THEMEN DER ZEIT
In bisherigen Qualitätszirkeln hat sich die Team-Moderation durch zwei Gruppenleiter bewährt.
Diese Moderatoren sollten eine kommunikative Kompetenz haben, um die Gruppenarbeit strukturie- ren und um mit möglichen Konflik- ten und Problemen in der Gruppe umgehen zu können. Weiterhin muß eine Methodenkompetenz vor- handen sein, das heißt, die Modera- toren müssen verschiedene Metho- den zur Abbildung der Praxisrea- lität und der fallbezogenen Arbeit (zum Beispiel Dokumentation, Dis- kussion von Videos, Karteikarten- analyse, Evaluation u. a.) einsetzen können.
Diese Kompetenzen wird wahrscheinlich kein Arzt, der sich in der Qualitätszirkelarbeit enga- gieren will, von vornherein mitbrin- gen. Da das Grundelement des Qualitätszirkels die Arbeit in und mit der Gruppe ist, sind die Voraus- setzungen zur Moderation besser in einer eigenen Gruppe als durch Bücher allein erlernbar.
Inzwischen wurde ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, das die notwendigen Grundkenntnisse vermittelt. Dieses Programm wurde von der „Arbeitsgemeinschaft Qua- litätssicherung in der ambulanten Versorgung (AQuA)" (E. Andres, 0. Bahrs, F. M. Gerlach, K. Lampe, J. Szecsenyi, M. Weiß-Plumeyer) an den Abteilungen Allgemeinmedizin
BERICHTE
in Göttingen und Hannover auf- grund einer Förderung durch die KBV und durch das Bundesministe- rium für Gesundheit entwickelt. In- zwischen wird das Training durch die KBV und KVen allein finan- ziert.
Das „Moderatorentraining"
besteht zunächst aus einem zweiein- halbtägigen Einführungsseminar.
Inhalt dieses Seminares ist neben der Vermittlung von Grundkennt- nissen der Qualitätssicherung insbe- sondere die praktische Arbeit im Qualitätszirkel — von der Planung der ersten Einladung bis zum Ab- lauf einzelner Gruppentreffen.
Nach Ablauf von sechs Monaten wird ein Nachbereitungsseminar angeboten, das den Teilnehmern Gelegenheit geben soll, erste Erfah- rungen, die sie mit der Moderation eigener Gruppen gesammelt haben, zu reflektieren.
Zusammenarbeit mit KVen Inzwischen wurden in Zusam- menarbeit mit mehreren Kas- senärztlichen Vereinigungen fünf Einführungsseminare (Göttingen, Bad Segeberg, Verden, Maikammer und Weimar) mit 120 Teilnehmern sowie zwei eintägige Nachberei- tungsseminare durchgeführt.
Bisher haben Vertragsärzte aus 15 Fach- und Teilgebieten teilge-
nommen, wobei Allgemeinärzte, Internisten und operative Fächer überwogen. Die bisherige Evaluati- on ergab, daß 83 Prozent einen großen beziehungsweise sehr großen Nutzen des Trainings für ei- gene Aktivitäten im Bereich Qua- litätssicherung sahen. Die durch- schnittlichen Bewertungen des Se- minars nach Schulnoten waren 1,9 für die Vorträge und 1,8 für die Kleingruppenarbeit, die einen be- sonderen Schwerpunkt bildet.
Nimmt man die Etablierung ei- gener Qualitätszirkel durch die Teil- nehmer als hartes Kriterium für den Erfolg der Schulung, so können sich auch diese Ergebnisse sehen lassen:
Nur fünf Monate nach dem ersten Seminar hatten 52 Prozent der Teil- nehmer einen eigenen Zirkel ge- gründet, weitere 30 Prozent waren im Stadium konkreter Vorbereitun- gen. 11 Prozent hatten sich einem anderen Zirkel angeschlossen.
Mehr als
200 Moderatoren
Im Jahr 1994 wird die Zahl der so trainierten Moderatoren wahr- scheinlich 200 überschreiten. In- haltlich und von der Teilnehmer- zahl her ist das „Moderatorentrai- ning" dann das umfassendste struk- turierte Seminarprogramm zur Qualitätssicherung in der ambulan- ten Versorgung in Europa. Inzwi- schen stehen auch ein Demonstrati- onsvideo') sowie ein Leitfaden 2) für Moderatoren und Qualitätszirkel- teilnehmer zur Verfügung. Ein Vi- deo über die Inhalte des „Modera- torentrainings" wird derzeit vorbe- reitet.
Dr. med. Dipl.-Soz.
Joachim Szecsenyi
Abteilung Allgemeinmedizin der Universität Göttingen
Robert-Koch-Straße 42 37075 Göttingen
1) Ärztliche Qualitätszirkel, Video, VHS, rund 17 Minuten. Bestellanschrift: GeMe- Ko e. V., Beethovenstraße 11a, 37085 Göt- tingen (Schutzgebühr 25 DM)
2) Bahrs 0., Gerlach E M., Szecsenyi J.: Ärzt- liche Qualitätszirkel. Leitfaden für den nie- dergelassenen Arzt, Deutscher Ärzte-Ver- lag GmbH, Köln 1994
Ohne Moderator kein Qualitätszirkel
Es ist evident, daß Qualitätszirkel weder von allein entstehen noch ohne den persönlichen Einsatz besonders interessierter Teilnehmer kontinuierlich und zielgerichtet arbeiten können. Deshalb ist eine Gruppenleitung durch auf diese Aufgabe vorbereitete Gruppenleiter (Moderatoren) erforderlich. Es reicht nicht
— wie einige immer noch meinen —, jeden Stammtisch oder jedes Treffen von mehr als zwei Ärzten zum Qualitätszirkel umzudefinieren, um den (selbst-)trü- gerischen Anschein zu erwecken, man tue etwas für die Verbesserung der Ver- sorgung. Die Ärzteschaft würde sich einen „Bärendienst" erweisen, wenn sie den Erfordernissen der jetzigen gesundheitspolitischen Diskussion um die Qua- lität der Versorgung nur mit leeren Worthülsen nachkommen würde, anstatt sich gestalterisch aktiv zu beteiligen.
A-2930 (34) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 43, 28. Oktober 1994