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Diclofenac Augentropfen
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Entzündungen am äußeren Auge
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beginn). Bei allen nichbnfekbösen Entzündungen des Auges, die mit einer Erhöhung der Prostaglandin- konzentrabonen im Gewebe oder Kammerwasser verbunden sind, zur entzündungshemmenden, abschwel
lenden und schmerzhemmenden Behandlung. Bei chronischen, nichbnfekbösen Entzündungen des vorderen Augenabschnittes, wie z.B. der Bindehaut (Koniunkbvibs), der Horn- und Bindehaut (Keratokoniunktivibs) und der Lederhaut (Episklenbs). Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei Pabenten, bei denen nach Acetylsalicylsäure oder ähnlichen entzündungshemmenden Medi
kamenten ein Asthmaanfall. Nesselsucht oder akute Schwellung der Nasen
schleimhaute aufgetreten ist. Uberempfindlichkeit gegenüber den Inhaltsstoffen der Augentropfen Sbllzeit, Schwangerschaft und Kinder, da noch keine Erfahrungen
über die Sicherheit der Anwendung von Diclogrün* ophtha vorliegen Nebenwirkungen: Häufig kann leichtes bis mäßiges, vorübergehendes Augenbrennen und/oder gelegentlich verschwommenes Sehen direkt nach der Anwendung der Augentropfen auftreten. Selten Uberempfindlichkeitsreakbonen mit Juckreiz. Rötung.
Lichtempfindlichkeit sowie Kerabbs punctata. Unmittelbar nach der Anwendung von Diclogrün* ophtha Augentropfen kann durch Schleiersehen die
Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßen
verkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeintrachbgt sein. Hinweis: Bei 2 - B°C auf
bewahren Kann nach dem ersten Offnen bei Raumtemperatur (unter 25°C) aufbewahrt
werden Stand 9/9S
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Winfried Hardinghaus Med. Abteilung
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Salz und Brot macht Wangen rot
Im vorliegenden Heft der ZFA - Zeitschrift ftir Allgemeinmedizin geht es im Hauptteil um Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Gewichts- und Ernährungsproble
men. Dabei wirkt es beinahe ko
misch, wenn wir bedenken, daß sich die Menschen in fniheren Zeiten trotz bzw. wegen ihrer Armut in ver
schiedenen Epochen eigentlich ge
sünder ernährten als heute. Mehr oder weniger unbewußt bevorzugten sie noch vor 100 Jahren Kohlenhy
drate, was der heutigen wissen
schaftlichen Empfehlung entspricht.
Kohlenhydrate heißt nicht zuletzt Brot.
Über dem Brot liegt seit jeher et
was Mystisches, Lebensspendendes.
So wurden wir in der Kindheit erzo
gen, auch die Reste und Krumen zu achten. Mutter segnete den Laib noch, bevor sie ihn anschnitt. Heute noch sagen wir:
I Wir verdienen unser (Zu-) Brot.
I Kunst kann brotlos sein.
I Salz und Brot macht die Wangen rot.
I Brot und Salz schenken wir dem neuen Hausnachbarn zum Einzug.
I Müßig, das Bild vom Abendmahl Jesu und dem Brot-brechen oder auch die Bitte des Vaterunser »Un
ser täglich Brot gib uns heute« zu erwähnen.
Über Jahrhunderte wurden große und kleine Brote sjmibolisch in ver
schiedenen Formen und Gestalten gebacken.
Schon zur römischen Kaiserzeit kreiste des Volkes Begehren um pa- nem et circenses - Brot und Spiele.
Doch zu dieser Zeit schon eine Par
allele zur heutigen Zivilisation: Auch bei den Römern schließlich, wie Sie
wissen, bereicherte sich der Küchen
zettel mit steigender Lebenshaltung und Luxus. Zu Brot gesellte sich Wein, die Tafelff euden wurden sünd
haft übertrieben und in wohlhaben
den Kreisen kehrte man den Sinn des Essens in einen Widersinn, so daß es hieß »vomunt et edant, edunt ut vo- mant« - »sie übergeben sich, um zu essen und sie essen, um sich zu über
geben«.
Heute würde man sagen: wir leben um zu essen und wir essen nicht mehr um zu leben (wie auch von S.
Leferink in ihrem Übersichtsbeitrag zur Adipositas zitiert). Schade, dabei gibt es doch so viele gute und schö
ne Rezepte. Brotrezepte, Lebensre
zepte, Erfolgsrezepte.
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75. Jahrgang • Heft 9/99
INHALT
424
424
426
Lebensqualität am Lebensende - die Sicht der Betroffenen In pneumologischen Kliniken wird heftig gequalmt!
Leserbriefe
I Spätestens im Jugendalter be
steht oft eine Calcium-Unter
versorgung, Phosphor dage
gen wird zuviel aufgenom
men. Der erste Schritt in Rich
tung Osteoporose? Seite 442
AKTUELL
430 Maligne Lymphome H.-j. Grupp
mm
SCHWERPUNKTÜBERERNÄHRUNG 437
442
446
Adipositas: »Realistische Aspekte für die Praxis«
S. Leferink
Osteoporose durch ein Überangebot an Phosphor und zuviel Eiweiß?
