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353

Eine arabische Inschrifr in Granada.

Von Prof. Ci. Flttsel.

Ein vieljäbriges und eifriges Mitglied unserer D. M. G. ,

Herr Kammerberr Comihur und Ritter Baron Georg von Uillilt

auf Siebeiieichen bei Meissen, welcher bereits im J. 1834 durch

eine Reise nach Aegypten bis hinauf nacb Philä, und von da

nacb Tripolis in Syrien, Baalbek, Damaskus, und zurück über

Jerusulem , JalTa , Beirut uud Alexandrien den Orient nicht nur

kennen gelernt und liebgewonnen hat, sondern auch seil jener

Zeit dem Geiste, der Religion, der Sitte und Literatur seiner

Völker eine besondere Aufmerksamkeit und rege Theilnabme

zuwendet, unternahm in gleichem Drange im Jahre 1850 eine

höchst belohnende Reise nach dem südlichen Spanien, dem Anda¬

lusien der maurischen Araber. Hier war es vurzugsweise Gra¬

nada, das durcb seine überaus reicben, prächtigen und zum Theil

gut erhaltenen Üeberreste mauriscber Baukunst aus der schönsten

Blüthezeit seiner Kunst und Wissenschaft liebenden Herrscher

auf längere Zeit die tbatigste Umschau des Reisenden in An¬

spruch nahm.

Seine oft mühevollen Durchforschungen der dortigen Alter¬

thümer belohnten sich wiederbolt durch ungeahnte recbt glück¬

liche Funde. Als einen solchen mUssen wir die hier mitgetheilte

Im Ganzen wohlerbaltene Inschrift bezeichnen, deren Entziiferung

trotz nller sich entgegenstellenden Schwierigkelten vollständig ge¬

lungen ist. Herr von Miltitz entdeckte sie in einem Conglomerat

von Gebäuden auf der Alhambra in der Hausflur eines sogenann¬

ten Mirador oder Belvedere, Uas jetzt den Nnmen Mesquita fübrt

und dem Grafen Tendilla gebört. Der letztgenannte Besitzer

liess dieses sein Lusthaus oder Villa, wie man es nennen will,

ganz im ursprünglichen maurischen Stil wiederherstellen und bat

wahrscheinlich aucb die prächtige weisse Alabastertafel , die jene

Insebrift enthält und jedenfalls Aegypten zum Vaterland hat, zu

irgeod einem Verschönerungszwecke an sicb gebracht.

Dus Krankenbaus, das sie früher zierte, ist auch jetzt nocb

in seiner ursprünglichen Porm als ein viereckiges Gebäude er¬

halten, dient aber nur als .Schuppen, um darin allerhand altes

Gerümpel aufzubewahren. Es steht in dem Stadttheil al-Baizio

Bd. XIV. 2S

(2)

354 Flügel, eine arabische Inschrifi in Granada.

(crli''^' d. i. der Falkeniere) im Darro-Thale , nur einige Hun¬

dert Schritte von dessen Ufer entfernt.

Herr vou Miltitz liess nun jene Tafel heraus un das Tages¬

licht hringen und nahm von ihr am 15. Juli 1850 einen nach

Möglichkeit gelungenen .Abklatsch auf sechzehn einzelnen Blät¬

tern, fiir den wir ihm nicbt dankbar genug sein können. Der

Transport und die .Schwierigkeit der Manipulation un sicb, zumul

am Anfange und Knde und an den Kcken der in einandergreifen-

den Blätter, mögen die oben angedeuteten Dunkelheiten erzeugt

haben. Zu dem erlittenen Druck und dem theilweise nur flach

herzustellenden Abzug gesellten sicb einige unbedeutende Ver¬

letzungen der Tafel und ihrer erhabenen Scbrift, die icb aber,

weil eine völlig zweifellose Restauration möglicb war, in der

Copie nicht babe hervortreten lassen.

