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Bachelorarbeit. Bachelorstudiengang Gesundheits- und Pflegewissenschaft. Gesellschaftliche Zeiterfahrung. und Burnout

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Academic year: 2022

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Bachelorarbeit

Bachelorstudiengang Gesundheits- und Pflegewissenschaft

Gesellschaftliche Zeiterfahrung und Burnout

Medizinische Universität Graz Institut für Pflegewissenschaft

Billrothgasse 6, 8010 Graz

Vorgelegt von: Stefanie Reisenhofer, 15. März 1991

Begutachtet von: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Andrea Paletta Karl-Franzens-Universität Graz

Institut für Sportwissenschaft

Lehrveranstaltung: Präventive und rehabilitative Aspekte der Gesundheitsversorgung von Menschen im Kindes-und Jugendlichen- und mittleren Alters Datum der Einreichung: 16.12.2012

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EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebene Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe.

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DANKSAGUNG

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei all jenen Personen bedanken, die mich direkt und indirekt während meines Studiums und bei der Entstehung dieser Arbeit unterstützt haben.

Ein besonderes Dankeschön gilt:

• Ganz besonders meinen Eltern, dass sie mir dieses Studium ermöglicht haben und mir währenddessen immer zur Seite gestanden sind.

• Meinen mir persönlich nahe stehenden Personen – vor allem meiner Familie, Patrick und Sabine, für die Unterstützung und Motivation jeglicher Art, sowie für die Treue und Geduld.

• Meiner Betreuerin Frau Univ.-Prof. Paletta, für die engagierte und positive Art, sowie für das Vertrauen und die intensive Betreuung.

• Den InterviewpartnerInnen für die Zeit und ihre Offenheit, denn die Interviews waren für mich nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ebenso eine persönliche Bereicherung.

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KURZFASSUNG

Burnout ist in der heutigen Zeit in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt und die lauffeuerartige Popularisierung des Begriffs deutet darauf hin, dass dieses Phänomen häufiger wird (Burisch 2010, S. 3). Bis jetzt konnte sich keine verbindliche Begriffsdefinition durchsetzen, jedoch wurde und wird unter Burnout der zu Erschöpfung und Auszehrung führende Prozess, beziehungsweise der Endzustand eines solchen, verstanden (Hillert, Marwitz 2006, S. 14). Zusätzlich ist Burnout keine eigenständige Krankheit, die mit einigermaßen einheitlichen Symptomen belegt werden kann (Fengler 2008, S. 95). Burnout ist gekennzeichnet durch die drei Phasen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und Leistungseinschränkung (Ruhwandl 2010, S. 37).

In dieser Arbeit wurde anhand wissenschaftlicher Quellen der derzeitige Forschungsstand dargelegt und anhand eines Leitfadeninterviews das Zeitempfinden von Personen untersucht, die bereits an Burnout leiden, oder diesem entgegenwirken wollen. Diese Vorgangsweise soll Burnout aus einem anderen Blickwinkel beleuchten.

Ziel war es eine mögliche Korrelation zwischen einem veränderten Zeitbewusstsein und Burnout aufzuzeigen. Dazu wurde ein bereits vorgefertigter Interviewleitfaden zum Zeiterleben und Zeithandeln von Nadine M. Schöneck verwendet. Insgesamt wurden sieben Personen befragt und die Antworten anschließend ausgewertet. Aufgrund der kleinen Stichprobe konnte jedoch kein signifikantes Ergebnis festgestellt werden, dies bestärkt die Notwendigkeit weiterer Forschungen.

ABSTRACT

At the present Burnout is known by many people and its rapid popularization suggests that this phenomenon is becoming more common (Burisch 2010, S. 3). Until now no binding terminology of Burnout was established, but it is often defined and understood as the process leading to fatigue and exhaustion, or the final state of such (Hillert, Marwitz 2006, S. 14). Furthermore, Burnout can’t be described as a distinct disease verified by the same symptoms (Fengler 2008, S. 95). Burnout is characterized by three phases of emotional exhaustion, depersonalization and decreased sense of personal accomplishment (Ruhwandl 2010, S. 37). This paper shows the current state of research based on scientific resources and papers, moreover the sense of time of people having affected from Burnout, or people wanting to counteract Burnout, is

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Burnout from a different angle. The aim was to show a possible correlation between a changed perception of time and Burnout. To collect the necessary data an already prepared interview guide for the perception of time by Nadine M. Schöneck was used. A total of seven people were interviewed and the gained data was analyzed. Due to the small amount of people interviewed no significant results were found, thus confirming the need of further research.

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Inhaltsverzeichnis

1

Einleitung ... 8

2

Begriffsdefinition Burnout ... 10

2.1 Geschichtlicher Hintergrund ... 10

2.2 Definitionsproblematik ... 13

2.3 Krankheitsstatus ... 15

2.4 Symptomatologie ... 16

2.4.1 Emotionale Erschöpfung ... 17

2.4.2 Depersonalisation ... 17

2.4.3 Leistungseinschränkung ... 18

2.4.4 Körperliche Symptome ... 18

2.4.5 Symptomatologie nach Burisch ... 18

2.5 Ursachen ... 25

3 Zeitempfinden ... 27

3.1 Bedeutung und Umgang mit der Zeit ... 28

3.2 Die Zeit der Gesellschaft ... 29

3.2.1 Standardisierung der Zeit ... 30

3.2.2 Zeitinstitutionen ... 31

3.2.3 Zeitnormen ... 33

3.3 Die Zeit des Individuums ... 33

3.3.1 Das Zeiterleben des Individuums ... 34

3.3.2 Das Zeitdenken des Individuums... 37

3.3.3 Das Zeithandeln des Individuums... 38

3.4 Droge Geschwindigkeit – Wie viel Tempo hält die gegenwärtige Gesellschaft aus? ... 39

4 Qualitative Analyse der Leitfadeninterviews ... 42

4.1 Methode ... 42

4.2 Durchführung ... 43

4.3 Ergebnisse ... 43

4.3.1 Allgemeine Fragen zur Zeitthematik ... 44

4.3.2 Ausprägungsformen von Zeiterleben und Zeithandeln ... 48

4.3.3 Ursachen und Gründe von Zeiterleben und Zeithandeln ... 53

(7)

4.3.4 Coping-Strategien im Umgang mit Zeit als limitierte Ressource ... 57

4.4 Interpretation ... 42

4.4.1 Allgemeine Fragen zur Zeitthematik ... 64

4.4.2 Ausprägungsformen von Zeiterleben und Zeithandeln ... 64

4.4.3 Ursachen und Gründe von Zeiterleben und Zeithandeln ... 65

4.4.4 Coping-Strategien im Umgang mit Zeit als limitierte Ressource ... 66

5. Zusammenfassung ... 68

Literaturverzeichnis ... 70

Abbildungsverzeichnis ... 72

Tabellenverzeichnis ... 74

Anhang ... 75

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1 Einleitung

Diese Bachelorarbeit versucht anhand einer qualitativen Untersuchung eine mögliche Korrelation zwischen einem veränderten Zeitempfinden und Burnout aufzuzeigen. Zu diesem Zweck wurden insgesamt vier Personen – die bereits an Burnout leiden, oder diesem vorbeugend entgegenwirken wollen – interviewt. In der vorliegenden Arbeit wird somit versucht folgende Forschungsfrage zu beantworten:

• Besteht bei Personen, die bereits an Burnout leiden, oder einem Burnout vorbeugend entgegenwirken, eine Korrelation zwischen einem veränderten Zeitempfinden und Burnout?

Die Arbeit lässt sich in einen theoretischen und empirischen Teil gliedern. Zu Beginn wird an das Phänomen Burnout herangeführt, indem zuerst der Begriff definiert wird. Der geschichtliche Hintergrund zeigt bereits die Schwere einer einheitlichen Definition dieses Phänomens auf. Im nächsten Kapitel wird auf den derzeitigen Krankheitsstatus näher eingegangen. Abschließend folgt eine Darstellung der umfangreichen Symptomatologie und Ätiologie von Burnout.

Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Zeitempfinden, wobei zuerst auf die Bedeutung und den Umgang mit Zeit eingegangen wird. Der nachfolgende Fokus liegt auf der Zeit der Gesellschaft, da diese den Rahmen für die Zeit des Individuums darstellt.

Kapitel 3.4 dient als Überleitung zur qualitativen Analyse der Leitfadeninterviews.

Zu Beginn des empirischen Teils werden die Methode und die Durchführung kurz erläutert. Anschließend folgt die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse anhand der vordefinierten Fragen, wobei auf die im vorderen Teil vorgestellte Theorie Bezug genommen wird.

(9)

Abschließend werden die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal im Resümee zusammengefasst. Das Ende der Arbeit bildet ein Ausblick für mögliche weitere interessante Untersuchungen.

