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Beraten statt bestrafen

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Bayerisches Ärzteblatt 6/2004 381

KVB informiert

In den vergangenen Jahren haben sich die Aus- gaben für Arzneimittel zu dem am stärksten stei- genden Kostenfaktor in der Gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV) entwickelt. Inzwischen sind diese Ausgaben annähernd genauso hoch wie die gesamten Aufwendungen für die ärzt- lichen Leistungen im ambulanten Bereich. Umso wichtiger ist es, dass flächendeckend möglichst wirtschaftlich bei gleichzeitiger Qualitätsorientie- rung verordnet wird. Dies ist eines der wesent- lichen Anliegen des Arzneimittel-Programms der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), das seit gut eineinhalb Jahren läuft. Zeit für eine Zwischenbilanz:

Auch wenn die Akzeptanz des Programms sehr hoch ist und bayernweit über 75 % aller Praxen daran teilnehmen, so bedarf es den- noch harter Überzeugungsarbeit, auch die restlichen Ärztinnen und Ärzte für die Mit- arbeit zu gewinnen. Eigens zu diesem Zweck hat das Team des KVB-Kompetenzzentrums Verordnungsmanagement um Leiterin Edda Höhn einige Zahlen zusammengestellt, die die Bedeutung einer gezielten Steuerung der Arzneimittelverordnungen eindrücklich bele- gen. So wurden in Bayern im ersten Halbjahr 2003 Rezepte für ein Cholesterin senkendes Medikament in Höhe von 37 Millionen Euro ausgeschrieben. Das Einsparvolumen durch eine Umstellung auf günstigere Generika hät- te in diesem Fall sage und schreibe 22 Millio- nen Euro betragen.

Über 3000 Gespräche

Dieses und noch weitere Beispiele sind fester Bestandteil der Pharmakotherapie-Beratun- gen, die durch Beratungsärzte und die Apo- theker der regionalen Standorte durchgeführt werden. Insgesamt fanden im vergangenen Jahr 3374 solcher Beratungsgespräche statt.

Im Schnitt dauerte ein Einzel- oder Grup- pengespräch 75 Minuten, die telefonischen Beratungen – ein Service, um Ärztinnen und Ärzten vor allem in akuten Fällen eine zeit- und kostenintensive Anfahrt zu ersparen – fielen mit durchschnittlich 45 Minuten etwas kürzer aus. „Zielgruppe“ für diese eingehen- den Gespräche sind vor allem jene Praxen, die ihre individuellen Richtgrößen stark über- schreiten, einen niedrigen Generika-Anteil aufweisen oder ein steigendes Verordnungs- volumen in zwei aufeinander folgenden

Halbjahren haben. „Unser Anliegen ist eine neutrale Beratung, unabhängig von den Inter- essen der Pharmaindustrie“, so Edda Höhn.

Dafür wird als Vorbereitung eine auf den ein- zelnen Arzt zugeschnittene Bedarfsanalyse durchgeführt, in der Faktoren wie der aktuel- le Stand der Arzneimittelausgaben, die Ein- schätzung der Zielerreichung sowie die Ver- wendung von Alternativen, die ohne Quali- tätsverlust einsetzbar sind, eine wichtige Rol- le spielen. Die Analyse wird in einer Bera- tungsmappe dokumentiert.

Positives Feedback

Was halten nun die bayerischen Ärztinnen und Ärzte von diesem Serviceangebot? Eine Umfrage unter 1000 Mitgliedern der KVB ergab, dass drei Viertel von ihnen sehr inter- essiert an den Arzneimittelausgaben sind und fast alle es für wichtig bzw. sehr wichtig hal- ten, das gesteckte Ziel bei den Arzneimittel- ausgaben zu erreichen. Während 60 % der Befragten das Arzneimittel-Programm der KVB begrüßten, hatten lediglich 7 % aller Befragten einen negativen Eindruck davon.

Auch die Auswertung der Feedback-Bögen der einzelnen Beratungsgespräche brachte ei- ne sehr positive Resonanz. So gab es für die

angenehme Gesprächsatmosphäre die Note 1,03 und für die Kompetenz der beratenden Gesprächspartner immerhin die Note 1,08 (auf einer Skala zwischen 1 und 5).

Dass sich die vielen Beratungsgespräche ge- lohnt haben, zeigen jedoch nicht nur diese Umfragen, sondern vor allem die „harten Fakten“. So hatten die Teilnehmer des Arz- neimittel-Programms, die auch eine Beratung in Anspruch genommen hatten, bei dem Arz- neimittelumsatz im Vergleich von 2003 zu 2002 ein Minus von 1,5 %, während bei den Teilnehmern des Programms ohne Beratung ein Plus in Höhe von 3 % zu verzeichnen war. Zum Vergleich: Der Zuwachs bei den Nicht-Teilnehmern des Bayerischen Arznei- mittel-Programms betrug über 5 %. Dazu Dr. Werner Sitter, einer der „Väter“ des Pro- gramms: „Aufgrund der bisherigen Erfahrun- gen sind wir überzeugt, dass wir mit unserer Devise ‚Beratung statt Bestrafung‘ auf dem richtigen Weg sind. Ich bin sicher, dass es uns auf Grund des großen Interesses der Teilneh- mer wie auch des hohen Engagements unse- rer Beratungsärzte und -apotheker gelingen wird, das bundesweit anerkannte Renommee der bayerischen Vertragsärztinnen und Ver- tragsärzte aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verordnungsweise weiter zu festigen.“

Martin Eulitz (KVB)

Beraten statt bestrafen

Zurzeit die stärksten Kos- tentreiber in der GKV: die Arzneimittel.

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