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417

Über die langen Vokale in den Zigeunerdialekten.

Von V. Lesn^.

Im IX. Teile seiner Abhandlung: .Über die Mundarten und

die Wanderungen der Zigeuner Europas^)' sagt Pr. Miklosich in

bezug auf die langen Vokale im Zigeunerischen : , Die Länge der

Vokale finde ich nur in den von A. J. Puchmayer und in den

von Herrn Pr. Müller herausgegebenen Texten durchgängig, aller- 5

dings in vielen Pällen verschieden, bezeichnet. Die Vergleichung

zeigt, daß ein Zusammenhang dieser Längen mit älteren nicht be¬

steht . . . Die Übereinstimmung des Zigeunerischen mit dem Alt¬

indischen in einer Anzahl von Pormen ist als Werk des Zufalls

anzusehen'. Derselben Ansicht ist auch Eudolf v. Sowa, welcher 10

Miklosich folgend, behauptet, daß solche Längen, welche mit der

Länge im Altindischen übereinstimmen, als Neubildungen anzusehen

sind*). Den Verlust der ursprünglich langen Vokale erklärt v. Sowa

durch Einfiuß des Neugriechischen.

Die Eichtigkeit dieser Behauptungen möchten die folgenden 15

Anmerkungen prüfen.

Eine große Schwierigkeit liegt freilich darin, daß das ganze

Material bis auf spärliche Eeste nicht zuverlässig ist. Einige, be¬

sonders ältere, Quellen bezeichnen nämlich keine Vokallänge, andere

Quellen widersprechen sich, manchmal ist die Bezeichnung oder das 20

Fehlen der Bezeichnung der Vokallänge verdächtig; dabei muß man

vorsichtigerweise darauf achten, daß man kein Gesetz des betrefi'en¬

den Dialektes verletze , allerdings , wenn es sich bei neuerlichen Beobachtungen herausstellt, daß ein solches Gesetz aufrecht erhalten

bleiben kann. So behauptet z. B. Rudolf v. Sowa (S. 19), daß in 25

der böhmischen und slovakischen Mundart in den einsilbigen Wörtern

die Kürze gegen die Länge in den anderen Mundarten, als eine regel¬

mäßige Vertretung erscheint. Nach Franz Nikolaus Pinck's An¬

gabe*) sind hingegen die Quantitätsunterschiede in der Sprache der

1) Denkschriften der Kaiserlichen Äkadfmie der Wissenschaften, Philo¬

sophisch-historische Classe, Wien 1880, Band 30, S. 180.

2) Die Mundart der slovakischen Zigeuner, S. 18. Göttingen 1887.

3) „Die Sprache der armenischen Zigeuner'. Memoires de l'Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourgh. Classe des Sciences Historico-Philo- logique. Tome VIII, VIII« S^rie (1911), No. 5, S. 83 und JGLS., Bd. 1, S. 43.

(2)

418 Lemij, Über die langen Vokale in den Zigeunerdialekten.

armenischen Zigeuner gänzlich aufgehoben. Beide Behauptungen

erscheinen aber fraglich in Anschauung einiger von beiden Porschern

selbst in ihren Wortverzeichnissen angeführten Wörter i). Es wird

folglich die Aufgabe eines neuen, alle Mundarten umfassenden

6 Wörterbuches und der neuen Grammatik der Zigeunersprache haupt¬

sächlich auch darin bestehen, das Zuverlässige von dem Unzuver¬

lässigen zu scheiden und manches wichtige Material nach Möglich¬

keit auch einer neuerlichen Revision zu unterziehen.

Es können also drei Möglichkeiten eintreten:

10 a) sowohl im Altindischen als auch in mehreren zigeunerischen

Mundarten waltet die Länge ;

b) im Altindischen waltet ein kurzer , im Zigeunerischen ent¬

weder ein kurzer oder ein nach Vereinfachung der Doppelkonsonanz gedehnter Vokal;

is c) im Altindischen waltet die Länge gegenüber der Kürze in den

meisten Zigeunermundarten.

