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Blutdrucksenkung bringt im Alter mehr, nicht weniger

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Academic year: 2022

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Metaanalysen und Meta-Regres - sionsanalysen der Blood Pressure Lowering Treatment Trialists’ Col - laboration (BPLTTC) haben die Ge- samtzahl kardiovaskulärer Ereig- nisse sowie die Blutdruck senkung mit unterschiedlichen Medikamen- tenklassen bei jüngeren und älte- ren Hypertonikern untersucht.

B M J

Beobachtungsstudien legen den Schluss nahe, dass die proportionalen Reduktio- nen der kardiovaskulären Risiken durch tiefere Blutdrücke mit zunehmendem Alter abnehmen, was bedeuten würde, dass auch der Nutzen einer antihyper- tensiven Therapie bei älteren Patienten kleiner ausfallen müsste. Da der Anteil älterer Menschen mit Hypertonie ständig steigt und die Behandlungsrichtlinien immer tiefere Grenzwerte festlegen, ist Klarheit über die Therapieauswirkungen auf Morbidität und Mortalität in Grup- pen mit fortgeschrittenem Alter drin- gend notwendig. Mit den Mitteln der Metaanalyse und der Meta-Regressions- analyse wollten die australischen Wissen- schaftler aus randomisierten Behand- lungsstudien evidenzbasierte Schlüsse ziehen.

Methodik

Die Autoren berücksichtigten Studien,

die die Patienten entweder zu einer medikamentösen Blutdrucksenkung oder Plazebo beziehungsweise zu einer weni- ger intensiven BD-Senkung randomi - sierten oder randomisierte Vergleiche zwischen verschiedenen Medikamen- tenklassen anstellten. Die Analysen un- terschieden in der Folge zwischen den Daten von Studienteilnehmenden unter und über 65 Jahren (also «jüngeren» und

«älteren» Hypertonikern). Primärer Out- come war die Gesamtzahl schwerer kar- diovaskulärer Ereignisse. Sekundäre Oucomes waren Hirnschlag, Koronar - erkrankung, Herzinsuffizienz, kardio- vaskulärer Todesfall und Gesamtmortali- tät. Die vorgesehenen sieben Vergleiche umfassten ACE-Hemmer beziehungs- weise Kalziumantagonisten versus Pla- zebo, mehr oder weniger intensive Blut- senkungsstrategien, Angiotensinrezep - torblocker versus Vergleichstherapien, ACE-Hemmer respektive Kalziumant - agonisten versus Diuretika/Betablocker und ACE-Hemmer versus Kalziumant - agonisten. Zusätzlich wurden auch separate Effekte von Diuretika und Beta - blockern verglichen, da gewisse Richt - linien für diese Substanzklassen bei älte- ren und jüngeren Hypertonikern Unter- schiede machen.

Resultate

Von 37 Studien fanden 31 mit über 190 000 Teilnehmenden Eingang in die Analysen; 6 schieden wegen Problemen bei der Datenextraktion aus. Für die pri- mären Analysen standen rund 96 000 In- dividuen mit einem Ausgangsalter unter 65 Jahren und 94 000 über 65 Jahre zur Verfügung. Nicht weiter überraschend lagen die durchschnittlichen Ausgangs- BD-Werte und der Anteil derjenigen mit

Hirnschlag, Koronarerkrankung und Herzinsuffizienz bei den älteren Hyper- tonikern höher.

Für den primären Endpunkt der Gesamt- zahl kardiovaskulärer Ereignisse ergab sich zwischen aktiver Blutdrucksenkung und Plazebo beziehungsweise Kontrol- len unter weniger intensiver Therapie zwischen den beiden Altersgruppen keine statistisch signifikante Differenz beim relativen Risiko. Zum selben Ergebnis kam der Vergleich zwischen den Thera- pieeffekten unterschiedlicher Medika- mentenklassen.

In subsidiären Analysen anhand von 8 Studien fanden die Autoren auch kei- nen Unterschied bei der relativen Risikoreduktion, wenn sie auf Beta - blockern oder Diuretika basierende The- rapieschemata bei älteren und jüngeren Patienten verglichen.

