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Ueber einige muhamniadanische Münzen des
Königlichen Münz-Cabinets zu Dresden.
Von
Dr. liUdoir Hrehl.
In der neuerdings für das liiesige Königliche Münz-Cabinet
nugekauften S t e i n I a'sehen , üher 3000 occidentalische IMUnzen
enthaltenden Sammlung befinden sich auch 18 orientalische Ku|i-
fermünzen, welche mir vor einigen Tagen der gegenwärtige
Direetor des Münzeabinets, Herr Bibliothekar Lossnitz er,
zur Durchsicht uud näheren Bestimmung übergab. Da jeder neue
Beitrag zur muhammadanischen Numismatik erwünscht ist, so
halte ich die Veröffentlichung derselben , weicbe zugleich ein
Supplement zu meiner „Commentatio de numis Muhammadauis in
numophylacio Regio Dresdensi asservatis" bildet, für der Mühe
Werth.
No. L Auf dem Avers findet sich eine sitzende Figur mit
untergeschlagenen Beinen, deren Kopf mit einem Hute bedeckt
ist. Das Gesicht ist dem Beschauer zugewendet, die Recbte
hält ein am Halse hängendes Kleinod, die Linke ist auf die
Hüfte gestützt. Links vom Haupte steht: US Xi*. , rechts:
itjL»^«.}. Die äussere Randschrift ist zum Theil zerstört, doch
lässt sich noch Folgendes erkennen: ^äli^ Ojii'Ü! a5i.Ul
(^^)j,LjLA/« i .. (?j gvÄaJI . Die zwei Buchstaben zwi¬
schen dem sebr undeutlichen ^^^y* »ud dem unzweifelhaften I
sehen fast wie aus, docb sind sie sehr verwischt.
Der Revers bat in der Mitte folgeude Inschrift:
II^I! 11^1 \\^\^\ ^Uü! \\^.
Die Randlegende ist stark verwischt, doch ist J ||.5L«3| kiS^^.U!)
noch erkennbar, und lässt sich dieselbe nach den zwei Peters¬
burger Exemplaren (vgl. Fraehn Rec. p. 627. Dorn in Fraehnii
Opp. post. I, 281) leicht suppliren; sie lautete höchst wahr¬
scheinlich: i_Jy,jl yi\ ^i>-^^ '—ft**- J'^t«^' u5^UI .
Die vorliegende Münze gehört also dein Ajjübiden al-
Malik al - A ä r a f Müsä zu und ist im J. 612 ( = 1215, 6) zu
Majjafärikiu in Dijär Bukr (vgl. Maräsid III, 182. Hammer,
Krehl , über einige muh. Münzen des Kön. Müntcab. tu Dresden. 251
llehane I, 186) geprägt, uuter der Regierung des Clialifen al-
Näsir und des ägyptiscben Ajjübiden al-Malik al-Ädil
Saif-al-din Abü Bakr Muliammad, des Bpudern von $a-
läh-al-din, der 596—615 regierte.
Al-Malik al-Aäraf Müsä, der Sohn des auf dem Re¬
vers genannten al-Ädil, hatte bereits im J. 598 al-Ruhä als
Statthalterschaft von seinem Vater erhalten'). Später, nachdem
Tode seines Bruders al-Malik al-Auliad Na^m-al-din,
der im Jahr 607 erfolgte =), erhielt er dessen Gebiet, Khiiät
und Majjäfärikin, woselbst er, auch nach seiner Erhebung
auf den Thron von Diinisk (626— 6.S5=1237), regierte. Der¬
selbe ist nicht zu verwechseln mit einem andern, dem Namen
nach allerdings sehr zweifelhaften , Regenten von Majjäfärikin,
dem al-Malik al-Aäraf, dem Sohne des Sihäb-al-dtn
(iäzi, welcber 642—658 (1259) regierte und in diesem Jahre
durch Hülägü Chän entthront wurde ■'■).
No. 2. Die zweite .Münze gehört demselhen al-Airaf
Müsä an und ist zu Sin^är im J. 617 (1220, 1) geprägt.
Auf dem Avers sieht man die auf einem Throne mit unter¬
geschlagenen Beinen sitzende Figur eines Fürsten, dessen Rechte
ein an dem Halse hängendes Kleinod hält und dessen Linke sich
auf die Hüfte stützt. Das Haupt scheint von einem Nimbus um¬
geben und mit einer spitz zugelienden Mütze oder Krone bedeckt
zu sein. Das Ganze ist von einem Kreise umgehen, innerhalb
desselben, rechts vom Kopfe: J->*jL.s^, links: *J.L*äm.j ^Äc noch
deutlich ist. Von der äusseren Randschrift ist ausser ... iiV.Ui
nichts erkennbar, doch lässt sich dieselbe nach zwei hesser er¬
haltenen Exemplaren in der Müller'schen Sammlung leicbt er-
1) Vgl. Ibn Challiknn uo. 759 (p. Pf cd. Wüslenfeld). Abu'l-fidA, Annal. Müslem. IV, 196, nennt l^*/o ^^y>'.
2) Vgl. AbuH-fidA, Annal. Musl. IV, 222 und 244, und Hngi Cbalfa, Chronolog. Tafeln, Mscr. dei Königl. Bihl. zu Dresden. E. 463. fol, 53. r.
Ibn Challikän (a. a. 0.) dagegeo giebt den 8. Rabi 1. 609 (—8. Aug. 1212)
als den Todestag des al-Auhad an (ich glaube, die Abschreiber haben
aus gemacht) und berichtet, er sei in Malaz-Gerd (=i.>j:>jLä.<
Maräsid III, l4l) gestorben.
3) Vgl. Ahn'l-farag , Hist. Dynast, p. 527. 533. Abu'l-fidA, Anu. Musl.
