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5   Resultate

5.1   Stichprobe

5.3.3   Emotionale Nähe

Zur Erfassung der emotionalen Nähe zur Konfliktthematik wurden die Antworten der Probanden zu den Fragen „Sind Sie schon einmal in einem vorwiegend muslimischen Land gewesen?“, „Haben Sie schon einmal eine Moschee besucht?“, „Haben Sie muslimische Bekannte?“, „Wie wichtig schätzen Sie ein funktionierendes Zusammenleben verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft ein?“ und „Wie sehr berühren Sie Konflikte zwischen in Deutschland lebenden Moslems und Nicht-Moslems?“ mittels Latenter Klassenanalyse auf vorliegende Muster hin untersucht.

Die Antworten zur Frage „Wie wichtig schätzen Sie ein funktionierendes Zusammenleben verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft ein?“

wurden aufgrund geringer Verwendung der Kategorien „hohe“ und „keine Bedeutung“ für die weitere Verarbeitung gruppiert. Die Antwortoptionen „hohe“

und „mittelmäßige Bedeutung“ wurden zusammengelegt zu „eher hohe Bedeutung“ (93%) und „geringe“ und „keine Bedeutung“ zu „eher geringe Bedeutung“ (5%). Abbildung 24 zeigt die Häufigkeitsverteilung der Antworten zu dieser Frage. Die Rohdaten finden sich in Tabelle C9 im Anhang. Signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen konnten nicht festgestellt werden (vgl. Tabelle C4 im Anhang).

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Abbildung 24. Häufigkeitsverteilung der gruppierten Angaben zur Frage

„Wie wichtig schätzen Sie ein funktionierendes Zusammenleben verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft ein?“. (N = 300).

Die häufigsten Antworten zur Frage „Wie sehr berühren Sie Konflikte zwischen in Deutschland lebenden Moslems und Nicht-Moslems?“ waren bei mehr als der Hälfte der Probanden „mittelmäßig“ (53%). Etwas mehr als ein Viertel (26%) gaben „sehr“ und 19% „wenig“ an. Keine Angaben machten nur 2% (vgl. Abbildung 25). Die beiden Versuchsgruppen unterschieden sich nicht signifikant (vgl. Tabelle C4 im Anhang).

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Abbildung 25. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Wie sehr be-rühren Sie Konflikte zwischen in Deutschland lebenden Moslems und

Nicht-Moslems?“. (N = 300).

Die Frage, ob sie schon einmal in einem vorwiegend muslimischen Land gewesen seien, beantworteten mehr als die Hälfte (54%) der Teilnehmer mit

„noch nie“. 19% gaben an, bereits einmal ein vorwiegend muslimisches Land besucht zu haben, 26% sogar mehrmals. 1% der Probanden gaben nichts an (vgl. Abbildung 26). Auch hinsichtlich der Beantwortung dieser Frage unterschieden sich die Versuchsgruppen nicht signifikant (vgl. Tabelle C4 im Anhang).

Abbildung 26. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Sind Sie schon einmal in einem vorwiegend muslimischen Land gewesen?“. (N = 300).

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Auch auf die Frage, ob sie schon einmal eine Moschee besucht hätten, antwortete ein großer Teil (40%) der Probanden mit „noch nie“. Etwa gleich viele (38%) gaben „einmal“ an, 21% sogar „mehrmals“. Keine Angaben machten lediglich 1% (vgl. Abbildung 27). Zwischen den beiden Versuchsgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden (vgl. Tabelle C4 im Anhang).

Abbildung 27. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Haben Sie schon einmal eine Moschee besucht?“. (N = 300).

Ob sie muslimische Bekannte hätten, beantworteten fast die Hälfte (46%) der Versuchsteilnehmer mit „mehrere“. Ein Fünftel (20%) gab an, einen Bekannten zu haben, etwa ein Drittel keine (31%). 2% der Teilnehmer gaben nichts an (vgl. Abbildung 28). Signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen konnten nicht festgestellt werden (vgl. Tabelle C4 im Anhang).

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Abbildung 28. Häufigkeitsverteilung der Angaben zur Frage „Haben Sie muslimische Bekannte?“. (N = 300).

Tabelle 29 zeigt die Antwortkodierungen der fünf beschriebenen Variablen zur Erfassung der emotionalen Nähe der Probanden.