Der herrlicbe Alabasterstein bildet eine einzige Fläcbe, wel¬

che die ganze 26 Zeilen lange Inschrift anfgenommen hat. Die

letztere stellt die Form einer Moscbee mit hoher breiter Kuppel

und ihrem Unterbau dar, und bat eine Höbe von (>4 Zoll bei

einer Breite von 32 Zoll rheinisch Mass (nach sächsischem Mass

2 Rllen 22 Zoll Höbe bei 1 Elle 11 Zoll Breite), während die

der Zeitscbrift beigegebene auf halbe Grosse der Bucbstaben re¬

ducirte Lithographie 32 rheinische Zoll hoch und 16 rheinische Zoll

breit ist. Die ausserdem von der wirklichen Grösse der Scbrift

des Originals abgenommene Probe entbält die Zeilen 8—12').

Der Scbriftzug ist der afrikaniscli-andalusisclie und giebt an

einheitlicher Schönheit in der Form und Gruppirung der Buch¬

staben und diakritischen Zeicheu den schon bekannten Mustern

aus der Alhambra nicbts nacb. Einige ihrer Eigentbümlicbkeiten

werde ich in den Anmerkungen besonders bemerkbar macben und

hebe nur noch bervor, dass mir bisjetzt eine grössere uud bes¬

ser erhaltene arabiscbe Insebrift in monumentalem Zustande nicht

zu Gesiebt gekommen ist.

Sie lautet im Texte so :

1) Nach anderwärts vergeblich gemachten Versuchen ein getreues Fac¬

simile der scheinen Inschrirt berzuslellen, gelang es dem lithngraphi.'ichen Institut vun J. G. Buch in Leipzig unter meiner Leitung nach Besiegung nicht gewöhnlicher Schwierigkeiten ein entsprechendes Hesultal herbeizurüb¬

ren, und ich botTe, die Leser werden ebeoso wie ieh jenem Institute für seine fleissige und mühevolle Arbeit dankbar sein, so wie ich noch ganz besonders meinen Dank dem Redacteur unserer Zeitschrirt darbringe, welcber mit gewohnter zuvorkommender l'msicht und Theilnabme der einflussreicbste Vermittler für die Herstellung der Inschrift wurde.

(3)

Flügel, eine arabische Inschrifi in Granada. 355

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23»

(4)

356 Flügel, eine araotsrhe Inschrift in Granada.

Die Cebersetzung ist folgende:

Lob sei Gott!