IV, 562, dagegen nennl diesen lelzlen Regenlen von Majjäfärikin: al-
Kämil Muhamina^d b. al-Malik al-Mu^affar Sihäb-al-din Gäzi
b. al-Malik al-'Adil b. Ajjüb (vgl. dazu Hammer, llehane, I, 174).
Man kann zweifeln, ob man bei dieser Frage dem Abu'l-fara^, der den
damaligen Ereignissen zeitlich und räumlich so nabe stand (vgl. Hist. Dyn.
p. 5.36. Hammer a. a. 0. 1, 184) mehr Glauben schenken darf, als dem
Abu'l-fidä, dem Ajjühiden-Fürslen , dem man wohl zutrauen sollte, dass er die Nainen seiner Verwandten ricbtig gewusst habe.
1 7 •
252 Krehl, über einige muh. Hunzen des Kön. Münzeab. zu Dresden.
ganzen; sie lautet: cTj'^j*-^''^^^t • Der Revers enthält
folgende Inschrift : || cfc*-^^' /-^i"' || ^' o^-'^ II (z**)^*-" l*'-"^0) II Jl».s? II^..«IXJI dUil , Die Randlegende ist vollkommen verwischt,
doch lässt sich nach einem vollständigem Exemplare derselhen
MUnze bei Pietraszewski (No. 340) scbliessen, dass sie die Worte
*UI J,*.^ kX»^ «Ut '31 fcJI "i enthalten habe.
Als^ ich die vorliegende Münze zuerst zu Gesicht bekam,
erinnerte ich mich eine gauz ähnliche Münze bereits abgebildet
gesehen zu hahen, konnte dieselbe aher weder unter den von
Marsden noch uuter den von Pietraszewski publieirten Ajjiibiden-
Münzen wieder auffinden. Der Zufall aher führte mir ihr Fac¬
simile im ersten Theile des bekannten Werkes von Marsden (Nu-
mismata orientalia) wieder vor die Augen: Marsden hatte sie für
eine U r t u k i d e n - Münze gehalten und sie unter diesen ( No.
CXLIII) verzeichnet, die auf dem Avers befindliche Ortsbezeich¬
nung y-^"'^ aber nicht verstanden und aus den ohwohl sebr
deutlichen Zügen '^äm. herausgelesen. Auf die historischen Miss¬
verständnisse in der von dem gelehrten englischen Numismatiker
(a. a. 0. I, S. 139 f.) gegebenen Erklärung der in Rede stehen¬
den Müuze hier näher einzugeben, will ich unterlassen. Genug,
ich hatte die treue Abbildung derselben vor mir und war bald
darauf so glUcklich, eine ganz ähnliche Münze, mit denselben
Inschriften, bei Pietraszewski (Numi Mohammedani I. No. 340)
unter den Atäbek-Münzen zu finden. Wie sie unter diese ge¬
rathen ist und welcher Grund Pietraszewski bewogen bat, sie dem
Atäbek Mabmud zuzuschreiben, von dessen Nainen dieselbe
keine Spur aufzeigt, ist in der That nicht einzusehen.
liei I>esung des Ortsnamens jL^i*« auf dem Avers nahm
Marsden wabrscbeinlich an dem Fehlen des Wortes vor
wie hier fälschlich statt f^"* steht, Anstoss. Diese Weglassung
findet sich aber gar nicbt su sehr selten, z. B. auf Sämän i-
den-Münzen (vgl. Fraehn, Rec. p. 60 no. *97; p. 66 no. *123;
p. 85 no. *211), auf S al ^ ü k-Münzen {vg\. Fraehn, Rec. p. 156
no. 13), auf Drtuk-Münzen (ebend. p. 159 no. 2. p. 160 no. 5),
auf A jj ü b i d e n - Münzen (vgl. Fraehn, Opp. post. I, p. 91 no. 2«.
p. 92 no. a. 6 p. 93 no. 7a- Pietraszewski a. a. 0. I. No. 422 u. o.).
Als Münzberrn nennt die Umschrift des Adv. CT;' «^Ä OjÄ'il ijU.lt,
d. i. den hekannten Aj j ü bi d en - Fürsten al-ASraf, dessen
vollständiger Name: Abu'l-fath MAsä b. al-Malik al-Ädil
Saif-al-din Abi Bakr b. Äjjüh, al-Malik al-Aäraf
M Ufa f f ar-al - d 1 n ist. Den Titel CT;'nahm er nach .16u 7-
fidd (.\nnal. Musl. IV, 244) bereits im J. 607 nach dem Tode
seines Bruders al-Malik al-Auhad an; Sin^är kam im
KreM, über einige muh. Uünzen des Kön. Münzeab. tu Dresden. 253
Gumada I. 617') dnrch Vergleicb mit deu Atahek Mahmüd b.
Ruth-al-din, welcher dafür al-Rakka erhielt, in den Besitz
al-A^raf's. Die vorliegende Münze wird demnach ohne Zweifel
sehr bald nach al-Aäraf's Besitznahme von Sin^är geprägt wor¬
den sein.
Singär, drei Tagereisen von Mausil (vgl. Maräsid II, 57.
Idrisi ed. Jaubert II, 149. Kazwini Ätär al-bilad ed. VVüstenfeld
p. 263), war seit dem Jahre 566 d. Fl. der .Sitz der Uerrschaft
der einen Linie der Atäheks gewesen; hier hatten 'Imäd-al-
din Zengi h. Maudüd, dessen .Sohn Kuth-al-din Mubam¬
mad, und dessen .Söhne'I m ä d - a I - d i n .Säb in Säh und Mab¬
müd nach einander regiert. Diesem letzten schreibt Pietra¬
szewski a. a. 0. eine der unsrigen ganz gleiche Münze zu , doch
stebt, wie gesagt, auf dem Revers unten nicht •^y*^ .> sondern
Muhammad, d. i. der bekannte Ajj üb ide von Misr, al-
Malik al-Kämil Muhammad der Sohn des al-'Ädil, unter
dessen Oberhoheit Singär, das Lehen des al-Asraf, damals
stand.