W. Bitter
Gastric-banding: Operative Behandlung pathologischer Adipositas
U. Kunath, M. Susewind
I Die Welt der Non-Hodgkin-Lympho- me hat sich bewegt. Kennen Sie die neue Klassifikation? Seite 430
PRAXIS MAGAZIN
459
DEUTSCHE AKUPUNKTUR GESELLSCHAFT DÜSSELDORF Informationen der Gesellschaft
■■i PHARMANEWS 460 Aktuelle Nachrichten
aus der Pharmaindustrie 1^ KONGRESSBERICHTE
461 Lipasehemmung bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern
461 Neuer Trend in der Rheumatherapie:
Zytokinhemmung
465 Adipositas: Gewicht runter mit Reductil'^ und ReducTeam 466 Neue Erkenntnisse über das
Restless-Legs-Syndrom
466 Depression und Panikstörung auch in der Allgemeinpraxis behandelbar 469 All-Antagonisten: Ein stärkeres
Geschütz gegen die Herzinsuffizienz?
mm THERAPIESTUDIE
470 Möglichkeiten und Grenzen von Drogenschnelltests
B. Hofbauer, B. Kottenhahn, L. von Meyer
452 EDV: Wie bearbeitet man eine Verknüpfung?
453 Röntgenaufnahmen als Körper
verletzung
453 Der Kommentar: Kratzer im Lack oder grundlegender Wandel?
456 Hausärzte machen Bereitschaftsdienst in der Klinik
Kranhenwagen - Sncfgencles Chirurgische Endoskopie Stat. lntBnsi>^taiionen 4- Medizinische Nothilfe
<- Institut f. Röntgendiagnostik Orthopäd. Klinik u. ftMikfanik
<- Bereitschaftspraxis Milnchrier Ärzte
<- HaKMginifc. Direktion Chirurgische Klinitc.~Blutdepot Chirurg.Klinilt EigenbltiVAmb.
4- Tagesklinik 2/10 fi^
]
I Eine Praxis in der Klinik? Warum nicht?
In München gibt es damit schon eini
ge Erfahrung! Seite 456
Titelbild:
Klemann
Impressum & Vorschau auf der letzten Seite
ZEA. 423
AKTUELL
I Lebensqualität am Lebensende - die Sicht der Betroffenen
Jeder stirbt seinen eigenen Tod, aber das Befinden am Lebensende wird entscheidend mitbestimmt vom Verhalten der Umgebung. In ethischer Verpflichtung stehend, haben Ärzte- und Pflegeinstitutio
nen Grundsätze für »eine wohltuen
de Versorgung am Lebensende«
(quality end-of-life care) erarbeitet.
Aber nicht nur diese Expertenre
geln, sondern vielmehr die Kennt
nis der Sichtweisen der Betroffenen und ihrer Angehörigen können Le
bensqualität am Lebensende bewir
ken.
Deshalb befragten drei Wissen
schaftler als Ärzte und Philosophen 126 betroffene Patienten aus drei Gruppen: 48 Dialyse-Patienten, 40 HrV-infizierte Patienten und 38 Pa
tienten einer Langzeit-Pflegeein
richtung. Aus den Gesprächen ent
standen aus Sicht der Betroffenen fünf Kernpunkte für eine wohltu
ende Versorgung am Lebensende:
I Zufriedenstellende Schmerzbe
handlung und Symptomkontrolle I Vermeiden unangemessener Ver
längerung des Sterbens I Aufrechterhalten des Gefühls
selbstbestimmten Handelns I Entlastung der Angehörigen in
der Sterbezeit
I Vertiefung der Beziehung zu den Angehörigen
Diese Kernpunkte könnten die Grundlage offizieller Leitlinien für eine wohltuende Versorgung am Le
bensende bilden.
Die Schwerpunktlisten der Exper
ten stimmen in Teilen durchaus
b ln pneumologischen Kliniken wird heftig gequalmt!
Es ist hinreichend bekannt, daß Tabakrauch zur Entstehung und Progression der chronischen Bronchitis beiträgt und die wesentliche Ursache für die Entwicklung eines Bronchialkarzinoms ist. Also sollte man eigentlich annehmen, daß das Rauchen gerade in pneumologischen Fachkli
niken unterbunden wird. Die Wirklichkeit sieht leider anders ________________
aus.
Alle 222 pneumologischen Einrichtungen, die auf der Klinikli
ste der Atemwegsliga erfaßt sind, erhielten einen Fragebogen.
Gefragt wurde nach generellem oder räumlich begrenztem Rauchverbot, nach Zigarettenautomaten und Raucherent
wöhnungskursen. Von 149 Kliniken (67,1%) wurde der Frage
bogen zurückgeschickt.
Das Ergebnis: Rauchen ist in der Mehrzahl der internistisch
pneumologischen und/oder thoraxchirurgischen Kliniken er
laubt, ebenso in 38% der Reha-Kliniken. In den meisten Kliniken war bereits über Rauchverbote diskutiert worden, z.T. mit dem Ergebnis, daß spezielle Raucherzonen eingerichtet wurden.
Probleme mit dem »Nachschub« an Zigaretten dürfte es am ehesten in Reha-Kliniken geben: hier gibt es keine Zigarettenautomaten, auch an Kiosken werden keine Tabakwaren verkauft. Anders sieht die Sache bei den internistisch/pneumologischen und/oder thoraxchirurgischen Kliniken aus: Hier ist der Weg zum Automaten kürzer und auch etwa die Hälfte der Kioske verkauft Ta
bakwaren.