Tabelle 29

Kodierung der Antwortvariablen zur Erfassung der emotionalen Nähe Kodierung der Variablen zur Erfassung der emotionalen Nähe

Antwortkategorien Gruppierung Frage im

Fra-gebogen Bezeichnung Code Bezeichnung Code

Bezeichnung

Resultate 156 keinen/keine 0 keinen/keine 0 Haben Sie

Diese fünf Variablen wurden mittels Latenter Klassenanalyse auf zugrundeliegende Subgruppen hin untersucht. Anhand des AIC-Index konnten fünf verschiedene Klassen identifiziert werden (siehe Tabelle 30), die sich deutlich in ihren Antwortmustern voneinander unterscheiden.

(1) EMO1: Größte emotionale Nähe - Viele Kontaktpunkte mit Muslimen mit häufig mehreren muslimischen Bekannten, oft mehrmals in

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einem muslimischen Land gewesen und häufig mehrmals eine Moschee besucht.

(2) EMO2: Mittlere emotionale Nähe – mit Moscheebesuch - Einige Kon- taktpunkte mit Muslimen mit häufig einem muslimischen Land gewesen und so gut wie ausnahmslos nie eine Moschee besucht.

(4) EMO4: Geringe emotionale Nähe - Kaum Kontaktpunkte mit Muslimen, meistens keine muslimischen Bekannte, in der Regel nie in einem muslimischen Land gewesen und häufig nie oder einmal eine Moschee besucht.

(5) EMO5: Häufig keine Angaben - Wenige Kontaktpunkte mit Muslimen mit oft nur einem muslimischen Bekannten, keinem Moschee besuch und einmal in einem muslimischen Land gewesen, bei häufig keinen Angaben zu diesen drei Items.

Tabelle 30

Goodness of Fit Statistiken der Latenten Klassenanalyse der Variablen zur emotionalen Nähe

Amerkungen: Saturierte Likelihood: -1225.43; Random start value: 99637.

7 Außerdem wurden Latente Klassenanlysen für die random start values 2345 und 4444 berechnet.

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5.3.3.1 Klasse EMO1, Größte emotionale Nähe

Klasse EMO1, die Klasse mit den häufigsten Berührungspunkten mit Muslimen, zeichnet sich aus durch häufige Antworten, dass man mehrere muslimische Bekannte habe (72.9%), selten auch nur einen (8.2%) und mitunter auch keine (18.8%). Oft wird angegeben, dass man mehrmals (56.2%) oder einmal (42.5%) eine Moschee besucht habe; so gut wie nie (1.2%) wird

„nie“ angegeben. Häufig geben Angehörige dieser Klasse an, mehrmals in einem muslimischen Land gewesen zu sein (66.2%), gelegentlich auch nur einmal (15.5%) oder nie (18.2%). Auf die Frage, wie sehr man von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen berührt werde, finden sich in dieser Klasse häufig die Antworten „sehr“ (33.5%) und „mittel“ (53.6%), mitunter auch

„wenig“ (12.0%). Fast ausnahmslos (99.0%) wird angegeben, dass ein funktionierendes Zusammenleben verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft von eher hoher Bedeutung sei. So gut wie nie treten die Antworten

„geringe Bedeutung“ (0.9%) oder „keine Angabe“ (0.0%) auf. Abbildung 29 zeigt das Bewertungsmuster dieser Klasse.

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Abbildung 29. Bewertungsmuster EMO1: Viele Berührungspunkte mit Muslimen, sowohl durch mehrere Bekannte, mehrmalige Moscheebesuche

und mehreren Reisen in ein muslimisches Land. Klassengröße 30.3%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 29. (musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen

für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen).

5.3.3.2 Klasse EMO2, Mittlere emotionale Nähe – mit Moscheebesuch Klasse EMO2 hat eine fast identische Klassengröße (30.2%) wie EMO1 und ist gekennzeichnet durch weniger Kontaktpunkte mit Muslimen, häufig nur ein muslimischer Bekannter (51.0%) oder keiner (29.7%), nur gelegentlich mehrere (17.7%). Oft wird nur ein Moscheebesuch angegeben (66.2%), mitunter auch mehrere (11.1%) oder keiner (22.7%). Häufig wurde geantwortet, nie in einem muslimischen Land gewesen zu sein (67.9%), gelegentlich einmal (32.1%), häufiger kam nicht vor. Die Betroffenheit der Teilnehmer von der Konflikt-thematik unterscheidet sich in dieser Klasse nur gering von Klasse EMO1.

