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Analyse der Nacherzählungen und der Zusammenhänge mit den

5   Resultate

5.1   Stichprobe

5.2.1   Analyse der Nacherzählungen und der Zusammenhänge mit den

Über die erhobenen und gemäß ihrer Oberkategorien gruppierten Häufigkeiten (siehe Tabelle 21, Kapitel 4.4.1) wurde eine Latente Klassen-analyse berechnet, um zu ermitteln, ob den genannten Aspekten bestimmte Muster zugrunde liegen. Ziel war es, herauszufinden, ob die Probaden den Filmversion entsprechende mentales Modelle gebildet hatten. Die einzelnen Kodiervariablen D1.1, D1.4 und D1.5 der Oberkategorie „Infragestellen von Polarisierung und konfrontativer Logik“ wurden zu D1, die Kodiervariablen E1.1, E1.4 und E1.5 der Oberkategorie „Polarisierung und Konfrontation“ wurden zu E1 zusammengefasst. Unter D2 „Ausgewogenheit der Evaluation der Rechte und Absichten der beteiligten Parteien“ wurden die Kodiervariablen D2.1, D2.2 und D2.3 und unter E2 „Antagonismus der Evaluation der Rechte und Absichten der beteiligten Parteien“ die Variablen E2.1, E2.2 und E2.3 gruppiert.

Kooperative Bewertungen der Handlungen der beteiligten Parteien wurden unter D3 „Kooperation“ kodiert, konfrontative unter E3 „Konfrontation“. Unter der Oberkategorie D4 „Konstruktive Emotionen“ wurden die Variablen D4.1 und D4.5 zusammengefasst, unter E4 „Destruktive Emotionen“ die Variablen E4.1 und E4.2. In die Analyse wurden außerdem die neutralen Kodierungen (N) und die Kodierungen zur Variable D5 für die „Kritik an der Einseitigkeit der Bericht-erstattung“ mit aufgenommen. Da selten mehr als sechs neutrale Aspekte berichtet wurden, wurden Häufigkeiten zwischen 6 und 9 zu sechs zusammen-gefasst. Für diese zehn Variablen wurde eine Latente Klassenanalyse berechnet.

Anhand der AIC-Indices konnten zwei Klassen von mentalen Modellen identifiziert werden (vgl. Tabelle 26), die sich in den Häufigkeiten der wiedergegebenen Aspekte deutlich unterscheiden:

(1) MM1: Eskalationsorientiertes Modell (2) MM2: Deeskalationsorientiertes Modell

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Tabelle 26

Goodness of Fit Statistiken der Latenten Klassenanalyse der Mentalen Modelle mit 10 Variablen

Anzahl Klassen ln(L) n(P) df AIC

1 -2946.93 35 2239964 5963.86

2 -2415.46 71 2239928 4972.92

3 -2386.34 107 2239892 4986.68

4 -2359.50 143 2239856 5005.00

Anmerkungen: Saturierte Likelihood: -1678.20; Random start value: 83335.

In Klasse MM1, der etwa die Hälfte (50.8%) der Teilnehmer zugeordnet werden konnten, werden kaum deeskalationsorientierte Aspekte wieder-gegeben, jedoch häufig eskalationsorientierte. In Klasse MM2 mit einer Größe von 49.2% werden häufig deeskalationsorientierte Aspekte, aber kaum eskalationsorientierte wiedergegeben. Abbildung 11 zeigt die Häufigkeits-verteilung der Nennungen in Klasse MM1, Abbildung 12 in Klasse MM2.

5 Außerdem wurden Latente Klassenanlysen für die random start values 1476 und 4321 berechnet.

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Abbildung 11. Häufigkeitsmuster MM1. Kaum D-Aspekte, eskalationsorien-tiertes mentales Modell. Zu den Kodierungen siehe Tabelle 21. Die unter-schiedlichen Färbungen stellen die angegebenen Häufigkeiten der Nennung

dar; ( 6 = 6 - 9 mal).

5.2.1.1 Klasse MM1, eskalationsorientiertes mentales Modell

Aspekte, die eine Polarisierung oder konfrontative Logik der Konflikt-konzeptualisierung in Frage stellen (D1) oder ein kooperatives Verhalten der Parteien beschreiben (D3), kamen in dieser Klasse so gut wie ausnahmslos nicht vor (jeweils zu 99.4% nicht erwähnt). In der Regel (98.7%) gab es auch keine Erwähnung konstruktiver Emotionen (D4), 1.3% berichteten sie einmal.