Überraschend ist vielleicht das Rauchverhalten von Ärzten und Pflegepersonal: In 45% der Reha- Kliniken gibt es rauchende Ärzte (thoraxchirurgische Kliniken: 85%). Raucher unter den Pflege
kräften sind in mehr als 3/4 der gesamten befragten Kliniken anzutreffen. »Trotz des täglichen Umgangs mit den Folgen des Rauchens scheinen die gesundheitsschädigenden Wirkungen des Tabakrauchens nicht in das Bewußtsein gedrungen zu sein.« (au) Butt U. Worth H, Wettengel R:
Rauchgewohnheiten in deutschen Kliniken mit pneumologischem Schwerpunkt Pneumologie 1999:53: 18-19.
mit den Kernpunkten der Betroffe
nen überein. Die Patienten formu
lieren Jedoch weniger Punkte und richten sie ohne Umschweife auf die Verwirklichung ihrer Vorstel
lungen. Ihre Kriterien entziehen sich der Meßbarkeit, die vielleicht für Ethikkommissionen zu stark in den Vordergrund gerückt ist.
Hinter den Kernpunkten lassen sich tieferliegende Probleme erken
nen. So sollten einheitliche Richtli
nien für die Schmerzbehandlung vorgegeben werden, um den Behan
delnden die furcht vor dem Grenz
bereich Schmerzhilfe/Euthanasie zu nehmen.
Die Diskussionen um Einwilli
gung in besondere Therapien kön
nen ein Ausweichen vor der Kon
frontation mit der Endgültigkeit des Geschehens überdecken. Sie dürfen nicht unerfüllbare Hoffnun
gen wecken, die zu vergeblichen Aktionen motivieren.
Das Problem des selbstbestimm
ten Handelns berührt nicht allein das Problem der Therapieentschei
dung. Die Patienten wollen, daß ih
re Stimme bei allen Vorgängen ih
rer Versorgung wahrgenommen wird. Sie versuchen aktiv, den eige
nen Widerstand und den der An
gehörigen vor der Benennung des Geschehens aufzuheben und damit die Last der letzten gemeinsamen Zeit zu erleichtern. Keiner muß schwere Entscheidungen alleine fal
len. Mit wachsendem Zusammen
gehörigkeitsgefühl wachsen innere Reife, menschliche Nähe und Ver
trautheit und die Fähigkeit zur Ver
söhnung.
Am Lebensende stehen nicht die individuellen Rechte des Patienten und das Arzt-Patienten-Verhältnis im Vordergrund, wie in bioethi
schen Grundsätzen dargestellt. Ent
scheidend für das Lebensgefühl durch die wohltuende Versorgung ist das Verhältnis der Sterbenden und ihrer Angehörigen zueinander.
(Feh) Singer P et al:
Quality end-of-life care, JAMA 1999; 281:163-168.
424 ZEA
I Wie sicher diagnostizieren Sie dermatologische Probleme?
Dermatologische Probleme führen zu etwa 6% al
ler ambulanten Arztbesuche, und rund 60% dieser Patienten werden von Nichtdermatologen behan
delt. Angesichts dieser Zahlen lassen die dermatolo
gischen Kenntnisse von Hausärzten deutlich zu wün
schen übrig - zumindest in den USA.
Zwischen 1980 und 1997 wurden acht dort durch
geführte Studien veröffentlicht, die anhand der Dia
gnostik von Farbdias einen Vergleich des dermatolo
gischen Wissens von Nichtdermatologen und Der
matologen gestatten. Zusammengefaßt erkannten die 599 Spezialisten die photographierten Krank
heitsbilder erheblich besser als die 1269 Hausärzte (93 bzw. 52% richtige Diagnosen).
Praktizierende fertig ausgebildete Allgemeinärzte diagnostizierten häufiger richtig als entsprechende Internisten (70 bzw. 52%), aber schlechter als sich noch in der Facharztausbildung befindliche oder ausgebildete Dermatologen (91 bzw. 96%).
Nicht untersucht wurde, ob die unterschiedlichen diagnostischen Fähigkeiten Konsequenzen für die Patienten haben. Ein intensiveres dermatologisches Training von Hausärzten erscheint aber als sinnvoll.
Wie fielen solche Untersuchungen wohl bei uns aus?
(ChR) Federman D et al:
Comparison of dermatologic diagnoses by pri
mary care practitioners and dermatologists.
Arch Fam Med 1999; 8:170-172.
WKLCOMF.
DKI’T. OK DKKM VIOl.OON
THE UNIVERSITY OF IOWA Iowa City, Iowa S2242
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Ein Internet-Tip für alle, die ihr dermatologisches Wissen überprüfen oder verbessern möchten (viele Bilderl):
http://tray.dermatology.uiowa.edu/home.html
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Anwendungsgebiete: Glomeruläre Nephropa
thien, renale Hypertonie und Ödeme, Schwanger
schaftsnephropathien, Entzündungen und Spas
men der Harnwege, ungenügende Diurese, Pro
teinurie.
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ZEA. 425
^
LESERBRIEFE
Raum- und Zeit-Cestalt der Krankheit
Zuschrifl zum Editorial aus ZFA 3/99 (Mähringer W: Ist
•Zustand nach...t eigentlich eine Diagnose? Z Allg Med
1999; 75: 61.)
In Anlehnung an Prof. W. Doerr
möchte ich Sie auf das Konzept der Raum- und Zeit- Gestalt der Krankheit des Hei
delberger Pathologen hinweisen (1).
Der Mensch leidet an seiner Krankheit.
^—I—(—»—»-
■ Diachronie
Der Raum seines Körpers wird verän
dert. Der Mensch wird wieder gesund.
Der Raum seines Körpers ist wieder nor
mal. Dann aber kommt es nach hären zu einem Rezidiv. Wieder wird der Raum seines Körpers verändert. Viel
leicht kommen andere Krankheiten im Laufe der Zeit dazu. Der räumliche und zeitliche Ablauf der ersten Krankheit verändert sich durch Alter und andere Krankheiten (Abb. 1 und 2 zeigen mögli
che grafische Darstellung des Krank
heitsverlaufes in der Zeit).