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2 Begriffsdefinition Burnout

„Burnout ist die 19-jährige Schwesternhelferin, die sich die Arbeit als Fortsetzung ihres Privatlebens vorgestellt hatte, in dem sie zwei Katzen, einen Freund und diverse Freundinnen verwöhnt, und die nun – nach einer Weile auf ihrer ersten Station – an Ärzten, Schwestern und Patienten kein gutes Haar mehr lässt:

„Wenn ich nur an diese Weiber denke, die sich bei mir über ihre Töchter ausheulen möchten, weil sie glauben, ich wäre besser als die – innerlich lache ich dabei.““ (Burisch 2010, S. 2)

Burnout ist in der heutigen Zeit wahrlich nichts Neues und die lauffeuerartige Popularisierung des Begriffs, ausgehend von den USA und mittlerweile weltweit, deutet darauf hin, dass hier ein Phänomen häufiger wird. (Burisch 2010, S. 3)

In diesem Kapital wird als Einstieg in die Thematik zuerst ein kleiner geschichtlicher Rückblick gegeben, der bereits die Schwierigkeit einer einheitlichen Definition des Begriffs Burnout aufzeigt. Anschließend wird auf die Definitionsproblematik tiefer eingegangen und der gegenwärtige Krankheitsstatus erläutert. Die sehr unspezifische Symptomatologie des Phänomens stellt ebenfalls einen wesentlichen Punkt des ersten Kapitels dar. Im letzen Teil wird Burnout als Erschöpfungszustand hinsichtlich seiner Ursachen kurz beschrieben.

2.1 Geschichtlicher Hintergrund

Der in New York lebende deutschsprachige Psychoanalytiker Herbert Freudenberger beschrieb im Jahr 1974 erstmals den Begriff Burnout, ausgehend von persönlichen Erfahrungen. Herbert Freudenberger war zeitweise bis zu 18 Stunden am Tag um das Wohlergehen seiner PatientInnen in seiner Praxis und anschließend noch in sozialen Einrichtungen bemüht. Ausgehend von psychischen und psychosomatischen Folgen dieser Überlastung, sowie subtiler Selbstbeobachtung, beschrieb Herbert Freudenberger letztendlich den Begriff Burnout. Auf diesen Begriff aufmerksam durfte ihn der im Jahr 1961 erschienene

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Roman von Graham Greene, „A burnt-out case“, gemacht haben (Hillert, Marwitz 2006, S. 13). „A burnt-out case“ von 1961 könnte demzufolge zur Ausweitung des Begriffs beigetragen haben (Burisch 2010, S. 5 - 6).

Vor Herbert Freudenberger wurde die Erscheinung des vollständigen und zunächst unerklärlichen Motivationsverlusts bei den Sozialberufen beschrieben.

Wiesenhütter fasste dies unter dem Titel „Betriebsneurosen“ bereits 1959 zusammen. Schwartz und Will haben das Symptombild ebenfalls sehr ausführlich geschildert und auch Bäuerle beschrieb dieses Phänomen bereits einige Jahre zuvor (Burisch 2010, S. 5 - 6).

In Amerika wurde letztendlich der Begriff Burnout – wie bereits erwähnt – von Herbert Freudenberger, sowie etwa gleichzeitig von Ginsburg popularisiert.

Freudenberger bezeichnete Burnout zunächst als den psychischen und physischen Abbau der vor allem ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Burisch nannte in diesem Zusammenhang die alternative Hilfsorganisation „Free Clinics“, therapeutische Wohngemeinschaften, Frauenhäuser sowie Kriseninterventionszentren (Burisch 2010, S. 6).

Es wurde ursprünglich angenommen, dass Burnout lediglich bei Menschen auftreten kann, welche in Sozialberufen tätig sind. Hierzu zählten vor allem das Krankenpflegepersonal, ÄrzteInnen, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und LehrerInnen. Vorwiegend sollte es hierbei besonders häufig die sehr engagierten, überdurchschnittlich um ihre PatientInnen und KlientInnen bemühten KollegInnen betroffen haben (Hillert, Marwitz 2006, S. 14).

Zunehmend beobachten Menschen, auch über den sozialen Arbeitsbereich hinaus, dass sie sich ausgebrannt fühlen. Ebenso werden Symptome, die mit diesem Phänomen in Verbindung gebracht werden, von immer mehr Menschen in unterschiedlichen Berufsgruppen wahrgenommen (Hillert, Marwitz 2006, S. 14).

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Ab 1976 haben Christina Maslach und Ayala Pines in Kalifornien demzufolge das Phänomen bei anderen Sozialberufen beschrieben. Es gerieten schließlich auch noch ganz andere Berufsgruppen, sowie der private Lebensbereich in das Blickfeld der ForscherInnen (Burisch 2010, S. 6).

Noch im selben Jahr publizierte die amerikanische Psychologin Christina Maslach konzeptuelle Überlegungen bezüglich des von Freudenberger in die wissenschaftliche Diskussion eingeführten Begriffs Burnout. Christina Maslach entwickelte zur Feststellung spezieller Symptome bei Burnout das bekannte Maslach-Burnout-Inventar, ein Instrument zur Evaluierung des Burnout-Syndroms.

Durch die drei Symptome – emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit – wird Burnout charakteristisch definiert (Hillert, Marwitz 2006, S. 13).

Im Jahr 1982 wurde Burnout als psychosomatisches Phänomen erstmals in einem Lexikon beschrieben. Gleichzeitig kam es zu einem Anstieg des wissenschaftlichen und psychotherapeutischen Interesses an der Thematik. Nur wenige Jahre später gab es bereits über 10 000 mehr oder weniger wissenschaftliche Publikationen zum Thema. Bis heute taucht Burnout offiziell jedoch nicht in den von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen Klassifikationen als eigene Diagnose auf. In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, dass Burnout zunehmend von ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen im Sinne einer medizinischen Diagnose verstanden wird (Hillert, Marwitz 2006, S.

14).

Bis jetzt konnte sich keine verbindliche Begriffsdefinition durchsetzen, jedoch wurde und wird unter Burnout der zu Erschöpfung und Auszehrung führende Prozess, beziehungsweise der Endzustand eines solchen, verstanden. Es wird allgemein angenommen, dass Burnout für Betroffene mit einer merkbar deutlich herabgesetzten Lebensqualität, Leistungsfähigkeit sowie mit einer potenziellen Gefährdung der körperlichen Gesundheit einhergeht. Weiteres sind Symptome wie vermehrte Kopf-, Glieder- und/oder Rückenschmerzen sowie Schwindel und

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andere körperliche Symptome, die meistens mit Funktionen des vegetativen Nervensystems in Zusammenhang gebracht werden können, gehäuft zu beobachten. Es ist jedoch unklar bei welchen Symptomen beziehungsweise ursächlichen Konstellationen überhaupt von Burnout gesprochen werden kann, ob Burnout in verschiedenen Stadien verläuft, und wenn ja, in welchen. Es ist auch nicht bekannt, ob Burnout potenziell voll reversibel ist, oder aber gradlinig auf einen Endzustand hinausläuft. Diese und noch viele weitere Fragen rund um dieses Konstrukt blieben bislang, trotz des sehr umfangreichen geschichtlichen Hintergrundes, noch ohne verbindliche Antworten (Hillert, Marwitz 2006, S. 14).

2.2 Definitionsproblematik

Einschlägige Versuche einer handhabbaren Definition von Burnout sind bis heute entweder zu spezifisch oder zu umfassend. Diese Problematik ist laut Burisch auf die damals überwiegende Orientierung auf Interventionen zurückzuführen. Es ist daher besonders erstaunlich, wie zu jener Zeit, überhaupt so etwas wie eine Burnout-Forschung möglich war, da es schwierig ist, einen Gegenstand zu erforschen, welcher noch keiner einheitlichen Definition unterliegt. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die ForscherInnen, welche sich in den frühen Jahren äußerten, vermutlich ihre eigene, implizite Definition hatten, oder, dass sich diese Personen auf die Definitionsversuche der bekannteren Autoren, in der Regel auf Herbert Freudenberger oder Christina Maslach, bezogen haben. Bei einer genaueren Erörterung dieser beiden Definitionen ist jedoch anzumerken, dass auch diese in nur bemerkenswert wenigen bis gar keinen Punkten übereinstimmen (Burisch 2006, S. 14).

Definition von Christina Maslach:

„Ein Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und persönlicher Leistungseinbußen, das bei Individuen auftreten kann, die in irgendeiner Art mit Menschen arbeiten. Es ist eine Reaktion auf die chronische emotionale Belastung, sich andauernd mit Menschen zu beschäftigen, besonders, wenn diese in Not sind oder Probleme haben.“ (Burisch 2010, S. 17 mit einem Zitat von Maslach 1982a)

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Christina Maslach beschränkte ihre Definition von Burnout auf Menschen, die mit KlientInnen arbeiten, sprich im Allgemeinen auf professionelle Helfer. Mittlerweile hat Christina Maslach ihre Auffassung, wie sie in der obigen Definition zum Ausdruck gekommen ist, revidiert (Burisch 2010, S. 17).

„Burnout ruft gewisse Reaktionsweisen bei Individuen hervor, wie auch andere Formen von Stress sie verursachen. Wir haben aber eine sehr spezifische und abgegrenzte Art emotionaler Erschöpfung entdeckt, und zwar den Verlust positiver Empfindungen, den Verlust von Sympathie oder Achtung für Klienten oder Patienten beim professionellen Helfer“ (Burisch 2010, S. 17 mit einem Zitat von Maslach 1978, S. 56)

Freudenberger und Richelson zählten ebenfalls zu den ersten Personen, die einen verbalen Definitionsversuch von Burnout wagten. Seit Maslachs Buch aus dem Jahr 1976, ist eine Öffnung für Beobachtungen außerhalb der engeren Helferszene zu beobachten. Dies schlägt sich auch in der folgenden Definition von Freudenberger und Richelson nieder (Burisch 2010, S. 18).

