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(1)Der Aoristvokal im Chaladsch Von Gebhard Doebfeb, Göttingen Über die Vokale des Aorists (und des vokalisch auslautenden Kon¬ verbs) ist in der Turkologie schon viel geschrieben worden

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(1)

Der Aoristvokal im Chaladsch

Von Gebhard Doebfeb, Göttingen

Über die Vokale des Aorists (und des vokalisch auslautenden Kon¬

verbs) ist in der Turkologie schon viel geschrieben worden. Es ist hier

nicht meine Aufgabe, das Problem der Genesis dieser Vokale noch ein¬

mal aufzurollen. Daher hierzu nur wenige Worte.

Während fast alle Sufiixe des Alttürkischen nur mit einem (vokal¬

harmonisch abgewandelten Phonem auftreten,' erscheint der Aorist mit

drei versdiiedenen Vokalphonemen als -Ar, -Ur, -Ir. Zur Lösung des

hierin liegenden Problems sind zwei Grundthesen (mit Varianten im

einzelnen) aufgestellt worden. Man hat versucht,

a) das Problem phonetisch zu lösen, so A. M. Söeebak,^ 0. Pbitsak,^

0. N. TuNA.* Andererseits

b) haben andere Forscher erklärt, die Verteilung der Vokale sei in

diesem Falle , .lexikalisch bedingt", ,,nur semantisch lösbar" u.ä. Hier

seien folgende Namen genannt: P. Zieme. ^ Vf.,* Mabcel Ebdal.' An

moderner grundlegender Literatur zu diesem Thema (worin sich Weiteres

finden läßt), sei genannt: Vf.^ und E. A. Geunina.*

Heute, nach etwas erweiterter Ausschöpfung des Materials, das älte¬

ren Forschern verschlossen war, darf als gesichert gelten :

' Z.B. Dativ auf -KA = -qaj-kä, Imperativ 3. Person emf -zün = -zunjzün.

^ ,,Deeprifasiie" na -a ~ ä (j) v tjurkskix jazykax. In: Voprosy grammatiki.

K 75-letiju akad. 1.1. Meiianinova. Moskva-Leningrad 1960.

^ Das Alttürkische. In: Handbuch der Orientalistik 1, 5,1: Turkologie. Ed.

B. Spuleb. Leiden-Köln 1963, 34.

* On the aorist and the vowel gerund suffixes. In : Iimer Asia Colloquium Ses¬

sion October 29 (1964), Seattle, Wash.

^ Untersuchung zur Schrijt und Spraehe der manichäisch-türkischen Turjan- texte. Dissertation Berlin o.J., 50-54.

* Der Imperativ im Chaladsch, In : Finno-ugrische Forschungen [FUF] 39

(1972), 331-340.

' Bisher unveröffentlichte Dissertation (Jerusalem) : Voice and Case in Old

Turkish, passim.

» Proto-Turkic: Reconstruction Problems. In: TDAY-Belleten 1975/1976,

47-49.

" O jorme nastojai6ego-buduSöego na -(")?' v tjurkskix jazykax. In: Tjurkolo¬

giöeskie Issledovanija. Moskva 1976, 94-110.

(2)

62 Gebhabd Doebfeb

(1) Es findet sich eine genaue Entsprechung Vokal des Aorists = Vocal

des vokalisch auslautenden Konverbs, also z.B. at-ar 'wirft' = at-a

'werfend', ya-t-ur 'hegt' = ya-t-u 'hegend' usw.'"

(2) Die Distribution ist offenbar nicht phonetisch; die oben zitierte

These a) ist heute überholt. Bei zweisilbigen Verbal wurzeln überwiegt

zwar im Atü. -Ur, jedoch erscheint (s. Zieme 52) dort auch -Ir (vor al¬

lem nach dem Kausativ auf -<-) und -Ar (vor allem nach gewissen Suffixen

auf -r- und -iT-)." Und nach einsilbigen Wurzeln können -Ur, -Ir (im

Gegensatz z.B. zum modemen Türkeitürkischen) nicht nur nach Wurzeln

auf -l-, -r- stehen,'^ sondem (wie wir unten sehen werden) nach so ziem¬

lich jedem beliebigen Konsonanten, s. schon oben at-tar : ya-t-ur; auch

kann der vorausgehende Vokal kurz oder lang sein (z.B. bar-ir : qa:l-ir).

Bekannt ist ohnehin, daß auch nach -l-, -r- nicht -Ur, -Ir stehen muß

sondem oft -Ar vorkommt (M. sü:r-är 'treibt', K sü:r-ä usw.). Wir haben,

um eine freilich nur sehr provisorische Übersicht zu geben, -Ur und -Ir

nach folgenden einsilbigen Wurzeln gefunden :

1. -Ur a-y-ur 'sagt' B, TTI,V,Bon,QB,MK, A; a-y-u Kö. Mö. M, TT V,

Bon.

a:z-u 'oder' (eigenthch ,, abweichenderweise)" passim (z.B. K

Toyok, M, B, Hsüan, QB, MK) ~ a:z-ar MK.

1" S. Vf. 1975/76 (Anm. 8) 47. Dieses Faktum war älteren Forschern wie

Bbockelmann, Gabain noch nicht bekannt; besonders klar sind die Listen

bei Zieme (s. Anm. 5).

" Als Beispiele seien genannt: Zieme 85 yiltir-ar, 141 qadyur-ar, yalvar-ar, 142 ögir-är, bälgür-är, iaiiq-ar, auch 141 ämgät-ir, 142 arit-ir; vgl. vor allem S. 52.