Will man das Ganze in Anlehung an die moderne Physik mathematisch formu
lieren, so kann man als alter Göttinger von einem Raum-Zeit-Kontinuum des Krankheitsverlaufs sprechen. Entspre
chend unserem Mathematiker Riemann handelt es sich um eine mathematische Funktion mit realen (schon eingetroffe- nen) und imaginären (möglichen) Antei
len. Die gesamte moderne Physik hat
■ Synchronie
dieses mathematische Konzept zur Be
schreibung der Realität übernommen.
Warum sollten wir Ärzte das nicht auch tun!?
1. Doerr W, Schaefer H, Schipperges H;
Der Mensch in seiner Eigenwelt. Springer Ver
lag Berlin 1991
Friedrich Flachsbart
Eisenacher Straße 6 37085 Cöttingen
El Risikobasierte Primärintervention:
endgültige Verabschiedung vom monokausaiem Denken?
Zum Artikel Borgers D: KHK- Prävention: Rationalität ei
ner risikobasierten Behand
lungsstrategie. Z Allg Med 1999; 75; 185-88.
Der Artikel von D.
Borgers kommt zur rechten Zeit.
Hausärztlicher- seits wurde immer auf eine umfassende Reflexi
on der Patientenpersönlichkeit und der ihn umgebenden Einflüsse starker Wert gelegt. Entscheidend ist dabei, die führenden Gesundheitsrisiken für eine Einzelperson zu erkennen und einver
nehmlich mit dem Betroffenen anzuge
hen. Insbesondere die Einengung einer subtilen und diffizilen Risikoanalyse auf das »LDL-Cholesterin als den Haupt
verursacher« ist eine unzulässige Sim- plifizierung. Insbesondere ist es der be
quemste Weg, alle Patienten mit einem LDL über 130mg/dl mit Steatinen zu be
handeln, der aber mit Sicherheit von den anderen wichtigen Risikofaktoren ablenkt und sie aus dem Auge verliert.
Hausärzte, die nicht ohne weiteres be
reit sind, dem >Simpel-Cholesterin-Mo- dell« zu folgen, werden öffentlich im Fernsehen etc. als ahnungslose Geldhor- ter diffamiert. Insoweit sind die Schef- field-Tabellen ein wichtiger Schritt, das Cholesterin in eine komplexe und wirk
lichkeitsnahe multidimensionale und zugleich anschauliche Risikolandschaft einzubinden. Dennoch hat sich die Ar
beit in meiner Präventionssprechstunde nicht vollständig bewährt. (...)
Eine Risikoberechnung hatte eine Ver- dreieinhalbfachung des Herz-Kreislauf- Risikos einer Dame (54 Jahre) von 5%
auf knapp 18%. trotz Einhaltung einer strengen antiarteriosklerotischen Diät ergeben. Eine hormonelle Ersatzthera
pie mit Östrogenen hatte sie mehrfach nicht vertragen. Infolge des Nichterrei- chens der 20%-Interventionsgrenze war formal eine weitere medikamentöse In
tervention rechnerisch nicht zu begrün
den. Die Patientin entwickelte aber we
gen des dreieinhalbfach erhöhten Risi
kos einen Infarkt zu erleiden starke Be
strebungen, zusätzlich eine medika
mentöse Risikominderung zu erhalten, da ihr ein dreifach erhöhtes Sterberisi
ko »einfach zu hoch« sei. (...) In meinen Augen ist es schon aus psychologischen Gründen wichtig, eine etwa 10-25%ige Risikoerhöhung aktiv zu beraten und auch verschiedene Lösungsmöglichkei
ten anzubieten. Interessant ist für mich der Konflikt zwischen »Vorgaben einer Expertenleitlinie« und »die sich selbst zugebilligte individuelle Risikobereit
schaft von Patienten«. Offensichtlich sind Patienten viel weniger bereit Risi
ken zu tragen, als bisher von den Leitli
nienexperten vermutet wurde. (...) In dem sehr guten EDV-Programm Car- dular-lO-Jahres-Risiko-Berechnungspro- gramm (Firma Pfizer) wird zusätzlich auch das HDL-Cholesterin, Diabetes und das Vorhandensein einer
linksventrikulären Hypertrophie einbe
zogen. Die Daten beruhen auf der Fra- mingstudie. Der Computerausdruck ist ein sehr gutes Instrument für Patient und Arzt mit einer gut verständlichen Risikoberechnung. (...) Wer nicht mit ei-
426 ZIfA.
ERNÄHRUNGSBERATÜNG IN DE
des MEDIZII^ERS
^ 1 __
'■ . -ft ■>-
_
Ut
Ihre Situation
weniger erfolgsbezogene Vergütung
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kaum selbstbestimmte Zeit
Die Alternative
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I— Konzepte zur —i Ernährungs- und
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LESERBRIEFE
nem EDV-Programm arbeiten möchte, kann mit einem Rechenschieber (Firma Bayer) ebenfalls nach dem Framingham- modell sowohl das 5-Jahres- als auch 10- Jahres-Risiko eines Herzinfarktes, ge
trennt nach Geschlechtern, kalkulieren.
Mit diesem Schieber kann man auch das Standardrisiko berechnen und Abwei
chungen nach oben und unten erken
nen, und damit möchte ich auf den zen
tralen Punkt jedwelcher individualisier
ter Risikoberatung kommen. Entschei
dend ist die individuelle Gewichtung der bei einer Person vorhandenen Risiken.