Dieselbe Münze befindet sich, wie ich vermuthe, auch im
Cabinet des Asiatischen Museums zu St. Petersburg, vgl. Fraehnii
Opp. post. I, 93. no. 7i>. Auf der von Fraehn daselbst beschrie¬
benen fehlt allerdings der Name des Prägeortes ^ doch
bleibt es nach Fraehn's Beschreibung noch unentschieden, oh der¬
selbe dort verwiscbt, oder ob er oicht vorhanden gewesen ist.
Eine ähnliche Münze ist die von Dorn (Fraehnii Opp. post. I, 273.
00. a 5a) beschriebene Münze des Sin^ärischen Atäbek ^utb-
nl-din Muhammad; wäre die Zeichnung auf dem Avers der
dortigen Münze nicht verschieden von der der vorliegenden, —
denn dort hält die Linke das vom Halse herabhängende Kleinod,
während dies hier die Rechte tbut, — so würde ich hei der
vollkommenen Uebereinstimmung der Inschriften beide unbedenk¬
lich für identisch halten. Doch unterwerfe ich mich der gewich¬
tigen Autorität Dorn's, den überwiegende Gründe wohl bewogen
hahen mögen, das in Rede stehende Exemplar den Münzen der
Sin^ärischen Atabeks beizuzählen. Indess hieibt, mir der uoten
auf dem Revers dieser Petersburger Münzen geoaonte Jl«^
immer ooch dunkel. Ist dort die Jahreszahl neben jL^i». wirk¬
lich und ist die Münze wirklich eine Atäbek-Münze, so
köonte mit diesem ^X*^ doch nicht der Ajjübide al-Kämil,
der erst 615 zu regieren aofiog, gemeiot seio
No. 3 uod 4 siod Kupfermüozeo des dritteo Atäbek von
Mausil, des Kuth-al-dio Maudüd, welcher daselbst von
544 bis 565 regierte, und sich auf unseren Münzen, die beide im
1) Ibn-al-Alir ed. Tornberg XII, 225. Abu'l-fidA, Ann. .Mösl. IV, 28ti.
'i54 Hrehl, über einige muh. Mümen des Kön. Münzeab. zu Dresden.
J. 556 (1160, 1} geprägt sind, /i*» ö' q-? if^j^-f '^i'^y
Maudüd b. Zengi b. Äksunkur nennt. No. 4 ist das besser
erhaltene Exemplar, auf dem alle Legenden noch sebr wohl zu
lesen sind, weun auch das Bautrelief auf dem Revers hinsichtlich
der Erhaltung immer noch manches zu wünschen übrig lässt.
Die Münze hat auf dem Avers folgende Inschrift:
tiXjlj-i Q^ iUjilp II v>lt^ ^_jj..iJt II JL,jl II JjUJ! ^UI
Am Rande recbts: oben {J^'j j-^J , liuks yö*— ö' •
Auf dem Revers befindet sich ein dem Bescirauer mit dem Ge¬
sichte zugewendeter Kopf, oberhalh zwei fliegende Genien mit
verschränkten Fahnen, genau wie auf der mit der unsrigen iden¬
tischen Münze bei Marsden No. CLX, und Fraehnii Opp. post.
I, 271 no. a la '). Links davon, steht c^:— -»^5 ÄÄ—, recbts:
iuL*.«M4.^j ,
Der Grossvater des Maudud, Äksunkur, war früher einer
der eifrigsten Diener des persiscben Salii^ükiden Malak Säh
gewesen und nach dessen im J. 48.T (1092) erfolgtem Tode zu
dem Sultän von Halab, Tä^-al-din Tutus übergegangen,
der ihn im J. 487 (1094, 5) hinrichten liess (vgl. lidyi Chalfa
a. a. 0. fol. 47 r. Abu'l-fidd 111,292;; er hinterliess einen damals
zehnjährigen Sohn, den 'Imäd-al-din Zengi, der sich im
J. 522 (1128; dieses Jahr giebt Hägi Ciialfa a. a. 0. fol. 49 r. an)
Halab's und M a u s i l's (vgl. Abu'l-fidA III, 430), im darauf
folgenden Jahre der Städte Hamät und Hims bemächtigte. Um
diese Zeit also scbeint sicb seine unabhängige Macht befestigt
zu haben, denn wenige Jahre nachher begegnen wir ibm als
einem mächtigen Gegner der Kreuzfahrer (vgl. Weil, Geschichte
der Chalifen, III, 280 fr.). Nacb Hdgt Chalfa (a.a.O. fol. 50r.)
wurde er im J. 541 {Weil a. a. 0. S. 290 giebt nach Abu'l-fidd
III, 498, noch das genauere Datum 5 Rabi' I. — 15. Sept. 1146
an) zu Kal'at Ö a'b ar in der Nähe von a I - R u k k a (vgl. Maräsid
1, 256 f.) ermordet. Ihm folgte sein Sohn .Saif-al-din Gäzi,
der nur etwas über 3 Jabre regierte, und diesem ein anderer
Sobn Zengi's, Kutb-al-din Maudüd, der nuch Abu'l-farag
(a. a. 0. S. 401) iin .Sawwäl des J. 565 (Jnni—Juli 1170.
Abu'l-fidd 111,626, gieht den Du'l-hi^^a an) starb, der Münzberr
des in Rede stehenden Fels.
Wer unter dem wunderlichen Togrulbek b. Atäbek,
„dem gerechten und weisen Könige derAmire Ostens
1) Vgl auch Möller, de Numis Muh. in num. Gotbano asservalis Comm.