Die zwei ersten Möglichkeiten bieten keine Schwierigkeiten

und brauchen hier nur kurz erwähnt zu werden. Insbesondere die

zweite ist eine häufige und allgemein bekannte Erscheinung in

so mittel- und neuindischen Sprachen.

Wenn in einigen, nicht derselben Herkunft angehörigen Quellen

die Länge , welche mit der Länge im Altindischen übereinstimmt,

überliefert ist, ist jedenfalls mit ziemlicher Sicherheit anzu¬

nehmen , daß die in Präge stehende Länge ursprünglich ist (alt-

«6 indisch oder mittelindisch). Es wird sich vielleicht bei einer neu

vorzunehmenden Prüfung herausstellen , daß der betrefi'ende Vokal

auch in anderen Dialekten lang ist. Wenn infolgedessen in der

slovakischen Mundart (bei R. v. Sowa, Die Mundart der slov.

Zigeuner, s. v.), in der böhmischen (bei Puchmayer, Romani

so cib s. V.), in der west- und ostdeutschen (bei R. v. Sowa, Wörter¬

buch des Dialektes der deutschen Zigeuner s. v.) und in der unga¬

rischen Mundart (bei Friedr. Müller, Denkschr. der Kais. Akad. der

Wissenschaften, Phil.-hist. Classe, Wien 1880, Bd. 61), beispielsweise

S. 195) kälo „schwarz' vorkommt und das lange a mit der Länge

86 im Altindischen käla- übereinstimmt, so ist sicher anzunehmen, daß

die Länge ursprünglich ist. Dasselbe, um nur noch ein oder zwei

Wörter anzuführen, findet man in den Wörtern: dür „lang', altind.

dura-, phüv „Erde", altind. bhümi-.

Der auslautende lange Vokal mehrsilbiger Nomina wird ent-

40 weder gekürzt oder fällt gänzlich ab. Dies kommt besonders oft

bei den Femininen vor, welche auf ä oder l auslauten. Dabei ist

zu beachten , daß das auslautende ä wie in mehreren neuindischen

Sprachen gewöhnlich abfällt, das auslautende i dagegen wie in

Sindhi und Naipäli in der Regel nur gekürzt wird.

1) Das für die böhmische und slovaltische Mundart von Rudolf v. Sowa aufgestellte Gesetz wird wohl richtig sein.

(3)

Legny, Über die langen Vokale m den Zigeunerdialekten. 419

ai. jihvä .Zunge", mi. jibbhä, Hindi jlbh, Maräthi JiiÄ,

Gujaräti jihvä, Bangäll jihvä, Kashmir! dzev, Dardu jipp, Panjäbi

jibbh. Zigeunerisch (europäische Mundarten) cibb {cipp) , cib, dp,

cib, (asiatische M\indiSLrteTL) jib, jübb, jiv .Zunge, Sprache".

ai. nidrä .Schlaf", mi. niddä, Hindi nid, nind, Maräthi nid, 5

(nij), Gujaräti nidrä, Käshmiri nandar , Dardu nir, nis, Panjäbi

nind, nindr, Sindhi nind. Zigeunerisch (europäische Mundarten)

lindr, lindra, nendir .Schlaf",

ai. garbhini .Schwangere", mi. gabbhini, Hindi gähhin, Maräthi

gäbhan, Gujaräti gäbhan, Bangäll gäbhin (vulgär gabna), Panjäbi 10

gabbhan, Sindhi gabhini. Zigeunerisch (europäische Mundarten) kcdmi,

khabni, khamni .trächtig".

Diese Belege ließen sich leicht vermehren.