Optimal dafür ist nach wie vor der Risi- kokalkulatur nach W.G.H. Schmidt auf
grund von Risikopunkten nach Prof Heyden. Neben den vorgenannten Fakto
ren werden noch Bewegung in Beruf und Sport, Gewicht sowie Herzerkran
kungen in der Vorgeschichte gewertet.
Das Interessante an diesem Modell ist, daß die verschiedenen Risiken punkt
mäßig gewichtet werden, so daß man mit dem Patienten besprechen kann, welche der vorgegebenen Risiken am be
deutsamsten sind und eine gemeinsame Strategie entwickelt werden kann, wie man die persönlich beeinflußbaren Risi
ken mit verschiedenen Methoden an
geht. Wünschenswert wäre, wenn auch der Framinghamkalkulatur eine solche Gewichtung zulassen würde. Über dieses Problem würde ich gerne anderer Stelle berichten.
Ganz zufrieden bin ich mit diesen Mo
dellen für die praktische Beratung
stätigkeit noch nicht, da die modernen, gewichtigen Faktoren wie: Homocy
stein. CRP, Fibrinogen, Hb, Chlamydien, etc. in keines der vorliegenden Modelle eingebunden sind. Sinnvoll wäre für uns Hausärzte eine Erweiterung solch einer Risikokalkulation auf die Krebs
prävention und psychische Erkrankung einschließlich Suizid. (...)
Es fehlt allerdings die Einsicht vieler Herzspezialisten, daß eine Nichtmedi
kation zur Primärintervention eines Pa
tienten, mit hohem HDL und ohne we
sentliche Begleitrisiken, auch bei einem LDL über 130 mg/dl beim Hausarzt, kei
ne fehlerhafte Unterlassung darstellt.
Vielleicht hat der Hausarzt infolge ei
ner komplexen Risikokenntnis ganz an
dere lebensbestimmende Faktoren er
kannt, die er gerade mit dem Patienten auf andere Weise lösen will. Insofern geben vorliegende Risikokalkulatoren und die Vorgabe der Europäischen Arte
riosklerosegesellschaft dem Hausarzt Si
cherheit, wenn er einmal eine Primär
prävention ohne Medikation durch
führen möchte. (...)
Dr. med. Manfred Hechler Facharzt für Allgemeinmedizin Schloßwall 8
49080 Osnabrück
I Haben Sie Lust, uns zu schreiben?
^ »Zweifel ist keine angenehme Voraussetzung, aber Gewißheit ist eine absurde«
(Voltaire)Erwiderung zum Leserbrief von Dr. Manfred Hechler
Mit der in der Alltagspraxis explizit bis
her kaum verbreiteten risikobasierten Indikationsstellung sind natürlich neue Probleme verbunden, die in meinem Beitrag nicht abgehandelt wurden. Über diese wird eine aktuelle Debatte ge
führt, weil verschiedene Richtlinien und Formeln zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen (1). So variierten in einer Patientengruppe die potentiell zu Behandelnden zwischen 5% (Sheffield- Tabelle) und 65% (NCEP-Richtlinie [2]).
Für Deutschland müßte notwendiger
weise eine hier relevante Risikotabelle erstellt werden. Eine europäische Richt
linie verdeckt wesentliche Unterschiede
zwischen einzelnen Ländern, die bis zum Sfachen bei gleicher Ausprägung von Standard-Risikofaktoren betragen.
Die aktuelle Relevanz einer risikoba
sierten (statt einer grenzwertorientier
ten) Handlungsorientierung wird an den beiden aktuellsten Studien zur Cholesterinsenkung (Lipid-Studie, n=9014 und AFCAPS, n=6605 [3. 4]) be
sonders deutlich. Sowohl die sekundär
präventive Lipid-Studie als auch die primärpräventive AFCAPS-Studei »be- handeltent identische Cholesterinwerte mit einem Ausgangswert von 220mg%
Gesamtcholesterin und 150mg% LDL- Cholesterin. Beide erreichten eine 30%ige relative Risikoreduktion. Eine mechanische Übertragung dieser Ergeb-
PerPost: Ruth Auschra Redaktion derZFA-
Zeitschrift für Allgemeinmedizin Steiermärker Straße 3-5 70469 Stuttgart PerFox;07 11 / 89 31-706
Per e-moi7; auschra@Hippokrates.de
nisse auf die deutsche Situation würde fast die gesamte erwachsene Bevölke
rung umfassen, weil der Bereich (180-260mg%) als Einschlußkriterium für die AFCAPS-Studie sich bis zu einem
»Grenzwert« von 180mg% erstreckt: ein Wert, der keinen Patienten einer Praxis bzw. Bewohner einer Stadt mehr auslas- sen würde.
Eine gleiche Problematik hat eine vor einigen Wochen veröffentlichte WHO- Intemational Society for Hypertension- Richtlinie ausgelöst, die ein historisch neues Blutdrucksenkungsziel von dia
stolisch 80mmHg (statt bisher 90mm- Hg) fordert; dieses Ziel wurde in einem gemeinsamen Brief von 500 Ärzten an die WHO kritisiert (5, 6). Wenn sich mit diesen beiden Entwicklungen eine Risi
kofaktormedizin selbst ad absurdum führt, weil die Grenzen dieser Grenz
werte von niemandem mehr unter
schritten werden, zeigt sich deutlich das unausgesprochene Ziel einer allge
meinen Chemoprophylaxe-Strategie, die anders und umfassender zu bewer
ten wäre. Sie wird auf diese Weise der praktischen Medizin klammheimlich untergeschoben.