„Ein Zustand der Ermüdung oder Frustration, herbeigeführt durch eine Sache, einen Lebensstil oder eine Beziehung, die nicht die erwartete Belohnung mit sich brachte.“ (Burisch 2010, S.18 mit einem Zitat von Pines, Aronson 1988)

Die Möglichkeiten unterschiedlicher Definitionen des Begriffs Burnout sind nahezu unendlich. Es werden lediglich einzelne Aspekte des komplexen Phänomens in verschiedenen Definitionsversuchen sehr treffend widergespiegelt. Keine einzige Definition beschreibt aber für sich allein Burnout eindeutig. Ein Erklärungsversuch laut Schiedel ist, dass Burnout objektiv nicht gemessen werden kann. Das heißt, dass es beispielsweise keinen eindeutigen Marker im Blut gibt, der bei den PatientInnen, welche an Burnout erkrankt sind, erhöht wäre. Es sind in erster Linie lediglich die subjektive Beschreibung der PatientInnen und die ebenfalls subjektive Beobachtung der ÄrztInnen und TherapeutInnen, anhand dessen ein Burnout-

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Syndrom erkannt werden kann (Schiedel 2010, S. 13). Durch die somit fehlende Abgrenzung des Phänomens kommt es zu Verwechslungen und Vermischungen mit den Begriffen Belastung, Depression oder Konfliktreaktion. Burnout ist durch diese unpräzisen Definitionen beinahe alles und damit nichts (Burisch 2010, S.

20).

Verbale Definitionsversuche helfen leider nur sehr beschränkt weiter dieses komplexe Phänomen einzugrenzen. Zusätzlich ist die Ätiologie einstweilen noch immer ungeklärt. Die erste referierte Definition von Christina Maslach enthält, im Gegensatz zu wenigen anderen Definitionen, Aussagen zur Ätiologie. Dies wäre in Ordnung, wenn darüber ausreichend Information und empirisches Wissen vorhanden wäre. Eine gewisse Übereinstimmung in der Literatur herrscht nur bezüglich Symptomatologie und Verlauf des Phänomens Burnout (Burisch 2010, S. 17 - 21).

Dies spiegelt die Schwere des Phänomens hinsichtlich Definition, Ursache, Symptomatik und vieler weiterer umstrittener Aspekte rund um Burnout sehr gut wider, was sich ebenfalls in den folgenden Abschnitten der Arbeit immer wieder sehr deutlich zeigen wird.

2.3 Krankheitsstatus

Aufgrund der im letzten Kapitel geschilderten vorherrschenden Definitionsproblematik und auch der vorangegangenen geschichtlichen Entwicklung, ist es nur wenig erstaunlich, dass es bis zur heutigen Zeit keine eigentliche Krankheit Burnout gibt. Burnout ist also keine eigenständige Krankheit, die mit einigermaßen einheitlichen Symptomen belegt werden kann, vor allem nicht im Sinne der ICD-10 oder der DSM IV Klassifikation (Fengler 2008, S. 95).

Als weiteren relevanten Kritikpunkt weißt Burnout zusätzlich keine eindeutig zuteilbaren diagnostischen Kriterien auf (Jaggi 2008, S. 6).

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Aus gutem Grund nehmen folgend die beiden großen medizinischen Klassifikationssysteme, die International Classification of Diseases (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation und das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV) der American Psychiatric Association Abstand davon, dass Burnout als offiziell eigene Diagnose in eines der beiden Klassifikationssysteme geführt wird (Burisch 2010, S. 17 - 19).

Das Burnout-Syndrom wird jedoch in der neuesten Ausgabe des ICD-10 unter der Überschrift „Faktoren, die den Gesundheitsstatus beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen“ angegeben. Darin ist unter der Ziffer Z73 – Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensgestaltung – als Unterpunkt Z730 – Erschöpfungssyndrom (Burnout-Syndrom) – zu finden.

Burnout ist somit nicht als eigentliche Diagnose, sondern als Zustandsbild mit einer kaum vorhandenen Definition aufgeführt (Dilling et al. 2008, S.372). Im DSM- IV sucht man jedoch vergebens nach dem Schlagwort Burnout (Bamert, Frei 2008, S. 9).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, obwohl Burnout aus medizinischer Sicht nicht als Krankheit erfasst wird, Burnout zunehmend von PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen im Sinne einer medizinischen Diagnose verstanden und auch gestellt wird. In den von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen Klassifikationen wird Burnout jedoch bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht offiziell als eigene Diagnose geführt (Hillert, Marwitz 2006, S.

14).

2.4 Symptomatologie

Wie bereits im oberen Abschnitt erwähnt, ist das Burnout-Syndrom bislang noch nicht an einer der internationalen Diagnose-Klassifizierungen standardisiert. Als Folge gibt es in der Literatur eine Fülle an Phaseneinteilungen und Symptomen.

Diese Arbeit bezieht sich hinsichtlich der Symptomatologie auf die Phaseneinteilung nach Dagmar Ruhwandl. Die Fachärztin für Psychiatrie und

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Psychotherapie nennt hierbei drei Phasen, welche sich auch am Beginn der Arbeit in der Definition von Christina Maslach wiederfinden (Ruhwandl 2010, S. 36 - 37).

Des Weiteren ist diese Symptomeneinteilung gegenüber anderen in der Fachliteratur dominierend.

Weiter wird unter Punkt 2.4.5 auf die Symptomatologie nach Burisch Bezug genommen, da diese, im Gegensatz zur Einteilung nach Ruhwandl, sehr weit gefasst ist. Bei kritischer Betrachtung sind sehr wohl Gemeinsamkeiten zu erkennen, jedoch soll diese Darstellung bewusst auch hier die bestehenden Probleme einer einheitlichen Symptomatologie aufzeigen.

2.4.1 Emotionale Erschöpfung

Zu Beginn der Krankheitsentstehung fühlen sich die Betroffenen im Job oft frustriert und ausgelaugt. Dazu verlieren jene Menschen die Fähigkeit sich in ihrer Freizeit zu regenerieren. Das hat zur Folge, dass die positive Energie und der Schwung für einen neuen Arbeitstag immer mehr abnehmen. Zu dieser Phase zählen Gefühle des Ausgebranntseins, Frustration und wie bereits erwähnt der Verlust der Fähigkeit zu regenerieren, was zugleich ein bedeutendes Warnsignal der ersten Phase darstellt (Ruhwandl 2010, S. 36 - 37).

2.4.2 Depersonalisation

In der Phase der Depersonalisation – oder auch Entpersönlichung genannt – kommt es zunehmend zur Gereiztheit und schließlich zur Gleichgültigkeit in Beruf und Privatleben. Als Folge vermeidet das Individuum jeglichen Kontakt, um Emotionen so gut es geht aus dem Weg gehen zu können. Symptome wie Gereiztheit, Gleichgültigkeit, Gefühllosigkeit und Kontaktvermeidung sind charakteristisch für die Depersonalisation. Ein ausgeprägtes Warnsignal der zweiten Phase ist dabei eindeutig die Kontaktvermeidung (Ruhwandl 2010, S. 37).

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2.4.3 Leistungseinschränkung

Die dritte Phase ist geprägt durch verstärkten Leistungsabfall. Positive Erlebnisse werden zunehmend geringer durch den Verlust von Selbstvertrauen und einer negativen Selbsteinschätzung. Als Folge kommt es zu einem massiven Verlust des Kompetenz- und Effizienzgefühls und schließlich zu reduzierter Produktivität.

Zur Phase der Leistungseinschränkung gehören folgend Symptome, wie der Verlust des bereits genannten Kompetenz- und Effizienzgefühls und die negative Selbsteinschätzung. Die negative Selbsteinschätzung stellt dabei das bedeutsame Warnsignal der dritten Phase dar (Ruhwandl 2010, S. 37 - 38).

2.4.4 Körperliche Symptome

Sehr unspezifisch – dennoch relativ oft – treten neben den bereits genannten Symptomen auch körperliche Störungen auf. Die sogenannten somatoformen Störungen sind dabei am häufigsten vorzufinden. Hierbei handelt es sich um typische psychosomatische Symptome. Das heißt, dass der behandelnde Arzt / die behandelnde Ärztin – auch nach einer sorgfältigen ärztlichen Abklärung – keine körperliche Ursache für eine körperliche Störung findet. Hierzu zählen primär Herzbeschwerden, Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, häufiges Wasserlassen oder Schmerzen beim Wasserlassen, Husten und Atemstörungen und Schmerzen im Bewegungsapparat oder Kopfschmerzen. Es können auch wechselnde, verschiedenartige körperliche Symptome, ohne eine nachweisbar körperliche Ursache, Ausdruck eines Burnout-Syndroms sein. Die genannten körperlichen Beschwerden können in allen Phasen eines Burnouts auftreten und gehen bereits schon oft einem Ausgebranntsein Wochen oder Monate voraus (Ruhwandl 2010, S. 38 - 39).

