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Kognitive Repräsentation von Konfliktdarstellungen und ihr Einfluss auf Einstellung und Verhalten

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Kognitive Repräsentation von

Konfliktdarstellungen und ihr Einfluss auf Einstellung und Verhalten

Dissertation

zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat)

vorgelegt von

Monika Spohrs

an der

Mathematisch – Naturwissenschaftliche Sektion Fachbereich Psychologie

Konstanz, 2014

Tag der mündlichen Prüfung: 13.11.2014 1. Referent: Prof. W. Kempf

2. Referent: Prof. M. Kiefer 3. Referent: Prof. P. Steck

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-0-285213

(2)

(3)

Band 1

(4)

Inhaltssverzeichnis IV

Inhaltsverzeichnis Band 1

Inhaltsverzeichnis Band 1 ...IV   Abbildungsverzeichnis...VII   Tabellenverzeichnis ...XI

1   Einführung... 16  

1.1   Frames ... 17  

1.2   Framing bei Meinungs- und Einstellungsbildung und Verhalten ... 18  

1.3   Massenmedien ... 19  

1.4   Framing in der Konfliktberichterstattung... 20  

1.5   Forschungsprojekt ... 23  

2   Theoretische Grundlagen ... 26  

2.1   Begriffsklärung ... 26  

2.2   Begriffsdifferenzierung ... 27  

2.2.1   Framing versus Persuasion ... 28  

2.2.2   Framing versus Priming ... 28  

2.3   Wirkungsweise von Frames ... 29  

2.4   Einfluss-Faktoren auf Framing-Effekte... 31  

2.5   Die Rolle des Framings bei Konflikten – ein Exkurs ... 33  

2.5.1   Konfliktdynamik ... 33  

2.5.2   Konfliktdarstellung in den Medien ... 34  

2.6   Forschungslage ... 38  

2.6.1   Studien zu Konflikten ... 39  

2.6.2   Studien zu Meinungs- und Einstellungsbildung ... 41  

2.6.3   Studien zum Verhalten... 44  

2.6.4   Studien zur Akzeptanz ... 46  

2.7   Fazit... 48  

3   Fragestellungen und Hypothesen... 54  

4   Methoden... 61  

4.1   Versuchsdesign und -ablauf... 61  

4.1.1   Untersuchungsstichprobe ... 61  

4.1.2   Ablauf der Untersuchungen ... 61  

4.1.3   Teilabschnitte 1 und 2 ... 63  

4.1.4   Teilabschnitt 3 und 4 ... 64  

4.1.5   Teilabschnitt 5 - Verhaltensexperiment... 65  

4.2   Konstruktion des experimentellen Materials ... 68  

(5)

Inhaltssverzeichnis V

4.2.1   Unabhängige Variable 1: Filmsequenzen ... 68  

4.2.2   Unabhängige Variable 2: Flyer ... 81  

4.2.3   Coverstory... 82  

4.2.4   Manipulation-Check ... 83  

4.2.5   Abhängige Variablen... 83  

4.2.6   Einflussfaktoren ... 88  

4.2.7   Zusätzliche Fragen ... 91  

4.3   Prätest ... 94  

4.3.1   Prätest-Material... 95  

4.3.2   Prätest-Datenanalyse ... 95  

4.3.3   Prätest-Resultate ... 96  

4.3.4   Prätest-Diskussion ... 108  

4.4   Datenanalyse der Hauptuntersuchung... 109  

4.4.1   Manipulation-Check ... 112  

4.4.2   Kovariaten ... 115  

4.4.3   Akzeptanz der Filmsequenzen... 120  

4.4.4   Einstellungsänderung der Probanden... 121  

4.4.5   Verhalten... 124  

5   Resultate... 125  

5.1   Stichprobe ... 125  

5.1.1   Politische Orientierung ... 126  

5.1.2   Religion ... 127  

5.1.3   Bundestagswahl... 128  

5.1.4   Generelle Kenntnisse über das Zusammenleben von Moslems und Nicht-Moslems ... 129  

5.1.5   Spezielles Vorwissen ... 129  

5.2   Manipulation-Check... 130  

5.2.1   Analyse der Nacherzählungen und der Zusammenhänge mit den Filmversionen... 131  

5.2.2   Auswertung der Erinnerungsleistung ... 138  

5.3   Kovariaten ... 139  

5.3.1   Politische Orientierung, gruppiert... 139  

5.3.2   Politisches Bewusstsein... 140  

5.3.3   Emotionale Nähe ... 151  

5.3.4   Übereinstimmung von Framing und bereits bestehender Meinung ... 167  

5.3.5   Vorwissen und bestehende Meinung ... 170  

5.4   Akzeptanz der Filmsequenzen ... 171  

(6)

Inhaltssverzeichnis VI

5.4.1   Glaubwürdigkeit ... 172  

5.4.2   Bewertung ... 174  

5.4.3   Allgemeine Akzeptanz ... 174  

5.4.4   Ausgewogenheit ... 175  

5.4.5   Neuigkeitsgehalt ... 177  

5.4.6   Diskussion der Ergebnisse auf Variablenebene ... 177  

5.4.7   Latente Klassenanalyse der Akzeptanzvariablen ... 179

8   Literaturverzeichnis Band 1... 193

(7)

Abbildungsverzeichnis VII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Schematische Darstellung des Versuchsablaufs 67

Abbildung 2. Deeskalationsorientierter Flyer 81

Abbildung 3. Eskalationsorientierter Flyer. 82

Abbildung 4. Übersicht über die mittlere Anzahl der in der Nacherzählung

zitierten Aspekte. 97

Abbildung 5. Übersicht über die mittlere Anzahl der erinnerten Aspekte. 98 Abbildung 6. Verteilung der Angaben zur Frage, wo man sich politisch zwischen

links und rechts positioniere. (0 = ganz links; 7 = ganz rechts;

9 = „keine Angabe“; N = 300). 126

Abbildung 7. Verteilung der Angaben zur Frage, welcher Religion man angehöre.

(N = 300). 127

Abbildung 8. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage, welcher Partei man bei der nächsten Bundestagswahl die Stimme geben würde.

(N = 300). 128

Abbildung 9. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage “Wie gut schätzen Sie Ihre Kenntnisse zum Zusammenleben zwischen Moslems und Nicht-Moslems und dabei auftretenden Problemen in

Deutschland ein?”. (N = 300). 129

Abbildung 10. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage “Waren Ihnen die geschilderten Sachverhalte im letzten Abschnitt des Films

(Moscheebau in Frankfurt) bereits bekannt?”. (N = 300). 130 Abbildung 11. Häufigkeitsmuster MM1. Kaum D-Aspekte, eskalationsorientiertes

mentales Modell. Zu den Kodierungen siehe Tabelle 23. Die unterschiedlichen Färbungen stellen die angegebenen

Häufigkeiten der Nennung dar; (6 = 6 - 9 mal). 133 Abbildung 12. Häufigkeitsmuster MM2. Kaum E-Aspekte, deeskalationsorientiertes

mentales Modell. Zu den Kodierungen siehe Tabelle 23. Die unterschiedlichen Färbungen stellen die angegebenen

Häufigkeiten der Nennung dar; (6 = 6 - 9 mal). 135 Abbildung 13. Klassengrößen in Abhängigkeit von den Filmvarianten. D-Film =

deeskalationsorientierte Filmversion, E-Film = eskalationsorientierte

Filmversion. 136

Abbildung 14. Mittelwerte der genannten Aspekte der beiden latenten

Klassen MM1 und MM2. 137

(8)

Abbildungsverzeichnis VIII

Abbildung 15. Verteilung der gruppierten Angaben zur Frage, wo man sich politisch zwischen links und rechts positioniere.

