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Archiv "Kulturhauptstadt 2013: Košice – nie gehört?" (20.09.2013)

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A 1746 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 38

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20. September 2013

KULTURHAUPTSTADT 2013

Košice – nie gehört?

Die zweitgrößte Stadt der Slowakei ist vielen unbekannt. Der Titel

„Kulturhauptstadt“ dürfte die Neugier auf einen Besuch wecken – zum Beispiel in der prächtig restaurierten Altstadt.

M

arseille, in diesem Jahr EU- Kulturhauptstadt, kennt je- der. Den Namen der anderen EU- Kulturhauptstadt dieses Jahres wird mancher noch nie gehört haben.

Dabei ist Košice, deutsch Kaschau, ungarisch Kassa, etwa 80 Kilome- ter von der ukrainischen Grenze entfernt im Osten der Slowakei ge- legen, nach der Hauptstadt Bratisla- va die zweitgrößte Stadt des Landes.

Ungefähr 250 000 Menschen leben hier, nahe der historisch bedeuten- den Region Zips und dem National- park „Slowakisches Paradies“.

Der Bahnhof ist eine Großbau- stelle und wird gerade vollständig saniert. Ein Plakat heißt Ankom- mende auf Englisch willkommen, der Gruß in Slowakisch ist von ei- ner Plane zum Teil verdeckt.

Ab dem 13. Jahrhundert war der Ort eine der Metropolen Europas.

Etwa 300 Jahre später begann der Niedergang der damals oberungari- schen Stadt. Erst kamen die Tür- ken, dann die Habsburger. Versu- che, sich von der habsburgischen Herrschaft zu befreien, scheiterten.

Zwischen 1938 und 1945 gehörte Kassa wieder zum damals faschis- tischen Ungarn. Nach 1945 setzte man vor allem auf die Stahlindus- trie. Heute ist der Konzern US- Steel mit etwa 16 000 Angestellten größter Arbeitgeber der Ostslowa- kei. Auch mit anderen ausländi- schen Firmen kooperiert man er- folgreich. So ist die Arbeitslosig- keit in Košice deutlich niedriger als im übrigen Osten des Landes, wo sie um die 30 Prozent liegt.

Der Marktplatz (Hlavné námes- tie) im Zentrum der Altstadt ist kein viereckiger Platz, sondern ei- ne langgezogene Fußgängerzone, die sich mehrere Hundert Meter zwischen zwei Häuserzeilen mit prächtigen Gebäuden erstreckt.

Ein Café reiht sich an das andere.

Zwischen 1994 und 1999 ließ der damalige Bürgermeister Rudolf Schuster, später Präsident der Slo- wakei, die Altstadt komplett reno- vieren. Im südlichen Teil des Plat- zes stößt man auf den gotischen Elisabeth-Dom, Anfang des 16.

Jahrhunderts fertiggestellt und die größte Kirche der Slowakei. Ein unbekannter Künstler gestaltete den Flügelaltar mit Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth.

In einer Nebenstraße, der Mäsi- arska, erinnert eine Ausstellung an den Schriftsteller Sándor Márai, der 1900 in Košice geboren wurde und hier aufwuchs. In seinem Werk kehrt er immer wieder in seine Ge- burtsstadt zurück. Eine Straßen- ecke weiter findet man Márai als Statue: Die Beine übereinanderge- schlagen, sitzt der Dichter auf ei- nem Stuhl. Wer möchte, kann ihm gegenüber auf einem leeren Stuhl Platz nehmen.

Die medizinische Fakultät und Poliklinik ist nach Louis Pasteur benannt und liegt im Westen der Stadt auf einem Hügel. Das riesige, graue Gebäude könnte etwas Farbe vertragen. Ein schwieriges Kapitel:

Etwas weiter im Süden leben in ei- nem slumartigen Stadtteil (Lunik 9) etwa 7 000 Roma. Ende der 80er Jahre hat man sie aus dem Zentrum an den Stadtrand umgesiedelt. Mit geschätzt 400 000 Menschen, circa 7,5 Prozent der Bevölkerung, stel- len Sinti und Roma nach den Un- garn die zweitgrößte Minderheit des Landes. Seit der „Wende“ sind die meisten arbeitslos, die Integra - tion in eine Marktwirtschaft fällt deutlich schwerer als in eine Plan- wirtschaft. Eine gute Nachricht:

Das professionelle Košicer Roma- Theater kann auf mehr als 40 Pro- duktionen verweisen.

Dass zum multikulturellen Kon- zept der EU-Kulturhauptstadt nicht nur Slowaken, Ungarn, Ruthenen, Ukrainer und Roma gehören, zeigt der „Retro Cult Club“ in der Ko- vácska mit einer „Brasilian Beach Party“: Ein Teil der Straße ist mit Sand bedeckt, und auf einem Podest tanzen vier knapp bekleidete Frau- en mit Federschmuck Samba.

Christof Goddemeier Alte Pracht: In den

1990er Jahren ließ der damalige Bür- germeister, Rudolf Schuster, die Alt- stadt von Košice komplett renovie- ren. Von der zweit- größten Stadt Slo- weniens aus ist es nicht mehr weit bis zur ukrainischen Grenze.

Foto: picture alliance

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