'* Im folgenden verwende ich die folgenden Abkürzimgen : A = 'Atahat ai-

haqäHq;'B = Annemabie von Gabain [Hrsg.] : Texte in Brähmischrift. Berlin

1954. (Türkische Turfan-Texte. 8.) (Abhandlungen der Deutschen Akademie

der Wissenschaften zu Berlin. Klasse für Sprachen, Literatur und Kunst.

1952, 7.); Bon = James Hamilton [Hrsg.]: Manuscrits ouigours de Touen-

Houang. Le conte bouddhique du hon et du mauvais prince en version ouigoure.

Paris 1971. (Mission Paul Pelliot. Doeuments conserves ä la Bibliotheque

nationale. 3.); Bx = Inschrift des Bilgä xan ; Hsüan == Semih Tezcan [Hrsg.] ;

Eski Uygurca Hsüan Tsang biyografisi. X. hölüm. Ankara 1975; IB = Irq

Bitig; Insadi = Semih Tezcan [Hrsg.]: Das uigurische Insadi-Sütra. Berlin

1974. (Berliner Turfantexte. 3). (Schriften zur Geschichte imd Kultur des

Alten Orients. 6.); Jin = Geobg Hazai imd Peteb Zieme [Hrsgg.]: Frag¬

mente der uigurischen Version des Jin'gangjing mit den Oäthäs des Meisters

Fu." Berlin 1970. (Berliner Turfantexte. 1.) ( Schriften zur Geschichte und

Kultur des Alten Orients. 3.); K = Kül tegüi (-|- zugehöriger Teil von Bx);

Kö = Küli 6or, M = Manichaeisch ; Mö = Moyun öor; MK = Mahmüd

al-Kääyari O = Ongin; QB = Qutadyu Bilig; T = Tonuquq; TT = Türki-

sache Turfantexte. Iff. Berlm 1929ff.

(3)

Der Aoristvokal im Chaladsch 53

är-ür 'ist' T, I, M, B, MK, A.

äS-ür 'gräbt aus' (oder äSü-r, wie QB 5212?) I ~ äS-är MK.

be:r-ür 'gibt' K, M, TT V, MK, A; be.-r-ü TT IX, Hsüan, Bon ~

be:r-ir MK.

bo:l-ur 'wird' I, M, M, TT X, Hsüan, Insadi, Jüi, Bon, MK, A;

bol-u Ongin, M, Hsüan.

bö:l-ür 'teüt' M.

i:d-ur 'schickt' M, Hsüan, Bon, MK, A; t:d-u TT X.

käz-ü 'schweifend' Mö ~ käz-är MK.

ki:r-ür 'drmgt ein' 0, I, M, B, TT I, Jm, Bon, MK, A; ki:r-ü TT

I, Hsüan ~ ki:r-ir TT VII (spät).

kör-ür 'sieht' K, M, TT I, Jm, Bon, MK, A; kör-ü K, M, B, Hsüan,

Insadi ~ kör-är T (?), MK, A; kör-ä Uybat.

öl-ür 'stnbt' M, TT I, Bon, A; öl-ü K.

ö:r-ü 'aufsteigend' M, B,TT X~ö.T-ä?- M, MK. Nicht ganz klar,

heße sich auch als Direktiv von ö:r 'Höhe' < *ö:r-rü erklären.

öt-ür 'geht vorbei' (Heükunde I), öt-ü Uigurica II öt-är MK.

qa.-n-ur 'trinkt sich satt' QB ~ qa:n-ar M, Insadi, MK.

qil-ur 'tut' M,B, Hsüan, Insadi, Bon, QB, MK, A; qil-u Bx, M, TT

X, Hsüan, Insadi.

qo'd-ur 'legt hin' M, B,MK,A; qod-u Insadi ~go-d-arQB, A (auch

MK qoy-ar, junge dialektische Form; daß qodl 'unten' hierzu¬

gehört, ist sehr unsicher).

qol-ur 'fleht' M, TT X, MK, A; qol-u Hsüan, Jm, Bon.

qorq-ur 'fürchtet' T ~ qorq-ar MK.

sdl-ur 'wü-ft hm' TT VII ~ sdl-ar MK; sdl-a TT X.

te:r-ü 'sammelnderweise' Mö ~ te:r-är MK ; te:r-ä TT X, Insadi.

to:l-ur 'füUt sich' (von *to:-, vgl. to:ä- 'füllen'?) Jm; TT V to.i-u ~ Bon tod-i.

tos-ur 'ist störrisch' B. (?)

tur-ur 'steht' I, M, TT I, Hsüan, Insadi, Bon, MK, A; tur-u K,

Kö, I, TT V, X.

ud-u 'folgend' T, Mc, M, QB, MK (auch 'dann', z.B. MK).

u:r-ur 'schlägt' M, Hsüan, Jin, MK, A; u:r-u TT X.

ü-n-ür 'kommt heraus' QB ^ ü-n-ür/ü-n-är M, ü'n-är TT I, Jin,

Bon; TT I ü-n-ä.

ü.r-ür 'beUt. bläst' TT VII, TT X ~ ü:r-är M, MK.

ya-t-ur 'liegt' M, B, TT V, TT X, Insadi, Bon, MK; ya-t-u K, T

^ya't-i B.

yit-ür 'geht verloren' M; yit-ü K, Bx ~ yit-är MK.

ye:l-ü 'rennend' T ~ yed-är MK,

yür-ür 'geht' M r>j yür-ä Mc (?).

