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Liberale Dekadenz

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DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de

Nr. 6/2010 19. Februar 2010

DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik

Liberale Dekadenz

Wenn Ideologie auf Praxis trifft, wird das Regieren zur Qual. So geht es seit über hundert Tagen der FDP. Um den freien Fall in der Wählergunst zu stoppen, geht der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle nun zum Angriff über. Anlass ist das Verfassungsgerichtsurteil zu den Hartz IV-Regelsätzen. Wer hart arbeitet, müsse mehr haben als jemand, der nicht arbeitet, so der gelbe Au- ßenminister. Die wirklichen Leistungsträger gelte es gegen maßlose Forderungen der Sozialpolitiker zu schützen.

Richtig ist, dass das Leistungsprinzip kaum mehr Gültig- keit hat. Das liegt jedoch nicht an zu hohen Sozialleis- tungen, sondern an zu niedrigen Löhnen. Zudem ist der soziale Aufstieg durch Bildung und harte Arbeit immer schwieriger geworden. Dass aber das eigene Einkom- men immer stärker von der sozialen Herkunft abhängt, ist politisch verschuldet. In kaum einem Industrieland ist der Bildungsabschluss so stark vom Elternhaus abhän- gig wie in Deutschland. Unser selektives Bildungssystem sorgt für minimale Chancengleichheit.

Aber auch gute Bildung garantiert keinen sozialen Auf- stieg. Zwei Drittel der sieben Millionen Niedriglohnemp- fänger haben eine abgeschlossene Berufausbildung oder einen Hochschulabschluss. Sie arbeiten 40 bis 60 Stunden die Woche. Dennoch können sie von ihrem Lohn nicht leben. Die Verhandlungsmacht der Arbeitge- ber in den betroffenen Branchen verhindert dies. Das ändert sich erst durch Mindestlöhne.

Kaum Chancen auf sozialen Aufstieg haben auch die 600.000 alleinerziehenden Frauen in Hartz IV. Ohne Kitaplatz kein Arbeitplatz. Hier versagt die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik.

Natürlich gibt es hierzulande auch anstrengungslosen Wohlstand. Einzelnen Unternehmen und Berufsgruppen gelingt es immer wieder, den Wettbewerb zu begrenzen

oder ganz auszuschalten. Dann winken leistungslose Extraprofite. Dies gilt für die Energiewirtschaft, für Ban- ken und Versicherungen, aber auch für Softwarefirmen.

Rechtsanwälte, Notare, Apotheker und selbständige Ärzte halten sich durch Zulassungsbeschränkungen lästige Konkurrenz vom Leib und sichern sich mittels Gebührenverordnungen ihren Mindestlohn. Dies alles geschieht mit tatkräftiger Unterstützung der FDP.

Doch damit nicht genug: Ein Geldvermögen von 4,6 Billionen Euro wirft Zinsen ab. Zudem werden jedes Jahr 200 Milliarden Euro vererbt. Dazu schweigt die FDP: Sie senkt lieber die Erbschaftssteuer, verhindert eine höhere Besteuerung von Zinserträgen und wirksame Maßnah- men gegen Steuerflüchtlinge.

Kurzum: Westerwelle, Niebel & Co sorgen dafür, dass sich für Viele Leistung nicht mehr lohnt, während Weni- ge im anstrengungslosen Wohlstand leben dürfen. Vor dieser liberalen Dekadenz würden sich die Gründerväter des deutschen Liberalismus schämen.

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