Auch die zweite Möglichkeit nämlich, die Vereinfachung der

Doppelkonsonanz unter gleichzeitiger Ersatzdehnung ist eine in den u

neuindischen Sprachen allgemein bekannte Erscheinung. Bei den

neuindischen Sprachen findet im Panjäbi und teilweise auch im Sindhi

keine Vereinfachung statt, im Sindhi hört man bei den Medien noch

einen eigentümlichen Laut, welcher annähernd der Doppelkonsonanz

gleichkommt, im Käshmiri schreibt man schon einen einfachen »o

Konsonanten. Die zigeunerischen Mundarten kommen dem Sindhi

am nächsten , denn , wie die Quellen vermuten lassen, hört man in

einigen Mundarten (besonders in der deutschen Mundart) noch einen

doppelten Konsonanten , in anderen Dialekten dagegen wird schon

ein einfacher Konsonant wie im Käshmiri ausgesprochen, in einigen 25

aber (wie z. B. in der böhmischen Mundart) ist die Konsonanten¬

gruppe vereinfacht und der vorangehende Vokal gleichzeitig ersatz¬

gedehnt, was in der Regel auch im Hindi, BangälT, Maräthi, Gujaräti

vorkommt. Drei oder vier Belege werden zur Klarlegung dieses

Prozesses genügen. so

ai. agni „Peuer", mi. aggi, Hindi, Maräthi, Gujaräti ä^, Bangäll

ägun, Käshmiri agun, Panjäbi agg, Sindhi agi. Zigeunerisch (euro¬

päische Mundarten) : ag, gag, yak, yäg, yäk, yäkh, (asiatische Mund¬

arten) ak, ag, aik, egg „Feuer".

(Von .den neuindischen Sprachen schiebt ein y vor das an- 35

lautende e Naipälii) und Kashmir!'').

ai. karna „Ohr", mi.karma, Hindi, Maräthi, Gujaräti, Bangäli

kän, Käshmiri kan, Dardu konn, konu, Panjäbi kann, Sindhi kanu,

Zigeunerisch (europäische Mundarten) kan, kann, gann (Liebich*)

führt die Redewendung gann däva „gehorchen" an, womit man in 40

Hindi kän dUnä „gehorchen" vergleichen kann), kän, känn, (asia¬

tische Mundarten) kan, qan, kian, kenn „Ohr".

1) Vgl. G. Grierson: „Specimen of the Khas or Naipäli Language', ZDMG., Bd. 61 (1907), S. 660.

2) Vgl. G. Grierson: „A Manual of the Käshmiri Language', Oxford 1911, S. 18. (Anzeige des Buches s. ZDMG. 67, S. 871.)

3) Die Zigeuner in ihrem Wesen und ihrer Sprache . . . Leipzig 1863 s. v.

(4)

420 Lesny, über die langen Vokale in den Zigeunerdialekten.

ai. maty a „Fisch', mi. macchu, Hindi mächt, mächli, Gujaräti

mächli, Bangäli mäch, Dardu maci, Panjäbi macch, Sindhi machu,

Zigeunerisch (europäische Mundarten) maco, mäco, mäjo, (asiatische

Mundarten) maco, maca, mece, mxici, maci, ma,ncav (armenisch)

6 „Fisch'.

ai. sarpa „Schlange', mi. sappa, Hindi *ä»np, Maräfhi, Gujaräti, Bangäli säp, Panjäbi sapp, Sindhi sapu, Zigeunerisch (europäische Mundarten) sapp, säp, sap, (asiatische Mundarten) sap, sanp „Schlange'.

Es ist also aus dem zigeunerischen Wortschatz ersichtlich, daß

10 auch die alte Zigeunersprache ebenso wie andere neuindische Sprachen,

— allerdings nur teilweise , denn einige Konsonantengruppen sind

geblieben — durch das Medium mittelindischer lautlicher Eigen¬

tümlichkeiten hindurchgegangen ist, deren charakteristisches Merk¬

mal die Ausgleichung der Verschiedenheit verbundener Konsonanten

15 durch Assimilation, erscheint. Es ist aber zu beachten, daß dies nicht alle zigeunerischen Mundarten gleichmäßig trifft. Schon R. Pischel i)

hat es als besondere Eigentümlichkeit der armenischen Mundart

des Zigeunerischen hervorgehoben, daß nur diese gegenüber dem

Europäisch-Zigeunerischen hast, vast, chast (altind. hasta) eine auf

10 mittelindischer Konsonantengruppe beruhende Form hath aufweist.