(Mitte = „2“, „3“, „4“, „5“; extrem = „0“, „1“, „6“, „7“ auf dem

Zahlenstrahl; N = 300). 140

Abbildung 16. Häufigkeitsverteilung der gruppierten Angaben zur Frage, wie

häufig man sich mit Politik beschäftige. (N = 300). 141 Abbildung 17. Häufigkeitsverteilung der gruppierten Angaben zur Frage, wie

stark man an politischen Themen interessiert sei. (N = 300). 142 Abbildung 18. Häufigkeitsverteilung der gruppierten Angaben zur Frage, welche

Bedeutung politische Themen für das persönliche Leben

haben. (N = 300). 142

Abbildung 19. Häufigkeitsverteilung der gruppierten Angaben zur Aussage

„Ich bin ein politisch interessierter Mensch“. (N = 300). 143 Abbildung 20. Bewertungsmuster PW1: Nahezu ausnahmslose

Selbsteinschätzung als politisch interessierter Mensch bei starkem politischen Interesse und häufiger Beschäftigung mit

entsprechenden Themen. Klassengröße 44.3%. Zu den

Antwortcodes vgl. Tabelle 28. 147

Abbildung 21. Bewertungsmuster PW2: In der Regel Selbsteinschätzung als politisch nicht interessierter Mensch bei geringem politischen Interesse und seltener Beschäftigung mit entsprechenden Themen. Klassengröße 30.3%. Zu den Antwortcodes

vgl. Tabelle 28. 148

Abbildung 22. Bewertungsmuster PW3: Sowohl Selbsteinschätzung als politisch interessierter wie als politisch nicht interessierter Mensch bei einigermaßen politischem Interesse und mittel bis häufiger

Beschäftigung mit entsprechenden Themen. Klassengröße 25.4%.

Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 28. 149

Abbildung 23. Mittelwerte der Variablenausprägungen der drei latenten Klassen

PW1, PW2 und PW3 150

Abbildung 24. Häufigkeitsverteilung der gruppierten Angaben zur Frage „Wie wichtig schätzen Sie ein funktionierendes Zusammenleben verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft ein?“.

(N = 300). 152

Abbildung 25. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Wie sehr berühren Sie Konflikte zwischen in Deutschland lebenden Moslems und

Nicht-Moslems?“. (N = 300). 153

(9)

Abbildungsverzeichnis IX

Abbildung 26. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Sind Sie schon einmal in einem vorwiegend muslimischen Land gewesen?“.

(N = 300). 153

Abbildung 27. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Haben Sie schon

einmal eine Moschee besucht?“. (N = 300). 154

Abbildung 28. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Haben Sie

muslimische Bekannte?“. (N = 300). 155

Abbildung 29. Bewertungsmuster EMO1: Viele Berührungspunkte mit Muslimen, sowohl durch mehrere Bekannte, mehrmalige Moscheebesuche und mehreren Reisen in ein muslimisches Land. Klassengröße 30.3%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 30. (musl. = muslimisch;

Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und

Nicht-Muslimen). 159

Abbildung 30. Bewertungsmuster EMO2: Einige Berührungspunkte mit

Muslimen, sowohl häufig einen Bekannten, einen Moscheebesuch und oft keine Reisen in ein muslimisches Land. Klassengröße 30.2%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 30. (musl. = muslimisch;

Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und

Nicht-Muslimen). 160

Abbildung 31. Bewertungsmuster EMO3: Einige Berührungspunkte mit Muslimen, häufig mehrere Bekannte, kein Moscheebesuch und gelegentlich Reisen in ein muslimisches Land. Klassengröße 25.0%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 30. (musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen). 161 Abbildung 32. Bewertungsmuster EMO4: Wenig Berührungspunkte mit

Muslimen, meistens keine Bekannten, nie oder einmal ein Moscheebesuch und in der Regel nie in einem muslimischen Land gewesen. Klassengröße 12.3%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 30. (musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten

zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen). 162

Abbildung 33. Bewertungsmuster EMO5: Deutlicher Anteil an “keine Angaben”, einige Berührungspunkte mit Muslimen, häufig einen Bekannten, nie oder einmal ein Moscheebesuch und oft einmal in einem

(10)

Abbildungsverzeichnis X

muslimischen Land gewesen. Klassengröße 2.2%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 30. (musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen). 164 Abbildung 34. Mittlere Antworttendenzen der fünf Klassen zur emotionalen Nähe

hinsichtlich der Frage, wie sehr sie Konflikte zwischen in Deutschland lebenden Moslems und Nicht-Moslems berührten

(unter Auslassung der Antwortkategorie „keine Angaben“). 165 Abbildung 35. Positionierung der Probanden zur Frage, welche Seite im Konflikt

um den Bau von Moscheen man eher unterstützen würde.

(N = 300). 168

Abbildung 36. Übereinstimmung von Vorher-Positionierung der Probanden zur Frage, welche Seite im Konflikt um den Bau von Moscheen man eher unterstützen würde, und im Film dargestellter Partei.

(N = 300). 169

Abbildung 37. Häufigkeitsverteilung der Kombinationen aus Vorwissen und

Meinung. (N = 300). 170

Abbildung 38. Bewertungsmuster AKZ1: Hohe Zustimmung bei gleichzeitiger Bewertung als korrekt und wahrheitsgemäß. Zu den

Antwortcodes vgl. Tabelle 39. 184

Abbildung 39. Bewertungsmuster AKZ2: Starke Ablehnung bei gleichzeitiger Bewertung als überwiegend nicht korrekt und verzerrt. Zu den

Antwortcodes vgl. Tabelle 39. 185

Abbildung 40. Bewertungsmuster AKZ3: Unsicherheit mit gleichzeitig eher

ablehnender Bewertung. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 39. 187 Abbildung 41. Klassengrößen in Abhängigkeit von den Filmvarianten. D-Film =

deeskalationsorientierte Filmversion; E-Film =

eskalationsorientierte Filmversion. 190

Abbildung 42. Klassengrößen in Abhängigkeit von der Kovariate

„Übereinstimmung von Framing und bereits bestehender

Meinung“. 191

(11)

Tabellenverzeichnis XI

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Übersicht über relevante Framing-Studien mit Vergleich der unabhängigen Variablen (UV), abhängigen Variablen (AV), weiteren Einfluss-Faktoren und

der jeweiligen Stichproben. 52

Tabelle 2 Geplante Verteilung der Flyerversionen auf die Versuchsgruppen 66 Tabelle 3 Übersicht über die verwendeten Indikatoren zur Selektion des geeigneten

Filmmaterials 71

Tabelle 4 Übersicht über die verwendeten Kodiervariablen zur Bestimmung des Eskalationsgehalts der Filmsequenzen (Auszug aus dem

Kodierschema von Kempf, 2003a, S. 137ff.) 73 Tabelle 5 Transkription der deeskalationsorientierten Filmsequenz 75 Tabelle 6 Transkription der eskalationsorientierten Filmsequenz 78 Tabelle 7 Fragen der Social Dominance Scale, (Sidanius & Pratto, 1999) 86 Tabelle 8 Fragen der Modern Racism Scale, (McConahay, 1986) 86 Tabelle 9 Fragen der Right Wing Authoritarian Scale, (Altemeyer, 1996) 87 Tabelle 10 Fragen zu Themen, die von der dargestellten Problematik berührt

werden 87

Tabelle 11 Übersicht über die Aussagen, die zur Sicherung der Plausibilität der

Coverstory im Vorher-Fragebogen eingefügt wurden 92 Tabelle 12 Übersicht über die statistischen Kennzahlen der Analyse der

Nacherzählungen der Probanden mittels Wilcoxon-Rangsummen-

Test 97

Tabelle 13 Übersicht über die statistischen Kennzahlen der Analyse der wörtlich erinnerten Aspekte der Probanden mittels Wilcoxon-Rangsummen-

Test 98

Tabelle 14 Übersicht über die Kennzahlen der statistischen Analyse der Variablen Glaubwürdigkeit, Bewertung, Ausgewogenheit, Neuigkeitsgehalt und allgemeine Akzeptanz mittels Wilcoxon-Rangsummen-Test 99 Tabelle 15 Übersicht über die Aussagen zur Erhebung der Einstellung der Probanden

im Vorher-Fragebogen, sortiert nach Eskalationsorientierung 101 Tabelle 16 Bewertungspunkte für Einstellungsänderungen in deeskalationsorientierte

Richtung bei deeskalationsorientierten Aussagen 102 Tabelle 17 Bewertungspunkte für Einstellungsänderungen in deeskalationsorientierte

Richtung bei eskalationsorientierten Aussagen 103

(12)

Tabellenverzeichnis XII

Tabelle 18 Bewertungspunkte für Einstellungsänderungen in eskalationsorientierte Richtung bei deeskalationsorientierten Aussagen 103 Tabelle 19 Bewertungspunkte für Einstellungsänderungen in eskalationsorientierte

Richtung bei eskalationsorientierten Aussagen 104 Tabelle 20 Übersicht über die statistischen Kennzahlen der Analyse der Einstellungs-

änderung der Probanden mittels Wilcoxon-Rangsummen-Test 106 Tabelle 21 Zusammenfassung der Unterkategorien des Kodierschemas für die