2.4.5 Symptomatologie nach Burisch

Burnout ist mittlerweile bei rund 60 Berufen und Personengruppen beschrieben worden. Dabei reicht das Burnout Alphabet von A wie Anwälte bis Z wie Zahnärzte. Burisch hat demzufolge Oberkategorien mit den entsprechenden zugehörigen Berufsgruppen aufgegliedert. Zu diesen zählen Beratung,

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Dienstleistungsberufe, Hoheitsdienste, Medienberufe, medizinische Versorgung, nichtmedizinische Therapie, Pflege, Privatleben, Rettungspersonal, Seelsorge, Sozialarbeit im weiteren Sinne, Unterricht und Lehre, Verwaltung, und Wirtschaft (Burisch 2010, S. 21 - 24).

Großteils handelt es sich um Berufe oder Rollen, von denen nicht nur Hilfe im technischen Sinne erwartet wird, sondern auch emotionale Zuwendung, sprich Versorgen, Beraten, Anleiten, Heilen und Schützen, die, weil professioneller Natur, beim Ausbleiben von Gegenseitigkeit nicht versiegen darf. Mit Hilfe des Schemas von Burisch lässt sich das Syndrom auch noch bei KellnerInnen, Friseusen, HandelsvertreterInnen, AnimateurInnen, FremdenführerInnen, RezeptionistInnen, FahrerInnen von Krankenwagen, KrankgengymnastInnen, Rettungsmannschaften, Auskunftsdiensten, VerkäuferInnen, aber auch bei Hausfrauen und Eltern, speziell bei Alleinerziehenden, vorhersagen (Burisch 2010, S. 24).

Im Speziellen existieren laut Burisch mehr als 130 verschiedenartiger Symptome für das Phänomen Burnout. Um einen ersten umfassenden Überblick zu erhalten, hat Burisch nur die häufigsten genannten Symptome berücksichtigt und diese dann in sieben Kategorien unterteilt (Burisch 2010, S. 24).

Folgende Oberkategorien werden laut Burisch unterschieden: (Burisch 2010, S. 25 - 26)

ƒ Kategorie 1: Warnsymptome der Anfangsphase

ƒ Kategorie 2: Reduziertes Engagement

ƒ Kategorie 3: Emotionale Reaktionen, Schuldzuweisung

ƒ Kategoire 4: Abbau

ƒ Kategorie 5: Verflachung

ƒ Kategorie 6: Psychosomatische Reaktionen

ƒ Kategorie 7: Verzweiflung

(20)

In einem nächsten Schritt hat Burisch alle in der Literatur häufig genannten Symptome den sieben Oberkategorien zugeteilt und dabei festgestellt, dass die Symptombilder in den Studien sehr vielschichtig sind, jedoch andererseits von Studie zu Studie überraschend einheitlich (Burisch 2010, S. 24).

1. Warnsymptome der Anfangsphase a) Überhöhter Energieeinsatz

− Hyperaktivität

− Freiwillige unbezahlte Mehrarbeit

− Gefühl der Unentbehrlichkeit

− Gefühl, nie Zeit zu haben

− Verleugnung eigener Bedürfnisse

− Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen

− Beschränkung sozialer Kontakte auf Klienten

b) Erschöpfung

− Nicht Abschalten können

− Energiemangel

− Unausgeschlafenheit

− Erhöhte Unfallgefahr

2. Reduziertes Engagement a) Für Klienten, Patienten etc.

− Desillusionierung

− Verlust positiver Gefühle gegenüber Klienten

− Größere Distanz zu Klienten

− Meidung von Kontakt mit Klienten und/oder Kollegen

− Aufmerksamkeitsstörungen in der Interaktion mit Klienten

− Verschiebung des

c) Für die Arbeit

− Verlust von Idealismus

− Desillusionierung

− Negative Einstellung zur Arbeit

− Widerwillen und Überdruss

− Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen

− Ständiges Auf-die Uhr-sehen

− Fluchtphantasien

− Tagträumen

(21)

Schwergewichts von Hilfe auf Beaufsichtigung

− Schuldzuweisung für Probleme an Klienten

− Höhere Akzeptanz von

Kontrollmitteln wie Strafen oder Tranquilizern

− Stereotypisierung von Klienten, Kunden, Schülern etc.

− Betonung von Fachjargon

− Dehumanisierung b) Für andere allgemein

− Unfähigkeit zu geben

− Kälte

− Verlust von Empathie

− Verständnislosigkeit

− Schwierigkeiten, anderen zuzuhören

− Zynismus

− Überziehen von Arbeitspausen

− Verspäteter Arbeitsbeginn

− Vorverlegter Arbeitsschluss

− Fehlzeiten

− Verlagerung des

Schwergewichts auf die Freizeit, Aufblühen am Wochenende

− Höheres Gewicht materieller Bedingungen für die

Arbeitszufriedenheit d) Erhöhte Ansprüche

− Konzentration auf die eigenen Ansprüche

− Gefühl mangelnder Anerkennung

− Gefühl, ausgebeutet zu werden

− Eifersucht

− Familienprobleme

− Konflikte mit den eigenen Kindern

3. Emotionale Reaktionen; Schuldzuweisungen a) Depression

− Schuldgefühle

− Reduzierte Selbstachtung

− Insuffizienzgefühle

− Gedankenverlorenheit

− Selbstmitleid

b) Aggression

− Schuldzuweisung an andere oder „das System“

− Vorwürfe an andere

− Verleugnung der Eigenbeteiligung

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− Humorlosigkeit

− Unbestimmte Angst und Nervosität

− Abrupte

Stimmungsschwankungen

− Verringerte emotionale Belastbarkeit

− Bitterkeit

− Abstumpfung, Gefühl von Abgestorbensein und Leere

− Schwächegefühl

− Neigung zum Weinen

− Ruhelosigkeit

− Gefühl des Festgefangenseins

− Hilflosigkeits-, Ohnmachtsgefühle

− Pessimismus, Fatalismus

− Apathie

− Selbstmordgedanken

− Ungeduld

− Launenhaftigkeit

− Intoleranz

− Kompromissunfähigkeit

− Nörgeleien

− Negativismus

− Reizbarkeit

− Ärger und Ressentiments

− Defensive/paranoide Einstellungen

− Misstrauen

− Häufige Konflikte mit anderen

4. Abbau a) der kognitiven Leistungsfähigkeit

− Konzentrations- und Gedächtnisschwäche

− Unfähigkeit zu komplexen Aufgaben

− Ungenauigkeit

− Desorganisation

c) der Kreativität

− Verringerte Phantasie

− Verringerte Flexibilität d) Entdifferenzierung

− Rigides Schwarzweißdenken

− Widerstand gegen

Veränderungen aller Art

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− Entscheidungsunfähigkeit

− Unfähigkeit zu klaren Anweisungen

b) der Motivation

− Verringerte Initiative

− Verringerte Produktivität

− Dienst nach Vorschrift

5. Verflachung a) des emotionalen Lebens

− Verflachung gefühlsmäßiger Reaktionen

− Gleichgültigkeit b) Des sozialen Lebens

− Weniger persönliche Anteilnahme an anderen oder exzessive

Bindung an einzelne

− Meidung informeller Kontakte

− Suche nach interessanteren Kontakten

− Meidung von Gesprächen über die eigene Arbeit

− Eigenbröteleien

− Mit sich selbst beschäftigt sein

− Einsamkeit

c) des geistigen Lebens

− Aufgeben von Hobbys

− Desinteresse

− Langeweile

6. Psychosomatische Reaktionen

− Schwächung der Immunreaktion − Muskelverspannungen

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− Schlafstörungen

− Albträume

− Sexuelle Probleme

− Gerötetes Gesicht

− Herzklopfen

− Engegefühl in der Brust

− Atembeschwerden

− Beschleunigter Puls

− Erhöhter Blutdruck

− Rückenschmerzen

− Kopfschmerzen

− Nervöse Tics

− Verdauungsstörungen

− Übelkeit

− Magen-Darm-Geschwüre

− Gewichtsveränderungen

− Veränderte Essgewohnheiten

− Mehr

Alkohol/Kaffee/Tabak/andere Drogen

7. Verzweiflung

− Negative Einstellung zum Leben

− Hoffnungslosigkeit

− Gefühl der Sinnlosigkeit

− Selbstmordabsichten

− Existenzielle Verzweiflung

Tabelle 1: Burnout-Symptomatik nach Burisch (Burisch 2010, S. 25 - 26)

Aus dieser Tabelle ist sehr leicht ersichtlich, dass die Symptomatik von Burisch sehr weit gefasst ist. Bei genauerer Betrachtung ist zu kritisieren, dass es kaum noch Symptome gibt, die nicht auf dieser Einteilung zu finden sind. Dieses Konzept schließt folgend so viele Symptome ein, dass die Bedeutung in Frage zu stellen ist.

Auch Burisch macht selbst darauf aufmerksam, dass in einem Burnout-Fall nicht alle Symptome vorhanden sein müssten, sondern dass die Existenz eines Symptoms die Wahrscheinlichkeit erhöht, mit dem die anderen ebenfalls auftreten beziehungsweise auftreten werden (Burisch 2010, S. 27).

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2.5 Ursachen

Das vorangegangene Kapitel hat sich mit der Symptomatologie – sprich wie sich jene Menschen fühlen, die an Burnout leiden – beschäftig. Dieses Unterkapitel versucht die Ursachen des Phänomens Burnout aufzuzeigen. Dabei wird sehr schnell klar, dass es auch hinsichtlich dieser viele verschiedene Meinungen und Äußerungen gibt. Im folgenden Abschnitt werden nur wenige Erklärungsversuche aufgezählt, da es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich ist, im Detail darauf einzugehen.