Es befahl dieses Krankenbaus zu bauen aus Alles umfassen¬

der Barmherzigkeit') für arme Kranke-) der Gläubigen^) und

als ein, will's Gott, förderliches Mittel die Goade des Herrn der

Gescböpfe zu verdienen , es fübrte sein in klarer Sprache reden¬

des *) gutes Werk für ewige Zeiten aus und bestimmte sein Gott

geweihtes Gescbenk zu steter Dauer im Verlaufe der Jahre und

Verfolge der Zeiten '), bis dass Gott erben wird die Erde und

die auf ihr sind'') — Er aber ist der beste der Erben ') — der

Maula'), der Imam, der Sultan, der Held, der Grosse, der Be¬

rühmte, der Reine ^), der Hervorleuchtende, der Glücklichste

seines Geschlechts in Behauptung der Herrschaft, und der Cn-

widerstebllcbste desselben auf Feldzügen zu Gottes Ehre ira An¬

griffe auf die Feinde'"), der Siegreiche, der ThatenbeglUckte,

der Mann mit aufgeschlossener Brust''), der durch die Engel

und den Geist '^) Gekräftigte, der Vertheidiger '') des gött¬

lichen Gesetzes , der Zufluchtsort der Religionsbekenner , der

Fürst der Gläubigen, al-6anibilläh ''*) Abü 'Abdalläb Muliammad,

der Sobn des Maula, des Grossen, des Berühmten, des Suitaus,

des Erlauchten, des Erhabenen, des Gotteskämpfers ' ^) , des Ge¬

rechten, des Eifrigen, des Glücklichen, des Glaubenszeugen ' °),

des Geheiligten '^), des Fürsten der Gläubigen, Abü'lha^^ä^,

des Sobnes des Maula, des Sultans, des Erlaucbten, des Be¬

rühmten, des Grossen, des Hochgepriesenen, des Sieggekrön¬

ten'"), des Ueberwinders der Götzendiener und des Bewältigers

der frevelhaften Ungläubigen, des Glucklichen , des Glaubenszeu¬

gen'^j, Abü'lwalid bin Nasr, des Ansariers, des Cbazra^iden.

Gott liess seine Werke in Ibm wohlgefälliger Thätigkeit

gelingen und erfüllte die Hoffnungen, weicbe er auf Seine grosse

Gute und reiche-Vergeltung gesetzt hatte. Dafür nun führte er

ein ganz neues gutes Werk aus, worin ihm, seitdem der Islam

in diesem Lande Eingang gefunden, Niemand vorangegapgen

war. Er erwarb sich durch dasselbe eine Ehrenborte auf das

Achselstück des Mantels des Gotteskämpfertbums ^ °) , erstrebte

Gottes Gnade indem er nacb Dessen Belohnung trachtete, —

denn Gott ist der Höchstgütige'') — und sendete [auf seinem

Wege in jenes Leben] ein Licht voran, das vor ihm '") und

hinter ihm hergehen wird ao dem Tage wo weder Güter noch

Söhne helfen werden ausser dem , der mit schuldlosem Herzen

zu Golt kommt "i^).

So wurde denn der Anfang zu seinem [des Krankenhauses]

Baue gemacht in der mittleren Dekade^*) des Monats Muharram

vom Jahre 767 (28. Sept. bis 7. Oct. 1365), und vollendet wurde

das Werk, worauf er sein Absehen gerichtet und wozu er Stif¬

tungen gemacht hatte , in der mittleren Dekade dea Sawwäl vom

(5)

Flügel, eine arabische Inschrift in Granada. 357

Jahre 768 (10. bis 19. Juoi 1367). Gott aber lässt nicbt verloren

gehen die Belohnung derer die Nützliches schaffen und nicbt

vergeblich »ein die Anstrengungen derer die Gutes tbun.

Gott segne unsern Herrn Muhammad, das Siegel der Pro¬

pheten, und sein Haus und seine Gefährten alle!

Anmerkangen.

1) Vgl. Koran 6, 148.

2) S. ehenda 9, 92. leb bemerke hier zugleich, dasa ^^^^ao^^I, das an dieser Stelle ebenso wie ^^^jÜjA 73, 20. in meiner Concordanz fälschlich unter der Wnrzel ^j^j Platz gefunden hat, unter iJOj^* nachzutragen und

nnter zu streichen ist.

O-O»

.3) Wie unten (Anm. 10), auf Veranlassung von t^^*"} ._Mj^, ist bier darauf aufmerksam zu machen, dass die Pausalform in den auslautenden Wür-

• O U O CJ

lern der Parallelglieder ^yA*l.w,*J!, ^;;^.♦JL»J!, y^-**JI , i:;^'«.«^! und Uberall zugelassen ist.

4) Vgl. Koran 2«, 195 und Ifi, 105.

5) Vgl. Ihn Topheil S. 34: |.tj.c"5)t (.) (jU.'mJ! y-« J^. L'nler dem m von (jvJuwJI tindet sich das Zeichen ^, was nichts anders isl als . Be¬

kanntlich geben die afrikaniscben Araber dem Tesdid gera die Form oder v, uud wir haben bier ein Beispiel, dass dasselbe in Begleitung des Vokals Kesre aucb unter dem Buchstaben seinen Platz finden kann , wie später unter (_5 in ^^^yÄ-j^ü und unter X in i;;yUvj.

6) Vgl. Koran 19, 4t.

7) Ebenda 21, 89.