(4)

54 Gerhard Doebfeb

2. -Ir al-lr 'nimmt' M, TT VII, MK ; al-l T ~ al-ur 0; al-u Insadi {al-ar

TT V wohl eher verlesen für al-ir).

bar-ir 'geht' K, M, B, TT I, Insadi, Bon, MK; bar-i Mc, TT V ~

bar-ur K, Bx, A; bar-u M, MK.

bil-ir 'weiß' K, M, B, Hsüan, Bon, MK; bil-i B ~ bil-ür Insadi,

MK (Aryu), A; bil-ü Insadi, Jin.

bul-ir 'findet' M ~ bul-ur B, TT I, Insadi, Jin, Bon, MK,

A ~ bul-ar MK (Reimzwang?).

elt-i 'wegführend' I, Altin-Köl ~eZ<-Mr B ; elt-ü TT V, TT X, Hsüan.

et-i 'orgaiüsierend' K, Bx, Kc (?) ~ et-är Kc, M, MK.

kä6-ir 'zieht vorbei' (Verlesung für kät-är'i) /~ kä6-är A; kä6-ä K.

Bx, T, Kc, Mc, MK, A.

käl-ir 'kommt' T, 0, I, M, B, TT I, Insadi, Bon, MK; käl-i TT

X ~ käl-ür Mc, I, MK, A.

qa:l-ir 'bleibt' M, B, Bon, QB, MK ~ qa.i-ur T, A.

qat-i 'vermischend' TT X ~ qat-ar MK, A.

taq-i 'und' (eigentlich ,,anfügenderweise") I, M, B, TT passim,

Jin, Insadi, Hsüan, MK ~ taq-ar MK.

ta:t-ir 'schmeckt, kostet' B, QB.

täg-ir 'erreicht' I, Toyok, M, B, TT VII, Jm, Bon, QB, MK;

täg-i 'bis hin zu' (,,erreichenderweise") in allen Runeninschrif¬

ten, I, M, B, TT passim, Insadi, Hsüan, QB ~ täg-ür QB ;

täg-ü MK ~ täg-är TT VII, A."

Aus dieser Liste heraus läßt sich nun folgendes feststellen :

a) Es findet sich häufig ein Schwanken -Ir ~ -Ur, selbst schon in

alten Quellen; einige Belege (wie täg-) beweisen deimoch klar, daß auch

der Typ -Ir ursprünglich sein muß.

b) In den jüngeren Quellen (vor allem MK, A) verstärkt sich die Ten¬

denz, -Ar zu bevorzugen.

c) Phonetische Bedingtheit in der Distribution -Arj-Urj-Ir liegt nicht

vor: -Ur erscheint nach y, z, r, i(?), l, d, n, q, «(?), t (vgl. etwa at-ar ~

ya-t-ur ~ ta:t-ir) ; das seltenere -Ir erscheint nach l, r, t, c, q, g. Auch die

vorausgehende Vokalquantität spielt keine Rolle.

1' Die ungewöhnlichen Formen käd-ür 'bekleidet', küd-ür 'hütet' in QB

(s. Cabl Bbockelmann : Osttürkische Orammatik der islamischen Litteratur-

sprachen Mittelasiens. Leiden 1954, 231) wohl aus Reimzwang. Ob dies nicht

auch für qan-ur gilt? Weitere Dubiosa wie alqo 'alle', öt/i 'anders', tolo 'voll' habe ich aus anderen Grimden ausgelassen.

(5)

Der Aoristvokal im Chaladsch 5S

Was ist nun aus diesem System im Chaladsch'* geworden? Hier lassen

sich die folgenden Regeln finden :

(1) Nach Konsonant im Auslaut des Verhalstamms gibt es nur noch

zwei Allomorphe: -Ar und -Ur. Und zwar erscheint -Ar vokalharmo¬

nisch als -ar (hat-ar 'wirft') oder är- (yet-är 'tut'). Dagegen finden wir z.B.

für var- 'gehen' folgende Aoristformen :

var-um 'ich gehe' var-uy 'du gehst' var-ur 'er, sie es geht' var-i'miz 'wir gehen' var-lz 'ihr geht' var-ilar 'sie gehen'.

Anders gesagt, in geschlossener Silbe steht u, in offener i; das gilt auch

für die Konverbformen, also z.B. var-i var-i 'dauernd gehend' (türkei¬

türk. var-a var-a), var-lyifr^^" 'geht' {i wird vor y praktisch als reines i

gesprochen) usw., s. unten. Bei den vordervokalischen Formen wechseln

wie im unnormierten Charraber Dialekt üblich (z.B. in der 1. Person

Singular) -im ~ i^m ~ M*m ^ -Mm'° (daher teils Formen wie käl-im 'ich

komme', teüs sogar Fälle wie yöH-ür 'er bringt' < yät-ür), Konverbia

natürlich nur mit -i. Wir schreiben im folgenden der Einfachheit halber

-Ar, -Ur.

(2) Nach vokalisch auslautendem Verbalstamm steht -yUr (bpSla-yur

'beginnt' usw.), wie im Alttürkischen."