Nacherzählungen der Probanden 114

Tabelle 22 Übersicht über Gruppierung und Kodierungen der Items Vorwissen und

bestehende Meinung 117

Tabelle 23 Übersicht über die Kodierung der verschiedenen Kombinationen aus

Vorwissen und bestehender Meinung. 118

Tabelle 24 Kodierschema für die Übereinstimmung von Framing und Meinung im

Vorher-Test 120

Tabelle 25 Kodierung der Antworten zu den Fragen zur Einstellungsänderung bezüglich mit der Konfliktthematik verwandten Themen (vgl. Kapitel

4.2.4.4) 123

Tabelle 26 Goodness of Fit Statistiken der Latenten Klassenanalyse der Mentalen

Modelle mit 10 Variablen 132

Tabelle 27 Kodierung der Antwortvariablen zur Erfassung des politischen

Bewusstseins. 144

Tabelle 28 Goodness of Fit Statistiken der Latenten Klassenanalyse der Variablen

des Politischen Bewusstseins 146

Tabelle 29 Kodierung der Antwortvariablen zur Erfassung der emotionalen Nähe 155 Tabelle 30 Goodness of Fit Statistiken der Latenten Klassenanalyse der Variablen

zur emotionalen Nähe 157

Tabelle 31 Häufigkeiten der Antworten auf die Frage, welche Partei man im Konflikt um den Moscheebau in Deutschland eher unterstützen würde, mit

Verteilung auf die Filmversionen 168

Tabelle 32 Übersicht über die lokalen α-Niveaus der sieben zur Ermittlung der Akzeptanz der Filmversionen durchgeführten Tests, die ermittelten p-Werte der Testergebnisse und die entsprechenden

Variablenbezeichnungen 172

Tabelle 33 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage “Sind die geschilderten Sachverhalte im letzten Abschnitt des Films (Moscheebau in Frankfurt) Ihrer Meinung nach korrekt dargestellt?” 173

(13)

Tabellenverzeichnis XIII

Tabelle 34 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage “Scheint der Film im letzten Abschnitt des Films (Moscheebau in Frankfurt) den

Sachverhalt wahrheitsgemäß oder verzerrt darzustellen?” 173 Tabelle 35 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage „Weckt dieser

Filmausschnitt Ihr Interesse an weiteren Informationen über diesen

Themenbereich?“ 174

Tabelle 36 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage „Sind Sie damit

einverstanden, wie der Bericht den Moscheebau in Frankfurt in den gesellschaftlichen

Kontext einordnet?“ 175

Tabelle 37 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage “Würden Sie sagen, dass der letzte Abschnitt des Films (Moscheebau in Frankfurt)

unparteiische Informationen über alle Beteiligten enthielt.” 176 Tabelle 38 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage “Wurde im letzten

Abschnitt des Films (Moscheebau in Frankfurt) Ihrer Meinung nach eine bestimmte Partei bevorzugt behandelt?” 176 Tabelle 39 Häufigkeitsverteilung der Antworten auf die Frage „Hat der Film für Sie

neue Aspekte in Bezug auf die vorgeführten Sachverhalte gebracht?“

177 Tabelle 40 Antwortkodierungen der Variablen für die Latente Klassenanalyse der

Akzeptanz 180

Tabelle 41 Goodness of Fit Statistiken der Latenten Klassenanalyse der

Variablen der Akzeptanz 183

Tabelle 42 Übersicht über die Ergebnisse der Kontingenzberechnungen der

Kovariaten mit den Latenten Klassen AKZ1, AKZ2 und AKZ3 188 Tabelle 43 Übersicht über die lokalen α-Niveaus der sieben zur Analyse der

Kovariaten der Latenten Klassenanalyse der Akzeptanz durchgeführten Tests, die ermittelten p-Werte der Testergebnisse und die

entsprechenden Variablenbezeichnungen 189

(14)

14

Kurzfassung

Das vorliegende Promotionsprojekt verknüpft bisherige Erkenntnisse aus Kon- flikt-, Sozial- und Medienwirkforschung miteinander, indem untersucht wird, ob und wie die Eskalationsorientierung einer Berichterstattung das mentale Kon- zept der Rezipienten, deren Einstellung und Verhaltensbereitschaft im Konflikt- fall beeinflusst. Im Rahmen der Analyse medialer Darstellungen von Konflikten und deren Beitrag zur Konfliktentwicklung entwickelte die Arbeitsgruppe Frie- densforschung und Methodenlehre, Fachbereich Psychologie, der Universität Konstanz, Kriterien für die Realisierung einer deeskalationsorientierten Bericht- erstattung in Print-Medien und überprüfte diese bezüglich Rezeption und Ak- zeptanz beim Leser. Quantitative Inhaltsanalysen von Nacherzählungen zeigen, dass sich der Eskalationsgehalt eines Nachrichtenartikels im mentalen Konzept des Rezipienten widerspiegelt (Annabring et al., 2005). Untersuchungen zu Ak- zeptanz und Evaluation deeskalationsorientierter Print-Nachrichten belegen deren Publikationswürdigkeit (Möckel, 2007; Schaefer, 2005; Spohrs, 2006b).

Anliegen des aktuellen Dissertationsprojekts ist es, bisherige Befunde aus zei- tungsberichterstattungsbasierter Medienwirkforschung durch filmbasiertes Nachrichtenmaterial zu erweitern und mit der Erfassung der tatsächlichen Ver- haltensbereitschaft und Einstellungsänderung zu ergänzen. Zu diesem Zweck wurden Experimente mit hinsichtlich der Eskalationsorientierung geframten Nachrichten-Filmsequenzen durchgeführt. In einer Studie mit N = 300 vorwie- gend aus Oberstufenschülerschaft und Studierenden bestehenden Probanden zeigten sich deutliche Hinweise für den Einfluss der Eskalationsorientierung des Filmmaterials auf die Verhaltensbereitschaft der Teilnehmer (p < .050). Die Be- einflussung einer bestehenden Einstellung durch die Frames konnte in Teilbe- reichen festgestellt werden (p < .001). Die Akzeptanz und Evaluation der dees- kalationsorientierten Filmsequenzen unterschieden sich im Wesentlichen inso- fern von jener der eskalationsorientierten, als sich die Rezipienten mit der de- eskalationsorientierten Darstellung eher einverstanden zeigten (p < .001) und sie als ausgewogener bewerteten (p < .001).

Schlagwörter: Konfliktdynamik, Medienwirkung, Framing, Verhaltensbereit- schaft, Einstellung, mentales Konzept, Eskalation, Akzeptanz, Inhaltsanalyse.

(15)

15

Abstract

Investigating whether and how the escalation-orientation of news coverage can influence recipients’ mental concepts, their attitudes and behavioural disposi- tion, this PhD project links existing findings of conflict, social and media impact research with each other. The Peace Research and Methodology working group of the Department of Psychology at the University of Konstanz has analyzed the representation of conflicts in the media and its contribution to the development of conflicts. In this context, they have developed criteria for the realization of de- escalation-oriented coverage and tested them for their acceptance and evalu- ation by the reader. Quantitative content analysis of renarrations, also employed by the research group, shows that the escalation orientation of a news article is reflected in the recipients’ readers’ mental models of the presented conflict (An- nabring et al., 2005). Examinations of the acceptance and evaluation of de- escalation oriented print media by the readers justify their news value and hence their publication (Möckel, 2007, Schäfer, 2005, Spohrs, 2006b). This PhD project aims to combine existing insights of print media-based impact research with TV-based news material. In addition, behavioural disposition and attitude change are assessed. To this end, experiments with compilations of television news sequences framed either de-escalation- or escalation-oriented have been conducted with N = 300 mainly Upper school or university student subjects. The research revealed significant evidence for an impact of escalation-oriented TV- sequences on behavioural disposition (p < .050). A further finding is the impact of the framing on some pre-existing attitudes (p < .001). The acceptance and evaluation of the de-escalation-oriented TV sequences differed from escalation oriented representations only in so far as the audience agreed more on the de- escalation-oriented views (p < .001) and evaluated them as more balanced (p <

.001).

Keywords: conflict dynamic, framing, media impact, mental model, attitude, behaviour disposition, escalation, acceptance, content analysis.