Diese Erscheinung hat Franz Nikolaus P i n c k *) dazu veranlaßt,

die Sprache der armenischen Zigeuner als sowohl von den euro¬

päischen als auch asiatischen Mundarten grundverschieden anzusehen,

was man aber nicht billigen kann. Finck übersieht da alles das-

»6 jenige, was die armenische Mundart mit den anderen Mundarten

gemein hat und worauf auch schon Ernst Kuhn im Journal of the

Gypsy Lore Society (in Manchester erscheinend). Band 2, S. 71

hingewiesen hat. Vielleicht ist die Bemerkung F i n c k 's so zu ver¬

stehen , daß er die armenische Mundart von den anderen nicht

»0 sprachlich , sondern nur zeitlich trennen wollte. Finck übersah

aber auch dabei, daß er selbst ein Zeugnis von der Zugehörig¬

keit der armenischen Zigeuner zu den anderen beiden Gruppen

abgibt. Was nämlich die Zigeuner fest zu einem einheitlichen

Ganzen macht, ist eben der Name, mit dem sich jeder Zigeuner

36 selbst nennt. Der europäische Zigeuner nennt sich rom , auch der

asiatische nennt sich lom , dorn, so nennen sich selbst auch die

palästinischen Nawar, wie sich aus der eben für die Herkunft der

Zigeuner sehr wichtigen Publikation: „The Language of the Nawar

or Zutt, the Nomad Smiths of Palestine' von R. A. Stewart Macalister

40 e) gibt ; lom heißt aber auch der armenische Zigeuner, vgl. Finck

a. a. 0. S. 46, 48, 68. Aus diesem Grunde wird man nun doch zur

alten Deutung des Wortes rom < domba- trotz Pischel's*) und

anderer lebhaftem Protest zurückkehren müssen.

1) Beiträge zur Kenntnis der deutsciien Zigeuner, Halle 1894, S. 46.

2) a. a. O. S. 58 und JGLS., Bd. 1, S. 40 f.

3) Die Heimat der Zigeuner (Deutsche Rundschau 1883. Bd. 36, S. 368).

Eiue englische Übersetzung dieser Abhandlung erschien JGLS., New Ser., Bd. 2,

(5)

Lesn^, über die langen Vokale in den Zigeunerdialekten. 421

Schließlich gibt es in der Zigeunersprache eine Reihe von

Wörtern, in denen die Kürze der Länge im Altindischen gegenüber¬

steht. Diese Diskrepanz wird auffölliger, wenn dem Vokale solche

Konsonantengruppen folgen, welche der im Mittelindischen üblichen

Assimilation nicht unterlagen, z. B. die Konsonantengruppen st oder tr, 6 die im Zigeunerischen wie in den Käfir-Dialekten unverändert bleiben.

ai. ostha „Lippe", mi. ottha, uttha, hutfha, Hindi onfh, Maräthi oth, onth, Gujaräti oth, hoth, hot, Dardu ust, Panjäbi hoth, Käshmiri vuth, Zigeunerisch vust (nürisch lautet das Wort jedoch öst) „Lippe".

ai. kästha „Holz", mi. kattha, Hindi, Maräthi, Gujaräti, Bangäll lo

käth, Zigeunerisch (europäische Mundarten) kast, (asiatische Mund¬

arten) least, kust „Holz".

ai. dirgha „lang", mi. diggha, diha, digha, Zigeunerisch (asiatische Mundarten) dirga „lang".

ai. märnsa „Pleisch", mi. mamsa, Hindi, Maräthi, Gujaräti 15

mäs , märns , Panjäbi mäs , Sindhi mähu, märnsu, Zigeunerisch

(europäische Mundarten) mas, mass, (asiatische Mundarten) masi,

masih „Pleisch".