(3) Die betreffenden Vokale erscheinen in folgenden Fällen :

a) im Aorist (z.B. hat-ar 'wirft', al-ur 'nimmt') ;

b) als ehemalige Konverba in einigen unproduktiven Imperativ¬

formen (wie Wä-kälta 'soll arikommen', zu i^r- = alttürk. e:r-, s. FUF

39.310f);

c) als produktive Form im Präsens (z.B. tök-ä-yu°r 'gießt aus', meist

auch assimüiert Iiat-ä-yu°r 'wirft' : käl-i-yu°r 'kommt') ;

d) produktiv in der Möghchkeitsform (die wir aber bisher stets nur

negiert gefunden haben: buli-hilmädilär 'sie konnten rücht finden', auch

z.B. in Nadr-äbäd kehä-bilmäz 'kann nicht sehen').

'* Wir nehmen den Dialekt von Xarräb (also den Dialekt unseres Haupt¬

gewährsmannes für das Chaladsch, Mosaiyeb Arabgol) als Grundlage. Einige

Notizen über andere chaladsch Dialekte folgen.

'5 Ein Punkt unter einem Vokal bedeutet dessen Geschlossenheit.

'* Die Indexziffer 6 bedeutet ,, etwas delabiahsiert", 5 = ,, etwas labiali¬

siert".

" Die ,, Ausnahme" sä^y-ar 'kämmt Baumwolle' zu sä"- ist scheinbar, da

sich auch Belege wie sä''yilmiS u.a. finden, die auf einen Stamm *sä'Hj-

deuten.

(6)

56 Gebhabd Doebfeb

(4) Bei einsilbigen Wurzeln gilt fast stets -Ar.^^ Dies trifft sogar für

FäUe zu wie kpr-är 'dringt ein', kör-är 'sieht', hil-är 'stirbt', täy-är 'er¬

reicht', wo (s. oben) im Alttürkischen - Ur oder -Ir galt. Ausnahmen sind

allein: al-ur 'nimmt', ha-y-ur 'sagt', hil-ir 'weiß', bul-ur 'findet', käl-i/ür 'kommt', pl-ur 'wird', qa:l-ur 'bleibt', tür-ür 'steht auf, tur-ur 'steht', vVr-ir 'gibt', vur-u/ir 'schlägt', ya t-ur 'liegt', yet-ür 'bringt, führt' (so

auch in Väzgän, Zamüsa, Sayarjuq), yu°r-ußr 'sitzt'.''

Wie leicht ersichtlich, stünmt die Mehrzahl der Formen mit denen des

Alttürkisehen überein. Drei Verba sind zu besprechen: tür- 'aufstehen'

(Imperativ tür-ü-käflj) dürfte < tur-u käl- assimüiert sein > türükäflj,

davon neuer Stamm tür- gebUdet; yu°r- ist im Alttürkischen lücht be¬

legt, es hängt wohl mit oghus. yo'r- 'ermattet sein' zusammen (eine ermat¬

tete Karawane setzt sich z.B. zur Rast nieder); die Form yet-ür schlie߬

hch ist ungewöhiüich, vgl. T, A yät-ä, MK yät-är. 'Es ist' (alttürk. är-ür)

lautet im Charraber Dialekt -ri nach Vokal ~ -Ar nach Konsonant ~

äri als volle, betonte Form (selten), auch äri und dessen Kurzformen ge¬

hen wohl auf är-ür zurück.

Immerhin weist das Chaladsch in folgenden Fällen im Gegensatz

zum Alttürkischen -Ar auf: hä'''Z-ar 'verirrt sich', hlH-är 'teüt', ietär, käz- är, kPr-är, kejör-är, hil-är 'stirbt', qorq-ar, sal-ar, hin-är, yit-är, kä6-är,

qat-ar, täy-är. Wir finden also 11 Fälle von Bewahrung der alten Vokale

U/1, 13 Fähe von Durchsetzung der Form -Ar, 1 FaU von ?7//r statt -Ar.

(5) Für zweisübige Verbalwurzeln güt folgende Regel :

a) Bleiben zweisübige Verbalwurzeln als zweisübige erhalten, so ist

das Suffix -Ur. Beispiel: arüt-ür 'er läßt schmelzen' (alttürk. ärit-ir).

b) Werden zweisübige Vokalwurzeln (durch Mittelsilbenschwund) ge¬

kürzt, so ist das Sufiix -Ar. Beispiel: ärt-är 'er läßt schmelzen'.

Diese Regel wirkt überraschend und recht eigenartig; sie trifft aber

tatsächlich durchweg zu. Im Grunde bedeutet sie, daß die Tendenz, die

schon hn Alttürkisehen wirksam war, in einsUbigen Wurzeln -Ar zu be¬

vorzugen, hier in besonders bizarrer Weise durchgedrungen ist. Zu den

einzelnen Kategorien :

a) -Ar findet sich nach Verkürzung des Kausativs auf -Ur-. Beispiele:

Beispiele: biSr-ar zu biSur- 'kochen' (transitiv), hazr-ar zu hazur- 'in die

Irre führen', kivr-är zu klvür- 'eindringen lassen', qayr-ar zu qayur-

'braten', gavr-ar zu qavur- 'Obst ernten', savr-ar zu savur- 'worfeln', sidr- ar zu sidur- 'Blätter abreißen', täzr-är zu täzür- 'laufen lassen'. Verkür-

» Aufführimg sämtlicher Verba im Wörterbuch des Chaladsch. Ed. Vf.,

S. Tezcan, im Druck. Daraus wird auch ersichtlich sein, für welche Verba

ein Aorist belegt ist.

" Im Normalfall (Texte) vur-ur, yu^r-ur; Die Formen mit i der 2. Silbe aut Arabgol, wohl Toleranz u — u" — i*.

