucht durchblicken lässt.

So war er z. B. ein entschiedener Gegner der Unionsbestrebungen zwischen Lutheranern und Reformierten. Aber auch gegenüber der römisch-katholischen Kirche zeigte er eine besondere Opposition, die sich z. B. in dem vorliegenden, gegen das Papsttum gerichteten Werk spiegelt.

M.M.

90

107 Ernst Salomon Cyprian:

Ueberzeugende Belehrung vom Ursprung und Wachsthum des Papstthums, nebst einer Schutzschrift vor die Reformation, Hof 1769 Titelblatt und Frontispiz mit Verfasserportrait

(18)

Theologie

Moral-_Kontroverstheologie

SALAT, JAKOB: (108)

Auch die Aufklärung hat ihre Gefahren! : ein Versuch zum Behufe der höhern Kultur / von J. Salat. – München : Lindauer, 1801. – VIII, 459 S.

Signatur: 1321

Als Jakob Salat (1766 - 1851), Theologe und später Philosoph in München und Landshut, noch während der Ausübung seines priester- lichen Amtes gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen lebhaften Austausch mit Vertretern verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen pflegte, geriet er bei den kirchlichen Behör- den schnell in den Verdacht, aufklärerischen Idealen Vorschub leisten zu wollen. Dieser Verdacht erhärtete sich noch wegen Salats sehr fortschrittlicher Verwendung der deutschen Muttersprache in liturgischen Zusammenhängen. Zwar blieb das schnell eingeleitete Inquisitionsverfahren ohne Resul- tat. Es warf aber doch dunkle Schatten auf den weiteren Lebensweg Salats. Er selbst schrieb darüber: »Wie oft entrang sich mir in dieser Zeit die Äußerung: in einem Lande und Stande zu leben, wo der Mensch sein Menschenrecht verloren, wo er nie vor einem Überfall sicher ist, welch ein Los! Fürwahr der Geistesdruck ist für den gebildeten Gelehrten weit empfindlicher, als die Despotie, die den Körper trifft.«

Angesichts dieser mentalen Situation musste es Salat als eine Befreiung erlebt haben, 1802 dem Ruf als Professor für Moral- und Pastoraltheologie an das Lyceum nach Mün- chen folgen zu können. In den folgenden Jahren konnte er sich ganz der Wissenschaft widmen. Als das Lyceum geschlossen wurde, ging er nach Landshut, um dort Moral- und Religionsphilosophie zu lehren. Er hatte sich zunächst der Denkrichtung seines früheren Lehrers Johann Michael Sailer angeschlos- sen und war in engen Kontakt zu dem Präsidenten der Akademie der Wissen- schaften, Friedrich Heinrich Jacobi, getreten, dessen philosophisches Denken er ebenso adaptierte. Leidenschaftlich vertrat er seine philosophischen Ansichten und verwickelte sich dabei offenbar in manchen Streit mit seinen Kollegen. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass er 1827 nach der Verle- gung der Universität zu Landshut nach München als Privatgelehrter in Landshut blieb. Bis zu seinem Tod im Jahr 1851 war er dort literarisch tätig.

Zu seinem Werk gehört auch das Buch mit dem Titel »Auch die Aufklärung hat ihre Gefahren! Ein Versuch zum Behufe der höheren Kultur«, das wenige Jahre vor der Berufung Salats (erstmals 1797) im Verlag Joseph Lindauer in München erschienen ist.

91

108 Salat, Jakob: Auch die Aufklärung hat ihre Gefahren! Ein Versuch zum Behufe der höheren Kultur, München 1801 Titelblatt

(19)

Theologie

Moral-_Kontroverstheologie

Ziel der Schrift ist es, den Selbststand des Menschen auf Grundlage des Vernunft- gebrauches zu befördern. Dabei geht Salat davon aus, dass Aufklärung im Sinne einer Befreiung des Geistes von fremdbestimmtem Denken zugleich auch »Wille der Gottheit«

ist. Hier klingt an, dass es Salat um die Ver- mittlung zwischen Glaube und Vernunft geht.

