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MMMMeeeerrrrkkkkssssäääättttzzzzeeee Reizdarmsyndrom

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ARS MEDICI 14 ■2006 F O R T B I L D U N G

Viele Mediziner halten das Reizdarmsyndrom für eine triviale, überwiegend psychologisch bedingte Störung, bei der jeder Behandlungs- versuch fehlschlägt. Doch der Leidensdruck der Patienten ist hoch, und mit einer massge- schneiderten Therapie lassen sich beachtliche Behandlungserfolge erzielen.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Beim Reizdarmsyndrom (RDS) handelt es sich um ein chroni- sches Krankheitsbild, das sich durch Bauchschmerzen, eine Funktionsstörung des Darms sowie Blähungen äussert, wobei keine strukturellen Veränderungen vorliegen. Jedoch können oft pathophysiologische Anomalien erfasst werden. Etwa 10 bis 15 Prozent der Erwachsenen in Grossbritannien sind von einem RDS betroffen, schreiben Experten im «British Medical Journal».

Das RDS ist eine multifaktoriell bedingte Erkrankung, wobei Faktoren wie viszerale Hypersensitivität, Störung der viszeralen Motorik, genetische Faktoren, zentrale Verarbeitungsprozesse, Ernährung, Entzündungsvorgänge sowie Neurotransmitter eine Rolle spielen. Stress – insbesondere chronischer Stress – führt zu einer Verschlimmerung des RDS. Auch die Gabe von nichtsteroidalen antiinflammatorischen Medikamenten (NSAID) kann die RDS-Beschwerden verstärken, ebenso wie der Einsatz bestimmter Antibiotika (z.B. Erythromycin).

Diagnostik

In der Anamnese berichten RDS-Patienten typischerweise über:

Bauchschmerzen

Blähungen oder einen aufgetriebenen Bauch

eine Veränderung der Stuhlfrequenz und/oder Stuhlkonsis- tenz. Einige Patienten klagen über Diarrhö, andere über

Obstipation, und manchmal wechseln sich Durchfall und Verstopfung ab.

Viele Patienten geben zusätzlich extraabdominelle Beschwer- den wie Kreuzschmerzen, Übelkeit, häufigen Harndrang oder gynäkologische Probleme (Dysmenorrhö, Dyspareunie) an.

Viele Ärzte diagnostizieren ein RDS intuitiv und mit erstaun- licher Sicherheit. Die Rome-I- und Rome-II-Kriterien des RDS eignen sich insbesondere für Forschungszwecke, ihre Anwend- barkeit in der Praxis ist begrenzt. In der täglichen Praxis besteht besonders bei diarrhöbetontem RDS häufig diagnostische Unsicherheit; in diesem Fall muss an eine entzündliche Darm- erkrankung gedacht werden, vor allem, wenn zusätzliche Symptome wie Arthralgie, orale Ulzera oder Augenverände- rungen vorliegen.

Bei der körperlichen Untersuchung ist das Abdomen des RDS- Patienten meist unauffällig, wobei die Untersuchten nicht sel- ten eine gewisse Druckschmerzhaftigkeit im rechten oder lin- ken Unterbauch angeben. Die apparative und laborchemische Diagnostik sollte knapp gehalten werden. Oft reichen ein gros- ses Blutbild und eine Blutsenkung. Bei über 50-Jährigen sollte eine Untersuchung des Kolons erfolgen, vor allem, wenn die Symptomatik erst seit kurzer Zeit besteht.

Reizdarmsyndrom

Diagnostik und Behandlung

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■ Patienten mit ausgeprägtem Reizdarmsyndrom wei- sen verschiedene Symptome auf, welche die Lebens- qualität stark beeinträchtigen können.

■■

■ Die Bauchschmerzen sind manchmal heftig, und die Dysfunktion des Darms geht nicht selten mit einer Inkontinenz einher.

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■ Ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen und eine indivi- duell auf den Patienten zugeschnittene Therapie können dazu führen, dass sich die Behandlung sehr zufrieden stellend gestaltet.

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R E I Z D A R M S Y N D R O M : D I A G N O S T I K U N D B E H A N D L U N G R E I Z D A R M S Y N D R O M : D I A G N O S T I K U N D B E H A N D L U N G

ARS MEDICI 14 ■ 2006

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Liegen folgende Alarmsymptome vor, sollte die Diagnostik er- weitert werden:

rektale Blutung

Anämie

Gewichtsabnahme

akuter Beginn der Symptomatik

Auftreten der Beschwerden in höherem Lebensalter

Krebs oder entzündliche Darmerkrankungen in der Familienanamnese

Infektionszeichen.

Klassische Behandlungsmethoden

Keines der verfügbaren konventionellen RDS-Medikamente wurde in kontrollierten Studien, die modernen Standards ent- sprechen, untersucht.