28.8% geben an, dass Konflikte zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen sie sehr berühren, 55.8% antworten „mittel“ und 15.3% „wenig“. Ebenso wenig differieren die Antworten zur Frage, welche Bedeutung ein funktionierendes Zusammenleben verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft habe,

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von EMO1. In der Regel wird die Bedeutung als eher hoch eingeschätzt (96.6%), selten wurde „eher gering“ angegeben (3.4%). Das Bewertungsmuster von Klasse EMO2 ist in Abbildung 30 ersichtlich.

Abbildung 30. Bewertungsmuster EMO2: Einige Berührungspunkte mit Mus-limen, sowohl häufig einen Bekannten, einen Moscheebesuch und oft keine Reisen in ein muslimisches Land. Klassengröße 30.2%. Zu den Antwortcodes

vgl. Tabelle 29. (musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionie-renden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur;

Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen).

5.3.3.3 Klasse EMO3, Mittlere emotionale Nähe – ohne Moscheebesuch Auch in Klasse EMO3 gibt es einige Berührungspunkte mit Muslimen, jedoch unterscheiden sie sich deutlich von jenen in EMO2. In EMO3 zeigen sich wieder ähnlich wie in EMO1 mehrere muslimische Bekannte (75.5%), gelegentlich keine (21.0%) und selten keine Angaben (3.4%). Im Gegensatz zu den Klassen EMO1 und EMO2 waren so gut wie ausnahmslos alle noch nie in einer Moschee (99.8%), so gut wie nie mehrmals (0.2%). 65.5% haben noch nie ein muslimisches Land besucht, 13.7% einmal und 19.4% mehrmals. Die Betroffenheit von der Konfliktthematik wird auch in dieser Klasse ähnlich wie in den beiden anderen eingeschätzt. Etwa ein Viertel der Angehörigen dieser

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Klasse (25.5%) gibt an, dass Konflikte zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen sie sehr berühren, 65.5% antworten „mittel“ und 8.9% „wenig“. Auch in dieser Klasse wird die Bedeutung eines funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Gesellschaft in der Regel als eher hoch eingeschätzt (97.1%). Für 2.9% hat sie eine eher geringe Bedeutung.

Abbildung 31 zeigt das Bewertungsmuster von Klasse EMO3.

Abbildung 31. Bewertungsmuster EMO3: Einige Berührungspunkte mit Muslimen, häufig mehrere Bekannte, kein Moscheebesuch und gelegentlich Reisen in ein muslimisches Land. Klassengröße 25.0%. Zu den Antwortcodes

vgl. Tabelle 29. (musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche

Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen).

5.3.3.4 Klasse EMO4, Geringe emotionale Nähe

In Klasse EMO4 gibt es kaum Berührungspunkte mit Muslimen. Meistens haben die Angehörigen dieser Klasse keine muslimischen Bekannte (89.5%), gelegentlich einen (10.5%). Mehr als die Hälfte (51.7%) hat noch nie eine Moschee besucht, 41.1% einmal und nur 4.5% mehrmals. In der Regel (91.0%) haben die Probanden noch nie ein muslimisches Land besucht, selten mehrmals (9.0%). Die Betroffenheit von Konflikten zwischen Muslimen und

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Nicht-Muslimen ist in dieser Klasse deutlich niedriger ausgeprägt als in den bisher beschriebenen Klassen. 64.4% geben an, dass sie von diesen Konflikten wenig berührt sind, 24.4% mittel und 11.2% machen keine Angabe. Die Bedeutung eines funktionierenden Zusammenlebens der Religionen für die deutsche Gesellschaft wird in dieser Klasse nicht ganz so einheitlich wie in den bisherigen eingestuft. 70.3% geben bei dieser Frage „eher hoch“ und 21.7%

„eher gering“ an, 8.1% machen keine Angaben. Eine Übersicht über das Bewertungsmuster von EMO4 findet sich in Abbildung 32.

Abbildung 32. Bewertungsmuster EMO4: Wenig Berührungspunkte mit Muslimen, meistens keine Bekannten, nie oder einmal ein Moscheebesuch

und in der Regel nie in einem muslimischen Land gewesen. Klassengröße 12.3%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 29. (musl. = muslimisch;

Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur; Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen).