(16)

Einführung 16

1 Einführung

Nicht die objektive Beschaffenheit der Dinge und Ereignisse in unserer Um- welt, lässt sie für uns handlungsrelevant werden, sondern vielmehr die individu- elle, subjektive Bedeutung, die wir ihnen aufgrund unserer persönlichen Le- benserfahrung und Sozialisation beimessen (vgl. Blumer, 1973; Kempf, 2009;

Lippmann, 1990/1922). Als die Berliner Mauer gebaut wurde, sagte Erich Ho- necker:

„Mit Genugtuung darf man feststellen, durch die Errichtung des antifa- schistischen Schutzwalls sorgten wir für den Schutz unserer sozialisti- schen Errungenschaften. Der sozialistischen Errungenschaften der Ar- beiter- und Bauernmacht, und leisteten zugleich einen großen Betrag für den Frieden.“ (Mitschnitt aus der DVD Die Berliner Mauer, Teil 2 – Die Trennung 1972 – 1988, ein Film von Beate Schubert)

John F. Kennedy äußerte sich zu dem Bau mit den Worten:

„Da dieses brutale Schließen der Grenze ein deutliches Bekenntnis des Versagens und der politischen Schwäche darstellt, bedeutet dies offen- sichtlich eine grundlegende sowjetische Entscheidung, die nur durch Krieg rückgängig gemacht werden könnte.“ (US-Präsident John F. Ken- nedy in einem Brief an Brandt vom 18. August 1961, Focus online, 13.08.2011)

Beide Aussagen kommentieren dasselbe objektive Ereignis, die Errichtung der Berliner Mauer, jedoch mit einer völlig unterschiedlichen Interpretation.

Während die Mauer für Erich Honecker vor dem Hintergrund seiner Lebensge- schichte und politischen Ausrichtung einen Schutz für sozialistische Errungen- schaften und außerdem einen Beitrag für den Frieden darstellt, zeigt sie für den

(17)

Einführung 17

im demokratischen Amerika verwurzelten J. F. Kennedy Versagen und politi- sche Schwäche und bietet möglicherweise Anlass für einen Krieg.

1.1 Frames

Diese beiden Beispiele veranschaulichen, wie Ereignisse mit unterschiedli- chen Interpretationen dargestellt oder gerahmt werden können. Interpretations- rahmen werden im wissenschaftlichen Diskurs auch Frames (engl., Rahmen) genannt. Bedeutungszuschreibungen erleichtern und ermöglichen uns die Ori- entierung in unserer Alltagswelt.

Bei politischen oder sozialen Themen finden Bedeutungszuschreibungen (oder Framing) auf mehreren Ebenen statt (vgl. Dahinden, 2006; Entman, 1993;

Früh, 1992; Matthes, 2007; Scheufele, 2003). Bereits der Journalist, der ein Ereignis wahrnimmt, interpretiert dieses aufgrund seiner eigenen „kognitiven Strukturen“ (Brosius & Eps, 1995, S. 169), die aus seiner persönlichen Ge- schichte und seinen Erfahrungen resultieren. Dabei interagiert der Interpretati- onsrahmen des Journalisten mit den Attributen des Ereignisses (vgl. Brosius &

Eps, 1995). Wählt er die Informationen aus und verpackt sie als Nachricht, nimmt er dabei eine Selektion und Rahmung derselben vor (vgl. Brosius & Eps, 1995; Kepplinger, 2011; Matthes, 2007; Schönbach, 1989). Weitere Interpreta- tionen finden in der Redaktion statt, wo sich unter anderem entscheidet, ob das Ereignis veröffentlicht wird, und wenn ja, in welcher Rubrik, ob beispielsweise auf der Titelseite oder im hinteren Teil der Zeitung, im Fernsehen, in welcher Sendung, zu welcher Zeit, mittags oder abends, in der Hauptsendezeit oder in der Nebenzeit (Fortunato, 2005). Im Fernsehen kommt zusätzlich noch die In- terpretation des Sprechers hinzu (vgl. Carroll & McCombs, 2003; Fortunato, 2005). Der Leser, Zuschauer oder Zuhörer nimmt die Nachricht wiederum aus seiner eigenen Sicht, gefärbt durch seinen individuellen Interpretationsrahmen wahr, der sich aus seinem Wissen (vgl. Brosius & Eps, 1995; Matthes, 2007;

Willnat, 1997) und seiner persönlichen, kulturellen und Lebenserfahrung ergibt (vgl. Katz, Blumler & Gurevitch, 1974). Spricht er mit seinen Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern über das Ereignis, begleiten seine eigenen Interpreta- tionen die weitergegebenen Informationen (Matthes, 2007), und die Ge- sprächspartner nehmen das so geframte Ereignis wiederum durch ihre eigene individuelle Erfahrungs- und Kenntnis-Brille wahr.

(18)

Einführung 18

Nicht nur die Fülle der Framing-Möglichkeiten macht das Framing-Konzept für aktuelle Forschungsfelder so interessant und bedeutsam: Es ist kaum mög- lich, die Bedeutung eines verbalen oder schriftlichen Textes zu verstehen, ohne den darin enthaltenen Bedeutungsrahmen zu erfassen. Nach Entman (1993) sind Frames das geeignete Mittel um die „power of a communicating text“ (S.

51) zu beschreiben. Darüber hinaus können Frames unser Denken und Han- deln beeinflussen. Frames aus Zeitungsberichten lassen sich in den mentalen Konzepten der Rezipienten wiederfinden (vgl. Annabring, 2005; Annabring &

Spohrs, 2004; Nerad, 2009; Brosius & Eps, 1995), und sie beeinflussen die Ge- dächtnisleistung (vgl. Peleg & Alimi, 2005). Damit bilden sie eine Komponente der Konstruktion unserer subjektiven und sozialen Wirklichkeit (vgl. Früh, 1992;

Tuchman, 1978). Darüber hinaus kann Framing zu irrationalen Entscheidungen führen (vgl. Kahnemann & Tversky, 1984; Tversky & Kahnemann, 1981) und sich auf unser Verhalten auswirken (vgl. Richardson et al., 2004; Schneider et al., 2001). Erweitert man die Perspektive vom Individuum auf die Gesellschaft, zeigt sich, dass auch soziale Bewegungen durch Frames beeinflusst werden können (vgl. Entman & Rojecki, 1993; Benford & Snow, 2000). Besonders in Phasen der Unsicherheit wie z.B. bei sozialen Umbrüchen werden bestehende Frames modifiziert oder neue Frames gebildet (vgl. Ball-Rokeach & DeFleur, 1976).

1.2 Framing bei Meinungs- und Einstellungsbildung und Verhalten

Insbesondere bei der Bildung von Meinungen, Einstellungen und Verhal- tensdispositionen zu einem Thema kommen Framingprozesse zum Tragen: Je nach Bedeutungszuschreibung eines Themas werden unterschiedliche Einstel- lungen und Meinungsbildungen der Menschen, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen, begünstigt oder benachteiligt (vgl. Aalberg, Strömbach, de Vreese, 2012; Druckman, 2004; Haack, 2007; Hibbs, 1987; Iyengar, 1990;

Kempf & Thiel, 2012; Nelson, Clawson & Oxley, 1997; Nelson, Oxley & Claw- son, 1997; Nerad, 2009; Zaller 1992) und verschiedene Verhaltensweisen ge- fördert oder gehemmt (vgl. Ball-Rokeach & DeFleur, 1976; Benford & Snow, 2000; Richardson et al., 2004; Schneider et al., 2001). Die Wahrscheinlichkeit, weniger zu rauchen oder gar mit dem Rauchen aufzuhören, steigt deutlich stär-

(19)

Einführung 19

ker, wenn man die positiven Aspekte des Nichtrauchens betont als wenn die negativen Aspekte des Rauchens in den Vordergrund gerückt werden (vgl.

Schneider et al., 2001). Wahlentscheidungen bei politischen Wahlen werden unter anderem davon beeinflusst, wie Verantwortungszuschreibungen bei- spielsweise hinsichtlich sozialer Missstände wie Armut oder Arbeitslosigkeit ge- troffen werden (vgl. Hibbs, 1987; Iyengar, 1990), und auch in der Umweltpolitik lassen sich Framing-Effekte finden (vgl. Entman & Rojecki, 1993; Gamson &

Modigliani, 1989) Entman und Rojecki konnten 1993 Effekte von Frames auf die Motivation der Teilnehmer zur Unterstützung der Anti-Atomkraft-Bewegung zei- gen. In einer Studie von Nelson, Clawson und Oxley (1997) variierte die Tole- ranz von Rezipienten gegenüber gesellschaftlicher Gruppen wie zum Beispiel dem Ku Klux Klan je nachdem, ob eine Kundgebung dieser Vereinigung als Ausdruck des Rechts auf freie Rede oder als Bedrohung für die öffentliche Si- cherheit dargestellt wurde.