Eine ausgewogene Bewertung der Rechte und Absichten der beteiligten Parteien (D2) fand meistens nicht statt (85.1%), Mitunter wurde ein diesbezügliches Argument berichtet (14.9%). Meistens wurde die Einseitigkeit der Darstellung (D5) nicht kritisiert (78.7%), gelegentlich einmal (14.1%), selten zweimal (4.6%) und häufiger kam so gut wie nie vor.

Häufig wurden Aspekte der Polarisierung und Konfrontation (E1) ein- (27.4%) oder zweimal erwähnt (30.8%), mitunter sogar dreimal (21.0%) oder viermal (18.4%). Nur von 2.4% wurden sie überhaupt nicht angeführt. Ein

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Antagonismus in der Bewertung der Rechte und Absichten der beteiligten Parteien (E2) zeigte sich oft ein- (34.5%) oder zweimal (24.3%), gelegentlich dreimal (16.4%) oder überhaupt nicht (24.8%). In der Regel (98.7%) zeigte sich keine konfrontative Bewertung der Handlungen der beteiligten Parteien (E3).

Von 1.3% wurde sie einmal erwähnt. Destruktive Emotionen (E4) wurden von knapp der Hälfte (44.6%) einmal berichtet, mitunter auch zwei- (19.7%) oder dreimal (11.8%) und selten fünfmal (1.3%). Bei 22.6% tauchten sie nicht auf.

Neutrale Aspekte (N) wurden nicht selten zwei- (21.6%), drei- (18.7%), vier- (15.1%), fünf- (19.0%) oder sogar sechsmal (14.3%) berichtet, selten (9.2%) nur einmal oder überhaupt nicht (2.1%) (vgl. Abbildung 11).

5.2.1.2 Klasse MM2, deeskalationsorientiertes mentales Modell

Diese Klasse ist von der häufigen Erwähnung deeskalationsorientierter As-pekte gekennzeichnet. Ein Infragestellen von Polarisierung und konfrontativer Logik der Situation (D1) wird häufig ein- (37.3%), zwei- (44.7%) oder mitunter dreimal (10.2%) berichtet. Selten wurde es überhaupt nicht erwähnt (7.8%). Eine ausgewogene Bewertung der Rechte und Absichten der beteiligten Parteien (D2) wurde oft einmal (32.7%) und selten auch zweimal (4.7%) angeführt, häufig allerdings auch überhaupt nicht (61.8%). Kooperatives Verhalten oder kooperative Möglichkeiten (D3) wurden oft einmal (40.0%), gelegentlich auch zwei- (16.9%) oder selten auch dreimal (6.2%) berichtet. Von 34.9% wurde es überhaupt nicht angegeben. Von jeweils 32.5% wurden konstruktive Emotionen (D4) ein- oder zweimal berichtet, selten auch dreimal (9.5%). Etwa ein Viertel (25.5%) erwähnten sie nicht. Die Einseitigkeit der Darstellung (D5) wurde in der Regel nicht kritisiert (92.2%), selten einmal (7.2%).

Eine konfrontative Bewertung der Handlungen der beteiligten Parteien (E3) (99.8%) und destruktive Emotionen (E4, 99.3%) wurden so gut wie ausnahmslos nicht erwähnt. Polarisierung und Konfrontation (E1) wurden in der Regel nicht thematisiert (97.1%), selten einmal (2.9%). Eine antagonistische Bewertung der Rechte und Absichten der beteiligten Parteien (E2) erwähnten 74.0% nicht und 26.0% einmal.

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Neutrale Informationen (N) wurden mitunter ein- (10.2%), zwei- (14.3%), drei- (17.9%), vier- (24.4%), fünf- (18.3%) oder sogar sechsmal (13.0%) berichtet. Nur 1.9% erwähnten sie überhaupt nicht (vgl. Abbildung 12).

Abbildung 12. Häufigkeitsmuster MM2. Kaum E-Aspekte, deeskalations-orientiertes mentales Modell. Zu den Kodierungen siehe Tabelle 21. Die unterschiedlichen Färbungen stellen die angegebenen Häufigkeiten der

Nennung dar; (6 = 6 - 9 mal).

Die mittlere Membership-Wahrscheinlichkeit betrug für Klasse MM1 pMM1 = 1.00 und für MM2 pMM2 = .99. Die proportionale Fehlerreduktion lag bei PRE = .73.