Den kurzen Vokal in dieser Stellung erklärt man durch das

mittelindische Quantitätsgesetz: keine Silbe darf, vom Vokal an 20

gerechnet, mehr als drei Moren messen. Dieses Gesetz trifft nur

diejenigen langen Vokale, welche vor der ursprünglichen Konsonanten¬

gruppe stehen und nicht etwa jene Längen, die vor neu entstandenen

Konsonantengruppen stehen. Palis sich dieses Gesetz auf Grund

zuverlässigen Materials als solches bewährt, spricht das europäisch- 25

zigeunerische Adjektivum pämo „weiß", das mit dem altindischen

pändu zusammenhängt, nicht dagegen, da die Länge erst nachträg¬

lich, durch das nachfolgende r hervorgerufen, entstanden ist. Daß

das folgende r den vorangehenden Vokal verlängert, bezeugt für

die böhmische und slovakische Mundart R. v. Sowa („Die Mund- 30

art der slov. Zigeuner", S. 19). Auf die ursprüngliche Kürze weisen

auch die asiatischen Mundarten hin, besonders das nürische pnara

.weiß" (vgl. Macalister „The Language of the Nawar" . . . s. v.).

Im Zigeunerischen im Allgemeinem und besonders in der Nürsprache

kommt die Lautversetzung {pändu > panro > pamo o&ev pnaro) ss

sehr oft vor, vgl. z. B. das nürische urp „Silber" (ai. rüpa), oder das europäisch-zigeunerische vudar „Türe", statt duvar (ai. dvära).

In dem oben erwähnten nürischen öst kann das ö nachträglich ver¬

längert sein, wie es auch im nürischen donda „Zahn" (ai. danta)

tatsächlich der Fall ist. 40

Die Feststellung dieser Erscheinung in der Zigeunersprache

beleuchtet zugleich die Reihenfolge der lautlichen Prozesse im

Mittelindischen. Es wird dadurch bewiesen, daß im Mittelindischen

1909 S. 292—320. Unmöglich ist die Deutung des Wortes rom von A. Th.

Sinclair, JGLS,, Bd. 3, S. 33f., welcher europäischen Ursprung dieses Wortes voraussetzt.

(6)

422 I'ftn'j, Über die langen. Vokale in den Zigeunerdialekten.

zuerst die Vokale gekürzt wurden und dann erst die Verschieden¬

heit der Konsonanten durch Assimilation ausgeglichen wurde. Ob

zwar dies nur für einige Konsonantengruppen bezeugt ist, kann man

doch voraussetzen, daß das Gesetz allgemein galt.

6 Ferner ist durch die Kürzung der langen Schlußsilbe auch der

Akkusativ-Plural der altindischen a-Stämme zu erklären, welcher im

Europäisch-zigeunerischen die Endung -en, in den asiatischen Mund¬

arten die Endung -an aufweist. Wie im Akkusativ-Singular (euro-

päisch-zig. -es, asiatisch-zig. -as) ein Rest der alten Form erhalten

10 erscheint, — von den neuindischen Sprachen hat die verwandte Form

Maräthi und Käshmiri erhalten —, so steckt im Akk.-Plur. ein

organisches Überbleibsel der altindischen Endung -än, welche schon

im Mittelindischen verkürzt erscheint (vgl. Pischel, Grammatik der

Präkritsprachen, S. 73), und das kurze a ging in den europäischen

15 Mundarten ins e (vgl. Miklosich Ȇber die Mundarten" IX,

S. 180) in dem asiatischen in a über.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch eine auffallende Ähn¬

lichkeit der Zigeunersprache mit den neuindischen Sprachen berühren, welche meines Wissens noch nicht betont wurde. Die mittelindischen

20 lautlichen Prozesse haben bekanntlich bewirkt, daß auch das Ge¬

schlecht eine Änderung erfahren hat. Maräthi und Gujaräti haben

noch die ursprüngliche Einteilung in drei Geschlechter behalten,

Bangäli unterscheidet eigentlich kein Geschlecht, Hindi, Panjäbi,

Sindhi, Kashmiri und Naipäli unterscheiden nur das männliche nnd

25 das weibliche Geschlecht. Dieser nordwestlichen Gruppe reiht sich

auch die Zigeunersprache an, indem sie auffallenderweise in bezug

auf die Änderung des Geschlechtes mit' derselben übereinstimmt.