1.3 Massenmedien

Kommunikationsmedien spielen bei der Meinungsbildung eine besondere Rolle. Den wesentlichen Teil unserer Informationen über Geschehnisse in der Welt erfahren wir durch einen oder mehrere Kanäle der Massenmedien (vgl.

Früh, 1992). In unserer vom globalen Geschehen immer stärker beeinflussten Umwelt sind wir auf Informationen durch Medien wie Zeitung, Fernsehen, Radio oder Internet angewiesen, da sie aufgrund der weiten Entfernungen anders nicht zeitnah zu beschaffen sind (vgl. Ball-Rokeach & DeFleur, 1976). An dieser Stelle tragen die Medien in mehrfacher Hinsicht eine große Verantwortung: Sie treffen eine Auswahl, worüber berichtet wird, und stellen damit nicht nur die so- ziale, politische und kulturelle Tagesordnung (vgl. McCombs & Shaw, 1972), sondern gestalten auch die Umwelt, innerhalb derer politische Entscheidungen gefällt werden (vgl. Naveh, 2002). Kepplinger (2011) schreibt: „Nachrichten hei- ßen Nachrichten, weil man sich danach richten kann. Dies ist nur möglich, wenn die Nachrichten richtig sind.“ (S. 99). Was aber ist richtig? Medien können die Wirklichkeit nicht 1:1 abbilden (vgl. Fortunato, 2005; Früh, 1992), da jede Be- richterstattung immer nur einen Ausschnitt aus einer Ereignisfolge liefert (vgl.

Kepplinger, 2011). Unsere Lebensumwelt ist zu komplex, als dass wir zu jedem Zeitpunkt alles gleichzeitig wahrnehmen könnten (vgl. Lippmann, 1922, 1990).

(20)

Einführung 20

So sind auch Journalisten gezwungen, die Realität mit ihrer Berichterstattung zu konstruieren (vgl. Fortunato, 2005; Früh, 1992). Sie wählen Ereignisse aus, interpretieren sie, bewerten und unterstützen politische Handlungen und Mög- lichkeiten oder lehnen sie ab (Page, 1996). Edelmann (1993) beschreibt unsere politische Wirklichkeit als „kaleidoskope of potential realities, which can be rea- dily evoked by altering the ways in which observations are framed and categori- zed“ (S.231), also als eine Sammlung potentieller Realitäten, in der Interessen- gruppen um Deutungshoheit ringen (vgl. Stevens, 2006). Auf Basis der von Journalisten bewusst oder unbewusst geframten und veröffentlichten Berichte entwickeln Menschen ein Bild vom dargestellten Thema oder Ereignis (vgl. An- nabring, Ditlmann & Kempf, 2005; Annabring & Spohrs, 2004; Kempf, 2006) und kommunizieren dies auch in ihrem sozialen Umfeld. Bereits durch die Aus- wahl, die Medienorganisationen hinsichtlich Publikation von Nachrichten treffen, wird die Bandbreite an möglichen Betrachtungen des Publikums eingeschränkt (vgl. McCombs & Shaw, 1972; Nelson, Oxley et al., 1997). An dieser Stelle stellt insbesondere der Mainstream der Berichterstattung eine Gefahr für Minderhei- ten dar. Noelle-Neummann (1982) zufolge werden hoch übereinstimmende Me- dieninhalte als Meinung der Mehrheit wahrgenommen, wodurch sozialer Druck auf divergierende Meinungsträger entsteht, die es dadurch nicht wagen, ihre Position in der Öffentlichkeit zu äußern.

In ihrer Funktion als vierte Gewalt in unserer demokratischen Gesellschafts- struktur haben Medien die Aufgabe, die Regierung zu überwachen und die Bür- ger zu informieren (vgl. Curran, 2002). Es liegt in ihrer Verantwortung diese In- formationen „angemessen und glaubwürdig“ darzustellen (vgl. Dt. Journalisten- verband, 2002; Spohrs, 2006b). Wie gut dies gelingt, hängt nicht nur von der Auswahl der berichteten Ereignisse ab, sondern insbesondere auch von den für die Darstellung gewählten Bedeutungsrahmen.

1.4 Framing in der Konfliktberichterstattung

Wir leben in einer Welt, in der Konflikte an der Tagesordnung sind. Das Hei- delberger Institute for International Conflict Research zählte 2011 weltweit 388 politische Konflikte, davon insgesamt 20 Kriege und 18 begrenzte Kriege und alleine 65 Konflikte in Europa. Darunter findet sich kaum ein Konflikt, über den nicht in den Medien berichtet wird. Medien können in vielfältiger Weise einen

(21)

Einführung 21

Beitrag an der Entwicklung von Konflikten leisten: durch die Selektion an Infor- mationen, die sie liefern, durch die Hintergrundinformationen, womit sie ein Thema ergänzen, und durch den Interpretationsrahmen, den sie dem Thema geben, stellen sie grundlegende Informationen zur Verfügung, aufgrund derer Entscheidungen gefällt werden (vgl. Naveh, 2002; Taylor, 2000).

Speziell auf dem Gebiet der Konfliktberichterstattung spielen Interpretatio- nen eine wesentliche Rolle, da die Deutung eines Konflikts seinen Verlauf ent- scheidend beeinflussen kann (siehe Kapitel 2.5.1). Je nachdem, ob ein Konflikt als eine Situation wahrgenommen wird, in der nur eine Partei auf Kosten der gegnerischen Partei gewinnen kann, oder als ein Problem, von dessen Lösung beide Parteien profitieren können, wird sich das politische Agieren im Konflikt verändern und der Konflikt selbst einen anderen Verlauf nehmen (vgl. Deutsch, 1976; Kempf, 2003a, 2005; Spohrs, 2006b). Auch Entscheidungsträger in politi- schen Konflikten basieren ihre Entscheidungen auf dem von den Medien dar- gestellten Informationsspektrum (vgl. Naveh, 2002; Taylor, 2000). Bereits die Problemidentifikation zählt zudem zu den Faktoren, die zur Entstehung, Förde- rung oder Hemmung sozialer Bewegungen beitragen (Benford & Snow, 2000).

Eine Studie von Semetko und Valkenburg (2000) zeigt, dass in der Bericht- erstattung über politische Ereignisse der Konflikt-Frame dominierend ist1. Ein möglichst exaktes und umfangreiches Wissen über bewusst oder unbewusst ablaufende Framing-Prozesse ist daher für Journalisten in der Konfliktberichter- stattung besonders wichtig, um ein Thema angemessen und speziell im emp- findlichen Konfliktbereich nicht unnötig verschärfend darstellen zu können. Die- ses Argument ist umso stärker gewichtet, als es Hinweise dafür gibt, dass Kon- troverse der einzige Nachrichtenfaktor ist, der sich sowohl in der journalisti- schen Selektion, der Beitragswahl durch den Rezipienten als auch in der Bei- tragserinnerung zeigt (Eilders, 2001). Konflikt- und frametheoretische Kenntnis- se ermöglichen Redakteuren, die von den Journalisten gelieferten Nachrichten adäquat weiter zu verarbeiten. Dem Publikum geben sie die Chance, Effekte des Konflikt-Framing zu durchschauen und ihnen insbesondere bei der Mei- nungsbildung widerstehen zu können.

1 Sie analysierten 2601 Zeitungen und 1522 Fernsehnachrichtensendungen hinsichtlich des Vorhandenseins der Frames Attribution von Verantwortlichkeit, Konflikt, menschliches Interesse, wirtschaftliche Konsequenzen und Moral. Die Ergebnisse wiesen die beiden Frames Attribution von Verantwortlichkeit und Konflikt als die am häufigsten vertretenen aus.

(22)

Einführung 22

Laut Zaller (1992) ist eine Meinung kein unveränderliches Konstrukt. Seiner Meinung nach tragen Menschen zu jeder Zeit eine Mischung aus mehr oder weniger konsistenten Erwägungen in ihren Köpfen, die dann im Bedarfsfall zur Meinungsbildung herangezogen werden. „Every opinion is a marriage of infor- mation and predisposition“ (Zaller, 1992, S. 6). An dieser Stelle entfalten Fra- mes ihre Wirkung, indem sie bestimmte Betrachtungen aktivieren. Häufigere konfliktsensible Berichte bieten für die Rezipienten die Möglichkeit, vom Main- stream des Nachrichtendiskurses abweichende Überlegungen bei ihrer Mei- nungsbildung mit ein zu beziehen.