I. p. 153 r. und die daseihst angetuhrten Exemplare. Die Abbildung in
,. Numismala Musei Honorii Ari goni" Tarvis. 1745. vol. 3. Tab. X. no. 7 ist vollkommen treu.
krehl, über einige muh, Münsen des Kön. Münzeab. zu Dresden, 255
und Westens" zu verstehen sei, ist in der That dunkel. Schon
Assemani (Museo Naniano p C), Casliglioni (Monete Cufiche dell'
I. R. Museo Milano p. 143), Marsden (a. a. 0. I, 158 f.), Reiske
(Eichhorn's Repertorium XI, 21) nehmen daran Anstoss. Fraehn,
welcher eine Münze desselhen Maudüd vom J. 557 in der
Recensio ( S. t>14) puhlicirte, fand dieselbe Mittcllegende auf
einer .Münze des Saif-al-din Gäzi b. Maudüd vom J. 566
(vgl. Opp. post. I, 74). In dem Register zur Recensio setzte er
hinter ti^jl-j' liUJ^ib in Parenthese: A*:^ j.ii!äU ^\ . |„ den mir
zugänglichen Listen von Atäheks finde ich jedocb weder einen
Fürsten Namens Togrulbek, noch einen Namens Ab u'l-Mu¬
zaffar Muhammad. Marsden (a. a. 0.) macht mit Recht auf
den hochtrabenden Titel i_y«J'j ö/-'i>jl "t^-*! ■^i" aufmerksam,
welcher allerdings an jenen Höhepunkt der Macbt des ersten per¬
siscben Sal^ükiden "^Pogrulbek erinnert, dessen Name im J. 447
sogar in Ragdäd in der Chutba genannt wurde (vgl. Abu'l-fidd
III, 146). Doch lässt der Zusatz iXjLii eben nicht wohl an
einen der Sal^ükischen Fürsten denken, weicbe allerdings längere
Zeit eine bestimmte Oberhoheit über die Atäheks hatten. Jeden¬
falls ist es höchst bemerkenswertb, dass hier an der Stelle des
Imäm-Namens der eines uns sonst unbekannten Regenten er¬
scheint, und so lange die Quellen der Geschichte der einzelnen
mubammadanisciien Dynastien nicht reichlicher Hiessen, wird dieses
Räthsel, wie so manches andere, ungelöst bleiben. Darf man in
solchen Fragen überbaupt eine Vermuthung wagen, so wäre es
die, dass der uN_jLjl q-? ii5>.AJ>io der Mittellegende mit dem
ij^^j •^i'^y der Randlegende identiscb ist, und dass Maudüd
sich selbst, vielleicht als Bewunderer der grossen Thaten des
ersten Sal^ükfürsteii 'Fogrulbek, dessen Namen und Titel
beigelegt habe. Der Umstand dass unsere Gescbichtsquellen
hierüber vollständig schweigen , ist noch kein schlagender Beweis
dagegen. Ein solcbes Factum stebt übrigens in der Gescbichte
der Atäheks nicht vereinzelt da; auch Badr-al-din L ü I fi
nannte sich nach seinem Freunde, dem Ajjübiden al-Airaf:
„al-Malik al-Aäraf", und wenn Maudüd so wie dessen Sohn,
auf dessen Münzen dieselbe Inschrift sich gleichfalls findet, in
seinen Erinnerungen auf den grossen SalgükfUrsten zurückgeht,
so liegt darin nur ein Beweis, dass er sich dankbar jener Dy¬
nastie erinnerte, deren Wohlthaten sein Vater Zengi seine Macht
eigentlich verdankte.
No. 5. ist eine Kupfermünze des ,4täbek's von Mausil,
al-Muizz Saif-al-din Gäzi, welcher im Monat Sawwäl
oder Du'l-Iii^ga 565 (= 1170) seinem Vater Kuth-al-din
Maudüd in der Regierung folgte und am 3. §afar 576
256 Krehl, über einige muh. Mümen des Kön.Mümcab. xu Dresden.
( = 29. Juni 1180 ')), oacb etwas mehr als zehnjähriger Re¬
gierung starb.
Die Inschriften dieser Münze, welche bereits zwei Mal , vun
Pietraszewski ( a. a. 0. no. 314) und Fraehn (Opp. post. I, 74.
no\ hl.) publicirt worden ist, sind auf beiden Seiten sehr wo'
erhalten.
Avers: |1 Vj-iJlj O/--^' 1| Ij*' || J'^^'
(älLjLjl tsVJ^ib Am Rande: (rechts) i/j} ^^>y (links) ■^><^y* , (oben)
Auf dem Revers fiodet sich dasselbe Hautrelief wie auf
den beiden vorhergeheodeo Müazen; lioks voo dem Kopfe:
5?*"> rechts: jCjU*«»*:>. . Die Münze ist also im J. 567 (= 1171, 2) geprägt.
No. 6 ist eine Münze des 10. Atäbek's von Mausil, al-
Malik al-Rahim Badr-al-din Lülü, geprägt zu Mausil
im J. 631 (== 1233, 4).
Auf dem Avers, dessen Mittelinschrift zum Theil verwischt
ist, liest mau : || e^^-»^!' /-(-:^— 0 || ||
Zwischen der dritteo und vierten Zeile sieht man : c/T/^ « was
auf der bei Marsden (No. CLXXI ; auf der Taf. X. führt die
Münze die falsche Numer CLXXXI) abgebildeten Münze nicbt
vorhanden gewesen zu sein scheint.
Am Rande: y^j^ cri^^'i L*j^>Jt o^Ä^I liUII äUil
Auf dem Revers siebt man eineu, in eiu durcb Punkte
gebildetes Quadrat eingeschlosseneu , mit dem Profil nach links
gewendeten Kopf, der mit einer Kopfbinde geschmückt ist. Links
unterhalb des Kinnes befindet sich ein kleiner Stern.