8) Marokkanisch, gew. Muley, Mulai, Mala, der Herr. Den Titel Sultan oder vielmehr ,j«J-Xi^t ^Ltai.«« Sultan von Andalusien ftihrte bereits der Gründer der Dynastie der Nasriden neben der Bezeichnung als Fürst der Gläubigen. S. Cas. II, 2B0.

9) Vollständiger bei Casiri II, 291: i,.^\ys'^^} ujLmÖ^!( ^UaJt genere et morum integritate clarus, oder ähnlicb ebenda ^L^Ujtj otJJt ^Üxfl vir egregiae ae praeelurae indolis, oder 306 :' ^l<-^'j ^ÜaJI.

U-b..« U.O- „ ofl O '

10) *'* "n<l unten »jL*«*«, in der Pausal¬

form; ein monumentaler Beweis dafür, wie ricbtig es ist, auch in den Aas¬

gängen der Parallelglieder der Reimprosa beim Lesen die Pausalform zuzu¬

lassen , wie in den cousonantisch auslautenden Reimwörtern eines Gedichtes.

So fast überall die Bulaker Ausgabe des Hariri, gegen de Sacy, der in der seinigen nacb dem Vorgange der Koranhandschriflen am Ende der Rede¬

glieder immer die volle Form mit der grammatiscben Abwandlung setzt;

(6)

358 Flügel , eine arabische Inschrift in Granada.

vgl. diese Ztschr. Bd. V, S. 27.3, Z. 2 —5. — Fast mit denselben Worlen wie hier siebt auf dem Grabslein Abii'Iwalid's i^Lca.«!^ SlJjO u5^l4.J! vXit^t iSyO .iJJt ot3 ^ imperio relicissimus et rorliludine nemini secundus, Cas.

II, 291, and einfach "ill ebenda 297.

11) Vgl. Koran 6, 125; 39, 23; 94, 1.

12) findet sicb in dieser Verbindung mit im Koran

zweimal: 70, 4, und 97, 4. Die moslemischen Ausleger sehen in diesem

„Geisle" schlechthin entweder, wie an anderen Stellen, den Erzengel Ga¬

briel, oder ein nicbt näher bekanntes, nocb Uber den Engeln stehendes Wesen.

I 1 ü - t

13) Statt y^Li sollte ^^-^ steben, wie s.«^ statt ^^Jl^S" und qjI

statt . Auch an einer andern Stelle ist der Steinmelz aus der Con¬

struction gefallen, indem er »JL^t statt aJLtl setzte, was ieh berichtigt habe.

14) al-öanibilläb , der an Gott GenUge Habende, heisst vollständig Abu 'Abdalläh Muhammad bin Jüsuf bin Nasr. S. das geschichtliche Nachwort.

15) lX^L^I nämlicb M j qui belle Dei gerit. Vgl. Cas. 11,266.

277. 283. 291.

16) Abn'lha^l^^ wnrde, wie später ausrührlicher hemerkl werden soll, ermordet.

17) ^AiUit, ein nicht ofl vorkommendes Beiwort, steht sonst ge¬

wöhnlich in Verbindung mit ^y^jL^ ^ der Selige, nnd ist oplalivisch za nehmen: den Golt beiligen d. h. dessen Seele Gott vom Schmuz der Sünde

reinigen möge. Vgl. Weyers im Spec. crit. S. 131—132. — Es liegl ihm

die Segensformel ss-^j zu Grunde. Vgl. Cas. II, 277. 283. 291.

297. 306.

18) Sonst vollsländig »iti J-aaj j^*a*II , Vgl. Cas. II, 277. 26S. 291.