Die Berichterstattung über nationale oder internationale Konflikte in unseren heutigen Nachrichtenmedien wird von einem Stil dominiert, der aus konflikttheo- retischer Perspektive eher dazu geeignet ist, einen Konflikt eskalieren zu lassen und den Einsatz von Gewalt oder gar militärischen Mitteln wahrscheinlicher zu machen (vgl. Jaeger, 2003; Luostarinen, 1994, 2002; Luostarinen & Kempf, 2000; Kempf, Reimann & Luostarinen, 2001; Spohrs, 2006b). Häufig findet eine Eskalationsbegünstigung ungewollt, mangels besseren Wissens oder Bewusst- seins über diese Prozesse statt. Insbesondere in Nachkriegssituationen, wo es gilt Versöhnungsprozesse zu fördern, sind solche unbeabsichtigten Mechanis- men kontraproduktiv (vgl. Hamdorf, 2000; Kempf, 2003a). Ansätze für deeska- lationsorientierte Nachrichten sind sowohl in den Printmedien als auch im Fern- sehen bereits vorhanden, jedoch bilden sie eine Minderheit (vgl. Annabring, 2000; Annabring, Bläsi & Möckel, 2004; Bläsi, Jaeger, Kempf, Kondopoulou &

Paskoski, 2005; Hamdorf, 2000; Jaeger, 2005; Spohrs, 2006a, 2006b).

Für eine Orientierung weg von einer eskalationsorientierten und hin zu einer für konstruktive Konfliktlösungen offenen Berichterstattung bedarf es einer Ver- änderung der heutigen Nachrichtenstandards. Journalisten und verantwortliche Akteure im Medienbereich benötigen ein fundiertes Wissen bezüglich Konflikt- dynamik und ihrer eigenen Rolle in diesem Zusammenspiel (vgl. Möckel, 2009).

Wesentlich für die Umsetzung einer so gestalteten Berichterstattung ist na- türlich die Antwort auf die Frage, ob sie beim Publikum angenommen oder ab- gelehnt würde. Nicht nur Informationen, sondern Quoten und Absatz bestimmen den Medien-Markt. Vor dem Hintergrund der Nachrichtenwerttheorie argumen- tieren Journalisten und Redakteure häufig, dass das Publikum an deeskalati- onsorientierten Darstellungen, die keine klassischen Nachrichtenwerte wie bei-

(23)

Einführung 23

spielsweise Vereinfachung, Sensationalismus (Östgaard, 1965), Schaden, Nut- zen (Staab, 1990) Negativität und Einfluss (Eilders, 1997) aufweisen, weniger interessiert sei (Bläsi, 2005). Forschungsprojekte der letzten Jahre, welche die Akzeptanz deeskalationsorientierter Berichterstattung sowohl von Print-Medien als auch von Filmsequenzen beim Rezipienten analysierten, liefern überzeu- gende Hinweise dafür, dass ein ausgewogenerer, den Konflikt nicht noch an- heizender Journalismus nicht nur genauso gut aufgenommen würde als die herkömmliche Berichterstattung, sondern in einigen Aspekten sogar besser be- wertet werden würden (Möckel, 2009; Schaefer, 2006; Sparr, 2004; Spohrs, 2006a, 2006b).

1.5 Forschungsprojekt

Anlass für dieses Dissertationsprojekt gab in erster Linie die außerordentli- che Relevanz der Thematik für eine Vielzahl von Forschungsgebieten.

Framing-Effekte auf die kognitive Verarbeitung werden vorwiegend in der Psychologie analysiert (vgl. Annabring, et al., 2005; Druckman, 2004; Kintsch, 1988; Nerad, 2009), ebenso wie Wirkungen auf die Einstellung (vgl. De Dreu &

McCusker, 1997; Druckman, 2004; Haack, 2007; Kahnemann & Tversky, 1984;

Tversky & Kahnemann 1981; Kempf & Thiel, 2012; Lim & Carnevale, 1995; Ne- rad, 2009; Page, 1996; Schneider, 2001) und das Verhalten (vgl. Richardson et al., 2004; Schneider, 2001). Viele dieser Fragestellungen spielen auch in ande- ren Bereichen wie der Soziologie und Politikwissenschaft eine Rolle, z.B. in Un- tersuchungen zu Wahlentscheidungen bei politischen Wahlen (vgl. Iyengar &

Kinder, 1987) oder zur Wirkung des öffentlichen Diskurses auf die Einstellung der Rezipienten zu friedenserzwingenden Maßnahmen (vgl. Haack, 2007). Die Medienwirkforschung fokussiert hauptsächlich Themen wie die Übereinstim- mung oder Divergenz der Frames politischer Eliten mit journalistischen oder Medien-Frames und die entsprechende Kongruenz der Frames von Medienbei- trägen und Rezipienten-Frames (vgl. Eilders, 1997, Fröhlich & Rüdiger, 2006).

Kulturelle Unterschiede zwischen den Medienframes verschiedener Länder und die Effekte von speziellem Vokabular auf die Politk werden vorwiegend von ko- gnitiven Linguisten analysiert (vgl. Lakoff, 2004, 2005; Zald 1996) Die Neuro- psychologie beschäftigt sich, als eines der jüngsten Forschungsfelder im Be- reich Framing, mit Effekten auf neurologischer Ebene (vgl. De Martino, Kuma-

(24)

Einführung 24

ran, Seymour & Dolan, 2006; Deppe et al., 2005). Die Untersuchung des Ein- flusses von Framing auf den Verlauf von Konflikten ist in der Konfliktforschung verschiedener Diszipinen wie beispielsweise der Psychologie und der Politik- wissenschaften verortet (vgl. Annabring et al., 2005; Haack, 2007; Kempf, 2005, 2008; Kempf & Thiel, 2012; Peleg & Alimi, 2005).

Die Befunde aus bisherigen Studien sind bei weitem nicht erschöpfend für das Potential des Framingansatzes. Sowohl hinsichtlich Design und möglicher Interaktionswirkungen zwischen Variablen als auch in Bezug auf Schlussfolge- rungen, die sich aus den unterschiedlichen Resultaten ergeben, sind hier noch viele Fragen offen. Im Bereich der Konfliktforschung sind Faktoren wie Einstel- lungsänderungen, tatsächliches Verhalten und mögliche Interaktionseffekte noch wenig untersucht. Insbesondere zur Framing-Wirkung von Fernsehnach- richten auf diese Aspekte besteht eine Forschungslücke.

Mit dieser Dissertation wird versucht, die Forschungsstände unterschiedli- cher Ansätze zusammenzuführen und bisher fehlende Aspekte zu integrieren.

Anhand einer experimentellen Studie werden die Wirkung von Konfliktframing durch Fernseh-Nachrichten auf die Einstellung der Rezipienten zum dargestell- ten Konflikt, zu davon berührten Themen, deren konfliktbezogene Verhaltens- bereitschaft und deren Akzeptanz des Filmmaterials analysiert.

Unter Verwendung einer klaren Operationalisierung für die Analyse des Ausgangsmaterials (Filmsequenzen aus Nachrichtensendungen) und bei gleichzeitiger Beachtung möglicher Einflussfaktoren wie Vorwissen, Geschlecht, politische Einstellung, politisches Bewusstsein, emotionale Betroffenheit und Glaubwürdigkeit der Quelle werden dabei vier Ziele verfolgt:

1. Erfassung der Framingwirkung von Nachrichtensequenzen auf die Einstel- lung der Rezipienten,

a. zum dargestellten Konflikt und

b. zur breiteren, über den konkreten Konflikt hinausreichenden Thematik.

2. Erhebung der Framingwirkung von Nachrichtensequenzen auf die Verhal- tensbereitschaft der Rezipienten im Konfliktfall im Allgemeinen.

3. Erhebung der Akzeptanz von verschiedenartig geframten Nachrichtense- quenzen beim Rezipienten.

(25)

Einführung 25

4. Erfassung möglicher Einflussfaktoren wie Glaubwürdigkeit der Quelle, Vor- wissen, politische Disposition, politisches Bewusstsein, emotionale Invol- viertheit und Analyse deren Wirkung auf die Framing-Effekte.