Am Rande: (links) (Q)AiL». J*»-!, (oben) i^^- (rechts)
s-»yto» (uoten) »^}^^)
Badr-al-din Lülü war im eigentlichen Sinoe des Wortes
Atäbek der beiden minderjährigen Söhne des al-KLähir'lzz-
al-dio Mas'üd. Als dieser im Rabi' I. 615 (vgl. Ibn- al-Atir
ed. Tornberg XII, 217) starb, hinterliess er zwei minderjährige
Söhne, deren ältester, Nür-al-din Arslän^äh, zehn Jahr alt,
unter der Vormundschaft des Badr-al-din Lülü den Thron
bestieg, jedoch noch in demselhen Jahre ^) starh; diesem folgte
daun sein etwa drei Jabre alter Bruder Näsir-al-diu Mahmüd,
1) Vgl. aAgi Chalfa a. a. 0. fol. 51 r. Abu'l-fidA, Annal. Musl.
IV, 40.
• 2) So Ibn-al-Attr a. a. 0. S. 221. Nach AbuH-fidA IV, 274, »Urb er erst im J. 616.
Krehl, über einige muh. Münzen des Kön. Münzeab. zu Dresden. 257
nach desseu bald darauf erfolgtem Tode ■) Badr-al-dtn Ldlü
sich im J. 619 ( 1222) des Thrones von Mausil (Abu'l-fidd IV,
312) bemächtigte, den er Uber vierzig Jahre bis zu seinem im
J. 657 (1258, 9j eingetretenen Tode (vgl. Abu'l-fidd IV, 566;
inne hatte.
Darin, dass Badr-al-din LülA sich auf seinen Münzen
OjÄ'^l di^UI nennt, möchte ich eine Hindeutung auf sein sehr
intimes Verhältniss zu dem bekannten Ajjübiden al-A£raf er¬
kennen , der sich ja auch für seine Thronbesteigung so thätig
interessirte (vgl. Abu'l-fidd IV, 312. Ibn-al-AtJr XII, 220 fr.);
eine solcbe Anspielung ist um so wahrscheinlicher, als Lülü
sich nach seinem einstigen Gönner Arslän .Säh „Badr al-din"
nannte. Gab er doch auch scbon seinem Mündel, dem Näsir-
al-din .Mahmüd, auf den unter ibm geprägten Münzen (vgl.
Fraehn, Rec. p. 616. Pietraszewski No. 327; dieselben Titel:
v_ijÄ"Üi ^j;UI! >Wt t!5ÜU.JI
No. 7 gehört demselben Münzherrn, Badr-al-din Liklü,
an, ist jedoch zu schlecht erhalten, als dass man das Jahr der
Prägung erkennen könnte.
Die Inschriften des Avers sind dieselben, wie auf No. 6;
der Kopf auf dem Revers ist zwar im Wesentlichen dem auf
der eben besprochenen Münze ähnlich, docb lässt sicb eine Ver¬
schiedenheit in der Zeichnung nicht verkennen. Von der Rand¬
legende ist nur noch ii», J,.«o^ILj .-j.xo erkennen , das Uebrige
ist abgeschnitten.
No. 8 sehr äbnlich den eben besprochenen beiden Münzen
und geprägt im J. i^i'i^ . . also aucli 631 , ist leider auf hei¬
den Seiten sehr zerstört. Doch lässt sich aus den schwachen
Resten der Legende des Avers scbliessen, dass 'sie dieselben
waren, wie auf No. 6 und 7. Der Revers bat einen ganz
äbnliciien Kopf, wie letztere, doch ist die Zeichnung und das
Gepräge desselben von beiden verschieden. Der links von dem
Kinu sichtbare Stern ist sehr wohl erhalten.
No. 9 ebenfalls eine Kupfermünze des Badr-al-din Lülü
vom J. 631 , aher im Ductus der Inschriften , welche dieselben
sind, und in der Zeichnung des Kopfes auf dem Revers von den
vorhergehenden Numern ganz sicber verscbieden. Ist diese Münze
aucb in Mausil geprägt, — - der Name des Prägeortes ist weg-
1) Llnbegreilllcher Weise giebl Abu'l-farng (Hisl. Dyn. 475) das Jabr
631 als das Todesjabr des Näsir-al-din Mahmfid und das Jabr der
Tbroneinselzung des Badr-al-din LuIu an, während Ibn-al-Atir lelz¬
leren bereits bei Bespreebung des J. 619 (S. 268) y*Oyi\ ^^^Lö nennt.
In der Sammlung des H. Hofsecrelär MUller befindet sieb eine Münze von
Badr-al-din Lülu vom J. 627.
Bd. XII. 17
258 Krehl, über einige muh. Münzen des Kön. Münzeab. zu Dresden.
geschnitten —, so ist sie ein deutlicher Beweis für die grosse Ver¬
schiedenheit der Stempel der MUnzen eines und desselben Jahres.
Bemerkenswerth ist, dass sich aucb hier zwischen der drit¬
ten und vierten Zeile des Averses, also zwiscben ]| ^a<1 sULj j|
und II II eine schnörkelartige Verzierung, etwas verscbieden
von der auf No. 6, deutlich erkennen lässt.
No. 10 eine leider schlecht erhaltene Rupfermünze, wahr¬
scheinlich von demselben Badr-al-din Lülü.
Avers: || j-*"' [1 f^^i^^ || fl-<^t . Von der
Randlegende kann icb ausser J,4lXlt u5CL»]l nichts erkennen. Bei
der Mittellegende ist der Stern vor »ULj und die bereits erwähnte
schnörkelartige Verzierung — hier so : — y — — zwischen
Z. 3 udd 4 bemerkenswertb.
Auf dem Revers sieht man einen im Ganzen dem auf No. 9
ähnlichen, nur dem Typus nach verschiedenen, mit dem Profil nach
links gekehrten Kopf. Von der Randlegende kann ich ausser
^«jL CJjm3 und .._«ÄMj nichts erkennen.