Burisch findet viele der bereits vorhandenen Erklärungsversuche unzulänglich.

Seiner Meinung nach sind sie entweder so global, dass nahezu jeder unbefriedigende Umstand als Ursache in Frage kommt, oder aber so spezifisch, dass sie auf nur ganz wenige Berufsgruppen anwendbar sind (Burisch 2010, S.

44).

Eine gängige Ansicht ist auch, dass Burnout vorrangig ein Problem der Einzelperson ist. Menschen sollen demzufolge aufgrund von kleinen Fehlern in ihren Charakteren, ihrem Verhalten oder ihrer Leistung an Burnout erkranken.

Nach dieser Ansicht, sind die Menschen selbst das Problem. Tatsächlich haben zahlreich durchgeführte Forschungen zu einem völlig gegensätzlichen Resultat geführt. Burnout ist demzufolge nicht das Problem des Menschen selbst, sondern das Problem des sozialen Umfeldes, in dem Menschen arbeiten und leben (Maslach, Leiter 2001, S. 19).

Nach Röhrig und Reiners-Kröncke gibt es bezüglich der Ätiologie von Burnout zwei verschiedene Erklärungsansätze. Zum einen den persönlichkeitszentrierten – wo die Persönlichkeit des Helfers im Vordergrund steht – und zum anderen den sozial-, arbeits- und organisationspsychologischen Erklärungsansatz (Röhrig, Reiners-Kröncke 2003, S. 29). Letzterer führt als Erklärung die defizitär arbeitsorganisatorischen Bedingungen, in denen die Menschen tätig sind, an (Röhrig, Reiners-Kröncke 2003, S. 40).

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Lauderdale sieht das Phänomen Burnout aus einem sehr weiten Blickwinkel und nennt als Ursache, beziehungsweise als auslösenden Moment, ein Auseinanderklaffen der Rollenerwartungen, die ein Individuum an eine bestimmte Rolle geknüpft hat, und den realen Erfahrungen mit der Einnahme der Rolle.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass Lauderdale die Notwendigkeit sieht, Burnout von Begriffen wie „Arbeitsunzufriedenheit“,

„Entfremdung“ und „Stress“ abzugrenzen. Nach Lauderdale intensivieren Entfremdung und Stress Burnout-Prozesse, verursachen diese aber nicht (Burisch 2010, S. 45).

(27)

3 Zeitempfinden

In manchen Augenblicken scheinen die Gesetze der Zeit ihre Gültigkeit zu verlieren und genau diese Momente magisch zu sein. Pläne, Sorgen oder Erinnerungen verlieren ihre Bedeutung. Es ist der Augenblick, der alles umfasst, was je war und sein wird. In diesem Moment steht die Zeit still. Vereinzelt berichten Menschen von der Empfindung, dass sich dabei sogar die Grenzen ihrer Körper auflösen und sie sich beginnen, als ein Teil von etwas Größerem zu fühlen.

Doch die Zeit kehrt irgendwann unvermeidbar ins Bewusstsein zurück. Es bleibt ein Gefühl, als wären sie aus einem rauschhaften Schlaf aufgewacht und dann erfolgt plötzlich der Blick auf die Uhr. In dieser Sekunde ist der Bann, den dieses Instrument über die Menschen ausübt, schmerzhaft zu spüren (Klein 2007, S. 9).

Zeiterleben, -denken und -handeln stellen drei wesentliche Aspekte der kommenden Abschnitte dar. Dieses Kapitel hat zum Ziel, das Zeitempfinden der Menschen schrittweise aufzurollen. Folgend wird, wie im ersten Absatz, Generelles zur Zeitthematik geschildert, um sich primär noch weiter in den Gegenstand des Zeitempfindens vertiefen zu können. Der anschließende Teil widmet sich der Bedeutung und dem Umgang mit Zeit. Die dazugehörigen Unterkapitel – die Zeit der Gesellschaft und die Zeit des Individuums – beschäftigen sich ausführlich mit Zeitordnung, sowie den drei zentralen Aspekten Zeiterleben, -denken und -handeln. Ersteres wird im Kapitel 3.2 Zeit der Gesellschaft und Letzteres im Kapitel 3.3 Zeit des Individuums behandelt. Dieser sehr wesentliche Teil der Arbeit bildet den Rahmen für die qualitative Auswertung der durchgeführten Leitfadeninterviews. Dementsprechend wird in diesem Kapitel vor allem auf jene Elemente der Zeit Bezug genommen, welche im Zuge der Interviews von besonderer Bedeutung sind. Als Überleitung zum letzten Kapitel, der qualitativen Analyse der Leitfadeninterviews, dient ein Exkurs, bezüglich der Droge Geschwindigkeit der gegenwärtigen Gesellschaft.

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3.1 Bedeutung und Umgang mit der Zeit

Die Zeit spielt eine wesentliche Rolle in der Menschheit. Niemand kann sich vor den Uhren in der heutigen Gesellschaft abgrenzen oder verschließen. Sie sind überall und das Leben ist mittlerweile nach ihnen ausgerichtet. Es wird engen Terminen nachgejagt und mit Wehmut daran gedacht, was noch alles zu tun wäre.

Doch die Frage ist wann (Klein 2007, S. 10).

Der Lohn für all die Eile bleibt jedoch aus. Ganz im Gegenteil hinterlassen die hektischen Tage am wenigsten Erinnerungen, als wäre die Zeit unbemerkbar und spurlos vergangen und für immer verloren. Die Gesellschaft hat sich an die Herrschaft der Uhren bereits so sehr gewöhnt, dass diese Macht ganz selbstverständlich erscheint. Es bleibt die Frage, ob die Zeit unseres Lebens wirklich so identisch mit dem ist, was die Uhren anzeigen. Gewisse Stunden rasen dahin, andere wiederum scheinen sich beinahe unendlich zu dehnen. Der große Zeiger am Ziffernblatt hat aber – unberührt wie immer – seine Runde gedreht. Es ist also nicht von weit hergeholt, dass mit dem Lauf der Uhren eine andere, zweite Zeit verwoben ist, nämlich die Zeit, die in uns selber entsteht und ihren eigenen, geheimnisvollen Gesetzen gehorcht. Weshalb vergehen ausgerechnet die unangenehmen Situationen im Leben so langsam und die Glücksmomente hingegen so rasch und unaufhaltsam? Wieso kommt es einem so vor, dass das Leben immer schneller verrinnt, je älter man wird? Die einzige Erfahrung, die mit der Zeit untrennbar in Verbindung gebracht wird, ist, dass sie fehlt. Das merkwürdige dabei ist, dass – gemessen in Stunden und Jahren – die heutige Bevölkerung viel reicher ist, als Menschen es jemals waren. Es war keiner Generation so viel Freizeit und eine so lange Lebensspanne beschert wie der Heutigen (Klein 2007, S. 10 - 11).

Erschreckend dazu sind die Zahlen, bezugnehmend auf den Hintergrund neuer Ergebnisse aus der Neurobiologie, denn das Gefühl ständig unter Druck zu stehen, bedeutet Stress. Wird dieser chronisch, kann das Gehirn dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Zusätzlich schadet chronischer Stress der Gesundheit und mindert die Lebenserwartung (Klein 2007, S. 11).

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Die unablässige Hetze führt sehr schnell in einen Teufelskreis. Sie ist besonders heimtückisch, weil sich der Zeitdruck selber nährt. Es kommt zur Furcht, die Aufgaben nicht rechtzeitig bewältigen zu können. Ist diese einmal entstanden, lässt sie den Gestressten den Überblick verlieren und schafft sich so immer neue Anlässe. Die Folge ist, dass den Ereignissen hinterher gelaufen wird, denn Zeitnot macht kurzsichtig für die Zukunft (Klein 2007, S. 11).

Dieses Problem ist mit raffinierten Kalendern und Aufgabenlisten jedoch nicht zu lösen. Sie erfassen lediglich die äußere Zeit der Uhren. Das Empfinden der Eile entsteht aber im Bewusstsein, welches sich an der inneren Zeit orientiert. Es gilt nunmehr die Gesetze der inneren Zeit zu verstehen, um besser mit ihr umgehen zu können (Klein 2007, S. 11). Doch um die innere Zeit des Individuums verstehen zu können, wird im folgenden Teil zuerst generell auf die Zeit der Gesellschaft eingegangen.

3.2 Die Zeit der Gesellschaft

In diesem Kapitel ist die Perspektive auf die Zeit in der Moderne, genauer auf die Zeit der gegenwärtigen Gesellschaft, gerichtet. Die Zeit der Gesellschaft bildet den Rahmen für die Zeit des Individuums, was die Relevanz unterstreicht, dass diese primär behandelt wird (Schöneck 2009, S. 31).

Die Zeitordnung wird von Nadine M. Schöneck als Arrangement verschiedener Aspekte der Zeit einer Gesellschaft begriffen. Dabei sind drei zentrale Komponenten bezüglich der Zeitordnung der Gegenwartsgesellschaft von besonderer Bedeutung. Die drei wesentlichen Elemente setzen sich aus der Standardisierung der Zeit, der Ausformung der Zeitinstitutionen und der Herausbildung der Zeitnormen zusammen (Schöneck 2009, S. 31). Der Standardisierung der Zeit kommt dabei eine gewisse Dachfunktion zu. Obwohl alle drei in hohem Maß miteinander verflochten sind, beruhen in der Gegenwartsgesellschaft sowohl Zeitinstitutionen als auch Zeitnormen auf der standardisierten Zeit (Schöneck 2009, S. 32).