Eine risikobasierte Indikationsstellung in der Allgemeinmedizin muß als Praxis des gesamten Menschen selbstverständ
lich weitere Risikofaktoren einbezie
hen, die quantitativ genauso relevant sind. Diese im Sozialen und Psychi
schen verankerten Risikofaktoren sind der Epidemiologie wohlbekannt: sub
jektiver Gesundheitszustand, psychoso
ziale Lage, Persönlichkeit, Beruf usw.
Die Prädiktionskraft ist hier genauso groß wie für medizinische Standardrisi
kofaktoren. Es ist daher nur realitätsge
recht und zu berücksichtigen, daß die medizinischen Risikofaktoren für eine Primärprävention nicht mehr Prädikti
on hervorgebracht haben als diese Uni
versalien des Gesundheitsmotivs (7, 8).
So bleibt dem Praktiker legitimerweise eine Autonomie der individuellen Ent-
428 XFA
LESERBRIEFE
scheidungsfindung, die den epidemiolo
gischen Erkenntnissen nicht wider
spricht, sondern ein umfassendes »Risi
kokonzept« zu seiner vollen Anwen
dung bringt. Der potentielle Patient entscheidet darüber auch deshalb mit, weil er bei primärpräventiver Absicht im echten Sinne ja gar keiner ist.
Literatur
1. Grover S: GAmbling with cardiovascular risk:
picking the winners and the losers. Lancet 1999; 353: 254.
2. Durrington PN, Prais H, Bhatangar D et al: In
dications for cholesterol-lowering medication:
comparison of risk asessment methods. Lancet 1999; 353: 278-81.
3. The Lipid Study Group: Prevention of cardio
vascular events an death with Pravastatin in pa
tients with coronary heart disease and a broad range of initial cholesterol levels. N Engl J Med 1998; 339: 1349-57.
4. Downs JR et al: Primary prevention of acute coronary events with average cholesterol levels:
results of the AFCAPSJTEXCAPS coronary athe
rosclerosis prevention study. lAMA 1998:
1615-22.
5. Zu finden im Internet:
http://www.who.int/ncd/cvd/HAT.html 6. Woodman R: Open letter disputes WHO hy
pertension guidelines. Brit Med] 1999; 318:
893. Nachzulesen im Internet:
www.uib.no/isf/letter/
7. Ebrahim S, Davey Smith G: Systematic re
view of randomised controlles trials of multiple risk factor interventions for preventing coro
nary heart disease. B Med J 1997; 314:1666-74.
8. Möller C, Kristensen TS, Hollnagel H: Selffa- ted health as a predictor of coronary heart di
sease. Scand J Soc Med 1991; 19:116-26.
9. Winkleby MA, Feldman HH, Murray DM:
Joint analysis of three US community trials for the reduction of cardiovascular disease risk. J Clin Epidemiol 1997; 50: 645-58.
PD Dr. med. Dieter Borgers Schulstraße 17
48149 Münster
Hausärzte, Fachärzte und Chipkarten
Das letzte Editorial von Prof.
Abholz (Primärarzt und Chipkarte: ein nie endender
Eiertanz? Z Allg Med 1999; 75:249) hat fir ei
nige Gegenstimmen ge
sorgt. Hier Auszüge aus zwei Beiträgen,
Prof. Abholz bezieht in seinem Editorial in der nächsten Aus
gabe der ZFA noch einmal Stellung zum Thema.
In seinem Artikel ist Herr Abholz der Meinung, durch das Primärarztsystem werden in der Solidargemeinschaft Ko
sten eingespart.
Die Begriffsbestimmung von Herrn Ab
holz ist nicht klar definiert. Denn im Gesetz steht: »Die ärztliche Versorgung gliedert sich in hausärztliche und eine fachärztliche Versorgung. Herr Abholz spricht jedoch von einer spezialärztli
chen Versorgung. Er scheint hier aus
schließlich die Spezialisten zu meinen, die »mit Laserinstrumenten die Gefäße reinigen«. (...)
Sicher bestehen zum Teil große Koordi
nationsprobleme. Wenn ein Patient hochspezialisierte Fachärzte primär aufsucht und seinem Hausarzt davon nichts mitteilt, ist dieser natürlich in weiten Bereichen von der Gesundheit
bzw. der Krankheit seines Patienten nicht informiert. Eine Lösung in der Zu
zahlung beim Facharzt zu sehen, halte ich für unausgewogen. Damit hätten wir direkt eine Zweiklassenmedizin ge
schaffen.
Die Behauptung, daß die Behandlung durch den Facharzt, ohne Einschaltung des Hausarztes gefährlicher sei, ist äußerst gewagt. (...) Das beste jedoch ist, daß in Zukunft der Patient zwei Primärärzte aussuchen kann, jedoch nur einmal im Jahr zum Gynäkologen oder Augenarzt darf. Gerade die beiden Fächer sind völlig ungeeignet, hier für das Spezialistentum herangezogen zu werden. Denn für viele Frauen ist der Gynäkologe der Hausarzt und für viele Augenpatienten, z.B. Glaukomkranke und Diabetiker, ist der Augenarzt we
nigstens genauso wichtig wie der Haus
arzt.
Prof. Dr. med. P.-D. Steinbach Marienhospital
Chefarzt der Abt. für Augenheilkunde Rochusstraße 2
40479 Düsseldorf
(...) 1. Die Versorgung der Bevölkerung mit entsprechenden Fachärzten hat we
sentliche zum hohen Niveau unserer ambulanten Versorgung beigetragen.