5.3.3.5 Klasse EMO5, Häufig keine Angaben

Die kleinste Klasse der emotionalen Nähe (2.2%) ist deutlich durch einen hohen Anteil an keine Angaben zu den Fragen gekennzeichnet. Auf die Frage, ob man muslimische Bekannte habe, machten fast die Hälfte (45.9%) der

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Klassenzugehörigen keine Angabe. 37.0% gaben an, einen muslimischen Bekannten zu haben, 17.1% keinen. Auch bei der Frage, ob man schon einmal eine Moschee besucht habe, war der Anteil von „keine Angabe“ relativ hoch (30.3%). 51.8% hatten noch nie eine Moschee besucht, 17.5% einmal. Die fehlenden Angaben zur Frage, ob man schon einmal in einem muslimischen Land gewesen sei, betrugen 46.0%. 53.9% gaben bei dieser Frage „einmal“ an.

Die Antworten zur Frage, wie sehr man von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen berührt werde, zeichnete sich ebenfalls durch einen hohen Anteil (30.4%) an „keine Angaben“ aus. 27.1% berührten diese Konflikte wenig, 22.4% mittel und 20.0% sehr. Auch bei der Einschätzung der Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens für die deutsche Gesellschaft lag in dieser Klasse der Anteil an „keine Angabe“-Antworten vergleichsweise hoch. Etwa ein Drittel (30.7%) der Angehörigen von EMO5 machten keine Angabe, etwa die Hälfte (53.3%) schätzte die Bedeutung eher hoch ein, und 16.0% gaben

„gering“ an. Das Bewertungsmuster dieser Klasse ist in Abbildung 33 dargestellt.

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Abbildung 33. Bewertungsmuster EMO5: Deutlicher Anteil an “keine Angaben”, einige Berührungspunkte mit Muslimen, häufig einen Bekannten,

nie oder einmal ein Moscheebesuch und oft einmal in einem muslimischen Land gewesen. Klassengröße 2.2%. Zu den Antwortcodes vgl. Tabelle 29.

(musl. = muslimisch; Bedeutung = Bedeutung des funktionierenden Zusammenlebens verschiedener Religionen für die deutsche Kultur;

Betroffenheit = Berührtwerden von Konflikten zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen).

Betrachtet man isoliert die Frage der Betroffenheit und vergleicht die diesbezüglichen Antworten der fünf Klassen, zeigt sich, dass die drei Klassen EMO1, EMO2 und EMO3 hinsichtlich der Antworten zur Frage „Wie sehr berühren Sie Konflikte zwischen in Deutschland lebenden Moslems und Nicht-Moslems?“ kaum voneinander differieren und insgesamt zwischen „mittel“ und

„sehr“ betroffen angeordnet sind. Die Betroffenheit von Klasse EMO4 liegt deutlich niedriger zwischen „wenig“ und „mittel“, jene von EMO5 wieder etwas höher, jedoch nicht so hoch wie die drei erstgenannten. Abbildung 34 zeigt die Angaben der fünf Klassen zu diesem Item. Die Antworttendenzen wurden unter Auslassung der Antwortkategorie „keine Angaben“ berechnet. Die mittlere Membershipwahrscheinlichkeit für Klasse EMO1 beträgt pEMO1 = .908, für EMO2 pEMO2 = .848, für EMO3 pEMO3 = .885, für EMO4 pEMO4 = .793 und für die Klasse

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EMO5 pEMO5 = .981. Die Berechnung des Proportional Reduction of Error-Maßes ergab PRE = .823.

Abbildung 34. Mittlere Antworttendenzen der fünf Klassen zur emotionalen Nähe hinsichtlich der Frage, wie sehr sie Konflikte zwischen in Deutschland

lebenden Moslems und Nicht-Moslems berührten (unter Auslassung der Antwortkategorie „keine Angaben“).

5.3.3.6 Diskussion der Ergebnisse zur Kovariate „Emotionale Nähe“

Die fünf verschiedenen Klassen unterscheiden sich deutlich in ihren Antwortmustern. Die Klassenangehörigen von Klasse EMO1 weisen die größte emotionale Nähe zu den von der Konfliktthematik Betroffenen auf. Sowohl hinsichtlich muslimischen Bekannten, Moscheebesuchen und Reisen in ein muslimisches Land geben sie die größten Häufigkeiten an.