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Jede Gesellschaft ist unumstritten auf eine Zeitordnung angewiesen. Immerhin gilt sie mehr oder weniger als eine Art Grundvoraussetzung menschlichen Zusammenlebens. Die Gesellschaft benötigt diese zur zeitlichen Orientierung und Disziplinierung. Die Zeit bildet eine Art Referenzrahmen, innerhalb dessen sich kollektives und individuelles Handeln und Interagieren vollziehen (Schöneck 2009, S.32 - 33).

Im nachfolgenden Teil wird auf die zuvor genannten drei Komponenten der Zeitordnung – der gegenwärtigen Gesellschaft – im Detail Bezug genommen.

3.2.1 Standardisierung der Zeit

Die Standardisierung von Zeit ist mit der Etablierung einer Standardzeit gleichzusetzen. Diese spielt nicht nur im eher kleinräumigen sozialen Miteinander, sondern auch als Weltzeit übernational, beispielsweise im Hinblick der virtuellen Vernetzung, eine bedeutende Rolle. Der Weg zur Etablierung einer weltweit gültigen Standardzeit, welche im Alltag kaum mehr hinterfragt wird, war jedoch sehr weit. 1884 wurde die Greenwich Mean Time (GMT) konzipiert (Schöneck 2009, S. 33 - 34). Es vergingen aber 28 Jahre, bis auf einer internationalen Zeitkonferenz in Paris im Jahr 1912 die Greenwich Mean Time als global gültige Weltzeit beschlossen wurde (Rosa 2005, S. 163). Die Standardzeit ermöglicht heute – in temporaler Hinsicht – eine transparente Regelung sozialer Anschlussmöglichkeiten. Der alltagspraktische Hauptnutzen wird beispielsweise erkennbar an der Vielzahl, oft nicht weiter reflektierter Signale der gemeinsamen Zeit, wie etwa Rush Hours oder Radio- und Fernsehprogramme. Der Charakter der Standardzeit tritt sehr wohl deutlich zutage, wenn ein Individuum den Anschluss an diese und daher die zeitliche Orientierung verliert. Es lässt sich also festhalten, dass die Etablierung einer Standardzeit zum Zweck der verbesserten zeitlichen Koordination und Synchronisation des gesellschaftlichen Zusammenlebens dient (Schöneck 2009, S. 34 - 35).

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3.2.2 Zeitinstitutionen

Unter Zeitinstitutionen sind regelmäßig wiederkehrende zeitliche Arrangements, sprich Tages-, Wochen-, Monats-, und Jahresrhythmen zu verstehen. In gewissen Ansätzen fällt auch der Lebensverlauf darunter (Schöneck 2009, S. 35). Hielscher betont, dass Zeitinstitutionen die Häufigkeit, die Lage und auch die Dauer von sozialen Ereignissen festlegen, und so den Umgang mit der Zeit normieren und soziale Verbindlichkeit von Verhaltensnormen durchsetzen (Hielscher 2005, S.

287 - 288).

Der Wochenrhythmus wird im nachfolgenden Teil ausführlicher geschildert, da dieser eine wichtige Gliederungseinheit innerhalb eines Lebenslaufs darstellt.

Der fokussierte Rhythmus als Sieben-Tage-Woche weist ein duales Muster der Teilung von Wochenzeit in Alltagszeit – sprich Montag bis Freitag – und Wochenendzeit – also Samstag und Sonntag – auf. Das hier vorherrschende Prinzip ist keineswegs naturgegeben, sondern wurde sozial konstruiert.

Anzumerken ist ebenfalls, dass der Wochenrhythmus nicht konkurrenzlos ist, denn alternative zeitliche Arrangements sind durchaus vorstellbar (Schöneck 2009, S.

36).

Der Wochenrhythmus wird heutzutage von der Mehrheit der Bevölkerung in erster Linie als praktische Methode der Zeitgliederung aufgefasst. Zu bemerken ist aber, dass dieser keineswegs frei von externen Taktgebern ist. Einst wurde die Gliederung der Zeit von der Religion abgeleitet, heute ist diese vorwiegend durch das Erwerbsleben begründet. Der Erwerbstätige widmet sich von Montag bis Freitag vorwiegend seiner Arbeit, Samstag und Sonntag werden für Familie, Verwandtschaft, Freunde sowie für private Interessen freigehalten (Schöneck 2009, S. 36 - 37).

Das arbeitsfreie Wochenende hat dabei laut Rinderspracher und Herrmann- Stojanov fünf individuelle und gesellschaftliche Funktionen. Dazu zählen die

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Schutz-, Entlastungs-, Animations-, Koordinations- und Integrationsfunktion (Rinderspracher, Herrmann-Stojanov 2006, S. 366). Das arbeitsfreie Wochenende bietet aber nicht nur Schutz vor der Arbeit, sondern auch vor verschiedenen Arten von eher unerwünschten sozialen Zugriffen, wie beispielsweise Anfragen oder Bitten entfernter Bekannter, sodass das Wochenende als Sphäre privater Zeit begriffen werden kann. Die Funktion der Entlastung wird vorwiegend dem Samstag zugeschrieben. Heute wird dieser meist zur Erledigung jener Arbeiten genutzt, die unter der Woche nicht erledigt werden können. Zu diesen Arbeiten können Hausarbeiten aller Art zählen, aber auch berufsbezogene Arbeiten fallen unter diesen Bereich. Durch die Verfolgung verschiedenster privater Interessen spiegelt sich die Animationsfunktion in ganz unterschiedlicher Art wider. Das arbeitsfreie Wochenende trägt bezüglich der Koordinationsfunktion in sozialer, sachlicher und zeitlicher Hinsicht bei, indem im Hinblick auf alle drei Dimensionen flexible Vereinbarungen möglich sind. Ein Beispiel für die Integrationsfunktion ist – aus sozialer Perspektive – die gemeinsame Zeit für Familie und Freunde, um sich zusammenzufinden (Schöneck 2009, S. 37 - 38).

Das duale Zeitmuster eines Wochenrhythmus geht jedoch mit einem konzeptionellen Problem einher. Es gilt sowohl für den Feierabend, als auch für den Urlaub, dass frei disponible Zeit nur dann genossen werden kann, wenn zuvor ebenso richtig gearbeitet wurde (Schöneck 2009, S. 38). Auch Rinderspracher und Herrmann-Stojanov sind der Ansicht, dass nur jene Menschen, die den ganzen Tag gearbeitet haben, es als ihr gutes Recht empfinden, am Feierabend nichts zu tun (Rinderspracher, Herrmann-Stojanov 2006, S. 108). Die Zukunft der Zeitinstitutionen ist nicht etwas permanent konstant Bleibendes. Vor allem das arbeitsfreie Wochenende hängt nicht nur von der ökonomischen Entwicklung, sondern auch von politischen Entscheidungen ab (Schöneck 2009, S. 39).

Bezüglich der Zeitinstitutionen sollte nun deutlich geworden sein, dass es sich bei der Zeit um ein soziales Konstrukt handelt, und, dass soziale Konstrukte einem Wandel unterliegen. Dies gilt selbstverständlich auch für die Zeitinstitution des Wochenendes (Schöneck 2009, S. 38).

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3.2.3 Zeitnormen

Zeitnormen stellen die zweite wesentliche Komponente der Zeitordnung der Gegenwartsgesellschaft dar. Grundsätzlich handelt es sich bei Normen um kultur- und situationsspezifische Verhaltensanforderungen und Rollenerwartungen, die nach Differenzierung in Muss-, Soll- und Kann-Erwartungen mehr oder weniger verbindlich sind. Die Einhaltung zeitlicher Normen wird dabei über interpersonelle Kontrollen sichergestellt. Das Nichtbefolgen von Zeitnormen führt tendenziell zu einer Verknappung der Zeit auf Seiten zumindest eines Akteurs (Schöneck 2009, S. 39). Dabei entstehen negativ erlebte Phänomene wie etwa Zeitdruck, Stress, warten müssen und andere Synchronisationsprobleme. Die drei wirkmächtigsten Zeitnormen der Gegenwartsgesellschaft sind Pünktlichkeit, die Norm des rationalen Umgangs mit Zeit und die leistungs- und zukunftsorientierte Haltung.

Natürlich können noch einige weitere genannt werden, wie beispielsweise der sozial erwartete Anschluss an die standardisierte Zeit als Ausprägung einer Zeitnorm oder soziale Erwartungen hinsichtlich der rollenspezifischen Allokation zur Verfügung stehenden Zeit (Schöneck 2009, S. 40).

So wie Normen im Allgemeinen unterliegen auch zeitliche Normen im Speziellen, im Zuge der Individualisierung, einem Bedeutungswandel, der mit Blick auf die Gegenwartsgesellschaft einer graduellen Bedeutungsabnahme entspricht. Ein anschauliches Beispiel ist die Zeitnorm Pünktlichkeit, die zumindest in bestimmten Gesellschaftskreisen erheblich an Relevanz eingebüßt hat. Dies könnte eine Folge der nahezu immer möglichen mobilen Kommunikationsmöglichkeiten sein.

