Kurt Edzard: ~iegenderJüngling, Bronze, 1925
Das Flüchtige, den Reiz des Augenblicks, versuchen auch die kleinen Tierbronzen festzuhalten, mit denen Renee Si n t e n i s (geb. 1888), eine Bildhauerin von ausge~
sprochener Eigenart, b~kanntgeworden ist. Ein weibliches Empfinden für das rüh~
rende Ungelenke, wie es etwa aus jungen Fohlen mit ihren schweren Köpfen und den überlangen Beinen spricht, führt liier mit einer männlich sicheren Hand, die das Material der Bronze höchst lebensvoll plastisch zu gestalten weiß, oft zu Kleinplastiken von ungewöhnlichem, skurrilem Zauber (Abb. S. 62-63). Neben Bildnisköpfen hat Renee Sintenis auch ·Figuren von Boxern, Polospielern, Läufern gebildet. Sie alle zeigen den Sinn für den flüchtigen Augenblick wie auch jene Daphne für das Behnhaus in Lübeck, wo ein fließender Moment erfaßt ist, wenn der über~
schmale Frauenkörper der Daphne mit hochgerissenen Armen und Händen, die eben Äste werden wollen, sich in einen Baum verwandelt.
Unter den Bildhauerinnen tritt auch die Rheinländerin. Milly S te ger (geb. 1881) hervor. Sie fand nach dem Krieg, nicht zuletzt unter dem Einfluß Kolbes, bei dem sie gearbeitet hatte, den Weg zum eigenen plastischen Schaffen (Abb. S. 64-65).
Das Weibliche spricht aus diesen Arbeiten mit Innerlichkeit, Wärme und zu~
weilen mit ursprünglicher Kraft. Der Gefühlsausdruck ist dabei häu~gbestimmend.
Er verbindet sich jedoch mit einer plastischen Vitalität, wie sie selbst unter den männlichen Bildhauern heute nicht häufig ist, und gibt ihr,en besten Arbeiten neben 59