Die zweitgrößte emotionale Nähe scheint in Klasse EMO2 vorzuliegen. Hier werden nicht so viele muslimische Bekannte wie in EMO3 angegeben. Die Häufigkeit der Moscheebesuche von mehr als zwei Drittel der Klassenangehörigen bei gleichzeitig hohem Anteil der Angabe „noch nie in einem vorwiegend muslimischen Land gewesen“ weisen auf eine auf eine nähere Auseinandersetzung mit und Interesse an der muslimischen Kultur oder Religion innerhalb Deutschlands hin.

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In Klasse EMO3 berichten drei Viertel der Klassenangehörigen zwar, mehrere muslimische Bekannte zu haben, jedoch waren sie fast hundert-prozentig nie in einer Moschee und zu etwa zwei Drittel nie in einem muslimischen Land. Diese Antwortkonstellation könnte dadurch erklärt werden, dass es sich bei den muslimischen Bekannten vorwiegend um Mitschüler oder Bekannte aus dem Wohnumfeld handelt. Ein tieferes Interesse an der muslimischen Kultur, das sich in Reisen ins Land oder Moscheebesuche manifestiert, lässt sich aus den diesbezüglichen Antworten nicht erkennen.

In Klasse EMO4 bestehen kaum Berührungspunkte mit Muslimen. Meist werden weder muslimischen Bekannte noch Reisen in muslimische Länder angegeben. Hinsichtlich der Häufigkeit von Moscheebesuchen geben in dieser Klasse fast die Hälfte der Klassenangehörigen an, einmal eine Moschee besucht zu haben. Bei gleichzeitig geringer Betroffenheit durch Konflikte zwischen Moslems und Nicht-Moslems in Deutschland ist es möglich, dass diese Besuche eher aus Neugier als aus tieferem Interesse an der muslimischen Kultur oder Religion motiviert waren.

Die allerkleinste Klasse EMO5 ist hauptsächlich von häufig fehlenden Anga-ben geprägt. Die Hälfte der Angehörigen dieser Klasse waren bereits einmal in einem muslimischen Land, nur wenige haben eine Moschee besucht, etwa ein Drittel hat muslimische Bekannte, und die Häufigkeiten für fehlende Angaben liegen zwischen einem Drittel und knapp der Hälfte. Die Gründe für die fehlenden Angaben bleiben leider unbekannt. Da dieser Klasse nur sechs Versuchspersonen zugeordnet werden können, ist die Aussagekraft dieses Musters eingeschränkt.

Die Antworten zur Frage, wie sehr man von Konflikten zwischen in Deutschland lebenden Moslems und Nicht-Moslems berührt werde, weisen bei den Klassen mit häufigeren Berührungspunkten mit Muslimen, EMO1, EMO2 und EMO3, eine deutlich höhere Betroffenheit als bei den beiden Klassen EMO4 und EMO5. Am niedrigsten zeigt sich die Betroffenheit bei EMO4, der Klasse, die durch kaum Kontakte mit Muslimen gekennzeichnet ist. Die nahezu gleich starke Betroffenheit der Klassenangehörigen von EMO1, EMO2 und EMO3 legt nahe, dass nicht die Anzahl der Berührungspunkte mit der muslimischen Kultur von wesentlicher Bedeutung ist, um von der Thematik

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berührt zu werden. Die Betroffenheit lag in EMO1 mit Berührungspunkten sowohl durch mehrere Bekannte, als auch mehrere Moscheebesuche und auch mehrere Reisen in vorwiegend muslimisches Land kaum höher als in den beiden Klassen EMO2 mit meist einem muslimischen Bekannten, einem Moscheebesuch und keiner Reise in ein vorwiegend muslimisches Land oder EMO3 mit mehreren Bekannten, keinem Moscheebesuch und selten Reisen in ein muslimisches Land. Ausschlaggebend für die emotionale Nähe scheint eher zu sein, dass Kontaktpunkte vorliegen. In Klasse EMO4 mit fehlenden Berührungspunkten ist die Betroffenheit am schwächsten.

Für weitere Analysen werden die verschiedenen EMO-Klassen als Ausprägungen für die Variable „Emotionale Nähe“ in SPSS eingespeist (0 = EMO1; 1 = EMO2; 2 = EMO3; 3 = EMO4; 4 = EMO5).

5.3.4 Übereinstimmung von Framing und bereits bestehender Meinung