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Künstlicher Tiefschlaf Barmherzige Brüder Wien

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Academic year: 2022

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8 granatapfel7–8 ∙ 2017

Gesundheit

&

Lebenshilfe Anästhesie

dann mehr Mittel als einer, der vorher keine genommen hat.

Ganz allgemein kann man sagen, dass der künstliche Tiefschlaf den Körper entlasten und den Heilungsprozess fördern soll. Die PatientInnen auf der Intensivstation werden rund um die Uhr überwacht und von speziell ausgebildeten ÄrztInnen und Pflegepersonen versorgt. Pflegepersonen und ÄrztInnen haben hier auch deutlich weniger PatientInnen zu betreuen als auf einer Normalstation, weil die Betreuung der IntensivpatientInnen viel aufwendiger ist. Wir haben bei den Barmher- zigen Brüdern Wien zwölf bis 16 Betten auf der Intensivstation, und unter der Woche sind rund um die Uhr zwei Ärzte vor Ort.

In welchem körperlichen Zustand ist der Patient im künstlichen Tiefschlaf?

In der Regel arbeiten Herz, Leber, Darm und Niere selbsttätig. Die PatientInnen werden aber künstlich beatmet. In manchen Fällen senken wird die Körpertemperatur auf 35 bis 32 Grad. Das verlangsamt den Stoffwechsel und mindert den Sauerstoffbedarf. Und die PatietInnen werden künstlich ernährt. Wobei wir heute bestrebt sind, die Nahrung nicht intravenös über die Blutbahn, sondern mög- lichst über natürlichem Weg, sprich über den Magen, zu verabreichen. Über einen Magenschlauch oder eine Magensonde wird analog zu den normalen Essenszeiten drei- bis fünfmal am Tag spezielle Sonden-Nahrung gegeben.

Bekommt der Patient während des Schlafs etwas von seiner Außenwelt mit?

Granatapfel: In welchen Fällen werden PatientInnen in künstlichen Tiefschlaf versetzt?

Prof. Chiari: Der künstliche Tiefschlaf kommt nach Unfällen, lebensbedrohlichen Erkran- kungen oder schweren Operationen zum Ein- satz, beispielsweise nach schweren Herzope- rationen. Der häufigste Grund für künstlichen Tiefschlaf nach großen Operation ist, dass die Körpertemperatur während der Operation gesunken ist. Wir können den Patienten aber erst aufwecken, wenn er eine normale Kör- pertemperatur hat. Sonst würde er zu zittern beginnen, und das braucht sehr viel Sauer- stoff, was gerade bei herzkranken Menschen sehr ungünstig wäre. Ganz allgemein werden PatientInnen, die künstlich beatmet werden müssen, in künstlichen Tiefschlaf versetzt, weil das im Wachheitszustand sehr unange- nehm wäre. Auch PatientInnen mit schweren Hirnverletzungen oder starken Schmerzen werden in künstlichen Tiefschlaf versetzt.

Wie versetzen Sie PatientInnen in künstlichen Tiefschlaf?

Mithilfe von Narkose- und Schmerzmedika- menten wird der Patient kontrolliert in einen Zustand versetzt, in dem der Wachheitszu- stand reduziert ist. Wobei die Sedierung sehr tief oder auch nur mild sein kann. Dafür gibt es verschiedene Medikamente. Einige setzen wir in allen Fällen ein. Aber darüber hinaus müssen wir die Grunderkrankung beachten:

PatientInnen mit einem Herzproblem legen wir mit einem anderen Mittel schlafen als je- manden, der herzgesund ist. Wer davor schon Schmerzmittel genommen hat, der braucht

Künstlicher Tiefschlaf

Barmherzige Brüder Wien Künstlicher Tiefschlaf ist ein Begriff, der immer wieder zu hören oder in den Medien zu lesen ist. Wir haben die Fachärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin Primaria Univ.-Prof. Dr. Astrid Chiari gefragt, wann und warum diese Maßnahme ergriffen wird.

V O N B R I G I T T E V E I N F U R T E R

Primaria Univ.-Prof. Dr.

Astrid Chiari ist Fachärz- tin für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie bei den Barmherzigen Brüdern Wien.

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Fotos: Barmherzige Brüder Wien, ClipDealer

Das ist unterschiedlich, es gibt ja verschie- dene Abstufungen der Sedierung. Manche PatientInnen reagieren auf ihren Namen und öffnen die Augen. Oder sie drücken die Hand, dämmern dann aber wieder weg.

Wie lange dauert ein künstlicher Tief- schlaf?

Früher hat man die PatientInnen oft wochen- lang in den künstlichen Tiefschlaf versetzt, das macht man jetzt nicht mehr. Man ver- sucht die Periode möglichst kurz zu halten.

Beispielsweise eine Nacht nach einer großen Operation oder einige Tage bei einer schweren Lungenentzündung. Bei einem Schlaganfall dauert er unter Umständen länger.

Wie wird der Patient wieder aus dem Tiefschlaf geholt?

Ist der Patient stabilisiert und lässt es die Verletzung oder Erkrankung zu, beenden wir

den künstlichen Tiefschlaf, indem wir die Medikamen- te und die künstliche Beat- mung langsam reduzieren.

Während des Aufwachens kann es zu Schwitzen, Kreislaufproblemen oder Verwirrung kommen. Das sind vorüber- gehende Reaktionen des Körpers, die sich mit

Medikamenten meist gut behandeln lassen.

Vertraute Gegenstände, Fotografien von Ange- hörigen, Musik oder auch Angehörige selbst, wenn sie bereit dazu sind, können dem Pati- enten helfen, sich wieder zurechtzufinden.

Es kann in der Aufwachphase aber auch zu einem Delir kommen: zu einem sogenann- ten hyperaktiven Delir, bei dem der Patient sehr aggressiv ist, oder zu einem hypoakti- ven Delir, bei dem er teilnahmslos ist, nicht sprechen und nicht atmen möchte. Betroffen sind meist ältere Menschen und solche, die mit bestimmten Medikamenten über längere Zeit sediert wurden. Ein Delir kann aber auch Ausdruck einer plötzlichen Gesundheitsver- schlechterung sein, wenn etwa eine Infektion ausbricht. In jedem Fall ist sofortiges ärztli- ches Handeln nötig.

Besteht die Gefahr, dass das Aufwecken nicht gelingt?

Das kann natürlich vorkommen. Es liegt aber nicht an der Medikation des Tiefschlafs, sondern an der Grunderkrankung oder Ver- letzung: Wenn diese so schwer war, dass der Körper sie nicht bewältigen konnte, zum Bei- spiel ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, dann kann es schon passieren, dass der Patient nicht mehr aufwacht.

Auf der Intensiv- station werden die PatientInnen rund um die Uhr überwacht.

Der künstliche Tiefschlaf soll

den Körper entlasten und

den Heilungsprozess fördern.

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