Der Begriff Aufklärung beinhaltet nach Salat zwei wesentliche Momente: Einmal meint er die Aufgeklärtheit im absoluten Sinne, die innergeschichtlich nicht erreicht werden kann, und auf der anderen Seite die

»Operation des Aufklärens« als Weg mit der Gefahr des Irrtums und Scheiterns. Eine andere Gefahr bestehe – so Salat – darin, dass sich Unzufriedenheit bei demjenigen Aufklärer einstellt, der zwar Mängel, Irr- tümer, Ungerechtigkeiten und Vorurteile erkennt, sie aber vergeblich zu bekämpfen versucht. Genau darin scheint das Problem Salats zu liegen, der stets als ein Wanderer zwischen den Welten angesehen wurde.

Obwohl er sich davor zu schützen wusste, als aufklärerischer Selbstdenker der Überheb- lichkeit oder dem universalen Zweifel zu verfallen, geriet er immer wieder zwischen die Fronten und wurde von den kirchlichen Autoritäten als ein Feind der Kirche und des Offenbarungsglaubens gesehen.

Was war Salats Problem? In seiner Zeit gab es einen polemisch gesteigerten Gegensatz zwischen Vernunft und Offenbarung. Salat beabsichtigte in dieser Kontroverse, die Theologie unter Betonung ihrer Eigenstän- digkeit in die Abhängigkeit der Philosophie zu stellen. Bei den auf Restauration bedach- ten Zeitgenossen musste dies Gefahr für die Kirche und ihre Interessen bedeuten. Auch wenn Salat eine philosophische Theologie anstrebte, die sich nur schwer mit der Eigenart des christlichen Glaubens vereinen ließ, so kam es ihm doch auf etwas Unver- zichtbares an: Der christliche Glaube muss vor dem Forum der Vernunft bestehen können. Insofern Salat in seiner Kritik am Bestehenden zu mancher Übertreibung neigte, kann man ihn als einen zeitgemäßen Denker bezeichnen. Der im 17. Jahrhundert wirkmächtige wissenschafts-, philosophie- und vernunftfeindliche Jansenismus hatte zusammen mit der von Descartes eingeleiteten Spaltung von Glaube und Vernunft einen deistischen Vernunftglauben heraufbeschwo- ren, der sich von jeder positiven Religion lossagte. Freidenker wie Thomas Hobbes oder Pierre Bayle hatten daraus schließlich den atheistischen Materialismus vorbereitet, dessen mechanistische Naturwissenschaftler sich als gottlos verstanden. Religion konnte sich damit nicht mehr als Wissenschaft präsentieren. Auch wenn zur Zeit Salats die

These vom Tod Gottes, wie sie später bei Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Friedrich Nietzsche begegnete, noch nicht viele Gelehrte erreicht hatte, so verspürte er doch schon ihre aufkommende Bedeutung. So lehnt er in seinen Schriften durchgängig den Mate- rialismus ab und versucht das Ideal einer höheren Bildung als Zusammenspiel zwi- schen Vernunft und Glaube aufzuzeigen.

Den Weg dazu sieht Salat in der autonomen denkerischen Arbeit und versteht sich als Mittelsmann, der die Philosophie zur Vertei- digung des Christentums einsetzen will.

Dabei jedoch gerät er zwischen die Fronten eines noch nicht genau umschriebenen Rationalismus und eines undifferenzierten Supernaturalismus. Weil er sich keiner Gruppe alleine anschließen will, rechnet man ihn der jeweiligen gegnerischen Linie zu, und begegnet seinem voluminösen litera- rischen Werk mit Polemik. Seit seiner Pensionierung 1826 kämpfte er vergeblich um eine gerechte Einschätzung seines Werkes und starb 1851 in Einsamkeit.

M.M.

92

Referenzen

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