In einer anderen statistischen Betrach- tungsweise mit dem Patientenalter als kontinuierlicher Variable ergaben sich keine signifikanten Unterschiede bei der Interaktion zwischen Behandlungseffekt und Alter.

In Meta-Regressionsanalysen bestand zwischen älteren und jüngeren Hyperto- nikern weder für den primären noch für die sekundären Outcomes pro BD-Re- duktions-Einheit eine Differenz bei der Risikoverminderung.

ARS MEDICI 18 2008

819

S T U D I E R E F E R I E R T

Blutdrucksenkung bringt im Alter mehr, nicht weniger

Metaanalyse bestätigt bisherige Erkenntnisse

Merksätze

Die Blutdrucksenkung führt zu ähnlichen proportionalen Abnahmen der vaskulären Risiken bei Erwachsenen unter und über 65 Jahren.

Der absolute Behandlungsnutzen dürfte unter älteren Individuen wegen ihres höheren durchschnittlichen Risikos be- sonders gross sein.

Die Metaanalyse ergab keine klare Evi-

denz, die Behandlungsempfehlungen für

eine bestimmten Medikamentenklasse

bei älteren oder jüngeren Hypertonikern

stützt.

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Diskussion

Diese Analysen stützen den Einsatz blut- drucksenkender Medikamente bei jün- geren und älteren Erwachsenen, schrei- ben die Autoren und fügen gleich an, dass sich auch keine starke Evidenz für den selektiven Einsatz spezifischer Anti- hypertensivaklassen je nach Patientenal- ter eruieren liess. Selbst wenn gewisse Guidelines solche Empfehlungen um - fassen, seien Therapieentscheidungen auf der Basis von Verträglichkeit und Kosten vernünftig, solange eine effektive BD-Senkung erzielt wird. Insbesondere bestand keine Evidenz für unterschiedli- che Therapieeffekte der Betablocker bei unter und über 65-Jährigen, und auch die Vergleiche zwischen den anderen Antihypertensivaklassen liessen gewich- tige Unterschiede nicht erkennen.

Zum Widerspruch mit den Beobach- tungsstudien, die mit dem Alter abneh-

mende proportionale Assoziationen zwi- schen BD-Niveau und kardiovaskulären Risiken fanden, stellen die Autoren fest, dass ihre Ergebnisse eine solche Diffe- renz zwischen den Altersgruppen nicht völlig ausschliessen können, aber nahe- legen, dass sie, falls vorhanden, wahr- scheinlich sehr klein sein dürfte.

Für die Praxis haben diese Resultate die wichtige Bedeutung, dass eine medika- mentöse BD-Senkung sich auch im Alter lohnt und dass angesichts der dann viel höheren absoluten kardiovaskulären Risiken selbst bei einer geringfügigen Abnahme des relativen Therapieeffekts immer noch sehr viele folgenschwere vaskuläre Ereignisse verhindert werden.

Als Botschaft sehen die Autoren, dass ihre Resultate den Nutzen einer effek - tiven BD-Kontrolle bei jüngeren und äl teren Individuen bekräftigen. Sie bie- ten auch eine gewichtige Bestätigung,

dass innerhalb der untersuchten Alters- gruppen – das mittlere Alter bei den

«jüngeren» Hypertonikern war 57 Jahre, bei den «älteren» 72 Jahre – die Be - handlungsnutzen der verschiedenen Anti hypertensivaklassen weitgehend vergleichbar sind. Allerdings sind spe - zifische Daten für unter 50-jährige und über 80-jährige Hypertoniker immer noch relativ spärlich. Kürzlich ist die HYVET-Studie bei sehr alten Patienten erschienen (Referat auf der nächsten

Seite).

Blood Pressure Lowering Treatment Trialists’ Collaboration:

Effects of different regimens to lower blood pressure on major cardiovascular events in older and younger adults: meta-analysis of randomised trials. BMJ 2008; doi: 10.1136/bmj.39548. 738368. BE.

Interessenkonflikte: Die Studie wurde durch öffentliche Gelder in Australien finanziert. Einige Mitglieder der Autorschaft deklarieren finanzielle Beziehungen zu Firmen, deren Studien in die Metaanalyse Eingang fanden.

Halid Bas

820

ARS MEDICI 18 2008

S T U D I E R E F E R I E R T

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