(...) Die Rolle des Hausarztes will keiner
schmälern, doch zu unterstellen, die Werbung würde die Patienten zum Spe
zialisten bringen, trifft insofern nicht, als das von Ihnen angesprochene »La
serreinigen von Gefäßen« und andere Verfahren z.B. aus der Laserchirurgie gar nicht zum Katalog der Gesetzlichen Krankenversicherung gehören und so
mit das gemeinsame Gesundheitsbud
get auch nicht belasten.
Bitte denken Sie hier auch an viele so
genannte Hausärzte, die über Ozonthe
rapie, Frischzellen und Lichtbehand
lung heftig bemüht sind, auch leistun- gen außerhalb der GKV zu erbringen.
(...)
4. Wenn Sie für einen weiteren Abzug von 10% vom Honorar des Facharztes plädieren, sofern er direkt vom Patien
ten aufgesucht wird, so darf ich Ihnen mitteilen, daß ich als Augenarzt für rund 42,-DM im Quartal hochqualifi
zierte Arbeit mit erheblicher Vorinvesti
tion in die Praxis einbringe. Dies ist (...) gerade noch kostendeckend und bringt keinen Gewinn. Ein Hausarzt erzielt hier, mit wenig Investment, erheblich mehr. (...)
5. Widersprechen muß ich Ihrer An
merkung, das Hausarztsystem sei billi
ger: Wenn z.B. die Glaukompatienten mit gesperrter Chipkarte einmal im jahr einen Augenarzt aufsuchen kön
nen, so ist bei den erforderlichen acht
wöchigen Kontrollen mehrmals im Jahr eine Überweisung durch den Hausarzt notwendig. Dieser wird, obwohl er in dem Quartal vielleicht gar nicht ge
braucht wird, mit erweitertem Hände
druck die 1 und die Hausarztpauschale mitnehmen, fürwahr nicht kosten
dämpfend. (...)
6. Den Boden der Ihnen aufzuerlegen
den Neutralität und Ausgewogenheit des Verhaltens eines Direktors und Lehrstuhlinhabers haben Sie jedoch mit der Formulierung »Ein Hausarztsystem ist preisgünstiger und zumeist auch in der Ver
sorgung ßr den Patienten ungefährlicher*
endgültig verlassen. Mit dieser Unter
stellung verunglimpfen Sie den Fach
arzt pauschal und stellen ihn als Pfu
scher hin, vor dem Sie und Ihre Haus
arztkollegen den Patienten vorgeblich schützen müssen.
Dr. med. Georg E. Palme Augenarzt
Louise Dumont Straße 1 40211 Düsseldorf
ZEy\. 429
AKTUELL
Maligne Lymphome
Ist die REAL-Klassifikation für den Hausarzt bedeutsam?
Hans-joachim Grupp REHA-Klinik »Ob der Tauber«
(LVA Württ.), Bad Mergentheim
In den letzten Jahren hat sich die Welt der Non-Hodgkin-Lymphome bewegt;
Das Grundlagenwissen hat erheblich zugenommen, ein vom bisherigen ab
weichendes therapeutisches Prozedere kann bewertet werden, eine neue Ein
teilung maligner Lymphome etabliert sich international einheitlich. Letztere ist das Thema dieser Übersicht; vor ihrem geschichtlichen Hintergrund werden die von der REAL definierten Lymphom-Entitäten unter praktischen Gesichts
punkten erläutert.
Die International Lymphoma Stu
dy Group ILSG stellte nach mehr
jährigen Vorarbeiten ihre Einteilung maligner Lymphome vor; REAL = Re
vised European American Lympho
ma. Zielvorstellungen waren die De
finition sogenannter biologischer Krankheitsentitäten, eine höhere Be
fundreproduzierbarkeit als mit den bisherigen Klassifikationen sowie eine verbesserte transatlantische wissenschaftliche Kommunikation.
Nach Einschätzung von Gruppen
mitgliedern (Stein et al. in 2) ist eine kompromißhafte Integration bisher differierender Vorstellungen auf der Grundlage der Morphologie und neu
ester immunphänomenologischer sowie molekulargenetischer Er
kenntnisse unter Einbeziehung der klinischen Präsentation der Lym
phome erreicht worden. In diesem Rahmen konnten einige Entitäten erstmalig abgegrenzt, andere neu de
finiert und bereits bekannte in eine gemeinsame Klassifikation aufge
nommen werden. Beidseits des At
lantik ist REAL bisher nicht durch
gängig akzeptiert: in Deutschland wird von einigen die als zu wenig dif
ferenzierend empfundene Darstel
lung gleichermaßen der hochmalig
nen Lymphome wie der T-Zell-Er- krankungen kritisiert. Allerdings konnte möglicherweise aus genann
tem Grunde bei einem Expertentref
fen unter Zugrundelegung der REAL-
430
Klasifikation eine nie dagewesene Befimd-Reproduzierbarkeit von 90%
erreicht werden (Studie von J. Armi- tage, vorgestellt auf dem Treffen der American Society of Hematology 12/1996, zit. n. Stein et al. in 2). Die WHO hat bei der Ausarbeitung ihres für 1999 erwarteten Klassifikations- Handbuches weite Anteile von REAL
übernommen. Abb. 1: Beispiel eines klinisch indolen
ten malignen Lymphoms
Tab. 1: Klinische Gruppierung der REAL-Klassifikation (vorläufige Form nach 1,2 modifiziert)
B-Zell-Reihe
I. Indolente Lymphome:
Chronische lymphatische Leukämie Immunozytom (M. Waldenstroem) Haarzell-Leukämie