Es zeigte sich ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen den mentalen Modellen und den Filmversionen (χ2 = 285.96, df = 1, p < .001). Klasse MM1, die Klasse der eskalationsorientierten mentalen Modelle, zeigte sich fast ausschließlich nach dem eskalationsorientierten Film (98.7%), Klasse MM2, die Klasse der deeskalationsorientierten mentalen Modelle, nach dem deeskalationsorientierten (99.0%). Die Verteilung der mentalen Modelle zu den Filmversionen ist in Abbildung 13 dargestellt.

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Abbildung 13. Klassengrößen in Abhängigkeit von den Filmvarianten.

D-Film = deeskalationsorientierte Filmversion, E-Film = eskalationsorientierte Filmversion.

Betrachtet man die Mittelwerte der Anzahlen der genannten Aspekte, zeigen sich auch hier deutliche Unterschiede zwischen den beiden Klassen. Die deeskalationsorientierten Aspekte D1 bis D4 werden in Klasse MM1 seltener als in MM2 genannt. Lediglich die Kritik an der Einseitigkeit der Darstellung (D5) kommt in MM2 im Mittel etwas häufiger vor. Im Gegensatz dazu liegen die mittleren Häufigkeiten für Nennungen von eskalationsorientierten Aspekten (E1, E2 und E4) in Klasse MM2 deutlich höher als in MM1. Lediglich die konfrontative Bewertung von Handlungen der beteiligten Parteien (E3) wurde bei beiden Klassen etwa gleich selten erwähnt (vgl. Abbildung 14).

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Abbildung 14. Mittelwerte der genannten Aspekte der beiden latenten Klassen MM1 und MM2.

5.2.1.3 Diskussion der Latenten Klassenanalysen der mentalen Modelle Die Ergebnisse der LCA zeigen deutlich, dass die Art und Weise der Rezipienten, die Informationen in einer Nacherzählung wiederzugeben, deutlich davon geprägt ist, wie die Ereignisse im Film präsentiert werden. Nach dem deeskalationsorientierten Film rezitierten sie vorwiegend deeskalations-orientierte Informationen, nach dem eskalationsdeeskalations-orientierten vice versa.

Die Kritik an der Einseitigkeit der Darstellung wurde häufiger von Probanden, die den eskalationsorientierten Film gesehen hatten, angeführt (D5;

19% ein- oder zweimal) als von Betrachtern der deeskalationsorientierten Version (7% einmal). Eine Erklärung für dieses Ergebnis könnte sein, dass der Anteil der Probanden, die bereits vor der Intervention zugunsten der Befürworter eingestellt waren mehr als doppelt so groß war, wie jener zugunsten der Gegner. Da die Probanden zu gleichen Teilen auf die Frames verteilt wurden, könnte es sein, dass die Einseitigkeit der Darstellung eher je-nen Rezipienten auffiel, die den der eigeje-nen Überzeugung entgegen gesetzten Frame erhalten hatten. Dieser Anteil war bei Rezipienten des E-Films größer als bei jenen des D-Films. Dass eine konfrontative Bewertung der Handlungen der am Konflikt beteiligten Parteien (E3) von den Betrachtern des E-Films selten berichtet wurde, könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Anteil der

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im E-Film berichteten E3-Aspekte wesentlich geringer war als für die anderen eskalationsorientierten Aspekte (vgl. Tabelle C10 und C11 im Anhang).

Neutrale Elemente berichteten beide Klassen etwa gleich häufig.

Die Gruppengröße der den Filmversionen zugeordneten mentalen Klassen stimmte mit der Verteilung der Filmversion überein, MM1 (51%) ist die größere Klassen, und 51% der Probanden hatten den E-Film gesehen. 49% der Probanden sahen den deeskalationsorientierten Film, und die Verteilung der dementsprechenden mentalen Modelle MM2 (49%) ist demgemäß kleiner.

In beiden Mentalen Modellen führten die Probanden auch Aspekte des entgegen gesetzten Frames an. Die Häufigkeit liegt im deeskalations-orientierten Mentalen Modell MM1 (21% ein- bis viermal) höher als im eskalationsorientierten Modellen MM2 (8% ein- bis zweimal). Diese Relation kann dadurch erklärt werden, dass im D-Film doppelt so viele eskalations-orientierte Aspekte wie deeskalationseskalations-orientierte im E-Film erwähnt wurden.