No. 11, eine leider nicht sehr gut erhaltene Kupfermünze,
gehört dem 2. Atäbek von .Singär, dem Kutb-al-din Mu¬
hammad an und ist geprägt zu Singär im J. .596 (1199, 1200).
Eine der unsrigen sehr ähnliche MUnze ist bei Marsden (PI. Vlll.
no. CXCV) abgebildet.
Avers: v-Ua-s || vjSUif || jdll ^^jjj || ^(Ut (.)L*:5J5
II (a**"^'.* ^)^^' • Am Rande, rechts: cX«-s?, oben: ifi) ;
links wird ohne Zweifel ^;v>^'< gestanden haben.
Revers: Brustbild eines Kaisers (?), das Profil zur Linken
gekehrt, die Rechte hält das über die Schulter gelegte Scepter.
Links vom Gesiebt, in der Gegend des Mundes ein x. Am
Rande liest man: *iL**«-*i») ij^m^'S HXm. iU*» jLj^U«» <-iyo. Von einem r vor c;y«*»-> sebe ich nichts; doch kann es, da die Münze hier etwas beschnitten ist und 5 (z. B. vor *j.U*»>«J>) durch einen
ziemlich hoch gesetzten Punkt bezeicbnet wird , wohl da gewesen
sein. — Das Cabinet des Asiatischen Museums besitzt eine glei¬
che Münze , vgl. Fraehnii Opp. post. I , p. 77 no. 5 1'.
^utb-al-din Muliammad folgte im Muharram des J. 594
(Nov. Dec. 1197) seinem Vater 'I m äd -a 1 -d 1 n Zengi, den
Ibn-al-AlJr (XII, 86) „Herr von Singär, Nisibin, al-Chä-
bür und al-Rakka" nennt, in der Regierung und Ubertrug
die Führung der Regierungsgeschäfte dem Mamlilk seines Vaters,
dem Mu^ähid-al-din JerinkUj. Er regierte bis zu seinem
am 8. §afar 616 (25. Apr. 1219) erfolgten Tode. Ibn-al-Atir
Krehl. über einige muh. Wünzen des Kön. Münzeab. zu Dresden. 259
(XII, 223) lobt ibn als einen milden und gegen seine Untertha¬
nen wohlthätigen Regenten,
Marsden (I, p, 183) liest j*^t falsch für sein Exem¬
plar scheint an dieser Stelle ziemlich abgerieben zu sein, doch
glaube ich selbst nach der Abbildung immer noch ^^»oÄjt lesen
zu können.
Auf dem Revers fällt die eigenthümliche Gestalt des ^ in
jL$U«. auf; es ist in gleicher Höbe mit dem ^ und gleicht einem
syrischen i:^ auf ein Haar.
Wenn Marsden über das auf einer muhammadanischen Münze
auffallende X sagt : „ Opposite to the profile of tbe face there
is a peculiar and conspicuous character resembling a a-", or
double inverted c, that may be symbolic, but probably existed
on the Greek money from which the design was borrowed," so
ist er der Wahrheit ziemlicb nahe; es ist vermuthlich von römi¬
schen oder siciliscben Münzen entlehnt, auf denen es Bezeich¬
nung des Werthes ( = 10 Asse?) ist. Vgl. Boeckh, Metrolog.
üntersuchungen S. 355, 469, und über die verschiedenen Bedeu¬
tungen des X und * auf antiken Münzen Rasche, Lexicon uni-
versae rei numariae II, 961 ff. und vorzüglich p, 978.
No, 12 ist eine der eben besprochenen sehr ähnliche, aber
schlechter erhaltene Münze desselben Atäbek von Singär,
deren genaues üatum sich wegen Mangelhaftigkeit der Legende
nicht mehr ermitteln lässt. Auf dem Avers liest man folgende
Insebrift:
II (^^J)JÜ| LijJl ^ II ())>^J1 «5^t II *Ut j^jJj I) ^^LJI |.U^t
Unten: x. Am Rande, rechts: JUrs^, links: (?) .. li^...
Bemerkenswerth ist das Fehlen des s in der 4. Zeile zwi¬
schen UicXJI und {jri^^i und das Vorkommen des x auf dem
.\vers.
Revers: Dieseihe Zeichnung des Brustbildes eines Römi¬
schen oder Byzantinischen Kaisers, mit üher die Schulter geleg¬
tem, in der Rechten gehaltenem Scepter; doch ist das Relief
höber als gewöhnlich. Die Inschrift des Randes ist fast ganz
verwiscbt, so dass man nichts lesen kann als .... .*>**s«5 (^«-. .
Die Münze fällt also zweifelsohne in das letzte Jabrzehend des
6. Jahrhunderts der Bi^ra.
No, 13 ist eine Münze des Atäbek von Mausil, Badr-
al-din Lülü, geprägt zu Mausil im J, 656 (1258), d, i.
dem vorletzten Jabre seiner Regierung.
Die Münze ist bereits zu wiederholten Malen von Fraehn
(Recensio p. 616. Comm. de Il-Chaoorum Numis no. 22), Marsden
(a. a. 0. I, no. CLXXXI u. p. 172) und Saulcy (Journ. asiatique
17*
260 Krehl, üher einige mtih.Münten des Kön-Münxcah. xuDresdev.
IV. T. 6, p. 140 ff.) publicirt und bescbrieben. worden. Fraehn
bezeicbnet sie in der Recensio als „notabilissimus".
Die Mittelinscbrift des Avers: Lö>>JI ^.Aj || **=»jJI lä^-lJ!
II II ,.^-"5!! i;,Lt3-.. II ist in der 4. und 5. Zeile nach
besseren Exemplaren bei Fraehn und Saulcy leicht zu suppliren :
J.JUoaJ!j>jl |||.^"ii qL^JL.
Von der Randinscbrift ist nur oocb ^ iA«.js^ «Ul Hl sJt
zu erkennen.