Die vorliegende Arbeit beginnt mit einer Klärung des Framing-Begriffes in Kapitel 2.1 und geht dann darauf ein, welche Arten von Framing unterschieden werden können (siehe Kapitel 2.2), und wie deren Wirkung erklärt werden kann (siehe Kapitel 2.3 und 2.4). Ein besonderer Schwerpunkt wird in Kapitel 2.5 auf die Bedeutung von Framing für die Konfliktentwicklung gelegt.

In Kapitel 2.6 werden bisher vorliegende Untersuchungen und verwendete Methoden zur Thematik vorgestellt und in ihrer Relevanz für das aktuelle Pro- jekt kritisch beurteilt. Fehlende Aspekte und methodische Mängel, die dieses Promotionsprojekt inspiriert haben, werden herausgearbeitet. Die daraus abge- leiteten Fragestellungen und Hypothesen werden in Kapitel 3 beschrieben.

Die Hauptteile der Arbeit bilden die Beschreibung des vorgeschlagenen me- thodischen Ansatzes der Studie in Kapitel 4, die Beschreibung der Resultate in Kapitel 5 sowie die kritische Diskussion der Ergebnisse und Methoden in Kapi- tel 6. Eine Zusammenfassung, die den Nutzen der Arbeit beschreibt und einen Ausblick auf zukünftige Weiterentwicklungen gibt, schließt die Arbeit ab.

Das Ergebnis ist von praktischem Nutzen sowohl für Journalisten, die An- spruch auf eine qualitativ hochwertige Berichterstattung legen, als auch für Konsumenten, die Kenntnisse über bislang unbewusste Effekte bei der Nach- richtenrezeption erwerben wollen, und bereichert die aktuelle Forschung in den Bereichen Konfliktforschung, Medienrezeption, Framing und Effekte auf Einstel- lung und Verhalten.

(26)

Theoretische Grundlagen 26

2 Theoretische Grundlagen

Die Framing-Forschung umfasst ein breit gefächertes Gebiet. Nicht nur die unterschiedlichen Frames sind sehr vielfältig, sondern auch die jeweiligen Ana- lysemethoden und Definitionen. Zudem werden Framing-Effekte von vielen Fak- toren beeinflusst, deren Wirkung bei weitem noch nicht umfassend geklärt ist.

Im Bereich der Konfliktforschung gibt es bereits zahlreiche interessante Ergeb- nisse über das Zusammenwirken mehrerer Einfluss-Faktoren, aber zugleich weitaus mehr offene Fragen, die noch der Klärung bedürfen.

2.1 Begriffsklärung

Im wissenschaftlichen Diskurs sind verschiedene Definitionen von Framing bekannt. Goffman (1974) beschreibt Frames noch relativ unspezifisch als

„schemata of interpretation“ (S. 21). Immer noch verhältnismäßig allgemein, bezeichnen Gamson und Modigliani (1987) einen Frame als „central organizing idea or story line that provides meaning to an unfolding strip of events“ (S. 143).

In dieser Definition zeichnet sich bereits die organisierende Funktion von Fra- mes ab. Gitlin (1980) definiert Frames detaillierter als „persistent patterns of cognition, interpretation, and presentation, of selection, emphasis, and exclu- sion, by which symbol-handlers routinely organize discourse...“ (S.7). Diese Be- griffsbestimmung verdeutlicht, dass sowohl Wahrnehmung als auch Interpreta- tion, Darstellung, Selektion, Betonung und Exklusion im Framing-Prozess eine Rolle spielen. Eine exakte Bestimmung der Bestandteile eines Frames stammt von Entman:

„To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to pro- mote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation and/or treatment recommendation.“ (Entman, 1993, S. 52)

Diese Definition liefert nicht nur eine Festlegung, was als Framing bezeich- net wird, nämlich das Hervorheben von einigen Aspekten einer wahrgenomme- nen Realität, sondern darüber hinaus auch konkrete Hinweise, welche Informa-

(27)

Theoretische Grundlagen 27

tionen der Frame beinhalten soll: die Problemdefinition, eine Ursachenzu- schreibung, eine Bewertung der Situation und eine Handlungsempfehlung.

2.2 Begriffsdifferenzierung

Wie eingangs bereits geschildert, kann Framing an verschiedenen Stellen im Kommunikationsprozess stattfinden. Demzufolge können Frames unterschiedli- chen Kategorien zugeordnet werden: strategisches Framing tritt in erster Linie auf der Ebene der Kommunikatoren wie politische Eliten im Kampf um Wähler (vgl. Aalberg, Strömbach, de Vreese, 2012; Fröhlich & Rüdiger, 2006) oder An- hänger für eine soziale Bewegung auf (vgl. Benford & Snow, 2000). Wenn Journalisten Ereignisse für die Berichterstattung auswählen und strukturieren, spricht man von journalistischem Framing (vgl. Matthes, 2007). Medienframe nennt man jene Muster von Bedeutungszuschreibungen, die sich in den Medi- enbeiträgen wiederfinden (vgl. Scheufele, 2003). Sie können Ereignisse entwe- der thematisch, d.h. mit Hintergrundinformation versehen und eher abstrakt, episodisch, d.h. an ein konkretes Ereignis oder Personen gebunden (vgl. Iyen- gar, 1991) oder in einem bestimmten Konfliktrahmen, beispielsweise eskalati- onsorientiert oder deeskalationsorientiert (vgl. Annabring, 2005; Annabring &

Spohrs, 2004; Haack, 2007; Kempf, 2003a, 2005; Peleg & Alimi, 2005), darstel- len. Auch Personen-Frames (vgl. Dahinden, 2006), Frames wie wirtschaftliche Konsequenzen, menschliches Interesse und Verantwortung (vgl. Semetko &

Valkenburg, 2000) oder Pro Life und Pro Choice in einer Abtreibungsdebatte (Andsager, 2000) konnten identifiziert werden. Interpretationen oder mentale Modelle in den Köpfen der Rezipienten werden als Rezipienten-Frames be- zeichnet (vgl. Entman, 1993; Matthes, 2007; Scheufele, D., 1999; de Vreese, Peter & Semetko, 2001). Darüber hinaus ist eine Unterscheidung in Sender- oder Empfänger-Frames (vgl. Chong & Druckman, 2007; Druckman, 2001) oder in Gewinn- und Verlust-Frames (Kahnemann & Tversky, 1984; Tversky & Kah- nemann, 1981; Schneider et al., 2001) möglich oder eine Einteilung hinsichtlich der Funktion der Frames in diagnostische, prognostische oder motivationale Frames (vgl. Benford & Snow, 2000). Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und soll dem Leser lediglich einen Eindruck über die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Framing-Arten vermitteln.

(28)

Theoretische Grundlagen 28

Valence versus issue framing

Des Weiteren kann zwischen Äquivalenz- und Gewichtungs-Frames unter- schieden werden (vgl. Druckman, 2004). Tversky & Kahnemann, (1981, 1987) verwendeten in ihren bahnbrechenden Experimenten zu Risiko-Entscheidungen sogenannte Äquivalenz-Frames - auch Valenz-Frames genannt. Bei diesem Framing-Typ entsteht ein Framing-Effekt, „when different, but logically equiva- lent, words or phrases cause individuals to alter their preferences“ (Druckman, 2004, S. 671; vgl. Tversky & Kahnemann, 1981; 1987). Im Gegensatz dazu führt beim Gewichtungs- oder Issue-Framing „emphasizing a subset of potenti- ally relevant considerations“ (Druckman, 2004, S. 672) dazu, dass ein Indivi- duum bei der Meinungsbildung genau diese Betrachtungen verwendet. Dabei handelt es sich im Gegensatz zum unbewusst ablaufenden Äquivalenz-Framing um einen bewussten Prozess (Druckman, 2004; Nelson, Oxley et al., 1997), bei dem anstelle von logisch äquivalenten Informationen „qualitatively different“

(Druckman, 2004, S.672) Aspekte angeführt werden.

2.2.1 Framing versus Persuasion

Framing-Prozesse unterscheiden sich von Persuasion dadurch, dass bei letzterer neue Informationen geliefert werden, die dann zu einem Einstellungs- wechsel führen. Mehr Wissen zu einem Thema „impft“ (Nelson & Oxley et al., 1997, S. 227) sozusagen den Wissensträger gegen Persuasion. Beim Framing führt mehr Vorwissen eher zu einer Verstärkung des Framing-Effekts, da sich die Gewichtungsveränderung der Informationen durch den Frame auf die Ein- stellung auswirkt. Nelson, Oxley und Kollegen konnten 1997 in einem Experi- ment zur Analyse von Framing-Effekten auf die Einstellung der Probanden (N = 116) zur Sozialhilfe zeigen, dass die Wirkung des Framings auf die Einstellung bei jenen am stärksten war, die über das Thema vorher bereits gut informiert waren.