. 19) Anch Abü'lwalid bin Nasr (über diesen Zusatz s. späler) fiel der Rache zum Opfer. Er gehörte von Multerseite der königlirben Familie, und der ganze Stamm den Ansariern oder den Helfern an. Der Propbet Muham¬

mad benannte so die beiden Stämme von .Medina al-Aus und al - Chazra^, weil sie sich nichl nur für ihn erklärten , sondern sich auch thätig seiner

annahmen. Die Familie leitete von dem zweiten dieser Stämme ibre Ab¬

kunft her, daher Abü'lwalid hier al-Chazra^i genannt wird, ein Beiwort, das wie seinen Vorgängern, so aucb seinen Nachfolgern zukommt. Alle die hier erwähnten Herrseher zählen zur Dynaslie der Bann Nasr, deren Be¬

gründer 629 112321 Abü 'Abdall&h Muhammad bin Jüsuf bin Muhammad bin

Ahmad bin Chamts bin Nasr, mit dem Beinamen Ibn al-Ahmar oder der

§eich oder al-öälibbillih im J. 591 (1105) geboren wurde. Dieser fübrie

(7)

Flügel, eine arabische Inschrifi in Granada. 359

sein Gescbleebt auf den Gefährten des Propbeten Sa'd bin'L'bada, das Haupt des Stammes Cbazra^, zurück und legte die Veste al-(Jamrä (Albambra) an, um darin zu residiren. Er starb 15 gumädä II 671 (10. Sept. 127'2). Jene Dynastie herrschte über Granada volle driltebalbbundert Jahre vom J. fi.35 (1238) an. Ibn al-Ahmar nannte sich, wie wir Anm. 8. sahen, Sultan von Andalusien, und dieser Titel blieb den Nachfolgern aus seiner Dynastie.

Die Söbne und Brüder des jedesmaligen Sultan fübrten den Tilel Emir.

20) Schon durch seine Kämpfe gegen die Christen batte sich Muhammad einen Ehrenmantel S>i> erworben ; durcb die Erbauung des Krankenhause«

gewann er noeh eine Ehrenauszeichnung darauf, gewissermassen eine Art Ehren-Epaulelte.

21) Vgl. Koran 2, 99; 3, 67; 8, 29; 57, 21. 29; 62, 4.

22) Das Licht zeigt ibm den Weg zur Seligkeit und führt ihn in das

Paradies ein: S.iiS-Jl |JUil>A^j ^Is^ w^^jU. Vgl. Koran 57, 12;

66, 8.

23) Vgl. die beiden Verse Koran 26, 88. 89, und die Aasleger dazu.

24) d. h. vom II. bis 20. Muharram.

25) Vgl. Koran 3, 165; 9, 12 t; 11, 117; 12, 90.

Die Inschrift nennt als den Erbauer und Begriinder dea er>

wähnten Krankenbauses Abfl 'Abdallah Muhammad V. bin Jflsuf

bin Isma'il bin Para^ mit dem Beinamen äanibilläb , welcber ara

1. Sawwäl 75.5 (19. Oct. 1354) in einem Alter von 20 Jabren

den Thron von Granada bestieg, hierauf von seinem Bruder

Isma'il (II.) am '28. Ramadän 7tiO (23. Aug. 1359) verdrängt

wurde, am 20. (Gumädä II. 763 (16. Apr. 1362} zum zweiten Mal

als König in Granada einzog, und, nachdem er seinen Sohn Abü

'Abdalläb Jflsuf zum Nachfolger erwählt batte, ungefäbr 60 Jabr

alt im J. 793 (1391) starb. Muhammad V. gilt für einen sanften,

groBsmütbigen und , was bei einem morgenländischen Fürsten vor¬

züglich hoch anzuschlagen ist, für einen mitleidigen Berrscber,

den das Unglück Anderer bis zu Thränen rührte und die .Armutb

stets zum Geben und zur Milderung ihres Geschicks bereit fand.