Auf einer Münze des Asiatiscben Museums vom J. 654 (vgl.
Fraehnii Off. post. 1, 273) nennt sicb Lülü: >»iaftii , doch
bleibt die Lesart JjL.aäJt^^t sowohl durch mehre Münzeo, als
aucb durcb das Zeugniss des Abü 'l-farag (Hist. Dyn. p. 531)
gesichert, welcher den vollständigeo Namen so angiebt: u^Uil
yiyi JwJLaäJI yi\
Auf dem Revers liest man :
II ^ i^^l c;y.j II ^_5,j »UjLj || fjlc J^^Ui. || ^1 ^^ILä \\yij^
Der Sino der Legende ist deutlich: Mangü, der Gross-Käo , der
Herr der VVelt, der Pädisäh der Oberfläche der Erde. Nur die
vorletzte Buchstabeogruppe, weicbe icb, um dem Origioal nach¬
zukommen, durch y! oderi}>j' ') wiedergebeo möcbte, ist verscbie¬
deo gedeutet wordeo. Marsden (S. 172) liest sie . Gaoz ab-
geselien davoo, dass micb dies palaeographisch onwahrscheinlich
düokt, da weoigsteos auf der mir vorliegeoden Münze der erste
Buchstahe mit dem zweiten nicbt verbunden ist, sondern eher
wie ein kurzes ) oder 3 (d. i. aussieht, so verstösst dies
auch gegen die geschichtliche Wahrscheinlichkeit; es ist nicht
denkbar, dass ein Herrscher, der sich erst „Herr der Welt"
«ennt, uomittelbar darauf diese hochfahreode Beoeooung durch
„ Pädisäh der Oberfläche des Landes der Tataren " beschranken
sollte. Saulcy (a. a. 0. S. 141) scbreibt dafür (j» und sagt dar¬
Uber: „le dernier mot de la derniere ligne, lu jusqu'ici i»^"!!!,
ne peut en aucune fa;on comporter cette lecture materielle . . .
iftuant a Ia forme des signes de la syllabe indeterminee, eile me
parait offrir le groupe plutdt que tout autre." Auch dies
y^i, das noch dazu keinen Sinn giebt, scheint mir unmöglich,
theils aus sprachlicben , tbeila aus palaeographischen Gründen.
1) Auf einer gleichen Münze in der Sanmlnag des PraT. Steinia siebl die l>agliehe Gmppa so aus: ^J^j dal mitteilte Zeichea iit niedriger lU dl* beldM anderes.
Krehl, üher einige muh. Münzen des Kön. Müntcab. tu Dresden. 261
leb gebe von vornberein zu, dass Fraehn's Lesung (jJic'Sd)
palaeographiscbe Bedenken erregen kann, docb scbeint sie mir
keineswegs uomöglicb, und spracblicb wie gescbicbtlicb allein
wabrscbeinlicb; denn es lässt sicb docb nicbt annehmen, dass |»l3c,
wie deutlich dasteht, für ^a^c oder gesetzt sei.
Die Prägung der Münze fällt in die schwerste Zeit, weicbe
die Reiche des Isläm zu überstehen hatten. Das Haus der 'Ab¬
bäsiden war der furchtbaren üebermacht Hülägu's und seiner
Horden erlegen; der letzte Chalife al-Musta'sim billäh am
14. Safar 65(i ermordet worden, und den übrigen kleineren Rei¬
chen der muhammadanischen Fürsten drohte der Untergang. Da
eilte Badr-al-din Lülü, der achtzigjährige Greis , dem sieg¬
reichen Feldberrn des übermächtigen Gross-Cbän Mangü ') seine
Unterwerfung unter des Letzteren Herrscbaft anzukündigen, um
so sein Reicli weuigstens von dem drohenden Schicksale zu er¬
retten. Am 29. Ra^ab 656 (1. Aug. 1258) traf er im Lager
des Hülägü zu Maräga ein (vgl. d'Ohsson a. a. 0. III, 258.
Hammer. Ilchane, I, 160. Abu'l-fidd IV, 566) und brachte ibm
seine Huldigungen und Gescbenke, die Zeichen seiner Unterwer¬
fung, dar. Unsere Münze dürfte ein Beweis für die Richtigkeit
des Datums jenes Fürstencongresses , wenigstens für die Richtig¬
keit der Angabe des Jabres, sein; sie ist wahrscheinlich kurz
nach jener Zusammenkunft geprägt und ein sprechendes Zeugniss
dafür, wie streng sicb Lülü an seine eigne Unterthänigkeits-
crkläruug band. Der Name des Mogolcn-Cbäns erscheint hier
zuerst an der Stelle, wo früher der Chalife stand.
Dass der Name Hülägü's, als Stellvertreter des Gross-
Chan, bereits vor dieser Zeit auf Münzen Badr-al-din
Lülü's vorkomme, wie dies z. B. Pietraszewski No. 328 — 330
annimmt, scbeint mir zur Zeit nocb sehr zweifelbaft, da die drei
von ihm angeführten Münzen wohl anders zu erklären sind , als
Pietraszewski meint. No. '328 scbeint mit der von de Saulcy
( a. a. 0. S. 145) beschriebenen MUnze, die mir jedoch noch
dunkel ist, viel Aebnlicbkeit zu haben. Die Zeichnung vou
No. 330 lässt nocb zu viel zu wünschen übrig, als dass mao
nacb ihr ein so wichtiges Factum constatiren könnte.
No. 14 ist eine Münze des Atäbek von Singär, Rutb-al-
dio Mohammad, geprägt zu Singär im J. 598 (1201, 2).
