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Academic year: 2022

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ORDEN & CHRISTLICHE WELT Barmherzige Brüder

Ein Leben für die Kranken

Seit den Zeiten des Ordensgründers Johannes von Gott sind die meisten Barmherzigen Brüder in der Krankenpflege tätig. Auch heute noch. Frater Ambrosius Namacˇinski ist einer von ihnen. Er arbeitet als Pflegehelfer am Wiener Brüder-Krankenhaus.

TEXT: BRIGITTE VEINFURTER

or fünf Uhr früh beginnt der Tag für Frater Ambrosius, denn schon um halb sechs Uhr beten die Brüder des Wiener Konvents in der Klosterkirche gemeinsam die Laudes und fei- ern die Heilige Messe. Danach folgt das Früh- stück. „Da ist die Zeit immer etwas knapp“, erzählt Frater Ambrosius, „denn schon um sieben Uhr beginnt mein Dienst im Kranken- haus, und davor muss ich noch den schwar- zen Habit gegen den weißen – unser Arbeits- gewand – tauschen.“

Vom Konvent, wo die Brüder leben, zum Krankenhaus sind es nur wenige Schritte über den Hof. Frater Ambrosius arbeitet im zwei- ten Stock, an der Internen Abteilung. Je nach Einteilung übernimmt er als Pflegehelfer ver- schiedene Aufgaben. „Meistens beginne ich mit dem Kochen von Tee und Kaffee für die

PatientInnen und teile das Frühstück aus, Pa- tientInnen, die Hilfe benötigen, helfe ich beim Essen“, berichtet er. „Nach dem Frühstück bringe ich, wenn gewünscht, frische Wäsche, oder helfe jenen, die Hilfe brauchen, beim Waschen oder Duschen.“ Weiters gehören das Blutdruck- und Fieber-Messen und das Aus- teilen der Medikamente zu seinen Aufgaben.

Dazwischen läutet immer wieder die Glocke, wenn eine Patientin oder ein Patient etwas braucht. „Dann läuft einer von uns in das be- treffende Zimmer“, berichtet er. „Gerne über- nehme ich das, damit ich mich mehr bewege.“

So vergeht der Vormittag sehr rasch. Um zwölf Uhr kommen die Brüder wieder zum Gebet in die Kirche, danach essen sie gemein- sam zu Mittag. Nach der Mittagspause hat Frater Ambrosius von 14.30 bis 17.30 Uhr wieder Dienst im Krankenhaus. Jetzt stehen oft Besprechungen, Vorbereitungen für den nächsten Tag und Essensbestellungen der Pa- tientInnen auf dem Programm. Und dann war- ten die PatientInnen auf das Abendessen.

Um 17.45 Uhr beten die Brüder gemeinsam die Vesper und den Rosenkranz. Es folgt das Abendessen, und um ca. 19 Uhr beten sie zum Abschluss des Tages gemeinsam in der Kirche die Komplet. „Danach ziehen wir uns in unse- re Zimmer zurück“, erzählt Frater Ambrosius,

„aber dann war es auch schon ein langer Tag.“

Jugoslawien – Kroatien – Österreich

Frater Ambrosius stammt aus der Vojvodina im Norden des heutigen Serbien, als er 1966 dort geboren wurde, gehörte sie zu Jugoslawi- en. Hier wuchs er auf und besuchte die Schu- le. „Meine Familie war religiös, jeden Sonntag sind wir in die Kirche gegangen“, erinnert er

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Frater Ambrosius liebt die Natur, gerne erledigt er Gartenarbeit im Hof des Wiener Konvents.

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Fotos: Barmherzige Brüder, Brigitte Veinfurter

habe ich diese schwierige Zeit geschafft und nun bin ich zufrieden, wenn ich den Kran- ken helfen kann.“ Frater Ambrosius wurde im Jahr 2000 als Oblate in den Orden aufgenom- men, das heißt, er lebt mit den Barmherzigen Brüdern, ohne die ewigen Gelübde abgelegt zu haben.

„Mädchen für alles“

Drei Jahre arbeitete Frater Ambrosius im Al- ten- und Pflegeheim in Kritzendorf, danach wechselte er vor mehr als zehn Jahren ans Wiener Brüder-Krankenhaus. Hier arbeitet er nicht nur in der Pflege als „Mädchen für alles“, wie er selbst sagt, sondern ist auch für geist- liche Gespräche bereit, wenn die PatientInnen das möchten und er Zeit dafür hat. „Viele Pa- tientInnen freuen sich, dass ein Barmherziger Bruder an ihr Krankenbett kommt“, weiß er aus Erfahrung. „Viele haben gar nicht ge- wusst, dass noch Ordensbrüder in der Pflege arbeiten.“

Wichtige Kraftquelle für Frater Ambrosius ist die Natur. Wehmütig denkt er an seine Zeit in Kritzendorf zurück: „Mein Zimmer hatte eine Terrasse, ich blickte ins Grüne. In der Früh den Sonnenaufgang zu erleben und die Vögel singen zu hören, das war sehr schön.

Die Versetzung nach Wien brachte dann eine große Umstellung für mich.“ In der Umgebung des Wiener Brüder-Krankenhauses gibt es nur wenig Grün, aber der Konvent verfügt immer- hin über einen kleinen begrünten Hof. Hier betätigt sich Frater Ambrosius gerne bei der Gartenarbeit – von Rasenmähen bis Laubrech- nen. „Das ist für mich der beste Ausgleich zur Arbeit im Krankenhaus, richtige Erholung“, betont er lächelnd.

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sich. „Danach habe ich zu Hause gefrühstückt und von zehn bis zwölf Uhr haben wir am Sonntag immer Fußball gespielt … das war schön.“

Er absolvierte eine Ausbildung zum Dre- her und arbeitete rund zwei Jahre in der Stadt Novi Sad. „Ich habe bei einer Tante gewohnt und immer eine Arbeit gehabt“, blickt er zu- rück, „aber irgendwie begann ich nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Da hat mir eine Cousine das Buch ,Leben nach dem Tod‘

von Raymond Moody empfohlen. Der Medi- ziner und Psychiater beschäftigt sich darin mit Nahtod-Erfahrungen. Nach dem Lesen des Buches habe ich mich dazu entschieden, Theologie zu studieren.“ Frater Ambrosius studierte in Kroatien, musste sein Studium aber nach drei Jahren wegen des Balkankrie- ges beenden. „Ich bin zu den Franziskanern gegangen, habe mich dort aber nicht richtig wohlgefühlt“, blickt er auf diese schwierige Zeit zurück. Durch Mundpropaganda hörte er von den Barmherzigen Brüdern in Öster- reich und suchte um die Aufnahme an. Zuerst musste er Deutsch lernen, danach absolvierte er seine Probezeit in Graz und Wien. „Leider konnte ich nicht die Feierliche Profess able- gen“, blickt er zurück. „Aber mit Gottes Hilfe

Barmherzige Brüder

Durch Mund- propaganda

hörte er von den Barmherzigen

Brüdern in Österreich und

suchte um die Aufnahme an.

Das Verteilen der Medikamente gehört zu den Aufgaben von Frater Ambrosius.

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