Er entfernte allen unnützen Hofstaat, fübrte überall eine weise

Sparsamkeit ein, liebte die Wissenscbaften und ibre Vertreter

und bemühte sicb durcb Verträge die frübern Kämpfe von seinem

Staate entfernt zu halten. Obwobl ihm bei allen diesen Bestre¬

bungen sein Wezir Abü'Abdalläb Lisän-ad-din Ibn al-Cliatib, einer

der geistreichsten Staatsmänner und Scbriftsteller unter den spa¬

nischen Arabern, zur Seite stand, so vereitelte dennocb der Ehr¬

geiz der Mutter seines Bruders Ismu'il die Erfüllung dieser seiner

scbönsten Hoffnung. Wäbrend bei nächtlichem Ueberfall des kö-

(8)

360 Flügel, eine arabische Inschrift in Granada.

niglichen Palastes die Verschworenen alle Wachen und Beamtete

mordeten, entkam Muhammad seinen Feinden, welche sich durch

die Reicbthümer des Palastes zum Plündern verleiten liessen, mit

Hilfe eioer seioer Frauen, die ihn in ibrem Zimmer versteckte

und als Sklave verkleidet bei der allgemeinen Verwirrung aus

dem Harem hinausgeleitete. Br rettete sich durcb den Garten

nach Cadix, dessen Bewohner ihn liebevoll aufnahmen, und be¬

gab sich von da nach Afrika zum König von Fes.

Isma'il U. wurde ermordet auf Anstiftung seines Schwagers

Abd Sa'id 'Abdallah 1360, den hinwiederum der König von Ca-

stilien Don Pedro eigenbändig, jedocb meuchlings erdolchte. Von

nun an herrschte Muhammad in fast ununterbrocbeoem Frieden

über Granada, dessen wankelmüthige Bewohoer seine Sorge um

ihr Wohl durch Anbänglicbkeit und Treue zu vergelten suchten.

Wir gönnen ihm nach diesem Zeugniss alle die sebönen Bei¬

worte , durch welche sein Name auf der nun fast 500 Jahre alten

Inschrift verherrlicht worden ist.

Dieselbe nennt ferner den Vater Muhammad's V., Abü'lha^-

Jusuf, einen Bruder des Abü 'Abdallah Muhammad IV., den

afrikanische Generale, die sich von ibm beleidigt glaubten, im

J. 733 (13. Dü'lhi^^a d. i. 25. Aug. 1333) auf der Jagd in

einem Engpässe aus Rache durch Meuchelmörder erdolchen lies¬

sen. Unter grosser Trauer wählte die Armee des Gemordeten

Bruder Abü'lha^^ä^ Jüsuf bin Isma'il bin Fara^, der an ihrer

Spitze stand, zu seinem Nachfolger. Auch dieser war ein Freund

des Friedens und der Wissenschaften und ein in jeder Beziebung

erleuchteter und durch Güte und Gerechtigkeit ausgezeichneter

Regent. Durch die zweckmässigstcn Gesetze uud Einrichtungen

schaffte er viele Missbräuche in der Verwaltung ab, suchte Kunst¬

fertigkeiten zu heben, baute die grosse Moschee von Granada

um, übte Gerechtigkeit bei jeder Gelegenheit und bracbte die

öffentliche Ordnung zur Herrschaft. Ueberall suchte er väter¬

liche Gesinnung seinen Unterthanen durch die That zu beweisen.

Nicht mit seinem Willen wurde er in mebrfacbe Kriege mit den

Christen verwickelt, die nicht zu seinem Vortbeil ausfielen. Da¬

gegen suchte er die Folgen derselben durch seine in alle Zweige

der Regierung selbst bis ins Einzelne eingreifenden Verbesserun¬

gen zu beseitigen, was ihm grossentbeils gelang. Die Albambra

verdankt ihm mancbe Verschönerung und die Bewohner Granada's

wetteiferten mit ihm durch Erbauung prächtiger und reich ver¬

zierter Paläste. Kein Platz blieb obne einen Brunneo trefflieben

Wassers, das ausserdem in die vorzüglichsten Gebäude geleitet

wurde. Um so mehr war es zu beklagen, dass Abü'lha^^ä^

den Dolchstichen eines fanatischen Meuchelmörders zum Opfer fiel,

als er sicb zum Morgengebete in die Moschee begeben halte.