(7)

Der Aoristvokal im Chaladsch 57

zung xmd damit das Aoristsuffix-Jr scheint sich in diesem Falle durch¬

weg zu finden.

b) -Ar findet sich nach sonstigen Verben auf -r-: huyr-ar zu buyur-

'befehlen', tävr-är zu 6ävir- 'drehen', dipr-ar zu 6ipur- 'schlagen', gayr-ar

zu gayur- 'machen' (aus dem Azeri), hadr-ar 'trennt', häyr-är 'spinnt'

(alttürk. ägir-), ketr-är 'nimmt fort', qlyr-ar 'ruft', sipr-är 'fegt', yitr-är

'verliert', ygyr-ar 'knetet'. Auch hier scheint sich Verkürzung und da¬

mit das Aoristsuffix -Ar durchweg zu finden.

c) Komplizierter ist die Lage beim Kausativsuffix -t-. Ist dieses an

eine vokahsch auslautende oder mit zwei Konsonanten endende Verbal¬

wurzel angefügt, so steht immer die unverkürzte Form und -Ur, daher

arjiUü-ur 'erklärt', bidüt-ür 'vergrößert', bpSat-ur 'macht leer', hirk-üt-ür

'läßt erschrecken'. Im übrigen habe ich folgende Belege gefunden:

art-ar ~ arut-ur 'reinigt', avut-ur ~ avt-ar 'stült das Weinen', bäkt-

är 'macht fest', ärüt-ür ~ ärt-är 'bringt zum Schmelzen', ki^Süt-ür ~

kl^St-är 'verhüllt', tä'^qut-ur ~ tä'^qt-ar 'verbreitet'. Das Verbum kälit-

'bringen' habe ich stets unverkürzt gefunden : kälit-ür.

d) Beim Reziprokum ist das Suffix -Ur (ohne Mittelsübenschwund im

Verbalstamm) das Normale, also passim Belege wie epiS-ür 'küßt ein¬

ander', hatuS-ur 'streitet sich', (aliS-ur 'schlägt auf etwas', kerümläS-ür

'besucht einander', hiyiS-ur 'versammelt sich', qapuS-ur 'ringt mitein¬

ander' usw. Nur in folgenden Fällen fand sich -Ar : yapS-ar ~ yapuS-ur

'klebt', täyS-är 'wechselt' (alttürk. tägis-), tgyS-ar 'streitet sich'.

e) An sonstigen FäUen dieser Art sei erwähnt : häps-är 'weht' (alttürk.

äbiis-; zu chal. häpis-), iät-är 'hört' (nie *iSüt-ür), spyl-ar 'stopft hinein' (zu spyul- = alttürk. spyli-), tepl-är 'durchbohrt' (so Arabgol, zu alttürk.

topul-, mit eigenartigem Wechsel in die vordere Vokalklasse, in den

Texten fand sich auch die Variante tepilir).

f) Bei den Kausativformen auf -tUr-, -GAr-, -dAr- tritt (s. oben c)

selbstverständhch keine Kürzung ein, da es sich hier stets um alte Voll¬

vokale (nicht um das reduzierte dje) handelt (dem sich freilich, s. oben,

auch einige low Vollvokale angeschlossen haben). Aber auch beim Passiv

und Reflexiv habe ich in den Texten bisher keine verkürzte Form (und

damit kehien Aorist auf -Ar) finden können, daher qirul-ur 'bricht' (nicht

*qirl-ar), qazil-ur 'reißt ab', bitrin-ür 'wird ausgeführt', hiyul-ur 'wird

versammelt' usw. Auf Anfrage (z.B. „Sagt man hatil-ur oder hutil-ar,

hatl-arV) gibt mir Arabgol folgende Formen an: hatul-ur, hatil-ir 'wird

geworfen', qazul-ur, qazil-ir 'reißt ab (intr.)', qirul-ur, qiril-ir, qirl-ur

'bricht (intr.)' (besonders interessant: trotz Verkürzung, Mittelsüben¬

schwund -ur), käsil-ür, käsil-ir 'wird zerschnitten', alin-ur, alun-ur, alin¬

ir 'wird gekauft', avun-ur, avin-ir, avin-ur 'hört auf zu weinen', bilin-ir.

(8)

58 Gebhabd Dobbfeb

bilin-ür, auch bälgün-ür 'wird gewußt' (bzw. 'wird ofifenbar'), sävin-ür,

sävin-ir 'hebkost'.

Zu bemerken ist schließhch noch, daß ähnhch wie vor dem -I des Im¬

perativs (hurr-i 'zerschlage' = alttürk. u:r-) und sonstigen vokalisch an¬

lautenden Suffixen öfters das -r- als Ersatz für einen ursprünghchen

Langvokal geminiert wird. Ich fand folgende Fälle: burr-ar zu bur-

'bohren'(türkmen. zwar bur-jbür-,a,her vgl. jakut. bü:r- als Nebenform,

auch bu:r- 'sich aufregen'), hurr-ar zu hur- 'zerschlagen' (türkmen. zwar

Mr-, aber jakut. M.T- ), qirr-ar zu qir- 'zerstören' (türkmen. zwar gir-, aber

jakut. ki:r- 'klopfen'; das Jakutische erhält die ursprünghchen Lang¬

vokale oft besser als das Türkmeiüsche). Das sind also ähnliche Fälle wie

qarri 'alt', qurru- 'trocknen'.