Ich will die zahlreichen Neutra, die zu Maskulinen geworden sind,

übergehen und erwähne nur zwei Substantiva, die sowohl in der ge-

30 nannten Sprachengruppe als auch in den Zigeunermundarten Feminina

geworden sind:

Maskulinum wird Femininum :

ai. agni m. .Feuer", mi. aggi m. , Maräthi, Gujaräti äg f.,

Hindi äg f., Panjäbi agg f., Sindhi ägi f., Käshmiri agun m.,

SS Zigeunerisch ag, ak, yak f. .Feuer".

Neutrum wird Femininum :

ai. aksi n. .Auge", mi. acchi n. oder f ^), Maräthi aksi n.,

Gujaräti änkh {., Hindi änk f., Panjäbi akkh f., Sindhi akhi f,

Käshmiri acchi f.. Zigeunerisch ak{h), yak[h) f. .Auge".

1) Vgl. Pischel, „Grammatik der Prlkritsprachen", S. 245, § 358.

(7)

42a

Adonis.

Von

Wolf Wilhelm Grafen Bandissin.

I. Der Name Adonis.

In meiner Monographie , Adonis und Esmun" (1911) i) habe

ich die Annahme, daß "Aöcovig ein griechischer Name sei, nur kurz

erwähnt (S. 363f.), Dümmler als ihren Vertreter nennend. Ich

bin darauf nicht weiter eingegangen in der Meinung, daß die Dar¬

stellung meines Buches ausreichend eintrete für die Ableitung des

Namens von dem phönizischen Wort IHN ,Herr", das zweifellos adon

ausgesprochen wurde*). Jetzt veranlaßt mich eine Bechtfertigung

der Herleitung des Namens aus dem Griechischen von P. Kretschmer

(Mythische Namen, 4. Adonis, Glotta Band VII, Heft 1, 1915,

S. 29—39) auf die Präge zurückzukommen, weil hier die Behauptung

griechischer Herkunft viel eingehender, als es bis dahin geschehen

war, entwickelt und begründet wird.

Die Frage nach der Ableitung des Namens ist für die An¬

schauung von der Entwicklung der Gottesvorstellung nicht ohne Be¬

deutung, weniger für die von ihrer Entstehung. Keinesfalls kann es

sich um einen griechischen Gott handeln, sondern Vorstellung und

Kult müssen irgendwie nichtgriechisch und vorgriechisch sein. Das

ist auch Kretschmer's Meinung. Nach seiner Annahme ist dem

Gott nachmals ein griechischer Name beigelegt worden. Ebenso wäre

Herkunft des Namens aus phönizischem adon für sich allein noch

nicht beweisend für Entstehung der Gottesvorstellung auf semitischem Boden.

1) Ich zitiere sie mit AE.

2) Für die Aussprache Itommt zunächst in Betracht die des entsprechen¬

den hebräischen Wortes piN, ädün. Direkt bezeugt ist für das Phönizische der Vokal der zweiten Silbe durch dio Form doni, donni hei Plautus (s. weiter unten). Für ein a der ersten Silbe entscheiden kanaanäische Personennamen im Alten Testament, wie Adonisedek, und besonders Aduna, der Name eines Königs von Arka ih den Amamabriefen, ebenso phönizische Namen in assyrischen Geschäftsurkunden, die das Gottheitsepitheton adüni enthalten, z. B. Adüni- 6a'al (AE. 67).

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