Daher heisst er in der Inschrift der Glaubenszeuge oder Märty-

(9)

Flügel, eine arabischi Insehrifl in Granada. 361

rer, und al-Mukaddas der Geheiligte wurde er'wahrBcheinlich

auch deshalb gern genannt, weil er nicht nur die sämoitliclien

gottesdienstlichen Verrichtungen in ibrer ursprünglicben Reinbeit

wiederherstellte, sondern selbst Gebetformeln vorschrieb.

Auch sein Vater, der zuletzt auf der Inschrift genannte Fürst

Abü'lwalid bin Nasr (?) führt aus ähnlichem Grunde, wie wir als¬

bald sehen werden , das Prädikat eines Glaubenszeugen.

Doch müssen wir hier zuvörderst auf ein vermeintliches Ver¬

sehen der Inschrift aufmerksam machen , das sich vielleicbt der

Steinmetz mit Absicht hat zu Schulden kommen lassen. Der

dort genannte Ahä'lwalid ist nach allen einheimischen Quellen

der Geschichte Granada'a ein Sohn des Abü Sa'id Fara^, des

Gouverneurs von Malaga, und dieser ein Sohn Isma'il's, des Bru¬

ders von Muhammad I., dem Gründer der Dynastie der Nasriden

auf dem Throne von Granada (s. oben Anm. 19),_ mit dem Bei¬

namen Ibn al-Ahmar und dem Ehrennamen al - Gälibbilläb des

Ceberwältigers durch Gott. Nun aber lesen wir auf einem Grab¬

steine bei Casiri (II, 283) Ismael Ben Pbaragl Ben Nasseri, alias

.Abul valid nuncupatus, wo wir Ben Ismael anstatt Ben Nasseri

erwarten sollten. Diese Stelle verglicben mit S. 291 und unserer

Inschrift scheint die Annahme zu rechtfertigen, dass die monu¬

mentale Genealogie sicb die Zwischenglieder zu uberspringen

und gleich auf den Drahn Nasr, der der königlicben Dynastie

den Namen gab , überzugeben erlaubte.

Abü'lwalid Isma'il (I.), den der eigene Vater in seiner Em¬

pörung unterstützte, nöthigte den Nasr bin Muhammad bin Mu¬

liammad bin Jüsuf bin Nasr mit dem Beinamen Abü'l^ujüi, der

Vater der Ueere, der selbst wiederum seinen Bruder Muhammad III.

— beides waren Söbne von dem im J. 701 (1301—2) gestorbe¬

nen Muhammad II. — im J. 708 (Apr. 1309) vom Throne ver¬

drängt hatte, sicb nacb Cadix zurückzuziehen und ibm die Herr¬

schaft über Granada zu Uberlassen am 21. (nacb Andern 28.) Saw¬

wäl 713 (8. Febr. 1314). Auch dieser Nasr könnte im vorliegen¬

den Falle Veranlassung zur Verwechslung mit Fara^ gegeben

haben, da Abü'lwalid Isma'il diesem -seinen entferntem Oheim iu

der Regierung folgte, keineswegs aber sein Sohn war.

Abü'lwalid Isma'il bin Fara^ wird als einer der bestgesinn¬

testen Fürsten geschildert, unter dem Granada die glücklichsten

Zeiten genoss. Er war böchst unternehmend, in der .Ausführung

seiner Pläne feurig und ausdauernd, dabei bis zum Fanatismus

streng in Ausübung der religiösen Pflichten. Sein Sieg über die

Christen im J. 1319, der zwei castiliscben Infanten das Leben

kostete, war ein vollständiger und rettete Granada vom Unter-

gange. Auch spätere Siege erhöhten seinen Ruhm. Unter den

Gefangenen von Martos befand sicb ein junges Mädchen von

ausserordentlicher Schönheit, die der Sobn des Wäli von Alge-

(10)