Dies also sind die Formen des Dialekts von Charrab. In anderen

chaladsch Dialekten gelten oft andere Formen. Leider ist die Gesamt¬

heit der Texte in dieser Beziehung noch lange nicht erforscht. Bei mehr¬

silbigen Verben scheinen die Verhältnisse denen des Dialekts von Char¬

rab völlig zu gleichen, z.B. Väzgän hiyl-ur, hiyl-ilar 'sammelt sich, sam¬

meln sich' {-ür nach Passiv, sogar trotz Verkürzung), Zarnüäa täySä'miz

'wir ziehen um', savra'miz 'wir bespritzen', ketramiz 'wir holen ab'.

Immerhin finden sich gerade bei einsübigen Wurzeln viele Abwei¬

chungen, oft in Richtung auf eine bessere Bewahrung des alttürkischen

Zustandes. Ich führe hier sämtliche bisher gefundenen Abweichungen

auf:

hin-ur Nadr-äbäd 'kommt heraus' (dagegen Xarräb, Zarnüsa, Qara-Sü,

Buncinär hin-är); vgl. oben T. ü-n-.

Vn-ur Hizär-äbäd 'steigt ab' (Xarräb Vn-är, so anscheinend auch alt¬

türk. : TT IV, MK e.w-är).

klh-ir Buncinär 'dringt ein' (Xarräb, Sayarjüq kPr-är, vgl. alttürk.

ki:r-ür).

keh-ir (neben kör-är) Bäy-i Yak 'sieht' (Xarräb, Väzgän, Buncinär,

Nadr-äbäd kejör-är, vgl. alttürk. kör-ür).

sat-ur Mansür-äbäd 'verkauft' (Xarräb, Väzgän sai-ar, so aber auch

alttürk.: B, Bon, MK sat-ar).

sir-ur BäY-i Yak 'vertreibt' (Xarräb, Moujän sPr-är, so aber auch alt¬

türk. : M, MK sü:r-är, K, TT V, Bon sü:r-ä).

yat-ar (neben yat-ir) Buncüiär, Qara-Sü 'liegt' (modern, s. oben).

yit-ur Väzgän 'geht verloren' (s. oben alttürkisch yit-ür).

Worauf die Dialektvarianten zurückzuführen sind (auch die zuweilen

im selben Dialekt sich findenden Schwankungen) läßt sich beim gegen¬

wärtigen Stand der Forschungen rücht sagen.

Fassen wir zusammen. Archaisch ist das Chaladsch noch in folgenden

FäUen :

(9)

Der Aoristvokal im Chaladsch 59

a) in der Form -yUr nach Vokal. Dies findet sich heute nur noch im

Jakutischen und im Südsibhischen, z.B. Culym.^"

b) Bei den einsilbigen Verbalwnrzeln ist etwa die Hälfte der Archais¬

men bewahrt. Damit ist das Chaladsch immerhin archaischer als z.B. das

Türkeitürkische, wo das Konverb schon stets auf -A auslautet (s. oben

var-a var-a gegen chaladsch var-i var-i), auch darin daß -Ur nicht nur

nach l und r steht. Und das Chaladsch ist sehr viel archaischer als z.B.

das benachbarte Azeri, wo stets der Aorist auf -Ar güt (auch z.B. al-ar,

gazil-ar).

c) In den mehrsilbigen Verbalwurzehi findet sich immerhin nicht durch¬

weg -Ur wie im heutigen Türkeitürkisehen, wenn auch in recht eigen¬

artiger Weise, ziemlich abweichend vom Alttürkischen. Die Form -Ar

erscheint viel häufiger als dort. Es scheint nun aber sicher zu sein, daß

der Ausgangspunkt der Entwicklung -Ur > -Ar gewisse Formen auf -r-

waren (s. oben), die schon im Alttürkischen einen Aorist auf -Ar auf¬

wiesen; vgl. etwa chal. häyr-är 'spinnt' = K, Bon, MK ägir-ä(r); diese

haben darm offenbar zunächst auf die Kausativformen auf -Ur- und

letztere wiederum auf die Kausativformen auf -<- analogisch eingewirkt.

Charakteristischerweise erscheint andererseits z.B. die Passivform (die

alttürk. stets -Ur aufwies) immer unverkürzt mit -Ur. Die Verhältnisse

des Chaladsch stehen also bei näherem Zusehen den alttürkischen doch

nicht gar so ferne.

Andererseits ist aber das alttürkische System im Chaladsch doch schon

weitgehend zertrümmert : In einsilbigen Wurzeln hat sich vielfach schon

-Ar durchgesetzt, die Regelung -Ar : - Urin mehrsilbigen ist teilweise nur

noch mechanisch (phonetisch), nicht mehr semantisch.

Wie steht es nun mit der Entwicklung in anderen Türksprachen? Die

allgemeine Tendenz in den Türkdialekten ist die, zumindest in ein¬

silbigen Wurzeln -Ar zu bevorzugen. (In manchen Sprachen, z.B. Azeri,

auch in mehrsilbigen.) Untersuchen wir hier aber nur die einsilbigen

Wurzeln. Von den 45 türkischen Wurzeln mit Aorist auf -Ur oder -Ir,

die wir oben aufgeführt haben, sind schon im Codex Comanicus des

14. Jh. viele in die -Jr-Klasse gerückt. Wir finden einerseits är-ür, ber-üj

ir, bol-ur, ur-ur, yat-ußr, yür-ür, al-ufir, bar-ußr, bil-üjir, elt-ü/ir, käl-üßr, qal-ußr, taq-ir, andererseits äS-är, et-är, iy-ar ('senden'), käz-är, kir-är, kör-är, öl-är, öt-ä,qoy-ar, ('legt'), qol-ar, qorq-ar, ön-är ('kommt heraus'),

ür-ä, käiß-är, tat-ar, täg-är; ferner tur-ur ~ tur-ar. Also -Ur -.-Ar —

13 : 16 + eine Schwankung. Auffällig ist, daß die Formen des Codex

Comaiucus fast durchweg mit denen des Chaladsch übereinstimmen

Vgl. Grtjnina (s. Anm. 9) 101 öulym. yirliyir ~yirlayir 'singt', töliyir ~

töläyir 'bezahlt'; zum Jakutischen Vf. in TDAY-Belleten 1975, 256.

