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R – wie Risperidon

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Academic year: 2022

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V

on der Antike bis zum 19. Jahrhun- dert wurden meist übernatürliche Kräf- te wie die Besessenheit von Dä- monen oder göttlicher Zorn, als Ursache für psychische Erkran- kungen herangezogen. Im Mit- telalter schließlich gipfelten die- se Vorstellungen in der Verbren- nung psychisch kranker Men- schen als Hexen auf dem Schei- terhaufen. Ihren heutigen Na- men erhielt die Schizophrenie (Gespaltener Geist) schließlich 1896 vom Schweizer Psychiater Egon Bleuler (1857 bis 1939), der durch seine Namenswahl die Zerrissenheit der Psyche als her- vorstechendstes Merkmal beto- nen wollte.

Schlafkuren, Fiebertherapien, bei syphilitischer Hirn- und Geisteskrankheit die Infektion mit Malariaerregern, die tat-

sächlich den Verfall der Persön- lichkeit zum Stillstand brachte, während die Infektion selbst mit Chinin behandelt wurde, brach- ten Ende des 19., Anfang des 20.

Jahrhunderts gewisse Teiler- folge. Der ungarische Psychiater Ladislaus Joseph Meduna (1896 bis 1965), der einen Zusammen- hang zwischen Schizophrenie und Epilepsie vermutete, be- gründete 1934 eine Cardiazol- Krampftherapie. Künstlich er- zeugte Konvulsionen sollen hierbei in zahlreichen Fällen tatsächlich eine Heilung der Schizophrenie bewirkt haben.

Kurze Zeit später empfahl der polnische Arzt Manfred Sakel (1901 bis 1957) eine Insulin- schocktherapie, die vor allem der Schweizer Psychiater Max Müller (1894 bis 1980) zur Schizophreniebehandlung an- wendete.

Systematische Suche Die Therapie mit spezifischen Psy- chopharmaka begann jedoch erst in den 1950er-Jahren. Die Kenntnisse über die Ursachen von Psychosen hielten sich da- mals noch in sehr engen Gren- zen. Der zunehmende Fort- schritt in der Pharmakologie stimmte Ärzte und Forscher je- doch zuversichtlich, auch für das Gebiet der psychischen Stö- rungen Moleküle zu finden, mit denen sich die Leiden der Be- troffenen lindern ließen. Das 1950 von dem Chemiker Paul Charpentier synthetisierte Phe- nothiazinderivat Chlorproma- zin wurde ab 1952 zunächst von den beiden Psychiatern Jean De- lay (1907 bis 1987) und Pierre Deniker (1917 bis 1998) gegen Manie, später insbesondere gegen Schizophrenie eingesetzt.

Auf der Suche nach einem Mit-

tel gegen durch Amphetamin verursachte psychotische Zu- stände fanden Dr. Paul Janssen (1926 bis 2003) und sein Mitar- beiter Bert Hermanns im Feb- ruar 1958 Haloperidol. Dieses stellte sich als hochpotentes Neuroleptikum aus der Gruppe der Butyrophenone heraus und wurde schnell zum Mittel der Wahl bei Schizophrenie. Noch heute ist es in mehr als 90 Län- dern erhältlich und wird von der Weltgesundheitsorganisation als eines der unverzichtbaren Arz- neimittel gelistet. Seine stabile und zuverlässige Wirkung mach- te es für Jahrzehnte zum Maß- stab sämtlicher Neuentwicklun- gen. Im Laufe der Zeit entstan- den noch weitere Butyrophe- none (etwa Pipamperon, 1960/

61, und Bromperidol, 1966).

Die nächste Generation Das Jahr 1984 brachte mit der Ent- wicklung von Risperidon, einem Benzisoxazolderivat und ent- fernt verwandt mit Haloperidol, einen neuen Durchbruch. Als das Medikament 1993 auf den Markt kam, begründete es eine gänzlich neue Generation von Antipsychotika. Im Gegensatz zu seinem Urahn Haloperidol beziehungsweise Pipamperon ist Risperidon sehr viel aktiver und erzielt sowohl bei den positiven Symptomen (wie Wahnvorstel- lungen, Halluzinationen) als auch den negativen Symptomen (wie Apathie, sozialer Rückzug) eine erhebliche Verbesserung.

Risperidon wird häufig auch als atypisches Neuroleptikum be- zeichnet, da es nicht oder kaum zu extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen kommt. Das steht ganz im Gegensatz zu den klassischen Neuroleptika der ersten Generation.

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Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

Wirkstoffe von A bis Z – historisch beleuchtet

Innovationen fallen nicht vom Himmel. Das gilt auch für dieses Neuro-

leptikum. Hier wird die Geschichte seiner Entwicklung nachvollzogen.

© Andrey Maltsev / www.fotolia.com

PRAXIS R WIE RISPERIDON

28 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2012 | www.pta-aktuell.de

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