2.2.2 Framing versus Priming

Im Gegensatz zum Framing handelt es sich beim Priming um kurzfristige Ef- fekte. In psychologischen Experimenten konnten subliminal oder supraliminal dargebotene Reize, sogenannte Primes, die Reaktionszeit von Probanden bei der Wiedererkennung von Wörtern signifikant beeinflussen. Wurde beispiels-

(29)

Theoretische Grundlagen 29

weise kurz vor der Präsentation des Wortes Zitrone unterhalb der Wahrneh- mungsschwelle das Wort sauer präsentiert, so erkannten die Versuchsperso- nen Zitrone bei Wort/Unwortexperimenten schneller als wenn vorher salzig prä- sentiert wurde (Kiefer & Brendel, 2006). Man geht davon aus, dass bei diesem Prozess Netzwerke von Assoziationen aktiviert werden.

Auf dieser Annahme basiert auch die Theorie des Medienpriming. Demnach führt nicht die Umgewichtung von Attributen zu einer Einstellungsänderung, sondern die temporäre Aktivierung bestimmter Wissenseinheiten, die dadurch leichter zugänglich und für die Meinungsbildung herangezogen werden (vgl.

Iyengar & Kinder, 1987; Higgins, 1996; Peter, 2002). Je häufiger das Priming beispielsweise durch mehrfache konsistente Berichterstattung in den Medien erfolgt und je kürzer der Prime zurückliegt, desto wahrscheinlicher ist demge- mäß die Aktivierung entsprechender Wissenseinheiten.

2.3 Wirkungsweise von Frames

Über die Wirkungsweise von Framing-Effekten besteht zum heutigen Stand wissenschaftlich noch kein Konsens. Nach Druckman (2001) findet ein Fram- ing-Effekt statt,

„when, in the course of describing an issue or event, a speaker’s empha- sis on a subset of potentially relevant considerations causes individuals to focus on these considerations when constructing their opinions“ (S.

1042).

Laut Second-Level-Agendasetting-Ansatz (McCombs, 2004) hat die Salienz von Attributen zu einem Thema in der Medienberichterstattung Einfluss darauf, welche Themen-Attribute beim Rezipienten salient werden und damit in seinem Überlegungsrepertoire Berücksichtigung finden. Iyengar (1990) spricht von einem „accessibility bias“ (S. 1) und erklärt, dass Rezipienten bei der Urteilsbildung nicht sämtliche Informationen zu einem Thema im Gehirn abru- fen, sondern dass nur die leichter verfügbaren für die Entscheidungsfindung herangezogen werden (Iyengar, 1990). Nelson, Clawson und Kollegen (1997) konnten mittels Reaktionszeitexperimenten und der Erfassung der persönlichen Gewichtung zum Thema Toleranz gegenüber einer Kundgebung des Ku Klux

(30)

Theoretische Grundlagen 30

Klans zeigen, dass nicht die Verfügbarkeit der Informationen der ausschlaggebende Faktor für deren Beachtung bei der Meinungsbildung ist, sondern vielmehr deren subjektive Bedeutung und Wichtigkeit. Aus diesem Grund ist Vorwissen auch von entscheidender Bedeutung für eine Framing- Wirkung, da beim Framing bereits vorhandenes Wissen in seiner Gewichtung verändert wird (Nelson, Oxley et al., 1997).

Der Erklärungsansatz von Price und Tewksbury (1997) bildet eine plausible Verbindung der beiden Konstrukte Framing und Priming in ihrer Funktions- weise. Nach diesem Modell sind bei Framing-Prozessen drei Hauptstrukturen involviert: das Langzeitgedächtnis, welches Price und Tewksbury als

„knowledge store“ bezeichnen, das Arbeitsgedächtnis, „active thought“ genannt, und aktuelle Reize, die „current stimuli“ (Price & Tewksbury, 1997, S.186). Das Langzeitgedächtnis setzt sich aus assoziativen Netzwerken von Informationen über Objekte und deren Attribute wie Werte und Emotionen zusammen. Wenn ein Teil eines solchen Netzwerks aktiviert wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass assoziierte Informationen auch aktiviert werden. Die aktuelle Informations- verarbeitung findet im Arbeitsgedächtnis statt und bezieht Informationen aus dem Wissensspeicher. Dieser Vorgang beruht auf dem Prinzip der Residualenergie, wonach ein einmal aktiviertes Konstrukt auch nach der Aktivierung noch in einem geringeren Grad aktiviert bleibt. Jene Konstrukte mit einem hohen Aktivitätslevel werden mit größerer Wahrscheinlichkeit erneut aktiviert.

Laut Price und Tewksbury (1997) kann Nachrichtenberichterstattung die Muster der Wissensaktivierung beim Rezipienten verändern. Das Framing bestimmt, welche Konstrukte auf einen bestimmten Stimulus anwendbar sind.

Diese Wirkung nennen sie Anwendbarkeitseffekt. Werden diese Konstrukte dann aktiviert, erhöht dies gleichermaßen die Wahrscheinlichkeit für deren zukünftige Aktivierung bei der Meinungsbildung. Dieser Prozess wird als Zu- gänglichkeitseffekt, bzw. Priming beschrieben. Ihr Erklärungsmodell bezieht auch chronische Konstrukte der Rezipienten mit ein. Demzufolge konkurrieren immer mehrere neuronale Netzwerke miteinander um Aktivierung, d.h. die durch Frames aktivierten Netzwerke interagieren mit den bereits vorhandenen Konzepten der Rezipienten. Somit reagiert ein Rezipient immer vor seinem individuellen Aktivierungshintergrund auf einen Stimulus. Price und Tewksbury

(31)

Theoretische Grundlagen 31

konnten in einem Experiment (N = 135) zum Thema „state funding of public universities in Michigan“ (Price, Tewksbury & Powers, 1997, S. 488) zeigen, dass Medien-Frames die Gedankengenerierung der Rezipienten beeinflussen.

Price und Tewksburys Theorie beschränkt sich nicht nur auf kurzfristige Framing-Effekte. Kumulativ dargebotene übereinstimmende Frames wirken sich aufgrund des Residualenergieprinzips wahrscheinlicher auf die Einstellung der Rezipienten aus.

Nelsons Befunde, dass die Framing-Wirkung bei Rezipienten mit Vorwissen am stärksten ist, können mit Price und Tewksburys Theorie (1997) plausibel erklärt werden. Werden Attribute eines Ereignisses mit einer bestimmten Gewichtung salient gemacht, so werden im vorhandenen Wissen jene Konstrukte aktiviert, die von der Gewichtung angesprochen werden, und setzen sich entsprechend bei der Meinungsbildung gegenüber den schwächeren, nicht neu aktivierten durch. Ist kein Vorwissen vorhanden, konkurrieren neu dargebotene Informationen mit den chronisch residual aktiven Konstrukten, wodurch die Framing-Wirkung nicht so stark ausfällt.

Weitere Erklärungsansätze wie beispielsweise Scheufeles Schematheorie (2003) sind für die vorliegende Arbeit im Besonderen nicht relevant und werden folglich nicht im Einzelnen erläutert. Eine umfassende Übersicht findet sich bei Matthes (2007).

2.4 Einfluss-Faktoren auf Framing-Effekte

Natürlich wird nicht jeder, der einen übereinstimmenden Nachrichtenartikel oder Text gelesen hat, das selbe Verhalten und eine identische Einstellung vorweisen. Wie bereits in Kapitel 2.3 geschildert, ist Vorwissen über die geframte Thematik eine notwendige Vorbedingung für Framing-Effekte (vgl.

Nelson, Oxley et al., 1997), und chronische kognitive Konstrukte konkurrieren mit den durch das Framing aktivierten. Spezielles Vorwissen kann die Framing- Wirkung verstärken, da es die Integration der Frame-Informationen erleichtert.

Entsprechend kann ein Frame meine eigene Position verstärken, wenn ich bereits in die gleiche Richtung wie der Frame „voreingestellt“ bin (vgl.

Druckman & Nelson, 2003; Nelson, Clawson et al., 1997). Wenn Vorwissen bereits zu einer vom Frame abweichenden Meinungsbildung geführt hat, kann es die Framing-Wirkung verringern, da die bestehende eigene Meinung vor

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