(10)

60 Gbbhabd Dobbfbb

(einzige Ausnahme ist tur-, sonst 20 Übereinstimmungen). Diese Über¬

einstimmungen finden sich sowohl in puncto Bewahrung von -Ur (är-ür,

berü/ir usw.) wie auch in puncto Übergang > -Ar (käz-är, kir-är, kör-är,

öl-är usw.).

Im Altosmanischen sind von den 45 alttürkischen Wurzeln 38 bewahrt

geblieben. Wir finden einerseits ver-ür, ol-ur, böl-ür, gör-ür, öl-ür, ör-ü,

qil-ur, dur-ur, ur-ur, yat-ur, al-ur, var-ur, bil-ür, bul-ur, gäl-ür, qal-ur, andererseits az-ar, äS-är, ed-är, gäz-är, gir-är, öt-är, qan-ar, qoy-ar, qorq-ar,

der-är, dol-ar, uy-ar, ür-är, yit-är, yäl-är, elt-ä(r), gä6-är, qat-ar, daq-

ar, dad-ar, däg-är; ferner sal-ur sal-ar lAiao ist auch hier ein Vorrücken

-.^»•-Klasse zu beobachten; wir finden das Verhältrüs 16 : 21, dazu der

Schwankung bei sal-. Im Verhältrüs zum Chaladsch finden sich 18 Über¬

einstimmungen : 2 Abweichungen (mit immerhin wichtigen Fällen wie

gör-ür, öl-ür), chal. sal-ar entspricht altosmarüsche Schwankung.

Eine Musterung der Formen bei Gadä'i (caghatai. 15. Jh.)^! ergibt

folgende Formen: einerseits er-ür, ber-ür, bol-ur, qil-ur, dur-ur, al-ur,

bar-ur, eU-ür, andererseits et-är, kez-är, kir-är, kör-är, öl-är, öt-är, qoy-ar,

qorq-ar, ket-är, teg-är, dazu Schwankung ur-arjur-ur ; demnach ein Ver¬

hältrüs von 8 :10 -f 1 Schwankung. Übereinstimmungen mit dem Cha¬

ladsch = 15, Abweichung = keine, außer in der schwankenden Form.

Auch für das Chwarezmtürkische sind bereits vom Alttürkischen ab¬

weichende Formen notiert (Philologiae Turcicae Fundamenta. 1. Wies¬

baden 195.9, 127), die teüweise noch über das Karachanidische hinaus¬

gehen : id-ar, kör-är, öl-är, qod-ar, qorq-ar, ür-ar, yat-ar ~ yat-ur, käö-är, qat-ar, tat-ar, täg-är. (Aber bil-ür, bul-ur, kir-ür, käl-ür, qal-ur.)

Vergleichen wir schließlich noch die Verhältnisse im Tuvinischen. Wir

finden hier folgende Belege : einerseits bol-ur, öl-ür, ör-ü, kil-ir, sal-ir, al¬

ir, bil-ir, käl-ir, kal-ir, andererseits az-ar (aber azi 'oder'), äz-är, böl-är, äd-är, id-ar, käz-är, kir-är, xan-ar, korg-ar, dol-ar, tur-ar, ur-ar, ün-är, ür-är, 6id-ar, 6id-är, 6äl-är, käz-är, kad-ar, öd-är. (Die kontrahierten For¬

men bä:r, kö:r, ba:r, dä:r zu alttürk. be:r-, kör-, bar-, täg- sind unklar.

Bei Caste^n finden wir karagass. bzw. sojon. ber-er, kör-er, bar-er; je¬

doch steht Castk^n e für alttürk. ä, i, i lüchterster Süben.) Das Verhält¬

nis ist 9 :20, die - Jr-Klasse ist hier also schon ziemlich weit vorge¬

rückt. (Übrigens findet sich sal-ir auch z.B. im Kasantatarischen.)22

Im Codex Comarücus, Altosmarüschcn und Chwarezmtürkischen

(s. Fundamenta 127) ist die Tendenz -Ir > -Ur schon als Lautgesetz er-

21 Janos Eckmann: The Divän of Oadä'i. Bloomington-The Hague 1971.

22 Vgl. auch F. G. Isxakov: Formy nastojaSöego vremeni glagola iz-javiteV- nogo naklonenija v tuvinskom jazyke. In : Issledovanija po sravnitel'noj gram-

matike tjurkskix jazykov. 2: Morfologija. Moskva 1956, 304-5, wonach in

,, konkreten" Präsensformen tur < tur-ur xmd öid-ir erscheint.

(11)

Der Aoristvokal im Chaladsch 61

kennbar (vgl. CC käl-ür, dies später wieder > käl-ir, delabiahsierende

Assimilation, im Altosmanischen deuthch al-ur, gäl-ür usw., auch chwa-

rezmtürk. al-ur, käl-ür.)