Diätetische Massnahmen:Oft wird zuerst eine Erhöhung des Ballaststoffanteils in der Nahrung empfohlen. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Massnahme nicht gut belegt. Tatsächlich

verschlimmern nichtlösliche Fasern wie zum Beispiel Kleie die Beschwerden häufig, weil Schmerzen und Blähungen zuneh- men. Ballaststoffe können jedoch bei Verstopfung helfen. Die Autoren empfehlen kommerziell erhältliche Präparate mit lös- lichen Fasern, weil diese am wenigsten Probleme bereiten. Kaf- fee, Schokolade und Zuckerersatzstoffe wie Sorbitol oder Fruk- tose können RDS-Beschwerden verschlimmern und sollten weggelassen werden. Ebenso sollten andere verdächtige Le- bensmittel mindestens einen Monat lang vom Speiseplan ge- strichen werden. Eine strengere Ausschlussdiät kann hilfreich sein, sollte jedoch unter Supervision einer Fachkraft stattfinden.

Spasmolytika:Anticholinergika (z.B. Butylscopolamin [Busco- pan®] und muskulotrope Spasmolytika (z.B. Mebeverin [Dus- patalin®] und Pfefferminzöl [Colpermin®]) sind einen Therapie- versuch wert. Sie sollten bei Bedarf eingenommen werden, um eine Tachyphylaxie zu vermeiden.

Antidiarrhoika:Dazu zählen Loperamid (Imodium® u. Gene- rika) und nach Angaben der englischen Autoren Codeinphos- phat, wobei Codein zu Abhängigkeit führen kann. Loperamid

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erhöht auch den analen Sphinktertonus und ist deshalb be- sonders nützlich. Die Patienten sollten die Dosis entsprechend ihren Bedürfnissen titrieren. Eine regelmässige Anwendung ist unbedenklich.

Laxanzien wie Senna (z.B. Agiolax® mit Senna), Bisacodyl (Dulcolax®u. Generika) und Polyethylenglycol (z.B. Transipeg®) sollten am besten in regelmässigen kleinen Dosen eingenom- men werden. Eine langfristige Behandlung ist akzeptabel. Lac- tulose kann starke Blähungen verursachen und sollte deshalb besser vermieden werden.

Antidepressiva(Trizyklika und SSRI) werden ebenfalls in der Behandlung des RDS eingesetzt. Trizyklische Antidepressiva können zu Verstopfung führen und sind deshalb besonders bei diarrhöbetontem RDS von Vorteil. Patienten mit obstipations- betontem RDS benötigen unter einer Behandlung mit einem trizyklischen Antidepressivum zusätzlich ein Abführmittel.

Psychotherapeutische Verfahrenwie die kognitive Verhaltens- therapie und die Hypnotherapie können beim RDS ebenfalls hilfreich sein, doch sind sie zeitaufwändig, kostenintensiv und nicht überall verfügbar.

Neue Behandlungsoptionen

Probiotika:Dabei handelt es sich um «gute» Bakterien wie Bifi- dusbakterien und Laktobazillus (z.B. Lactoferment®), wobei die verschiedenen Bakterienstämme ganz unterschiedliche Wir- kungen entfalten können. Der Bakterienstamm Bifidobacte- rium infantis 35 624 hat bei RDS-Patienten eine gewisse Wirk- samkeit gezeigt, doch sind weitere Forschungsarbeiten erfor- derlich.

Serotonin-3-Rezeptorantagonisten:Alosetron, Cilansetron und Ramosetron wurden zur Behandlung des diarrhöbetonten RDS entwickelt und haben in klinischen Studien positive Effekte ge- zeigt. Allerdings wurden unter der Behandlung mit Alosetron und Cilansetron Fälle einer ischämischen Kolitis beobachtet.

Darüber hinaus muss jeder Serotonin-3-Rezeptorantagonist umgehend abgesetzt werden, sobald sich eine Obstipation ent- wickelt. Die genannten Serotonin-3-Rezeptorantagonisten sind nicht in allen europäischen Ländern zugelassen.

Serotonin-4-Rezeptoragonisten:Tegaserod (Zelmac®) wird beim obstipationsbetonten RDS eingesetzt und hat sich in klinischen Studien als wirksam erwiesen. Schwere Nebenwirkungen scheinen unter der Behandlung nicht aufzutreten.

Wann muss der Patient überwiesen werden?

Viele Patienten kommen mit ihrem Reizdarmsyndrom gut zu- recht, wenn sie über die Störung umfassend informiert wurden und wenn die Symptome mit einfachen Massnahmen in Schach gehalten werden. Eine Überweisung und weiterführende Dia- gnostik ist in Betracht zu ziehen, wenn Zweifel an der Diagnose RDS bestehen oder wenn der Patient auf die Behandlung nicht

mehr anspricht. ■

Quelle: A. Agrawal (Department of Medicine and Gastroenterology, Wythenshawe Hospital, Manchester) et al.: Irritable bowel syndrome: diagnosis and management.

British Medical Journal 2006; 332: 280–283.

Andrea Wülker

Interessenkonflikte: keine

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