Marginalzonen-B-Zell-Lymphom - extranodal (MALT)
- nodal (monozytoid) -splenisch
Follikuläre Keimzentrumslymphome Grad l/ll II. Aggressive Lymphome:
Plasmozytom/multiples Myelom Mantelzell-Lymphom
Follikuläres Keimzentrumslymphom Grad III Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom Mediastinales B-Zell-Lymphom Burkittähnliches B-Zell-Lymphom III. Sehr aggressive Lymphome
Vorläufer B-Zell-lymphoblastisches Lymphom Burkitt-Lymphom
IV. M. Hodgkin
T-Zell-Reihe
Mycosis fungoides
Chronische adulte T-Zell-Leukämie/Lymphom
Unspezifizierte T-Zell-Lymphome Angioimmunoblastisches Lymphom Angiozentrisches Lymphom Intestinales T-Zell-Lymphom
Anaplast. großzelliges T-/Null-Zell-Lymphom
Vorläufer T-Zell-lymphoblastisches Lymphom Adultes T-Zell-Lymphom/Leukämie
Z. Allg. Med. 1999; 75: 430 - 434. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1999
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I Klinische Dignitätskriterien der REAL- Klassifikation (nach 2)
/. Indolente Lymphome
Langsam progredienter Verlauf mit spontanen Regressionen, Lebenserwartung mehrere Jahre, mäßige Empfindlichkeit gegenüber konventio
neller Chemotherapie ohne signifikante Aussicht auf Heilung, gute Empfindlichkeit gegenüber Strahlentherapie in lokalisierten Stadien ff. Aggressive Lymphome
Rasch progredienter Verlauf, Lebenserwartung ohne Behandlung mehrere Monate, mäßige bis gute Empfindlichkeit gegenüber konventioneller Chemotherapie mit begrenzter kurativer Perspek
tive, gute Empfindlichkeit gegenüber Strahlen
therapie als adjuvante Therapiemaßnahme fff. Sehr aggressive Lymphome
Akut lebensbedrohlicher Verlauf, Lebenserwar
tung ohne Behandlung wenige Wochen, gute bis sehr gute Empfindlichkeit gegenüber konventio
neller Chemotherapie mit guten Aussichten auf Heilung, gute Empfindlichkeit gegenüber Strah
lentherapie als adjuvante Therapiemaßnahme
I Lymphom-Entitäten
Die Klassifikation unterscheidet in funktioneller Hinsicht die B- und T- Zell-Reihe und innerhalb dieser je
weils lymphoblastische Vorläufer- Lymphome von Differenzierungs-
bzw. Funktionsformen. Im Gegen
satz zur Kieler Klassifikation (8) ist der vom Pathologen definierte Mali
gnitätsgrad, unter anderem wegen verlaufsimmanent möglicher Di
gnitätsänderung individueller Lym
phome, kein vordergründiges Ord
nungsprinzip mehr. Folgende weite
re Unterschiede (Müller-Hermelink u. Ott in 1) müssen beachtet werden;
■ das lymphoplasmozytoide Immu
nozytom gilt nun als plasmazel
lulär differenzierte Variante der B- CLL:
■ das lymphoplasmozytische Immu
nozytom behält nach anfänglicher Diskussion diesen Namen und be
inhaltet im wesentlichen den M.
Waldenstroem;
■ das polymorphe Immunozytom wird wegen Heterogenität nicht mehr definiert und geht in Keim
zentrums-, Marginalzonen- und großzelligen B-Zell-Lymphomen auf;
■ das Mantelzell-Lymphom ent
spricht dem zentrozytischen NHL;
■ das CB/CC- sowie die follikulären CB-NHL werden nun als Follikel- zentrumstumore Grad 1-3 be
zeichnet;
■ ein diffuses großzelliges B-Zell- Lymphom beschreibt mit Ausnah
me des weiterhin bestehenden
r
Abb. 2: Beispiel eines klinisch aggressiven malignen Lymphoms
Burkitt-Lymphoms sowie Einbe
ziehung des neu definierten T-zell- reichen B-Zell-Lymphoms sämt
liche anderen peripheren hochma
lignen B-NHL (eine fakultative Sub
typisierung ist erlaubt);
■ gleichermaßen ersetzt ein unspe- zifiziertes peripheres T-Zell-Lym- phom die Kieler T-Zonen-, lym
phoepitheliale Lennert- sowie pleomorphe HTLVl neg. Lympho
me;
■ eine klinisch und molekulargene
tisch neu definierte Erkrankung ist das primär mediastinale/thymi- sche B-Zell-Lymphom;
■ der Terminus »großzellig anapla- stisch« beschreibt nur noch Lym
phome mit O- oder T-Zell-Phäno- typ-
In bisherigen Klassifikationen nicht gemeinsam und nun zusam
men geführt sind:
■ die Marginalzonen-B-Zell-Lympho- me (MZBL) vom splenischen und MALT-iyp;
■ die angiozentrischen T-Zell-Lym- phome der fazialen Mittellinie (Lethal midline granuloma; nasale T-/NK-Lymphome) sowie das in
testinale T-Zell-Lymphom mit/oh
ne Enteropathie;
■ der M. Hodgkin mit bekannten Subtypisierungen.
Als vorläufige Entitäten gelten
■ ein nodales Marginalzonen-B-Lym- phom;
■ ein diffuses Keimzentrumslym
phom;
■ das lymphozytenreiche Paragra
nulom im Bezug zum M. Hodgkin;
■ ein plasmoblastisches Lymphom, welches vorzugsweise bei HlV-In- fizierten oropharyngeal auftritt;
■ ein burkittähnliches B-Zell-Lym- phom;
■ ein intravaskuläres endotheliotro- pes B-Zell-Lymphom.
Übrige Erkrankungen entsprechen im wesentlichen der Kiel-Klassifika
tion.
433