In den modernen Sprachen hat sich -Ar weitgehend gänzhch durch¬

gesetzt, so z.B. im özbekischen (also auch al-ar 'nimmt', ber-ar 'gibt'

und andere Formen, die in keiner älteren Quelle und auch nicht im Cha¬

ladsch mit -Ar auftauchen), so auch im Türkmenischen, Azeri, Jaku¬

tischen, Chakassisehen und Altaitürkischen (außer in 4 Hüfsverben).

Die Tendenz -Ir > - Ur, beide, vornehmhch aber zunächst - Ur, > -Ar

ist offenbar schon sehr alt. Das Chaladsch, das sich etwa im 5./6. Jh. vom

Gros der Türksprachen getrermt hat, hat schon an ihr teügenommen;

freihch zeigen sich die Auflösungstendenzen (insbesondere in Bezug auf

-Ur <. -Ir) auch schon in den Runeninschriften, die an sich recht kon¬

servativ sind. Die Volksdialekte, aus denen die heutigen Türksprachen

hervorgegangen sind, mögen sich davon ebenso deuthch unterschieden

haben wie das vulgäre vom klassischen Latein ; das heißt, in ihnen dürften

die Auflösungstendenzen noch stärker ausgeprägt gewesen sein. Eine

Form wie az-u z.B. ist gewiß ein erstarrter Überrest aus Urtagen, viel¬

leicht sogar vor der Zeitenwende.^^

Dies aUes ist freihch sehr rudimentär. Eine Monographie über die Ent¬

wicklung des Aorist/Konverbsvokal im Gesamttürkischen wäre sehr

wü nschenswert .

Ich möchte an dieser Stelle dem Gewährsmann Mosaiyeb Arabgol

(Ashtian) danken, der mir eine vollständige Liste der Aoristvokale aUer

im „Wörterbuch des Chaladsch" (ed. G. Doeefee, S. Tezcan) sich fin¬

denden Verba übermittelt hat. Eine Kontrolle an Hand der zahheichen

Textproben ergab eine durchgängige Zuverlässigkeit der Arabgolschen

Angaben.

Für mehrere Hinweise bin ich Maecel Eedal (Jerusalem) verpfiichtet.

Für seine freundliche Hilfe bei der Ermittlung der Aoristformen aus den

chaladsch Texten möchte ich ferner Dozent Dr. Semih Tezcan (Ankara)

danken. Ohne meinen langjährigen Mitarbeiter und Freund wäre diese

Arbeit kaum zustandegekommen.

*3 Eine freilich reichlich glottogonische Erklärung hat Vf. in : FUF 39

(s. Anm. 6) gegeben.

(12)

Are Sarnnyäsa and Tyäga Synonyms in the

Bhagavadgitä ?

By Arvind Sharma, St. Lueia, Queensland

I

The Bhagavadgitä uses the words Sarnnyäsa and Tyäga along with

their grammatical variations frequently^. A survey of these various

uses in the Gitä^ raises the question whether these words are being used

to mean the same thing or to mean different things. Indeed this ques¬

tion is raised within the Gitä itself when Arjuna asks Krsna for a clari¬

fication of the distinction between the two^.

^ See G. A. Jacob : A Concordance of the Upanishads and the Bhagavadgita.

Bombay: Government Central Book Depot 1891, pp. 410—11, 968; Pbah-

LAD C. Divanji: Critical Word-Index of the Bhagavadgita. Bombay: New

Book Co. 1946 passim etc.

2 To avoid cumbersomeness the Bhagavadgitä may be occasionally referred

to as tho Gitä in this paper.

' XVIIL 1. Although this verse has been translated in at least four ways

it is difficult to avoid the implication that the point at issue is the distinction

between Sarnnyäsa and Tyäga. This becomes clear when the four ways in

which the verse has been translated are examined closely. These are (1)

that Arjuna wishes to know only the true nature of Sarnnyäsa and Tyäga sev¬

erally, that is, of Sarnnyäsa on the one hand and of Tyäga on the other. The

question of the distinction recedes into the background. This is how it seems

to have been taken by Fbanklin Edgebton: The Bhagavadgitä. P. 1. Cam¬

bridge: Harvard Univ. Pr. 1944, p. 163; Abthitb W. Rydee: Tfie Bhaga-

vad-Gitä. Chicago: Univ. of Pr. 1930, p. 125; Swami Swabupananda:

Shrimad-Bhagavad-Gita. Calcutta: Advaita Ashram 1967, p. 365; D. S.

Sabma : Lectures on the Bhagavad Gita. Rajamundry : N. Subba Rau Pantulu

1937, p. 200; J. Cockbubn Thomson: The Bhagavad-Gita. Hartford: Stephen

Austin 1925 (?), p. 116; A. C. Biiaktivedänta Swami : The Bhagavad

Gita As It Is. New York: Macmillan Co. 1968, p. 299; S. Radhakrishnan:

The Bhagavad-gitä, London: Allen & Unwin 1948, p. 351; etc.; (2) that

Arjuna wishes only to know the true nature of both together. This is how

John Davies. The Bhagavad Gita. London: Trubner 1882, p. 168, seems to

take it. This rendering is hard to viphold — the expression prthak hasn't

been taken into account at all; (3) that Arjuna wishes to know both (a) the

true nature of Sarnnyäsa and Tyäga and (b) tho distinction between the

two. It seems to liave been thus taken by Srimat Yatindra Pamantt-

JACHARYA. Srimat Bhagavat Gitä (iji English translation). West Bengal:

Sree Balaram Dharmasopan 1968, p. 408; Ernest Wood: The Bhagavad

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