362 Flügel , eine arabitche Inschrifi in Granada.

cirM , Vetter des Köoig's , Muhamnad mit eigener Lebensgefahr

den Mörderbänden der wilden Krieger entrissen halte, wozu ibm

eine leidenschaftliche Liebe den Mutb gab. Sobald jedocb Isma'il

die scböne Spanierin sab, fühlte er gleiches Interesse für sie und

befahl sie In sein Harem abzuführen, während er Muhammad aus

seiner Gegenwart und selbst aus Granada verwies. Dieser, von

Eifersucht erfüllt, klagte Vertrauten seinen Kummer. Sie be¬

stimmten den zweitfolgenden Tag zur , Ausübung der Rache.

Muhammad erdolchte den König mit drei Stichen, als er über

die Schwelle seines Palastes trat, uro einer Gerichtssitzung bei¬

zuwohnen am 27. (oacb Andern 26.) Ra^ab 725 (9. Juli 1325).

So starb also auch er eines gewaltsamen Todes und binterliess

vier Söhne, von deneo ihm Abü 'Abdallah Muhammad IV. und

Abü'lhu^gä^ JAsuf fulgten.

(11)

2 4

(12)

Zeitldr dtr dwtfth mirjl öefcUIchih.Bind BT '

Tafel 1.

' Miinzlegenden der nabathäischen Köiiigo.

1.

(13)
(14)
(15)
(16)

36.1

üeber die nabathäischen Inschriften von Petra,

Hauran, vornehmlich der Sinai-Halbinsel und

über die Münzlegenden nabathäischer Könige.

Von

Dr. M. A. lievy.

I.

Einleitung.

Beinahe zehn Jahre waren nach der ersten glücklichen Ent¬

zifferung der sinaitischen Inschriften durch E. F. F. Beer ') ver¬

flossen, als Prof. Friedrich Tuch von Neuem eine eben so scharf-

ainnige, wie gelebrte Cntersuchung Uber jene interessanten Mo¬

numente veröffentlichte'), deren wichtige Ergebnisse nicht so¬

wohl in genauerer Fixirung der Scbriftzeichen, als vielmehr in

der Bestimmung der Sprache und der Crbeber jener Denkmäler zu

suchen sind. In diesen Punkten weicht Tucb wesentlich vooBeerab.

Dieser hatte die Verfasser der sinaitiscben Inscbriften. für Nabathäer gelialten, welche im peträischen Arabien ibren Sitz hatten, Christen

geworden, und auf ihrer Wallfahrt nach dem Sinai uud andero ge¬

heiligten Stätten der Halbinsel ibre Namen in der nabathäischen Lan¬

dessprache (einem aramäiscben Dialekt, gemischt mit Arabismen)

etwa um die Zeit des 3ten und 4ten Jahrhunderts nach Chr. zur

Erinnerung in die Felsen eingegraben haben (8. Beer a. a. 0.

p. XV ff.). Tuch aber erklärt nacb dem Vorgange Credner's')

die Sprache der Inscbriften für einen arabischen Dialekt, der

einigen Einfluss vom Aramäiscben erfahren habe, und die Ver¬

fasser für Heiden, welche, einem sabäischen Cultus zugetban,

auf der Wallfahrt nach den beidniscben Cultus-Stätten der Halb¬

insel in der Zeit der ersten vorchristlichen und in den nächsten

Jahrhunderten nuch Chr. sicb nachfolgenden Pilgern in Erinne¬

rung bringen wollten. Wenn nun aucb diese Resultate bis in die

neueste Zeit allgemeine Anerkennung uud Zustimmung namhafter

1) Inscriptiones veleres litteris et lingua hucusque incognitis ad Muntern Sinai magno numero servatae etc. Lipsiae 1840.

2) Zeilschr. d. D. M. G. III, S. 129 fg.

3) S. Heidelberger Jahrbücher 1841, S. 908 fg.

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