Zeitliche Verabredungen kurzfristig zu ändern ist heutzutage kein Problem mehr (Schöneck 2009, S. 41).

3.3 Die Zeit des Individuums

Im vorangegangenen Kapitel lag der Fokus auf der Zeit der Gesellschaft. Dieses Kapitel beleuchtet die zweite Perspektive, die Zeit des Individuums. In den folgenden Abschnitten werden die drei für diese Arbeit zentralen Aspekte des individuellen Zeiterlebens, -denkens und -handelns thematisiert (Schöneck 2009, S. 55).

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Den drei genannten zentralen Begriffen kommt aus soziologischer Sicht unterschiedliche Relevanz zu. Das Zeithandeln ist von besonderer Bedeutung, da dieses vor dem Hintergrund zahlreicher, dieses Zeithandelns beeinflussender und soziologisch fassbarer Faktoren, zu sehen ist. Das Zeiterleben ist ebenso bedeutsam, da Zeithandeln sich auf der Basis des Zeiterlebens vollzieht, wobei angenommen werden kann, dass das Zeiterleben auch durch psychologische Determinanten bestimmt ist. Der Kategorie des Zeitdenkens kommt eine eher nachrangige Bedeutung zu, da es von den beiden anderen Kategorien – Zeiterleben und Zeithandeln – partiell abgedeckt wird (Schöneck 2009, S. 55 - 56).

3.3.1 Das Zeiterleben des Individuums

Schöneck versteht unter Zeiterleben das individuelle Erleben von Zeit und Zeitlichkeit. Wahrlich verfügen Menschen über kein diesbezügliches Sinnesorgan, das unmittelbar dem Zeiterleben dient. Die Zeit und Zeitlichkeit lassen sich dennoch erleben, empfinden und fühlen (Schöneck 2009, S. 56). Auch Hinz meint mit Zeiterleben das Empfinden der Zeit, wobei dies bewusst sein kann, etwa bei Langeweile oder im Stress bei Zeitknappheit. Zeit kann aber auch völlig vergessen werden, wenn das Individuum beispielsweise in eine Sache völlig vertieft oder glücklich ist. Wenn dem Menschen die Zeit bewusst ist, kann ihr Vergehen schnell oder langsam wahrgenommen werden. Es ist möglich, sich in der Zeit wohl und ruhig zu fühlen, oder Gefühle nervöser Anspannung zu empfinden (Hinz 2000, S.

10).

Das Erleben von Zeit kann die Zeiträume Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betreffen. Zuerst wird das zeitliche Kontinuum von der Vergangenheit über die Gegenwart zur Zukunft einzeln betrachtet. Folgend werden die drei Zeiträume zueinander in Beziehung gesetzt (Schöneck 2009, S. 56).

Die Vergangenheit stellt eine zurückliegende Phase des Lebens dar und ist damit ein fester und irreversibler Bestandteil des Ichs, dem das Individuum nicht entkommen kann. In diesem Zeitraum findet die Prägung des gegenwärtigen

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Individuums statt (Schöneck 2009, S. 57). Für Hinz erfolgt der offensichtlichste Bezug zur Vergangenheit durch das Gedächtnis selbst (Hinz 2000, S. 25).

Die Gegenwart liegt auf dem zeitlichen Kontinuum in der Mitte zwischen Vergangenheit und Zukunft. Kritisch betrachtet, stellt die Jetztzeit, als Trennung zwischen den beiden prinzipiell offenen Zeiträumen Vergangenheit und Zukunft, nicht mehr als einen Zeitpunkt ohne Ausdehnung dar. Diese Gegenwartskonzeption ist jedoch in der Praxis nicht lebbar. Im Alltag reicht das Gegenwartsempfinden deutlich über das zeitlich Punktuelle hinaus. Erklärbar ist diese Dehnung der Zeit mit der Zentralität der Gegenwart für das menschliche Dasein, denn die Gegenwart ist die Zeit in der das Individuum lebt und handelt (Schöneck 2009, S. 58).

Die Zukunft hält für das Individuum Chancen und Risiken gleichermaßen bereit.

Die Konzeption der Zukunft ist also der noch offene Zeitraum und bedeutet potenzielle Veränderung, möglicherweise zum Besseren (Schöneck 2009, S. 58).

Bei der Vorstellung eines Kausalitätspfeils entlang dieses zeitlichen Kontinuums zeigt dessen Pfeilspitze nach rechts, folgend in Richtung Zukunft, denn ein Großteil individueller und in der Gegenwart vollzogener Handlungen weist einen ausgeprägten Zukunftsbezug auf. Das Individuum lebt zwar in der Gegenwart, ist jedoch keineswegs losgelöst von Vergangenheit und Zukunft (Schöneck 2009, S.

59).

Hinsichtlich der drei Zeiträume Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist zu beachten, dass dies nichts Statisches ist, denn die Gegenwart wandert im Zeitverlauf und das Individuum mit ihr (Schöneck 2009, S. 60).

Es werden grundsätzlich zwei Formen des Zeiterlebens nach Schöneck unterschieden. Diese beiden Formen werden auch von Hinz als eine wesentliche Komponente des Zeiterlebens angeführt (Hinz 2000, S. 10). Das positive

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Zeiterlebnis hat in der Regel mit Empfindungen der Zufriedenheit, der inneren Ausgeglichenheit oder mit Glücksgefühlen zu tun. Häufiger wird Zeit jedoch in erster Linie als negatives Empfinden wahrgenommen und zwar dann, wenn diese Probleme bereitet. Daher werden im folgenden Abschnitt die Formen negativen Zeiterlebens genauer geschildert (Schöneck 2009, S. 60).

Es kann grundsätzlich sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Zeit als Form negativen Zeiterlebens gelten. Es führen also Langeweile, aber auch Hetze, dazu, dass Zeit negativ erlebt wird. In der Gegenwartsgesellschaft wird Zeit vor allem als limitierte und tendenziell als eine zu knappe Ressource erlebt. Die Facetten negativen Zeiterlebens sind weitaus häufiger, als jene des positiven Zeiterlebens (Schöneck 2009, S. 61).

Zeit kann negativ erlebt werden, wenn diese, wie so oft von der Gegenwartsgesellschaft, als knapp wahrgenommen und empfunden wird. Die Zeit wird dabei umso knapper, je umfangreicher die Bedürfnisse und Ziele des Individuums sind. Die Gegenwartsgesellschaft kann folgend auch als Zeitknappheitsgesellschaft bezeichnet werden, da diese von wachsenden Bedürfnissen und Zielsetzungen gekennzeichnet ist (Schöneck 2009, S. 62).

Weitere Formen negativen Zeiterlebens sind die Zeitknappheit produzierenden Möglichkeitsüberschüsse und die Versäumnisangst. Dem Beschleunigungs- und Getriebenheitsempfinden, als vierte negative Form, kommt eine besondere Bedeutung zu, da diese Form pathologische Züge annehmen kann. Im engeren Sinn pathologisch wird das Beschleunigungs- und Getriebenheitsempfinden, indem es zu psychosomatischen Leiden führen kann (Schöneck 2009, S. 63).

Zeiterleben kann aber auch negativ erlebt, als Gegenpol zu Zeitknappheit, sprich wenn es von Langeweile und innerer Leere geprägt ist, verstanden werden (Schöneck 2009, S. 64).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Form des negativen Zeiterlebens stets ein Leiden an der Zeit bedeutet und zwar unabhängig davon, ob die Zeit als zu knapp und ihr Vergehen als zu schnell, oder weil ihre Dauer als zu lang erlebt

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wird. All diese Empfindungen bezüglich des Zeiterlebens wirken sich sowohl auf das individuelle Zeitdenken, als auch auf das individuelle Zeithandeln aus (Schöneck 2009, S. 65).

„Was Zeit ist, erfährt das Individuum ganz besonders, wenn sie ihm fehlt.“

(Schöneck 2009, S. 61)

3.3.2 Das Zeitdenken des Individuums

Diese Analyseebene individueller Zeit widmet sich dem Zeitdenken. Schöneck versteht darunter die individuelle Reflexion über die Zeit (Schöneck 2009, S. 65 - 66). Das Zeitdenken stellt dabei eine kognitive Leistung dar, welches auf dem Zeiterleben aufbaut. Folgend setzt Zeitdenken, Zeiterleben voraus (Schöneck 2009, S.66).

Das Zeitdenken äußert sich dabei auf zwei verschiedenen Ebenen. Zum einen im individuellen Zeitbewusstsein und zum anderen in der individuellen Sensibilisierung für die Zeitthematik der gegenwärtigen Gesellschaft (Schöneck 2009, S. 66).

Die Zeit ist laut Adam einerseits ein integraler Bestandteil in unserem Leben, dass wir für gewöhnlich auch nicht weiter darüber nachdenken (Adam 2005, S. 13). Es stellt sich also die Frage, ob es so etwas wie Zeitbewusstsein überhaupt gibt.

Andererseits nimmt die Zeit eine wesentliche Orientierungsfunktion für das individuelle Handeln ein. Dabei gilt, desto komplexer die Handlungsanforderungen sind, mit denen das Individuum konfrontiert ist, desto tendenziell bewusster wird die Zeit. Schöneck bejaht die in diesem Absatz implizit gestellte Frage, ob ein Zeitbewusstsein existiert. Das Zeitbewusstsein des Individuums ist nicht nur das Ergebnis einer Vielzahl von Einflussfaktoren, sondern es beeinflusst auch individuelles Handeln (Schöneck 2009, S. 66).