Auf dem Avers liest man:
ll (yjJ.)Ji L^iJÜ! II ( ;>*a)i*(:i) II (i)UI i^jlXJ II (^)LÜt ^U^l
Unten sieht man die sebr verwischte Spur von X ; am Rande rechts:
'-^(♦^) das Uebrige ist zum Theil verwischt, zum Theil ab¬
geschnitteo.
t) Dieser hatte 652 (1254) den Thron bestiegen. Vgl. d'Ohsson, Histoire'des Mongols, III, 95.
T
'162 Krehl, über einige muh. Münzen des Kön. Münzeab. zu Dresden.
Auf dem Revers ist dasselbe Relief wie auf Nu. 11 und 12,
jedoch feblt hier das X vor dem Profil. Riugs herum stebt:
XjL^AM^s»^ CJIH*- • • '"^^'-i ^l-?^^
Die Münze ist von 5ore( bereits bekannt gemacht.
No. 15 ist eine leider sehr schlecht erbaltene Münze des
At4bek von Mausil, 'Izz-al-din Mas'üd II., welcher 607
— 615 regierte, geprägt zu Mausil im J. 607 (1210, 1).
Die an einigen Stellen ziemlicb mangelhafte Inschrift des
Avers lautet:
^J.^xyJ\ *Ui II ^UJI ... .iX^js? II 5JJI H! *Ji "i || (JJI J^^)
II "^J*^ «^-(-^^') II ü^-^'i L^aJ)(?)j.(c) II
Die Legenden am Rand sind zum Tbeil abgeschnitten , zum
Theil verwischt.
Auf dem Revers findet sicb das mit dem Profil nach links
gewendete Brustbild eines Fürsten, nach, wie es scheint, byzan¬
tinischem ') Muster, mit Kopfbinde. Unterhalb des Kinnes igt
ein Stern. Von der Randlegende ist nocb iS!L*Ä**j ^^mm Kam
zu erkennen.
Obgleich Fraehn (Opp. post. I, 75. no. 1 A) und Pietraszewski
(no. 326) Münzen desselben Atäbek von demselben Jabre bereits
beschrieben hahen , so halte ich doch die vorliegende Münze für
unedirt. Die Anordnung der Legende auf dem Avers ist auf
den genannten Münzen eine andere als hier; dort endigt die
zweite Zeile mit und beginnt die dritte mit _^UJ1 ,
was hier nicht der Fall ist. Die hier stehende Bucbstabengruppe
zwischen tX».^ und ^UJt ist verwischt und dunkel; sie sieht
fast wie tii\ d. h. ^U'^t aus, doch wage ich nicht, sie so in den
Text zu setzen. Auf dem Petersburger und Pietraszewski'schen
Exemplar stebt qJ»^ ^Uil , hier deutlich qJ>> /^^Jl .
In der Randlegende des Revers ist so geschrieben:
Die in dieser Zeitschrift XI, 457. No. 46 besprochene, jetzt
im Besitze des Herrn Hofsecretär Müller befindliche, mir nocb
sehr zweifelhafte, Münze bat mit der vorliegenden gar keine
Aehnlichkeit.
No. 16 ist eine mir zur Zeit noch ziemlich dunkle Kupfer¬
münze, die ich nur mit Zweifel dem Bukt! gi niden Mu^affar-
al-din KökbUri zuschreibe.
Auf dem Avers findet sich in der Mitte eine fünfzeilige von
einem crenelirteo Kreise umgebene Inschrift folgenden Inhaltes:
1) Vgl. Barthelemy in Memoires de lillerature , tires des registres de l'Academie Royale des inscriptions et b. 1. T. XXVI, p. 532 ff.
i
Krehl, Bemerkungen xu „Blau u. Slickel über muh. Münxen". 263
II ? 11 ? ^.^^ no^ 11 d^-^l II ^^Jaf ^LJ{ 11 |.U"St
Rings beruin :
iCjL»*.^5 i:K:^l-»^'a C*''*^) crJiJl ttX* v_yss aJJf ^».»«j
Auf dem Revers befindet sich ein mit dem Profil nach
rechts gewendeter Kopf, ähnlich dem Uautrelief anf der von
Pielrasxewski (No. 341) publieirten Buktiginiden-MUnze, doch
schlechter erbalten. Ausser (?) ^Ui| oacb dem unleserlichen
ersten Wurte und am Scblusse dürfte sich nichts mit Bestimmt¬
beit lesen lassen. Bei Pielraszewiski a. a. 0. lautet die Randinachrift :
1^ yjy^^.y^ ^j^yi /«öl-kJf liöiltJI
Bei Fraehn (Opp. post. 1 , 77. no. a 7) nennt sicb der Münzberr
^ ^ß^f^yi^ yjkXJI jilä.» /*"^' o^'^'j'
Ich wiederhole aber, dass icb selbst noch an der Richtig¬
keit der von mir vorgeschlagenen Bestimmung des Dynasten, dem
die Münze zuzuschreiben ist, zweifle.
No. 17 und 18 siod leider so von Rost angegriffen, daii
die auf denselhen befindlicb gewesenen Inscbriften nicht mebr zu
erkennen sind.
Nachträgliche Bemerkungen
zu
„Blau uod Stickel, Aber eioige muhaoimedaoische Mflozen."
Zeitschrift XI, 443 ff.
Von
Dr. liUdoir Hrehl.
Die in dem angerührten Aufsatz besprocbeneo muhammadani¬
schen MUnzen sind mit den übrigen Theilen der reichhaltigen
Sammlung des Herrn Dr. Blau im Januar dieaes Jahres in den
Besitz des Herrn Hofsecretär Ritter Wilb. Müller in Dresden
übergegangen , welcber die GUte hatte , mir seine reichen Schätze
zu wissenschaftlicher Benutzung zur Verfügung zu stellen. So
erhielt ich Gelegenbeit die ebeogeoannten 51 Münzen noch vor
Abdruck des &/au-5(tcfc«<'8chen Aufsatzes zu sehen. Es sei mir
gestattet, die Münzen, bei deren Erklärung ich von einem der
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