Die individuelle Sensibilisierung für die Zeitthematik beruht auf der Aufmerksamkeitssteigerung – nichts anderes meint Sensibilisierung – auf

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Krisenerfahrungen mit der Zeit. Die Krisenerfahrungen stellen also das ursächliche Fundament dar, auf dem Zeitsensibilisierung entstehen kann. Zur individuellen Sensibilisierung für die Zeitthematik tragen zum Beispiel individuell wahrgenommene Veränderungsbeschleunigungen und auch Ausprägungen negativen Zeiterlebens bei. Es lässt sich vermuten, dass die Wertschätzung von Zeit im Vergleich zu früher gestiegen ist, sodass Probleme mit der Zeit aufgrund dessen zunehmend an Gewicht gewinnen und die individuelle Sensibilisierung für die Zeitthematik forciert wird (Schöneck 2009, S. 67 - 68). Die individuelle Sensibilisierung bleibt somit nicht folgenlos für das im nachfolgenden Abschnitt thematisierte Zeithandeln des Individuums (Schöneck 2009, S. 68).

3.3.3 Das Zeithandeln des Individuums

Unter Zeithandeln wird der individuelle Umgang mit der Zeit verstanden. Schöneck ist der Meinung, dass die Prägungskraft handlungsleitender Konventionen, wie sie beispielsweise Zeitinstitutionen und Zeitnormen darstellen, tendenziell abnehmen und das individuelle Moment nimmt tendenziell zu. Für Schöneck existieren weiterhin im Gegensatz zu Lübbe interindividuelle Handlungsmuster (Schöneck 2009, S. 68). Lübbe bezeichnet den modernen Umgang mit der Zeit als traditionsgeltungsfrei (Lübbe 2003, S. 365).

Im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit ist vor allem die primäre Handlungsorientierung an den drei Zeiträumen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Relevanz, denn das Handeln des Menschen erfolgt in der Zeit mit Bezug auf den genannten Zeiträumen, wobei die zeitliche Bezugnahme von Tätigkeit zu Tätigkeit variabel ist. Das bedeutet, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein Individuum beispielsweise immerzu zukunftsorientiert handelt (Schöneck 2009, S. 68).

Eine empirisch vergleichsweise seltene Zeitraumorientierung ist jene an der Vergangenheit, da diese eine abgeschlossene und irreversible Phase des Lebens darstellt. Die Vergangenheit wirkt zwar auf den Lebenspfad, den ein Individuum gegenwärtig und auch zukünftig geht, jedoch orientiert sich das Handeln in der Gegenwart wohl eher selten an vergangenem Dasein (Schöneck 2009, S. 68 -

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69). Kranke, geschwächte, mutlose oder einsame Menschen weisen im Gegensatz eine auffällige Vergangenheitsorientierung auf (Wendorff 1988, S. 72 - 73). Diese Aussage laut Wendorff ist vor allem im Bezug auf die qualitative Analyse der Leitfadeninterviews von Bedeutung.

Eine primäre Handlungsorientierung an der Gegenwart kann auf zwei unterschiedliche Arten beruhen. Das Individuum kann sich in der Jetztzeit abschotten, um die Sinne vor den Widrigkeiten, die das Leben ihm in der Vergangenheit geboten hat und ihm mutmaßlich bieten mag, zu verschließen. Im anderen Fall folgt das Individuum der Gegenwartsgebundenheit nach dem Prinzip des Carpe diem, was lateinsich für „Pflücke den Tag“ steht und somit den gegenwärtigen Moment einfach genießt (Schöneck 2009, S. 69).

3.4 Droge Geschwindigkeit – Wie viel Tempo hält die gegenwärtige Gesellschaft aus?

„Alles ist jetzt ultra. (…) Niemand kennt sich mehr, niemand begreift das Element, worin er schwebt und wirkt. (…) Junge Leute werden (…) im Zeitstrudel fortgerissen; Reichtum und Schnelligkeit ist es, was die Welt bewundert und wonach jeder strebt. Alle möglichen Erleichterungen der Kommunikation sind es, worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbieten…“ (Goethe an Zelter, 6.6.1825, HA Breife 4, S.146 zit. in Klein 2006, S. 165)

Es lässt vermuten, dass der Autor dieser Zeilen anscheinend unter dem Traktieren einer entsetzlichen Telefonanlage leitet, die mitten im Gespräch mit Piepen bereits den nächsten Anruf ankündigt, oder unter dem Dauerbombardement durch E- Mails. In Wirklichkeit ist es jedoch nichts dergleichen. Der Verfasser dieses beklagenden Briefes ist kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe (Klein 2006, S. 165).

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Rund 187 Jahre später ist das Reisen hundert Mal und die Kommunikation zehn Millionen mal schneller geworden. Der Brief wäre heute als E-Mail in Sekunden am Ziel, wohingegen damals einige Wochen vergangen sind (Klein 2006, S. 165).

Goethe hat sich also bereits im Jahr 1825 über das Tempo der Zeit beklagt. Der Dichter spricht mit Sicherheit dem Großteil der Bevölkerung aus der Seele (Klein 2006, S. 165). Immerhin leiden in der heutigen Zeit sehr viele unter der ständigen Hektik, dem zunehmenden Stress und der inneren Unruhe. Gerade in den letzten Jahren hat sich das Lebenstempo enorm beschleunigt. Dies lässt sich vor allem an den vermeintlich kleinen Dingen des Alltags ablesen (Klein 2006, S. 166).

Selbstbedienungscafés, die Heißgetränke als „To Go“ anbieten, Fotokopierer mit einem Ausstoß von 30 Blatt pro Minute, oder Internetprovider, die ihre Kunden mit Anschlüssen locken, bei denen sich die Seiten um ein paar Zehntelsekunden schneller aufbauen als jene bei der Konkurrenz (Klein 2006, S. 167).

Das hohe Tempo der Zeit bleibt für die Bevölkerung bei weitem nicht unbezahlt.

Ganz im Gegenteil, je mehr die Erregung durch äußere Einflüsse zunimmt, desto schlechter können wir uns konzentrieren. Das Neuronen-Netzwerk, welches uns rege macht, kann die höheren Funktionen der Aufmerksamkeit hemmen, indem es verhindert, dass Störungen, die den Menschen beeinflussen und auf ihn wirken, ausgeblendet werden. Als Folge ist es kaum mehr möglich, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden und das Bewusstsein fliegt wahllos auf jeden neuen Reiz (Klein 2006, S. 183).

Eine Blockade der Reizüberflutung war in der Vergangenheit jedoch äußerst sinnvoll. Die Selbstabschaltung der Filter wäre ein lebensgefährlicher Luxus bei jemandem, der in der Steppe ein bedrohliches und ungewöhnliches Geräusch hört. Es war also wichtig, dass jede neue Entwicklung im Gebüsch sofort das Bewusstsein desjenigen erreicht (Klein 2006, S. 183).

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In der heutigen Umgebung wirkt sich jedoch die Selbstabschaltung der Filter fatal aus. Die Funktion der Aufmerksamkeit, die gerade angesichts der Schwemme an Reizen dringend gebraucht wird, bricht als erste zusammen. Als Folge beginnt der Filter der Wahrnehmung durchlässig zu werden, immer mehr neue Reize dringen zum Bewusstsein vor und immer häufiger springt die Aufmerksamkeit von einem zum nächsten Reiz. Dieser Prozess erhöht erst recht die Erregung, schwächt die Filter und eine Abwärtsspirale entsteht (Klein 2006, S. 183).

Bezugnehmend auf die Folgen der Überflutung hat die kalifornische Arbeitswissenschaftlerin Gloria Mark das Verhalten von Angestellten in Softwarefirmen untersucht. Dabei hat Mark sich jedes Mal Notizen gemacht, wenn eine Person von einer Tätigkeit zur nächsten wechselte. Darunter fällt beispielsweise, wenn sich ein Angestellter / eine Angestellte von der Lektüre eines Schriftstücks abwandte, um nach neuen E-Mails zu sehen. Das Ergebnis der Untersuchung war erschreckend. Es gelang den MitarbeiterInnen nicht, sich länger als drei Minuten durchgehend mit nur einer Angelegenheit zu befassen. Im Durchschnitt wandten sich die Angestellten zwanzig Mal pro Stunde einer anderen Tätigkeit zu (Klein 2006, S. 183 - 184).

Werden die Filter der Aufmerksamkeit also löchrig, geht die Fähigkeit verloren, den selbst gewählten Vorhaben problemlos zu folgen. Dies ist der Grund dafür, dass es in der heutigen Welt voller Reize so schwer ist, nach dem eigenen Rhythmus zu leben. Solange auf diese Art und Weise alle Aufgaben bewältigt werden können, fühlt sich der Mensch gut. Doch die schlechten Gefühle kommen meist später. Das Individuum eilt von einem Termin zum nächsten. Am Abend stellt sich dann aber die Frage, was eigentlich die Stunden von früh bis spät so sehr ausgefüllt hat. Die Antwort darauf bleibt jedoch aus. Am Abend hat der Mensch als Ergebnis eines hektischen Tages nicht etwa viele Eindrücke nennenswerter Bedeutung erlebt, sondern vor allem die Geschwindigkeit selbst (Klein 2006, S. 184).

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